Beiträge von Faustus Domitius Massula

    Zitat

    Roxane: "Ah, jetzt fällt mir der Stammesname des Mannes wieder ein, der diesen wohl angeführt hatte: Hermundorus oder doch eher so ähnlich?"


    Ich schüttelte den Kopf. Hermundorus?


    "Meinst du den Stamm der Hermunduren? Die siedeln noch hinter den Chatten. Mir ist aber nicht das Geringste von einem Aufstand der Hermunduren gegen das Imperium bekannt. Das letzte, was ich von denen gehört habe, ist, dass sie vor mehr als fünfzig Jahren irgendwo in den Montes Abnoba die Chatten kräftig verprügelt haben. Das macht sie eigentlich sympathisch, oder?"

    Zitat

    Liutbert: "Rechtmä'igkeit?", hakte Liutbert nach, weil er das Wort nicht verstand


    Ja, das war wohl ein Stolperwort für Liutbert. Ich hatte aber auch kein alles erklärendes germanisches Wort für diesen Sachverhalt griffbereit.


    "E Sach is reschtmäßisch, wenn se gut, rischdisch un gerescht is un wemmer schdolz druf soi kann".

    Zitat

    Merula: "Eine brillante Idee, Petronius. Der Fiscus muss feierlich unter den Schutz der Götter gestellt werden. Ich bin mir sicher, dass der hiesige Pontifex unser Anliegen nur gutheißen wird."


    Gottvertrauen. Ja, das war nicht schlecht, aber ich dachte mir, dass man auch fleißig opfern müsste, damit der Stadtkasse der Schutz der Götter angedeihen konnte.


    "Ja, Patulcius Merula, eine brillante Idee. Es bleibt uns aber nichts anderes übrig, als die Täter zu fassen und das Geld wieder herzuschaffen, bevor wir solche brillianten Ideen umsetzen können. Deshalb befürworte ich ausdrücklich die Bemühungen, einen Ermittler einzuspannen. Ich bitte auch mit demselben Nachdruck darum, dass dieser Ermittler so bald als möglich dem Ordo Decurionum einen Bericht erstattet und diese Berichterstattung regelmäßig wiederholt."

    Zitat

    Roxane: " ... ich habe gehört, das die letzten großen Kriege ... eher von einem römernahen Stamm geführt wurden?"


    Da lag hatte sie mir eine recht grauslig verschachtelte Frage hingelegt, die Gute. Ich musste sie erst auseinander nehmen, die unwichtigen Einschübe beiseite legen und dann wieder zusammenstecken. Ja, dann ging es. Ich lächelte erleichtert.


    "Ich sprach von der augenblicklichen Situation wie sie sich jetzt darstellt. Natürlich ist der Zusammenhang zwischen Römerfeindlichkeit und Abstand zum Imperium kein ewig gültiges Gesetz. Das kann sich jederzeit ändern. Du spielst wahrscheinlich mit deiner Frage auf den Bataveraufstand vor etwa vierzig Jahren an. Die Bataver waren damals, als sie sich auflehnten, eine gens foederata, also in der Tat römernah. Die Chattenkriege vor ertwas mehr als zwanzig Jahren kannst du nicht gemeint haben, weil die Chatten eigentlich notorisch römerfeindlich sind. Diese Burschen hatte ich auch vorhin mit dem 'grummelnden Hintergrund' gemeint".

    Zitat

    Modestus, der die letzten Worte des Germanen kaum verstanden hatte


    Ich nickte Modestus zu. Der Mattiaker sprach einen Dialekt, den ich auch nur deswegen verstand, weil wir früher in unserer Werft an der Siga einige Bataver beschäftigt hatten. Die brachten auch solche knarzigen Laute hervor. Dass sich das aber bei Liutbert auch ins Lateinische durchpauste, überraschte mich dann doch. Na, man würde sehen wie man damit klarkam.

    Zitat

    Aculeo: "... könntest du uns eventuell ein wenig über die herrschenden Zustände und politischen Dinge aufklären, Domitius?"


    Sim-Off:

    Eigentlich bin ich gerade im officium des Legatus, aber ich mach mal den Zeitebenen-Trick


    Das war eine einfache Frage, die zu beantworten aber enorm viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Ich hob die Augenbrauen und blies meine Backen auf.


    "Puh, wo soll ich da anfangen, Germanicus Aculeo? Deine Frage ist sehr, sehr allgemein. Die herrschenden Zustände und die politischen Dinge in dieser Provinz sind ziemlich kompliziert und vielfältig. Aber ich nehme mal das Thema Grenzprovinz, weil wir gerade einen Besucher von der anderen Seite des Rhenus hier haben. Wir haben schon etwa drei Jahrzehnte relative Ruhe. Ich meine damit, dass es keine großen Kriegszüge gegeben hat. Die Germanenstämme, die nahe der Grenze zum Imperium leben, sind am Handel interessiert, also meist friedlich. Die Grenze ist, obwohl der Limeswall errichtet wurde, offen. Wer das Imperium ohne Waffen betreten will, kann kommen. Es finden entsprechende Kontrollen statt und die Limesbesatzungen wie auch die Alae und die Legionen sind wachsam. Politisch versuchen wir, die nahe an der Grenze wohnenden Stämme mit entsprechenden Abkommen bei der Stange zu halten, um ein ruhiges Vorfeld zu haben, das uns auch über die Vorgänge im Hinterland unterrichtet. Im tieferen Germanien kann alles Mögliche passieren. Allgemein ist es so, dass die Germanenstämme umso römerfeindlicher sind, je weiter von der Grenze sie ihre Sitze haben. Das kann sogar zu Auseinandersetzungen zwischen den Germanenstämmen führen. Im Moment grummelt es etwas im Hintergrund. Das wissen wir hier in der Regia, das wissen die Kommandeure und das wissen auch die Leute auf der Straße. Aber dir ist sicher aufgefallen, dass das Leben hier kaum davon beeinträchtigt ist".

    Zitat

    Rutilus: "Die Truhe fand ich leer vor".


    Das war also der Befund. Zwei Türen und ein Schloss aufgebrochen. Einige verstörte Bedienstete. Ein Fehlbetrag von über 30.000 Sesterzen. Und eine Kleinigkeit. Ich ergriff das Wort.


    "Danke, Visellius Rutilus für den ausführlichen Bericht. Demnach ist der Diebstahl in der gestrigen Nacht verübt worden. Oder schon früher? Könnt ihr das feststellen? Ich frage deswegen, weil Duccius Marsus gerade eben einen Betrag von, ich glaube 420 Sesterzen nannte, die noch in der Stadtkasse seien. Nach deinen Worten war aber die Truhe heute morgen leer. Wo waren denn die 420 Sesterzen zu diesem Zeitpunkt?"

    So ein verdammtes Gedränge! Wir hatten in den Menschenmassen Ateualus Capito und Togionus Eximnus verloren, weil der alte Capito auf kürzestem Wege zur Militäparade wollte und nicht erst zum Forum. Ich war dann froh, dass wir uns bis zur Festprozession im Theater durchkämpfen konnten. Ich sagte zu Arionus Bellicius: "Los, gehen wir einfach da mit. Du bist der Duumvir der Civitas Treverorum und ich bin Decurio in Mogontiacum. Wir brauchen uns nicht die Frage zu stellen, ob wir da mitgehen dürfen". Mit einem breiten Lächeln fuhr ich fort: "Nein, dieser Festzug bedarf offensichtlich der Zierde unserer Häupter, meinst du nicht auch?"


    Arionus Bellicius grinste, das sah ich, obwohl seine Mundwinkel von seinem gewaltigen Schnäuzer verborgen wurden. Aber die Fältchen in seinen Augenwinkeln verrieten es.
    [Blockierte Grafik: http://img40.imageshack.us/img40/5666/bellicius3k.jpg]
    Q. Arionus Bellicius: "Lass und würdevolle Gesichter aufsetzen und den Ruhm von Mogontiacum vermehren".


    So vervielfachten wir schreitend ein Weilchen den Ruhm von Mogontiacum, bis ich Duccius Marsus entdeckte. Er stand weiter oben mit stolzgeschwellter Brust bei Petronius Crispus. "Ach," sagte ich zu Bellicius, "da vorne ist Duccius Marsus. Lass uns feststellen, auf welcher Stufe seine Festtagsstimmung inzwischen angelangt ist".

    [Blockierte Grafik: http://img64.imageshack.us/img64/7180/euphorbuskl.jpg]Scriba Euphorbus


    Euphorbus kam zurück vom Legatus. Immer wenn er vom Legatus zurückkam, nahm er irgendwie Haltung an, keine militärische, nein, er richtete sich gerade, wie jemand, der etwas ganz Wichtiges würdevoll verkünden will. So auch heute.


    "Der Legatus Augusti möchte zunächst mit dem Abgesandten der Mattiaker sprechen. Er möchte, dass du, Domitius Massula diesem Gespräch beiwohnst. Er hat mich beauftragt, unsere anderen Besucher in den Besprechungsraum zu führen und ihnen eine Erfrischung anzubieten".


    Soweit Euphorbus. Ich hätte beinahe 'Amen' gesagt, aber ich ließ es sein. Ich sagte stattdessen zu den 'anderen Besuchern': "Bitte, habt Verständnis dafür, dass ihr noch etwas warten müsst. Euphorbus zeigt euch den Weg".


    Zu Liutbert: "Der Legatus Augusti erwartet dich". Ich begleitete ihn und bevor wir die Tür öffneten, sagte ich noch zu ihm: "Ab jetzt müssen wir lateinisch sprechen, sonst versteht er dich nicht".

    [Blockierte Grafik: http://img5.imageshack.us/img5/2298/ateualus2k.jpg]
    Lucius Ateualus Capito
    Capito war gestern aus der Silva Arduina kommend in Mogotiacum eingetroffen und hatte beim Duumvir erfahren, dass er bei Domitius Massula Unterkunft finden würde. Zu seiner Überraschung traf er dort auf Nero Togionus Eximnus von den Sequanern, der ebenfalls in der Casa Domitia wohnte. Man hatte dann kurz entschlossen diese Überraschung mit Massula zusammen kräftig gefeiert.


    Jetzt stand er in der Via Borbetomagna, begeistert vom Vorbeimarsch der Legio, schrie "Ruhm und Ehre!", hüpfte trotz seiner verschlissenen über 80-jährigen Kniegelenke von einem Bein aufs andere und fuchtelte mit seinem Eibenstock in der Luft herum. Der Sequaner neben ihm hatte die Arme verschränkt und lächelte.


    [Blockierte Grafik: http://img59.imageshack.us/img59/1144/eximnus2k.jpg]
    Nero Togionus Eximnus
    "Wenn du so weiter machst, dann wirst du früh sterben, mon vieux". Er grinste: "Und denk an die Würde des Alters".


    "Ich bestimme, wann ich die Würde des Alters heraushänge und wann nicht!" warf Capito zurück und schwenkte weiter seinen Eibenprügel in der Luft herum. "Jetzt, zum Beispiel nicht, Eximnus!"

    [Blockierte Grafik: http://img64.imageshack.us/img64/7180/euphorbuskl.jpgScriba Euphorbus


    "Salve Legatus Augusti, bei Domitius Massula sind einige Leute eingetroffen, die ein Gespräch mit dir führen wollen. Da ist erstens Roxane Enkidu von der Acta Diurna, begleitet von Germanicus Aculeo. Und zweitens haben wir Liutbert Chlodwigssohn. Er ist vom Anführer der Mattiaker geschickt worden, um mit dir ein Treffen zu vereinbaren".

    [Blockierte Grafik: http://img64.imageshack.us/img64/7180/euphorbuskl.jpg]Scriba Euphorbus


    Euphorbus schob einen Sessel vor sich her. Um ihn anzuheben war er einfach zu schmächtig. Aber er wusste sich ja zu helfen. "Salvete allerseits. Hier der Sessel, damit niemand herumstehen muss".


    "Danke, Euphorbus," sagte ich. "Geh bitte zum Legatus Augusti und sag ihm, dass Germanicus Aculeo und Roxane Enkidu ein Gespräch bei ihm wünschen. Roxane Enkidu kommt von der Acta Diurna und möchte ihm einige Fragen stellen. Ferner ist hier Liutbert Chlodwigsohn, eine Abgesandter des Anführers der Mattiaker, er möchte ein Treffen vereinbaren".

    Zitat

    Repentinus: "Ich wünsche euch einen angenehmen Aufenthalt hier in der Stadt und ein schönes Fest."


    L. Ateualus Capito


    Alter Männer machen Geräusche. Und so machte auch Capito, als er wieder in den Wagen stieg, ein knarzendes Geräusch, das so ähnlich klang, wie das Röhren eines Hirsches, nur leiser. Schuld daran waren seine alten Gelenke, die sich beim Einsteigen in Erinnerung brachten. Dann steckte er wieder seinen Kopf aus dem Wagen : "Ich danke dir, Primus Pilus".


    "Raaf rem sol!", rief er seinen Leuten zu und der Zug setzte sich in Bewegung.

    Zitat

    Liutbert: "I kum vonna richas vonne Volg de Maddiaki, um to sprake mit de Fürschd vonna Römer över e Treffe."


    "Liutbert, des is gut, dass ihr jetz dodemit kummt. Isch glaab, dass der Ferscht gern so e Treffe hawwe will".


    Zitat

    Liutbert: "Issat e Sehrin, to datt e wis watt de Norne i bringe?"


    Ich überlegte, wie ich dem Liutbert klar machen sollte, was die Acta Diurna ist. Mir fielen dann die Raben Huginn und Muninn ein. Ja, das ging. Der Vergleich quietscht ein bißchen, aber geht.


    Ich fing in Latein an, damit Roxane und Aculeo mit bekamen, um was es ging. "Liutbert, der Herr, der neben der Tür steht, ist Germanicus Aculeo und sie ist Roxane Enkidu, seine Frau". Soweit, so gut.


    "Die Fraa schafft bei ere Zeidung. E Zeidung is des was die Krabe Huginn un Muninn beim Wodan gemacht hawwe. Die hawwe em jeden Morge verzeelt, was in de Weld bassiert. Bei de Römer gibts sowas uf Babirus, awwer net blos fer de Wodan, sondern fer alle Leit. Un die Roxane will jetz unsern Ferscht ausfrooche, was er so iwwer die Welt maant. Un dann schreibt se des in die Zeidung. Nät, dass du dir zuviel Gedanke machscht iwwer Weiber beim Ferscht".

    Zitat

    Aculeo: "Vielleicht lernst du den falschen Germanicer kennen. Aber trotzdem. Ich fühle mich geehrt, Domitius Massula".


    Ich kannte die Gens Germanica nur vom Hörensagen und konnte mir nicht vorstellen, welcher Germanicus falsch und welcher richtig war. Aber das würde sich zu gegebener Zeit aufklären.
    "Ehre hin oder her, Germanicus Aculeo, ich denke, ich sollte euch bekanntmachen, da wir gerade beim Kennenlernen sind. Der Herr im Sessel neben dir, Roxane Enkidu, ist Liutbert Chlodwigssohn. Er ist ein Abgesandter des Königs der Mattiaker, eines Stammes, welcher die benachbarten Gegenden östlich des Rhenus besiedelt und mit denen wir gute Verträge haben. Es ist außerordentlich wichtig, dass wir diese Beziehungen zu den Mattiakern pflegen".


    Dann ging ich zu Liutbert.

    Zitat

    Repentinus: "Bevor ich euch passieren lassen kann muss ich einen Blick in euren Wagen werfen, und euch durchsuchen. Habt ihr Waffen dabei?"


    L. Ateualus Capito
    Capito hielt dem Soldaten einen schön geschnitzten Gehstock aus Eibenholz hin: "Ist das Ding hier eine Waffe? Ich brauch den Eumel zum Gehen. Er ist mein drittes Bein, verstehst du?" Er stieß den Eibenknüppel in den Boden. "Aber, ejal. Tu, was das Imperium dir befiehlt!"

    Zitat

    Repentinus: "Salve die Herren, wer seid ihr und was ist der Grund eures Kommens?"


    [Blockierte Grafik: http://img5.imageshack.us/img5/2298/ateualus2k.jpg]


    L. Ateualus Capito stieg jetzt aus dem Wagen. Er hüstelte ein bißchen: "Salve, junger Mann, ich bin Ateualus Capito, komme aus der Civitas Caerosium in der Silva Arduina und möchte zum Stadtfest der Mogontiner. Ich meine natürlich, wenn du mich in die Stadt läßt. Und dort möchte ich zum Duumvir".