Beiträge von Iullus Quintilius Sermo

    Caelyn war sofort alarmiert, doch sie rührte sich nicht, was Sermo überraschte. "Ich bin vor dir aufgewacht," erklärte er und sprach in ruhigem Ton weiter: "Caelyn, ich fürchte ich habe keine Wahl, aber ich werde dich wohl zu deinem Eigentümer zurückbringen müssen." Das tat ihm ja schon irgendwo leid. Nicht, weil er Mitleid mit der Kleinen hatte, sondern weil er sie vielleicht auch selbst ganz gerne besessen hätte. Womöglich wollte dieser Aurelius so eine aufmüpfige Keltin ja bald loswerden? Er würde ihr schon Gehorsam beibringen, würde er die Chance erhalten. Aber bisher war das alles nur Spekulation, der es an einer Grundlage mangelte. Also erhob er sich langsam und wollte die Sklavin an die Hand nehmen, indem er schnell zupackte. Ihm war in diesem Moment egal was Caelyn dachte. Er wollte Geld und in einem möglichen Finderlohn sah er eine gute Chance an jenes zu kommen. Ihm war egal, wenn sie ihn für einen hinterhältigen fiesen Kerl hielt, denn genau das war er ja. Und er war es oft genug sehr gerne, denn er lebte sehr gut damit. Wenn er Glück hatte war Caelyn nicht vorsichtig genug und er bekam sie direkt kräftig zu packen, dann würde sie nicht mehr loskommen können.

    "Der Dienst an den Göttern ist selbstverständlich wichtig und nicht zu vernachlässigen," erklärte Sermo hochtrabend, womit er hoffentlich den richtigen Nerv bei dem Septemvir traf. "Ich halte das Tribunat dennoch für sinnvoll für die nachfolgende Quaestur, auch wenn du standeshalber davon befreit bist. Hast du dir schon Gedanken gemacht, welcher Art dein Tribunat sein könnte? Womöglich hier in Rom, nahe genug bei den Tempeln?" Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Flavius Lust hatte irgendwo in Germania bei der II. oder gar in Nikopolis bei der XXII. herumzusitzen.
    "Dann winkt schon der Senat..." widerholte Sermo grinsend. "Na dann wünsche ich jedenfalls viel Erfolg auf deinem Weg bis dorthin und auch darüber hinaus. So die Götter wollen, werden wir irgendwann gemeinsam in den heiligen Hallen Politik machen." Vor ihnen kamen bereits die Amtsgebäude der Basilica in Sicht, viel zu besprechen würde es also nicht mehr geben. Aber Sermo freute sich, dass er den Flavius zu seinen engeren Bekanntschaften zählen konnte. Zumindest meinte er das, immerhin hatten sie beide den selben Patron und offenbar womöglich ließen sich in Zukunft auch noch weitergehend gleiche Interessen finden.

    Iunia! Iunia Axilla! So hieß die Kleine, die da gerade recht temperamentvoll seinen Hafenbeamten anschnauzte. Ein schmales Lächeln konnte er sich bei dem Anblick nicht vernkeifen, besonders als er registrierte, dass er auf ihren Hintern zu starren begann. Gut, dass da jemand seinen Namen rief und ihn aus den Gedanken riss. Er erhob sich zügig und sah sich dann sogleich mit der Iunia konfrontiert, die ihn anbettelte etwas zu unternehmen. Zunächst einmal zeigte Sermo sein charmantestes Lächeln und deutete eine Verneigung an. "Sei mir gegrüßt werte Iunia Axilla. Es ist mir eine große Freude dich zu treffen." Weiter kam er auch gar nicht, denn Axilla schilderte ihr Problem, woraufhin Sermo den Beamten zu sich herwinkte und ihn direkt befragte. "Salonius Paciacus, sag mir bitte welcher Art das Problem in dieser Sache ist." Der Beamte erklärte daraufhin ganz unverfänglich: "Die junge Dame möchte exotische Mittel einführen, auf die eine Einfuhrgebühr beanstandet wird und weigert sich vehement zu zahlen." Sermo zog die Augenbrauen hoch und winkte lässig ab. "Ist gut, ich kümmere mich persönlich darum. Du kannst dich anderen Geschäften widmen, Salonius." Der Beamte nickte gefügig und machte sich schleunigst aus dem Staub, um nicht noch einen Rüffel abzukriegen.
    Sermo derweil widmete seine voll Aufmerksamkeit der Iunia an seiner Seite. "Entschuldige bitte die Unannehmlichkeiten. Dürfte ich wohl dieses Schreiben sehen? Oder dürfte ich wohl gleich die Waren selbst in Augenschein nehmen?" Er zeigte erst auf den Wisch in Axillas Hand, dann deutete er ganz unverfänglich auf das ankernde Schiff. Dabei spielte er ihr den netten Magistratus vor, der keinerlei böse Hintergedanken hatte. Von wegen... (:D)

    Sermo hatte sich vor einigen Tagen bereits den Hafen angsehen, verschiedene Handelshäuser abgeklappert und Kontakte geknüpft. Er hatte eine Reihe Strafgelder von einigen weniger klugen Händlern kassiert und eine Reihe Schweigegelder eingestrichen von gerissenen Kaufleuten, die sehr gut mit aufmerksamen Magistraten umzugehen wussten. Auch heute stand er am Kai und widmete sich den Geschäften anderer. So verhandelte er gerade mit einem aufgebrachten Kaufmann über die Zahlung einer Einfuhrgebühr für teuren syrischen Weihrauch. Das Schiff hatte gerade erst angelegt und so ärgerte es den Kaufmann noch mehr, dass Sermo auch die Löschung der Ware blockierte und die Tagelöhner ebenfalls untätig herumsaßen, während kostbare Zeit verstrich. "Magistrat, ich bitte dich,"[/color] flehte der Kaufmann. [i]"Diese Gebühr ist viiiel zu teuer! Am Ende rentiert sich mein Geschäft ja gar nicht und ich gehe leer aus oder mache gar Schulden." Der Mann machte ein zerknirschtes Gesicht und fragte dann mit gedämpfter Stimme: "Sag, gibt es denn keine Möglichkeit wie wir dieses kleine Problemchen aus der Welt schaffen können?" Dabei ließ er in den Falten seiner Toga einige Münzen klimpern und machte ein erwartungsvolles Gesicht. Sermo runzelte die Stirn und entgegnete: "Werter Herr, ich kann dir höchstens zehn Prozent der Gebühr erlassen, alles weitere würde meine Befugnisse gewiss übersteigen." Der Kaufmann seufzte und erklärte: "Ein Aureus gegen dreißig Prozent." Daraufhin runzelte der Quintilius die Stirn noch stärker. "Vier Aurei und ich erlasse dir zwanzig Prozent. Nicht mehr und nicht weniger!" Ein letzter flehender Blick des Kaufmanns, ein strenges Kopfschütteln des Magistraten, dann wechselte eine Geldbörse den Besitzer und eine Wachstafel mit unterzeichneter Sondergenehmigung fand sich in der Hand des Kaufmanns wieder. "Schönen Tag noch und erfolgreiche Geschäfte," wünschte Sermo mit einem hämischen Grinsen und wandte sich dann zum gehen.
    Zufrieden schlenderte er entlang der Schiffe, als er in den Genuss einer weiteren Szene kam, in der es offensichtlich ebenfalls um Zollgebühren ging. Genüsslich setzte er sich einige Schritte entfernt auf einige Taurollen und betrachtete das Geplänkel zwischen einer jungen Frau und einem Hafenbeamten, der unter seiner Fuchtel stand. Im Laufe des Streits musste Sermo feststellen, dass er die Römerin kannte und überlegte angstrengt wie sie bloß heißen mochte. Eine Iulia? Nein. Decima? Auch nicht. Womöglich eine Caecilia. Nein, definitiv nicht. Nachdenklich kratzte er sich am Kinn und erwartete halb abwesend eine Reaktion auf die Forderung des Hafenbeamten.

    "Dann ist es wohl besser so wie es geschehen ist," stellte Sermo nüchtern fest. Caelyn war erstaunlich offen auch ohne den Alkoholpegel des letzten Abends. Er freute sich darüber, auch wenn er wusste, dass sie wenig später wohl nicht mehr so offen sein würde. Auch ihre Verlegenheit freute ihn, denn so sah er sich einmal mehr bestätigt in seiner Fähigkeit Frauen durch seinen Charme rumzukriegen. Er erwiderte das Lächeln und aß dann erst einmal schweigend sein Frühstück. Caelyn schmeckte es offensichtlich gut, denn sie aß so viel sie konnte. Ihr Besitzer schien ihr offenbar keine sonderlich sättigenden Mahlzeiten zuzugestehen, was Sermo an dessen Sklavenhalterfähigkeiten stark zweifeln ließ. So saßen sie eine Zeit lang schweigend kauend da, nur ein paar verlegene Blicke wechselnd.
    Als Sermo satt war und seinen Durst gestillt hatte, entschied er sich endlich die Karten offenzulegen. Er drehte sich zu Caelyn und sah sie eindringlich an, dann fragte er sie: "Sag Caelyn, hatte dein Bruder eigentlich auch eine Markierung im Nacken?" Während er sprach, machte er sich bereits auf eine hastige Reaktion der Sklavin gefasst und spannte seine Muskeln an, bereit zum Aufspringen um sie fassen und festhalten zu können, denn er rechnete fest mit einem Fluchtversuch der süßen Keltin.

    Wirklich bedauernswert. Die Kleine hatte sich unglücklich in den Bräutigam verliebt. Wie gut, dass noch vor wenigen Tagen die Hochzeit zwischen Titus Aurelius Ursus und Tiberia Septima in den Garküchen der Stadt bequatscht wurde. So fügte sich Caelyns Erklärung beinahe wahrheitsgemäß in Sermos bisherige Erkenntnisse ein. Sie war also eine entlaufene Sklavin. Entlaufen wegen Liebeskummers. Sermo musste ein fieses Schmunzeln unterdrücken und setzte statt dessen eine mitfühlende Miene auf. "Du meinst er wollte dich nicht, oder er durfte dich nicht heiraten?" Nicht sonderlich feinfühlig war die Frage, das war wohl möglich. Aber wieso sollte er sich noch sonderlich viel Mühe machen? Er würde die Kleine nach dem Frühstück in die Schlafkammer der Sklaven sperren und einen Brief an den Aurelier aufsetzen und damit hätte sich die Geschichte für ihn bald wohl erledigt. Er bezweifelte, dass er die Entlaufene danach noch einmal wiedersehen würde. "Naja, so schlimm war es dann ja offensichtlich doch nicht, dass du gestern Nacht nicht die Braut warst, hm?" Er stupste sie mit dem Ellenbogen an und zwinkerte ihr keck zu, als Diomedes in den Garten kam. Er hatte einen kleinen hölzernen Klapptisch unter den Arm geklemmt. In der Hand hielt er einen Korb mit etwas Brot, in Tuch eingewickelten Räucherschinken und Käse. Mit einem Stirnrunzeln registrierte der alte Grieche die Blondine an Sermos Seite, sagte jedoch nichts. "Danke Diomedes," sagte der Herr lediglich und nahm den Korb entgegen, während Diomedes den Tisch aufstellte. Dann machte der Sklave sich wieder vom Acker, denn er wusste, dass er seinen Herrn nicht in dessen Frauensachen stören durfte. Sermo derweil packte vergnügt das Essen aus und schnitt sich mit einem Messer aus dem Korb ein paar Scheiben Brot, von denen er auch Caelyn etwas anbot. "Guten Hunger."

    Sermo nickte seinem Scriba zu und nahm dankend die Unterlagen entgegen. "Salve," grüßte er. "Ja zeig mal her, danke." Er überflog die Verordnungen und runzelte erneut die Stirn. Da fiel ihm etwas anderes nebenbei ein, weshalb er den Kopf hob und an Aculeo gewandt erklärte: "Du kannst übrigens die Tür zwischen unseren Officien einfach offen stehen lassen, sofern ich keinen Besuch da habe. Jedes Mal anzuklopfen ist zu lästig. Lass mir deshalb aber keine unerwünschten Leute herein, verstanden? Jeder muss sich zunächst bei dir anmelden, wenn er einen Termin bei mir oder den Duumvirn haben will. Klar soweit?" Er legte die Verordnungen auf die Seite, darüber würde er sich später nochmal Gedanken machen.

    Bevor die anderen Magistrate noch etwas sagen konnte, schlug Sermo ein. Er war zufrieden mit der genannten Summe und wollte auch nicht überheblich wirken. Hundertfünfunddreißig war um ein gutes Stück mehr, als man in manch anderer Kleinstadt gezahlt bekam. Aber bei den Steuereinnahmen, die Ostia allein durch die vielen vermieteten Lagerhallen oder Anlegegebühren kassierte, würde ein etwas höheres Beamtengehalt der Stadtkasse wohl kaum weh tun. "Hundertfünfunddreißig Sesterzen, abgemacht," bestätigte er daher und erhob sich auch sogleich. "Dann ist es jetzt wohl an der Zeit, sich den Lohn auch zu verdienen. Meine Herren, Arbeit wartet!" Er nickte den Duumvirn zu, hob die Hand zum Abschied seiner Kollegen und verließ dann den Raum, sein eigenes Officium ansteuernd.

    Man hörte ein Seufzen von dem Mann, der eben noch so entsetzt gerufen hatte. Dieser sagte jetzt: "Ich sage, es müssen hundertfünfzig sein, sonst wird das nichts mit Zusammenarbeit." Sermo zog die Augenbrauen hoch und zeigte wieder sein schmales Lächeln, als er dem Kollegen eine Hand auf die Schulter legte. Er meinte daraufhin: "Also ich halte hundertvierzig Sesterzen für durchaus angemessen."

    Nach dem Aufwachen stakste Sermo, gefolgt von seiner nächtlichen Eroberung, hinaus in den Garten. Er hatte kurz in die Küche geschaut und Diomedes aufgetragen ein schönes Katerfrühstück vorzubereiten. Mit einem stibitzten Krug Milch ließ er sich auf einer der Bänke nieder und wartete bis Caelyn sich neben ihn gesetzt hatte. Er hielt ihr den Krug hin und streckte dann genüsslich die Beine von sich, das Kinn hochgehoben, so dass die Sonnenstrahlen sein Gesicht erwärmten. Der Tag fing schön an, auch wenn der vorangegangene viele unschöne Erlebnisse mit sich gebracht hatte. Noch immer kreisten Sermos Gedanken um Valentinus' Tod, auch wenn er bisweilen Ablenkung fand im Anblick der aufgegabelten Sklavin. Noch immer brummte Sermos Kopf ein wenig, doch das hielt ihn nicht davon ab dann endlich ein wenig Konversation zu betreiben. "Also, Caelyn." Er wandte sich ihr nun blinzelnd zu, die Sonnenstrahlen fielen auf sein Ohr. "Was treibt eine junge, hübsche Keltin wie dich eigentlich nachts auf den Straßen? Wo doch Trunkenbolde wie ich herumstreunen und ihr Leid womöglich an wehrlosen Passanten auslassen könnten?" Er nahm den Krug zurück und trank selbst einige gierige Schlucke, denn sein Nachdurst war nicht unerheblich.

    Er zog Caelyn aus dem Bett und grinste nur, als sie von Bärenhunger sprach. Still beobachtete er sie, als sie ihre Tunika suchte und machte auch keinen Hehl daraus, dass er sich an ihrem Körper erfreute. Ganz ungeniert starrte Sermo sie an, als sie sich bückte und ihm den Hintern hinstreckte. Und auch als sie dann Kleidung am Leib hatte und beinah wie selbstverständlich seinen Nachttopf benutzte, lag sein Blick mit schmalem Lächeln auf ihr. Nein, der Blick war definitiv nicht zu deuten. In seinem Kopf spielten sich bereits Szenarien einer Rückgabe ab. Er würde womöglich einen Finderlohn erhalten oder, wenn nicht den, wenigstens ein kleines Lösegeld oder ähnliches aushandeln. Jedenfalls wollte er Profit schlagen aus der Süßen.
    Als sie endlich fertig war ging er zur Tür und gab mit einer herrischen Kopfbewegung den Aufbruch bekannt. "Komm, Essen gibt's nur unten." Dabei zwinkerte er jedoch und klang so lapidar, dass man nicht hätte ahnen können, welches Geheimnis er bereits aufgedeckt hatte. Ganz unverfänglich stapfte er aus dem Zimmer und stieg die Treppe hinunter, wo er den Garten ansteuerte.

    "Ich schlage ein Gehalt von hundertsechzig Sesterzen vor," stieg Sermo auch direkt ein, nachdem er der Aufforderung nachgekommen war und sich gesetzt hatte. Er zeigte ein schmales Lächeln und blickte kurz in die Runde, wo er kritische, aber auch begeisterte Gesichter erblickte. Hier ging es um's Feilschen wie auf dem Marktplatz. Er stellte die erste Forderung und musste daher hoch einsteigen. Der Duumvir würde ohnehin erst einmal verneinen und den Lohn wesentlich geringer ansetzen.

    Aaaaaaaaah...
    Sermo liebte das erleichternde Gefühl, wenn alle Last von einem abfiel. Wenn aller Druck vom Unterleib wich. Wenn die Schwere der Nacht von einem genommen wurde. Er schloss die Augen, atmete den müffelnden Odem der Stadt ein und stellte fest, dass auch der viele Wein eine Auswirkung auf das Aroma seiner Ausscheidungen gezeigt hatte.
    "Morgen!" hörte er da plötzlich. Langsam öffnete er die Augen und fixierte Caelyn mit schlaf- und weintrunkenen Blick. Die süße Keltin war also wach. Die süße kleine keltische Sklavin. Sermo schüttelte ab, erhob sich vom Topf und ging zur Waschschüssel. Etwas Wasser ins Gesicht, unter die Achseln, auf die Brust, das erfrischte ihn und weckte die Lebensgeister. Dann stapfte er, noch immer splitternackt, zur Kleidertruhe herüber und zog eine einfache Tunika hervor, die er nach einem kecken Blick zu Caelyn sich überstreifte.
    "Frühstück?" fragte er dann, trat ans Bett heran und reichte der Kleinen eine Hand. Er würde sie nicht sofort damit schocken, dass er ihren Stand herausgefunden hatte.

    Es klopfte an der Tür zum Officium der Duumviri zu der Tagesstunde, die vereinbart gewesen war. Denn die Herren des Stadtrates hatten die neu gewählten Magistrate zu sich gebeten, um in Gehaltsverhandlungen mit ihnen treten zu können, wie es in Ostia Brauch war. Sermo und seine Magistratskollegen traten ein, grüßten die Duumviri und warteten fortan.

    Sermos Aufmerksamkeit war für einen kurzen Augenblick abgelenkt durch einen Mann aus dem Stadtrat, der auf ihn zukam und eine Frage bezüglich seiner Vorhaben stellte. Als er den Decurio abgewimmelt hatte und sich wieder Melina und Aculeo zuwenden konnte, musste er argwöhnisch feststellen, dass die beiden miteinander flireteten! Mit gerunzelter Stirn hakte er sich bei Melina ein und nutzte den Moment des Gesprächsstopps dazu, sich mit Melina am Arm abzusetzen.
    "Nun Germanicus, wir werden uns jetzt mal auf den Weg machen. Meine Schwester und ich sind noch eingeladen." Aculeos Frage bezüglich eines Wiedersehens mit Melina überging Sermo schlichtweg. Er hatte kein Interesse an einer nähergehenden Bekanntschaft seiner Schwester mit einem einfachen Stadtschreiber. Es wurde wirklich Zeit, dass er ihr einen vernünftigen Ehemann suchte, der ihr auch die Grundlage für eine nachhaltige Familienplanung bot. Da war ein einfacher Schreiber eben nicht gut genug. "Ich wünsche noch einen schönen Tag, Germanicus. Wir sehen uns bei der Arbeit." Er lächelte freundlich und hob die Hand zum Abschied, dann drehte er sich um und zog Melina durch die Menge hinter sich her. Er wollte ihr die Wohnung zeigen, die er für sie beide ausgesucht hatte, und ihr außerdem seine Gedanken über Heiratspläne näherbringen.

    "Ich danke dir," erwiderte er auf die Worte des Scribas. Er lächelte ebenfalls und folgte dann dem Blick des Germanicus zu seiner Schwester. Die Bemerkung über quintilisches Temperament entlockte Sermo ein Grinsen, jedoch überließ er Melina eine wortreiche Antwort auf diese kleine Stichelei. Wie der Germanicus sich in einem Jahr fühlte, wusste Sermo zwar nicht zu sagen. Aber er wusste ziemlich genau, dass er den jungen Mann in seiner Zeit als Magistrat auf sein Können und seine Fähigkeit eigenständig zu denken und zu handeln prüfen würde.