Beiträge von Faustus Domitius Massula

    Zitat

    Notker: "Aber, warum kümmerst du dich eigentlich darum, wenn du nicht selber in das Geschäft einsteigen willst?"


    Ich stellte meinen Becher ab. "Ich bin selber Händler und ich bin dem Cinna noch eine Handreichung schuldig. Außerdem ist es ja noch gar nicht gesagt, dass ich da nicht doch einsteige. Wenn das Ding groß genug ist, dann kann ich mir ja auch was rausschneiden, oder? Und dann gibt es noch was. Ich kenne eine junge Hermundurin, die hier her geflohen ist, nachdem die Chatten ihre Sippe abgeschlachtet haben. Wegen der Salzquellen. Und wenn ich mir vorstelle, dass die Chattenkerle bald was auf den Pelz kriegen, dann steigt meine Laune".


    Notker
    Er rieb sich das Kinn und brachte auch ein Lächeln zustande. "Also das wird noch ein bißchen dauern, bis wir wirklich Masse liefern können, aber ich bin ziemlich sicher, dass es dazu kommt. Und das mit dem den-Chatten-was-auf-den-Pelz-brennen kommt auch bald. Es hat bei uns zwischen den Sippen lange viel Streit gegeben, aber jetzt haben wir wieder einen Rich, auf den alle hören. Er will sich die Salzquellen zurückholen. Das kriegen wir aber nicht bis morgen Mittag hin, verstehst du?"


    Wir tranken noch ein paar Met darauf, dass die Hermunduren und ihr Rich es vielleicht bis morgen Abend schaffen würden und ich versprach ihm, dass ich morgen mit Teutomalius und Laelius Cinna zu ihm kommen würde.


    Da gehts weiter

    Zitat

    Alwina: " Wie lange bist du denn schon hier in Mogontiacum? Kennst du die Legion? Was sind das für Männer? Alles nur Römer? Kann man ihnen über den Weg trauen? "


    Boduognatos


    Er warf noch ein paar Scheite in das Herdfeuer und leerte seinen Krug. "Ich bin jetzt schon vier Winter in Mogontiacum. Nein, die Legio kenne ich kaum. Und die Kerle von der Legio sehe ich ab und zu in der Stadt. In der Legio dienen nur Römer, soviel ich weiß. Ob man ihnen über den Weg trauen kann? Vielleicht, aber es gibt sicher welche unter ihnen, denen man noch weniger trauen kann als einem Chatten."


    Dann machte er die Läden in der Werkstatt auf, schnappte sich die Bretter und einige Latten und stellte sie in den Korridor. "Aus denen kann man vielleicht noch was machen. Saubermachen brauchst du aber nur hier die Werkstatt. Oben, die Kammern sind sauber. Letzte Woche ist Mella, die Frau des Schusters vorbeigekommen und hat rumgeschrieen, dass das hier ein Saustall wäre und wir die Pottsäue. Dann hat sie sich einen Besen und einen Lappen geschnappt und hat sich oben ausgetobt. Die Werkstatt hat sie in ihrer Wut übersehen".


    Gerade, als Boduognatus nach hinten gehen wollte, um die Hoftür zu reparieren, fiel ihm noch etwas ein. "Ach, da steht noch Honig und Wachs für dich auf dem Tisch, das wolltest du doch haben".


    Sim-Off:

    WISIM!

    http://img841.imageshack.us/img841/7168/notker2k.jpg Notker


    "Wir können mehr liefern, aber ich kann dir schlecht sagen, wieviel mehr und wann. Es hängt davon ab, welchen Weg die chattischen Händler nehmen. Wir können sie auch nicht immer am selben Platz überfallen, weil die Chatten jetzt schon ganz fuchtig sind und Jagd auf uns machen".


    Das gefiel mir. Je fuchtiger die Chatten, desto besser waren sie beschäftigt. Ich fragte nach: "Wieviel Bernstein hast du jetzt dabei und wieviel habt ihr früher hier her gebracht?"


    Er wiegte den Kopf und meinte: "Diesmal dreieinhalb Pfund. Früher, in den guten Zeiten hatten wir auf einer Tour dreißig Pfund, manchmal auch sechzig. Aber damals hatten wir auch noch das Salz von der Wisaraha*, mit dem wir den Bernstein eingetauscht haben". Er beäugte mich etwas mißtrauisch. "Trinken wir noch einen?"


    Ich bestellte zwei neue Becher. "Hör zu, Notker, ich kenne zwei Händler, die ganz gierig darauf sind, in das Geschäft einzusteigen. Den einen kennst du, es ist Teutomalius, dem ihr eure Ware verkauft habt, wenn Hermipus schlechte Preise gemacht hat, oder?" Er grinste.


    Ich grinste auch. "Und dann hab ich noch einen. Der heißt Laelius Cinna. Er ist aus Gallien hergekommen und wollte große Geschäfte mit Bernstein machen, aber da war der Handel hier schon zusammengebrochen. Jetzt handelt er mit Pelzen, aber er wartet nur darauf, dass es mit Bernstein wieder losgeht. Bei dem müsst ihr aber das Zeugs massenhaft ranschaffen. Ich werde mit ihm sprechen. Wo kann man dich finden?"


    Er beäugte mich wieder etwas misstrauisch. "Du findest mich die nächsten Tage bei dem Metzger Hadwin im Vicus Navaliorum. Er ist mein Schwager. Aber, warum kümmerst du dich eigentlich darum, wenn du nicht selber in das Geschäft einsteigen willst?"


    Gute Frage. Ich musste etwas nachdenken und nahm erst mal ganz langsam einen Schluck.



    *) Wisaraha, Visurgis: Weser (hier: Werra)

    http://img268.imageshack.us/img268/3798/panphilosk.jpg Panphilos
    Aha, das war also der magonidische Ianitor. Verhält sich genau so muffelig zu fremdem Besuchern, wie ich das auch tue, dachte sich Panphilos. Innerlich grinste er.


    "Salve großer Meister, ich komme von Domitius Massula und bringe das Protokoll über das Verhör des Hermipus und Grüße von meinem Dominus". Er gab dem Ianitor das Papyrus. "Vale, Kollege".



    Protokoll der Vernehmung von Hermipus, am VI KAL FEB DCCCLXII A.U.C.


    Anwesende:
    Mathayus Magonidas
    Faustus Domitius Massula
    und Bedienstete der Genannten


    Protokoll:
    S. Iunius Silanus


    Delinquent:
    Germar genannt Hermipus, Sohn des Ratbod


    Verlauf:


    Magonidas: fragt nach Namen, Beruf, Herkunft des Hermipus
    Hermipus: antwortet mit Beleidigungen und Beschuldigungen gegen Magonidas, die von Domitius übersetzt werden.
    Domitius: fordert Hermipus auf, Latein zu sprechen, konfrontiert Hermipus mit der vorgetäuschten Information, dass seine Spießgesellen mit der Beute türmen wollten und in Rigomagus gefasst wurden.
    Hermipus: reagiert mit Verwünschungen.
    Domitius: Erneute Aufforderung, endlich Latein zu sprechen.
    Magonidas: weist die Beschuldigungen des Hermipus zurück und nennt den Namen, Beruf, Herkunft des Hermipus: Germar, Sohn des Ratbod, genannt Hermipus aus der Civitas Alisinensium
    Hermipus: bestätigt das.
    Magonidas: fragt nach den Beweggründen.
    Hermipus: schwierige Geschäftslage wegen der Konkurrenz durch Magonidas, gefolgt von weiteren Beleidigungen gegen Magonidas
    Domitius: übersetzt die Beleidigungen
    Hermipus: Er und eine Person namens Manceps planten gemeinsamen Raub, Manceps wohl aus reiner Habgier, Hermipus aus anderen Gründen. Der Plan war gewesen, dass Manceps mit ein paar Handlangern den Diebstahl durchführt und die Beute wegbringt. Um das zu ermöglichen, bestach Hermipus einen städtischen Bediensteten. Die Tat wurde erfolgreich ausgeführt, wie ja inzwischen durch das Geständnis des städtischen Bediensteten belegt ist.
    Der Plan sah weiter vor, dass die Täter sich nach einer gewissen Zeit in der Nähe von Confluentes treffen und die Beute teilen. Bis dahin sollte die Beute in einem abgelegenen Gutshof auf der anderen Seite des Rhenus in der Silva Abnoba zwischengelagert werden. Doch Manceps hatte offenbar vorgehabt, die Beute komplett zu behalten, so jedenfalls glaubte es Hermipus. Am Ende, nach mehreren Nachfragen, gestand Hermipus noch, warum er sich zu diesem riskanten Schritt entschlossen hatte. Er hatte einen nicht unerheblichen Reichtum in der Vergangenheit aufgebaut und er und seine Familie sich einen ausschweifenden Lebensstil angewöhnt. Die Grundlage seines Reichtums waren sehr gute Handelsverbindungen zu den Hermunduren, wobei es vor allem um Bernstein in großen Mengen und guter Qualität ging. Die Hermunduren besaßen Salzquellen und tauschten das Salz gegen Bernstein, den sie in der Germania Superior auf den Markt brachten. Inzwischen hätten aber die Chatten die Salzquellen in ihren Besitz genommen und damit auch den Bernsteinhandel an sich gerissen. Hermipus hatte versucht, sich mit umfangreichen Bestechungen wieder in diesen Handel einzuschalten, was aber nicht gelang. Das Ganze hatte Hermipus und seinen Geschäft einen schweren Schlag versetzt und so gut wie seine kompletten Geldmittel verbraucht. Gerade als er dann versucht hatte, andere Geschäftsfelder zu erschließen, verstärkte sich, wie Hermipus behauptete, die Konkurrenz in der Gegend, nicht zuletzt durch den Magoniden.
    So hätte er bei einer Trinkerei mit seinen Komplizen Manceps und dem Scriba der Stadtverwaltung den Plan des Diebstahls ausgeheckt. Er hätte vorgehabt, mit seinem Anteil wieder ins Geschäft zu kommen, die neuen Konkurrenten zu vernichten und dann über Spenden der Stadt wieder alles zurück zu zahlen.
    Domitius: fragt nach dem richtigen Namen von Manceps
    Hermipus: Wahrer Name des Manceps sei Philonicus
    Domitius: Frage nach den Namen der anderen Mittäter.
    Hermipus: Philonicus habe keine Namen genannt, außer den eines Silus.
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    Silanus fecit


    http://img268.imageshack.us/img268/3798/panphilosk.jpg Panphilos


    Etwas angesäuert marschierte Panphilos die Straße entlang zum Haus von Magonidas. Jetzt musste er Botendienste verrichten, weil dieser Schlingel von Iunius Silanus, der sogenannte Scriba Personalis gerade unabkömmlich war. Er hatte sich so in sein Gegrummel vertieft, dass er beinahe an der Porta des Domus Magonidas vorbeigelaufen wäre.


    Er machte ein paar Schritte zurück und klopfte.

    Das Gedrängel auf dem Markt hielt sich in Grenzen, weil dem Frühling die Puste ausgegangen war und ein kalter Nordwind durch die Stände fegte. Ich hielt Augen und Ohren offen, um ein neues Händlergesicht zu entdecken oder um einen germanischen Dialekt aus bestimmten Gegenden zu hören.


    Da sah ich es: An einem Stand wurde Bernstein angeboten. Nicht, dass da Mengen von den gelben Steinen in der Auslage zu sehen waren, nein, nur ein paar einzelne, aber schöne Stücke lagen auf dem Tisch. Schon lange hatte ich das auf dem Markt nicht mehr gesehen. Der Händler war ein grober Bursche mit einer breiten Nase. Er sah aus, als hätte ihn ein Pferd getreten.


    Ich ging zu dem Stand und sprach ihn an. Er hieß Notker und nachdem ich ihm einige Stücke abgekauft hatte, packte er seinen Kram zusammen und wir gingen in die nächste Kneipe. Ich fragte ihn, wo er das Zeug her habe und ob er noch mehr liefern könnte.


    http://img841.imageshack.us/img841/7168/notker2k.jpg Notker
    "Wir haben an der Adrana* einen chattischen Händler überfallen und ihm den Kram abgenommen, bevor er es in Colonia verkaufen konnte. Ob ich noch mehr liefern kann? Das kommt drauf an". Er schaute mich erwartungsvoll an.


    Ich war ungeduldig. "Auf was, beim Hades, kommt es denn an?"


    Er hüstelte und rieb sich seine dicke Nase. "Ich brauche hier einen Abnehmer. Bisher hat uns das Zeug immer ein gewisser Germar abgenommen. Aber der ist verschwunden. Und dann ist es so, dass wir uns den Kram zur Zeit nur mit Überfällen greifen können. Das ist etwas mühsam."


    "Der gute alte Germar Ratbotsohn, genannt Hermipus, meinst du den?" Er nickte. Ich fuhr fort: "Der sitzt im Knast, weil er zusammen mit ein paar anderen die Stadtkasse geklaut hat. Er hat die Stadtkase geklaut, weil er keinen Bernstein mehr bekommen konnte und deswegen angefangen hat, am Hungertuch zu nagen. Aber, wenn ihr größere Mengen liefern könntet, dann würde es mir eventuell leicht fallen, einen potenten Abnehmer zu besorgen, Notker."


    Er überlegte. Und trank erst mal einen Schluck.


    Sim-Off:

    *) Adrana: Eder

    Zitat

    Alwina: " Boduognatos? Darf ich meine Sachen reinholen bevor ich den Honig zähle?"


    http://img818.imageshack.us/img818/8180/boduo2k.jpg Boduognatos
    "Salve Alwina. Was? Eh, du kannst doch deinen Krempel nicht auf der Straße stehen lassen!" Er ging zu Tür, holte das Zeug rein und schloss die Tür. Dann kratzte er sich am Kopf. "Wie ich sehe, hast du dich entschlossen, hier einzuziehen. Das ist gut so. Aber immer eins nach dem anderen. Erst richtest du dich hier ein, dann kannst du mit der Honiginventur anfangen".


    Er deutete auf den Raum, in dem sich die Staubwolke langsam wieder absetzte. "Das ist die Werkstatt oder Laden des Schreiners. Da kannst du den Webstuhl aufstellen. In dem kleinen Raum neben der Treppe steht der Herd. Dahinter, den Korridor lang ist der Raum, wo der Honig lagert. Die Treppe hoch sind zwei Kammern; dort kannst du wohnen. Hinten raus," er wies auf den Korridor, "haben wir noch eine Werkstatt. Dann kommt der Garten, das schauen wir uns später an".


    Er setzte sich auf einen Hocker bei dem Herd. "Setz dich einen Moment. Hier nimm einen Schluck heißen Met. Ist das deine ganze Habe da?"

    Zitat

    Bandulf: "...ich bringe im Auftrage des Praefectus Alae Terentius Primus die vom LAPP gewünschte Stärkemeldung der Ala II Numidia"


    "Salve, Duplicarius, ich bin Domitius Massula. Die Stärkemeldung der Ala II? Ah, ja, der Legatus Augusti hat darum gebeten." Ich nahm den Papyrus entgegen und schaute kurz darüber. "Ich danke dir. Möchte Terentius Primus eine Antwort, die ich dir mitgeben könnte? Wie auch immer, sag ihm, dass ich ihm danke und überbringe Grüße von mir. Wir sind uns schon ein paar Mal über den Weg gelaufen."

    Boduognatos


    Als Boduognatos die Casa Domitia verließ, nieselte es. Er fröstelte ein bißchen und nahm sich vor, auf dem Herd im Lagerhaus gleich ein Feuer zu machen. Die Tage vorher war es recht warm gewesen, sodass man sich schon an die Wärme gewöhnt hatte. Als er am Lagerhaus ankam hatte er schon eine kalte Nase und kalte Ohren. Er schloss auf und machte sich sofort am Herd zu schaffen, nachdem er den Sack mit dem Kleinkram in eine Ecke gestellt hatte.

    Zitat

    Alwina: " Du hast mir schon einiges erklärt und beigebracht Valgiso. Darf ich weiter zu dir kommen, wenn ich eine Frage habe?"


    Boduognatos stellte noch einen Holzteller mit Äpfeln und Dörrobst auf den Tisch. Ein Zeichen dafür, dass das Essen allmählich zu Ende ging.
    "Schau dir den Laden morgen mal an. Du findest es leicht. (Klick) Es ist das einzige Haus mit blauen Fensterläden in der Straße. Platz ist dort genug. Wir lagern dort den Honig und das Wachs, im Keller lagert das Obst und im Schuppen hinter dem Haus reparieren wir die Karren, das Werkzeug, die Bienenstöcke und den sonstigen Kram. Zwei Kammern im oberen Stock sind ungenutzt, seit ich meine Leute hier in der Casa untergebracht habe. Und in einem der beiden Läden im Parterre liegt etwas Krempel rum, den man auch wo anders hinschaffen kann. Boduognatos wird morgen dort sein. Wenn du dich dafür entscheidest, schick ich Panphilos, damit er dir beim Umzug hilft."


    "Und wenn du Fragen hast, sag Bescheid. Wenn ich nicht da bin, kannst du auch Atto, Boduognatus und Panphilos fragen".

    Ich las das Protokoll durch und begann auch gleich, darin herumzukritzeln. Gewiss, mein Scriba Personalis hatte hervorragende Arbeit geleistet, aber da gab es doch einige Hintergrundinformationen, die er nicht wissen konnte und die ich berücksichtigen wollte. Ich gab ihm seine Tabulae zurück: "Gute Arbeit, Silanus, danke. Sei so gut, und schreib das Ding neu und füge meine Korrekturen ein. Dann bring es zu Magonidas, damit der seinen Bericht beim Ordo Decurionum vorlegen kann."


    Ich lehnte mich zurück und verschränkte meine Arme hinter meinem Kopf. "Und jetzt: Nur zu unserem Vergnügen. Du hast ja bei deiner Bewerbung deine Fähigkeiten groß herausgestellt. Aber jetzt begucken wir uns das mal näher. Mach doch mal eine saubere Übersetzung der Verwünschungen, die Hermipus bei seinem Verhör ausgegrunzt hat. Ich weiß, ich weiß, der Kerl spricht eine ziemlich überzwerche Mundart." Ich grinste: "Aber für dich wäre das so eine Art Elch-Test, was deine Germanisch-Kenntnisse angeht. Ich wette, dass wir einiges zu Lachen kriegen werden."


    Sim-Off:

    Du brauchst den Text nicht überarbeiten, du kannst ihn so übernehmen



    Protokoll der Vernehmung von Hermipus, am VI KAL FEB DCCCLXII A.U.C.


    Anwesende:
    Mathayus Magonidas
    Faustus Domitius Massula
    und Bedienstete der Genannten


    Protokoll:
    S. Iunius Silanus


    Delinquent:
    Germar genannt Hermipus, Sohn des Ratbod


    Verlauf:


    Magonidas: fragt nach Namen, Beruf, Herkunft des Hermipus
    Hermipus: antwortet mit Beleidigungen und Beschuldigungen gegen Magonidas, die von Domitius übersetzt werden.
    Domitius: fordert Hermipus auf, Latein zu sprechen, konfrontiert Hermipus mit der vorgetäuschten Information, dass seine Spießgesellen mit der Beute türmen wollten und in Rigomagus gefasst wurden.
    Hermipus: reagiert mit Verwünschungen.
    Domitius: Erneute Aufforderung, endlich Latein zu sprechen.
    Magonidas: weist die Beschuldigungen des Hermipus zurück und nennt den Namen, Beruf, Herkunft des Hermipus: Germar, Sohn des Ratbod, genannt Hermipus aus der Civitas Alisinensium
    Hermipus: bestätigt das.
    Magonidas: fragt nach den Beweggründen.
    Hermipus: schwierige Geschäftslage wegen der Konkurrenz durch Magonidas, gefolgt von weiteren Beleidigungen gegen Magonidas
    Domitius: übersetzt die Beleidigungen
    Hermipus: Er und eine Person namens Manceps planten gemeinsamen Raub, Manceps wohl aus reiner Habgier, Hermipus aus anderen Gründen. Der Plan war gewesen, dass Manceps mit ein paar Handlangern den Diebstahl durchführt und die Beute wegbringt. Um das zu ermöglichen, bestach Hermipus einen städtischen Bediensteten. Die Tat wurde erfolgreich ausgeführt, wie ja inzwischen durch das Geständnis des städtischen Bediensteten belegt ist.
    Der Plan sah weiter vor, dass die Täter sich nach einer gewissen Zeit in der Nähe von Confluentes treffen und die Beute teilen. Bis dahin sollte die Beute in einem abgelegenen Gutshof auf der anderen Seite des Rhenus in der Silva Abnoba zwischengelagert werden. Doch Manceps hatte offenbar vorgehabt, die Beute komplett zu behalten, so jedenfalls glaubte es Hermipus. Am Ende, nach mehreren Nachfragen, gestand Hermipus noch, warum er sich zu diesem riskanten Schritt entschlossen hatte. Er hatte einen nicht unerheblichen Reichtum in der Vergangenheit aufgebaut und er und seine Familie sich einen ausschweifenden Lebensstil angewöhnt. Die Grundlage seines Reichtums waren sehr gute Handelsverbindungen zu den Hermunduren, wobei es vor allem um Bernstein in großen Mengen und guter Qualität ging. Die Hermunduren besaßen Salzquellen und tauschten das Salz gegen Bernstein, den sie in der Germania Superior auf den Markt brachten. Inzwischen hätten aber die Chatten die Salzquellen in ihren Besitz genommen und damit auch den Bernsteinhandel an sich gerissen. Hermipus hatte versucht, sich mit umfangreichen Bestechungen wieder in diesen Handel einzuschalten, was aber nicht gelang. Das Ganze hatte Hermipus und seinen Geschäft einen schweren Schlag versetzt und so gut wie seine kompletten Geldmittel verbraucht. Gerade als er dann versucht hatte, andere Geschäftsfelder zu erschließen, verstärkte sich, wie Hermipus behauptete, die Konkurrenz in der Gegend, nicht zuletzt durch den Magoniden.
    So hätte er bei einer Trinkerei mit seinen Komplizen Manceps und dem Scriba der Stadtverwaltung den Plan des Diebstahls ausgeheckt. Er hätte vorgehabt, mit seinem Anteil wieder ins Geschäft zu kommen, die neuen Konkurrenten zu vernichten und dann über Spenden der Stadt wieder alles zurück zu zahlen.
    Domitius: fragt nach dem richtigen Namen von Manceps
    Hermipus: Wahrer Name des Manceps sei Philonicus
    Domitius: Frage nach den Namen der anderen Mittäter.
    Hermipus: Philonicus habe keine Namen genannt, außer den eines Silus.
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    Silanus fecit


    Ich ging ins Tablinum, um mir das Protokoll von Silanus anzusehen. Wir setzten uns an den großen Tisch.


    "Danke, Silanus. Lass mich das erst mal in Ruhe durchlesen. Dann reden wir drüber".


    Atto brachte einen Leuchter herein, stellte ihn auf den Tisch und entzündete die Kerzen. Ich machte mich über den Text her.

    Zitat

    Alwina: " Das hieße, wenn das Land nicht zu kaufen ist und nichts anderes geht, muss ich wieder in die Stadt? In so ein Haus, in dem viele Fremde wohnen. In dem man nicht kochen und kein Feuer machen darf? Wo ich keinen Webstuhl aufstellen kann? Dann muss ich alles kaufen, was ich essen will. Aber so viel bekomme ich im Sommer nicht zusammen, dass es für den langen Winter reicht. "


    Hatte ich gesagt 'schrullige Idee'? Ja, das war eine schrullige Idee. Ich musste nachdenken. Boduognatos schien das erraten zu haben, denn er stellte uns ein paar Becher Dünnbier auf den Tisch. Nach einem ausgiebigen Schluck sagte ich zu Alwina: "Du bist ein freier Mensch und kannst siedeln, wo du willst und wie du willst. Ich glaube, wir brauchen uns keine Gedanken darüber machen, ob du das Land kaufen sollst, weil du einfach zu wenig Geld dafür hast. Da hat Silanus recht."


    Ich war ja anfänglich auf diese schrullige Idee von Alwina eingegangen, aber jetzt ich sagte mir, dass sie als Frau allein keinesfalls draußen irgendwo im Busch hausen sollte, auch wenn das so schön idyllisch zu sein schien. Also in die Stadt mit ihr.


    "Aber alleine außerhalb der Stadt zu wohnen ist für dich zu gefährlich. Ich rate dir, bleib auf jeden Fall in der Stadt und schlag dir die Hütte im Grünen aus dem Kopf. Auch wenn du nicht in einem Haus wohnen willst, in dem noch Fremde wohnen, wo du nicht kochen kannst und wo du keinen Webstuhl aufstellen kannst. Wenn das dein Problem ist, dann kann ich dir einen Vorschlag machen. Den mache ich aber nur einmal. Überlegs dir."


    "Ich habe eine Straße weiter ein Lagerhaus, du kannst es dir anschauen, wenn du die Honigtöpfe kontrollierst. Es liegt direkt an der Stadtmauer neben einem Tor. Früher arbeitete dort drin ein Schreiner. Es gibt also eine Werkstatt, eine Wohnung, einen Herd und zwischen Haus und Stadtmauer einen verwilderten Garten. Du kannst dort einziehen und deinen Webstuhl aufstellen. Vor dem Tor habe ich noch eine Weide für unsre Esel und Maultiere. Bring dein Viehzeug mit, meine Viecher werden ihnen das bißchen Gras nicht streitig machen. Und dann mach ein Tuchgeschäft auf, damit du richtig Geld verdienst. Miete verlang ich erst dann, wenn dein Geschäft läuft".


    Sim-Off:

    Silanus: mit dem Protokoll machen wir im Tablinum weiter

    Zitat

    Marsus: "Gerade du, Domitius, der den Cursus Iuris erst kürzlich absolviert hast, müsstest das doch am ehesten wissen."


    "Nun," ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, "mein lieber Duumvir, ich rede Blödsinn, gerade weil ich kürzlich den Cursus Iuris bestanden habe."


    "Das nur nebenbei. Aber, mir stellt sich eine Frage, nachdem ich mir eure Ausführungen angehört habe, Duccius Marsus und Petronius Crispus. Die Frage lautet: Warum hat die Stadt als Geschädigter des Diebstahls der Stadtkasse seinerzeit den Centurio Statorum der Legio II nicht eingeschaltet, wie dies von Petronius Crispus damals in der Sondersitzung zum Diebstahl des Fiscus Mogontiaci vorgeschlagen wurde und wie es von dir, Duumvir, auch akzeptiert wurde?"

    Zitat

    Crispus: " ... sind, wie mir mein Freund Plemmius hier gerade sagen konnte, laut § 56.1, Codex Iuridicialis, in den Provinzen die Legionen die zuständigen Ermittlungsbehörden und nicht die Aedile. Oder sogar die Prätorianer."


    "Ich mach's kurz, Petronius Crispus: In der Lex Vigilum steht zwar (immer noch), dass der Regionarius für Strafverfolgung zuständig ist, aber der ist abgeschafft worden, ebenso der Centurio Statorum. Und in der Lex Militaris steht kein Wort darüber, wer dort für die Strafverfolgung zuständig ist. Am Besten lässt du dir von Mathayus Magonidas mal erzählen, was der erlebt hat, als er die Militärs bei seinen Ermittlungen um Amtshilfe gebeten hat. Die haben mit beiden Händen heftig abgewinkt."


    "Wir müssen endlich mal begreifen, dass jetzt die Stadt für die Strafverfolgung zuständig ist, wenigstens bei den Fällen, die sich innerhalb ihrer Stadtgrenzen abspielen".

    Zitat

    Alwina: " Mein Hause. Es hat niemand gehört. War verfallen. Ich habe es wieder aufgebaut. Keiner wollte es haben. [...] Jetzt gehört es mir. Das nimmt mir keiner wieder weg, oder?"


    Meine Augenbrauen gingen ruckartig hoch und schoben sich dann zu einem Stirnrunzeln zusammen. Ich mümmelte noch auf zwei Schupfnudeln herum bis ich sie schlucken konnte.


    "Alwina! Das geht nicht ...". Natürlich konnte sie das nicht wissen, aber einer musste es ihr ja sagen. "Im Römischen Reich gibt es für jedes aber auch jedes iugerum, äh, jeden Morgen Land auch einen Eigentümer. Und der zahlt dafür Grundsteuer. Und der wird vor Freude drei Fuß hoch springen, wenn er sieht, dass jemand auf seinem Grund siedelt." Ich deutete mit dem Löffel ungefähr in Richtung Osten. "Dahinten an der Wisara geht das vielleicht, aber hier nicht. Wir brauchen jetzt ganz schnell eine Idee, wie wir das hinbiegen."


    Ich überlegte und kaute derweil noch auf dem letzten Bissen Kraut herum. "Am besten zeigst du mir mal die Stelle, wo das ist. Dann gehe ich in die Curia und schaue in der forma* nach, wem das Land gehört. Dann gehen wir zu dem Besitzer und reden mit ihm. Vielleicht knickt er nach einem Blick in deine blauen Augen ein. Wenn nicht, muss mir was neues einfallen, obwohl ich nicht ganz verstehen kann, wieso du unbedingt außerhalb der Stadt wohnen willst. Ist doch ne ziemlich schrullige Idee, nä? Aber, jedem Diersche sing Pläsiersche".


    "Ja, das könnte gehen: Ich habe ja Obstplantagen, eine liegt beim Vicus Victoriae am Ufer des Rhenus. Da wäre noch genug Platz für dein Bauerhöfchen. Ein ruhiger Platz am Rhenus. Und es ist fast immer einer von meinen Leuten in der Nähe. Dann müsstest du aber umziehen. Die zweite Möglichkeit ergäbe sich daraus, dass mein Verpächter mir bei der anderen Plantage den Vertrag gekündigt hat, weil er darauf bauen will. Das sind vier heredia, also acht Morgen, für die ich Ersatz suche. Wenn das Land bei deiner Hütte für Obstbau taugt, dann pachte ich es und pflanze meine Obstbäume um deine Hütte herum. Sagen wir, mit ein bißchen Abstand. Damit noch eine Wiese drauf passt. Denn deine Ziege will ich nicht im Obst haben".


    Sim-Off:

    *) forma: Liegenschaftskarte

    Ich holte mir noch einen kleinen Batzen aus dem Fleischtopf, zwei drei Schupfnudeln und ein Bätzchen Kraut auf meine Schüssel.


    "Na siehst du Alwina, wieder zwei Unklarheiten beseitigt. Erstens, der Silanus hat keineswegs die Sprache verloren, wie ich eben noch befürchtet hatte. Und zweitens hat er zugegeben, dass er auch Germanisch versteht. Das klang zwar viel zaghafter als bei seiner Bewerbung um die Schreiberstelle bei mir, aber immerhin."


    Einen Augenblick lang beschäftigte ich mich mit dem Inhalt meiner Schüssel, dann sagte ich zu Alwina: "Da wäre aber noch eine ganz kleine Unklarheit, die mich etwas umtreibt: Was ist das für ein komisches Ding mit deinem Stall?"

    Zitat

    Labeo: "Gesteht den Aediles die Auswahl und Einsetzung ihrer Beneficarii selbst zu. Oder nennt sie Apparitores, [...]. Aber lasst sie den Aediles, da gehören sie hin."


    Wunderbar. Es war so richtig zur Sache gegangen. Worte flogen hin und her. Das war sehr nach meinem Geschmack.


    "Werte Decuriones, Streit schafft Klarheit. Oder sollte es wenigstens.
    Um der Klarheit noch ein wenig auf die Sprünge zu helfen, zitiere ich aus dem Codex Iuridicialis:
    § 61 Tätigwerden der Behörden
    (1) Im Allgemeinen werden die zuständigen Behörden bei Erfahren der jeweiligen Straftat von Amts wegen aktiv und beginnen mit den Ermittlungen.
    (2) Jeder Bürger hat das Recht, eine Anzeige bei den zuständigen Behörden zu erheben. Die Behörden sind hernach verpflichtet, die Anzeige zu registrieren und Ermittlungen einzuleiten.

    Der verehrte Kollege Pleminius Cartilianus Labeo hat eigentlich schon die Quintessenz aus unserem Wortwechsel herausdestilliert: Wenn die zuständigen Behörden zu Ermittlungen verpflichtet sind, dann ist dies Aufgabe des Aedil. Und wenn dies Aufgabe des Aedil ist, dann muss man ihm auch die notwendigen Mitarbeiter zubilligen.
    Ich habe mich davon überzeugen lassen, dass man diese Mitarbeiter nicht Vigiles nennen sollte, weil denen andere Aufgaben zufallen. Ich kann mich auch nicht mit dem Begriff 'Beneficiarii' anfreunden, weil man darunter gemeinhin abgeordnete Legionäre versteht. Bleibt uns der Begriff Apparitores. Mein Vorschlag zum Gesetzestext wäre dann dieser:
    ... Sie haben während ihrer Amtszeit das Recht, zwei Scribae, zwei Apparitores sowie einen Boten auf Kosten der Stadtkasse zu haben. Sie haben das Recht und die Vollmacht, die Getreideversorgung des Municipium, die Märkte, die öffentlichen Bauwerke und Tempel, die Thermen und Häfen, die Bordelle, Garküchen und Brunnen zu beaufsichtigen, öffentliche Spiele abzuhalten, und bei Bedarf Ermittlungen zu begangenen Straftaten durchzuführen."

    Zitat

    Marsus: "Du willst doch bei unseren Gastgebern und den anderen Damen und Herren nicht etwa den Eindruck erwecken, dass Unsereins, sprich die Stämme diesseits und jenseits des Rhenus, unzuverlässige Klienten seien."


    Oh, da war ich wohl in ein Ducc'isches Fettnäpfchen getreten. Aber, wenn ich es mir richtig überlegte, ebenso in ein eigenes, denn schließlich war ich selbst auch Mitglied einer römischen Klientschaft. Verfluchte Spottlust! Meine Norne gebot mir, die Zunge zu zügeln. Tatsächlich, sie sprach stark stirnrunzelnd im Stabreim. Ich gelobte gehörigen Gehorsam.


    "Verzeih, Marsus, da ist mir doch meine Redelust etwas durchgegangen. Nicht, dass ich deiner Sippe zu nahetreten wollte. Und ich habe da wohl auch mich selbst getroffen, denn ich stehe ja ebenfalls in einer römischen Klientschaft und - beim Hades - wenn mein Patron von meinen losen Reden hört, wird er an meiner Loyalität zu zweifeln beginnen."

    Sim-Off:

    Vielleicht können wir das Historische andernorts diskutieren. Ich lasse mich gern belehren.