Beiträge von Faustus Domitius Massula

    Zitat

    Simplex: "Es wäre tatsächlich eine praktische Sache, die Reise- und Geschenkkosten auf die Honoratioren umzulegen"
    Marsus: "Ich halte fünfhundert Sesterzen pro Decurio für angemessen zur Finanzierung der Geschenke. Außerdem müssen die Reisekosten einberechnet werden und der Lohn für eine Eskorte. ... "


    Die Nonchalance, mit der sich der Duumvir aus der Finanzierung unseres Vorhabens geschlichen hatte, juckte mich an allen Haarwurzeln. Das schrie nach einer Korrektur.


    "Werter Marsus, ich denke auch, dass ein Beitrag der Decuriones in Höhe von fünfhundert Sesterzen angebracht ist. Vor allem für dieses wichtige Unternehmen. Und weil dieses Unternehmen so wichtig für Mogontiacum ist, will ich versuchen, den liebenswürdigen Turius Simplex auch ins Boot zu holen. Ich mache also dem angehenden Municipium ein Handelsangebot. Wenn ich meinen Beitrag um 500 Sesterzen erhöhe, wird der Duumvir dann bereit sein, ebenfalls mit 500 Sesterzen nachzuziehen?"


    Ich legte den Kopf schief und wartete ab.

    Zuerst tat sich nichts. Dann kam Homer um die Ecke: "Das ist Ingrim, der Hund von Alwina". Er schluckte, "Alwina ist tot. Panphilos wollte heute morgen Eier bei ihr abholen. Die Nachbarn haben sie gefunden".


    Ich starrte ihn an. "Sie war noch so jung!" Ich war unendlich traurig - und wütend. "Tausende von verblödeten Arschlöchern werden steinalt und solch ein lieber Mensch muss so früh sterben. Es ist zum Heulen! Wo ist Panphilos?".


    Homer breitete die Arme aus: "Domine, er sitzt oben und heult". Ich ging in die Küche, um mit Boduognatos zu sprechen. Der saß neben dem Herd, hackte Zwiebeln und heulte auch. Kein Wunder, sagte ich mir, der hat jetzt sogar einen doppelten Vorwand zum Heulen. Ich drehte mich um zu Homer: "Wenn Panphilos seine Tränen getrocknet hat, soll er zum Haus von Alwina gehen und den Nachbarn sagen, dass wir sie beerdigen. Sie gehört ja zur Familie. Wir beerdigen sie an der Straße nach Borbetomagus. Ich gehe zu Petronius Crispus und lasse einen Grabstein machen. Und ich muss einen Brief an Helveticus Corvinus schreiben". Der beißende Zwiebelgeruch oder ich weiß nicht was, trieb mir dann auch das Wasser in die Augen.

    Es hatte gestern Nachmittag und die ganze Nacht geregnet. Als ich durch das Peristyl ging, sah ich, dass den Pflanzen der nasse Guss wohlgetan hatte. Alles zeigte sich in frischem Grün und ließ die überschüssige Nässe abtropfen. Die Luft war feucht und warm und es schien ein angenehmer Tag werden zu wollen.


    Dann sah ich den Hund.


    Er lag neben der Tür zum Tablinum und hatte den Kopf gehoben. Als ich näher kam, stand er auf und wedelte mit dem Schwanz. Es war kein fröhliches Wedeln, sonder eher so eines, das ein Hund aus Höflichkeit macht, so, um zu sehen, ob es gut ankommt. Ich fragte ihn freundlich: "Wo kommst du denn her?" Natürlich konnte er keine Auskunft geben, aber das Wedeln nahm etwas Fahrt auf.


    Ich öffnete die Tür zum Tablinum und rief: "Panphilos! Wie kommt dieser Hund hier rein?"

    Zitat

    Crispus: "Achja, und wie sieht es aus mit den Reisekosten? Und Geschenke für den neuen Kaiser? Wer übernimmt das?"


    Ich schaute mich mit einem fragenden Blick um. "Heilix Blächle, an Geschenke für den Kaiser hab ich noch gar nicht gedacht. Bei allen Göttern, was schenkt man denn einem Kaiser? Der hat doch eigentlich schon Alles, oder? Hat da jemand eine Idee?"


    Was die Kosten anging, konnte ich mir schon eher eine Lösung vorstellen: "Nun, wenn es um's Geld für die Reise geht, schlage ich vor, dass wir schon mal im Sinne unserer Lex Municipalis verfahren sollten. Dort heißt es in Artikel XII, 'De Pecunia Commune', dass es den Duumviri auch ohne das Schwören eines Eides und die Abstimmung der Decuriones erlaubt ist, die Ausgaben zu erhöhen, wenn es sich um Ausgaben für Gesandtschaften handelt. Was hältst du davon, werter Turius Simplex?"

    Das Debakel mit dem Stadtpatron Germanicus Avarus war ja nun wirklich keine löbliche Angelegenheit. Wir hatten also keinen brauchbaren Ankerpunkt in Roma. Und wir wussten ebensowenig, wie die Dinge dort standen. Mir ging das Ganze ziemlich auf den Sack.


    "Werter Petronius Crispus, ich pflichte dir bei: Wir sollten Germanicus Avarus fragen. Dann werden wir ja sehen, ob er ein wirklicher Patron unserer Civitas ist. Ich habe mich gefragt, an wen wir uns sonst noch wenden könnten. Und bei dieser Frage ist mir schmerzlich bewusst geworden, dass wir bisher nur von Duccius Vala, sozusagen auf inoffiziellem Weg von einem Sieg der Unseren zu hören bekamen. Von unserem Legatus Augusti habe ich bis zur Stunde nichts gehört und das ist nicht eben erfreulich. Ich komme mir vor wie auf einer weltabgeschiedenen Insel. Wenn wir also Boten nach Roma schicken, dann sollten wir auch Annaeus Modestus kontaktieren und ihn - so er noch am Leben ist - bitten, uns über den Stand der Dinge zu berichten, ganz nebenbei kann man ihn dann ja auch fragen, ob er für die Belange von Mogontiacum eintreten will".


    Sim-Off:

    Kann mir jemand einen vollständigen Text der LexMun per PN schicken? Mein Text ist in den Wirren eines Compi-Crashs geshreddert worden.

    Innerlich kichernd konnte ich sehen, wie meine Mitdecuriones die Köpfe einzogen und sich in heilloser Flucht eiligst auf ein anderes Thema retteten. Dort angekommen atmeten sie derart erleichtert auf, dass der so erzeugte Windstoß einige Papyri von den Tischen fegte.


    "Beim Hades, werte Decuriones, ich sehe wohl, dass dem Thema Lex Municipalis durchaus Folterqualitäten innewohnen. Ich will euch das ersparen und deshalb selber den Text durchsehen. Mir kommt es wirklich nur auf die Form an. Kann man mir eine komplette Abschrift dessen bereitstellen, was wir verabschiedet haben?"

    Natürlich grauste mir auch etwas davor, nochmal in diese langwierige Diskussion einzusteigen. Eigentlich hatten wir in der Sache schon die Hauptarbeit geleistet, aber mir war klar, dass sich in der Hitze der Gefechte sicherlich doch der eine oder andere Schnitzer in den Gesetzestext gemogelt haben könnte. Aber bei dem Gedanken daran, dass wir den Kram nochmal durchnudeln müssten, hätte ich am liebsten genau wie Crispus die Hände vor das Gesicht geschlagen. Nein, da musste eine schlankere Lösung her.


    "Werte Decuriones, ganz sicher können wir die Lex nicht üngeprüft dem Kaiser vorlegen. Um die Sache für uns alle etwas schmerzloser zu machen, schlage ich vor, dass jeder von uns den ganzen Text für sich, sozusagen als Hausarbeit, nochmal überprüft. Und zwar auf Schreibfehler und logische Brüche, und ausschließlich auf solche Fehler. Da wir das Grundsätzliche schon ausdiskutiert haben, brauchen wir keine Grundsatzdikussionen mehr auszufechten. Wenn wir uns danach hier im Ordo über den endgültigen Text hermachen, dann müssen wir den Duumvir ermächtigen, jede Grunsatzdiskussion im Keim zu ersticken. Seid ihr damit einverstanden?"


    Ich lächelte breit: "Werter Turius Simplex, am Besten, du bringst zu dieser Sitzung eine Cohors der Militia mit".

    im LVR-Landesmuseum Bonn läuft gerade eine Ausstellung (bis 18. August 2013) mit dem Titel


    Gefährliches Pflaster
    Kriminalität im Römischen Reich


    wenn man die gesehen hat, weiß man, dass hier bei uns im IR die heile, heile Welt herrscht. Im realen Römischen Reich ging es weitaus knackiger zur Sache, echt.


    Wer sich nicht nach Bonn traut, weil er es möglicherweise für ein gefährliches Pflaster hält, dem empfehle ich den Ausstellungskatalog:


    Gefährliches Pflaster - Kriminalität im Römischen Reich -
    herausgegeben von Marcus Reuter und Romina Schiavone (2013),
    Xantener Berichte, Band 21
    Verlag Philipp von Zabern, 437 S.


    Kriegt man beim Landesmuseum für 19,95 Sesterzen, was er im Buchhandel kosten wird, wissen nur die Götter.


    Ganoven, Räuber, Betrüger, Diebe und Rosstäuscher im IR könnten da noch viel lernen und im IR den Eierbär tanzen lassen. Ein echtes Lehrbuch! Es lohnt sich, das Ding zu kaufen. Man könnte es natürlich auch klauen, aber man sollte sich vorher über die Unterschiede zwischen dem römischen und dem deutschen Strafrecht informieren.


    Gruß
    Massula

    Salve,
    hab das grade gelesen und bin etwas ratlos. Ich will einen Thread in der Regia rekonstruieren, an dem mehrere IDs beteiligt sind. Ich müsste (wenn kein Zitat verwendet werden soll), jetzt auch für Narrator Germaniae (Vala) posten. Im zweiten Thread (Hermipus Prozess) müsste ich für auch für Narrator Germaniae (Marsus), für Lucius Petronius Crispus und für Marsus posten. Wie soll das gehen?


    (KopfKratz)
    Massula

    Was ich habe:


    Stadtkassenprozess: mit Lücken (Lucius' Eingangsplädoyer fehlt)
    Officium Legati: Vorlauf zum o.g. Prozess fast ganz (Anfang fehlt)
    Officium Pr.Praetorii: fragmentarisch (Gespräch mit Proc. Civit. fehlt)


    und noch weiteres (muss ich noch aufarbeiten)


    Gruß
    Massula

    Im Prinzip waren wir durch. Bei den Scribae lagen noch ein paar Tabulae herum, die die Beamten von Modestus bei ihrem Aufbruch in den Bürgerkrieg in ihren Officia liegen gelassen hatten. Wir hatten aber nicht herausfinden können, was hinter den gekritzelten Notizen steckte. Da bisher niemand darauf Bezug genommen hatte, ging ich davon aus, dass der Krempel entweder erledigt oder unwichtig war.


    "So, ich glaub, das war schon Alles. Wenn du deine Informationen zusammen hast, wirf mal aufmerksam ein Auge auf das, was aus Confluentes berichtet wird". Mit einem unschuldigen Lächeln fuhr ich fort: "Nein, ich will kein neues confluentisches Fass aufmachen, nicht dass du denkst. Un jetz lomme jet drinke jonn".

    Ich lehnte mich lächelnd zurück: "Sei nicht so streng mit dem Statilier, der hat ja schließlich noch seine Cohortes am Hals".


    Dann griff ich mir einen Papyrus. "Was vielleicht noch auf uns zukommen könnte wären die Straßen. Ich habe Berichte - inoffiziell von Händlern, dass die Straßen, auf denen unsere Legionen nach Süden marschiert sind, ziemlich übel aussehen. Für die Instandsetzungen werden wohl in erster Linie die Civitates aufkommen müssen. Wie ich den Laden kenne, wird ein großes Heulen und Zähneklappern einsetzen, wenn sie dann in den sauren Apfel beißen müssen. Und dann wird mit Sicherheit irgendjemand fragen, ob der Kaiser da nicht ein bißchen helfen könnte, oder so ... Dieses Bittschreiben an den neuen Kaiser können wir aber auch erst mal auf einen Nachmittag nach dem Krieg verschieben".


    "Weil mir die Händlerberichte etwas übertrieben vorkommen, hab ich schon die Civitates an der Via Rhenana gebeten, uns zu berichten. Die werden wohl aus Angst vor hohen Kosten nur die allernötigsten Schäden anmelden. Ich lass das - die Händlerberichte und die Berichte der Civitates - dann von unseren Schreiberlein auswerten. Das kriegst du dann".

    http://imageshack.us/a/img9/6633/hic3105.jpg M. Gorgonius Augurinus ...
    erhob sich. "Gewiss, verehrter Iudex Prior, dies Plädoyer der Anklage zwingt mich, ein Wort dazu zu sagen". Er breitete die Arme aus und holte tief Luft.


    "Ich will mich so kurz fassen, wie es eben geht, hohes Iudicium. Im Corpus Iuris findet sich der klare Grundsatz: Poena non irrogatur, nisi quae quaque lege vel quo alio iure specialiter huic delicto imposita est. Eine Strafe wird nicht verhängt, es sei denn, dass sie für das Delikt von einem Gesetz oder einer anderen Rechtsvorschrift ausdrücklich angedroht ist. Wenn der Vertreter der Anklage, der verehrte Aulus Agerius also so händeringend um die Verhängung der Todesstrafe fleht, dann muss er auch die Gesetze beibringen, in denen für einen Diebstahl die Todesstrafe angedroht wird. Kann er das nicht, dann empfehle ich dem hohen Iudicium, sich an das Strafmaß der einschlägigen Gesetze zu halten, die ich in meinem vorigen Plädoyer aufgezählt habe".


    Er blickte kurz zu den Angeklagten, dann hinüber zu dem Ankläger. "Um es noch einmal klarzustellen, der § 104(2) CI ist hier nicht anwendbar. Dazu müsste man den Angeklagten wiederholte Verbrechen als kriminelle Gruppe nachweisen. Dieser Beweis ist nicht erbracht worden. Es sei denn, solche Beweise fänden sich in Akten, in die ich keine Einsicht hatte. Ein solcher Sachverhalt böte aber die Grundlage für eine Revision".


    Dass die Sache jetzt allmählich ihrem Ende entgegenging, ließ ihn hörbar ausatmen. Dann mit einer hochgezogenen Augenbraue: "Noch ein Wort zu Vipstanus. Ich habe schon darauf hingewiesen, dass der Tatbestand des Amtsmissbrauchs hier nicht vorliegt. Wenn die Anklage also hier versucht, uns einzureden, Bestechlichkeit und Amtsmissbrauch seien zwei Seiten derselben Medaille, dann verletzt sie in ihrer Argumentation fälschlicherweise und vorsätzlich den Grundsatz, dass man nicht für das Selbe zweimal bestraft werden kann: Ne bis in idem!".


    Er setzte sich.

    Zitat

    Marsus: "Wenn du also nicht noch mehr Arbeit für mich hast, werde ich das direkt mal in Angriff nehmen."


    Der Sonnenstrahl verschwand wieder, weil der Wind die Wolkenlücke ins Nirgendwo vertrieben hatte und dann an den Läden zu rütteln begann. "Schön, soweit ich sehen konnte, hat Sermo sonst weiter nichts herumliegen lassen. Im übrigen, wenn du den Quaestor herzitierst, dann denk dran, dass die Sache mit den Formae für Mogontiacum dann irgendwann auch Geld kosten wird. Nämlich das Gehalt eines Agrimensors. Und das muss der Ordo Decurionum letztlich bewilligen. Da können wir uns dort mal wieder herrlich mit Dreck beschmeissen".


    Der Wind hatte eine neue Wolkenlücke gefunden und jagte den zugehörigen Sonnenstrahl im Eilmarsch am Fenster vorbei. "Ich hab da zufällig einen Skythen aufgegabelt, der bis hundert zählen kann. Dem kann die Legio dann das Feldmessen beibringen, wenn sie zurück ist und der Ordo eine Stelle für einen Agrimensor abgenickt hat".


    "Nicht, dass du auf komische Gedanken kommst, ich hab eben nur die Arbeit mit dir brüderlich geteilt. An sich verteilt der Statilier die Arbeit", ich grinste, "wenn er da ist".

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    Marsus: "Naja, aber eigentlich...wir sind ja kaiserliche Provinz...die kann wohl nur der Kaiser per Gesetz einrichten. Wer sollte das auch sonst tun?"


    "Du hast recht, der Kaiser. Aber der Kaiser hat's eben verpennt, was mich bei diesem Kaiser nicht weiter wundert. Bleibt zu hoffen, dass die Götter uns bald einen ordentlicheren Kaiser schenken. Der braucht ja dann nur ein kaiserliches Edikt loszulassen. Das einzige, was zu tun ist, wäre ein Schreiben an die kaiserliche Kanzlei vorzubereiten, das der Legatus Augusti nach seiner Rückkehr dann abschickt. Mach ich dann".


    Der Schneeschauer war inzwischen erlahmt und ließ kurz die Sonne durch, die ein grelles Licht durch das Fenster warf. "Das Einzige, was man mir vielleicht anhängen kann, wäre, dass ich ohne gesetzliche Grundlage gehandelt habe. Aber ich sagte ja schon: wir stellen uns erst mal dumm und tun so, als wäre alles in Ordnung. Irgendwer muss den Kram ja erledigen".


    "Bleiben zunächst mal die Agrimensoren, falls es keine weiteren Überraschungen gibt. Da brauchen wir bloß ein Briefchen an die Civitas Mogontiacensis schicken, dass sie sich mal ihre Katasterkarten abholen sollen. Ich bin da ja nur zufällig drauf gekommen, weil die tatsächliche Fläche meiner Obstplantage kleiner ist, als amtlich angegeben. Da bin ich zum Quaestor gewetzt und wollte in die Formae Einsicht nehmen. Aber der Quaestor meinte, Mogontiacum hätte keine Katasterkarten, sowas Komisches hätten sie noch nie gehabt. Dann hab ich festgestellt, dass die Abgüsse der Formae für Mogontiacum einsam und allein hier in der Regia im Officium des gewesenen Regionarius herumstehen und Staub fangen. Alle anderen Civitates haben die ihren längst abgeholt".