Beiträge von Faustus Domitius Massula

    Zitat

    Lucius Petronius Crispus: "Was ist dann diese... Gefolgschaft?"


    Ja, das war eine Frage. Für die Germanen gab es das nicht, dass man sich Wählerstimmen erkaufen konnte. Oder vielleicht doch? Sicher hat man die eine oder andere Wohltat eingesetzt, um eine Wahl zu gewinnen, aber das war bei den Germanen kein etabliertes gesellschaftliches System mit Patrones und Klienten wie bei den Römern. Bei den Galliern gab es schon so etwas ähnliches, doch das war auch etwas Eigenes.


    "Eine Gefolgschaft gibt es bei den Germanen nur bei Kriegszügen. Dann wählen sie einen Herizogo, dem sie einen Treueid schwören. Wenn der Krieg vorbei ist, dann ist Schluss mit der Gefolgschaft. Schluss mit der Gefolgschaft ist auch dann, wenn ein Gefolgsmann zu der Überzeugung kommt, dass seinem Herizogo das Heil abhanden gekommen ist. Wenn also der Herizogo keine glückliche Hand mehr hat oder wenn er sich schlicht und ergreifend dumm anstellt. Dann packt der Gefolgsmann seinen Kram zusammen und geht nach Hause."


    Ich breitete meine Arme aus: "Jetzt stell dir vor, wie ein Germane, der an dieses System gewöhnt ist, mit einer römischen Klientschaft umgeht. Dann weißt du, was ich meine".

    Zitat

    Marsus: " ... im Notfall ist ein berittener Bote spätestens innerhalb eines oder zwei Tagesritte in Aquae Mattiacorum oder beispielsweise auch in Rodewinis Hauptort. .... Jedenfalls aber müssen die wirtschaftlichen Interessen des Reiches gewahrt werden, also könnte man auch durchaus eine Interaktion auf Stammesgebiet befürworten. ... Womit kann man die Hermunduren ködern, sich auf einen ernsthaften Konflikt mit den Chatten einzulassen?"


    Boten waren nicht immer verlässlich, es ging mir um eine etwas sicherere Verbindung.
    "Nein, Marsus, es geht nicht darum, wie schnell ein Bote bei Rodewini ist. Es geht um eine vertrauenswürdige Verbindung. Neulich war Liutbert hier. Er und der Legatus Augusti haben über genau dieses Thema gesprochen, aber keine Lösung gefunden. Modestus dachte an eine Art Gesandte, die hier und bei Rodewini installiert sind und jederzeit wissen, was man bei den Mattiakern denkt und umgekehrt. Für Rodewini und Liutbert bestand eine solche Verbindung solange Lando lebte. Und danach war es Elfleda. Als sie starb, war Liutbert ziemlich ratlos und versuchte sogar herauszufinden, ob er mich als mogontinische Anlaufstelle anwerben könnte. Es ist aber nichts draus geworden. Als Duccius Secundus dann sein Schwert eingepackt hat und zu den Mattiakern wollte, sind die beiden fast Hals über Kopf abgereist. Mein Spatzenhirn sagt mir jetzt, dass Rodewini und Liutbert daran arbeiten, den Secundus als mogontinische Anlaufstelle aufzubauen. Soviel dazu."


    "Der Bernsteinhandel ist ein nachrangiges Problem. Der läuft jetzt über die CCAA. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass nun die Chatten sich dumm und dusslig dran verdienen. Kein Grund, deswegen zu intervenieren. Schon gar nicht militärisch. Für mich war die Bernsteinchose nur die Bestätigung dafür, dass die einzelnen Berichte stimmen, die von chattischen Überfällen auf die Salzquellen sprachen."


    "Ich frage mich, warum die Hermunduren nicht schon längst zurückgeschlagen haben. Sind sie zu schwach? Oder haben sie nicht genug Waffen? Es wäre für uns kein Problem, ihnen da mit Geld oder Ausrüstung unter die Arme zu greifen. Wir könnten auch die 'richtigen' Gerüchte in Umlauf bringen, um die Sache in Gang zu bringen. Siehst du, um da eine Entscheidung zu fällen, bräuchte ich mehr Informationen über die Lage in der Germania Magna. Und ich denke, dass die Mattiaker mehr wissen, weil sie näher dran sind. Weißt du, was dort jetzt gerade gedacht wird? Ich überlege, ob ich nicht Rodewini einen Besuch abstatten soll."

    Zitat

    Lucius Petronius Crispus: Damit war er Magister Vici!


    Als der Beifall etwas nachließ, rief ich: "Petronius Crispus! Mögen dich die Götter mit großem Wohlwollen bei der Erfüllung deiner Amtspflichten begleiten. Ich beglückwünsche dich, dass du es geschafft hast und freue mich, dass du somit mein Magister Vici geworden bist, denn ich wohne hier um ein paar Ecken. Ich weiß jetzt also, an wen ich mich zu wenden habe, wenn es irgendwo Probleme gibt."

    Zitat

    Der junge Petronier: "Ja"
    Magonidas: "Ich habe mal gehört die Germanen nennen sich immer Sohn vom Vater oder so ähnlich?"


    Die Reaktion des jungen Petroniers auf meine Bemerkung war ja etwas blass. Ich hatte das Gefühl, dass er am liebsten nichts an sich herankommen lassen wollte, was von Älteren kam. Oder er vermutete dahinter irgendeinen Spott. Und dann schien er auch noch einen ausgewachsenen Dünkel zu haben. Da kam mir die Frage von Magonidas gerade recht.


    "Ja, Magonidas, die Germanen haben meist nur einen Namen. Das ist der Vorname. Und der ist, anders als bei den Römern ganz wichtig. Ich komme aus Germanien und als ich hier her kam, war ich ja noch ein Peregrinus wie du. Damals hieß ich Valgiso. Wenn mir jetzt ein anderer Valgiso begegnet, dann können wir uns mit dem Vatersnamen unterscheiden. Mein Vater hieß Brigio, also habe ich den Namen Valgiso Brigiosohn. Nebenbei gesagt war mein Vater ein Gallier. Meine Mutter Odilgard hat mir deswegen den Namen Valgiso gegeben. Das ist nun ein richtiger germanischer Name, es bedeutet aber 'Keltenkerl'. Ein richtiges rheinisches Durcheinander".


    Ich wandte mich an Lucius Petronius Crispus: "Ich habe nicht ohne Grund gesagt, dass sich ein angehender Magister Vici auch um die Peregrinen kümmern sollte, denn ich habe lange Jahre selber als Peregrinus hier gelebt und gearbeitet. Die meisten Peregrini in Mogontiacum sind Germanen und Gallier. Auf das römische System der Klientschaften ist hier kein Verlass, glaub's mir. So etwas Ähnliches wie Klientschaften kennen sie zwar auch, aber wenn's ihnen gerade nicht in den Kram passt, dann pfeifen sie drauf. Oder sie sind notorische Dickschädel und lassen sich erst gar nicht auf eine Klientschaft ein."

    Zitat

    Marcus Petronius Crispus: "Quatsch, euch halte ich ganz allein in Schach!"


    Das Mulsum schmeckte vorzüglich. "Ja, wahrhaftig, Petronius Crispus, mit diesem fabelhaften Mulsum kannst du wohl die gesamte Politikerbande von Mogontiacum in Schach halten. Ihr Legionäre könnt also ruhig bleiben!"


    Zitat

    Marcus Petronius Crispus: "Vielleicht hat irgendwer ja noch nähere Fragen, aber ich denke, das bereden wir bei einem guten Essen und einem Becher Wein!"


    Die Rede des jungen Petroniers war ein bißchen hölzern, aber wenn man nur mit den Ermahnungen eines Rhetors und mit keinerlei Routine ausgestattet ist, kann es ja auch kaum anders sein. Er hatte nun wirklich einen wahren Titanenkampf gegen seine rednerische Unsicherheit geführt und letztlich auch bravourös gesiegt. Das verdiente Beifall. Ich klatsche ebenfalls und meinte es auch so.


    "Ja, Petronius Crispus, wie sollen wir dich anreden, wenn du erst im Ordo Decurionum bist, ohne dass es Verwechslungen mit deinem Vater gibt? Die erste Etappe hast du heute schon geschafft. Wenn du dich aber bei den Decuriones durchsetzen willst, muss deine Rede überzeugender werden. Da hilft dir aber kein Rhetor. Sei von dem überzeugt, was du sagst, dann kannst du auch freier reden. Und vielleicht noch eine Bemerkung zum Inhalt. Für die Ohren eines Römers enthielt sie alles, was für eine Kandidatur nötig ist. Du solltest jedoch bedenken, dass dein Wahlkreis zwar ein recht wohlhabendes Viertel der Stadt ist, aber trotzdem von vielen Peregrini bewohnt wird. Das pauschale Versprechen von Getreidespenden wird man dort sicher gerne hören, dennoch haben die Leute auch noch andere Sorgen, die nicht unbedingt mit Getreidespenden bedient werden können. Mach dir also die Mühe, auch mit den Händlern und Handwerkern zu sprechen, um dich dort bekannt zu machen und ihre Probleme zu erfahren. Auch wenn der Römer üblicherweise über das Handwerk die Nase rümpft."

    Zitat

    Marsus: "Die Vigiles sind vor einigen Jahren abgeschafft worden und Verbrechensverfolgung steht bekanntlich jedem Privatmann selbst zu. Ich würde daher den Begriff 'Ordnungskräfte' hier vorziehen."


    Das Gesagte überzeugte mich nicht ganz und so wandte ich mich stirnrunzelnd an Marsus.


    "Ich bin nicht zufrieden mit diesem Text. Man muss doch folgendes berücksichtigen, werte Kollegen: Mit der Provinzreform sind nicht die Vigiles abgeschafft worden, sondern lediglich die Regionalverwaltung als zuständige Behörde. Damit sind die Vigiles nicht etwa in einer Nebelwand verschwunden. Nein, denn die hier angesprochenen Pflichten sind an die Civitates weitergeben worden. Die geltende Lex Civitatis erwähnt sehr richtig unter § 5, Absatz 1 den Polizeidienst als Aufgabe des Aedilen. Daran sollten wir festhalten. Daran müssen wir auch festhalten, weil der Codex Iuridicialis die Behörden dazu verpflichtet, ex officio ermittelnd tätig zu werden, wenn ihnen ein Verbrechen bekannt wird, unabhängig davon, ob ein Bürger Anzeige erstattet hat. Ich bin nicht damit einverstanden, wenn die Stadt die Ermittlungsarbeit den Bürgern aufbürdet und plädiere deshalb dafür, die Vigiles wieder einzuführen und ihren Aufgabenbereich per Gesetz zu regeln."


    Die Provinzreform hatte wohl etwas Verwirrung geschaffen und so war eine Grauzone entstanden, in der man vielleicht etwas kühne Lösungen für noch nicht richtig verstandene Zuständigkeiten gefunden hatte. Aber jetzt, wo man an einer Lex Municipalis herumbastelte, war die Zeit gekommen, saubere Regelungen herzustellen.


    "Dass wir beim Diebstahl der Stadtkasse einen privaten Ermittler eingesetzt haben, war keine saubere Lösung, auch wenn Magonidas offenbar gute Arbeit leistet. Meiner Meinung nach hätte das vom Aedil übernommen werden müssen".

    Zitat

    Alwina: "Den Pisaken sie nur enn mal, wenn se merschen, dass der nur en Rippchen is."


    Ich gluckste. "Pass op, Alwina. De Jong do kann disch verstonn". Dann wandte ich mich an Silanus: "Bleib nicht so an der Suppe hängen, Silanus. Wir haben da noch Fleisch, Nocken und Kraut, lang zu".

    Nachdem das Mulsum gereicht worden war, entwickelte sich ein munteres Geplauder im Triclinum. Octavena machte ihrem Vetter, dem jungen Petronier in geschwisterlicher Liebe die Hölle heiß, bis der rote Ohren hatte. Sie schien sich hier schon ganz gut eingelebt zu haben. Dann wurden ihre Attacken aber von Magonidas' Frau abgelenkt, die, mangels ausreichender Übung in der lateinischen Sprache zielsicher das Falsche sagte und jetzt der jungen Petronierin rote Ohren bescherte. Ich bewunderte Mahsati Magonidas, dass sie trotz ihres unfertigen Lateins mutig drauf los redete. So muss man es machen, wenn man eine Sprache lernen will und ich erinnerte mich grinsend daran, wie ich damals in Bonna Leute freundlich angesprochen hatte und entsetzte Gesichter geerntet hatte.


    Dann kam etwas Bewegung in die Szene, weil neue Gäste eingetroffen waren. "Salve Duccius Marsus, hier musst du mal den Vorsitz der Versammlung an Petronius Crispus abgeben, oder?"


    Hinter Duccius Marsus kamen noch einige Gäste, denen man sofort ansah, dass sie ein Leben als Legionär hinter sich hatten. Ich begrüßte sie: "Salvete" und wandte mich an den alten Crispus: "Könnte es sein Petronius Crispus, dass du ein ganzes Contubernium Legionäre eingeladen hast, um uns Politiker in Schach zu halten?".

    Zitat

    Crispus: "Jetzt, wo der Thron des Kaisers leer ist, brauchen wir wahrscheinlich eh nicht nach Rom marschieren mit dem Gesetzesentwurf..."


    Ein Sklave brachte mir meine übrigen Sachen und ich zog meine bracae und meine Stiefel an.


    "Ja, der Gesetzentwurf. Wir sollten zusehen, dass wir ihn zügig durchbringen, bevor irgendwelche Erbsenzähler noch mit ausgesuchten Einwänden angetrottet kommen. Aber, halt", ich lachte ein bißchen, "manchmal hab ich ja auch der Erbsenzählerei gefrönt in dieser Debatte. Aber ich glaub, da war's auch nötig. Und wenn wir das Ding durch haben, dann brauchen wir schnellstens einen neuen Kaiser. Aber vermutlich wird es bald einige geben, die sich um den Posten reißen".


    Hier im Caldarium war es ja recht warm und wenn man Stiefel und bracae anhat, dann wird es bald zu warm.


    "Ich mach mich mal auf den Weg, Vale, Petronius Crispus, bis zum nächsten Mal."

    Zitat

    Marsus: "Ich glaube, das ist die einzige Änderungsnotwendigkeit. Oder fällt jemanden noch etwas anderes auf?"


    Kaum hatten wir eine gute Ausrede dafür gefunden, dass wir in eigener Regie Gesetze machen konnten, lief die Gesetzgebungsmaschine auch schon auf Hochtouren. Und Laetilius hatte immer noch keinen Pieps gesagt.


    "Nein", sagte ich, "keine Änderungswünsche. Ich stimme zu. Mein allgemeines Votum ist aber, dass wir die Kandidaten für dieses Amt wegen der unliebsamen Vorfälle mit der Stadtkasse seeehr sorgfältig aussuchen". Ich grinste schon wieder.

    Zitat

    Modestus: "Aber die Legio VIII steht treu zu mir und mit der Unterstützung von Cilo auch zwei weitere Legionen und natürlich auch die Hilfstruppen. Es ist also durchaus möglich sich gegen den Claudier und seine Legion durchzusetzen, aber der Preis dafür wäre zu hoch. Es ist wichtiger den Vescularier in die Knie zu zwingen und dafür wird jede Legion gebraucht. Und wer weiß schon, was danach passiert."


    "Gut, dann bin ich ja auf dem Stand der Dinge. Ich werde mich jetzt mal um die Chatten kümmern. Oder hast du noch Anderes, was ich tun kann?"

    Zitat

    Bei der letzten Erwähnung seiner Konkurrenten überwältigten Hermipus wieder seine Gefühle und er versuchte sich auf Mathayus zu stürzen und gab dem fleißigen Scriba als in seinen Augen Opfer das am wenigsten damit rechnete einen Tritt.


    Panphilos hatte nicht schnell genug reagiert, als Hermipus trotz seiner gefesselten Hände aufsprang und dem armen Silanus einen Tritt versetzte. Allerdings brachte der Tritt dann den Hermipus selbst ins Wanken und, da er sich nirgends festhalten konnte, fiel er einfach der Länge nach um. Panphilos sammelte ihn liebevoll auf, setzte ihn wieder auf seinen Stuhl und gab ihm eine schallende Ohrfeige.


    Diesem Germar, Sohn des Ratbod, aus der Civitas Alisinensium hätte man doch besser auch noch die Füße gefesselt, dachte ich mir. Das konnte ja lustig werden, wenn der sich nachher bei Gericht weiter so benehmen würde. Ich sagte zu ihm: "Wer ist eigentlich dieser Manceps? Ich kann mit dem Namen nichts anfangen".


    Er druckste eine Weile herum, dann meinte, dass das so eine Art Deckname sei, der Mann hieße in Wirklichkeit Philonicus. Dann fiel ihm ein, dass wir das eigentlich schon wissen müssten. Er meinte, dass wir die Kerle doch schon hätten und die Namen kennen würden. Ich erwiderte: "Wir wissen natürlich, wie die heißen, aber ich muss von dir die Namen haben, damit ganz klar wird, ob die Classis die richtigen geschnappt hat. Also, wie heißen die anderen?"


    Hermipus wand sich, dann behauptete er aber, Philonicus hätte ihm die Namen nicht gesagt, er wüsste aber dass einer von denen, die die Drecksarbeit gemacht hätte, auf den Namen Silus hörte. Philonicus hätte ihm nur gesagt, dass er zwei oder Leute hätte, die Fachleute für einen Einbruch seien.

    Zitat

    Marsus: "Warum einen wertvollen Verbündeten aufs Spiel setzen
    ... die Hermunduren zu einem Schlag gegen die Chatten zu bewegen ..."


    "Was die Mattiaker angeht, bin ich ganz deiner Meinung. Die sollten sich raushalten. Bei der ganzen Sache geht es ja darum, dass unsere Truppen sich ungestört um andere Sachen kümmern können. Du kannst dir schon denken, um was es geht. Und da wäre es fatal, wenn unsere Truppen den Mattiakern zu Hilfe kommen müssten. Aber die Mattiaker könnten auch anderweitig von Nutzen sein. Schließlich sind sie näher an den Hermunduren dran als wir und wissen auch eher Bescheid, was sich dahinten tut. Wie sieht es aus, kann man zur Zeit schnell mit den Mattiakern Nachrichten austauschen?"


    "Meine Idee war ja, dass man mithilfe der Hermunduren die Chatten für die nächste Zeit etwas ablenken könnte. Und ich sehe da auch einen Henkel, an dem man die Chose anpacken könnte. Denn die Hermunduren hätten schon einen triftigen Grund, mit den Chatten Streit anzufangen. Es geht um die Salzquellen der Hermunduren. In letzter Zeit haben die Chatten sich diese Salzquellen häppchenweise wieder angeeignet. So ganz allmählich. Hier mal ein Dorf überfallen, dort mal ein Dorf überfallen. Das hat aber inzwischen solche Ausmaße angenommen, dass die Hermunduren jetzt nicht mehr genug Salz haben, um Bernstein zu tauschen, den sie dann zumeist hier bei uns in den Handel gebracht haben. Der Bernsteinhandel hier ist mittlerweile fast ganz ausgetrocknet. Ich denke, dass man den Hermunduren eigentlich nur noch einen kleinen Schubs geben muss, damit sie losschlagen. Und wir sollten überlegen, wie wir das auf den Weg bringen könnten".

    Zitat

    Crispus: "Naja, aber er ist eben doch noch ein Junge und braucht die leitende Hand eines Vaters. Ich will ja nur, dass er das Beste aus sich macht!"


    "Petronius Crispus! Der kleine Junge ist mannbar und just dabei, Magister Vici zu werden. Bei allen Göttern, das ist schon ein Leid mit der patria potestas. Da gibt es Senatoren, die müssen ihren Vater fragen, wenn sie bloß ein paar Sesterzen ausgeben wollen. Natürlich nur, wenn ihr Vater noch lebt. Bei uns Germanen läßt man einen mannbaren Bengel auch mal ohne leitende Hand ins kalte Wasser springen, damit er kapiert, dass das Leben auch Niederlagen bereithält. Die Kelten machen es genau so. Wie oft habe ich meinen Söhnen gesagt, dass sie da aufpassen sollen und dort aufpassen sollen. Die Kerle haben diesem väterlichen Gequatsche mitnichten zugehört. Wenn sie dann mit blutigen Nasen nach Hause gekommen sind, dann und erst dann war ich zufrieden. Denn ich wusste: Jetzt haben sie's kapiert. Der wirksamste Lehrmeister für das Leben ist das Misslingen".


    Ich streifte meine Tunika über und setzte mich auf einen Hocker. "Na gut, bei dir ist es vielleicht weniger die patria postestas als vielmehr die väterliche Liebe. Kann ich gut verstehen."

    Zitat

    Alwina: Sie war immer noch der Meinung, dass die wenigsten Römer ihre Sprache,verstanden.


    Innerlich kicherte ich über den Hungerhaken, aber nicht wegen der Frechheit Alwinas, sondern weil ich wusste, dass Silanus sehr wohl Germanisch verstand. Zumindest hatte er das behauptet. Ich linste zu ihm hinüber, aber er löffelte gerade mit fast religiöser Andacht den Rest seiner Suppe.


    Dann fiel mir ein, dass Alwina davor etwas von einem Stall gesagt hatte. Beim Hades, was wollte sie denn mit einem Stall?


    "Augenblick mal, Alwina. Das mit dem Stall habe ich mitbekommen, aber da reden wir nachher drüber und bleiben jetzt erst mal bei den kleineren Tierchen. Im Augenblick haben wir ja noch einen kühlen Märzwinter, aber wenn es wärmer wird, dann fangen die Bienen an zu fliegen und dann - das meinte Boduognatos - müssen wir rausgehen und nachschauen, aus welchen Beuten die Viecher fliegen und aus welchen nicht. Das könntest du dann mit Boduognatos zusammen machen, wenn du Zeit hast. Das muss man ein paar Mal wiederholen, bis man sicher ist, welche Bienenvölker wirklich aktiv sind. Die Beuten, aus denen keine Bienen kommen, müssen dann weggebracht und gesäubert werden, damit man sie später wieder mit einem Volk besetzen kann."


    Wir machten uns jetzt über den zweiten Teil der Mahlzeit her und nach den ersten Bissen fuhr ich fort: "Außerdem muss nachgezählt werden, wieviel Honig wir noch im Lager haben und ob die Verschlüsse der Honigtöpfe noch in Ordnung sind. Und auch das Wachs. Wenn du Zeit hast, kannst du das in dieser Woche machen bevor es wärmer wird. Die nötigen Tricks wird dir Boduognatos beibringen. Du bekommst zehn Sesterzen die Woche, einen Pott Honig und einen Pott Wachs vorsorglich als Schmerzensgeld, falls die dicken germanischen Bienen die Frechheit haben sollten, dich zu stechen".


    Ich wandte mich wieder dem Essen zu.

    Zitat

    Marsus: " ... das 'sollen' hatte ich bewusst nicht geändert, da die Lex hierzu eine eindeutige Weisung darstellen soll."
    (zur Gerichtsbarkeit): "Die Lex Civitatis wurde mit der selben Formulierung bereits einmal genehmigt. Ich denke, die Lex Municipalis würde ebenso gebilligt werden, wenn wir die Formulierung beibehalten."


    Als ich hörte, was Witjon da zu zu dem Wort sollen gesagt hatte, beugte ich mich vor und sagte zu ihm: "Bona Dea, das geht nicht in mein Mäusehirn rein, dass mit dem Wort 'sollen' eine eindeutige Weisung ausgedrückt wird. Aber ich bin kein Pingelskrämer und sage: soll es halt drin stehen bleiben". Ich grinste.


    "Zu der Sache mit der Gerichtsbarkeit bin ich der Meinung, dass hier im Codex Iuridicialis eine Lücke besteht. Diese Lücke wird auch von keinem anderen Gesetz ausgefüllt. Und wo kein Recht ist, da können wir ganz ungeniert uns das Recht nehmen und hier in Mogontiacum mithilfe unserer Lex Municipalis eine örtliche Gerichtsbarkeit zu etablieren. Wenn das Roma nicht passt, dann müssen die eben nacharbeiten."

    Zitat

    Magonidas: "Vielleicht wird aus uns beiden noch ein Ermittlerduo ..."


    Als wir unter dem Porticus hinüber zum Triclinum gingen, kam gerade ein kurzer Schneeregenschauer herunter. Ich sagte lachend zu Magonidas, der neben mir her ging:


    "So einfach ist es auch wieder nicht. Ich weiß da von einem Kriminalfall in Roma, der wäre drei Nummern zu groß für uns".

    Zitat

    Alwina: Napf und Löffel waren beiseite gestellt, der Hocker weggeschoben. Alwina war fertig zum gehen. „ Einundvierzig....“ flüsterte sie. Ihre Finger reichten nicht fürs zählen.


    Erstaunt blickte ich auf: "Sei so gut und setz dich wieder, Alwina. Wir sind mit dem Essen noch nicht fertig." Ich deutete mit dem Löffelstiel auf den Topf über dem Herd. "Der Fleischtopf wartet noch auf uns. Und die Nocken. Und das Kraut. Außerdem müssen wir noch ein kleines bißchen besprechen."


    Boduognatos prüfte, ob der Fleischtopf schon fertig war, warf die Gewürze hinein und rührte um, kostete etwas, zog zufrieden die Augenbrauen hoch und stellte die Schüssel mit den Nocken auf den Tisch. Dann nahm er sich das Kraut vor. Es schien auch gut zu sein. Er stellte es auch herüber und setzte sich wieder auf seinen Hocker.


    Boduognatus


    "Mein Dominus meint, dass es für dich Arbeit gibt. Die Bienen kommen schon aus der Winterruhe. Wenn es jetzt ein bißchen wärmer wird, dann kommen sie aus den Beuten und fangen an, Pollen zu sammeln. Haselpollen und Erlenpollen gibt's schon. Wir müssen jetzt kontrollieren, welche Bienenvölker den Winter überlebt haben."


    Er löffelte noch einen Rest Graupensuppe aus seinem Napf, ging dann hinüber zu dem Topf, roch daran und setzte ihn auch auf den Tisch.

    Zitat

    Crispus iunior: "Salve, Domitius. Es freue mich sehr, Dich endlich kennen lernen zu dürfen."


    Man konnte ahnen, dass der junge Mann, auch wenn er versuchte, Haltung zu bewahren, im Innersten etwas schlotterte. Ich war dem alten Crispus fast böse, dass er seinen Sohn heute so auf die Schlachtbank legte. Aber, was soll's, irgendwie muss einer ja auch anfangen.


    "Lass dich nicht ins Bockshorn jagen wegen deiner Wahl. Ich bin ja einer deiner Wähler und ich bin leicht zu überzeugen, wenn mir jemand gute Argumente bringt. Und ich verrate dir einen Trick: Wenn du dir von Anfang an sagst, dass es schief geht, dann geht's auch schief, garantiert. Also rede dir ein, dass du unschlagbar bist, dann hast du eine Chance, dass es auch klappt. Und das politische Gequatsche lernst du ganz nebenbei, wenn du die Ohren aufsperrst. Die klugen Wähler kannst du mit dem ethos und mit dem logos einfangen und die dummen Wähler gehen dir mit dem pathos auf den Leim. Das hast du doch in der Rethorik gelernt. Oder?"


    Zitat

    Magonidas: ... begrüßte Mathayus auch Massula mit einem freundlichen "Ave"


    "Salve, Magonidas, den Göttern sei Dank, dass wir uns heute nicht mit Kriminalfällen abgeben müssen. Obwohl das manchmal auch einen gewissen Unterhaltungswert hat, wie ich meine. Ich freue mich, dass ich auch deine Frau kennenlernen kann. Ich hoffe, dass dir die germanischen Winter gut bekommen, Mahsati Magonidas. Und Malchus Magonidas, dich habe ich auf dem Markt schon von Weitem gesehen und Mella, die Frau des Schusters Sufa hat mir neulich ein bißchen von dir erzählt. Die Dame ist aber mit Vorsicht zu genießen, die hat mir auch schon ganz schöne Klötze um die Ohren gehauen."