Beiträge von Iullus Quintilius Sermo

    "Für mich auch die Tagesempfehlung," orderte Sermo einfach und bestellte dazu auch Wein. Ihm war eigentlich egal was er aß, hauptsache es schmeckte. Die Bedienung dampfte ab und die beiden 'Geschäftspartner' wandten sich wieder einander zu. Und Axilla lächelte ganz freundlich zur Entschuldigung. Sermo griff die Worte gleich auf und antwortete gespielt anklagend. "Ja wahrlich, es ist eine Schande, dass ihr Rom aus diesem großartigen Ereignis ausgebootet habt!" Darauf grinste er direkt und erklärte bezüglich ihrer anderen Worte: "Nun, dann wird es wohl demnächst einmal Zeit, dich herumzuführen. Wenn es dir recht ist, werde ich einfach beizeiten deine Casa aufsuchen und dich entführen."

    Nicht schlecht. Sermo hatte es beinahe geschafft. Der Aurelius ließ ernsthaft seine Sklavin entscheiden, was auf ihn zwar nicht gerade von Autorität zeugte, aber wenn es ihm half konnte ihm das ja egal sein. Dass die Keltin dabei einen Heulanfall bekam, tangierte ihn eher weniger. Dann wurde auch noch der südländische Sklave ins Gespräch eingebunden, worüber Sermo sich noch mehr wunderte. Jedoch blieb er wortlos und ersparte sich jeglichen dummen Kommentar, denn noch hatte er nicht das entgültige Ja vom Aurelius bekommen, dass er Caelyn mit sich nehmen durfte. Als der Sklave seine Aussage getroffen hatte, richtete Sermo seinen Blick auf den Senator, den er nun erwartungsvoll ansah. Bekam er die Göre jetzt oder was?

    "Schon gut," meinte Sermo nur und wies die Claudia dann an ihm zu folgen. "Bittesehr, hier entlang. Wenn du mir ins Triclinium folgen würdest?" Bona dea, die war ja wirklich ziemlich fertig auf einmal. Ob sie wohl eine Liebelei mit Valerian gehabt hatte?! Nein, das konnte Sermo sich nicht vorstellen. Immerhin war sie Vestalin und hatte bisher auf ihn immer einen sehr pflichtbewussten Eindruck gemacht.

    Sermo führte die aufgelöste Claudia durchs Atrium in die Aufenthaltsräume der Casa. Er peilte das Triclinium an, denn dort hatte er vor der Abreise der anderen bei einer Karaffe Wein verweilt und einige Unterlagen aus seinem Stoikerkurs noch einmal nachbereitet. So sah es hier nun auch aus. Auf einem Beistelltisch lagen Wachstafeln ungeordneterweise herum, daneben stand der verdünnte Wein und auf einem Tablett fanden sich mehrere Zinnbecher, von denen einer noch halb gefüllt war. Sermo wies auf eine der Clinen und wartete bis Romana sich gesetzt hatte, während er einen unbenutzten Becher füllte und ihn ihr reichte. "Bitte setz dich doch. Etwas Wein vielleicht?" Dann ließ er sich auf der gegenüberliegenden Cline nieder, die nur etwa zwei Armlängen entfernt stand und nahm selbst einen großen Schluck seines Weins. Dann stocherte er ein wenig im Wespennest: "Werte Claudia, welcher Umstand könnte dich gar so aufwühlen?"

    Zufrieden beobachtete Sermo wie der unfreundliche Liktor zur Seite geschoben wurde und statt dessen nun die Claudia vor ihm stand. Und die sah nicht gerade glücklich aus. Entsetzt traf es wesentlich besser, was der Quintilius dann auch sehr schnell zu hören bekam. Kurz riss er die Augen auf, als Romanas Stimme einen Satz nach oben machte, doch atmete er auch gleich wieder erleichtert auf, als sie normal fortfuhr. Was war denn überhaupt los? Sermo verstand nicht wirklich was nun das Problem war, aber er verstand eines: Diese Frau war nun sein Gast und er würde sich über ihre Anwesenheit freuen. Also trat er einen Schritt zur Seite, wobei er die Arme einladend ausgestreckt hatte und in Richtung Atrium deutete.
    "Ehrwürdige Claudia, sei willkommen im Hause meiner Familie." Mit dieser Einladung überging er geschickt jegliche peinlichen oder unschicklichen Gefühlsregungen der Vestalin und bot ihr so die Gelegenheit zügig von der Straße herunterzukommen.

    Es war wirklich niemand da! Lediglich der Haussklave Diomedes war noch zugegen, aber der half Quintilia Melina gerade beim Packen. Und Sermo wollte sich eigentlich schon wieder auf den Weg nach Ostia machen, weshalb er bereits in Reisemontur im Atrium stand, als es an der Tür klopfte. Hatten die Herrschaften etwa etwas vergessen? Er ging hin, öffnete und traute seinen Augen nicht. Da stand ja die hübsche claudische Vestalin! Und ein Liktor, wie Sermo nüchtern registrierte. Aber das hieß zumindest, dass sie mittlerweile zum Sacerdos Vestalis geweiht worden sein musste. Der Quintilius setzte sein freundlichstes Lächeln auf und wandte sich zunächst an den Liktor, denn dieser hatte ihn ja angesprochen.


    "Salve. Germanica Calvena ist heute nach Germania abgereist, tut mir leid. Sie wohnt hier nicht mehr."
    Nach dieser knappen Erklärung dem Liktor gegenüber suchte er Blickkontakt mit der Claudia, die hoffentlich so freundlich war ihn selbst zu adressieren. Er hatte keine Lust durch ein Sprachrohr in Form des Liktors kommunizieren zu müssen.

    Dankend nahm Sermo etwas von den servierten Kleinigkeiten - die nebenbei ganz dem Standard entsprachen, den er im Hause Aurelia erwartete - und hörte erst einmal was der Senator zu seinem selbstverständlich völlig selbstlosen Verhalten zu sagen hatte. Beiläufig nickte er hier und da, kaute, schluckte und trank einen Schluck vom verdünnten Wein. Auf die Frage des Aurelius hin richtete Sermo sich etwas auf, ordnete kurz seine Gedanken und brachte dann die Worte vor, die er sich zuvor zurechtzulegen versucht hatte.
    "Ich danke dir für deine Großzügigkeit, werter Senator. Sie hat sich wirklich ordentlich benommen, das ist wohl wahr." Was zwar nicht ganz der Wahrheit entsprach, aber weil er sich mit ihr vergnügt hatte, bewahrte er Caelyn gönnerhafterweise vor größerem Schaden. "Mal abgesehen von ihrem... Abhandenkommen während des Brautzuges kann ich keineswegs negative Züge an ihr erkennen." Nach diesem Lob, das mehr dem Herrn für seine gute Erziehung als der Sklavin selbst galt, machte er eine Kustpause und warf auch einen anerkennenden Blick in Caelyns Richtung. Dann setzte er zum Vorstoß an, bevor der Aurelius hier das Gespräch mehr oder weniger abwürgen und ihn auszahlen konnte. "Allerdings möchte ich dir einen Vorschlag unterbreiten, der dich womöglich erstaunen wird. Ich würde gern auf den Finderlohn in Münzform verzichten und ihn mir anders auszahlen lassen." Dabei deutete er dann möglichst beiläufig auf Caelyn und erklärte so gelassen wie möglich: "Ich möchte gern die gerade gebrachte Sklavin von dir erwerben."

    Sermo bedankte sich beim Türöffner und ließ sich gerne ins Triclinium führen, wo er ähnlich wie Vala vom üppigen Speisenangebot umgehauen wurde. "Holla," lachte er und ging auf die beiden Freunde zu. "Meine Freunde, seid gegrüßt!" Er streckte jedem die Hand zum Gruße hin, wobei Lepidus als Gastgeber selbstverständlich als erster bedacht wurde. "Danke für die Einladung mein Freund. Es ist mir eine Freude dein Gast sein zu dürfen." Er lächelte breit. Untypischerweise war es ein ehrliches Lächeln, denn nur wenige Leute unter den Vielen die er in Rom kennen lernte, schätzte er wirklich so sehr wie den Claudius und den Duccius. Und mit einem breiten Grinsen und einem über das Büffett schweifenden Blick scherzte er dann noch: "Bona dea Lepidus, willst du dass wir einen Wanst bekommen?"

    Wie ihr vielleicht gesehen habt bin ich heute online. Selbiges gilt auch für morgen. Ab Donnerstag bin ich allerdings bis Sonntag wieder weg. Verzeiht mir bitte, wenn ich an manchen Stellen weiterschreibe und andere vernachlässige. :(

    Er nahm den Platz gerne an und erwiderte: "Richtig, Quintilius Valerian ist mein Vetter. Dankesehr." Wollte er etwas zu trinken? Nein, eher nicht. Aber abzulehnen war unhöflich, also sagte er: "Danke, etwas gut verdünnten Wein bitte." Sermo merkte natürlich, dass der Aurelius seine Sklavin kurz ansah, doch wirkliche Beachtung schien er ihr nicht schenken zu wollen. Entweder hatte er Glück und dem Aurelius war die Göre egal, oder der Senator strafte Caelyn zunächst mit Missachtung. Jedenfalls wollte Sermo in diesem Fall - wie des öfteren - nicht lange um den heißen Brei herumreden und eröffnete seinem Gegenüber daher recht bald, warum er hier war. "Senator, wie du dir vielleicht vorstellen kannst bin ich nicht einfach nur zum Plaudern hergekommen, denn dazu hat ein Mann deines Amtes gewiss nicht die Zeit. Ich bin hier, um dir etwas zurückzugeben, das dir gehört." Er deutete über seine Schulter auf die Sklavin, ohne sie jedoch anzusehen. "Diese Sklavin ist zufällig in meinen Besitz gelangt, nachdem sie auf deinem Brautzug verschütt ging." Er verzog sein Gesicht zu einem leichten Schmunzeln, wobei er jedoch auch die Stirn runzelte, was merkwürdig aussehen mochte. Dabei unterdrückte er jedoch nur ein Grinsen, denn seine Worte umschrieben die Nacht und die Tage nach der Hochzeit nur ziemlich grob und unvollständig.
    "Nun, ich halte es jedenfalls für meine Pflicht, dir dein Eigentum wieder zukommen zu lassen, sofern du sie denn wiederhaben möchtest." Nach dem letzten Halbsatz ließ er eine kurze Pause, dann setzte er jedoch hinzu: "Sofern du sie denn überhaupt noch willst..."

    Letztendlich wurden Sermo und Caelyn eingelassen und auch zum Aurelius vorgeführt. Den Mann begrüßte der Quintilius in respektvollem Tonfall. "Ich grüße dich, Senator Aurelius. Ich bin Iullus Quintilius Sermo. Es ist mir eine Ehre dich kennen zu lernen." Mehr sagte er zunächst nicht. Erstens, um die Neugierde des Senators anzuheizen. Zweitens, um nicht in unhöfliches Plappern zu verfallen. Drittens, weil Caelyn ihm gerade sowieso auf dem Fuß folgte und es wohl nur wenige Augenblicke dauern würde, bis der Aurelius die Sklavin erkennen würde.

    Ja, da waren sie. Sermo nickte nur und ließ Caelyn klopfen. Schließlich öffnete ihnen eine junge Frau die Tür. "Salve. Ich bin Iullus Quintilius Sermo. Ich würde gern Titus Aurelius sprechen. Sag ihm, ich habe da etwas, das ihm gehört." Ein Seitenblick auf die Blondine neben ihm würde seiner Gegenüber hoffentlich klar genug machen, worum es sich bei diesem etwas handelte.

    "Du wirst mir vertrauen müssen," sagte Sermo nur und erhob sich dann auch direkt. An Caelyn vorbei ging er ins Atrium und rief Diomedes herbei. An die Keltin gewandt erklärte er dann: "Geh ins Balneum und wasch dich ausgiebig. So nehme ich dich nicht mit." Sein Blick wanderte noch einmal demonstrativ an ihr herunter, dann trat er zur Seite und gab den Weg frei. Hätte er Caelyns Gedanken lesen können, er wäre vermutlich vor Lachen umgekippt, als es um Gefühle ging. So konnte er jedoch ohne großartige Gefühlsregungen dastehen und ihr noch ein Stück hinterherschauen, als sie zum Balneum geführt wurde.

    "In Ordnung," sagte Sermo als Bestätigung für Axillas Vorschlag. Sie würden essen gehen, er würde keinen Finger krümmen müssen und trotzdem würde seine Geldbörse sich füllen. Er ließ die Iunia bereitwillig gewähren, als diese sich bei ihm einhakte und unterdrückte ein zufriedenes Schmunzeln. Sympathisch fand er sie ja schon irgendwie, was in diesem Fall allerdings weniger ihren inneren als vielmehr mit ihren nach außen hin sichtbaren Werten zu tun hatte.


    "Was ich so an dir schätze?" hakte er nach, ohne eine Antwort zu erwarten. Darüber musste er kurz nachdenken. Beziehungsweise musste er nachdenken über die Worte, die seine wahren Gedanken bezüglich ihrer Oberweite, ihres Pos und gewisser anderer delikater Körpergegenden verschleiern mussten. "Axilla, ich schätze dein heiteres, offenes Wesen. Deine Gesellschaft bedeutet für mich immer eine erheiternde Zeit." "Schleimer," schimpfte er sich innerlich grinsend selbst. Axilla schätzte er jedoch so ein, dass sie direkt auf seine Schmeicheleien eingehen würde...hoffentlich.


    Sie steuerten eine Taverne in Hafennähe an, die ihr Angebot gesondert auf wohlhabende Kaufleute ausgerichtet hatte. Manch einer war eben nicht jeden Tag zu Freunden in Ostia eingeladen und musste dementsprechend seine Mahlzeiten auch einmal im Wirtshaus einnehmen. Dort kehrten dann auch Sermo und Axilla ein und ließen sich an einem Tisch nieder. Während sie auf die Bedienung warteten, führte Sermo das Gespräch weiter. "Danke für die Glückwünsche. Aus Ostia dringt eben nicht jede kleinste Neuigkeit an römische Ohren." Er grinste leicht. Ostia war wirklich nicht groß, auch wenn hier eine unglaubliche Menge an Waren umgeschlagen wurde. "Keine Sorge, deine Führung sollst du bekommen. Ich bin demnächst in Rom bei meinem Freund Claudius Lepidus eingeladen, da kann ich dir womöglich auch einen Besuch abstatten." Sermo war sich sicher, dass Axilla dieser Vorschlag gefallen würde, wusste er ja noch nichts von der Eifersucht des Ehemannes. A propos Ehemann: "Achja, meine Glückwünsche übrigens zur Vermählung mit Caius Aelius. Da hast du dir ja einen dicken Fisch ausgesucht, wenn ich das so sagen darf." Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu und winkte zu einem passenden Zeitpunkt eine vorbeirauschende Bedienung heran.

    Es war schon amüsant zu sehen wie der Kleinen die Gesichtszüge entgleisten, als er seinen Vorschlag als Frage formulierte. Caelyn schien das zuerst für einen Witz zu halten. War Sermo etwa ein Komiker? Er schüttelte den Kopf, so wie Erwachsene den Kopf über die Naivität oder die Dummheit eines Kindes schüttelten. "Ich scherze keineswegs, Caelyn." Er sah wie die Erkenntnis zu ihr Vordrang und schmunzelte dabei leicht. "Hör mal, wir haben eine schöne Nacht miteinander erlebt. Aber das ist für mich keinesfalls ein Grund, einer aurelischen Sklavin zur Flucht zu verhelfen und dabei meine Zukunft auf's Spiel zu setzen." Das wollte er sagen, doch tat er es nicht. Statt dessen erklärte er wortkarg wie schon zuvor: "Du hast die Wahl: Du gehst wieder raus auf die Straße und wirst eines Tages von den Häschern deines Herrn geschnappt, gepeitscht und höchstwahrscheinlich umgelegt, wenn du nicht zur Arbeit in den Steinbruch geschickt wirst, was schlimmer wäre." Er machte eine Pause um diesem Horrorszenario genügend Zeit zu bieten sich in Caelyns Kopf großräumig zu entfalten. Dabei nippte er am Wein, bevor er weitersprach. "Oder aber du gehst mit mir zu deinem Aurelius und lässt dich mit etwas Glück, Verhandlungsgeschick und deinem Bettelblick von mir kaufen." Dass an diesen Kauf selbstverständlich einige Bedingungen geknüpft waren, das würde er ihr erst später offenbaren. Auf ihr Geheule und die Entschuldigungen war Sermo bis hierher genauso wenig eingegangen wie auf ihre Beteuerungen, dass sie doch die Wahrheit gesagt hätte. Er hatte auch nicht vor zu diesem Zeitpunkt ein weiteres nettes Wörtchen mit der Keltin zu wechseln. Wenn er sie wirklich würde kaufen können, würde er sie vernünftig erziehen müssen und das ging nur mit Zuckerbrot und Peitsche. Schlecht für Caelyn, denn momentan war Peitschenzeit.

    Auch Sermo erschien letztendlich zur Verabschiedung. Er grüßte freundlich in die Runde und umarmte dann zunächst seine Schwester. "Pass auf dich auf, Melina," ermahnte er sie mit einem Lächeln. Auch für die anderen hatte er ein paar Worte übrig. "Valerian, Calvena, gute Reise. Kommt mir ja nicht ohne Nachwuchs wieder nach Rom." Er zwinkerte dabei und grinste neckisch, doch meinte er es ja auch nur gut. Dann wandte er sich an Valentina, die er seit ihrer Anreise zur Hochzeit nicht so sonderlich gut kennen gelernt hatte. Schade eigentlich, denn sie war eine schöne Frau und er hätte es begrüßt seine Cousine etwas länger hier haben zu können. So aber verabschiedete er sie wie alle anderen. "Auf Wiedersehen, Valentina. Verdreh den Männern in Mogontiacum ordentlich den Kopf." Nachdem dann alle ein paar Worte gewechselt hatten hielt Sermo es für genug und stellte sich einfach neben die Iunia. Mit verschränkten Armen beobachtete er die weitere Prozedur. Er dachte nicht im Traum daran bei irgendwelchen Packarbeiten zu helfen, sondern überließ das wohlweislich den Sklaven. "Tja, so leert sich die Casa wieder..." murmelte er, als später die Reisegesellschaft aufbrach.