Beiträge von Faustus Domitius Massula

    Ich nahm den Brief und las ihn. Nein, das klang alles recht vertrauenswürdig. Ich sah mir den Mann noch einmal an. Er war noch etwas außer Atem, aber sonst schien er in Ordnung zu sein. Mein Geld hätte ich ihm zwar nicht anvertraut, aber das tut sowieso niemand, wenn er zum ersten Mal jemand trifft.


    "Ich sagte gerade, dass das ein Hammer wäre. Aus zwei Gründen. Erstens ist eine Nachricht über einen beendeten Krieg immer ein Grund, sich zu freuen. Und zweitens, aber das solltest du für dich behalten, habe ich gerade dem Legatus gesagt, dass es sehr ärgerlich sei, dass wir keine offiziellen Nachrichten aus Roma haben, aber dennoch private Nachrichten über die Ereignisse in Roma hier eintreffen. Und jetzt haben wir schon wieder so ein Dings!"


    Ich gab ihm seinen Brief zurück und nahm ihn beiseite. "Jetzt gehen wir beide zum Legatus und du sagst ihm deine Botschaft auf. Und wenn er's nicht glaubt, zeigst du ihm den Brief".

    Da kam dieser Bursche somir nichts dir nichts in mein Officium und verkündete, dass der Krieg zu Ende sei. Ich war von den Socken.


    "Das ist ein Hammer!" sagte ich. "mein Name ist übrigens Domitius Massula. Du kannst den Princeps weglassen, Matinius Pacatus". Ich schaute ihn mir gründlich an. War der vertrauenswürdig? War seine Nachricht verlässlich?


    "Wie ist dein Verwandter an diese Nachricht gekommen? Was ist er? Glaubst du, dass das, was er dir geschrieben hat, den Tatsachen entspricht? Hast du seinen Brief dabei?"

    Gut, ich soll's machen. Das war mir auch recht.


    "Ich werde mir die drei besten Kurierreiter aus deiner Truppe aussuchen und losschicken. Möglichst noch heute. Ich kann nur hoffen, dass die Mansiones und Mutationes auf dem Weg in Schuss sind und sie so versorgen können, dass sie so schnell wie möglich an ihr Ziel kommen. Sie sollen die Legio II ausfindig machen und wenn möglich Annaeus Modestus kontaktieren. Wenn das nicht geht, dann sollen sie Flaminius Cilo finden. Bis dann, Legatus".


    Ich ging runter zu den Soldaten.

    Die Soldaten grienten und sagten:
    "Salve Matinius Pacatus, wir haben dich schon öfter hier vorbeirennen sehen. Schön, dass du heute mal zu uns kommst. Aber wenn du zum Legatus willst, dann kommst du am Princeps Praetorii nicht vorbei. Fufidius und Naso werden dich deshalb gleich dorthin bringen".

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    Der Tag war gekommen, an dem wir Alwina beisetzen wollten. Es gab außer uns aus der Casa Domitia noch einige andere, die sich von Alwina verabschieden wollten. Da waren Sufa und Mella, die Schusterleute und auch der Weinhändler aus dem Vorderhaus und sogar Laubasnius. Auch viele Nachbarn von Alwina aus den Canabae waren gekommen ebenso wie einige Soldaten aus dem Castellum.


    So kam ein nicht allzu großer Leichenzug zusammen, der an diesem Tag, an dem sich Regen und Sonne abwechselten, zu dem kleinen Platz an der Via Borbetomagna nahe am Südtor zog, wo Boduognatos die Leichenrede hielt. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, dies zu tun, weil er ja am meisten mit Alwina in der Imkerei zu tun gehabt hatte. Eigentlich wollte ja Panphilos die Rede halten, aber der hätte vor lauter Tränen kaum ein Wort herausgebracht. Aber auch Boduognatos hatte gegen Ende seiner Rede keine geringe Mühe, seine Trauer zu verbergen.


    Danach verließ der Leichenzug die Stadt durch das Südtor und kam schließlich zu dem Sepulchrum Domitium, wo schon alles für die Bestattung vorbereitet war. Ich richtete noch einige Worte an die Trauernden.


    "Wir müssen uns heute von Alwina trennen. Sie war zu uns gekommen, weil sie in ihrem Land die Eltern und Verwandten verloren hatte und in Mogontiacum Schutz vor feindseligen Nachbarstämmen gesucht hat. Sie hat sich hier ohne Habe und ohne Geld ein Leben eingerichtet und ist uns mit ihrer entwaffnenden Offenheit, Frische und Neugierde ans Herz gewachsen. Sie war stark und hat sich von Niemand einschüchtern lassen. Als ich ihr zum ersten Mal begegnete, hat sie mir eine freche Antwort gegeben. Das hat mich beeindruckt und gefreut. Auf diese Weise ist sie zu uns gekommen und hat ihren Platz in meiner Familie gefunden. Die germanischen Götter mögen mir verzeihen, wenn ich sie nach römischem Ritus hier begraben lasse, aber Alwina hatte sich entschlossen, hier zu bleiben und zu leben. Jetzt, wo sie zu den Toten geht, wird es ihr sicher gelingen, sogar Pluto ein Lächeln abzuringen. Wir aber bleiben zurück und vermissen sie".

    Zitat

    Quaestor Philonicus: "Nein, keine Einwände. 5000 Sesterzen können wir aufbringen."


    Schön, dass die Kuh vom Eis ist, dachte ich mir. Und so schien es auch den meisten anderen Decuriones zu gehen, denn es enstand eine kurze Pause, in der man allenthalben ein erleichtertes Aufatmen vernehmen konnte.


    "Werte Decuriones, dann dürfte wohl die Geldbeschaffung vom Tisch zu sein. Wie wir gesehen haben, ist es eine große Kunst, Kühe zu melken, mit Verlaub, verehrter Lucceius Philonicus. Dann können wir uns ja der Frage widmen, welche Geschenke der Kaiser erhalten sollte. Und, nicht zu vergessen, die Frage, wer nach Roma reisen wird".

    Das war doch wenigstens etwas. Drei Boten. Natürlich würde es Zeit dauern, viel Zeit. Aber ich wollte wissen, was da hinter den Alpes vor sich ging.


    "Ja, dann machen wir das doch, Legatus. Es würde mich keinesfalls amüsieren, wenn wir hier die allerletzten Ahnungslosen des Imperiums wären. Sie sollen versuchen, herauszukriegen, was mit Annaeus Modestus ist. Wenn es schlimm um ihn steht, dann sollten sie Flaminius Cilo kontaktieren. Wir müssen wissen, ob und wann unsere Legiones zurückkehren. Nicht bloß wegen der Germanen, sondern auch, weil wir zum Beispiel für Vorräte zu sorgen haben, wenn die Legiones hier eintreffen oder durchmarschieren".


    Ich schüttelte den Kopf: "Und natürlich das Wichtigste: haben wir noch den Dicken oder gibt's schon einen neuen Kaiser. Und wie heisst der?"

    Stirnrunzelnd vernahm ich die Botschaft. Nein, das gefiel mir gar nicht. Schlimmstenfalls hatten wir jetzt keinen Legatus Augusti mehr und einen neuen würden wir erst dann bekommen, wenn die, für uns jedenfalls, unübersichtlichen Verhältnisse im Imperium zur Ruhe gekommen sein würden. Etwas hilflos rieb ich mir das Kinn.


    "Also das hättest du mir schon längst sagen können. Wenn ich sowas weiß, kommt ja nicht gleich die ganze Provinz in Unruhe. Verdammt, Modestus hat einen ganzen Haufen seiner Beamten nach Italia mitgeschleift. Ist denn keiner von den Saftsäcken auf die Idee gekommen, uns zu benachrichtigen? Bis heute nicht? Bei Wodans Schlapphut, wir müssen rauskriegen, wie es um Modestus steht. Kannst du ein paar Kuriere erübrigen? Die sollen halt mal über die Alpen gehen und sich in Italia durchfragen. Man wird doch dort wissen, wo unsere Legionen zu finden sind".


    Ich konnte es nicht begreifen. Modestus hatte schließlich den Oberbefehl über die Truppen aus dem Norden. Irgendeiner von den anderen Kommißköppen musste doch dann den Job übernommen haben. Menecrates? Sicher nicht. Flaminius Cilo? Schon eher. Aurelius Lupus? Nein, der Kauz sicher auch nicht.


    "Also ich denke, dass wir uns hier nicht weiter durchmuddeln können, ohne zu wissen, was in Italia los ist".

    Ich betrat das Officium. Statilius begrüßte mich in seinem üblichen Ton. Ich hoffte, dass er die Chose mit dem Gerichtsverfahren inzwischen ohne Kollateralschäden verdaut hatte. Der Prozess war gelaufen, der Richter hatte sein Urteil gesprochen und Statilius würde keinerlei Arbeit mehr damit haben. Mich juckte jetzt aber etwas ganz anderes.


    "Salve Legatus. Man merkt ja gelegentlich doch, dass Mogontiacum etwas abgelegen ist. Insbesondere was die Nachrichtenlage angeht, kommt es mir im Augenblick recht weltabgeschieden vor. Jedenfalls ist bei mir noch kein einziger offizieller Bericht über die Vorgänge in Italia über den Tisch gegangen. Neulich stand ich recht dumm in der Curia herum, als Duccius Marsus aufgrund einer privaten Nachricht aus Italia den Sieg in Vicetia verkünden konnte und ich nur in der Lage war, freundlich lächelnd die Arme auszubreiten. Bevor ich aber jetzt einen Brandbrief nach Italia schreibe, frag ich dich mal. Wie sieht es bei dir aus? Habt ihr beim Militär da besser funktionierende Nachrichtenkanäle?"

    "Schauen wir doch einfach in unsere neue Lex Municipalis, meine Herren! Unter XII steht da, dass der Duumvir die Ausgaben für einen Bereich erhöhen kann, wenn die Mehrheit der Decuriones in einer Contio dem zugestimmt hat und einen Eid geschworen hat, dass dies zum Wohl der Stadt geschieht."


    Ich schaute mich um und lächelte: "Wahrscheinlich ziert sich der werte Turius Simplex noch, in die Kasse zu greifen, weil wir Decuriones dem bisher nicht zugestimmt haben und noch keinen Eid geschworen haben."


    "Aber vorher sollten wir dennoch erst mal ermitteln, wie hoch die Kosten sein werden, wie es Duccius Marsus vorgeschlagen hat".

    Zitat

    Simplex: "Domitius, du hast es gehört. Steht dein Handelsangebot noch?"


    Ich setzte ein zufriedenes Lächeln auf und rieb mir die Hände. "Ja sicher dat! Mein Angebot steht noch. 500 Knöpfe aus meiner Tasche gegen 500 aus der Stadtkasse. Damit mich niemand missversteht, ich gehe nach dem Grundsatz vor, dass jeder, der ein Interesse an unserem Vorhaben hat, auch Geld dazutun muss. Also wir Decuriones, die wir hier für die Civitas stehen, haben ein Interesse daran und auch die Civitas als Einrichtung hat ein Interesse daran. Deshalb sollten wir Decuriones ebenso wie die Stadtkasse unseren Beitrag zu diesem Vorhaben leisten. So steht es übrigens auch in unserer Lex Municipalis, Pars XI: 'Die Decuriones können unter Vorsitz eines Duumvir durch Decretum auch bestimmen, ob den Legati ein Wegegeld aus der Stadtkasse zugesprochen werden soll'. Man mag es mir verzeihen, wenn ich einen etwas krummen Weg gewählt habe, um dies rauszukitzeln".


    Den Eifer des Petronius Crispus wollte ich dann aber doch etwas dämpfen. "Nein, nein, nicht dass ihr hier jetzt ein Wettbieten gegen die Stadtkasse anfangt. Denkt dran: wir sollten die Möglichkeiten unseres verehrten Quaestors nicht überfordern. Er wird ja bis das Jahr herum ist, noch einen Haufen Geld für die laufenden Pflichten der Civitas bereitstellen müssen".

    Ich schnalzte mit der Zunge: "Ei, das hatte ich ja ganz übersehen, dass du in deiner Eigenschaft als Decurio längst schon mit im Boot bist. Aber ich hatte es eigentlich nicht auf deinen Geldbeutel, sondern auf die Stadtkasse abgesehen".


    "Nicht, dass ich daraus was klauen möchte, werter Turius Simplex, nein, ich meine, dass man ganz legal einen Beitrag aus der Stadtkasse gemäß eines Beschlusses des Duumvirn hinzufügen können dürfte, oder?"

    http://imageshack.us/a/img651/9167/homer2k.jpg Homer ...
    betrat das Officium XXX. "Salve, Herr über alle Briefe. Ich habe hier einen Brief von Domitius Massula. Der soll nach Roma zu unsrer Legion". Er zählte zehn Sesterzen auf den Tisch. "Das dürfte reichen".

    Sim-Off:

    10 HS überwiesen



    Centurio L. Helvetius Corvinus
    Legio II Germanica
    Roma, Italia


    F. Domitius Massula L. Helvetio Corvino salutem dicit.


    Es fällt mir schwer, diesen Brief zu schreiben, denn er bringt dir eine traurige Nachricht. Alwina ist gestorben. Sie ist einfach eingeschlafen und am Morgen nicht mehr aufgewacht. Niemand weiß, woran sie starb, sie hatte keinerlei Krankheiten. Nachbarn haben sie gefunden. Weil sie seit einiger Zeit zu meiner Familie gehört, werde ich für ihre Bestattung Sorge tragen.


    Lass dich nicht vom Schmerz besiegen, lebe und achte auf dein Leben!


    Vale.
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    F. Domitius Massula | Casa Domitia
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