Beiträge von Iullus Quintilius Sermo

    "Wenn du das so sagst, kann es ja nur wahr sein," lächelte Sermo weiterhin. Wie die Frau ihre Arbeit machte oder machen ließ, war ihm wurscht. Eigentlich war es ihm auch egal, was sie von den Grüchten hielt, denn jetzt erkannte er, dass sie offensichtlich nicht im geringsten empfänglich für derlei oberflächliche Komplimente war. Na großartig. Die Decima sah nicht nur gut aus, sie war auch noch intelligent! Ätzende Kombination, wenn man Sermo fragte. Zumindest im Fall einer Dame, die er nicht kannte und die ihn hier gerade über seine Arbeit ausfragte, um am Ende auch noch in der Acta darüber zu berichten!


    Was noch auf die Grundlage der Lex Municipalis aufbauen könnte? Ganz einfach, dachte sich Sermo. "Eine Regulierung der Bußgeldkataloge liegt beispielsweise auf der Hand. Jetzt, da konkrete Ämterkompetenzen festgeschrieben sind, können auch die Mittel der Magistrate konkretisiert werden. So haben sowohl Beamte als auch betroffene Kaufleute in Hafenangelegenheiten einen besseren Überblick." Während einer kurzen Denkpause fuhr er sich mit dem Handrücken über das bärtige Kinn, bevor er weitersprach. "Alles weitere wird man dann sehen. Ich möchte erst einmal die Entwicklungen beobachten und sehen wie sich die neuen Magistrate machen." Was so viel hieß, dass er entweder keine Lust hatte über anderweitige Pläne zu reden, oder schlichtweg keinen blassen Schimmer hatte, ob und was er noch umsetzen wollte.


    "Soll das ein langer Artikel werden?" fragte er unvermittelt. "Neben so aufsehenerregenden Vorgängen wie die Klage des Octavius Macer gegen deinen Onkel ist Ostia ja gewiss nicht so ein gefragtes Thema." Immerhin musste sich eine Zeitung auch verkaufen. Da bot der derzeit wieder einmal vertagte Prozess gegen Decimus Livianus die ultimative Schlagzeile. "Wie macht sich der Octavius eigentlich, wo ich ihn gerade erwähne? Hat dir sein Kurs damals gefallen?" Na, jetzt hatte er sich irgendwie verplappert. Aber Gesetze waren auch ein Thema, das schnell zum Abdriften verleitete. Immerhin wollte nicht jeder den ganzen Tag darüber reden.

    "Quatsch, Honig ist doch lecker," erklärte Sermo nur lachend, ging jedoch auch nicht mehr weiter darauf ein. Jetzt wurde Aculeo nämlich konkreter und der Duumvir machte sich nebenbei stichpunktartige Notizen.
    "Der Hafen ist ein guter Standort. Ich denke deine Statue würde sich gut auf dem Vorplatz des Hafentempels* machen. Was meinst du?" Er sah fragend von seiner Wachstafel auf und lächelte schmal. "Ich bin zwar hier die Nummer eins, ja. Aber du darfst dennoch gern mitentscheiden. Immerhin ist es deine Statue." Nicht, dass Sermo irgendetwas daran läge. Es war ihm schlicht und einfach egal, wo diese popelige Figur hingestellt wurde.



    Sim-Off:

    *Das ist jetzt einfach mal wahllos aus dieser Karte rausgesucht. Wenn du's anders haben willst, sag's einfach. ^^

    "Salve Magister Iuris Decimus," begrüßte Sermo den Mann am Schreibtisch, nachdem er als Folge auf das obligatorische Anklopfen das Officium für Rechtsfragen betreten hatte. "Mein Name ist Iullus Quintilius Sermo. Freut mich dich kennen zu lernen." Er reichte ihm zur Vorstellung die Hand und redete dann auch gar nicht weiter um den heißen Brei herum. "Du kannst dir vermutlich ausrechnen, weshalb ich dich aufsuche," stellte er fest, ein schmales Lächeln auf den Lippen. Hier kam doch sowieso nur jeder hin, um sich zum Cursus Iuris anzumelden. Vermutlich war der Magister den Rest der Zeit total gelangweilt und einsam. Oder so.

    Ein Zweckbündnis war Valas Vorschlag. Sermo sah in die Runde, während der Duccius sprach. Er grübelte angestrengt über diese Idee nach, als der Pompeius gleich losplapperte. Er war bereits auf größere Hindernisse gestoßen? Holten sie sich da gerade etwa einen ins Boot, der sich schon mächtige Feinde gemacht hatte? Wer war der Kerl überhaupt? Und die anderen? Vala hatte schon recht, sie waren allesamt nichts. Niemande. Kleine unbedeutende Bruchstücke eines unvorstellbar großen Systems. Ob sie alle wohl 'Freunde' zu ihrer aller Wohl werden konnten? Ein Bündnis von Männern, deren Ambitionen wohl ähnlicher nicht sein konnten? Drei wollten Senatoren werden, zwei Ritter. Beziehungsweise einer, denn der Pompeius war ja bereits einer. Aber waren ihre Methoden auch dementsprechend weiterführend? Konnten sie sich überhaupt helfen? Nach den Worten des Pompeius herrschte zunächst langes Schweigen. Jeder grübelte, arbeitete hart hinter seiner Stirn. Vala ließ zunächst den anderen das Wort, der Aurelius schaute nur erwartungsvoll drein und von Lepidus erwartete Sermo erstmal gar keine Initiative. Dann beschwerte der andere Plebejer in der Runde sich. Amüsant, fand Sermo, der sich in Geduld übte wie er es vor langer Zeit bereits gelernt hatte. Den Scherz über's Heiraten fand er dabei genauso amüsant, sagte jedoch nichts dazu.


    Mit einem smalen spöttischen Grinsen gab nun also der Quintilius seine Gedanken zum besten. "Nun überstürz dich mal nicht, Pompeius. Ich bezweifle, dass sich hier irgendjemand Hals über Kopf in eine Verbindung stürzen will, die am Ende womöglich doch noch im Desaster endet." Sermo zog die Augenbrauen hoch und atmete tief ein, bevor er weitersprach. "Ich habe da nämlich ein paar Fragen im Vorfeld. Was bringt denn ein jeder von uns in dieses potenzielle Bündnis mit ein? Gibt es mächtige Patrone? Reichtum? Bereits bestehende politische Seilschaften? Von zwei Patriziern kann man natürlich bereits eine gute Grundlage erwarten." Er warf sowohl Lepidus als auch dem Aurelius fragende Blicke zu. Dann adressierte er den Pompeius. "Und du sagst, du hättest bereits Hindernisse überwinden müssen. Welcher Art waren die? Hast du dir bereits Feinde gemacht? Und wie hast du die überwunden?" Es konnte ja durchaus sein, dass er sich hier gerade Freunde machte, deren Feinde ihn später genauso umnieteten, weil die Freunde zu schwach waren.
    "Und, bevor ich hier mit jemandem ein Bündnis eingehe, wüsste ich gern wer jene Männer sind, die mir demnächst zur Seite stehen und deren Feinde ich ebenso in die Niederlage treiben soll. Ich würde meine Freunde zunächst gerne einmal kennen lernen..." 'Freunde' betonte er dabei skeptisch und deutete mit den Fingern dazu auch noch Gänsefüßchen an. Man konnte unschwer erkennen, dass Sermo sich bisher noch nicht recht überzeugt gab. Insgeheim befürwortete er Valas Grundidee jedoch, das stand für ihn bereits fest. Er konnte Verbündete brauchen, die zunächst unscheinbar und später mächtig und hilfreich waren. Und letzten Endes konnte man ja immer noch jedem lästigen Anhängsel eine Klinge in den Rücken stoßen...

    Ich war die letzten zwei Tage von einem plötzlichen Fieber niedergestreckt, melde mich daher also rückwirkend ab. :P
    Und ich melde mich auch für die nächsten Tage nur bedingt aktiv, hauptsächlich lesend, da mir das RL hier gerade so einiges um die Ohren wirft. :D Also bis spätestens Montag oder so.

    Alle (Kult-)Vereine, die du hier siehst, werden aktiv simuliert (auch wenn manche derzeit nur auf dem Papier bestehen und 'aktiv' in dem Fall nicht wirklich zutrifft). Alle anderen nicht, zumindest nicht sonderlich ausführlich oder über einen nebenbei erwähnten NSC oder ähnliches hinaus.
    Die Leute vom CD werden dir natürlich wesentlich ausführlichere Antwort geben können. :D


    Was haben denn die Fetiales so gemacht?

    Aberglaube war nichts Schlechtes, wie Sermo befand. Jedoch galt auch hier der Grundsatz: Genießen in Maßen. Und deshalb hielt er auch nichts von irgendwelchen Außerirdischen oder Titanen. Alles kalter Kaff...Kräutersud. Er tat das ganze mit einer wegwischenden Handbewegung ab, denn jetzt ging Romana in die Vollen. Sie steigerte sich urplötzlich in diese Kaisersache hinein, wirkte beinahe verärgert. War er zu ehrlich gewesen? Wie sehr verband sie ihr Vestalinnendasein eigentlich mit dem Kaiser? Hatte sie ihn persönlich kennen gelernt? Hoffentlich hatte er sich da jetzt nicht in die Jauche geritten.


    Aber was die Claudia dann auf ihn losfeuerte, verschlug ihm beinahe die Sprache. Hielt sie ihn wirklich für so einfältig? Glaubte sie, was sie sagte? Heiliger Bimbam, da war ja eine ganz große Portion Naivität mit im Spiel bei dieser Frau! Sie machte ihm keinen Vowurf? Er konnte es nicht besser wissen? Geht's noch?! Offensichtlich hatte Romana keine Ahnung. Nicht die geringste Ahnung, um genau zu sein. Sermo glaubte nicht daran, dass der Kaiser ihren Brief beantworten würde. Er war sich sicher, dass die Schergen des Praefectus Urbi jegliche Post abfingen und auf dem Weg nach Misenum kontrollierten. Vermutlich waren sogar die Praetorianer schon infiltriert. Oder das war einfach nur das Horrorszenario, das Sermo sich in seinem Kopf schuf. Schließlich hatte Romana ihre Prophezeiung vollständig offenbart und erwartete offensichtlich eine Reaktion. "Die Zukunft wird zeigen, wer Recht behält. Beten wir, dass ich falsch liege mit meinen düsteren Ansichten." Das würde sie hoffentlich beruhigen.


    Und dann, kurz vor Kassenschluss quasi, siegte in Sermos Kopf der Verstand. Diese Frau war Vestalin! Das ging nicht. Das ging ganz und gar nicht. Er konnte sich nicht über sie her machen. Mal ganz davon abgesehen, dass sie Patrizierin war. Sie hatte mächtige Männer im Rücken. Wenn er jetzt einen falschen Schritt machte, wäre er am Ende. Oder zumindest wäre er ihrem guten Willen ausgeliefert und das wollte er nicht riskieren. Welch ein Narr er doch war, überhaupt daran zu denken sich mit Romana zu vergnügen. Er schüttelte innerlich den Kopf, nach außen hin wieder freundlich und zuvorkommend.
    "Ich kann ein Bad für dich vorbereiten lassen. Und im Anschluss stünde noch mein Haussklave für eine Massage zur Verfügung, die dich deine Sorgen vergessen lässt. Zumindest kurzzeitig." Es war gerade erst nach Mittag, er könnte sie also auch noch zu einem Imbiss einladen. Aber das war dann von der Claudia abhängig. Vermutlich musste sie auch irgendwann wieder zurück in ihren Vestalinnenkomplex. Außerdem sähe es wohl recht merkwürdig aus, wenn sie sich so lange im Haus eines unverheirateten Mannes aufhielt. Aber wer war Sermo schon, um seine Meinung dazu kundzutun? Ihm war es wurscht, ob sie hier nun Zeit verbrachte oder nicht. Er würde sich gleich einfach wieder an seine Unterlagen setzen und dort weitermachen, wo er vor der Abreise seiner halben Familie aufgehört hatte. Jetzt war es in der Casa wenigstens schön ruhig.

    Gemächlichen Schrittes schlenderten die beiden nebeneinander her, während Caelyn sich weiter in Ausflüchten übte. Sermo zeigte sich beinahe verständnisvoll und zog deshalb keine Grimasse, sondern stellte die nächsten Fragen in schon fast freundlich interessierter Manier. "Jemanden von früher? Aus Argento..." Kam sie daher? Hoffentlich, sonst bewiese seine Unwissenheit einmal mehr sein Desinteresse an ihr. "...ratum? Oder von nicht ganz so früher?" Was für eine Ausdrucksweise. "Hat er dich bestohlen?" Wenn es ein Bekannter aus ihrer Zeit als Straßenpenner war, wunderte ihn überhaupt nichts mehr. Wobei ihr Auftritt ihn nicht gerade von ihren Überlebenskünsten auf der Straße überzeugt hatte, damals als sie ihm entwischt war und sich allein durchgeschlagen hatte.

    Mit hochgezogenen Augenbrauen kommentierte der Quintilius den abfälligen Kommentar über Gerüchte. "Gerede macht bekannt. Es macht Personen bekannt, Skandale, Katastrophen, Wunder und Umwälzungen am Rande des Reiches. Gerade eine Auctrix sollte sich immer nach den neuesten Gerüchten umhören, oder nicht? Denn nicht wenige erweisen sich als wahr." Er hatte etwas dazu sagen müssen. Wie konnte man nur so ignorant sein? Gerüchte waren Informationslieferant Nummer eins für ihn. Zumindest noch. Er hatte einige Kontakte in Ostia, Kapitäne, Kaufleute, sogar wandernde Spielleute. Sie alle brachten Informationen mit sich, die für ihn als Duumvir oder als Privatperson mal sehr nützlich, mal völlig unbrauchbar waren. Aber sie brachten die Infos mit sich und das allein zählte. "Aber entschuldige bitte, ich möchte dir keinen Vortrag über deinen Profession halten," erklärte er dann schnell, die Hände entschuldigend gehoben, ein vermeintlich peinlich berührtes Lächeln auf den Lippen.


    "In der Tat, es gab auch nichts zu berichten. Dafür, dass Ostia Roms Tor zur Welt ist, passiert hier ganz schön wenig von Stadtgrenzen überschreitender Bedeutung. Dennoch..." Er wollte ja jetzt nicht gleich einen Riegel vorschieben, indem er sagte, dass Ostia völlig öde und uninteressant war. "Um deine Fragen zu beantworten: Die frisch verabschiedete Provinzreform hat mich inspiriert. Ich habe das Duumvirat angetreten mit dem Anspruch an mich selbst, etwas grundlegendes für Ostia zu schaffen oder zu verändern. Ich glaube man kann sagen, dass mir das gelungen ist. Die Lex Municipalis Ostiensis bildet nämlich eine Gesetzesgrundlage, die die Entwicklung einiger wichtiger Verordnungen und Richtlinien ermöglicht, die bisher nur sehr vage umschrieben sind. Beispielsweise gibt es keinerlei Regelungen zu Gehältern der Stadtbeamten. Da nun die verschiedenen Kompetenzen zum Beispiel der Aedile und des Quaestors strikt geregelt sind, kann darauf aufbauend ein Lohnkatalog erstellt werden. Bisher verhandelten die neu gewählten Magistrate nämlich noch immer zu Beginn ihrer Amtszeit mit den Duumvirn über ihren Lohn." Sermo machte eine kurze Pause. Er hatte nicht zu schnell gesprochen, damit die Auctrix ohne zu große Hektik Notizen machen konnte. Jetzt fragte er nebenbei: "Soll ich dir übrigens eine Abschrift der Lex zur Ansicht holen lassen?" Er trank daraufhin etwas von seinem Wein, denn das viele Reden ließ selbstverständlich den Mund austrocknen. Dann fuhr er bezüglich ihrer zweiten Frage fort. "Meine Vorgänger hatten offenbar andere Probleme. Oder kein Interesse an einer Lex Municipalis. Man hat sich bisher mit den Regularien der Lex Octavia et Aelia de administratione regionum Italicarum, kurz Lex Octavia et Aelia, zufrieden gegeben. Für mich als Juristen stellt das allerdings keine endgültige und voll befriedigende Lösung dar, deshalb mein Engagement auf diesem Gebiet." Ohne eine Antwort auf seine Vorangegangene Frage abgewartet zu haben, hatte der Duumvir bereits ein Regal zu seiner Rechten angepeilt, wo er einige Abschriften der Lex kürzlich deponiert hatte. Besonders die Magistrate hatten oft danach gefragt, weil immer noch manche Amtsstuben Kopien benötigten und Anfragen danach stellten. So reichte er jetzt auch der Decima eine Abschrift über den Schreibtisch hinweg.

    Sermo grinste breit über Aculeos Gelächter. Na gut, immerhin schätzte der Mann sich selbst richtig ein und besaß dazu noch eine gute Portion Humor. "Aequitas? Eine Frau mit Waage und Füllhorn also? Wo möchtest du sie aufstellen lassen?"
    Der Germanicus war wirklich ein Witzbold. So viel Selbstironie musste man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Was er mit unorthodoxem Vorgehen und Benehmen meinte, konnte Sermo nicht ganz nachvollziehen, hatte er doch bisher noch nicht geschäftlich mit Aculeo zu tun gehabt, soweit er sich erinnern konnte. Zumindest nicht in einer Beziehung, in der der Germanicus irgendwie schwerwiegenden Blödsinn hätte anstellen können. "Na, das ergibt sich vielleicht schneller als du denkst," schmunzelte Sermo daher. Er glaubte zwar nicht, dass sein Gegenüber wirklich hoch hinaus käme, aber wer wusste das schon? Immerhin hatte er es schon bis zum Stationarius gebracht, wenn er sich nicht irrte.

    Idiot, dachte Sermo bei sich, während Vala einen auf allwissend machte. Entspann dich, na klar. DU hast deine Wahl schon gewonnen! Wie der Kerl das gemacht hatte, verstand Sermo bis heute nicht. Verdammter Glückspilz. Mischte sich da gerade neid in sein Empfinden? Nein, das durfte er nicht zulassen. Neid trieb Menschen zu unüberlegten Handlungen, genauso wie Eifersucht und Hass. Ein genervtes Augenrollen begleitete den Dummfug, der sich aus Valas Mund quälte. Caelyn musste nebenan natürlich ein mädchenhaftes Theater machen, das dem Schauspiel auf der Bühne beinahe in nichts nachstand. Schmollte sie jetzt etwa? So eine Heulsuse. Vala kam zu dem Punkt, an dem er Sermo das Geheimnis seines Weiberheldendaseins offenbaren würde, was er noch einige ätzend lange Augenblicke hinauszögerte. Auf der Bühne floß derweil der Wein in Strömen. Bacchus hilf, Sermo bekam Durst!
    Sei ein Barbar. Vala war so plump. Sooooo plump! Ein außergewöhnlich tiefes Stirnrunzeln war die erste Reaktion, die der Duccius für sein Geblubber erhielt. Sermo verzog seine Lippen in einem Ausdruck von 'Ja ja, du mich auch'. Natürlich ließ der Barbar es nicht dabei bewenden. Es verstrichen weitere Momente des gegenseitigen Anschweigens, wobei Vala sein Spielchen weiterspielte und seinem Nachbarn allmählich gehörig auf den Sack ging. Das Geblubber, das dann folgte, trug auch nicht gerade zu einer Verbesserung der quintilischen Laune bei. Ein Schnaufen entwich seiner Nase.
    Endlich wandte er sich dem Blubberkopf wieder zu und machte folgende Feststellung: "Weißt du, Vala...irgendwann wirst du dich übel an dem Feuer verbrennen, mit dem du so leichtsinnig spielst." Er schüttelte den Kopf über so viel Dummheit. Irgendein Ehemann/Vater/Bruder würde Vala aus Rache eines Tages die Eingeweide rausreißen, da war sich Sermo sicher. Aber wenn der Herr Duccius das nicht wahrhaben wollte, war er eben selber Schuld. Die Hunde in der Gosse würden sich freuen über das gedärmige Festmahl.

    "Salve. Iullus Quintilius Sermo. Ich bin ein Freund deines Herren Aulus Flavius und bin eingeladen." Klare Ansage für einen Typen, der den Eindruck machte, als müsste man ihm alles in kleinen Brocken servieren, damit er es auch schlucken konnte. Zumindest fand Sermo ihn unweigerlich unsympathisch, allein wegen der offen desinteressierten Art, in der der Ianitor ihn adressierte.

    Sermo ließ so etwas hören wie ein Räuspern, gepaart mit einem Seufzer. Er glaubte ihr kein Wort. "Wie genau ist das passiert?" fragte er kritisch. Diese Frau machte ihn manchmal wirklich wahnsinnig! Spontan stellte er fest, dass er keine Lust mehr hatte im Vestibulum herumzustehen, weshalb er sich seitlich drehte und Caelyn bedeutete neben ihm herzugehen. Er wollte quasi einen Spaziergang durch's Atrium machen, auch wenn das nicht sonderlich groß war. So würde Caelyn sich aber immerhin nicht so gegen die Wand gestellt fühlen. Immerhin klang sie, als versuche sie ehrlich zu sein. Oder war das nur gespielte Reue?

    Ein verschmitztes Grinsen. Ein 'Hallo'. Keine Darmfeger. Sermo runzelte die Stirn, um dann resigniert zu seufzen. "Was hast du wieder angestellt?" Er verschränkte die Arme vor der Brust und zog erwartungsvoll die Augenbrauen hoch. Denn des einen Pech war nicht selten des anderen Glück. Oder Freund. Und Leid? Egal, jedenfalls wollte Sermo wissen was hier los war. Er glaubte nämlich kaum, dass Caelyn völlig ohne eigenes Zutun in einen Schlammassel hineingeraten war. Er glaubte auch nicht, dass es einfach nur Pech gewesen sein konnte, denn dann hätte sie vermutlich nicht nur keine Einkäufe mitgerbacht, sondern auch noch ihre - beziehungsweise Sermos - Geldbörse verloren. Ja, das wäre wirklich ärgerlich! Aber wie gesagt, des einen Pech... Sermo wäre überglücklich, hätte er jetzt bereits gewusst, weshalb die Keltin in diesem Zustand heimgekommen war. Ohne Einkäufe im Gepäck, aber mit wertvollen Informationen. Aus der Tür der Küche lugte derweil Diomedes hervor, von der plötzlichen Aktivität aufgeschreckt. Caelyn war offensichtlich wieder da und das bedeutete immer irgendeine Art von Aufregung!

    "Tatsächlich," widerholte Sermo mit einem Schmunzeln. "Weißt du denn etwa nicht, dass man in den Straßen nur positives über die Frau zu berichten weiß, der der Senat die Ehre deines Amtes erwiesen hat?" Er nippte erneut am Wein. Ein guter Tropfen, aber nicht zu gut. Das richtig gute Gesöff pflegte er in anderem Rahmen mit anderen Gästen zu trinken. Wobei die Decima durchaus in jene Kategorie Gäste fallen würde. Wobei sie auf den ersten Blick erschreckend wenig Emotionen zeigte. Offensichtlich hatten die Senatoren sich für eine Frau entschieden, die mit ihrer Position umzugehen wusste. Die ihre Absichten zunächst nicht offen zeigte. Oder war sie einfach nur langweilig? Nein, gewiss nicht. Dazu sah sie viel zu gut aus.
    "Das habe ich in der Tat." Eine ziemlich knappe Lex Municipalis, wie er fand. Aber dafür, dass er sie praktisch ganz allein ausgearbeitet hatte und darin ja auch nur die gröbsten Kompetenzen der Amtsträger, der Wahlhergang und der Status der Stadt geregelt wurden, war die Lex ganz gut gelungen, wie er fand. Außerdem war sie ja erst seit wenigen Wochen in Benutzung, man würde daher sehen ob sich im Nachhinein noch dringende Verbesserungsnotwendigkeiten offenbarten. Jetzt war Sermo gespannt, was die Decima mit ihrem Besuch bezwecken wollte. Wollte sie ihn etwa dazu ausfragen? Gar einen Artikel schreiben über Ostias neue Lex? Quark, das war doch viel zu unbedeutend. Oder doch nicht? Immerhin wurde in der Acta auch über Geschehnisse aus den abgelegensten Kuhkäffern Germanias berichtet. Warum also nicht auch über Ostia?

    Caelyn hatte kein Glück. Wie es schien, war sie ein auf ewig gestrafter Pechvogel. Die Götter mussten sie hassen. Oder lieben, weil sie sich so köstlich über ihr Leben amüsierten. War ja auch zu witzig, in welche Jauchegruben sie so am laufenden Band hineinschlitterte. Wenn man so wollte, stank Caelyn quasi nach Pech. Oder Jauche. Oder beidem. (:D)
    Und auch heute hatte sie kein Glück. Sermo hatte sich nämlich im Triclinium niedergelassen und überflog einen Artikel der Acta bereits zum dritten Mal. Er hatte Langeweile, auch wenn das nicht der Fall sein sollte. Er sollte schwer beschäftigt sein, mit irgendwas das seine Karriere antrieb. Aber nein, heute war er faul. Und gelangweilt. Und er wollte Datteln. Deshalb hatte er Caelyn ja unter anderem auf den Markt geschickt. Datteln und Feigen und Trauben wollte er haben. Das war zwar eine ganz üble Durchfallkombi, aber das war ihm egal. Wenn Sermo sich einmal etwas in den Kopf gepflanzt hatte, ließ er nicht so schnell wieder los. Meistens zumindest.
    Als er die Porta ins Schloß fallen hörte, richtete er sich blitzschnell auf. War das endlich Caelyn? Die hatte ja ewig gebraucht! "Caelyn?!" brüllte er einfach durch das gesamte Atrium, was hoffentlich im Eingangsbereich zu hören sein würde. Aber wozu warten, bis die Kleine mit seinem Krempel zu ihm kam? Er war ja kein fetter, fauler Patrizier. Nein, Sermo konnte selbst aufstehen und sich sein Zeug holen! Also stand er auf und lief herzhaft gähnend zur Tür, wo er - wahrhaftig! - Caelyn vorfand.
    Und wie er sie vorfand. Richtig abgehetzt sah sie aus. "Eh...hallo?" Das war Begrüßung und Frage zugleich. Frage á la 'Was hast du wieder angestellt' und 'Wo sind meine Datteln?!'

    "Ach echt? Gut," murmelte Sermo abgelenkt. Hatte er gerade selbst geklopft? Sein Blick wanderte von der Tür zu Claeyn und zurück. Verdammt, wenn er hoch hinaus wollte, sollte er sich angewöhnen auch so zu handeln. Wobei es auch irgendwie lächerlich war, jemanden für sich klopfen zu lassen. Er war ja noch nicht alt und gebrechlich oder hatte Lepra, so dass ihm die Hand abfiel. Nein, das konnte er wohl noch sehr gut selbst tun. Im Gegensatz zu seiner Sklavin war Sermo jedoch noch kein einziges Mal auch nur in der Nähe dieser Villa gewesen, weshalb er mit großer Erwartung und etwas Aufregung an die Eindrücke dachte, die hinter der Porta auf ihn warten mochten.

    Nachdem Sermo und Caelyn vormittags einen Theaterbesuch unternommen hatten, standen sie nun zusammen vor der Porta einer der größten und protzigsten Villen der Stadt. Aulus Flavius Piso hatte ihn eingeladen und er hatte sich den Nachmittag/Abend freigehalten, um dieser Einladung nun endlich folge leisten zu können.
    "Du weißt wie du dich zu verhalten hast, ja? Mit Patriziern hast du ja Erfahrung." Sermo hatte einen Riesenschiss davor, dass Caelyn irgendeine Katastrophe auslösen könnte. Vasen umschmeißen, Leibwächter anpöbeln, den Hausherrn beleidigen...alles war möglich. Tief Luft holend wandte er sich dann zur Tür um und betätigte den Klopf, so dass ein dumpfes Geräusch zweimal kurz hintereinander durch die Eingangshalle der Villa hallte.

    Passiert. Nornen? Parzen hieß das. Elender Banause! Manchmal verabscheute Sermo Valas Art, sich einen feuchten Kehricht zu scheren. Egal in welcher Angelegenheit. Und dann kam er auch noch WIEDER EINMAL auf Melina zu sprechen. Sermo runzelte unwillig die Stirn. "Meine Schwester ist mit meinem Vetter und dessen Frau nach Mogontiacum gereist. Die wirst du so schnell nicht kennen lernen." Ha! Selber schuld.


    Und dann machte Vala ihn sprachlos. Nicht sprachlos sprachlos, wie er das häufig durch irgendwelche geschmacklosen Ansichten oder krassen Witzen schaffte. Nein, er machte ihn richtig sprachlos. War seine Aussage etwa SO missverständlich gewesen? Ja, vermutlich. Sermo hielt mitten im Kauvorgang inne und starrte seinen Sitznachbarn an. "Äh..." Sermo war doch nicht emotionslos! Erst recht nicht im Bett! Was dachte der Kerl denn? Er hatte doch von der Arbeit gesprochen. Von der Arbeit!!! Sein Verstand schrie auf, wollte Vala beschimpfen, die Sache richtig stellen. "Arbeit! Emotionslos! Nicht Pimpern! Ich bin das Pimpermonster! Ein Tier im Bett!" Wie gut, dass er nichts von alledem hervorbrachte, sondern von Caelyns Kichern abgelenkt wurde. Die kassierte auch gleich einen kräftigen Ellenbogenstoß in die Rippen.
    "Mach dich nur lustig. Ich rede von deiner Arbeit, du Vollpfosten, nicht vom Ficken!" Er schüttelte den Kopf, auf's tiefste beleidigt. So ein Affe. Starr richtete er jetzt den Blick auf die Bühne, während er fortfuhr. "Nur weil ich nicht schon jede x-beliebige Ische in Rom genagelt hab, bin ich nicht emotionslos." "Frag Caelyn hier, die kann dir ein Liedchen von Emotionslosigkeit singen," hätte er beinahe herausposaunt. Aber er verkniff es sich lieber. Vala war niemand, dem Sermo etwas über seine Gefühlswelt eröffnen würde. Selbst, wenn es nur um Verkehr ging, denn seine Sklavin war irgendwo etwas komplizierter, als irgendeine Frau, die man später herauskomplimentierte und nie wieder sah. "Mit euch wilden Kerlen treiben die Frauen es vielleicht gern. Aber mit ordentlichen Römern werden sie verheiratet. Weil ordentliche Römer Geld haben. Und Macht. Und Ansehen. Und Sklaven. Wilde Kerle als Sklaven, als Leibwächter. Niedere Aufgaben." Er zog die Augenbrauen zusammen, den Blick jetzt wieder auf Vala gerichtet. Wäre er zehn Jahre alt gewesen, er hätte ihm jetzt wohl die Zunge herausgestreckt. Aber diesen Impuls unterdrückte er gewissenhaft. Die Beleidigung wich bereits langsam einem gewissen Spaßfaktor. Welch eine Genugtuung sich einfach gegenseitig Dreck an den Kopf zu werfen.