Beiträge von Faustus Domitius Massula

    Zitat

    Crispus: "Domitius, der Legatus meinte, du könntest mir eine Vollmacht in seinem Namen ausstellen, dass wir Ausrüstung für zwei Centuriae aus dem Fundus der Legio II bekommen. Und den Campus für die Ausbildung nutzen dürfen...
    ... Domitius? "


    Ich schreckte hoch. Auf einmal stand Crispus in meinem Officium. Ich musste schwer in Gedanken versunken gewesen sein, um nicht geradeheraus zu sagen, dass ich etwas eingenickt war ...


    "Ah, Petronius Crispus. Entschuldige, ich war grade ganz woanders. Eine Vollmacht? Na, setz dich erst Mal. Ausrüstung für zwei Centuriae aus dem Fundus, Campus für die Ausbildung. Ein Momentchen".


    Ich ging zur Tür zum Officium der Scribae: "Euphorbus, mach doch mal eine Vollmacht für Petronius Crispus fertig. Im Namen des Legatus wird M. Petronius Crispus ermächtigt, auf den Fundus der Legio II zuzugreifen, um die Milizen von Mogontiacum auszurüsten. Ferner darf er den Campus der Legio II für die Ausbildung in Anspruch nehmen. Und, und und ..."


    Euphorbus usselte an sein Pult und begann zu kritzeln. Nach einer Weile kam er zu uns herein und legte sein Werk vor.



    AUCTORITAS
    In Nomine Legati Augusti pro Praetore
    Provinciae Germaniae Superioris



    Marcus Petronius Crispus wird hiermit ermächtigt, die Männer der Miliz zur Verteidigung der Civitas Mogontiacensis mit mit Waffen und Ausrüstung aus dem Fundus der Legio Secunda auszustatten.


    Ferner wird er ermächtigt, den Campus der Legio Secunda zur Ausbildung und für Übungen der Miliz zu nutzen.


    Im Auftrag
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    F. Domitius Massula
    Princeps Praetorii | Provincia Germania Superior


    Ich unterschrieb und siegelte.

    Ein kurzer Sonnenstrahl, der sich am November vorbeigemogelt hatte, ließ den bronzenen Kandelaber für einen Augenblick glänzen. Ich war dennoch nicht sehr amüsiert über den Vorschlag meines Gegenübers.


    "Beim Hades, es ist ein Tanz der Wahrscheinlichkeiten, Legatus. Natürlich ist es nicht unplausibel, dass Salinator sich halten kann, mit allen Konsequenzen für Mogontiacum und die Provinz. Nicht unplausibel ist aber auch das genaue Gegenteil. Und die Herbeiführung dieses Gegenteils zählt zu deinen Aufgaben, Legatus. Das musst du aber mit dir selber regeln. Ich jedenfalls werde nicht gegen Recht und Gesetz handeln, nur weil ich einer der beiden Unplausibilitäten ein winziges Maß mehr an Gewicht zugestehe".


    "Nehmen wir aber mal an, dass Fortuna Salinator zur Seite steht, dann möchte ich eines nicht erleben. Nämlich, dass ich mir noch das Gemecker über mein rechtloses Handeln anhören muss, bevor man mir die Rübe abschlägt".

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    Crispus: "Und wir stammen von Kolonisten aus Umbria ab, keine Ahnung, woher dieser Arbiter kam."


    "Ja, manchmal hat man Leute in der Sippe und weiß es nicht. Als ich der Domitia beigetreten bin, wusste ich auch nicht, dass Nero ein Domitier war. Aber als ich es erfahren habe, bin ich nicht in Jubel ausgebrochen".

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    Crispus: "Gibt es Einwände gegen meinen Vorschlag? Sonst würde ich mich gleich dran machen, meinen Plan umzusetzen."


    "Ich jedenfalls habe keine Einwände, werter Petronius Crispus. Und ich möchte auch jemanden vorschlagen, der die zweite Centurie führen könnte. Es ist Titus Manlius Basilus. Er wohnt im Vicus Salutaris und war lange Centurio bei der Legio in Bonna. Er hatte einen Gutshof in der Nachbarschaft des Hofs meiner Verwandten, daher kenne ich ihn. Er ist erst vor kurzem hierher gezogen. Und was die Ausführungen unseres hochgeschätzen Quaestors Valerius Leucadius zu einem Beitrag für die Sicherheit der Stadt angeht, bin ich mit 300 Sesterzen dabei".

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    Clemens: "Ich weiß nicht, ob ich allzu begeistert bin von einer emancipatio".


    Ich hielt im einen Becher Wein hin. "He, jetzt ham wir auf einmal einen Haufen Stoff zu Streiten, Sohn. Aber lass mich erst mal erklären, warum ich auf das Ding mit der emancipatio gekommen bin. Nach germanischem Recht stehst du unter meiner Munt. Ich bin dein Muntherr. Das entspricht der patria potestas. Weiter nach germanischem Recht, wird der Muntling von selbst mit 20 oder 21 frei, er verlässt also die Munt. Bei den Römern kann der Vater aber sein ganzes Leben lang den Sohn in seiner Gewalt behalten, er muss ihn nicht emanzipieren. Ich wollte also bloß nach germanischem Recht verfahren", ich grinste, "selbstverständlich unter Beachtung der römischen Gesetze. Jeht dat in ding Dääz?"


    Ich kratzte mich am Kopf und beobachtete ein Pappelblatt, das gelb vom Herbst im Rhenus davonschwamm. "Deine Idee mit Alexandria findet meinen ungeteilten Beifall, Bodogiso. Das kannst du aber, vor allem, wenn du vorher hier die Knete dafür verdienen willst, mit oder ohne emancipatio machen. Aber mit emancipatio kann dir Papa nicht mehr reinquatschen."


    Das Pappelblatt war inzwischen auf einer kleinen Kiesbank gestrandet. Bis zum nächsten Hochwasser. "Deine Vorstellung, dass du hier schnell mal genug Geld verdienen kannst, um nach Alexandria zu reisen, findet nicht meinen ungeteilten Beifall. Also, schnell geht das schon gar nicht. Du wirst dich erst mal mit einem Salarium von 20 bis 60 Sesterzen die Woche herumschlagen müssen. Und noch was lernen müssen. Erst dann kannst du dich als Magistratus wählen lassen und nach Höherem geiern".


    Dem Pappelblatt war eine kleine Welle zu Hilfe gekommen. Ohne Umschweife setzte es seinen Weg fort. "Die ganze Chose könnte aber mithilfe einiger Denare von deinem Alten deutlich mehr Wucht bekommen, aber nur", ich hob die Arme, "wenn du nichts dagegen hast".


    Sim-Off:

    Mach bei der nächsten Gelegenheit den CRV .

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    Germar: "Ja, ich schlage Elvissius Secundus vor!"


    Das gefiel mir gar nicht. Erst rumtönen und dann kneifen. Als ich dann die schreckgeweiteten Augen des Secundus wahrnahm, war mir klar, dass aus diesem Vorschlag nur Kuhscheiße werden konnte. Ich wollte, dass die Sache in bewährte Hände kam.


    "Wenn jemand einen besseren Vorschlag hat, möge er dies kundtun. Ansonsten bitte ich darum, dass über die beiden genannten Kandidaten abgestimmt wird".

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    Octavena: "Spar' dir den Applaus, Domitius Massula. Ich glaube nämlich, da unterschätzt du - oder die Dichter - uns Frauen ein wenig. So simpel sind wir für gewöhnlich nicht. Wer den Neid einer anderen erwecken will, der prahlt nicht mit Reichtum, sondern damit etwas zu besitzen, was niemand sonst hat. ... Eine schöne Spange kann da dann schon reichen."


    "Nun ja", lachte ich, "meinen Applaus lasse ich trotzdem stehen. Er zielte ja nicht auf die Prunksucht der wandelnden Schmuckschatullen in Roma, sondern im Gegenteil darauf, dass du aus lauter Freude über ein Geschenk nicht nach dessen Wert gefragt hast. Aber, was den Neid angeht, lass uns den Dichter sprechen. Und da ist es zugleich einfacher und verwickelter. In seinem Roman Satyricon schreibt Titus Petronius, den man auch Arbiter nennt: ' ... So zog sich Scintilla ein goldenes Medaillon vom Hals, das sie ihr Glücksamulett nannte. Darauf brachte sie zwei Ohrgehänge zum Vorschein, gab sie Fortunata zum Anschauen und sagte: Dank der Großmut meines Gatten hat niemand bessere ... '. Also, es kommt hier noch der ausgeplünderte Ehegatte ins Spiel und die Tatsache, dass das Objekt des Neids nicht unbedingt einmalig sein muss. Es reicht wohl auch, wenn es besser ist als die anderen".


    Nach einem Bissen Wildschweinbraten: "Ich kann es mir nicht verkneifen, noch zu erwähnen, dass der Dichter selbst ein Opfer des Neids wurde, als ihn ein Gegenspieler der Verschwörung gegen Nero beschuldigte".


    Ich griff erneut zum Falerner und stutzte: "Sag mal, Petronius Crispus, seid ihr eigentlich mit diesem Petronius Arbiter verwandt?"

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    Octavena: "Ein... Freund hat sie mir gekauft als Dankeschön, dass ich ihm geholfen habe, eine Kette für seine Mutter zu finden und in dem Moment bin ich nicht auf die Idee gekommen, den Händler danach zu fragen."


    Eine erstaunliche Antwort. Ich legte das Stück Braten zur Seite und hob meinen Becher Falerner:


    "Das gefällt mir. Da hat ein kleines Geschenkchen dir so viel Freude gemacht, dass dir der Wert dieses Geschenks in diesem Augenblick ganz unwichtig war. Anders als die Frauen, von denen die Dichter berichten, dass sie teuren Schmuck nicht etwa zum Zweck der Erhöhung ihrer Schönheit angelegt haben sollen, sondern allein, um mit ihrem Reichtum den Neid der anderen Frauen anzustacheln. Meine Gäste, das verdient einen Applaus!"

    Den alten Germar schätzte ich ja sehr. Aber, dass er so einen 'feinen' Unterschied zwischen Ansässigen und Zugereisten machte, das ging mir dann doch gegen den Strich. Schließlich hockte er doch im Ordo Decurionum, wo er die legitime Möglichkeit wahrnahm, nach römischen Regeln das römische Leben in einer römischen Gemeinde mitzubestimmen, Mithin hatte er doch wohl die römische Ordnung anerkannt. Und die machte aus ihm, wie auch aus Petronius Crispus gleichberechtigte Bürger. Dass er in Sorge um die germanischen Riten der Götterverehrung war, ließ sich doch, wie ich meinte, leicht beheben:


    "Werter Germar, wenn du dich so sehr um die germanischen Götter sorgst, warum bewirbst du dich nicht um den Posten des Pontifex?"

    Mein lieber Schwan, da hast du dir aber einen wunderlichen Namen ausgesucht! So hieß nämlich Nero, bevor er Kaiser wurde. Na ja, damit musst du klarkommen.


    Was hast du vor? Militär, zivile Verwaltung, Händler oder Religion? Mir ist das eigentlich ziemlich wurscht, Hauptsache ist aber, dass du viel schreibst und ein spannendes Spiel draus machst.


    Zu deiner Frage, an welchem Ort du einsteigen willst, kann ich dir Folgendes sagen: die gens Domitia hat (in unserem Spiel) zwei Zweige: die gallogermanische stirps, die in Mogontiacum haust und die römische stirps, die aber zur Zeit nicht mit Spielern besetzt ist. In Roma gab es mal einen Domitius Felix, der aber vor längerer Zeit von uns gegangen ist. Mit deinem Namen müsste man dich aber der römischen stirps zuordnen.


    Wie du vielleicht weißt, herrscht zur Zeit Bürgerkrieg wegen des Usurpators Vescularius Salinator. Mich würden deshalb keine zehn Pferde nach Roma bringen. Wenn du unter diesem Kaiser eine Karriere anfängst, dann kann das in die Hose gehen (wenn er den Krieg verliert. Im anderen Fall bist natürlich fein raus). Wenn du nach Mogontiacum kommst, dann ist (wenigstens in nächster Zeit) nur eine Karriere in der Kommunalpolitik drin. Ist aber auch nicht schlecht. Du kannst natürlich auch zum Militär gehen, aber dann musst du dir die "richtige" Legion aussuchen.


    Such dir was aus.

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    Octavena: "Ja. Die Stierkämpfe haben bei uns eine lange Tradition. Ein richtiges Spektakel."


    "Aha. Wie interessant", sagte ich und widmete mich einigen Stückchen Pastinaken, die ich mit Sauerrahm verschönert hatte.


    "Du hast da eine Spange mit sehr schönen grünen Steinen angelegt. Was sind das für Steine? Ich kenne nur gelblich grüne Edelsteine. Man findet sie an manchen Stellen in der Silva Arduina, aber nur ganz kleine Kristalle".

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    Germar: "Wie sieht es denn aus, wenn wir so ein unerfahrenes Bürschchen hinstellen, um uns zu vertreten?"


    Es war unschwer zu übersehen, dass der alte Germar ein bißchen Recht hatte. Schließlich hatte er viele Winter gesehen und manch einen Reinfall erlebt. Aber ich war trotzdem anderer Meinung.


    "Verehrter Germar, viele hier im Raum werden deinen Worten zustimmen, da bin ich sicher. Aber lass mich dennoch für meinen Vorschlag plädieren".


    Ich breitete meine Arme aus: "Sollen die Jungen ihr ganzes Leben zusehen, wie die Alten ihnen die spannenden Fälle abnehmen? Mit der Bemerkung, dass sie es besser wissen? Dass sie mehr Erfahrung haben? Glaub mir, Germar, die Jungen brauchen auch Herausforderungen! Wie sollen sie sonst Erfahrungen sammeln? Soll das Wissen, was Lucius Petronius frisch in seinem Studium erworben hat, noch jahrelang vor sich hingammeln, bis die Alten ihm mal gnädig einen interessanten Fall überlassen? Nein, ich denke, er soll mal kämpfen. Und die Alten sollten lieber aufpassen, dass er dabei keinen Fallstrick übersieht, anstatt ihn am Werkeln zu hindern. Und das werde ich zum Beispiel auch tun. Also, öffne dein Herz, Germar und lass den jungen Petronier an den Braten!"

    Merkwürdig, da hatte einer angefangen und schon redeten fast alle vom Geldverdienen. Niemand wird bestreiten, dass das ein bedeutendes Thema ist und vor allem, jeder tut es gern, oder täte es gern, wenn es nicht mit Arbeit verbunden wäre. Aber jetzt brachten Atto und Panphilos den nächsten Gang herein.


    "Freunde", rief ich, "da schwelgt ihr von Karrieren, aber ihr tummelt euch nur auf den unteren Sprossen der Karriereleiter. Lasst uns lieber weiter essen. Jetzt kommt ein Braten von jungem Wildschwein, eine mit Nelken und Zimt gewürzte Sauce, Pastinaken, gesäuertes Kraut, Pfifferlinge, Emmernocken und Sauerrahm. Greift zu! Vielleicht verschafft euch der Genuss des Essens den Mut, auch von den oberen Sprossen der Karriereleiter zu schwärmen".


    Atto verpasste dem Ehrengast Petronius Crispus das beste Stück und bedachte die anderen auch. Da ich von den Kochkünsten meines Sklaven Boduognatos fest überzeugt war, konnte ich darauf vertrauen, dass die übrigen Gäste nicht schlechter wegkamen.


    "Wie man mir erzählt hat, Petronia Octavena, soll es in Hispania alter und beliebter Brauch sein, dass junge Männer im Circus gegen wilde Stiere kämpfen. Kennst du diesen Brauch?"

    Schon länger war es mir ein Dorn im Auge, dass der Prozess gegen die Diebe der Stadtkasse nicht in Gang gekommen war. Es hatte recht lange gedauert, bis die Delinquenten samt Beute vom Militär endlich an die Civitas übergeben wurden. Dann hatte der Ausbruch des Bügerkriegs die Angelegenheit zur Seite geschoben. Aber Bürgerkrieg her, Bürgerkrieg hin, die Verbrecher mussten vor ein Gericht gestellt werden. Ich liess mir vom Duumvir das Wort geben.


    "Werte Decuriones, da gibt es eine Angelegenheit, die mir schon einige Zeit auf den Nägeln brennt. Ich meine die Aufarbeitung des Diebstahls der Stadtkasse. Die Täter sind ja mittlerweile in unserem Gewahrsam und das Diebesgut ist wieder in unseren Händen. Und, wie ich mit Zufriedenheit feststellen kann, ist es inzwischen auch an einem sicheren Ort verwahrt. Es ist nun höchste Zeit, dass die verbrecherische Bande endlich vor ein Gericht gestellt wird".


    Ich blickte in die Runde. Einige, eigentlich die meisten Decuriones hatten bei dem Stichwort Diebstahl interessiert die Köpfe gehoben. Anderen sah man an, dass sie das Thema nicht gerade goutierten. Sicher, die Geschichte war kein Ruhmesblatt für Mogontiacum.


    "Es sind zwei Dinge, die wir brauchen: Eine Anklageschrift und ein Gericht. Und hier stoßen wir auf die ersten Probleme. Weil die Civitas Opfer des besagten Verbrechens ist, kann sie über diesen Fall nicht selbst zu Gericht sitzen. Ich bin zur Zeit mit dem Vertreter des Legatus Augusti im Gespräch, um zu klären, ob und wie die Provinz zu diesem Zweck ein Gericht einsetzen kann. Ich werde euch darüber in Kenntnis setzen, sobald dies geklärt ist.


    Ich denke, dass wir davon unbenommen, doch schon mit der Erstellung einer Anklageschrift beginnen sollten, damit wir später keine Zeit verlieren. Dazu müssen wir einen Ankläger bestimmen, der dies übernimmt und der die Anklage auch vor Gericht vertreten wird. Für diese Aufgabe schlage ich euch den jungen Lucius Petronius Crispus vor. Er ist euch dank seines unermüdlichen Einsatzes als Magister Vici ja bekannt. Er hat kürzlich die Prüfung im Cursus Iuris bestanden und ist somit als Anwalt zugelassen. Dafür beglückwünsche ich ihn hier ausdrücklich".

    Ich setzte mich neben ihn auf den Steg und schaute auf den Strom.


    "Gut, dass du Ebergiso erwähnt hast. Das bringt mich auf einen wichtigen Punkt, der euch beide betrifft. In den Jahren, die ich hier in Mogontiacum bin, habe ich mich nicht mehr so arg um eure Erziehung kümmern können. Vor meinem Weggang habe ich aber dafür gesorgt, dass ihr etwas Gescheites lernt. Du weisst ja, wer nichts lernt, bleibt arm. Den Satz hat mir schon mein Vater um die Ohren gehauen. Und Wotan sei Dank, ihr beide habt gut gelernt. Jetzt müsst ihr aber anfangen, die Ernte einzufahren".


    Aus meiner Ledertasche holte ich etwas zu Essen, Brot, Zwiebeln, Schafskäse, Speck. "Da, nimm, beim Essen redet sich's besser. Wie du weißt, steht ihr beide unter meiner Gewalt, die Römer nennen das patria potestas. Das gilt bis an mein Lebensende. Das heisst zum Beispiel, dass du mich noch jahrelang bei jedem Sesterz fragen musst, ob du ihn ausgeben darfst. Das ist Quatsch! Ich habe mich deshalb dazu entschlossen, euch zu emanzipieren. Aber erst müsst ihr in der Lage sein, selbständig Kohle zu machen. Du bist der Ältere, also fang ich bei dir an, Ebergiso kommt später dran".


    Ich angelte noch einen Schlauch Wein aus meinem Beutel. "Der nächste Schritt für dich heisst also Arbeit suchen und gutes Geld zu verdienen. Für eine Einstiegshilfe und einen finanziellen Tritt in den Hintern sorg' ich schon. Aber, sag mir vorderhand, was du von der emancipatio hältst".

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    "Ich, Marcus Petronius Crispus, habe beschlossen, als Pontifex zu kandidieren!"


    Etwas überrascht sah ich mich um, ob irgendeiner der Anwesenden dazu etwas sagen wollte. Als das nicht der Fall war, meldete ich mich zu Wort.


    "Werte Decuriones, die Vakanz im Amt des Pontifex ist mir schon länger ein Dorn im Auge, doch haben scheinbar dringendere Angelegenheiten meine Aufmerksamkeit bisher viel zu sehr auf sich gezogen. Umso mehr freut es mich, dass Petronius Crispus die Initiative ergriffen hat, hier eine beklagenswerte Lücke zu füllen. Ein Mindestalter für dieses Amt wird meines Wissens nicht gefordert und selbst wenn, so würde Petronius Crispus keine Mühe haben, dieser Forderung nachzukommen. Mir ist nicht bekannt, Petronius Crispus, ob du die Probatio Rerum Sacrarum abgeleistet hast. Aber davon gehe ich aus. Insofern unterstütze ich deinen Antrag in jeder Hinsicht".