Beiträge von Iullus Quintilius Sermo

    Zunächst machte der Eques Meldung wie gewünscht. Sermo sah zufrieden dreni. Bis Thyrsus einfach umkippte.


    "Hoppla!", rief Sermo verwundert aus und packte den Mann schnell am Arm, um ihn irgendwie zu stützen. Der Optio Valetudinarii war ebenfalls schnell zur Stelle. "In Ordnung, setz' dich", befahl Sermo schließlich, um den Terentier davon abzuhalten sich weiter zu erschöpfen. "Optio, lass frisches Wasser und eine ordentliche Portion zu Essen für diesen Burschen holen", gab er sodann in Auftrag, woraufhin der Sanitätsoffizier zügig abdampfte.


    Nun hatte Sermo einen Augenblick Zeit, um die gerade gehörte Nachricht zu bedenken. Die Legio Prima hatte sich also gegen den Vescularier gestellt. Dass die Legion von einem Legatus und nicht von einem Praefectus geführt wurde und der Terentius damit gleich mal einen Fehler eingebaut hatte, war Sermo in der Aufregung gar nicht aufgefallen. Mit Vorsicht würde er außerdem die Gerüchte genießen, die von Germanias Legionen sprachen. Aber wenn es stimmte, was der Eques sagte, hatte Vala erfolg gehabt. Das wäre genial!


    "Eques, ich danke dir für deine Mühen. Du hast Rom einen großen Dienst erwiesen. Du wirst dich hier von deiner Reise erholen. Ich lasse dich wissen, wenn der Stab Genaueres von dir Wissen muss. Halte dich möglichst bereit, weitere Fragen zu beantworten."
    Er nickte dem Mann aufmunternd zu.
    "Gute Arbeit. Vale, Terentius."
    Und damit machte er auf dem Absatz kehrt und verließ das Valetudinarium. Er musste den Stab zusammenrufen und die Informationen bekannt geben. Dann würden sie entscheiden müssen was zu tun war und insbesondere die Rückkehr des Praefectus Legionis abwarten.

    Thyrsus nickte ihm zu. Sermo war zu irritiert, um sogleich seine Missbilligung auszudrücken. Der Mann gebärdete sich ja, als wären sie seit langer Zeit gute Freunde! Jedoch unterbrach der Tribun den Terentier im Folgenden nicht; immerhin interessierte ihn die Nachricht doch zu sehr.


    Als Thyrsus fertig war, räusperte Sermo sich und bedachte den Eques mit einem bösen Blick. "Eques Terentius. Vor dir steht ein Tribunus Angusticlavius. Wenn du Meldung machst, hast du gefälligst ordentlich zu salutieren und Haltung anzunehmen!" Wie hatte der Kerl es bloß geschafft Eques zu werden, wenn er sich nicht einmal soldatisch benehmen konnte? Erwartungsvoll sah Sermo den Terentier nun an. Und wehe, er spurte jetzt nicht wie gewünscht!

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    “Hier entlang, Tribunus“, sagte der Optio Valetudinarii und führte einen Stabsoffizier ins Lazarett. Er hatte in der Principia Meldung gemacht - wo ja aber bereits zuvor ein Miles der Torwache auf Befehl seines Vorgesetzten von dem Boten berichtet hatte - und war dort davon unterrichtet worden, dass sich der Praefectus Legionis Artorius derzeit auf einer Besichtigungsreise durch das Nildelta befand.


    Da traf es sich gut, dass der Tribunus Angusticlavius Iullus Quintilius Sermo gerade seinen ersten Bericht seit der Genesung in der Principia einreichen wollte und diese Botengeschichte gleich in die Hand nehmen konnte. Deshalb stand er jetzt im Valetudinarium.
    Und tropfte.
    Denn im Januar war in Aegyptus Regenzeit. Draußen schüttete es aus Kübeln und drinnen hörte man das wie in Trommelwirbeln auf das Dach prasseln. Sermo wischte sich mit der flachen Hand Wasser aus dem Gesicht, ging sich dann kurz durch die Haare und drückte die Nasse Hand an seinem Offiziersumhang trocken. Daraufhin ging er schnurstracks zu dem Eques, den er zunächst einmal musterte. Den Mann kannte er doch.
    “Dies ist Eques...“
    "...Terentius", vervollständigte Sermo den Satz. Er erinnerte sich zumindest noch an den Gensnamen des Mannes, der ihn einmal zum Patron wählen wollte.
    "Eques, was hast du zu berichten?"

    Die Zeit nahm ihren Lauf. Viele weitere Wochen zogen ins Land, in denen der quintilische Tribunus Angusticlavius langsam aus seinem Krankheitstief herauskroch. Erst wurde das Fieber schwächer und Sermo kam des öfteren zu Bewusstsein. Es war ein freudiges Wiedersehen, das Cleon und sein Dominus hatten. Leider war Sermo noch nicht langfristig genug wach und aufmerksam genug, um von Cleon eine ordentliche Berichterstattung über die Vorkommnisse während seiner langen Krankheit zu erhalten. Doch sein Zustand besserte sich zusehends. Bald konnte er wieder mehr als flüssige Nahrung zu sich nehmen und von da an war es nur noch eine Frage der Zeit, bis erste kurze Spaziergänge durch das Atrium möglich wurden.


    Sobald der Medicus Ordinarius Sermo dafür bereit erklärt hatte, unterhielt der Dominus sich in regelmäßigen Sitzungen über aktuelle Entwicklungen im Imperium. In Aegyptus trudelten Nachrichten aufgrund der Seesperre mit einiger Verspätung ein, da sie über den Landweg von West oder Ost gebracht werden mussten. So wusste man hier also noch längst nicht darüber bescheid, dass Appius Cornelius Palma in Rhegium angelandet war. Dagegen war bekannt, dass im Norden Italias bald zwei Heere aufeinanderstoßen mussten. Sermo war sich sicher, dass dies schon geschehen sein musste, aber wer konnte das schon genau sagen?


    Noch einige Zeit später war Sermo endlich so weit genesen, dass er daran denken konnte, sich sportlich zu betätigen. Es würde Monate dauern, bis er wieder in altbekannter Form wäre. Aber so war das nun einmal. So trieb es den Tribunus bald auf den Exerzierplatz, wo er sich im Laufen, Ringen, Gewichtheben und im Schwertkampf regenerierte. Auch die Lagerthermen standen täglich auf seinem Plan und Cleon hatte viel damit zu tun seinem Herrn jegliche Bekömmlichkeiten und Wünsche zu erfüllen, die dieser in seiner Erholungsphase nun benötigte. Alles in allem war es ein langer weg zurück zur alten Form.

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    “Na, na, na, du musst es ja auch nicht gleich so runterstürzen“, versuchte Soranus den Eques etwas zu bremsen. Der zog sich den Posca rein als ginge es um Leben und Tod. “Wie ich schon sagte: Du wirst dich hier noch etwas ausruhen. Ich lasse dich wissen, wenn der Praefectus dich empfängt.“


    Ohne eine Antwort von Thyrsus abzuwarten erhob der Optio Valetudinarii sich schließlich und verließ das Lazarett. Er würde sich natürlich beeilen, denn ein Bote konnte in diesen Zeiten tatsächlich sehr wichtige Nachrichten zu übermitteln haben. Trotzdem wollte er nicht die Gesundheit des Eques auf's Spiel setzen. In antiken Zeiten wanderten Nachrichten nur langsam durch das Land und auch diese konnte noch einige Momente warten, bevor der Praefectus davon erfuhr.

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    “Nichts da“, unterbrach der Optio den Eques bestimmt. “Du trinkst jetzt erstmal einen kräftigen Schluck Posca. Wenn du beinahe verdurstet bist, dann lasse ich dich hier nicht rausgehen, ohne dass du diesen Krug geleert hast.“


    Soranus nahm den Krug mit Posca zur Hand und füllte Thyrsus einen Becher, den er ihm dann anbot. “Außerdem solltest du dich noch eine Weile ausruhen. Ich werde dem Praefectus Legionis bescheid geben, damit er dich hier aufsucht. Dann kannst du ihm deine Nachricht mitteilen.“ Der Ton des Optio verriet, dass dies ein Befehl war und keine freundliche Frage.

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    Der Bewusstlose war so schnell doch nicht wieder aufgewacht. Deshalb hatte der Optio Valetudinarii sich erst einmal anderen Dingen zugewandt und war im hinteren Teil des Lazaretts verschwunden, als der Terentius sein Bewusstsein wiederfand.


    “Ja? Ja, hier. Salve“, gab er sich zu erkennen, damit der Bursche sah, dass er nicht allein war. Der Optio trat an das Krankenlager heran und musterte Thyrsus aufmerksam.
    “Ich bin der Optio Valetudinarii Manius Orphidius Soranus. Du bist hier im Castellum der Legio XXII Deiotariana in Nikopolis. Erinnerst du dich? Und wer bist du?“

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    Der Optio Valetudinarii war nicht unbedingt erfreut. Er hatte einen arbeitsreichen Tag hinter sich, weil zwei Deppen bei der Reitausbildung in- und übereinander gefallen waren inklusive gebrochener Gliedmaßen und Quetschungen. Glücklicherweise waren die Pferde nicht verletzt worden.
    “Was ist denn los mit dem Kerl?“, fragte er die Milites, die den Bewusstlosen ins Valetudinarium schleppten.
    “Keine Ahnung, Optio. Ist einfach vom Pferd gefallen, hat noch was gesagt und hat dann das Gesicht in den Staub gelegt.“
    Die Antwort half dem Optio Valetudinarii natürlich sehr viel weiter.
    “Also gut, dann legt ihn mal dort drüben drauf“, ordnete er also an und wies auf eine Liege, wo Thyrsus dann auch hingebracht wurde. Der Optio entließ die beiden Milites und sah sich den Mann dann einmal genauer an. Knochenbrüche hatte er durch den Sturz vom Pferd zum Glück nicht davon getragen. Immerhin hatten sich schon viele Männer auf diese Weise das Genick gebrochen oder einen Arm und waren später am Wundbrand elendig verreckt. Ein paar Prellungen und blaue Flecken würde der junge Mann wohl trotzdem zu verarbeiten haben, aber das war ja nicht so dramatisch. Seine Atmung ging auch normal. Lediglich wach war der Fremde nicht.
    “Tja“, sagte der Optio ratlos. “Dann warten wir einfach mal, dass du wieder aufwachst...“
    Dann stellte er schonmal einen Krug Posca bereit. Vermutlich war der junge Mann einfach völlig ausgelaugt und benötigte eine ordentliche Mahlzeit und einen guten Schluck zu trinken.

    http://img130.imageshack.us/img130/7191/cleonjung.jpgCleon war kein Mensch, der sich schicksalshörig den Vorgaben der Parzen beugte. Nach der vernichtenden Diagnose des Medicus war der Sklave nicht bereit aufzugeben. Er wollte seinen Herrn nicht auf dem Krankenlager verrecken sehen. Einerseits deshalb, weil er nicht wieder auf dem Sklavenmarkt landen wollte. Er hatte es gut beim Quintilius. Er hatte durchaus einige Freiheiten und Möglichkeiten seinen Interessen nachzugehen. Das war eben der Vorteil am Haussklavendasein. Andererseits hatte er mittlerweile eine gewisse Sympathie für seinen Herrn entwickelt. Sermo war zwar oft genug ein bösartiger Mensch, der anderen auch gern Schaden zufügte. Jedoch beschränkte sich dies häufig auf kürzere Phasen, in denen sein Herr schlecht gelaunt war oder vom schlampigen oder nervigen Verhalten anderer provoziert wurde. So zumindest empfand es Cleon.


    Deshalb wandte der Sklave sich nun, nachdem sämtliche weltliche Hilfe in Form des Medicus versagt hatte, an die einzige Stelle, die ihm blieb: An die Götter. Cleon opferte Apollo und dessen Sohn Aesculapius sowie wiederum dessen Tochter Hygieia, die alle drei Gesundheit und Heilkunst verkörperten. Großzügig gab er das Geld seines Herrn aus, ließ einen weißen Ochsen und zwei Schweine opfern und betete täglich für die Genesung des Quintilius. Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt und selbst die anderen Haussklaven, die ja noch nicht so lange unter Sermos Regiment standen, beteiligten sich recht bald an den Opfern und Gebeten.


    Erst hatte es den Anschein, als täte sich gar nichts. Sermo fieberte noch immer und sah teilweise bereits aus wie tot. Aber nach Wochen des Bangens zeigte sich doch irgendwann der erlösende Sonnenstrahl zwischen den trüben Regenwolken. Das Fieber schien schwächer zu werden und der Dominus redete nicht mehr so häufig wirres Zeug im Fiebertraum. Ab diesem Zeitpunkt dauerte es noch gut eine Woche, bis Cleon die Gewissheit hatte: Sein Herr würde überleben!

    Sermo war verwirrt. Wie war er hierher gekommen? Da stand er nun auf einem Kiesweg inmitten von blühenden Weiden und Feldern, auf denen das Getreide erntereif stand. Eine leichte Brise umwehte seine Nase und ein paar Spatzen tummelten sich zwischen den Ästen einer Weide. Ergänzt wurde dieses perfekte Bild von wohligen Sonnenstrahlen auf der Haut des Quintiliers. Wie war er hierher gekommen? Krampfhaft versuchte er sich zu erinnern.


    Da war eine Barke gewesen. Eine Flussbarke, die gemütlich ausgestattet war mit allerlei Kissen, Sonnenschirmen und Leckereien. Eine junge Frau hatte neben Sermo gesessen, ihn abschätzend gemustert. Sie wechselten kein Wort, sondern saßen einfach nur da. Die Barke glitt langsam flussabwärts und noch immer sprachen sie nicht. Mit einem Mal erkannte Sermo die Frau als die Decima, die er einst ehelichen wollte, doch bevor er etwas sagen konnte, verschwamm der Eindruck und alles wurde dunkel.


    Eine Welt aus Hitze und Schmerz umhüllte den Quintilius, der seltsam neben sich zu stehen schien. Da war ein Raum mit einem Bett. Es war ein Krankenlager, wie Sermo erschrocken erkannte. Sein Krankenbett! Aber wie konnte das sein? Er wollte rufen, wollte einen Medicus holen, wollte irgendwen nach den Gründen fragen. Unmöglich, sein Mund brachte keinen Ton hervor.


    Caelyn schrie. Sermo sah, wie eine alte runzelige Frau sich über sie beugte, ihr zuredete, ihre Stirn abtupfte. Caelyn hatte einen runden Bauch. War sie den Sklavenjägern entkommen? Plötzlich bäumte sich die junge Keltin auf und kreischte wild, als wolle sie allen Hass in die Welt hinausschreien. Sermo wollte erschrocken zurückweichen, aber sein Körper bewegte sich nicht. Sein Körper? War er denn überhaupt bei ihr im Raum? Sermos Blick richtete sich starr auf Caelyns Gesicht, er konnte ihn nicht mehr abwenden. Hitze. Schmerz. Er fühlte sich elend. Caelyn schrie. Dann schrien zwei Stimmen, eine ganz dünn und quäkend. Doch Sermo konnte seinen Blick nicht von Caelyns Gesicht abwenden. Aus ihren Augen sprach der Tod.


    "Iullus!" rief eine helle Frauenstimme. Die Blätter der Weide raschelten im Wind, das Getreide wiegte sich auf den Feldern hin und her. Melina kam federnden Schrittes über den Kiesweg zu ihm her gelaufen. Sie lachte ihr glockenhelles Lachen.
    "Liebe Schwester", stellte Sermo fest, ein glückliches Lächeln auf den Lippen.
    "Iullus, endlich bist du hier. Bona dea, du hast dir aber auch Zeit gelassen. Dass du immer so trödeln musst!"
    Die Schelte verwirrte ihn.
    "Zeit gelassen? Aber, wo sind wir denn?"
    Melina nahm ihn bei der Hand. Ihre Haut fühlte sich ganz weich an und warm.
    "Ach Iullus, du verstehst aber auch gar nichts. Komm, alle warten schon auf dich!"
    Und sie zog ihn mit sich, tanzte vor ihm her und führte ihn über den Weg durch die Felder an Hainen und Gehöften vorbei, über eine Brücke an einem Bach und immer weiter entlang des Weges.
    "Wohin gehen wir? Na los, sag schon", forderte Sermo ungeduldig. Immer musste Melina Scherze mit ihm treiben, Unsinn machen. Sie war so ungezogen. Gut, dass er sie bald verheiraten wollte.
    "Dahin, wohin jeder einmal geht", lachte die kleine Schwester und zeigte auf einen Hügel, über den sich rechts von ihnen eine Wiese breitete. Sie gingen hinauf, wo bereits ihre Brüder warteten.


    "Iullus!" riefen Titus und Marcus strahlend vor Freude. Die Brüder umarmten sich herzlich. Als sie wieder voneinander abließen, trat kurz ein Moment peinlicher Stille ein. Dann blickte Titus über die weite Ebene, die dort vor ihnen lag.
    "Iullus, wir haben lange auf dich gewartet. Gut, dass du endlich da bist. Jetzt können wir wieder als Familie zusammen sein."
    Der älteste der Geschwister verstand nicht recht.
    "Ich verstehe nicht, Bruder. Worauf habt ihr gewartet?"
    Titus sah ihn erst erstaunt an. Dann wandelte sich seine Verwunderung zu Bedauern.
    "Ach Iullus. Schau dich doch an. Weißt du es denn noch nicht?"
    Der große Bruder sah an sich herunter. Er war abgemagert, ausgezehrt. Das Fieber! Als er aufblickte, hatte der Himmel sich schwarz gefärbt, seine Geschwister waren zu fernen Schatten entrückt worden. Eine einzelne Stimme rief von weit her. "Dominus!" hallte es über die Ebene. "Dominus!"
    Doch der Herr hörte seinen Sklaven nicht...


    ~~~~


    "Und?" fragte Cleon den Medicus, der seinen Herrn nun seit Wochen in seinem Leid begleitete. Der Quintilius kämpfte mit der Mala aria, seit er aus den Sümpfen heimgekehrt war. Und es ging ihm von Tag zu Tag schlechter, befürchtete Cleon. Seine Sorge wurde bestätigt, als der Medicus bedauernd den Kopf schüttelte.
    "Nein. Nichts zu machen."
    "Wie bitte?" ächzte Cleon entsetzt.
    Der Medicus bedachte ihn mit einem mitfühlenden Blick.
    "Tut mir leid, Junge. Dein Dominus wird..."
    "Nein!" flehte der Sklave entsetzt.
    "...sterben."
    Cleon hörte nicht mehr, wie sich der Medicus verabschiedete, als er am Bett seines Herrn niederkniete und verzweifelt zu beten begann.

    Zurück von seinem kurzen Ausflug nach Kanobos, den die Legionsleitung ihm großzügig zugebilligt hatte, verschlug es Sermo sogleich ins Bett. Bereits auf dem Weg nach Nikopolis hatte der Tribun sich seltsam schwach gefühlt. Erst hatte er das wie sonst auch dem fiesen Kater zugeschrieben, den er von der Sauferei zu erleiden hatte. Doch sein Zustand wollte sich auch am folgenden Tag nicht bessern und verschlimmerte sich noch an den Tagen danach.


    Einmal im frisch bezogenen, duftenden Bett in seinem Cubiculum angekommen, wähnte Sermo sich schließlich sogar zu schwach zum Aufstehen. Er war völlig hinüber, entkräftet, und glühte wie ein Ofen. Cleon war höchst besorgt und ließ sogleich den Medicus kommen, der eine böse Vorahnung aussprach.
    "Mala aria", erklärte der Heiler nüchtern. Sumpffieber. Oder Marschenfieber, wie man es in den nördlichen Provinzen des Reiches nannte. Sermo schnappte erschrocken nach Luft.
    "Wie das? Woher...?"
    "Tribunus, warst du vielleicht im Schilf, in den Sümpfen? Dort herrscht schlechte Luft, die dich krank macht. Dort wirst du dir das Fieber geholt haben."
    "Ja... ja, ja...so war es wohl...", ächzte Sermo nur. Er war auf einmal so müde. So unglaublich müde. Seine Umwelt verschwomm, als er sodann in die unbarmherzige Welt der Fieberträume hinabglitt.

    Zurück in Kanobos zeigte Nektários, welche Disziplin er statt des Fischfang wahrlich beherrschte: Die des großzügigen Gastgebers. Er richtete ein Symposion aus, an dem etliche Herrschaften der Polis teilnahmen, worunter natürlich auch Sermo und der Favonius waren. Es wurde der gefangene Fisch angerichtet, aber auch vielzähliche andere Köstlichkeiten. Gefüllte Ente, marinierte Meeresfrüchte, Seeigel,....und Wein. Wein in rauen Mengen. Ausgerechnet der Favonius wurde zum Symposiarchen, der sich als besonders trinkfest bezeichnete und sogleich auch die ganze Gesellschaft zum Suff verdonnerte. Fröhliche Lieder wurden dazu gespielt, Dichter trugen lustige und später immer öfter auch höchst anzügliche Verse vor. Alles mündete darin, dass Nektários eine Gruppe thrakischer Tänzerinnen einlaufen ließ, die bei rhythmischem Trommelschlag beinahe völlig entblößt die Männerrunde anheizte. Im Laufe der Nacht schließlich vögelte Sermo sich durch drei verschiedene Betten, erbrach sich dabei in eines, verschüttete im anderen ganze drei Becher Wein und fiel letzten Endes total zerstört in das dritte, wo er auf einer süßen Blondine mit spitzen Brüsten einschlief und diese so am Verschwinden hinderte. Die Mückenstiche waren da längst vergessen.


    Als Sermo am nächsten Morgen früh vom eigenen Schnarchen geweckt wurde, entschied er, dass es besser war so schnell wie möglich zu verschwinden. Diese Stadt konnte nur sein Untergang sein. Hätte er dabei nicht so einen monströsen Kater gehabt, hätte er wohl das Blondchen nochmal verwöhnt, aber selbst dazu war er an diesem Morgen nicht mehr in der Lage. Schwerfällig verließ der Quintilier Nektários' Haus und entfloh in Begleitung seines Sklaven dieser Polis, die das Paradies und gleichzeitig sein Untergang sein konnte.

    http://upload.wikimedia.org/wi…20px-Tombof_Usheret01.jpgUnd es klappte. Halbwegs zumindest. Sermo brauchte einige Versuche, bis es ihm gelang etwas anderes als Algen, Zweige und Schilf aufzuspießen. Doch letztlich war sein erster Fang eine Meeräsche, die Sermo triumphierend seinen Kameraden zeigte.
    "Was habe ich hier, Ägypter?" erkundigte er sich bei seinem Bootsführer.
    "'Mee'äsche, 'Err", sagte dieser stumpf. Sermo kannte diese Art Fisch. Es war der meistgegessene und beliebteste. Gut so.
    "Glückwunsch", grinste der Favonier und richtete seinen Blick dann wieder aufmerksam auf das Wasser, während Nektários eine Grimasse zog. "Angeber. Pass nur auf..." Darauf folgte allerdings nur ein ziemlich kläglicher Versuch mit den Speer etwas zu erwischen, wobei Nektários so viel Wasser aufwühlte, dass Sermo bereits fürchtete, der Depp würde sämtliche Fische vertreiben.
    "Heeee!" brüllte Favonius aus eben diesem Grund und gebot dem Ungeschickten mit einer herrischen Geste Einhalt. "Bleib mal ruhig, sonst verscheuchst du noch die ganze Beute!"
    Sermo lachte laut und konzentrierte sich dann wieder auf das Wasser vor sich.


    Die Unternehmung dauerte einige Zeit, in der alle drei Kumpanen eine ordentliche Menge Fisch erstachen, der eine mehr, der andere weniger. Irgendwann fand Sermo sich inmitten eines gewaltigen Mückenschwarms wieder, den er vor lauter Fokussierung auf das Wasser gar nicht hatte kommen sehen.
    "Obacht", rief er seinen Bootsmann an und strafte diesen mit einem verärgerten Blick. Erschrocken versuchte der Ägypter das Boot wegzustaken, doch die Mücken waren bereits bei ihnen, um sie herum und überall dazwischen. Verzweifelt versuchte Sermo sich vor den Viechern zu schützen, die sich auf seiner Haut niederließen und keine Zeit vergeudeten, um ihm sein Blut zu entsaugen. Als der Ägypter das Boot endlich davongestakt hatte, war Sermo bereits mit etlichen Stichen an Armen, Beinen und im Gesicht übersäht.
    "Nichtsnutziger Bauerntrampel!" fluchte der Quintilier und erntete den Spott seiner Begleiter, die seine Flucht mitverfolgt hatten. Seufzend lehnte Sermo sich zurück und ertastete die bald juckenden Stellen. Ihm war die Lust am Fischfang vergangen.


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    "Du sagst es, die Sonne brennt mittlerweile, als wolle sie uns braten", erwiderte Sermo mit zur Grimasse verzogenen Lippen. Er war zwar hohe Temperaturen aus Italia gewohnt und hatte auch schon das Gegenteil im germanischen Winter erlebt. Aber die Hitze, der er sich hier im Nildelta ausgesetzt sah, war ihm fremd und unangenehm.


    "Sehr gern", sagte Sermo daraufhin, als der Artorius seinen Wunsch äußerte das Lager zu besichtigen. Das Lob nahm er mit einem Nicken und einem verhaltenen Lächeln zur Kenntnis. "Hier entlang", leitete er also seine Führung ein und schritt voraus. Der Rundgang nahm allerdings nicht viel Zeit in Anspruch, denn es gab nichts Außerordentliches zu zeigen. Die Wallanlagen waren frisch aufgeschüttet und verstärkt. Hölzerne Türme krönten die Ecken des Lagers und die Torhäuser wiesen auch eine etwas erhöhte hölzerne Befestigung auf. Sermo beschrieb die unproblematische Materialbeschaffung, denn im Delta hatten sie genügend Holz für den Lagerbau auftreiben können. Er erklärte außerdem, dass die Versorgung gut stand, denn aus dem nahen Saïs kauften sie Getreide und von den ägyptischen Bauern des Umlandes erstanden sie regelmäßig Fisch, Aal, ein bisschen Geflügel und das traditionelle ägyptische Bier, das die Hilfstruppen liebten.


    Schließlich fanden Sermo und Reatinus sich wieder vor der Principia wieder. Sermo umfasste das Lager mit einer ausholenden Geste und erklärte: "Wie du also siehst, Praefectus, ist alles vorschriftsmäßig errichtet worden. Die Versorgung ist sichergestellt und die Wachen an der Küste sind in höchster Alarmbereitschaft. Mittlerweile konnte ich den Männern sogar einige Lektionen in Disziplin und Gehorsam erteilen, die leider notwendig waren." Kurz flackerte das Bild der Auspeitschung vor seinem inneren Auge auf, was er jedoch schnell abschüttelte.


    "Wie wäre es nun mit einer Erfrischung? Ich habe ganz ordentlichen Wein hier und eine Mahlzeit könnte wohl auch nicht schaden, wenn es dir beliebt." Erwartungsvoll sah er den Praefectus Legionis an und wandte sich schonmal teils zum Praetorium um, das hier natürlich wesentlich kleiner ausfiel, als in einem gigantischen Legionslager wie Nikopolis.

    http://farm3.staticflickr.com/…74926539_6e3b61327f_m.jpgLeise glitten die Boote zwischen Papyrus und Schilf an Nilufer entlang. Sermo hockte in einem der traditionellen ägyptischen Papyrusboote, neben ihm Cleon. Ein Ägypter stakte das Boot voran. Hinter ihnen folgten zwei weitere Boote mit dem Rest der kleinen Jagdgesellschaft. Servius Favonius Veratius, ebenfalls begleitet von einem Leibsklaven, war ein aufstrebender Lokalpolitiker aus Kanobos, den der Quintilier auf einem Bankett kennen und schätzen gelernt hatte. Der andere Jagdkumpane war ein Grieche namens Nektários aus Demetrias, ein angeblicher Gelehrter, der aber offenbar mehr Zeit mit Saufen und Völlerei verbrachte als mit seinen Studien. Er war zudem ohne Begleitung gekommen, was gut war, denn er pflegte einen lästigen Jüngling mit sich herumzuschleppen, der seinen 'allwissenden Meister' anhimmelte und verehrte, wo immer es anderen Leuten auf die Nerven gehen konnte.


    Die Jäger waren mit Fischspeeren bewaffnet, mit denen sie ihre Beute direkt aus dem Wasser heraus fangen würden. Die Ägypter, die sie in einem nahegelegenen Dorf engagiert hatten, führten sie zu einem Platz, der angeblich besonders geeignet war, was Sermo jedoch für leeres Geschwätz hielt. Der Nil war voll von Getier, da war es sicherlich völlig gleich, ob sie nun an dieser oder jener Stelle auf Fischfang gingen. Dennoch, er ließ ihre Führer machen. Immerhin kannten die Männer den Nil wie ihre nicht vorhandene Westentasche.


    Der Nil. Dieser gewalte Fluss, der Ägypten überhaupt erst zu einem bewohnbaren Land machte, diese geheiligte Lebensader, führte in diesen Wochen Hochwasser. Die Nilschwemme war der Segen der Götter für diese Provinz und auch für Roms Getreideverbrauch. Die Flut würde dieses Jahr womöglich noch lange anhalten, hatten die Priester vorausgesagt. Man würde sehen. Sermo jedenfalls erfreute sich des Anblicks und war schon ganz aufgeregt. Zusätzlich zum Speer hatte er einen Bogen bei sich. Vielleicht ergab sich ja noch die Möglichkeit, eine Ente oder anderes Federvieh zu schießen, das sich am Fluss umtrieb, dann hätten sie ein prächtiges Abendmahl zu erwarten.


    http://farm3.staticflickr.com/…65292219_97bae6096b_m.jpgDas Nildelta barg jedoch neben reichhaltigen Nahrungsquellen auch allerlei Gefahren. Nicht nur einmal schlichen sich die Boote geschmeidig in weitem Abstand an einer Nilpferdherde vorbei. Auch bekamen die Jäger nicht wenige der fürchterlich anzuschauenden Ungeheuer zu sehen, die man Krokodile nennt. Sermo hatte wahrlich Respekt vor diesen Viechern, deren Angriffsfähigkeiten er nicht zu Gesicht bekommen wollte.


    Es dauerte nicht lange, da meldete sich der Bootsmann endlich zu Wort. "'Ierr ist es. 'Ierr findet I'rr die besten Fische." Der Ägyper hatte einen fürchterlichen Akzent. Sermo blinzelte den Fischer an, dann warf er einen Blick auf die Wasseroberfläche. Glitzerte da bereits eine Rückenflosse im Wasser? Oder dort? Cleon zog in einer mimischen Glanzleistung des Desinteressierten die Augenbrauen hoch und wandte sich ab. Papyrusstauden wirkten offenbar anziehender auf ihn als sein zukünftiges Abendessen. Zudem erfreute den Sklaven die Aussicht auf Mückenstiche und diverse wesentlich tödlichere Querelen wie Krokodilattacken oder Schlangebisse nicht sonderlich, wobei er seit seinem Schiffbruch hinzukommend noch das Ertrinken fürchtete. Cleon war eine Schissbuxe und Sermo konnte seine Angst riechen. Hoffentlich traf das nicht auch auf die Fische zu.


    "Dann mal gutes Fischen", wünschte der Favonier breit grinsend, wobei er eine Reihe gut gepflegter Zähne zeigte. Der so gut Gelaunte hob bereits seinen Speer in die Luft und spähte nach leichter Beute, die aber offensichtlich noch etwas auf sich warten ließ. "Guten Fang", wünschte auch Nektários, der sich mit seinem Speer nicht ganz so geschickt anzustellen wusste wie der Favonier. Sermo verkniff sich einen spöttischen Kommentar und erwiderte statt dessen die Wünsche.


    "Ich hoffe ich kann auf deinen Segen zählen, fruchtbringender Nilus", sandte der Quintilier dem Flussgott ein Stoßgebet und richtete seinen Blick auf die Wasseroberfläche, den Speer stoßbereit. Doch nichts war zu erkennen. Natürlich nicht! Sermo blinzelte, ordnete seine Gedanken und schmunzelte dann. Sein Blick musste die Wasseroberfläche durchstoßen, die Bewegungen darunter erfassen, den Fisch spüren. Man durfte gespannt sein, ob das auch so klappte.



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    Zitat

    Original von Gaius Iulius Sabinus
    Warum macht man nicht ausnahmsweise mal eine Larp-Veranstaltung vor dem Hintergrund des antiken Rom? Liverollenspiel muss sich doch nicht immer zwangsweise auf diesen Fantasy-Mittelalter Trash reduzieren!


    Abgesehen davon, dass du damit gerade ein Larp als Müll bezeichnet hast, das sich bei einem großen Teil der IR-Spieler höchster Beliebtheit erfreut, womit du dir nicht sonderlich viele Freunde machen wirst, gibt es auf dem Drachenfest durchaus auch Spieler, die römische Einheiten darstellen und sich - wenn ich das richtig beurteile - fabelhaft dort integrieren und Spaß haben können. Denn darum geht es bei diesem Fantasy-Mittelalter Trash. Um Spaß.


    Und ganz nebenbei: Wenn du richtig suchst, findest du genügend Vereine, die römische Einheiten auch außerhalb von Fantasy-Veranstaltungen darstellen. Da brauchst du nur Purgitius Macer fragen. Aber beleidige ihn lieber nicht, das könnte eine Antwort erschweren.

    "Da liegt es vor uns, Kanobos", jauchzte Sermo, als er des Anblicks der Polis gewahr wurde. Er stand am Bug des schmalen Flussschiffes, das eine Ladung des reichsweit berühmten ägyptischen Leinens richtung Küste transportierte, und hatte den Horizont erwartungsvoll nach Anzeichen von Zivilisation abgesucht. Da endlich hatte er es gesehen, Kanobos - oder Kanopus, wie der Römer sagte - die Perle der luxuria, der Schwelgerei und Zügellosigkeit.


    http://img130.imageshack.us/img130/7191/cleonjung.jpg "Sieht jetzt auch nicht unbedingt interessanter aus, als der Rest dieses versumpften Deltas", befand Cleon gelangweilt. Der Leibsklave des Quintiliers hatte seit dem Beginn ihrer Tätigkeit im nördlichen Delta vor Langeweile nur so gelitten. Hilfstruppen hier, Hilfstruppen da, Standlager hier drüben, Wachtürme da vorn, polierte Rüstungen überprüfen, undisziplinierte Milites auspeitschen lassen, Mücken, Sumpf, Nilschlamm, brüllende Hitze. Cleon fand diese ganze Unternehmung einfach nur zum würgen.
    "Bei Dionysos' Wanst, Cleon!" entsetzte Sermo sich. "Sei nicht so ein Hammel. Kanobos soll himmlisch sein. Schau doch nur, allein der Weg hierher ist poetisch." Begeistert sah Sermo seinen Sklaven an und begann dann zu rezitieren: "...Wo das glückliche Volk von Canopus, pelläischen Ursprungs, Längs dem vom Wellenerguß weitsumpfenden Nilus sich anbaut, Und um seine Gefild' hinfährt in bemaleten Bögen,..."
    Cleon guckte ihn nur an, ihm stand die Ahnungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. "Vergil, Mann", tadelte Sermo den Unwissenden und tippte ihm dabei an die Stirn. "Mit dir ist in derlei Hinsicht echt nichts anzufangen, glaube ich manchmal", jammerte der Quintilier dann hoffnungslos und sah wieder zur Stadt hinüber, deren Anblick sein Gemüt deutlich erhellte.


    "Denk nur, welche Freuden uns dort erwarten..."


    Und so war es. Nachdem sie einen obligatorischen Besuch des Osiris-Serapis-Tempels absolviert hatten, wandten Sermo und Cleon sich schleunigst den weltlichen Freuden der Stadt zu. Die Stadt trug nicht zu Unrecht den Namen "Goldene Erde". Nicht nur einmal wähnte Sermo sich auf goldenen Pflasterstraßen wandelnd. Überall fand er Reichtum und Luxus vor. Die Tage, die er dankenswerterweise vom Dienst freigestellt worden war, erfreute er sich bester Unterhaltung.
    Sermo klapperte sämtliche Hurenhäuser ab, ließ sich jeden Abend bei einem anderen Stadtoberen zum Bankett einladen, lustwandelte im vormittäglichen Sonnenschein in Begleitung verschiedenster junger Damen durch die Parks (sofern sein Kater ihm das zuließ). Cleon dagegen war tagsüber freigestellt. Sermo hatte keine Ahnung wo der Kerl sich umtrieb, aber er ging davon aus, dass der Sklave sein kleines Taschengeld in irgendwelchen Spielhöllen verprasste.


    Am letzten Tag ihres Aufenthaltes stand schließlich ein Jagdausflug an. Sermo war Feuer und Flamme. Cleon verfluchte seinen Herrn. Ein Jagdausflug. Ausgerechnet im Delta. Zwischen Papyruswäldern, Schilfstauden und Mückenschwärmen. Grandios...

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    “Salve Centurio. Groß, geht klar.“, sagte der Legionarius und machte sich auf den Weg in die hinteren Gefilde des Magazins.


    Er brachte alle Ausrüstungsgegenstände nacheinander nach vorne und kommentierte jedes Einzelne.
    “Mantel.“
    Er schlurfte wieder nach Hinten.
    “Tunika, Reservetunika und zwei Gürtel.“
    *schlurf schlurf*
    “Zwei Paar Stiefel.“
    *schlurf schlurf schlurf*
    “Lorica Segmentata.“
    *schlurf schlurf*
    “Cassis.“
    *schlurf schlurf*
    “Beinschienen.“
    *schlurf*
    “Die Tragestange mit Lederriemen und Tragenetz.“
    *schlurf schlurf*
    “Eine Öllampe, eine Tasche und ein Sack.“
    *schlurf schlurf*
    “Bronzetopf , dazu Löffel, Messer und Feldflasche.“
    *schlurf schlurf*
    “Scutum mit Schutzhülle.“
    *schlurf schlurf schlurf schlurf*
    “Pugio und Gladius.“
    *schlurf schlurf*
    “Und zwei Pilae. Damit hätten wir´s!“
    Er lehnte sich mit dem Ellbogen auf die Theke und zog neugierig eine Augenbraue hoch.
    “Darf's sonst noch etwas sein?“
    Da hatte der Tiro jetzt einen ganzen Batzen Zeug zu schleppen...

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    Mamercus kassierte einen schrägen Blick für seinen Scherz, der deutlich machte, dass der Legionär nicht unbedingt auf nackte Männerleiber stand.


    "Bloß nicht", brummte er dann. Sein Tesserarius musste sich ein Prusten verkneifen.


    "Los, komm. Verschwinde, bevor ich's mir anders überlege" raunzte der Legionär, der seinen Tesserarius mit einem bösen Blick strafte, woraufhin jener aber nur zur Kichern begann.


    "Zur Regia Praefecti geht's einfach die Straße rauf. Da gibt's noch ein paar Kameraden, die führen dich dann zum Anmelderaum der Scribae", brummte der Legionär dann noch und winkte dem Verginius dann als Zeichen, dass er sich vom Acker machen sollte. Mittlerweile wartete auch schon jemand anderes hinter ihm, der ungeduldig dreinsah. Der Tesserarius hingegen grinste Mamercus breit an, als dieser vorüberging.

    http://www.sai.uni-heidelberg.…vatare/Legionarius009.jpg Optio Quintus Bruttius Structus musste ein allzu breites Grinsen unterdrücken, als er die Rekruten so angestachelt sah.


    "ROMA VICTRIX!" erscholl sein Antwortruf, den der Optio dann einen stolzesträchtigen Augenblick lang verklingen ließ.


    Eine Schar Spatzen schoss über ihre Köpfe hinweg und zwitscherte fröhlich im Flug. Der Optio warf einen Blick hinauf, dann zeigte er den Anflug eines Lächelns.
    "In Ordnung, Tirones. Wegtreten. Macht euch was aus dem Rest des Tages."