Beiträge von Iullus Quintilius Sermo

    Ein Duccius, plebejisch. Ein Quintilius, auch plebejisch. Ein Eques, den Sermo noch nie gesehen hatte. Und zwei Patrizier, wie die Schuhe verrieten. Einer davon war Lepidus, Patrizier Maior. Der andere war Patrizier Minor. Aurelier? Tiberier? Das Gesicht kam ihm bekannt nicht im geringsten bekannt vor, vermutlich sollte er demnächst mal öfter ein Auge auf die Logen in den Theatern und Arenen haben. Nun die Gretchenfrage: Was sollte diese Versammlung? Keiner der Anwesenden schien einen besonders bedeutungsvollen Posten in der Politik oder im Militär inne zu haben, zumindest soweit Sermo das beurteilen konnte. Nun, Vala würde seine Gründe haben und hoffentlich auch bald offenbaren. Bis dahin beschränkte er sich auf Begrüßungsfloskeln. Welche ein Spaß.


    Der erste Patrizier stellte sich dann auch vor, was das Ratespiel beendete. Aurelier. Profession - Unbekannt. "Iullus Quintilius Sermo, freut mich." Die Tonlosigkeit seiner Stimme strafte seine Worte lügen, doch es wusste ohnehin jeder Mann, der sich irgendwie in der Öffentlichkeit auffhielt, dass er das nicht persönlich nehmen brauchte.


    Der Ritter benahm sich auf den ersten Blick ganz schön ungehobelt. Rempelte einen Haussklaven beiseite und stand dann im Raum, den Namen des Gastgebers wie eine Frage in die Versammlung werfend. Amüsant, wirkte er doch auf den ersten Blick etwas verloren. Sermo erwiderte das Nicken und wartete was Vala so an den Mann bringen würde.


    Lepidus hingegen wurde mit einem Lächeln und einem kräftigen Handschlag begrüßt. "Grüß dich, mein Freund. Dich hat er also auch hierherbefohlen?" Sermo grinste schief, während er sich dem Gastgeber zuwandte. Waren sie jetzt endlich vollzählig?

    "Alle Zeit der Welt," versicherte der Duumvir zuvorkommend und wies einladend auf den bereitgestellten Stuhl. "Setz dich doch. Darf ich dir eine Erfrischung anbieten?" Souverän griff er in gewohnter Routine zu den Gläsern auf dem Beistelltisch und wollte auch sogleich die Weinkaraffe zu Hand nehmen... Scheiße! Den hatte er ja leergemacht! Ganz allein, an einem Vormittag? Immerhin hatte er noch ein frühes Mittagessen dazwischengeschoben, aber das machte es auch nicht viel besser. Bei Bacchus Wampe, hätte er nicht an einem anderen Tag so derben Brand haben können? Warum ausgrechnet heute, wo er der Decima wie ein Saufbold vorkommen musste? Aber die Götter waren ihm wohlgesonnen, denn sein Bürosklave war äußerst aufmerksam und betrat in diesem Moment den Raum nach kurzem Klopfen mit einer neuen Karaffe. Sermo würde ihm später einen ordentlichen Obolus in die Hand drücken für diese vermeintliche Rettung.
    Nachdem jegliche Getränkewünsche somit abgedeckt waren - es gab außer individuell verdünntem Falerner selbstredend auch noch Apfel- und Pfirsichsaft - ließ auch Sermo sich nieder und faltete die Hände auf dem schlichten Holztisch ineinander. Erwartungsvoll richtete er den Blick auf die junge Frau, die hier also vor ihm saß. Was ihn richtig nervte war, dass er keinen blassen Schimmer hatte, weshalb?! Doch nicht, weil Ostia so interessant war.
    "Nun, welcher Grund führt eine junge Dame, deren Erscheinung die Gerüchte über ihre Schönheit noch bei weitem übertrifft, wohl in mein bescheidenes Officium?" Er legte den Kopf etwas schief und behielt sein Lächeln bei, wobei er sich allerdings nun zurücklehnte, während er an seinem Glas nippte.

    Sermo schmunzelte über Aculeos Fuchtelwitz, riss jedoch verblüfft die Augen auf, als er den Grund für dessen Kommen erfuhr. "Eine Statue?!" Der Mann musste ja plötzlich zu einer Menge Kohle gekommen sein. "Das ist sehr großzügig, wirklich. Wird sie ein Abbild deiner selbst sein? Und wo möchtest du sie aufstellen lassen?" Und wer fertigt sie an? dachte er noch bei sich. Doch nicht etwa der fette alte Curio? Der war zwar der beste Bildhauer der Stadt, aber eigentlich wurde er gerade von den jungen Generationen überholt. Und seine Augen ließen auch schon nach. Vielleicht gab es dann ja eine Statue ohne Nase. Oder, falls der Fallus zu sehen sein sollte, eine Statue ohne Nüsse. Beinahe hätte Sermo bei dem Gedanken laut aufgelacht.

    Wie gut, dass es Sklaven gab, die Besuch anmeldeten. Sermo war völlig überrumpelt vom unangemeldeten Besuch der kürzlich ernannten Auctrix Decima. Hätte die nicht vorher eine Nachricht schicken können? Jetzt erwischte sie ihn auf halber Strecke eines nervenaufreibenden Arbeitstages inmitten von Steuerbeschwerden, Baugenehmigungen, Kreditscheinen und einer bereits geleerten Karaffe Wein. Verdammt, er trank in letzter Zeit ziemlich viel. Natürlich nicht pur, vielmehr stark verdünnt. Zumindest bis zum späten Nachmittag. Oder, wenn er sich einmal am Riemen riss, gönnte er sich spätabends einen Ausflug in einen der versteckten Opiumkeller im Hafenviertel. Guten Stoff gab's da, holla die Waldfee! Waldfee? Na, Bäume waren im Umkreis von hunderten von Meilen um Ostia herum abgeholzt worden, um den steten Verbrach für Schiffsreparaturen und -neubauten decken zu können. Und das schon seit Jahrzehnten! Seitdem wurde gutes, hartes Holz - Eiche, wenn sich Sermo nicht irrte - aus entfernteren Gegenden eingeführt.
    Jedenfalls war Sermo etwas hektisch geworden, als er von der Besucherin hörte. Er schickte den Sklaven fort, sie hereinzubitten, wodurch ihm noch wenige Augenblicke blieben, sich halbwegs in Form zu bringen. Die Inspektion seiner Togafalten war zufriedenstellend, denn er hatte heute hauptsächlich am Schreibtisch gesessen und sich nicht großartig bewegt. Der Angustus Clavus saß noch und wies ihn als Mitglied des Ordo Equester aus. Ein Blick auf seine Hände ließ ihn stocken. Wo hatte er seinen Siegelring hingelegt? Ahja, neben den Griffelhalter. Saßen seine Haare auch richtig? Ein bisschen glattstreichen und die Frisur saß wieder. Wenn sie das denn jemals getan hatte. Da klopfte es bereits!
    "Ja bitte?"
    Der selbe Sklave erschien erneut, nun mit Anhang, und meldete die Auctrix an. "Die ehrenwerte Auctrix der Acta Diurna Decima Seiana," säuselte der Mann gelangweilt, bevor er sich mit einer huldvollen Verbäugung verabschiedete und aus dem Raum stahl. Sermo hatte sich von seinem Stuhl erhoben und zeigte das schmale Lächeln, das so typisch für ihn war. Das hier könnte seine Chance sein, Gesprächsthema für tausende Römer zu werden. Jetzt bloß keine Scheiße verzapfen!
    "Geschätzte Decima, herzlich willkommen in Ostia." Er wählte nicht den üblichen Duumvir-begrüßt-Ottonormalbittsteller-Ton, sondern legte eine Spur Freundlichkeit in seine Worte. Mann, die Frau hatte ja eine bessere Figur, als ihm jedes Gerücht hätte träumen lassen, das er über sie gehört hatte!

    Nett ist der kleine Bruder von Scheiße, dachte Sermo bei sich und unterdrückte ein Grinsen. Vala war offensichtlich kein Freund von hübschen Sklavinnen. Oder so. Auf der Bühne ging das Palaver weiter, jetzt gab es einen Szenenwechsel. Hätte Sermo dem Geschehen drunten mehr Aufmerksamkeit gezollt, hätte er es wohl für sehenswert gehalten. Oder auch nicht. Wie dem auch war, Vala sprach weiter und der Quintilius hörte Pistazien kauend zu, bevor er etwas verstimmt den Mund verzog. "Mein Bruder war einer dieser Krepierer." Er blickte seinen Nachbarn für einen Moment ziemlich direkt an, runzelte dann aber die Stirn, als er den Kopf wegdrehte und in unverfänglichem Ton weitersprach. "Was aber nichts daran ändert, dass die Arbeit getan werden muss. Und das am besten so emotionslos wie möglich." Bezog er sich damit nun auf die Erbschaften oder auf's Vögeln? "Irgendwie müssen wir Römer ja verhindern, dass wir von Barbarenhorden überschwemmt werden." Das bezog sich nun eindeutig auf's Vögeln. Und stellte eine Spitze gegen Vala dar, die Sermo sich schon einmal auf ähnliche Weise geleistet hatte. Damals jedoch kannten sie sich noch gar nicht richtig und der Duccius hätte ihm beinahe die Kehle rausgerissen. Zumindest hatte Sermo die Angelegenheit so im Gedächtnis behalten. Diesmal spekulierte er auf Valas Beherrschtheit und seinen Sinn für Humor. Er warf dem Decemvir nun wieder einen Blick zu, wobei seine Lippe sich zu einem schmalen Lächeln spannte und eine Augenbraue gen Haaransatz wanderte.

    Sim-Off:

    Nach Wochen des Urlaubs und des Vergessens hier dann endlich mal wieder etwas Geschreibsel...


    "Außerirdische?" platzte Sermo heraus, als er gerade an seinem Wein nippen wollte. Ein Glück, dass er den Becher noch nicht an seine Lippen angesetzt hatte, so dass eine Sauerei vermieden werden konnte. "Ich..." Bah. Frauen. Warum brachten sie Sermo in peinliche Situationen? Warum brachten sie ihn ins Stocken wie jetzt? Für gewöhnlich schafften sie es einfach, indem sie sich mit dem Intelligenzgrad eines Mistkäfers durchs Leben bewegten. Zumindest solche weiblichen Geschöpfe, die Sermo auf manchen Festmählern und Gelagen bereits hatte antreffen dürfen. Andererseits schaffte es Romana gerade, ihn mit einer ordentlichen Portion Direktheit für einen winzigen Augenblick aus der Bahn zu werfen. Er hatte keineswegs damit gerechnet, dass sie ihn so implizit nach seiner Meinung fragen würde, weshalb er jetzt erst einmal gut nachdenken musste. "Also..." begann er daher, Zeit schindend. "Ehrlich gesagt weiß ich nicht genug, um die Lage persönlich befriedigend einschätzen zu können." Er wich aus. Feigling! Eine klare Antwort hätte doch genauso gut sein können: "Nein, eigentlich...ich glaube der Kaiser ist nicht mehr Herr der Lage." Damit äußerte er letztendlich dann doch seine eigentlich persönliche Meinung, die er wohl bisher nur sehr wenigen Leuten offenbart hatte. Wieso der Claudia gegenüber? Weil er gerade begann, sie parallel zum Gespräch vor seinem inneren Auge auszuziehen? Na großartig. "Das ist meine ehrliche Meinung," fasste Sermo noch einmal zusammen, um dann stirnrunzelnd eine andere Richtung einzuschlagen. "Aber das alles soll doch nun wahrlich kein Grund sein, eine junge Claudia an den Rand der Verzweiflung zu treiben." Nicht, dass er ein wenig übertrieb, neeeein. "Ich wäre dir nur zu gern behiflich, Entspannung zu finden von all diesen aufreibenden Problemen." Er sah nicht ein, warum er weiterhin mit der Claudia über Politik quatern sollte, wenn er im Laufe des Gesprächs auch anderweitig ihre Anwesenheit würde genießen können. Vorteilhaft war ihr Status als Vestalin dabei natürlich nicht gerade. Na, vielleicht hatte er ja Glück. Auch, wenn Romana nicht perfekt in Sermos Beuteschema passte, einen gewissen Reiz bot die Geschichte schon.

    "Ach, vergiss die Frauen!" Sermo machte eine abwehrende Handbewegung, die das Thema ganz schnell vom Tisch fegen sollte. "Du störst keineswegs," fügte er dann in wesentlich milderem Ton hinzu. Das Lächeln des Germanicus wurde erwidert, während der junge Mann sprach. "Ein persönliches Anliegen? Dann lass mal hören, was dir auf dem Herzen liegt." Damit lehnte Sermo sich interessiert zurück und spitzte die Ohren, die Erklärung bezüglich des Zeitmangels nicht weiter beachtend.

    Sermo kam als erster der Gäste. Und er kam allein. Er wusste nicht, was das hier genau werden sollte, aber er kannte Vala gut genug um zu wissen, dass es keine Plauderrunde werden würde. Vala war ein Mann von harten Fakten und von Politik. Er hasste Gelaber. Was Sermo im Gegensatz zu dem Duccius jedoch früh geschnallt hatte, war: Politik war ein einziges Gelaber.
    Ein Sklave führte ihn ins Triclinium, das er wie erwartet schlicht vorfand, während sein Gastgeber bereits anwesend war. "N'Abend," begann er ganz unverfänglich. "Danke für die Einladung." Er behielt die Frage nach dem Grund der Einladung wohlweislich noch für sich. Erstmal wollte er sehen, wer noch alles käme. "Bin ich wahrhaftig der Erste? Oder etwa der einzige, der heute kommt?"

    "Kommt gar nicht in Frage!" blaffte Sermo aufgebracht. Was dachte die Ische sich eigentlich? "Völlig unmöglich!" Wie hatte er nur so dumm sein können? "Ausgeschlossen!" In seinem Officium stand Lentidia. Schöne Lentidia! "Nein und nochmals nein! Es gibt keine Hochzeit!" Wieso nur hatte er sich gestern wieder so gehen lassen müssen? Da war man mal bei einem stadtbekannten Politiker eingeladen und schon ließ man sich von dessen Tochter um den Finger wickeln. Nicht, dass Sermo etwas dagegen gehabt hatte. Lentidia war eine kurvige Frau in den besten Jahren ihrer Jugend, mit schwarzer Lockenpracht und vollen Lippen. Ganz zu schweigen von diesen Augen, die einen mit ihrem perfektionierten Wimpernklimpern um den Verstand brachten!
    "Aber Sermo..." "Nichts da Sermo! Sermo hier, Sermo da! Ich kann doch nichts dafür, dass dein Vater weiß wie man seine Töchter gewinnbringend verheiratet!" Cispius Dexter hatte Lentidia für einen unglaublichen Berg Asche und eine beachtliche Erweiterung seines Farmlandes an einen guten alten Freund vertickt. Die Betonung liegt hierbei auf alt.
    "Bitte Liebster, versteh mich doch..."
    "NEIN!" polterte der Liebste nur zurück. "Du wirst dich NICHT scheiden lassen! Daran werde ich nicht schuld haben! Raus jetzt!" Er hatte den Kaffee...den Kräutersud jetzt endgültig auf. Sanft schob er Lentidia Richtung Tür, als es klopfte. "Schau, ich muss arbeiten. Du hörst von mir." Er drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und öffnete dann die Tür, um sie hinauszuwerfen.
    Überraschend war dabei, wen er auf dem Flur vorfand. "Germanicus!" Er machte eine einladende Geste und bot auch gleich einen Sitzplatz an. "Mit welcher erfreulichen Angelegenheit wirst du meinen Arbeitsalltag aufhellen könnnen?" Er grinste, war die Ironie doch nicht schwer zu überhören.

    Wer war zu spät? Wie? Sermo drehte seinen Kopf in entsprechende Richtung und musste unvermittelt breit grinsen, als er den Duccius dabei beobachtete, wie er sich auf durchaus höfliche und zurückhaltende Art und Weise einen Sitzplatz sicherte.
    "Caelyn," stellte Sermo die Blondine mit einem Grinsen vor, Valas Vorwurf ignorierend. "Meine neueste Errungenschaft, erworben von Aurelius Ursus." Dessen Gesicht Vala gewiss bekannt vorkam, war er doch eine Zeit lang bei Aurelius Corvinus angestellt gewesen. "Pistazien?" wandte er sich dann an jene Thematisierte. "Nichts anderes? Na, was soll's." Er hatte sich schon auf eine Vielzahl unterschiedlicher Geschmäcker gefreut, jetzt lief es auf die totale Pistazie hinaus. Er nahm die ganze Tüte und hielt sie sogleich seinem Sitznachbarn vor die Nase. "Pistazien?"
    Dann nahm er selbst sich auch eine Hand voll der Nüsse und reichte die Tüte wieder an Caelyn zurück. "Pistazien?"
    An Vala adressiert fuhr er fort. "Also, was gibt's Neues?"

    Wundervoll. Caelyn spurte ohne Murren, was Sermo wunderte, er sich aber nicht anmerken ließ. Zufrieden sah er ihr nach, wobei er es nicht ausließ, ihren wohlgeformten Po zu begutachten. Als sie ihm winkte, folgte er der Keltin. Weiter oben in den Rängen fand sie nämlich schnell zwei noch freie Plätze, von denen Sermo dann auch gern einen belegte.
    "Mir ziemt ein flottes Leben, dir ein ärmliches," rief grad der Tranio auf der Bühne, als er sich niederließ. Sermo unterdrückte ein Grinsen, als er Caelyn einen flüchtigen Seitenblick zuwarf. Ja, ihm gebührte ebenso ein flottes Leben, während sie auf immer seine Sklavin bliebe, so er denn wollte. Eine Frau mit Bauchladen pries Naschereien an. Sermo wandte sich an seine Begleiterin: "Hol uns doch ein paar von diesen gemischten Nüssen," wies er sie an, während seine Hand sich aus der Toga schälte, wo sie Sekunden zuvor in seiner Börse gekramt hatte. Er drückte Caelyn ein paar Asse in die Hand - was vermutlich die erste Berührung seit Wochen war, die sie von ihm seit ihrer Ankunft erfahren hatte - und deutete dann noch einmal auffordernd auf die Verkäuferin. Umspielte da sogar ein schmales Lächeln seine Lippen? Definitiv, heute hatte er einen guten Tag!
    Tranio und Grumio zeterten auf der Bühne fort, bis der junge Herr die Bühne und Stampfen und Fluchen verließ. Sermo lehnte sich derweil genüsslich zurück und nahm sich Zeit den Blick schweifen zu lassen. Nicht, um die Bühne genauer zu inspizieren, sondern vielmehr die anderen Zuschauer. Womöglich fand er sogar noch bekannte Gesichter unter den Anwesenden?



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    Curator Rei Publicae
    et
    Consular
    Marcus Vinicius Lucianus

    Villa Vinicia
    Roma - Italia



    Verehrter Curator Rei Publicae Vinicius,


    es adressiert dich Iullus Quintilius Sermo, Duumvir Ostiensis. Viel Zeit ist vergangen seit den letzten Wahlen und noch bot sich keine Gelegenheit, deine hochgelobte Person in Ostia begrüßen zu dürfen.
    Es wäre mir eine besondere Ehre und Freude, dich und dein Gefolge in der Curia willkommen heißen zu dürfen. Bei Speis und Trank böte sich die beste Möglichkeit sich über die neusten politischen Veränderungen der Stadt auszutauschen. Wie dir der Quaestor Principis wohl bereits berichtet hat, steht außerdem eine reichsweite Volkszählung an, welche ich ebenfalls gerne thematisieren möchte.
    Im Laufe des Abends soll dann außerdem Gelegenheit sein, nach Lust und Laune auch den Freuden des Lebens bei Lautenspiel und Becherklang zu frönen.


    Bitte lasse mich rechtzeitig wissen ob und wann du eine Reise nach Ostia in Betracht ziehst, damit ich die nötigen Vorbereitungen treffen lassen kann.



    Mögen die Unsterblichen allseits mit dir sein.



    IVLLVS QVINTILIVS SERMO
    ___________________________________________
    DUUMVIR OSTIENSIS
    CURIA OSTIENSIS


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    "Gut," war Sermos ebenso knappe und schlichte Antwort. Caelyn wirkte eingeschüchtert oder zumindest einsichtig genug, um das Gespräch jetzt entweder mit einem bleibenden Eindruck zu beenden, oder es in eine andere Richtung zu lenken. Der Quintilius entschloß sich zu ersterer Variante, weshalb er sich erhob, nachdem er ein zufriedenes Nicken sehen ließ. "Also gut, ich habe dann noch zu tun. Lass dir von Diomedes das Haus zeigen und dich einweisen. Ich werde morgen abreisen." Damit beendete er die Unterredung und bedeutete Caelyn mit einer antreibenden Geste, sich in Richtung Türe in Bewegung zu setzen. Sie würde ihren Herren bis zum nächsten Tag nur noch für einige Momente sehen, war er zur Cena auswärts eingeladen und wollte er doch die Zeit davor mit Händeschütteln und Zukunftsplanung im Hause seines Patrons und einiger Freunde verbringen.



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    Quaestor Principis
    Aulus Flavius Piso

    Villa Flavia
    Roma - Italia



    Geschätzter Flavius,


    zunächst zum Geschäftlichen. Deiner Bitte um Volkszählung komme ich selbstredend gerne nach. Gibt es einen Zeitrahmen für diese Aufgabe? Derzeit wird Ostias Bevölkerung auf etwa vierzigtausend Menschen geschätzt, die Erhebung wird uns also Zeit kosten. Dennoch werde ich so zeitnah wie möglich erste Ergebnisse an deine Person übersenden.
    Selbstverständlich werden die Listen nach Stand und Ordo geordnet angefertigt, wie gewünscht.



    Nun zu den persönlichen Angelegenheiten. Danke noch einmal für deine Einladung. Ich werde in den nächsten Tagen eine dreitägige Reise nach Rom unternehmen, da ich auch andere Einladungen wahrzunehmen gedenke. Mit Freude werde ich in diesem Rahmen auch dich aufsuchen.
    Ich werde derweil in meine Gebete auch die Flavier einschließen, die kürzlich von uns geschieden sind. Mögen die Götter sich ihrer annehmen.


    Danke auch für die Gratulation. Dir aber ebenfalls meine Glückwünsche zur gewonnenen Wahl. Wie ich sehe, füllst du dein Amt bereits aufs Beste aus.



    Mit den besten Grüßen aus Ostia, wo die zahlreichen Seevögel ein Loblied auf dich singen.



    IVLLVS QVINTILIVS SERMO
    ___________________________________________
    DUUMVIR OSTIENSIS
    CURIA OSTIENSIS


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    "Komm schon, Caelyn! Wir sind viel zu spät!" Sermo hetzte so würdevoll er konnte die Stufen zu den Zuschauertribünen empor, seine Sklavin im Fahrwasser. Er war ganze zwei Wochen fort gewesen, seit er Caelyn vom Aurelius erworben hatte und war nun für drei Tage nach Rom zurückgekehrt, denn es standen Erledigungen und Einladungen an. Heute hatte er sich inmitten allen Stresses Zeit genommen, um Zeit mit seiner Sklavin zu verbringen. Nicht, um ihr etwas Gutes zu tun, wo denkt ihr hin? Er wollte sie näher kennen lernen, ja. Allerdings weil er aus einer widerspenstigen Nervensäge eine gefolgsame Leibsklavin machen wollte. Und das erreichte man am besten, indem man Sympathie in ihr weckte. Also hatte er sich entschieden, die Rolle des Gutmenschen zu spielen. Zumindest so weit, wie sie realistisch wirkte, hatte er sich zuvor ja schon wie der Oberfiesling benommen.
    Er verlangsamte seine Schritte drastisch, als er die letzten Stufen erreichte und trat mit seiner ganzen Würde hinaus in den Sonnenschein, der an diesem Tag von leichter Bewölkung getrübt wurde. Das Stück hatte bereits begonnen, wie Sermo mit knirschenden Zähnen feststellte. Die Zuschauerränge waren nicht schlecht besetzt, auch wenn es noch eine Spur mehr Kulturbegeisterte hätten sein können. Ein Blick über die Schulter ließ ihn eine weibliche Silhouette erahnen, die ihn endlich einholte. "Sei so gut und such uns zwei Plätze in diesem Getümmel," forderte er von ihr ein, indem er eine unglaublich höfliche Formulierung wählte, bedachte man, dass er mit seiner Sklavin sprach.

    Diomedes, der griechische Sklave, der im Hause Quintilia als Mädchen für alles fungierte, meldete sich wenige Tage nach Valas Schreiben in dessen Officium. "Salve Decemvir Duccius. Mein Herr lässt dir seine besten Grüße aus Ostia ausrichten. Er ist gewillt, sein Erbe anzunehmen, jedoch nimmt er an deinem Schreiben einen Sinnfehler entnehmen zu können. Lies selbst." Mit einer unterwürfigen Geste reichte er dem langhaarigen Mann das Schreiben des Quintilius.




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    Decemvir Litibus Iucandis
    Titus Duccius Vala

    Basilica Ulpia
    Roma - Italia



    Salve Vala,


    danke für dein Schreiben. Es ist ein herber Schlag, erneut einen Bruder im römischen Militärdienst zu verlieren. Du sprichst jedoch von 'Lupus'. Mein kürzlich verstorbener Bruder trug vielmehr den Cognomen 'Lupercus'. In der Annahme, dass du dich auf eben jenen beziehst, erkläre ich hiermit die Annahme des Erblasses.


    Mögen die Götter auch mit dir sein




    IVLLVS QVINTILIVS SERMO
    CASA QUINTILIA - ROMA



    P.S.: Danke für deine Einladung. Ich werde da sein.


    "Du hast nicht den Hauch einer Wahl," stellte Sermo mit zuckersüßer Freundlichkeit fest. Er grinste schief, einem Impuls folgend, den zu unterdrücken er sich die Mühe diesmal nicht einmal machte. "Also gut, dann mal Klartext." Er wurde schlagartig wieder todernst. "Ich werde zurückkehren nach Ostia, meinen Geschäften nachzugehen. Du wirst hier unter Diomedes' Aufsicht bleiben und seine Anweisungen befolgen. Wenn ich höre, dass du dich in irgendeiner Weise daneben benimmst, kriegst du den Arsch voll, ist das klar?" In welcher Art und Weise das stattfinden würde, konnte Caelyn sich gern fantasievoll ausmalen. Er hielt sie für clever genug, es nicht auszuprobieren. "In deiner ersten Woche hier gibt es keinen Ausgang, keinen Besuch. Du wirst die verschiedenen Aufgaben im Haus kennen lernen und dich eng an Diomedes halten. Er wird dir alles erklären, was du wissen musst. Wenn du dich gut machst und Entgegenkommen zeigst, erlaube ich dir gern gewisse Freiheiten. Ausgang an Markttagen, Tempelbesuche, falls daran Interesse besteht oder Ähnliches." Seine Miene verdunkelte sich, als er weitersprach. "Muss ich fürchten, dass du dich gleich wieder aus dem Staub machst, gibt's gar nichts. Aus die Maus. Dunkles Moderloch im Keller. Und dabei hab ich dich dann noch nicht angerührt. Klar soweit?" Er hatte keine Lust, hier weiter Höflichkeiten oder gespielte Freundlichkeit zu verschwenden. Offensichtlich war Caelyn nicht ganz so einfältig wie sie sich zuvor gegeben hatte und so schien Sermo die Politik der Harten Hand doch wesentlich effektiver. Sein Motto hieß nun ganz klar: Noch so'n Spruch, Kieferbruch. Da hellte sich seine Miene abrupt auf und er fügte noch mit einer hämischen Freundlichkeit hinzu: "Keine Sorge, diese Versprechen werde ich gewiss halten, sollte es dazu kommen."

    "Morgen," gab Sermo zurück, Caelyn mit einem beinahe mitleidigen Blick einschätzend. Die Kleine sah ja fürchterlich aus. Hatte sie überhaupt ein Auge zu getan letzte Nacht? Nicht, dass Sermo sorgenfrei geschlafen hätte, aber irgendwie musste man ja seine Erholung bekommen. Er jedenfalls war sofort ins Reich der Träume entfleucht, nachdem er sich hingelegt hatte. Nach einem weiteren Augenblick ohne Worte lehnte er sich auf seinem Stuhl etwas zurück, um seinen Nacken zu entspannen, während er seine neue Sklavin ansah, die er bewusst stehen ließ.
    "Ich möchte, dass du weißt, dass ich dir nichts Böses will, Caelyn." Ihm war heute nicht danach um den heißen Brei herumzureden. Er hatte Caelyn womöglich schon soweit klein gemacht, dass er Anweisungen und Erwartungen nun vorbringen konnte, ohne sie völlig austicken zu sehen. Einfach mal austesten.
    "Dennoch musst du die Realität erkennen." Er sah sie eindringlich an. So platt wie das Gör war, bekam sie hoffentlich gerade genügend klare Gedankengänge zusammen, um zu schnallen was er ihr jetzt sagen würde. "Dein neues Zuhause ist die Casa Quintilia. Ich bin kein Unmensch und Diomedes ist es auch nicht. Du wirst es gut haben hier, besser als dort wo du hin willst. Du wirst nicht auf der Straße leben, bettelnd, stehlend." Er legte Hoffnung in seinen Blick. Hoffnung, dass sie ihre Situation verstand und sich dementsprechend verhielt. Erwachsen und vernünftig verhielt. "Hier hast du gutes Essen, ein Bett und im Winter ist es warm." Das war wahr. Nicht, dass die Aurelier weniger geboten hätten, doch Sermo wusste, dass sie sich dort offensichtlich nicht wohl gefühlt hatte. Sonst wäre sie ja wohl kaum davongelaufen. "Ich biete dir die Chance, neu anzufangen. Und du am Ende winkt womöglich doch die Freiheit." Oder so. Sermo spekulierte natürlich darauf, dass er Caelyn irgendwann so sehr an ihn binden konnte, dass sie ohnehin nicht mehr weg wollte. Bei Diomedes war das nicht einmal mehr notwendig gewesen, der hatte sich schon vorher in sein Schicksal ergeben. Auch er würde einmal seinen verdienten Lohn bekommen. Ewartungsvoll sah er Caelyn an. Würde sie den Blick senken? Würde sie ihr Schicksal akzeptieren?