In der Tat, das Ding war ziemlich sperrig, aber wenn man genau hinsah, dann nur wegen dieser opulenten Ausnahmeliste. Ansonsten konnte man eigentlich wenig dagegen haben.
"Werte Decuriones, ich habe mir erlaubt, den Text gleich etwas umzuformulieren, um dem Wörtchen 'sollen' den Garaus zu machen. Ich gehe das dann Punkt für Punkt durch:
I. Die Duumviri verwalten die Stadtkasse nach Maßgabe ihrer Vorgänger. Sie dürfen daraus kein Geld auf die Municipes, Decuriones oder andere Bewohner der Stadt verteilen.
Der erste Satz heißt für mich, dass die Duumviri sozusagen das Budget ihrer Vorgänger, was Umfang und Ausgabenbereiche betrifft, unverändert übernehmen. Der zweite Satz ist mir etwas rätselhaft, könnte sich aber auf Geldverteilung zwecks Gewinnung von Wählerstimmen beziehen.
II. Sie haben das Recht, die Ausgaben für einen Bereich zu erhöhen, wenn die Mehrheit der Decuriones in einer Contio dem zugestimmt hat und einen Eid geschworen hat, dass dies zum Wohl der Stadt geschieht.
Klarer Fall und strenge Regel. Budgeterhöhungen nicht ohne den Ordo Decurionum. Keine Einwände.
III. Ausgenommen davon sind Ausgaben für religiöse Feiern, Spiele und Mähler, an denen die Municipes oder die Decuriones teilnehmen, die Löhne der Apparitores, Ausgaben für Gesandtschaften, Reparaturen öffentlicher Gebäude und Tempel, die Verpflegung der Servi Publici, für religiöse Handlungen der Magistrate im Namen des Municipium und solche für die Erfüllung der Amtspflichten der Magistrate. Diese zu erhöhen ist den Duumviri auch ohne das Schwören eines Eides und die Abstimmung der Decuriones erlaubt.
In der Tat, die Liste der Ausnahmen ist fast so vollständig, dass man kaum Ausnahmen von den Ausnahmen findet. Vielleicht sollte man die Liste zusammenstreichen? Ich weiß zum Beispiel nicht, warum dort Mähler für Municipes und Decuriones drinstehen. Petronius Crispus, hat das vielleicht einen religiösen oder traditionsbezogenen Grund? Aber gegen die Auflistung von laufenden Ausgaben wie Löhne kann man nichts haben, oder?
IV. Diejenigen, die mit der Verwaltung der Stadtkasse oder öffentlicher Betriebe betraut sind, haben nach dem Ende ihrer Aufgabe innerhalb von dreißig Tagen den Decuriones eine Abrechnung vorzulegen. Die Decuriones betrauen drei Männer aus ihrer Mitte mit der Überprüfung dieser Abrechnung .
Ich habe nichts gegen diese Regelung. Und zu deinem Einwand, Duccius Marsus: Ob man drei Decuriones oder einen bestimmt, ist gleichgültig. Gewählt werden muss in jedem Fall. Und drei Kassenprüfer sind mir lieber als einer.
V. Sollten die Prüfer Fehler zum Schaden des Municipium Ulpium Mogontiaciensis feststellen, so hat derjenige, der diesen Fehler verantwortet, die doppelte Summe seines Fehlers an die Stadtkasse zu zahlen.
Auch hier keine Einwände.
VI. Jeder hat das Recht, Missbräuche der Stadtkasse anzuzeigen. Über den Angeklagten richten dann die Decuriones in einer Contio.
Interessant, hier wird dem Duumvir iure dicundo die Rechtssprechung aus der Hand genommen. Aber es ist richtig, weil der Duumvir als Verwalter der Stadtkasse ja sozusagen derjenige ist, der am leichtesten Missbrauch treiben kann."