Beiträge von Iullus Quintilius Sermo

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Quintilius Sermo, komm' mal bitte zu uns." Dann konnten die drei das gleich direkt besprechen. "Annaeus Modestus - Quintilius Sermo - ich nehme an, ihr kennt euch schon", stellte er die beiden gegenseitig pro forma vor. "Es geht um deine mögliche Ernennung zum Ritter. Jetzt brauchen wir harte Fakten: Landbesitz? Wunschposten?"


    Ah, er wurde bemerkt! Und gleich darauf auch noch herangewunken, welch Glück. Er entschuldigte sich bei Mettius Serranus und machte die wenigen Schritte zu M&M hin."Salvete. Mein Patron." Er begrüßte selbstverständlich erstmal der Höflichkeit halber seinen Patron, dann wandte er sich dem Annaeus zu. "Wir kennen uns in der Tat noch nicht. Annaeus, ist mir eine Ehre." Sie kannten sich natürlich noch nicht, denn Sermo war in keinster Weise eine jener Personen, deren Stand ausreichte um mit einem Senator zu plaudern, sofern der Annaeus überhaupt einmal zur Salutatio erschien.
    "Landbesitz habe ich keinen nennenswerten," gab Sermo daraufhin ehrlich zu, ohne dadurch jedoch beschämt zu sein. Er hatte schlichtweg nichts brauchbares geerbt und bisher auch noch nicht die Möglichkeit gehabt, ausreichend Land zu erwerben. Und eine popelige Wohnung sein Eigentum nennen zu können, zählte in diesem Fall klarerweise nicht. "Auf kurze Sicht würde ich zunächst einen Verwaltungsposten vorziehen, da ich das militärische Studium noch nicht begonnen habe. Später würde ich einen Kommandoposten bei einer Einheit jedoch nicht ausschließen." Das beantwortete hoffentlich beide Fragen zur Genüge. Noch etwas? Sein Blick glitt fragend von Modestus zu Macer, wo er erwartungsvoll verharrte. Das hier war seine Chance. Jetzt galt es!

    Wie verabredet hatte Sermo ein Abendessen in gemütlicher Zweisamkeit vorbereiten lassen. Das Tablinum war mit zwei Clinen ausgestattet worden, die im rechten Winkel zueinander standen, was das Gespräch erleichtern sollte. Die mensa, der Speisetisch, war in für Sermo typisch schlichter Art und Weise nur mit einem kleinen Gesteck geschmückt, das aus Reben, Winterblumen und Immergrün bestand. Der Rest des Raumes war ebenso schlicht ausgestaltet. Leuchtende Wandmalereien luden zum Schwärmen ein, während einige wenige Bücherregale dem Raum die völlige Leere nahmen. Etwas abseits stand ein Beistelltisch mit verschiedenen Fruchtsäften und der obligatorischen Weinkaraffe, die zum Mischen herhielt.
    Der Hausherr selbst trug die vestis cenatoria, die bequeme Tischkleidung eines Römers, in einem dunkelgrünen Farbton. Auf den Streifen, der seinen Stand des Ordo Equester kennzeichnete, hatte er wohlweislich verzichtet. Sein Bart war frisch gestutzt, die Haut wie immer mit wohltuenden Salben gepflegt. Im Gegensatz zu vielen, viiielen anderen Römern legte er übermäßig viel Wert auf gute Körperpflege. Natürlich behielt er das meist lieber für sich, um nicht weibisch zu wirken. Doch Eitelkeit war eben eine besondere Eigenschaft seiner Person, die er sich nie so recht hatte austreiben können, aller gelegentlich durchgreifender Disziplin zum Trotz. Das Bild des stattlichen jungen Mannes rundete eine Duftwassermischung aus Sandelholz, Lavendel und Moschus ab, die der Quintilius nun schon seit Jahren zu benutzen pflegte, wenn möglich.
    So vorbereitet und mit einem mutigen Vorhaben im Sinn erwartete er seinen liebreizenden Gast.

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    Diomedes


    "Danke," meinte Diomedes auf die Bestätigung hin. "Ja gern, einen Moment würde ich wohl reinkommen," erklärte er daraufhin, das Angebot des Ianitors dankend in Anspruch nehmend. Es war ja doch schweinekalt da draußen. So war man froh um jeden Augenblick im Warmen. Zumal Diomedes' Knochen die Kälte mittlerweile auch nicht mehr so gut vertrugen wie früher.
    Nach ein paar Minuten herumlungern und Geplauder raffte er sich dann wieder auf und verließ noch einmal dankend die Casa. Und er war froh, seinem Herrn die Zusage der Decima überbringen zu können.





    SKLAVE - IULLUS QUINTILIUS SERMO

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    Diomedes


    "Salve," grüßte Diomedes zurück, als ihm geöffnet wurde. Dankbar trat er näher. "Ich bin hier im Namen meines Herrn Iullus Quintilius Sermo. Er lässt deiner Herrin Decima Seiana ausrichten, dass er ab heute für einige Tage in Rom verweilen wird und läd sie ein, ihn bei Gelegenheit in seinem Haus aufzusuchen. Er würde sich sehr über ein Wiedersehen freuen." Jawoll, nicht umsonst war Diomedes zur Schule gegangen. Gute Präsentation war das A und O eines Boten.





    SKLAVE - IULLUS QUINTILIUS SERMO

    Sermo war auch unter den Klienten, die hinter Annaeus Modestus auf ihren Zug warteten. Er war zu Macers Wahlsiegfeier nach Rom angereist und verbrachte nun noch zwei, vielleicht drei weitere Tage in persönlicher Angelegenheit. Es gab Dinge zu regeln. In der Casa Quintilia genauso wie auch in Sachen Werdegang. So stand er mit Decimus Mettius Serranus, seinem alten Freund und Mitklienten, etwas versetzt und unterhielt sich angeregt über dessen weitere Pläne. Irgendwann würde der Annaeus schon zum Ende kommen und Sermo könnte sich einbringen. Er wollte endlich Ritter werden! So platzierte er sich schonmal taktisch so, dass Macer ihn unschwer erblicken konnte und versuchte auch gelegentlich schon Blickkontakt herzustellen. Ein grüßendes Nicken musste zumindest drin sein, um Aufmerksamkeit zu erregen. Sollten die anderen Klienten doch warten.

    Sim-Off:

    Um das ganze nicht total in die Länge zu ziehen, sparen wir uns doch diesmal einfach den Threadwechsel, wenn's recht ist.
    Ich hab übrigens keine Ahnung von diesen vier Tempeln, stell bloß keine Fragen. :D


    Offenbar hatte er seine Worte nicht schlecht gewählt, denn Seiana wusste nichts mehr dazu zu sagen. Oder wollte nicht, je nachdem. Jedenfalls bekam er keine Widerworte oder ähnliches, wie man es manchmal von Frauen gewöhnt war. Umso besser, Sermo gefiel das.
    Das Gespräch nahm seinen Lauf und auch Seiana und Sermo kamen weiter voran durch die Menge, bis sie endlich vor den Tempeln angelangten. "Kein Grund zur Freude für den Privatmann Quintilius Sermo," erwiderte er auf die Frage der Decima, die er sich zuvor ja bereits in Gedanken beantwortet hatte. Er grinste verschmitzt, als er fortfuhr. "Wer hat schon Interesse an steigenden Mieten? Andererseits, als Duumvir freut es mich natürlich." Das Thema hakte er dann ganz schnell ab, indem er auf die republikanischen Tempel hinwies. "So, bittesehr. Das sind die vier republikanischen Tempel. Möchtest du sie besichtigen? Sie sind beinahe ebenso prächtig wie das Kapitol." Er führte sie auf den Tempelvorplatz, wo sich die Menschenmengen zum Glück gut lichteten. Hier hatte man Muße, die Architektur zu betrachten und einen Augenblick inne zu halten. "Direkter Nachbar der Tempel ist offensichtlich übrigens das Theatrum Ostiensis, das du zu deiner Rechten sehen kannst." Wahrlich, das Theater war kein übersehbarer Bau. "Und direkt dahinter siehst du jetzt gerade nicht den Platz der Korporationen, wo die vielzähligen verschiedenen Vereine der Stadt ihren Sitz haben." Er deutete zwischen Tempeln und Theater vorbei auf ein paar Insulae, hinter denen sich seiner Beschreibung nach der Platz befand. Ein Schmunzeln umspielte seine Mundwinkel, war das doch eine praktische Art seine Stadtführung ohne viel Herumgelaufe durchzuführen. Aber er ginge sowieso davon aus, dass die Decima sich zumindest das Theater noch ansehen wollen würde. Danach musste aber jedenfalls noch etwas Zeit für ein gemeinsames Essen sein, das hatte er sich geschworen. Die Auctrix kam hier so schnell nicht wieder so einfach weg.

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    Diomedes


    Es klopfte gut hörbar an der Porta der Casa Decima. Diomedes, quintilischer Sklave und Mädchen für alles, war hergekommen, um eine Nachricht zu überbringen. Während er wartete, zog er seinen Umhang enger, denn ein fieser kalter Wind fegte durch die Straße und wirbelte Dreck auf. So ein widerliches Wetter in diesen Tagen!





    SKLAVE - IULLUS QUINTILIUS SERMO

    Es hatten sich in den letzten Wochen gravierende Veränderungen in Sermos Planung ergeben, die sich schließlich in einer kurzfristigen Planänderung seiner Karriere niederschlugen. So erhielt der Stadtschreiber folgende Nachricht.


    Ad: Curia Ostiensis


    Hohe Curia Ostiensis,


    ich, Iullus Quintilius Sermo, sehe mich leider gezwungen meine Kandidatur zum Amt des Duumvirs im Rahmen der kommenden Wahlen zurückzuziehen.




    IVLLVS QVINTILIVS SERMO
    _______________________________
    DUUMVIR - OSTIA


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    Schmerzlich wurde Sermo bewusst wie unvorteilhaft (für die Männerwelt) Seiana das Bild interpretierte. Darüber hatte er bisher nur geringfügig nachgedacht, hatte er sich einfach nur darüber amüsiert, dass überhaupt so eine unflätige Darstellung in einem Götterbildnis Platz hatte. Jetzt runzelte er die Stirn, während er Seianas Worte hörte. So unvermittelt darauf hingewiesen, dass das Bild ihm als Mann doch eigentlich nicht gefallen sollte, schwieg er auch noch, als die Decima ihre Ansichten über den Anspruch an sich selbst darlegte. Während sie daraufhin den Blick geradeaus gerichtet hielt, sah Sermo sie sehr direkt an. Mit hochgezogenen Augenbrauen und einer Spur von Beeindruckung in der Miene. "Decima, du bist eine bescheidene Frau," begann er dann. "Es ehrt dich, dass du so wenig nach Berühmtheit und Lob eiferst." Anerkennend schürzte er die Lippen, den Blick nun seinerseits geradeaus gerichtet.


    "Es ist doch so viel schöner inkognito seine Stadt erleben zu können. Wie sonst soll man mal ruhige Gespräche mit den Ladenbesitzern oder den Brettspielern am Straßenrand führen, die doch so viel Lebensweisheit geben können?" Er mochte es, sich einfach mit den Alten zusammenzusetzen und ihre Meinung zu aktuellen Sachlagen zu hören. Man musste ja auch irgendwie ausloten können, wie die Stimmung in den Straßen war, was die Leute über einen dachten und wie sein Wirken in der Bevölkerung ankam.
    "Was mir in Ostia am besten gefällt?" wiederholte er die unerwartete Frage daraufhin überrascht. "Nun..." Einen Augenblick dachte er nach. Da gab es so einiges, das er hier mochte. "Ich bin in Rom aufgewachsen, musst du wissen. Daher gründet sich meine Sympathie für Ostia mittlerweile besonders aus der Tatsache, dass es hier - trotz dass Ostia eine Großstadt ist (40.000 Einwohner waren ja nicht wenig) - wesentlich ruhiger ist und dennoch immer reges Treiben herrscht. Rom ist groß, geschäftig und schmutzig, Ostia ist groß, geschäftig und dennoch schön. Es gibt ein Forum, das Mittelpunkt der Stadt ist. Es gibt ein Theater, in dem sich die Nobilitas Ostiensis regelmäßig trifft, es gibt wenige ausgewählte aber dafür prächtige Tempel und es gibt nicht übermäßig viele und überfüllte Thermenanlagen." Er legte den Kopf etwas schief und lächelte, stolz auf die Stadt, die er leitete. "Und trotz der Nähe zum ach so verheißungsvollen Rom zieht es täglich mehr Menschen hierher, die die Insulae füllen und für steten Wohnungsbau...und steigende Grundstückspreise sorgen." Den letzten Fakt sprach er mit einer Mischung aus Säuerlichkeit und Sarkasmus aus. Er konnte es als Duumvir zwar nur begrüßen, wenn die Preise stiegen. Doch als Privatmann betraf das natürlich auch ihn persönlich, den man ja nun leider noch nicht reich nennen konnte.

    Es regnete in Strömen. Und das schon seit Tagen. Sermos Laune war total im Keller. Man hatte ihm erklärt, dass es im November hier mindestens ein, wenn nicht zwei total verregnete Wochen gäbe, aber so schlimm hatte er es nicht erwartet. Der Tiber war bereits ordentlich angeschwollen, die Straßen waren zu Flüssen mutiert. Aus der Kloake blubberte es gefährlich, sie drohte vor lauter Herbstlaub und Straßendreck zu verstopfen. Verflucht auch, wieso konnten diese nervtötenden Wolken nicht nach Rom weiterziehen? Ein schüchterner Laufbursche der Curia betrat Sermos Officium, den alltäglichen Stapel an Schriftverkehr im Gepäck. Hintendrein marschierte der Vorsteher seiner Stadtschreiber, Plennius Laterensis. Er war ein hagerer Mann mit Halbglatze und strengem Gesicht, der selbst bei Sermos gelegentlichen Wutausbrüchen stets die Ruhe bewahrte. Sermo schätzte den Plennius gerade deshalb sehr hoch und verzieh ihm auch regelmäßig seine gewisse Starrköpfigkeit.
    "Morgen, Quintilius." "Morgen, Plennius." Der Wortwechsel war wie immer knapp gehalten. Bloß keine Luft verschwenden. "Wir haben hier einige Bitten, die der Magistratus Velanius zusammengetragen hat." Sermo konnte sich schon denken worum es ging. "Es handelt sich um die Leute, deren Insulae an der Tibermündung stehen. Sie fordern bessere Maßnahmen zur Eindämmung des Flusses." Der Duumvir stieß ein genervtes Seufzen aus. "Ja was wollen diese Tölpel denn noch? Reicht es nicht, dass ich die halbe Feuerwehr abgestellt habe, um Dämme anzulegen? Was soll ich denn noch unternehmen?" Im Westen der Stadt, zwischen der Meeresküste und der Porta Marina im Südwesten gab es eine große Ansammlung hoher Mietshäuser, die nicht selten von weniger wohlhabenden Bürgerfamilien und Peregrinen bewohnt waren. Sie waren extra hoch angelegt worden, um einen Windschutz für den Rest der Stadt zu bieten. Durch die Wassermassen, die jetzt allerdings in den Tiber strömten, wurden die Bewohner im Nordwesten der Stadt ernsthaft bedroht. Es stimmte, dass die Feuerwehr bereits Dämme anlegte und die Flussufer mit allerlei Hilfsmitteln zu begrenzen versuchte. Doch das Wasser stieg seit zwei Tagen so unermesslich schnell, dass an vielen Stellen der Damm bereits aufgeweicht und beinahe unbrauchbar geworden war. Es war zum Haare raufen!
    "Bona dea, ich habe keine Ahnung! Die Aeditui opfern ja nun schon seit Tagen und flehen die Götter an, als gäbe es kein Morgen. Plennius, sag mir was ich tun soll!" Mittlerweile war Sermo aufgestanden und stromerte wie ein nervöser Löwe im Käfig durchs Officium. Plennius zeigte sich relativ unbeeindruckt. "Ich schlage vor, nicht viel mehr zu unternehmen. Eine symbolische Erhöhung des Helferetats, eine weitere Abteilung der Vigiles zu den Arbeiten abstellen...dann heißt es abwarten. Sollte es wirklich zu schwerwiegenden Zerstörungen kommen und viele Obdachlose zurücklassen, werden die Menschen gewiss von deiner Mildtätigkeit beeindruckt sein." Sermo hielt inne und sah seinen Schreibermeister eindringlich an. Ja, sein Vorschlag hatte etwas für sich. "In Ordnung. Ordne eine Erhöhung des Etats in Höhe von dreihundert Sesterzen pro Tag an - wir wollen hoffen, dass das Dreckswetter nicht mehr lange Anhält - und schick dem Tribunus Vigilum eine Forderung nach einer weiteren Truppe. Fünfzig Mann oder so, was weiß ich." Dann kam ihm ein weiterer Einfall. "Und bereite dich auf einen Ausflug ins Notfallgebiet vor. Ich denke es kann nicht schaden, sich mal unter das Volk zu mischen und Flagge zu zeigen...auch wenn's nur Handwerker und Tagelöhner sind..." Denn immerhin galten auch ihre Stimmen, wenn sie römische Bürger waren. So bestimmte es das Stadtgesetz, das er ja selbst erlassen hatte. Also, jetzt galt es. Plennius nickte verdrossen und machte sich an die Arbeit.

    Die Menschenmenge auf der Via Ostiensis löste sich langsam auf. Etwas außerhalb der Stadt, bei den Gräberfeldern im Osten, hatten sie sich versammelt, um ein bekanntes Mitglied der Oberschicht Ostias zu Grabe zu traten. Tiberius Luscius Iavolenus, wohlhabender Stadtrat und Anwärter auf das Amt des Duumvirs, war zwei Tage zuvor auf tragische Art und Weise aus dem Leben geschieden. Der Rauch des Scheiterhaufens verzog sich langsam, als das Feuer gelöscht wurde und die Asche in die Urne gefüllt wurde. Der Ordo Decurionum war bis auf wenige Ausnahmen zur Bestattung erschienen, allen voran natürlich die beiden Duumvirn. Sermo stand etwas abseits der Familie des Verstorbenen. Seine Witwe, ein Sohn im mittleren Alter und eine etwas jüngere Tochter spendeten sich gegenseitig Trost. Sermo unterdrückte ein zufriedenes Lächeln. Konzentriert setzte er seine bedauernde Miene auf, während er innerlich frohlockte. Dieser elende Wicht, der ihm Konkurrenz machen wollte, war einen ziemlich unfeinen Tod gestorben. In den Thermen war er zu später Tagesstunde zur Latrine gegangen, deren Sitzfläche rein zufällig etwas bröckelig gewesen war, ausgerechnet an der Stelle wo der Luscius sich niederließ. Oder so ähnlich. Sermo wollte gar nicht genau wissen, wie sein Scherge das angestellt hatte. Ihm genügte das Ergebnis. Ein Inspektionstrupp der Stadtverwaltung hatte die Leiche des Luscius wenig später in der Kloake als lebloses Treibgut aufgefunden, aufgedunsen und völlig in Exkremente getränkt. Ein ekelhafter, unwürdiger Tod war das, aber er hatte es einfach nicht anders verdient. Wer Quintilius Sermo ans Bein pinkeln wollte, dem wurde eben das Gemächt abgehackt. Pech gehabt.
    Die Urne wurde an ihrem Bestimmungsort im Familiengrabmal platziert und die Trauergäste entfernten sich allmählich. Sermo drückte den Hinterbliebenen noch einmal sein tiefstes Mitgefühl aus, auch im Namen des Stadtrats. Insgeheim dankte er Pluto, dass dieser übermütige Wicht vom Antlitz der Erde getilgt war. So machte er sich letztlich frohen Mutes, aber nicht offenkundig überschwänglich auf den Heimweg nach Ostia, wo er sein Officium mit neuem Tatendrang aufzusuchen gedachte.

    Sermo begann Seianas Charakter zu schätzen. Sie war offensichtlich eine Frau, die sowohl Humor besaß und dennoch eine starke Selbstbeherrschung an den Tag legte, um nicht unangemessene Reaktionen zu zeigen, wie es manch einer beispielsweise den beiden Weibern auf den Tempelstufen gegenüber getan hätte. Der versteckten Aufforderung, die sie in ihren Blick legte, kam Sermo gern indirekt nach, wobei er verhalten lachte. "Oh, gewiss gibt es einige Männer in meinem Freundeskreis, die sich sichtlich erheitert zeigten beim Anblick jener Malereien." Auch der Schweinsgallopp amüsierte die Decima, sogar mehr noch als der Vogelschiss, was Sermo ermutigte sich ein stückweit offener zu geben. "Ha! Ich kann mir unschwer vorstellen, dass es in manch dekadentem Kreise Roms nicht genauso zugeht. Wer weiß, was auf manch verstecktem Landgut so vor sich geht. Saurennen sollen ja angeblich die neue Mode sein." Er grinste breit, malte er sich seinen Scherz doch bildlich aus, was in einem Gerangel auf der Rennbahn endete, bei dem einige halbnackte Rennreiterinnen im Matsch landeten und sich zu prügeln begannen. Ja, das sollte man womöglich wirklich einmal ausprobieren!


    Der bisherige Werdegang der Decima brachte allerdings nichts Außergewöhnliches zum Vorschein. So nickte Sermo nur beiläufig und pflichtete ihrer zuletzt getätigten Aussage bei. "Das ist wahr. Nun, umso größer ist jetzt wohl deine Chance von dir Reden zu machen. Natürlich nur in positiver Weise." Er lächelte aufmunternd. "Ich bin überzeugt, dass du dein Amt herausragend ausfüllen wirst." Er beließ das Thema zunächst bei dieser abschließenden Aussage, als sie den Ausgang erreichten. Die Sonne blendete sie für einen Augenblick, während dessen Sermo sich blinzelnd die Augen abschirmte. "Dann schlage ich vor, wir gehen jetzt Richtung Theater. Hier entlang bitte." So führte er seine Begleitung dann - als die Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten - wieder die Stufen hinunter und über das Forum zurück zum Decumanus Maximus.

    Sim-Off:

    Von hier kommend.


    Duumvir und Auctrix überquerten das Forum, über das jetzt ein Wind wehte und hier und dort Staub oder gelegentlich auch schlecht ausgelegte Waren wie Tücher oder Gewürze fortwehte. Eine Frau gehobenen Alters jagte unschicklich fluchend einer seidenen Palla hinterher, während ihr bemitleidenswerter Gatte nur schulterzuckend hinterhertrottete. Sermo fuhr ungerührt mit seiner Stadtführung fort, als sie den Decumanus Maximus erreichten. Sie wendeten sich nach links, richtung Osten. "Der Decumanus Maximus führt schnurstracks nach Osten, wo er an der Porta Romana an die Via Ostiensis anschließt. Dort bist du ja vermutlich hergekommen, nicht wahr? Wenn das so ist, dürften dir bereits die republikanischen Tempel und das Theater ins Auge gefallen sein, die ich dir als nächstes gerne zeigen möchte." Der Decumanus Maximus war die breiteste Hauptstraße, die Ostia zu bieten hatte. Der Bürgersteig war breit und zum einem großen Teil zum Schutz gegen Regen überdacht, wie es die Stadtordnung den Hausbesitzern vorschrieb. An fielen Stellen gab es Übergänge aus breiten Steinen, die auch bei starkem Regen eine Überquerung der Straße trockenen Fußes ermöglichten. Auch für Ochsengespanne bot der Decumanus Maximus genügend Platz, denn sie nutzten diese Straße nachts als Hauptverkehrsweg für Warenlieferungen aus Rom oder nach Rom, die nicht per Schiff transportiert wurden.
    Als Hauptverkehrsader Ostias war entsprechend viel Betrieb. Kaufleute, Tagelöhner, Schreiberlinge und Verwalter bahnten sich ihren Weg über das Pflaster. Garküchen verströmten Geruch, der hungrig machte, Barbiere boten ihre Dienste feil. Bäckereien, Schuster- oder Schreinerläden lagen auf dem Weg, hier und dort hatten sich Pulke aus Kunden gebildet, die das Durchkommen erschwerten. "Eigentlich stünden mir als Duumvir Liktoren zu, um solchen Situationen geschickt zu entgehen, aber ich genieße es einstweilen auch allein durch die Straßen zu wandeln," erklärte er Seiana, als sie sich ihren Weg um eine beliebte Bäckerei suchten, die mit ihren besonders schmackhaften Olivenbroten immer eine große Menschenmenge anlockte. "Ah, vor uns siehst du übrigens das Tor des ursprünglichen Castellums, aus dem Ostia hervorging. Es ist nicht mehr so gut erhalten wie damals, aber die verschiedenen Stadtvereine sorgen sich stets um die Pflege des Monuments." Sie durchschritten den Torbogen, der den Decumanus leider an dieser Stelle nicht unerheblich einschränkte und des öfteren Staus produzierte, besonders nachts unter den Transportkarren.
    Duumvir und Auctrix folgten daraufhin weiter dem geraden Straßenverlauf, der sie an vielen Geschäften vorbeiführte, die Sermo einzeln aufzählen konnte. "Das dort ist der Weinhandel des Carthalo. Er ist zwar nur Peregrinus aus...Epirus oder so...aber er bietet die besten Weine der Region. Und das zu Vorzugspreisen! Und da drüben siehst du den Schneiderladen Volusus Novius Alimentus'. Er versorgt quasi sämtliche betuchte Damenschaft Ostias mit der feinsten Seide, die aus den östlichen Provinzen des Reichs hergeführt wird. Schweineteuer der Kerl, das sag' ich dir." Sermo grinste. So gingen seine Erklärungen weiter, meist beiläufig, manchmal spöttisch, oft in ungerührtem Fremdenführerton. So schlenderten sie die Straße entlang und kamen den republikanischen Tempeln näher.

    Die Flavia? Welche... "Welche Flavia? Die Flavia, die kürzlich krepiert ist? Hier, wie hieß sie noch?" Sermo dachte fieberhaft nach. "Aurelius Corvinus' Weib! Celestina? Celer...na du weißt schon! Verdammte Hacke, was für eine Nachricht!" Sermo strahlte vor Freude über diese Information aus engstem aurelischem Kreise. In einer abrupten Bewegung packte er Caelyn bei den Schultern und drückte ihr einen spontanen Kuss auf die Wange. "Bei den Göttern, Caelyn! Nimm dir die nächsten drei Tage frei. Diomedes wird deine Aufgaben übernehmen. Du kannst unternehmen was dir beliebt. Komm, setz dich hin, erzähl mir alle Einzelheiten!" Er führte sie zu einer der Bänke, die im Atrium standen und zog sie zu sich hinunter. So nebeneinander sitzend konnte man beinahe denken sie wären einträchtige Freunde. "Also, wünsch dir was du willst..." Bevor Caelyn allerdings ein Wort herausbekam, fügte er schnell noch eine Einschränkung hinzu, die ihm zum Glück noch in den Sinn gekommen war. "Aber wage es ja nicht, dir die Freiheit zu wünschen, eh? Soo schnell lasse ich dich noch nicht gehen." Er war viel zu gut gelaunt, um bei dieser Warnung eine ernste Miene aufzusetzen, sondern zeigte vielmehr ein schiefes Grinsen gepaart mit einem warnenden Blick. "Schieß los, was hat der Sklave noch gesagt? War er dabei? Was ist genau passiert? Hat die Flavia Unzucht getrieben? Wer hat den Sklaven im Hain umgelegt? Na loos!" Er brannte jetzt förmlich vor Neugierde. Wehe Caelyn wagte jetzt seine Großzügigkeit weiter auszureizen. Sie konnte froh sein, dass er sich plötzlich in solcher Geberlaune wiederfand.

    Das sichtliche Wohlwollen, das Piso ob der Massage zeigte, stimmte Sermo zuversichtlich. Er hatte ganz unerwartet aus einem unglücklichen Zustand - nämlich seine Sklavin ohne genaue Anweisung mit sich herumzuschleppen - einen außerordentlichen Vorteil errungen, der sich positiv auf den Gesprächsverlauf auswirken würde. Egal, welche Richtung die Unterhaltung nähme. "Oh, es ist mir eine Freude deinem körperlichen Wohlbefinden so zuträglich sein zu können," erwiderte er daher ganz bescheiden auf Pisos Dank hin.
    Als der Flavius auf Essen zu sprechen kam, erhellten sich Sermos Gesichtszüge um ein Weiteres. "Ja, gern. Es wäre mir eine besondere Freude in den genuss flavischer Küche zu kommen." Er grinste bei seinen Worten, denn er freute sich wirklich aufs Äußerste. Sermo war zwar ein Mensch der spartanischen Lebensart, aber das betraf meist nur Inneneinrichtung, Kleidungsstil oder die Vielzahl der quintilischen Haussklaven. An Essen - gutem Essen - und den verschiedensten Weinsorten konnte er sich dagegen unendliche Male laben. Und das, ohne gleich fett zu werden! Man musste nämlich wissen, dass Sermo eine oftmals recht gestörte Verdauung hatte - was durch Stress und Schlafmangel nicht selten noch verschlimmert wurde - weshalb er meist nicht viel des Gegessenen am Leib behielt. Vorteilhaft zum einen, nachteilig zum anderen...wenn man sich die Qualen bedachte, die er gelegentlich beim Latrinengang erlitt.
    Aber genug davon, denn in diesem Augenblick erging sich Flavius Piso erneut in höchstlobenden Tönen über seine Massage. Sermo lächelte nur breit und nickte in dankender Manier. "Es geht wahrlich nichts über die Wonnen der körperlichen Entspannung. Ich pflege täglich eine Massage im Rahmen meines Thermenbesuchs in Anspruch zu nehmen. In Ostia gibt es prächtige Bäder am Forum. Da gibt es unglaublich gut geschulte Masseure, die kneten dir jedweden Arbeitsstress aus dem Körper, glaub mir."

    Ha! Endlich machte der Flavius Platz für die wirklich wichtigen Leute! Sermo nutzte die Chance und drängte sich an einem unbedeutenden Mann vorbei, den er nicht einmal persönlich kannte - zu groß war die Schar der Klienten mittlerweile, als dass sie sich alle kennen konnten. Er nickte Piso mit schmalem Lächeln zu und konzentrierte sich dann voll und ganz auf seinen Patron. "Patronus, meinen Glückwunsch zu diesem erwartungsgemäß überwältigenden Wahlergebnis." Er lächelte verschmitzt, war ihm doch eigentlich die Art dieser offensichtlichen Schmeichelei zuwieder, zumindest seinem Patron gegenüber. Eine respektvolle Verneigung ging mit seinen Worten einher. Als er wieder aufrecht stand fuhr er im Plauderton fort. "Ich will dich gar nicht mit Fragen behelligen, die gewiss heute zuhauf gestellt wurden und werden. Was für Pläne du hast et cetera, bla bla. Das werden wir dann ja sehen." Grinsend erhob er sein Weinglas, das er wohlweislich zur Hand hatte. "Vielmehr möchte ich auf deinen Erfolg anstoßen und dir den Segen der Götter für das Consulat wünschen." Die Stimme etwas erhoben und in die Runde der Klienten gewandt sprach er dann seine Widmung. "Auf dich, Consul Purgitius, dass die Götter deine Gegner unvorsichtig machen und dich für dein Amt stärken mögen! Ein HOCH auf unseren Patron!" Umstehende Klienten vielen gern in den Jubel ein und riefen ebenfalls 'Ein Hoch auf Purgitius!' Sermo versteckte ein triumphierendes Lächeln hinter dem Weinglas, als er es an seine Lippen setzte. So begann man eine Unterhaltung doch wesentlich wirksamer, als nur mit kläglichem Geschwafel.

    Ein Schmunzeln war Sermos verhaltene Antwort auf Seianas stilvollen Umgang mit den abgefertigten Schnäpfen. Sermo hatte nichts übrig für hirnlose Dinger. Natürlich genehmigte er sich ab und an gern ein Schäferstündchen mit einer Dame der hiesigen gehobeneren ostiensischen Gesellschaft, aber für eine angeregte Unterhaltung konnte er so etwas nicht gebrauchen. Er hatte keine Lust sich über Belanglosigkeiten zu unterhalten, solange er dadurch zu nichts kam. Und besonders bei der Popertia brauchte er sich nicht mehr großartig ins Zeug legen, denn die würde er auch ohne viele Worte in seine Fänge ziehen können. Der Sarkasmus, den die Decima an den Tag legte, rief hingegen vielmehr Amüsemant beim Quintilius hervor, der solcherlei Unterhaltung sonst eher mit Männern seines Schlags zu führen pflegte. Ein Pluspunkt auf seiner Sympathieskala für die Auctrix.


    Das Kapitol machte offenbar genügend Eindruck auf Sermos Begleitung, dass sie einen Augenblick inne hielt und sich bewundernd umsah. Immerhin war dieser Ort der Götterverehrung der bedeutendste in Ostia, was man allein an seiner Pracht erkennen konnte. Der Quintilius beobachtete seine Begleitung schmunzelnd von der Seite, als sie seine Frage beantwortete. Mit hochgezogenen Augenbrauen richtete er seinen Blick wieder an die Decke, dann noch einmal auf eins der Wandgemälde. "Na immerhin," bemerkte er mit einem Anflug von Ironie. Dann grinste er breit, als er verstohlen auf einen ganz bestimmten Punkt an einer der hinteren Wände zeigte. "Komm, ich will dir ein paar heimliche Kleinode zeigen, die mich persönlich immer in ihren Bann zu ziehen verstehen." Er führte sie gemächlichen Schrittes zur Tempelwand zu ihrer Linken. Dort wies er hierhin und dorthin und erklärte dabei: "Schau dort, unten rechts im Bild." Es zeigte im Großen Iuppiter, wie er Iuno zur Frau nahm. "Da sind Iunos Pfau und Iuppiters Adler. Ein witziger Anblick, nicht?" Allerdings, denn der Pfau schiss gerade dem armen Adler auf den Kopf. Gut, dass der Maler diese Kleinigkeit in die hinterletzte Ecke des Bildes im Schutze einer Säule hinterlassen hatte, sonst wäre er wohl vom Aedituus davongejagt worden.
    "Und hier drüben..." Sie waren jetzt bei Malereien angelangt, die Minerva darstellten. "Achte auf die Musen dort am Waldrand. Siehst du, was die machen?" Bona dea, die ritten wahrhaftig auf einer Wildsau, während im Vordergrund Minerva in voller weiblicher Pracht die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zog. Sermo schüttelte amüsiert den Kopf, als sie wieder etwas Abstand gewannen und in die Mitte des Tempelraumes zurückkehrten. Er selbst ließ das ganze erstmal einfach unkommentiert und wartete lieber ab, was Seiana wohl dazu sagen würde. Ein verhaltenes Schmunzeln konnte er sich dennoch nicht verkneifen.


    "Da fällt mir ein, du warst leider nicht dazu gekommen, meine Frage gänzlich zu beantworten." Hierbei bezog er sich natürlich auf die Unterbrechung eben durch die Weiber. "Also?" Er lächelte neckend. "Was hat dich zuvor so umgetrieben?" Während des Gesprächs wandte er sich nun langsam wieder dem Ausgang zu, den Weihrauch noch einmal genüsslich einatmend, der von den Kohlebecken zu Ehren der Götter emporstieg.