Nein, Sermo war absolut nicht der nette Kerl. den Caelyn sich eingebildet hatte. Im Grunde genommen war er ein richtig fieses Arschloch. Aber das störte den Quintilius natürlich kein bisschen und so hörte er sich das Gestotterte der verzweifelten Sklavin an. Ein süffisantes Grinsen konnte er dabei nicht vermeiden. Als die Keltin geendet hatte, ließ Sermo sein Essen liegen und lehnte sich mit zweifelnder Miene vor, wobei er Caelyn eindringlich musterte. Nein, er würde ihr so gewiss nicht helfen. Statt auf ihre erste Bitte eine antwort zu geben, wies er gönnerhaft auf die Zwischenmahlzeit auf dem Tablett: Ein einfaches Mahl aus Brot, Oliven, etwas Speck und Käse. "Hm," machte er nur und beobachtete verblüfft wie Caelyn über das Essen herfiel. Die hatte offenbar wirklich nicht sonderlich reichhaltig gegessen in letzter Zeit.
Sermo hatte derweil sämtliche anderen Worte der Keltin ignoriert. Oder anders gesagt: Er hatte ihre Worte registriert, den Sinn dahinter fast verstanden...doch so richtig gewillt ihre Bitten zu erfüllen war er keineswegs. Daher gab er nach kurzer Denkpause folgende Erwiderung auf Caelyns Bitte hin ab:
"Caelyn... ich kann und werde dir nicht zur Flucht verhelfen." Fast schon wehleidig schüttelte Sermo den Kopf und setzte eine halbwegs mitfühlende Miene auf. "Hör mal Caelyn... du bist deinem Herrn weggelaufen, hast mir Schmerzen zugefügt... und erwartest jetzt, dass gerade ich dich rette? Wohl kaum..."
Allerdings kam ihm im selben Moment eine Überlegung in den Sinn, die Sermo stutzen ließ. Plötzlich sah er Caelyn fragend an und ließ sich aufklären: "Sag...ich kann dich nicht ohne Probleme zurückgeben. Aber wenn du mir ohnehin schon allerlei Sklavendienste anbietest...warum sollte ich dich deinem Herrn nicht einfach abkaufen?" Tja. Jetzt war Sermo äußerst gespannt, wie die Kleine auf seine ziemlich klare Andeutung reagieren würde. Komme was wolle, der Quintilius hatte sowieso Entscheidungsgewalt inne.