Es wurde geredet. Und geredet. Besonders der Pompeier mochte es offenbar zu reden. Selbst der Aurelier meldete sich endlich zu Wort. Und plötzlich platzte Vala. Wurde der Mann etwa ungeduldig? Manchmal konnte Sermo den Kerl für seine Impulsivität erwürgen. Letzten Endes stimmten nun aber alle diesem Zweckbündnis zu, selbst der Aurelius. Na, dann blieb Sermo wohl ohnehin nichts anderes übrig, wenn er sein Gesicht nicht verlieren wollte. "Ich bleibe auch," fügte er also wortkarg und denkbar simpel hinzu. Wieso noch viel dazu anmerken? Immerhin lautete das Motto hier nicht 'Es wurde alles schon gesagt, nur noch nicht von jedem'.
Beiträge von Iullus Quintilius Sermo
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Ein Bote aus Ostia brachte folgendes Schreiben.
Ad:
Praetur Urbanus
Basilica Ulpia
RomaIch, Iullus Quintilius Sermo, stehe fortan der römischen Gerichtsbarkeit als Advocatus zur Verfügung.
Ich erkläre mich außerdem dazu bereit, in entsprechenden Fällen als Pflichtverteidiger vor Gericht zu ziehen.IVLLVS QVINTILIVS SERMO
CASA QUINTILIA - ROMA[Blockierte Grafik: http://img24.imageshack.us/img24/8500/quintiliersiegelsmrot.png]
ANTE DIEM XIV KAL NOV DCCCLX A.U.C.
(19.10.2010/107 n.Chr.) -
Astarte. Schicker Name für eine schicke Sklavin. Oder besser: Für eine so ausreichend unbekleidete Sklavin, dass jeder zumindest für einen Moment seinen Blick auf ihr haften ließe, um sie in Gedanken auszuziehen und in sein Bett zu zerren. So sehr er jedoch ihr Äußeres schätzte, so wenig bedankte er sich auch nur Ansatzweise für den Wein, den sie ihm wenig später reichte. Nicht mal ein dankendes Nicken bekam sie, dafür jedoch unterdrückte er zumindest ein lüsternes Grinsen. Konzentration, Sermo! Du sprichst mit einem Flavier, in der Villa Flavia! Es gibt wichtigeres, als sich jetzt an einer Sklavin zu vergehen!
Vergnügt stellte Sermo daraufhin fest, dass Piso ebenso wenig einen Hehl daraus machte, wie sehr im Caelyn gefiel. Ob er sie dem Flavier vielleicht sogar ausleihen sollte? Na, wohl eher nicht. Dafür waren seine Besitzansprüche zu groß. Und irgendwo betrachtete er Caelyn nicht nur vermögensrechtlich als sein Eigentum, sondern auch auf persönlicher Ebene. Sie war seins. Nur er konnte sie haben. Punkt, fertig, aus.
"Für die Götter," erwiderte Sermo und verschüttete ebenfalls etwas Wein, dann stießen sie miteinander an. "Und auf den Quaestor Principis!" fügte er seinerseits mit einem Grinsen hinzu. Und dann brachte Piso eine Schote, die Sermo zunächst vom Hocker riss. Der Kerl sprach in einem solchen Kauderwelsch, dass dem Quintilius beinahe das Weinglass aus der Hand fiel. Mit gerunzelter Stirn sah er von Piso zu Caelyn und wieder zurück. Was sollte das denn nun? Hoffentlich würde sie einfach mit der Massage loslegen und sich nicht dumm anstellen. Er wollte hier nicht rausfliegen, weil Caelyn plötzlich auf keltisch seinen Gastgeber beleidigte... -
"Oh," machte der so Aufgeklärte auf ziemlich unintelligente Art und Weise. Dann plötzlich lief seine Gedankenmaschine zu Hochtouren auf. "Moment mal, der Hain?!" Was wusste sie darüber? Hatte der Sklave etwas Wissenwertes ausgeplaudert? Vor allem: Etwas profitables Wissenswertes? Er nickte nur, ließ Caelyn gern weitererzählen. Er würde sie jetzt nicht mehr einfach unterbrechen, wie käme er denn dazu? Sermo hörte sich also alles an und hielt auch noch einen Augenblick lang inne, als seine Sklavin fertig war. Aber irgendwie kam da dann nichts mehr. Keine Infos mehr zu den Nemoralia? Nichts? Gar nichts? Sermo setzte ein erleichtertes Lächeln auf und legte Caelyn abrupt den Arm um die Schulter. "Vergiss die Einkäufe und das Geld. Ein Glück, dass du wohlbehalten wieder hierher kommen konntest." ...um mir jetzt alles haargenau über die Vorfälle im Hain zu berichten... "Wieso wollte dieser Typ denn so eine hübsche junge Frau wie dich zusammenschlagen? Unmöglich, echt!" Jetzt gab er sich beinahe schon entsetzt, bevor er mit gedämpfter Stimme fortfuhr: "Hast du etwa Dinge erfahren, die du nicht wissen solltest? Die niemand wissen sollte?" Theaterreif, eindeutig. Jetzt riss er nämlich auch noch die Augen auf vor vermeintlich plötzlicher Erkenntnis. "Doch nicht etwa wegen des Frevels? Caelyn, was hat dieser Sklave dir verraten?" Ihre Schritte waren langsamer geworden, während Sermo seinen Arm um Caelyn gelegt hatte und geheimnistuerisch immer etwas näher an sie heranrückte. Jetzt waren ihre Geischter nur noch eine handbreit voneinander entfernt, während die Spannung greifbar erschien. Sermo wollte das jetzt wissen, komme was wolle!
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Zitat
Original von Aulus Flavius Piso
@Venusia: eh klar, Chefin. Denn:Der Posteingang von Benutzer »Iullus Quintilius Sermo« ist bereits voll.
Sehr passend, dass du da von mangelndem Organisationstalent redest.
Ups. Äh joa, ist wieder frei. Ein bisschen zumindest.
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Das Studium hat begonnen und der Stress haut mich gerade um. Ich bitte meine desaströse Abwesenheit zu entschuldigen. Es gibt zuvor einiges für mich zu regeln, das dem IR (leider :D) eindeutig vorgeht.
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Ein Stadtschreiber:
Der Scriba lehnte sich geduldig zurück und faltete die Hände ineinander, während er dem Anliegen des Mannes Gehör schenkte. Aus Tessalonica war er also gekommen. Mit dem Schiff. Jap, sowas kam vor. Die Augenbrauen des Schreibers zuckten dann jedoch in die Höhe, als der Mann konkreter wurde. Ob er jemanden kannte, der Arbeit für ihn hatte? Grübelnd runzelte er die Stirn und lehnte sich nun vor, bevor er antwortete. "Allerdings bekomme ich hier so einiges mit," begann er zunächst. "Wer in Rom einen Scriba sucht, kann ich dir jedoch nicht sagen." Wie auch? Interessierte ihn ja auch gar nicht. Außerdem gab es in Rom ja auch genügend Leute, die mit der nötigen Ausbildung Sekretärsstellen ausfüllen konnten. "Was Ostia angeht, kann ich aber folgendes sagen: In der Stadtverwaltung gibt es immer Arbeit. Ansonsten klappere doch einfach die bekannten Kaufleute ab. Die haben auch immer irgendwo Verwendung für einen Schreiberling."
In diesem Moment knarzte in Aristonicus' Rücken erneut die Türe zum Officium. Niemand anderes betrat in diesem Moment den Raum, als der Duumvir Quintilius Sermo selbst. "Patuleius," adressierte er den Scriba mit dessen Gensnamen. "Wie ist der Stand der Volkszählung? Kommen wir voran?"
"Allerdings," entgegnete der Angesprochene. "Es läuft, es läuft." Er nickte, sich selbst beipflichtend, und erinnerte sich dann des Besuchers, der ja direkt vor ihm saß. "Ah, Quintilius! Dieser Mann hier...äh...Aristonicus...er sucht Arbeit. Brauchst du zufällig einen Scriba?"
Sermo wandte sich dem Mann zu, dem er zum Gruß die Hand hinstreckte. "Salve. Du suchst Arbeit? Wollen wir das in meinem Officium besprechen?" Eine knappe Geste forderte den Mann auf, ihm zu folgen, als er durch eine Verbindungstür das benachbarte Arbeitszimmer der Duumvirn betrat. -
Der Duumvir ging voran, umrundete seinen Schreibtisch und setzte sich, während er seinem Gast ebenfalls einen Platz anbot. "Verdünnten Wein?" fragte er, während er sich selbst bereits ein Glas füllte. Als sein Gast dann auch bedient war, lehnte er sich zurück und führte das unterbrochene Gespräch fort. "Du bist also auf der Suche nach Anstellung? Was für Erfahrung und Qualifikationen bringst du denn mit dir? Und suchst du eher eine private Anstellung oder interessiert dich eher der Verwaltungsdienst?"
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Aha, jetzt rückte sie also doch endlich mit der Sprache heraus. Sermo blieb stehen, lehnte sich lässig an eine der Säulen im Atrium und verschränkte die Arme vor der Brust. Geduldig hörte er sich Caelyns Geschichte an und zog dabei nicht wenig interessiert die Augenbrauen hoch. Seine Vorzeigesklavin erwähnte da etwas, das ihn besonders hellhörig machte. "Welcher Hain?" fragte er nur, den Rest völlig ignorierend. Jetzt stieß er sich von der Säule ab und straffte sich. Sermos Interesse war geweckt. Das konnte doch nicht sein, oder? Wenn es der Hain gewesen war, wäre das eine unglaublich interessante Nachricht. Was hatte der aurelische Sklave mitbekommen? Waren das bisher ungehörte Informationen aus erster Hand? Vielleicht ließ sich daraus ja etwas herausschlagen bei der neuen Auctrix der Acta!
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Die Nacht war bereits über Ostia hereingebrochen, als alles für die kurzfristige Operation vorbereitet war. Sermo hatte seine Leute zusammentrommeln lassen, die jetzt im Halbkreis vor ihm standen. Sie ihr geheimer Treffpunkt war ein Warenhaus, das einem Freund gehörte, dem Sermo gelegentlich einen Gefallen getan hatte, wenn es um die Einfuhr von zollbelasteten Waren ging. "Meine Herren, es gibt Arbeit." Die Männer, zu denen Sermo sprach, waren nicht gerade das, was man sich unter 'Herren' vorzustellen wagte. Der Duumvir hatte ein Dutzend raubeiniger, narbengesichtiger, abgehärteter Halunken um sich geschart, die Erfahrung darin hatten gegen Bezahlung die Drecksarbeit für andere zu erledigen. Und Sermo zahlte gut. "Einer meiner Schützlinge wurde heute entführt. Wir vermuten ihn in einem Lagerhaus, wo er von seinen Entführern gefangen gehalten und womöglich gefoltert wird." Er hatte dummerweise vergessen zu fragen, wie viele Männer den Cornificius überhaupt abgeholt hatten. Tja, das würden sie dann sehen. "Also, wir gehen dort hin und holen den Mann da raus. Lasst mir den Anführer der Bande am Leben, verstanden? Ich will mit ihm reden. Sein Name ist Kaeso Cartilius Pictor, ihr kennt ihn vermutlich." Nicken, zustimmendes Brummen. Die Männer hatten verstanden. Mehr brauchten die Söldner, Piraten und ehemalige Soldaten der Classis auch nicht wissen. "Dann los," befahl Sermo, der die Kapuze seines dunklen Umhangs über den Kopf zog und durch den Seiteneingang des Gebäudes die Lagerhalle verließ.
Draußen war es tiefschwarze Nacht. Nieselregen weichte den Unrat auf den Straßen auf, feinste Tropfen bildeten sich auf den einfachen Wollmänteln der Männer. Durch Seitengassen fand das Dutzend seinen Weg zum Mercurtempel, der Quintilius allen voran. Die Gestalten verschmolzen mit der Schwärze der Nacht, nur wenig Mondlicht drang durch die Wolkendecke. Es war keine Zeit mehr geblieben die Vigiles zu bestechen, um Patrouillen zu entgehen, weshalb sie doppelt vorsichtig sein mussten. Nur einmal machten sie halt, um eine Fackelbewehrte Mannschaft zunächst passieren zu lassen, bevor sie in der zurückkehrenden Dunkelheit eine breite Kreuzung passieren konnten.
Schließlich erreichten sie das beschriebene Warenhaus des Cartilius. Zwei Wachleute hatten am Haupttor Position bezogen. Es musste jedoch einen Nebeneingang geben, den gab es immer. Sermo wandte sich an seinen Hintermann. "Thales, finde mir einen Seiteneingang. Nimm Straton und Medius mit. Wachen ausschalten, wenn möglich, dann Bericht erstatten." Thales, ein drahtiger Seebär, nickte und verschwand mit den zwei anderen in den Schatten. Sie alle hatten Dolche, Knüppel, Äxte oder andere effektive wie schmerzvolle Waffen zur Hand und wussten diese aus jahrelanger Übung geschickt zu nutzen. Sermo selbst trug nur einen Dolch unter dem Umhang, der für ihn in jedem Fall reichen würde.Wenig später tauchte Medius an Sermos Seite auf. Er war vergleichsweise jung, was jedoch nichts an seinem Geschick in Sachen Kriminalität änderte. "Da is'n Seiteneingang auf der Ostseite. Hab'n 'ne Wache umgehau'n. Thales und Straton warten." Sermo nickte und gab den Befehl zum Aufbruch. Sie würden diese Kerle dort erwischen, wo sie es mitbekamen. So hoffte er zumindest.
Zwei Mann wurden abkommandiert, die sich im richtigen Zeitpunkt um die Wachen am Haupteingang kümmern würden. Der Rest sollte durch den Seiteneingang stürmen. Jetzt kam es darauf an, das Überraschungsmoment nicht zu verspielen. Sobald alle in Position waren, gab Sermo das Zeichen zum Angriff.
Straton, ein muskelbepackter Illyrer, verschaffte sich mit Gewalt Eintritt in die Halle, gefolgt vom Rest der Bande. Sermo befand sich in der Mitte des Angriffs. Sie gelangten durch einen Gang an Seitenräumen - vermutlich Officien, Archive oder Aufenthaltsräume - vorbei in die Haupthalle, wo sie die Entführer vorfanden. Sie waren zu viert und schrien vor Schreck auf, als sie die überzähligen Eindrinlinge auf sich zu stürmen sahen.
Es folgte ein kurzes Handgemenge, in dem Sermo Gegenspieler schnell überwältigt wurden. Von vier Gegnern blieben zwei lebendig, einer davon mit gebrochenem Arm, der andere mit blutiger Platzwunde am Kopf. Durch den Haupteingang betraten jetzt auch die fehlenden Söldner die Halle, die beiden ausgeschalteten Wächter hinter sich her schleifend. Das hatte ja sauber funktioniert.
Den entführten Cornificius Mugillanus fanden sie zwischen Kisten und Amphoren auf einem Stuhl sitzend. Er war gefesselt und verprügelt worden. Sermos Männer banden ihn los und setzten stattdessen den Cartilius dorthin, um ihn seinerseits festzubinden.
"Cornificius, du bist frei," erklärte Sermo dem Befreiten und hieß seine Leute, sich um ihn zu kümmern. Der Mann würde seine Blessuren zuhause bei seiner Frau und seinem Sohn auskurieren können und hoffentlich bald wieder sein ertragreiches Geschäft führen - um Sermo wieder Geld abdrücken zu können.Als der Cornificius versorgt und auf dem Heimweg war, wandte sich Sermo schließlich seinem Gefangenen zu. "So, mein lieber Freund." Cartilius Pictor saß mit schreckgeweiteten Augen auf seinem eigenen Folterstuhl, hilflos und vor Schiss zitternd."Jetzt reden wir mal ganz in Ruhe über diese unhöfliche Aktion, die ihr Pissnelken heute abgezogen habt..." Ein kräftiger Schlag ins Gesicht des kleinkriminellen Bandenführers eröffnete eine sehr ungemütliche Nacht der Befragung, die dem Quintilius hoffentlich einige nützliche Informationen preisgeben würde...
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War das ein Lächeln? Ein Zucken vielmehr, ja. Offenbar war die Decima doch nicht so emotionslos wie Sermo sich eingebildet hatte. "Allerdings habe ich das," beantwortete er daraufhin ihre Frage. Er erinnerte sich nur zu gut an diese Verhandlung. Das war kurz nach seiner Eskapade in der Subura gewesen, als er den Verliesen der Cohortes Urbanae einen Besuch hatte abstatten dürfen...müssen. "Ich war damals noch Liktor meines Patrons, des ehrenwerten Senators Purgitius Macer, der zu dem Zeitpunkt amtierender Praetor war. Der Octavius führte damals in Familiensache die Anklage gegen einen Mann, der angeblich seinen Verwandten ermordet haben sollte." Sermo strich sich mit Daumen und Zeigefinger über den Kinnbart, für einen Moment die Erinnerung hervorkramend. "Wirklich gut hat er sich nicht angestellt wie ich finde. Der Täter wurde zwar letzten Endes zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Das aber nur, weil er selbst ein Geständnis im Carcer abgelegt hatte. Ich glaube nicht, dass die Anklage und Beweisführung des Octavius allein das bewirkt hätte." Er schüttelte überzeugt den Kopf. "Nein, eigentlich gab es gar keine Beweisführung, glaube ich. Als einziger Zeuge wurde ein Decimus gerufen, der in dem Fall ermittelte. Decimus...Serapio hieß er." Ob die Auctrix den Mann wohl kannte? Rom war zwar ein Dorf und die Welt klein, aber die Gens Decima war immerhin auch mit zahlreichen Mitgliedern gesegnet, die reichsweit verstreut lebten. Immerhin lag der Ursprung der Gens sogar in Hispania, wo vermutlich ein großer Teil der Verwandtschaft noch an den Wurzeln haftete und dortigen Landbesitz pflegte und mehrte, wie es sich für traditionsbewusste Römer gehörte.
"Der Skandal, wahrhaftig. Diese desaströsen Geschehnisse sind allerdings eine ausführliche Berichterstattung wert." Er nickte beipflichtend. Zu diesem Zeitpunkt hatte er ja noch keine Ahnung, was dort wirklich passiert war. Und selbst wenn, er hätte es wohl auch nicht sofort verraten. Nicht, ohne etwas dabei für sich herauszuschlagen. "Wie weit sind denn die Ermittlungen in diesem Fall vorangeschritten? So etwas Ungeheuerliches muss doch zügig aufgeklärt werden!" Er sprach dem Ton inbrünstiger Überzeugung. Natürlich, die Götter mussten geehrt werden und die Erinnerung an die Ahnen gepflegt. Aber Übermaß war niemals gut, auch nicht in der Verehrung der höchsten Weltenwesen.
"Selbstredend lässt meine Zeit das zu," erklärte er der Decima daraufhin mit einem breiten Lächeln. Er sparte sich diesmal ein allzu direktes Kompliment und blieb lieber sachlich, denn das schien der Dame wohl eher zu liegen. "Eine Stadtführung, die alle Sehenswürdigkeiten und jedwedes Wissenswerte in und über Ostia einschließt. Ich möchte doch vermeiden, dass du diese Stadt verlässt, ohne sie wirklich gesehen zu haben." Er machte Anstalten sich zu erheben, während er einen kurzen Blick zum Fenster hinauswarf. "Wir können sofort los, wenn es dir recht ist. Das Wetter ist beinahe fantastisch. Außerdem wartet noch ein Kontrollbesuch im Hafen auf mich, das trifft sich ohnehin sehr gut." Der Himmel war nur wenig bewölkt, während eine allzeit zugegener Meeresbrise die salzige Luft landeinwärts trieb. Sermo mochte diesen Ort mittlerweile sehr gern. Einzig das ewige Plärren der Möwen nervte bisweilen nicht unwesentlich, wenn diese sich sogar in der Stadtmitte auf den Dreck in der Gosse stürzten.
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"Vor Winterbeginn? Gut, ich freue mich drauf." Naja. Eigentlich hoffte er, dass sich das ganze noch hinauszögern würde. Er hatte keine Lust, eine Statue im Winter einzuweihen. Aber das würde sich dann ja zeigen.
"Ja, komm mich ruhig jederzeit wieder besuchen. Es war mir eine Freude." Aculeo wollte sich wohl so langsam auf den Heimweg machen. War ihm ja auch nicht zu verübeln. Niemand wollte länger als nötig in einem Officium der Stadtverwaltung herumhängen.
"Ich bin gespannt, was für neue Überraschungen du dann für mich bereit hälst, Germanicus." -
Ein Stadtschreiber:
"Herein!" tönte es von drinnen. Der Scriba blickte von einer Wachstafel auf, die er gerade zur Anfertigung einer Abschrift nutzte. Ein bereits ergrauter Mann betrat das Officium. "Salve," begrüßte er den Besucher, während er den Griffel zur Seite legte. "Womit kann ich dir behilflich sein?"
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Meinen Glückwunsch.
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Natürlich klang das sinnvoll. Das alles hatte sich ja auch Sermo höchstpersönlich ausgedacht! Es ließ sich aber noch nicht abschätzen, ob der Artikel über seine grandiose Arbeit lang werden würden? Das hieß vermutlich nein. Also hatte er richtig gelegen damit, dass ihr Besuch nur proforma war und sie wohl eher auf gut Glück hergekommen war. Dann musste er ihr eben noch etwas mehr liefern als nur ein paar staubtrockene Gesetzeserläuterungen. Interessant fand der Quintilius wie fortwährend unverändert die Regungen der Decima blieben. Sie hatte entweder keinerlei Interesse an dieser ganzen lahmen Sache und dieser Stadt und an ihm, oder hatte schlichtweg kein Interesse daran, ihr vermeintliches Interesse zu zeigen. Gelegentlich zeigte sich das vage Lächeln, doch nichts weiter. Irgendwie geheimnisvoll. Oder doch nur langweilig? Jedenfalls hatte sie nicht gleich begonnen ihre weiblichen Vorzüge zu nutzen, um Informationen aus ihm herauszubekommen - was in diesem schnöden Fall ja sowieso nicht von Nöten war. Wie auch immer, Sermo zog eine Augenbraue hoch und lächelte schief, als die Auctrix über die Verhandlung und den Kurs des Octavius sprach.
"Sein Kurs war recht ausführlich, das kann man wohl sagen," stellte er nüchtern - ungeachtet seines Blutalkoholspiegels zu diesem Zeitpunkt - fest. "Kurze Reden vor Gericht sind meist nicht sonderlich erfolgreich. Es sei denn, sie weisen unschlagbare Argumente oder Beweismittel auf," führte er dann zum juristischen Blickwinkel des Gesprächs aus. Zumindest war das seine Meinung. "So wie ich Octavius damals bei seiner ersten Verhandlung jedoch erlebt habe, halte ich die zweite Möglichkeit in diesem Fall allerdings für nicht wirklich zutreffend." Er musste schmunzeln. Der Octavius war ihm nicht sonderlich sympathisch, auch wegen seiner völlig despektierlichen Umgangsart während seiner Amtszeit als Decemvir litibus iucandis. Wieso sollte er daraus auch einen Hehl machen?
"Was hast du denn noch so in nächster Zeit für die Acta geplant? Kann ich dir vielleicht eine kleine Stadtführung anbieten? Damit du gewissermaßen auch einen Blick auf die Umgebung bekommst, die Einflußbereich der Lex Municipalis sein wird?" -
"Würde sie nie," entgegnete Sermo. "Gut, also im Hafen. Dann lass mich wissen, wenn die Statue fertiggestellt ist und aufgestellt werden kann. Ich denke wir werden uns zur Einweihung dann Unterstützung durch den Pontifex Ostiensis holen und einen passenden Termin auswählen." Immerhin sollte eine Götterstatue auch an einem Tag geweiht werden, der den Göttern recht war. Dazu sollte man zuvor womöglich die entsprechenden Gremien befragen.
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Es roch nach Herbst. Die Sonne brach nicht mehr oft durch die Wolkendecke, die ein frischer Meereswind ins Inland trieb. Die Markstände auf dem Forum waren nicht so stark besucht wie noch wenige Stunden zuvor, während der Tag sich dem Ende zuneigte. Sermo hatte die Curia bereits verlassen, er war den Papierkram leid. An eine Säule gelehnt betrachtete er schweigend das Treiben auf dem Forum, wo noch immer Händler ihre Waren an den Mann zu bringen versuchten. Einige Nachzügler huschten eilig an ihm vorbei. Sie betraten Schreibstuben oder suchten Geldwechsler auf, oder versuchten noch auf den letzten Drücker eine spezielle Anfertigung bei ihrem persönlichen Handwerker abzuholen. Sermo sog die feuchte Herbstluft genüsslich ein. Er mochte diese Jahreszeit, wenn es nicht mehr so ekelhaft heiß und schwül war und doch noch nicht die kalten Wintertage begannen. Für einen Moment schloss er die Augen und versank in Gedanken. Und er musste sich so einige Gedanken machen, etwa ob er einen Kredit bei seinem Patron aufnehmen sollte, um sich endlich die Ritterwürden zu erkaufen. Und ob er nicht langsam mal aus seiner funzeligen Wohnung beim alten Gabinius Fundulus ausziehen und sich eine neue, für einen Duumvir repräsentativere Bleiben suchen sollte. Und eine Frau sollte er sich langsam mal suchen, wenn er sich das so recht überlegte...
"Duumvir! Duumvir Quintilius!" Eine hohe Jungenstimme ließ ihn aus seinen Gedanken hochschrecken. Verdammter Bengel, was brüllte der denn so? "Hier!" rief Sermo nur, sich dem Burschen zuwendend, der da den Säulengang entlang auf ihn zurannte. "Endlich...." Schnaufen. Der Junge hatte sich ziemlich beeilt, schien es. "...finde ich dich. ... Duumvir, es schickt... mich Tiberius..." Langsam kam der Kleine wieder zu Atem. "...Cornificius..Mugillanus. Er steckt in....Schwierigkeiten!" Sermo runzelte überrascht die Stirn. "Bring mich zu ihm," befahl er barsch und eilte dem Pimpf hinterher, der sofort in die Richtung losrannte, aus der er gekommen war.
Cornificius Mugillanus war der und gleichzeitige Scriba Personalis von Caius Cornificius Mugillanus, der wiederum ein Geldwechselbüro in der Südstadt betrieb, von dessen Gewinn er einen Teil an Sermo abtrat. Er zahlte Schutzgeld an den Quintilier, wenn man so wollte. Da ließ Sermo es sich natürlich jetzt nicht zweimal sagen, dass sein 'Klient' Stress hatte und kam natürlich sofort zu seiner Rettung. Zumindest so eilig wie es sich für einen Duumvir in Toga geziemte. Die Sonne hatte sich bereits komplett verzogen und war nun endgültig der dunkelgrauen Wolkendecke gewichen, als der Pimpf und der Duumvir endlich das Geschäft des Cornificius erreichten. Dort trafen sie Tiberius Cornificius an, der in einem völligen Durcheinander, das wohl einmal ein geordnetes Arbeitszimmer gewesen sein musste, auf einem Hocker saß und das Gesicht aus Verzweiflung in den Händen vergraben hatte. Als Sermo die Ladenräume betrat und sich fragend umschaute, hob der junge Cornificius den Blick.
"Quintilius, da bist du ja! So ein Unglück, sieh dir nur an was sie angerichtet haben! Sie haben meinen Vater mitgenommen, die Schweinehunde!"
"Wer sind die?" fragte Sermo. "Und wann ist das passiert?"
"Kaeso Cartilius Pictor und seine Halunken!" spuckte der Cornificius aus. "Sie kamen vor etwa einer Stunde her und verlangten Geld von uns. Wir sollten ab jetzt dem Cartilius Abgaben leisten und nicht mehr dir. Diese..."
"Wohin haben sie deinen Vater gebracht?" unterbrach Sermo den wutschnaubenden Mugillanus.
"Ich weiß es nicht," jammerte der Cornificius daraufhin. "Aber ich meine, dass Cartilius Pictor ein Warenhaus beim Tempel des Hercules besitzt."
Sermo nickte zufrieden. "Das sollte reichen. Ich regele das." Und mit diesen Worten verließ er das Chaos der Wechselstube, vor deren Tür er dem Botenjungen eine Münze in die Hand drückte. Es gab Arbeit. Doch die würde bis zum Einbruch der Nacht warten müssen. Bis dahin hatte er nun noch etwas Zeit, sich Verstärkung zusammenzutrommeln... -
Beinahe ließ der nichtige Sohn eines nahezu unbekannten ritterlichen Plebejers sich vom prunkvollen Glanz der patrizischen Pracht überwältigen. Doch der Schein trügte, denn von Reichtum ließ er sich nicht blenden. Der Quintilius war eher ein Anhänger der spartanischen Lebensart, auch wenn dies elegantes Auftreten oder repräsentative Inneneinrichtung nicht ausschloß. Er stand nur nicht auf überbordenden Pomp. Blinzelnd, nicht vor Trauer über Pisos Verluste sondern vor Glanz (:P), betrat er letztlich das Triclinium und ließ sich mit bescheidener Miene begrüßen. Der Flavier wirkte gezeichnet von den kürzlichen Ereignissen, was Sermo durchaus nachvollziehen konnte. Er selbst hatte lange Zeit Trauer getragen, denn gleich beide Brüder hatte er innerhalb weniger Monate verloren. Mitgefühl konnte er dennoch nicht so recht aufbringen für den Mann, der Klient seines Patrons war und damit quasi Verbündeter. Sie kannten sich nur noch nicht gut genug, als dass Sermo auch nur ansatzweise Regungen in dessen Gegenwart zeigen würde, die über freundliche Anteilnahme, Aufmunterung oder Zurückhaltung hinausgehen würden.
Piso begrüßte seinen Gast jedenfalls freundlich und fragte auch gleich nach der Blondine, die Sermo im Schlepptau hatte. Dessen Blick wanderte überrascht zur Keltin, bevor er mit schmalem Lächeln eine Antwort formulierte. "Danke für deine Einladung, geschätzter Flavius." Dankend nahm er wie aufgefordert auf einer der Klinen Platz, während er erklärte: "Das ist Caelyn, eine keltische Sklavin, die ich aus dem Hause Aurelia erworben habe." Er lächelte dabei ein fast schon stolzes Lächeln und ging dann auf Pisos Weinangebot ein. "Falerner bitte. Den Weißen, wenn möglich." Das ließ er sich doch nicht entgehen. Wenn er schonmal in der Villa Flavia zu Gast war, wollte er natürlich auch einen guten Falerner trinken. Er stellte da gewisse hohe Erwartungen an eine Gens, die schon seit Jahrhunderten Reichtum anhäufte, da konnte man auch annehmen, dass sie den besten Tropfen da hatten, den man kriegen konnte.
"Ja, sie ist wahrlich bezaubernd. Freut mich, dass sie dir gefällt," kam er dann wieder auf Caelyn zu sprechen. Ausnahmsweise war das sogar ehrlich gemeint. Er fand seine widerspenstige Keltin durchaus attraktiv und hätte auch nichts dagegen, sie demnächst noch einmal in seine Bett zu holen. Doch das wollte er lieber nicht überstürzen, am Ende war sie noch völlig neben der Spur und ihr Sklave-Besitzer-Verhältnis total im Eimer. Wenn es denn überhaupt noch schlimmer ging. "Hätte nicht gedacht, dass du dir etwas aus Sklavinnen machst," ergänzte er dann grinsend, den Schalk im Blick. "Aber sie kann mehr als nur gut aussehen. Wenn ich Sklaven kaufe, dann ja nicht nur des Anblicks wegen. Wenn dir der Sinn danach steht, kann sie dir zum Beispiel eine Kostprobe ihrer Massagekünste geben. So eine Schultermassage regt die Verdauung an und ist herrlich als Wohlfühlmittel zur Cena." Er grinste jetzt noch breiter, obwohl innerlich gerade einige laute Aufschreie erklangen. Ihm war völlig entfallen Caelyn in der Küche bei den anderen Sklaven abzustellen und jetzt war es ihm peinlich das zuzugeben. Er hatte ja keine Erfahrung im Umgang mit Sklaven, erst recht nicht in fremden Häusern! Natürlich hatte er sich jetzt einfach etwas ausgedacht, weshalb er die junge Keltin mit ins Triclinium genommen hatte. Hoffentlich machte sie jetzt keinen Aufstand, dann würde er ihr den Hals umdrehen. Ein kurzer Blick ging zu Caelyn, der von einem knappen Nicken begleitet wurde. Wehe, sie tat jetzt etwas dummes! -
Ihr Witzkekse habt uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt.
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Oh. War das etwa der Falsche Name gewesen? Offensichtlich, denn in Argentoratum gab es nur Vollidioten und Halbwilde. Na großartig, jetzt hielt sie ihn vermutlich erst recht für einen ignoranten Hirni. Verwirrt runzelte er die Stirn. Der Typ, der sie beinahe erwürgt hatte? In welchen Bockmist hatte diese Knalltüte sich nur wieder reingeritten? Aber immerhin rückte sie dann halbwegs mit der Sprache heraus. Augustodunum hieß das Provinzkaff, natürlich! Wie konnte Sermo sich daran schon erinnern, immerhin war er blau gewesen, als er das mitgeteilt bekommen hatte. So glaubte er zumindest.
Sie hatte also einen aurelischen Sklaven getroffen, der ganz friedlich war. Aaaahja. "Und wie genau hast du dann bitte mein Geld verloren, wenn du nicht beklaut wurdest?!" fragte er, als sie ihre wirren Ausflüchte hervorgebracht hatte. "Caelyn, ich warne dich: Lüg mich bloß nicht an." Joa, eine hinterhergeworfene Warnung war gewiss motivierend.