Aha. Das musste einer der Haussklaven sein. Und so wie er ihn ansah und begrüßte musste er ihn wirklich für einen Bettler halten. Verflucht!
"Salve. Mein Name ist Iullus Quintilius Sermo. Ich bin ein Vetter des Quintilius Valerian und wünsche in die Casa meiner Geburt eingelassen zu werden." Er antwortete seinem Gegenüber ebenso höflich wie er begrüßt worden war. Mit einem Blick an sich herunter fügte er dann noch hinzu: "Hm, entschuldige mein jämmerliches Auftreten. Die Reise war lang, die Straßen Romas sind schmutzig und überfüllt und ich war nicht gewillt die öffentlichen Thermen zu besuchen, bevor ich hier meine Anwesenheit kundgetan hatte." Würde der Sklave ihm seine Geschichte abkaufen? Wenn nicht müsste er wohl noch einige Argumente hinzufügen oder gar aus seiner Kindheit zu erzählen anfangen. Na hoffentlich blieb ihm das erspart.
Beiträge von Iullus Quintilius Sermo
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Aus Ostia kommend hatte Sermo zunächst dafür gesorgt, dass seine Bagage irgendwo unterkommen konnte. Er hatte ihnen eine billige Bleibe in der Subura besorgt, die die drei von nun an selbst finanzieren mussten. Sie konnten ihm ja nicht ewig auf der Tasche liegen, sonst war er nämlich bald pleite. Als nächstes hatte Sermo an einem Altar des Mercur an einer Straßenecke eine kleine Gabe geopfert, als Dank für die überstandene Reise. Ebenso brachte er Neptun ein kleines Opfer dar, für die gefahrlose Überfahrt. Dann endlich hatte er sich zur Casa Quintilia aufmachen können. Er hatte sich durch die verstopften Straßen gekämpft und den Gestank von Exkrementen und Abfällen tief eingesogen. Ja, so roch seine Heimatstadt zur Mittagsstunde, wenn die Sonne die Kothaufen in der Gosse dampfen ließ!
Dann hatte er sein Ziel endlich erreicht. Die Casa Quintilia hatte in den Jahren ihr Aussehen gewechselt, irgendwie sah sie nun...frischer aus?! War etwa renoviert worden? Gut möglich, dass Valerian einiges getan hatte. Sermo war gespannt auf den Vetter, den er schon lange nicht mehr gesehen hatte. Ob sein Brief angekommen war?
*klopf* *klopf* *klopf*
Seine Hand hatte den Türklopfer ergriffen und bat so geräuschvoll um Einlass. Mit einem kurzen Blick an sich herab wurde Sermo bewusst wie verhunzt er aussah in seinen staubigen, durchgeschwitzten Klamotten. Doch jetzt noch umzudrehen und den Thermen einen Besuch abzustatten war dann auch nicht seine Art. Also lieber ein freundliches Gesicht aufsetzen und sich im besten Licht präsentieren. Und wehe dem Türsklaven, wenn er ihn als Bettler wieder wegschickte! -
Wenige Stunden später hatte Sermo seine Kopfschmerzen mit viel Wasser und frischer Luft halbwegs besiegt, Lysandra und Sven hatten Proviant besorgt und Diocles war auch wieder aufgetaucht, ohne dass er nach seinem Verbleib gefragt wurde. Die vier packten ihre geringe Habe und wollten schon gehen, als Lysandra bemerkte: "Sagt mal...wie soll ich eigentlich meine Kleiderkiste transportieren?" Sermo verdrehte genervt die Augen und sah sich das Monstrum an. Da musste mindestens ein, wenn nicht anderthalb Svens hineinpassen. Und da es bis oben hin mit Klamotten gefüllt war, würden sie sich bis Rom die Armlänge verdoppeln. Nein, tragen kam nicht infrage. "Miete ein Wägelchen an und spann Diocles und Sven davor," verspottete Sermo die Lupa und verließ grinsend das Quartier. Ein lauter Fluch wurde ihm hinterhergeworfen, während er die Treppe hinunterstieg und den Wirt aufsuchte, der seine Trümmerschenke zusammenkehrte. Sermo bezahlte seinen Aufenthalt und ging dann nach draußen ins Hafengetümmel. Er fand bald einen Tagelöhner, der einen Karren mit einem pummeligen Pony mit sich führte. Wenig später kamen Lysandra und ihre beiden Packesel aus der Taverne gestolpert. Sie fluchten wie Fuhrmänner und wollten Sermo schon einen Einlauf für seine mangelnde Mitarbeit verpassen, als sie des Wägelchens gewahr wurden. "Der Mann wird unser Zeug bis nach Rom kutschieren. Und jetzt hört auf zu klagen." Damit war die Sache für ihn erledigt und der Quintilier ging zügigen Schrittes in Richtung östliches Stadtor. Hinter ihm beluden seine Gefährten eiligst das Wägelchen und trieben dann das Pony an, um ihn nicht zu verlieren. "Gaude Roma. Venio."* murmelte Sermo und freute sich auf sein Wiedersehen mit der Heimatstadt.
*Gaude Roma. Venio. = Frohlocke, Rom. Ich komme.
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Scheußliches Dröhnen. Eine ganze Kohorte schlug mit Stahlhämmern auf Sermos pampigen Schädel ein. Der Schmerz saß tief und fest im Hinterkopf und pulsierte wie eine Hauptschlagader beim Dauerlauf. Langsam wich die geistige Umnachtung und entfernte Stimmen erklangen. War er etwa schon im Elysium? Wie bei allen bösen Geistern hatte er das denn geschafft? Doch dann realisierte er langsam, dass er noch atmete, dass er den Schmerz in seinem Kopf bewusst spürte und dass die Stimmen ganz in seiner Nähe sein mussten. Sermo öffnete die Augen einen Spaltbreit und wurde von gleißender Helligkeit geblendet. Er ließ ein grausiges Brummeln hören und hielt sich den Schädel. Ganz vorsichtig richtete er sich auf. "Aha, mein Liebster Sermo ist wieder unter den Lebenden. Willkommen." Lysandra hatte ein schelmisches Grinsen aufgesetzt, insgeheim freute sie sich jedoch, dass es Sermo halbwegs gut zu gehen schien. Der schaute sich nur verwirrt um und versuchte sich an die Geschehnisse zu erinnern. "Was zum..."
Da tauchte Sven in seinem Sichtfeld auf. "Sermo, du bis' wieder wach! Mann, dieser große Kerl hat dich volle Wucht mit so'nem Stuhl auf'n Kopp erwischt! Bist umgefallen wie'ne Steinsäule!"
"Mhh, schrei nicht so..." erwiderte der Quintilier nur. Er ließ sich zurück ins Kissen fallen. "Was ist dann vorgefallen?" Lysandra antwortete diesmal. "Na, wir haben dich die Treppe hochgeschleift und ins Bett gelegt. Dann sind wir wieder runter und haben uns das Spektakel angesehen. In der Schenke war nämlich aus der kleinen Rauferei um meine Wenigkeit" - Lysandra hielt sich die Hand prinzessinnenhaft an die Stirn und klimperte wild mit den Wimpern - "eine ausufernde Kneipenschlägerei geworden. Diese Seeleute hatten Lust auf Prügel und schlugen alles kurz und klein, was ihnen in den Weg kam. So auch den Stuhl, dessen Überbleibsel deinen Kopf erwischt haben." Sie zuckte die Schultern. "Bis dann irgendwann die Cohortes Urbanae kamen und die Hunde herausgeprügelt haben. Ein paar wurden verhaftet, der Rest davongescheucht. Ein schönes Theater war das." Sie grinste schadenfroh und stand dann auf. "Wir gehen jetzt etwas Proviant für die Reise nach Rom kaufen. Sorg dafür, dass du in ein paar Stunden reisefertig bist." Sven und Lysandra verließen das Zimmer. Nach Diocles' Verbleib hatte Sermo sich nicht einmal erkundigt, es interessierte ihn auch nicht. Vermutlich war er gerade in irgendeinem Hinterhof und vögelte für Geld einen hübschen Knaben. Aber Sermo hatte ganz andere Probleme. Er verzweifelte an dem Gedanken, in Kürze aufstehen zu müssen und mit solch einem Brummschädel die Reise nach Rom antreten zu müssen. -
Am Abend ihrer Ankunft in Ostia gönnten sich die vier Reisenden noch ein paar Stunden im Schankraum der Taverne, in der sie untergekommen waren. Sie bestellten ein ausgiebiges Essen, das besser schmeckte als erwartet. Dann bestellte Sermo einen Krug Wein, an dem die anderen drei sich bedienten. Das Würfeln war ihnen auf der Reise langweilig geworden, weshalb sie nun einfach eine Weile da saßen und die Gäste betrachteten, die die Taverne betraten.
Nach einer Weile kam ein Herr zur Tür herein, er machte einen griechischen Eindruck. Zumal er die Koiné sprach, also vereinfachtes Griechisch, das rund um das Mare Internum verstanden wurde. Er machte es sich mit einem Jüngling und zwei Leibwächtern an seiner Seite in einer Ecke des Schankraums bequem und wurde auch sogleich bedient.
Lysandra und Diocles wechselten verschwörerische Blicke, Sermo zog gelassen die Augenbraue hoch. Sven hingegen schien das alles nicht zu interessieren, er goss sich lieber noch vom Wein nach. Lysandra und Diocles standen gemächlich auf und schlenderten zu dem offenbar wohlhabenden Mann herüber. "Salve edler Herr. Wenn ich mich vorstellen darf: Mein Name ist Christiána und dies ist mein ehrbarer Begleiter und Kitharist Oréstis." Die Hure säuselte aufs feinste. Sie hatte diese Nummer schon öfter durchgezogen. Nun würden die beiden den Herren bezirzen, Lysandra würde mit ihm nach Hause gehen und später mit seinem Geldbeutel wieder zurückkehren. Wenn alles gut ging. Sermo verlor das Interesse und schaute weiter im Raum umher.
Da fiel ihm eine Frau ins Auge, die ganz und gar sein Interesse weckte. Sie saß auf dem Schoß eines rauhbeinigen Matrosen, der mit seinen Kameraden würfelte und sah nicht so aus als wäre sie dort freiwillig anwesend. Sermo betrachtete sie eingehender. Ihr Haar fiel ihr in pechschwarzen Locken über die Schultern, ihre Züge waren filigran und ihr Körper wohlgeformt. Außerdem strahlte sie einen Stolz aus, der Sermo beeindruckte.Kurzerhand stand er auf, ließ sich vom Wirt einen weiteren Krug Wein geben und gesellte sich zu den Matrosen. Der junge Sven schaute nur verdutzt hinterher, er saß nun allein am Tisch. "Salvete," begrüßte er die Männer schlicht und schob sich mit auf die Bank. Ihm wurde zur Begrüßung ein Grummeln entgegengeworfen, die junge Frau schaute ihn nur trotzig an. Der Anführer der Gruppe stellte sich vor. "N'abend. Ich bin Chaeron. Wenn du mitspielen willst, brauchst du einen Einsatz." Er schien nicht gerade erfreut über Sermos Auftauchen, was den Quintilier insgeheim amüsierte. Er zeigte auf Diocles, der gerade mit seiner Kithara zugange war. "Wir spielen um Leute. Ich setze den da, du setzt die Frau." Verblüffung spiegelte sich im Gesicht des Seemannes. Er schaute die Frau auf seinem Schoß an und grunzte: "Die ist meins!" Sermo tat als wolle er aufstehen, während er gespielt enttäuscht erwiderte: "Schade. Wenn dir deine Feigheit das Würfelspiel gegen mich verbietet, dann muss ich mir wohl jemand anderen..." Chaeron schlug mit der Faust auf den Tisch. Feigheit würde er sich nicht nachsagen lassen. "Setz dich, Römer! Wir spielen. Um die Frau und den..." Skeptisch schaute er den Kitharisten an. "...den merkwürdigen Typen da."
Also los. Der Becher ging drei Mal herum, jeder der mit der höchsten Punktzahl am Ende der Runden gewann. Chaeron begann.
3 - 5 - 1
Der Kerl knirschte mit den Zähnen, während Sermo seelenruhig den Becher nahm und die Würfel klappern ließ.
4 - 2 - 5
Sermo zeigte keine Gefühlsregung. Der Matrose hingegen knurrte bedrohlich, während die Frau auf seinem Schoß gespannt dem Spiel zusah.
6 - 2 - 3
Und wieder war der stille Quintilier an der Reihe.
1 - 3 - 5
"Hrmpf. Gleichauf. Du wirst kein Glück mehr haben, Römer. Die Frau gehört mir..." Sermo ließ sich jedoch nicht von dem Gerede einschüchtern und beobachtete nur wie der Mann jetzt seinen letzten Wurf tat.
3 - 3 - 6
"Hm..." meinte der nur und reichte den Becher wieder zurück. Jetzt wurde es spannend. Sermo blickte in die Runde. Die Matrosen sahen ihn allesamt gespannt an, auch das Mädchen. Sie war höchstens fünfzehn, wie Sermo feststellte. Dann ließ er die Würfel rollen.
3...5.....6!
Sermo schmunzelte leicht. Chaeron jedoch schaute ungläubig auf die Würfelaugen. "Verfluchter Römer..." Der Quintilier nahm den Arm des Mädchens und entzog ihn der Pranke des Seemanns. "Du hast verloren. Ich nehme mir jetzt was mir zusteht. Hindere mich nicht daran." So stand er auf und nahm das Mädchen mit sich an seinen Platz. Die Seeleute waren einfach nur verblüfft und starrten ihnen eine Weile hinterher, dann wurden sie laut und verhöhnten Chaeron. Wein wurde nachgeschenkt.Insgeheim grinste Sermo. Er hatte etwas geboten, das er nicht hatte bieten können und etwas gewonnen, das er eigentlich gar nicht richtig haben wollte. Das Mädchen war zwar hübsch, aber schien ziemlich stur zu sein. Und sie sagte kein Wort. Sven hatte sich sofort in sie verguckt, auch wenn er bestimmt zwei Jahre jünger war. Was dem Quintilier jedoch während seines Spiels nicht aufgefallen war, sollte ihm jetzt offenbar werden. Offenbar war noch ein anderer Mann zu Lysandras und Diocles hinzugetreten und stritt sich nun um die Gunst der Hure. Mit einem Mal setzte ein Poltern und Brüllen ein und die Leibwächter der Männer sprangen sich gegenseitig an wie aufgehetzte Kampfhunde. Lysandra und Diocles konnten sich mit Mühe aus der einsetztenden Schlägerei herausziehen und standen plötzlich an Sermos Seite. "Schlägerei!" kreischte die Hure unnötigerweise. Reflexartig sprang der Quintilier auf und schob die ganze Meute seines lästigen Gefolges in Richtung Treppenaufgang. "Los, rauf. Aber zügig!" Er erwehrte sich eines heranfliegenden Stuhls und stieg über einen volltrunkenen Halunken hinweg. Doch bis zur Treppe kam er nicht, denn von irgendwoher traf ihn etwas am Kopf.
Sermo wurde schwindelig, der Boden schien ihm unter den Füßen abhanden zu kommen und mit einem Mal wurde alles Dunkel, als er in die Bewußtlosigkeit entronn... -
Ad:
Lucius Quintilius Valerian
Casa Quintilia
Roma - ItaliaSei gegrüßt mein Vetter Valerian,
heute bin ich in Ostia an Land gegangen. Ich werde im Laufe der nächsten Tage in Rom eintreffen und dann wie vereinbart in der Casa unserer Gens einziehen. Ich freue mich schon auf das baldige Wiedersehen und schicke dieses Schreiben lediglich vor, um dich über meine Ankunft zu unterrichten. Ich weiß, dass du deinen Dienst in der Castra Praetoria versehen musst, daher sorge bitte dafür, dass mir jemand die Tür öffnen kann.
Quintilische Grüße aus Ostia,
IVLLVS QVINTILIVS SERMO
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Ad:
Titus Quintilius Lupercus
Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
Mantua - ItaliaSei gegrüßt mein lieber Lupercus,
heute bin ich in Ostia an Land gegangen. Meine Reise verlief recht ruhig und problemlos. Ich beziehe Quartier in einer Hafentaverne und werde morgen nach Rom aufbrechen.
Wie ergeht es dir bei der Legion? Ist die Ausbildung einem römischen Soldaten angemessen? Welchen Rang bekleidest du? Ich bin mir sicher, dich bei unserem nächsten Zusammentreffen als gestählten Kämpfer des Imperiums zu sehen.
Bis dahin werde ich mich in der Urbs Aeterna einrichten. Die Casa Quintilia wird mir wie in unserer Kindheit als Wohnung dienen, während ich mich auf meinen Dienst an der Res Publica, am römischen Staat, vorbereite. Wünsch mir Glück!
Möge Mars dich auf deinen Wegen begleiten.
Brüderliche Grüße aus OstiaIVLLVS QVINTILIVS SERMO
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Die Zwei-Mast-Corbita - ihr Name war im Übrigen Glanz von Piraeus - auf der Sermo von Achaia aus aufgebrochen war, hatte an diesem Morgen den Hafen von Misenum verlassen. Ein starker Wind erfasste die Segel, die sich aufblähten und das Schiff flog über die Wellen hinweg. Sermo stand am Bug der Corbita und hielt seine Nase in den Fahrtwind, die aufspritzende Gischt genießend. Der kleine Sven hingegen balancierte wagemutig in der Tagelage, während Diocles mit seinem Erbrochenen die Fische fütterte. Sermo lächelte verhalten. Sie folgten der Küste und in diesem Moment kam endlich die Hafenstadt in Sicht, die das Ziel dieser Schiffsreise bedeutete: Ostia!
Im Portus Ostiae verließ Sermo schleunigst das Schiff, um zum Postamt zu gehen. Er hatte Briefe geschrieben, die er an seinen Bruder Lupercus in Mantua und an seinen Vetter Valerian in Rom schicken wollte. Hinter ihm begann die Mannschaft der Glanz von Piraeus die Ladung zu löschen, die von Tagelöhnern im Dienste eines Zwischenhändlers in eins der großen Lagerhäuser in Hafennähe gebracht werden würden. Sven und Diocles waren noch dabei ihre wenige Habe zu packen und besonders Lysandra zu helfen eine schwere Kleiderkiste vom Schiff zu hieven.
Wenig später kehrte Sermo auch schon zurück, denn das Postamt war nicht weit vom Hafen entfernt. Er entdeckte die drei Gestalten auf einem Haufen Kisten sitzend. "Der Kapitän wollte uns deinen Kram nicht vom Schiff holen lassen. Der Hund sagt du musst ihm erst die Reisekosten bezahlen," ereiferte Diocles sich, als er Sermo entdeckte. "Woran er gut tut," erwiderte dieser nur und zog seinen Geldbeutel. Er ging zum Schiff, wo er den Kapitän einmal mehr brüllend und scheuchend antraf. "He, Kleanthes! Hier hast du deinen Lohn für die gefahrlose Überfahrt. Hab dank für deine Mühen." Sermo drückte dem Mann eine Handvoll Münzen in die Hand plus eine Handvoll extra Münzen. "Ich komme auf dich zurück, falls ich dich irgendwann einmal brauche. Ich weiß ja wie ich dich finde." Der Kapitän grinste schurkisch und erwiderte mit leichter Verbeugung. "Quintilius, mein Schiff, meine Mannschaft und ich stehen dir gerne wieder zur Verfügung. Hab Dank für deine Großzügigkeit." Sermo nickte nur, klopfte dem Mann zum Abschied auf die Schulter und verließ dann mit seiner wenigen Habe das Schiff. Er rief seine drei Begleiter mit einem Pfiff zu sich und betrat sodann die nächstbeste Taverne, wo sie zu viert ein Quartier bezogen. Morgen würden sie nach Rom aufbrechen und bis dahin musste ja noch ihre Ankunft in Italia gefeiert werden. -
Sermo wachte mit Schrecken auf, als Lysandra sich im Schlaf herumdrehte und ihm ihren Arm mit voller Wucht auf die Nase schlug. Mit weit aufgerissenen Augen saß er aufrecht im Bett und fand schnell die Orientierung wieder. Er grunzte müde, kratzte sich am Bauch und gähnte ausgiebig. Draußen ließ sich nur ein leichtes Schimmern am Horizont erkennen, die Sonne würde erst in wenigen Momenten aufgehen. Gemächlich ließ er sich also aus dem Bett gleiten, zog sich seine Tunika über, wusch sich kurz das Gesicht und stakste dann hinaus aufs Deck. Dort lagen immer noch einige Matrosen, die ihren Rausch ausschliefen, was Sermo nicht daran hinderte in hohem Bogen über die Reling zu pinkeln. Nachdem er sich erleichtert hatte, stützte er seine Ellbogen auf die Reling und genoß das Schauspiel des Sonnenaufgangs. Dann fiel ihm etwas auf. Es wehte eine leichte Brise! Endlich würden sie wieder Fahrt aufnehmen können! Sermo trat die Tür zur Kapitänskajüte beinahe ein, weil dieser so langsam aufstand. "Was'n los, mich zu dieser frühen Stunde schon...?!" polterte der säuerlich los, stockte jedoch als er Sermos Handbewegung gewahr wurde. Dieser steckte seinen Zeigefinger in den Mund und hielt ihn dann senkrecht in die Luft. Der Kapitän runzelte die Stirn und trat ins Freie, wo er sofort den Wind bemerkte. Nun ging das Kommandieren los, das Brüllen, das Hetzen, Segel setzen. Die Männer waren wieder motiviert, die Reise ging endlich weiter.
Nach einigen Stunden kam dann endlich die südlichste Spitze des italischen Stiefels in Sicht. Diese wurde nach Westen hin umrundet. In Messana wurde angelegt; Vorräte auffüllen, eine Stunde Landgang. Sven und Diocles waren ungemein glücklich endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und rannten sofort ins Hafengetümmel hinein. Sermo schritt anstandsgemäß die Planke hinunter und steuerte erst einmal auf den nächsten Barbier zu. Lysandra folgte ihm auf Schritt und Tritt, doch als sie sein Ziel realisierte, wandte sie sich desinteressiert ab und verschwand ebenfalls im Getümmel. Sermo atmete auf. Mit den dreien würde er sowieso noch genug Zeit verbringen müssen, ihm war nur recht, wenn sie ihn jetzt ihn Ruhe ließen.
Der nächstbeste Barbier hatte ein paar Stühle vor dem eigentlichen Geschäft stehen, die im Schatten eines Bäumchens eine angenehme Rasur versprachen. Sermo setzte sich dort und wurde sogleich freundlich begrüßt. Ein Herr mittleren Alters nahm sich seiner an. Sermo blieb wortlos sitzen. Er verspürte keine Lust, sich mit dem Mann zu unterhalten und genoss es einfach, mal wieder vernünftig rasiert zu werden. Zu seinem Unglück setzte sich bald ein beleibter Herr in den Stuhl neben ihm, der offenbar sehr gesprächig war.
"Salve der Herr. Na, auch mal wieder eine Rasur nötig? ... Heute ist aber auch ein schöner Tag, da kommt man glatt in Versuchung sich in den Garten zu setzen und den Enkeln beim Ballspielen zuzusehen. ... Bla-bla-bla-blubb." Sermo verdrehte die Augen und schaute stur geradeaus. Lieber nichts sagen, hinterher denkt der Kerl noch er könne ihn auf einen Wein einladen!Das Schicksal ist unausweichlich. Und so konnte auch der beleibte Kerl im Stuhl neben Sermo seinem Schicksal nicht entgehen. Der Lehrling des Barbiers setzte seine Klinge an und schabte gekonnt Haare von der Wange des Mannes, da kam Lärm in einer Gasse in der Nähe auf. Eine Horde Blagen rannte einem Ball hinterher, warf dabei Leute und Stände um und rollte zügig auf den Barbier zu. Der Lehrling war nun am Hals des fetten Mannes angekommen und setzte gerade erneut seine Klinge an, während Sermo schnell das culter tonsorius* von sich schob. Es kam wie es kommen musste. Der Ball traf den Mann, der zuckte und sich damit selbst die Kehle aufschlitzte. Mit einem gurgelden Röcheln und einem dumpfen Geräusch schlug er neben seinem Stuhl im Staub der Straße auf. Der Lehrling schrie, die Kinder schauten nur ganz verdutzt.**
In der Stille schnippte Sermo ungerührt mit dem Finger. Der Barbier sollte weitermachen. Der schaute erst ganz entsetzt und tat dann auch wie geheißen, während neben ihm der Sterbende fortgebracht wurde. Wenig später stand der Quintilier frisch rasiert und quicklebendig vom Stuhl auf und drückte dem Barbier ein paar Münzen in die Hand. Er ging wieder Richtung Schiff, erstand auf dem Weg noch ein süßes Teilchen und etwas verdünnten Wein und schlenderte dann über den Hafen.
Kurze Zeit später waren alle Reisenden zurück an Bord und die Reise konnte weitergehen. Zumindest noch ein paar Stunden bis zum Sonnenuntergang, dann würde in Misenum geankert werden.*culter tonsorius = Rasiermesser
**Die Geschichte ist entlehnt aus einem Latein-Lehrbuch mit Namen "Felix"von C.C.Buchner. Obige Anekdote ist zu finden in Lektion 33: "Straftat oder Überfall?". -
Die Zwei-Mast-Corbita, welche Sermo zum Transport diente, kam längsseits des fremden Schiffes. Die Möwen kreischten wild, während Mannschaft und alle Mitreisenden gespannt hinüber blickten. Das fremde Schiff war eine Ein-Mast-Corbita, vermutlich ein kleineres Handelsschiff. Je näher sie kamen, desto intensiver stieg dem Quintilier ein merkwürdiger Geruch in die Nase. Einer der Matrosen, ein Veteran der Classis, riss die Augen auf und stieß seinen Kapitän an. "Ecce magister navis!* Dort gibt es nur Tod für uns!" Ein erschrockenes Keuchen ging durch die Reisenden, als sie nun auch einen Einblick auf das Deck erhielten. Dort lag die Mannschaft, niedergestreckt von Hunger und Seuche, zerpickt von Möwen. Sermo rümpfte die Nase, der Gestank des Todes war nur schwerlich zu ertragen. Lysandra die Hura kreischte und schlang sich Diocles an den Hals, der kleine Sven verzog angewidert das Gesicht und der Veteran der Classis spuckte vor Ingrimm aus. "Weg hier!" brüllte der Kapitän seinem Steuermann zu, der sofort das Ruder herumriss und das verseuchte Schiff auf Abstand brachte.
"Mors certa, hora incerta**," murmelte Sermo nachdenklich und sah dem sich entfernenden Totenschiff noch lange hinterher, während die anderen sich wieder ihrem Spiel oder der Arbeit widmeten.Der restliche Tag verstrich und es dämmerte langsam. Wie schon die vielen Tage zuvor langweilten die Männer sich und vertrieben sich die Zeit mit dem wenigen Wein, der noch vorrätig war. Während also die Mannschaft am Bug die Langeweile mit Suff vertrieb, hatten es sich die vier Mitreisenden es im Heck bequem gemacht. Dort waren zwei Kabinen. Eine für den Kapitän, der dort seine Hängematte und Navigationskrempel hatte. Die andere hatte Sermo extra für seine kleine Reisegemeinschaft gemietet. Der Raum war schlicht, aber bequem eingerichtet. An den Wänden entlang hatte man nämlich niedrige Bettkästen gezimmert, die mit Stroh gefüllt waren. Dort schliefen die vier Reisenden, jeweils zwei nebeneinander.
An diesem Abend gab Sermo sich ein weiteres Mal seinen fleischlichen Gelüsten hin. Lysandra war schon seit Jahren seine Favoritin unter den ihm bekannten Huren Athens und auch diese Nacht wollte er sie besteigen. Dazu hatte er auch jedes Recht, denn immerhin bezahlte er ihr und ihren beiden Freunden die Überfahrt nach Italia. So ließ Lysandra sich auch gern von ihm verwöhnen und störte sich auch nicht daran, dass Diocles und Sven nur einen Katzensprung von ihnen entfernt am Boden saßen und wieder einmal würfelten. Vom Stöhnen und knarzen der Betthölzer genervt schmiss Sven irgendwann die Würfel hin und stand auf. "Bei Freya, das is' ja nich' mit anzuhör'n. Entweder ich darf mitmach'n, oder ihr geht unter Deck und treibt's zwischen den Frachtkisten!"
Verblüfft sahen Sermo und Lysandra zu dem Jungen, der sie so keck angemacht hatte. Der Quintilier fand als erster die Sprache wieder. Amüsiert von Svens nordischem Akzent verhöhnte er den Jungen: "Du Hänfling kriegst doch noch gar keinen hoch, wie willst du denn hier mitmachen?" Lysandra kicherte, verstummte aber ganz schnell, als Sven sich kurzerhand entblößte. Sein Geschlecht stand aufrecht und die Hure grinste Sermo belustigt an. "Na komm schon, mein liebster Sermo. Lass den Jungen sich probieren, vielleicht ist er gar nicht so schlecht." Sie kicherte wieder, aber Sermo runzelte nur die Stirn. "Nichts da. Wenn es euch nicht passt, dass wir hier unseren Spaß haben, verschwindet halt. Du Pimpf kommst mir heute nicht mehr zum Zug!" Da nahm der Diocles den Jungen bei der Hand, zog ihn wieder an und die beiden gesellten sich zu den Matrosen, die sich draußen die Kante gaben. "So. Wo waren wir stehen geblieben?" fragte Sermo rhetorisch, bevor er die Stellung wechselte und mit Sicht auf Lysandras Rücken fortfuhr.
Die Nacht wurde stockfinster und die Wellen schwappten gegen den Schiffsrumpf, während die Stunden dahinstrichen...*Ecce magister navis! = Schau da, Kapitän!
**Mors certa, hora incerta = Der Tod ist sicher, die Stunde unsicher. -
Titus Quintilius Lupercus und ich unterstehen noch immer unserem Vater Marcus Quintilius Drusus. Der ist allerdings schon längst im Elysium. Ich bitte daher, uns zu freien Familienmitgliedern zu machen. Danke.
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Die Wege der Parzen* sind unergründlich.
Die Zwei-Mast-Corbita glitt gemächlich über die Wellen. Heiß brannte die Sonne vom beinahe wolkenlosen Himmel herab auf die Deckplanken. Dort saßen - vertieft ins Würfelspiel - ein Grüppchen merkwürdiger Gestalten. Diocles, der junge griechische Kitharist, warf gerade die Würfel. Er seufzte, als er das blamable Ergebnis erkannte und reichte den Becher weiter an Lysandra, die Hure. Sie grinste anzüglich und küsste den Würfelbecher mit ihren knallrot geschminkten Lippen, die einen Abdruck hinterließen. Die Würfel rollten und Lysandras Grinsen blieb bestehen. Ihr Wurf war besser gewesen. Der nächste im Kreis war der kleine Sven, ein Bettlerjunge nördlicher Herkunft, vermutlich ein entlaufenes Sklavekind. Der würfelte ohne ein Wimperzucken und machte scheinbar das höchste Ergebnis, denn er lachte mit seiner hohen Knabenstimme, während die anderen beiden eine Schnute zogen.
Sermo wandte sich ab und ließ seinen Blick über das Wasser schweifen. Er stand an der Reling und beobachtete die Wellen. Seit Tagen war bereits Flaute und das verfluchte Schiff dümpelte auf dem Wasser vor sich hin. Die Reise hätte nur ein paar Tage dauern sollen, doch nun waren sie schon fast doppelt so lange unterwegs wie geplant. Sermos Blick entschweifte in die Ferne. Er sinnierte über seinen bisherigen Lebensweg.
Geboren war er im Zentrum der Welt, in der ewigen Stadt, in Roma. Er war der zweitälteste von drei Söhnen des Marcus Quintilius Drusus, einem verdienten Offizier der Legio Secunda. Mit seinen Brüdern Titus Quintilius Lupercus und Marcus Quintilius Valentinus wuchs Sermo in der Casa Quintilia auf. Sie hatten eine abenteuerreiche Kindheit in den Straßen der Urbs Aeterna und lernten die Stadt zu lieben. Als die Brüder dann langsam aus dem Knabenalter herauswuchsen, schickten ihre Eltern sie nach Griechenland, wo sie eine umfangreiche Ausbildung erhalten sollten. Der Älteste, Lupercus, war bereits vor Jahren fertig geworden und zur Legion in Mantua gegangen. Sermo hatte seine Ausbildung vor Kurzem endlich abgeschlossen und auch Valentinus hatte seine Zeit in Griechenland für beendet erklärt. Die beiden jüngeren Brüder hatten sich in Piräus, dem Hafen Athens, eingeschifft. Jedoch ging es in unterschiedliche Richtungen. Valentinus wollte nach Alexandria, um sich bei den Legionen in Nikopolis einzuschreiben. Der Chaot war wohl von der Abenteuerlust befallen. Hoffentlich würden ihm die Centuriones Disziplin und Ordnung eintrichtern.
Sermo allerdings wollte zurück nach Rom. Er würde die Casa Quintilia wiedersehen, sich dort einrichten und seinen Geschäften nachgehen. Alte Freunde wiedertreffen, sich mächtige Fürsprecher suchen und dann in die Politik gehen. Er wollte den Cursus Honorum beschreiten. Doch das war ein Traum, den zu erreichen er noch in weiter Ferne sah. Vor ihm lag ein steiniger Weg. Gut, dass seine Sandalen aus dickstem Leder waren.
Und dann ertönte der Ruf des Ausgucks. "Schiff in Sicht!" hieß es. Sermos Blick suchte am Horizont und fand bald was die Blicke auf sich zog. Ein Schiff, mit zerfetzten Segeln, umgestürztem Mast und keinerlei Rudern trieb vor ihnen her. Über dem Schiff hing eine Traube flatternder Möwen, die ein grässliches Gekreische von sich gaben. Der Kapitän gab Befehl, das Schiff anzusteuern. Sermo kniff die Augen zusammen und starrte hinüber zu dem fremden Segler. Hier musste erst vor kurzem ein Unwetter gewesen sein.*Parzen=Römische Schicksalsgöttinnen
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@ Valerian: Danke und danke. Ich habe einen steinigen Weg nach oben bereits in Betracht gezogen und mich damit abgefunden. Ich bin der Gens Quintilia bewusst beigetreten, um nicht ein weiterer Aufsteiger im Schatten wichtiger Leute zu sein, sondern weiteren Neulingen unserer Gens eben dieses später ermöglichen zu können. Ich bin goldrichtig.
@ Magnus: Vielen Dank für's Freischalten und für die Tipps. Man sieht sich vor den Toren Roms.
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Salve Valerian
Etwas Abwechslung kann nicht schaden, oder?
Mein Char in groben Zügen:
- Kindheit in Rom
- Jugend und Ausbildung in Griechenland
- strebt politische Karriere an, die ihn hoffentlich irgendwann in hohe Positionen des römischen Staates führtAnsonsten ein grober Umriss des Charakters:
Sermo ist intelligent, gerissen, ziemlich egoistisch, allerdings auch loyal und vor allem der Gens treu. Über seine politische Einstellung muss ich mir noch Gedanken machen.
Achja und er ist ein ziemlich fieser Zeitgenosse.Grob genug?
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Soderle, ich melde mich mal wieder zurück. Habe mich wie folgt entschieden:
Name: Iullus Quintilius Sermo
Stand: Civis
Gens: Quintilia
Wohnort: RomSo wie ich das verstanden habe, ist jetzt die Erlaubnis der Gens erforderlich?
Grüße
Iullus -
Salve und vielen Dank.
Ich schau mich dann erst einmal um... -
Hallo,
ich möchte gerne im IR mitmachen. Was muss ich dazu tun?
Gruß
Iullus