Ich hatte das Gefühl, mit den Bäumen des Waldes zu reden und als Antwort das Rauschen der Blätter zu hören. Klingt ja wunderbar, aber sagt nichts.
"Nein, Rodewini, ich habe nicht davon gesprochen, neue Verträge abzuschließen, sondern die bestehenden zu bekräftigen. Das meinte ich mit erneuern. Dabei kann, ja muss man auch eure Unzufriedenheit mit der bisherigen Handhabung der Verträge zur Sprache bringen und Lösungen finden".
Und seine Ohren schienen taub zu sein, was einen engeren Gedankenaustausch anging. "Der Gedanke, einen Gesandten der Mattiaker in Mogontiacum zu haben, war Modestus' Idee. Und deine Antwort ist genau dieselbe, wie die, welche Liutbert uns damals gab. Es lag also nicht an seinem holperigen Latein, sondern es muss andere Gründe haben. Ich dachte auch nicht an den Austausch von Gesandten, sondern an gegenseitige Besuche, bei denen man sich vertrauensvoll über bestehende Mißhelligkeiten austauscht". Ich machte mir allerdings kaum Hoffnung, dass Rodewini oder seine Leute bei solchen Treffen auch wirklich Klartext reden würden. Es ist halt so: raunend reden die Recken und würdevoll winden sich ihre Worte.
"Denk darüber nach, Rodewini, und sprich mit deinen Männern".
Ich machte Kassensturz. Alle Vorschläge, die ich gemacht hatte, waren bei dem Hin und Her der Worte zerstäubt. Nachrichten, die ich überbracht hatte, waren kaum beachtet worden. Wohl hatte ich das eine oder andere Missverständnis zurecht rücken können, aber sicher war ich mir da keineswegs. Einzig die Erkenntnis, dass das Verhältnis der Mattiaker zu den Römern aus deren Sicht gefährlich angekränkelt war, konnte ich auf der Habenseite verbuchen. Auch wenn das nur sehr verfloskelt zu mir herübergekommen war. Alles sträubte sich in mir, wenn ich daran dachte, wie dieses Gespräch wohl weitergehen würde. Bring es jetzt zu Ende, sagte ich mir, obwohl ich eigentlich vorhatte, noch vieles andere anzusprechen. Vielleicht gibt es andere Gelegenheiten oder andere Männer ...
Ich erhob mich. "Ich rühme deine vertrauensvolle Gastfreundschaft, Rodewini, aber es geziemt sich nicht, sie über Gebühr auszuschöpfen. Hab Dank, dass wir uns unter deinem gastfreien Dach ausruhen durften. Ich würde mich freuen, dich oder Leute von dir bald in meinem Haus zu sehen. Meine bescheidene Gastfreundschaft wird dir und deinen Leuten immer sicher sein. Und die Worte meiner Gäste sind mir stets willkommen, selbst dann, wenn diese Worte unliebsame Dinge ansprechen".