Beiträge von Iullus Quintilius Sermo

    Nein, Sermo war absolut nicht der nette Kerl. den Caelyn sich eingebildet hatte. Im Grunde genommen war er ein richtig fieses Arschloch. Aber das störte den Quintilius natürlich kein bisschen und so hörte er sich das Gestotterte der verzweifelten Sklavin an. Ein süffisantes Grinsen konnte er dabei nicht vermeiden. Als die Keltin geendet hatte, ließ Sermo sein Essen liegen und lehnte sich mit zweifelnder Miene vor, wobei er Caelyn eindringlich musterte. Nein, er würde ihr so gewiss nicht helfen. Statt auf ihre erste Bitte eine antwort zu geben, wies er gönnerhaft auf die Zwischenmahlzeit auf dem Tablett: Ein einfaches Mahl aus Brot, Oliven, etwas Speck und Käse. "Hm," machte er nur und beobachtete verblüfft wie Caelyn über das Essen herfiel. Die hatte offenbar wirklich nicht sonderlich reichhaltig gegessen in letzter Zeit.


    Sermo hatte derweil sämtliche anderen Worte der Keltin ignoriert. Oder anders gesagt: Er hatte ihre Worte registriert, den Sinn dahinter fast verstanden...doch so richtig gewillt ihre Bitten zu erfüllen war er keineswegs. Daher gab er nach kurzer Denkpause folgende Erwiderung auf Caelyns Bitte hin ab:
    "Caelyn... ich kann und werde dir nicht zur Flucht verhelfen." Fast schon wehleidig schüttelte Sermo den Kopf und setzte eine halbwegs mitfühlende Miene auf. "Hör mal Caelyn... du bist deinem Herrn weggelaufen, hast mir Schmerzen zugefügt... und erwartest jetzt, dass gerade ich dich rette? Wohl kaum..."
    Allerdings kam ihm im selben Moment eine Überlegung in den Sinn, die Sermo stutzen ließ. Plötzlich sah er Caelyn fragend an und ließ sich aufklären: "Sag...ich kann dich nicht ohne Probleme zurückgeben. Aber wenn du mir ohnehin schon allerlei Sklavendienste anbietest...warum sollte ich dich deinem Herrn nicht einfach abkaufen?" Tja. Jetzt war Sermo äußerst gespannt, wie die Kleine auf seine ziemlich klare Andeutung reagieren würde. Komme was wolle, der Quintilius hatte sowieso Entscheidungsgewalt inne.

    Tiefe Falten legten sich auf Sermos Stirn, während Caelyn ihre Bitte vortrug. So saß er auch noch gefühlte fünf Minuten später da, nur seine Augenbraue hatte sich etwas gen Decke bewegt. Sie wollte also seine Hilfe. Dass sie sich an ihn wenden musste beudetete, dass sie keinen anderen Ausweg mehr sah, denn wer würde sich an jemanden wenden, der sie eiskalt ihrem Besitzer zurückbringen wollte? Er hatte in dieser Situation also die Oberhand, er konnte entscheiden ob die Sklavin ins Unglück stürzte, oder ob ihr ein halbwegs lebenswertes Leben erhalten bliebe. Nach einiger Zeit räusperte er sich und lehnte sich etwas nach vorn. Caelyn musste weiter stehen bleiben, als er endlich etwas sagte.
    "Ich soll dir also helfen? Wie stellst du dir das vor?" Mehr sagte er nicht und brauchte er auch gar nicht sagen. Er wollte hören was Caelyns Problem war und wie sie dachte, dass er ihr helfen konnte. Und vor allem: Was für einen Nutzen würde er daraus haben? So lehnte er sich wieder zurück und setzte einen erwartungsvollen Blick auf, der ein klares 'Ich höre' signalisierte. Ganz nebenbei schob er sich noch einen Happen in den Mund, denn ihm war das Magenknurren keineswegs entgangen. Sollte die Göre bloß schmachten, das geschah ihr ganz recht.

    Sermo schüttelte nur den Kopf über die Unwissenheit der Iunia. Die Frau war kaufmännisch aktiv und hatte keinen blassen Schimmer von Geschäften!!! Er seufzte also nur und nickte, als der Kapitän die Löschung der Ware für vollendet erklärte. Die Kiste wurde von Bord geschleppt und vor ihren Füßen am Kai platziert. Die Matrosen machten sich wieder aus dem Staub und Sermo und Axilla standen nun bei der Kiste beisammen. Wundervoll, ganz wundervoll!
    "Nein," beantwortete Sermo Axillas Frage daraufhin, denn er hatte jetzt absolut keine Lust mehr diese Schmiere in Augenschein zu nehmen. Es war ihm ja vollkommen egal, ob das exotische Mittel waren oder nicht, er wollte ja nur das Geld! Mit einem weiteren Seufzer wandte er sich zur Iunia und fragte: "Hast du hier eine Lagerhalle? Wenn ja lass die Waren doch bitte einfach dorthin bringen und wir können uns in der Zwischenzeit bei einem Happen und einer kleinen Erfrischung etwas eingehender über geschäftliche Dinge unterhalten." Ohne großartig böse sein zu wollen fügte er dann noch stichelnd hinzu: "Und mit geschäftlich meine ich auch das Geschäftliche und nur das Geschäftliche." Dass er nun so genervt klang und er Axilla vielleicht wie eine beleidigte Wurst erscheinen mochte, veranlasste Sermo jedoch nachträglich dazu noch einen Zusatz anzubringen: "Wobei ich - mit Verlaub - dich wohl sehr schätze und auch gewiss deinem freundlichen Entgegenkommen nicht abgeneigt wäre, wüsste ich nicht, dass du eine verheiratete und sittsame Dame bist." Seinen Worten fügte er ein freches Grinsen und ein Augenzwinkern bei, das die Iunia nun hoffentlich wieder fröhlich stimmen würde und ihre Unterhaltung wieder zu einer solchen ohne Stammeln und Peinlichkeiten lassen würde.

    Der so unverfänglich Adressierte, der sich selbst in Caelyns Gossenjargon gewiss zur Fraktion der nicht besonders einfallreichen und auch nicht wirklich findigen Römer zählen würde, schaute desinteressiert auf, als es an der Tür klopfte. Er erwartete Diomedes mit einer Frage, beispielsweise ob er lieber vom Schwein oder vom Huhn essen wollte. Aber nein, was sahen seine Augen? Das freche keltische Biest stand in der Tür, von Diomedes zunächst keine Spur! Sermo straffte sich augenblicklich und starrte Caelyn überrascht an. Sie trat auch sofort unaufgefordert näher und fing an zu quatschen. Sermos Miene versteinerte sich und ein stirnrunzelnder Blick bedeutete dem griechischen Haussklaven sich schleunigst zu verpieseln. "Salve, Sermo!" Das Miststück erdreistete sich gar, ihn mit seinem Cognomen anzureden, nach dem was vorgefallen war. Am liebsten hätte er ihr glatt eine gescheuert. Rechts, links, nochmal rechts und am besten gleich nochmal links, aber dass es so richtig klatschte. Natürlich entschuldigte sie sich auch noch, wobei sie wenigstens so klang als bereute sie ihren schmerzhaften Abgang vor ein paar Tagen.


    Ihre Entschuldigung stand noch im Raum, während der Quintilius einfach nichts sagte. Statt dessen musterte er Caelyn eingehend. Ihr Gesicht war halbwegs sauber, was man abwärts des Halses allerdings nicht mehr behaupten konnte. Bona dea, die Kleine musste in den letzten Tagen einfach auf der Straße gelebt haben. Wie ein reudiger Straßenköter! Sie war schmierig, abgerissen und stank nach Gosse. Für Sermo war das in diesem Augenblick ein wundervolles Bild, das er mit ungemeiner Schadenfreude und Häme genoss. Caelyn musste sich vorkommen wie damals auf dem Verkaufspodest des Sklavenhändlers, der sie an den Mann gebracht hatte.


    Doch jetzt stand sie hier, im Triclinium der Casa Quintilia, und entschuldigte sich. Was wollte sie? Im Grunde genommen konnte sie von Sermo nicht viel erwarten. Er könnte sie an ihren Herrn ausliefern, was vermutlich in einer üblen Prügelstrafe endete. Oder er prügelte sie eigenhändig und erntete am Ende womöglich noch Lob dafür, wenn er sie ihrem Herrn zurückbrachte. Oder er erschlug sie gleich und wurde im schlimmsten Fall zu einer Schadensersatzzahlung verdonnert wegen Sachbeschädigung am Eigentum des Aureliers. Oder hatte sie etwas ganz anderes vor? Er wusste es nicht, doch wollte er es erfahren. So waren Sermos Worte, ihre Frage ignorierend: "Was willst du?"

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    Diomedes


    "Meinen Herrn, Quintilius Sermo?" fragte Diomedes überflüssigerweise. Sie wollte ihm sagen wie leid es ihr tat? Das verstand der Grieche nicht, denn er kannte die schmerzhafte Vorgeschichte nicht. Dennoch bat er die junge Frau mit einer einladenden Geste hinein in die Casa und meinte wie selbstverständlich: "Bitte folge mir ins Triclinium." Denn dort ruhte sich der Herr zu diesem Zeitpunkt aus und genoss die Stille nach der Arbeit. Hoffentlich störte ihn das Kommen der junge Frau nicht sonderlich, sonst hätte Diomedes hinterher wieder den Ärger und durfte die Schose ausbaden. Im gehen fragte er die junge Frau noch: "Wie war gleich dein Name?"

    Sermo hatte Schmerzen gelitten. Und zwar ganz ordentliche Schmerzen, wenn man die Stelle bedachte, an der Caelyns Knie ihn getroffen hatte. Seine Weichteile waren mindestens einen halben Tag nicht nutzbar gewesen und hatten ihm unglaubliche Schmerzen bereitet, sodass er den Rest des Tages im Zimmer verbracht hatte und sich nicht in der Casa zu blicken wagte. Am Tag darauf konnte er zum Glück wieder normal gehen und daher auch seine Tagesgeschäfte erledigen. Nachmittags fand er den Weg zurück zur Casa Quintilia und genoss dort die Stille im Triclinium bei einem Glas Wein und einem Imbiss vor der Cena. Draußen würde bald die Sonne untergehen und der Quintilius genoss die Ruhe, die er hier erfuhr. Vor der Tür herrschte noch immer reges Treiben, doch in den eigenen Vier Wänden war es immer noch am schönsten. Am gemütlichsten eigentlich. Hier hing er seinen Gedanken nach. Seinen Gedanken, die seit dem vorangegangenen Tag des Öfteren bei jener keltischen, blonden Sklavin waren, die ihn so demütigend auf die Bretter geschickt hatte...

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    Diomedes


    Natürlich war es kein anderer als der griechische Haussklave Diomedes, der Caelyn die Tür öffnete. Erstaunt schaute er die Blondine an, die doch noch nicht vor allzu langer Zeit bereits einmal in der Casa zu Gast gewesen war. Freundlich, aber dennoch mit skeptischer Miene fragte er: "Salve, was kann ich für dich tun?" Hätte er hinter ihre Stirn schauen können, er hätte die Tür wohl ziemlich ruppig wieder zugeschlagen. Allein, weil er sie vor Sermo schützen wollte, aber auch weil er ihren Plan für völlig wahnwitzig hielt.

    Er freute sich schon auf eine zustimmende Erwiderung der Iunia und hörte bereits Münzen klimpern, als Axilla ihn plötzlich ziemlich entrüstet von der Seite anbölkte. Erschrocken zuckte er und schüttelte verwirrt den Kopf. "Äh, bitte?!" Er drehte sich nun doch komplett zu der unvermittelt säuerlichen jungen Frau um und starrte sie verblüfft an, bis ihm das Mißverständnis klar wurde. Er hob schnell die Hand und winkte ab. Diesmal spielte er selbst den Entrüsteten und erklärte: "Hochverehrte Iunia Axilla! Du glaubst allen Ernstes, dass ich solch ein ehrloses, gewissenloses Schwein sei, dass ich in meiner Geilheit junge Ehefrauen zum Verkehr zwingen müsste?!" Natürlich hatte er in seiner unechten Empörung die Stimme nicht erhoben, sondern blieb in gedämpfter Tonlage. Nicht, dass der gesamte Hafen noch ein schlechtes Bild von ihm bekam. Weiterhin fuhr er fort: "Meine Liebe, ich darf betonen, dass es mir keineswegs um ein Entgegenkommen körperlicher Art geht! Bona dea, was hälst du von mir?" Er schüttelte enttäuscht den Kopf und machte dann ziemlich präzise klar: "Axilla, es geht mir um materielle Werte. Genauer: Um Geld!" Zur Unterstreichung seiner Worte ließ er seine Börse ein wenig klimpern und zog die Augenbrauen kraus. Die Kleine sollte seine Verärgerung ruhig zu spüren bekommen. Hoffentlich hatte sie ein schlechtes Gewissen. So würde er gewiss auch noch einige hundert Sesterzen mehr für sich herausschlagen können, besonders nach dieser genialen Aktion.

    Sermo nahm die Zahlungsaufforderung und machte ein wichtiges Gesicht. Er nickte, schürzte die Lippen und erklärte: "Ich regele das schon." Axillas Gerede über Transportkosten und den Kapitän interessierte ihn nicht. Vielmehr dachte er über ägyptischen Hanf nach, den man sicherlich noch gesondert besteuern könnte. Mit halbem Ohr bekam er also mit, dass Axilla dann auch noch das Schiff lieber nicht betreten wollte und wandte sich ihr mit gerunzelter Stirn wieder ganz zu. "Meine liebe Iunia, ich bin Magistratus dieser Stadt. Die Hafenbehörde unterliegt meiner Weisungsbefugnis. Wer sonst, wenn nicht ich, sollte deine Waren in Augenschein nehmen dürfen?" Er zeigte sein typisches schmales Lächeln und winkte sie dann im Gehen hinter sich her, zum Schiff heran. "Also, wenn du das Schiff nicht betreten willst, holen wir den Krempel eben zu uns. Die Ladung soll ja sowieso gelöscht werden." Ohne auf Antwort ihrerseits zu warten ging er zum nächstbesten Mitglied der Schiffsmannschaft und scheuchte den Armen Kerl herum. "Wo ist der Kapitän? Los jetzt, Ladung löschen! Die Waren werden vom Magistratus persönlich überprüft, also hurtig!!!" Er widerstand der Versuchung seinen Anweisungen mit ein paar kräftigen Tritten Ausdruck zu verleihen. Statt dessen widmete er sich wieder gönnerhaft der Iunia. "Ich werde die Farbe prüfen müssen. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass ich dabei nichts zu beanstanden haben werde." Er zwinkerte ihr zu und nickte noch einmal, dann drehte er sich wieder zum Schiff. Den Blick geradeaus gerichtet, raunte er ihr von der Seite dann noch zu: "Ein freundliches Entgegenkommen deinerseits wäre dabei selbstredend eine große Hilfe, wenn du verstehst was ich meine." Dabei ruhte sein Blick ganz beiläufig auf den Schiffsleuten, die Amphore für Amphore der iunischen Farbe abluden.

    DAS waren Schmerzen!!! Sermo blieb die Luft weg, als das Knie sein Ziel mit voller Wucht traf. Sofort ließ er von Caelyn ab und krümmte sich. Ein schmerzensschrei blieb aus, bloß ein heiseres Keuchen war zu hören. "Uuuuurghl," stöhnte er und sank langsam zu Boden. Zu keinem klaren Gedanken fähig war es ihm auch egal, dass das kleine keltische Miststück sich gerade aus dem Staub machte und in Windeseile die Casa verließ. Sollte sie doch in Roms Straßen verrecken! Vielleicht hatte sie sogar das große Glück von ihrem Besitzer wieder eingefangen zu werden und glückliche Empfängerin einer saftigen Strafe zu sein. Auspeitschen, verprügeln, Strafarbeit auf irgendwelchen Olivenplantagen, ganz egal. Am besten ertränkte der Aurelius die Barbarin im Tiber, aber bitteschön langsam und qualvoll! Jene Gedanken würden Sermo jedenfalls später kommen, nachdem der Schmerz endlich irgendwann etwas abgeklungen war und er sich zumindest vom Boden auf eine Kline hatte schleppen können. Ein Glück, dass Diomedes in der Küche beschäftigt war und nichts von diesem peinlichen Vorfall mitbekommen hatte. Zügig verkroch der Quintilius sich unter leisen Flüchen und Verwünschungen in sein Cubiculum und legte sich dort ins Bett. Es dauerte noch lange, bis er wieder normal gehen und besonders sitzen konnte. Bona dea, sollte er diese Sklavin jemals wiedersehen, sie würde ihre Quittung noch bekommen.

    Zitat

    Original von Paullus Germanicus Aculeo
    Bitte Paullus als arbeitslos melden...oder so *gg* also kein Scriba mehr.


    Uh. Tut mir leid, wenn ich dich nicht genügend habe beschäftigen können seit meinem Amtsantritt. :(
    Ostia ist halt ein Kaff... -.^ Viel Erfolg bei deinen weiteren Plänen.


    Da hätte ich dann auch gleich noch eine Frage zu:
    Aculeo hat meines Wissens noch keine Gehaltszahlungen erhalten. Ich auch noch nicht. :D Ist das Aufgabe des Curator Italiae oder soll ich das Wi-Sim Konto von Ostia in Stellvertretung für den nicht vorhandenen Duumvir übernehmen?