Beiträge von Faustus Domitius Massula

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    Ich bin Iullus Quintilius Sermo. Der Legatus Augusti erwartet mich.


    Nachdem Euphorbus behauptet hatte, dass es in Wahrheit keine nicht-klecksende gab, hatte Calvus keine Mühe gescheut, eine Tinte aufzutreiben, von der der Händler behauptete, dass sie garantiert nicht kleckste. Gerade wollten wir mit der Wundertinte den Elchtest machen, da klopfte es und es kam ein hohes Tier herein, das sich als Iulius Quintilius Sermo vorstellte.


    "Salve Quintilius Sermo". Ich hatte keine Notiz über einen heutigen Termin des Legatus. "Willkommen in der Regia. Nimm doch bitte erst einmal Platz. Man hat mich leider nicht über dein Kommen informiert. Ich werde gleich den Legatus fragen, ob er Zeit für dich hat. Einen Augenblick bitte".


    Ich ging hinüber zum Officium Primum.

    Ich stand auch auf und verabschiedete mich von Modestus. Als ich etwas später vor die Tür der Silva Nigra trat, sah ich, wie schräg gegenüber aus der Taberna Barbarorum ein paar grölende Germanen herauskamen. Die hatten wohl noch ein verlängertes Julfest gefeiert. Hinter ihnen kam der Wirt Laubasnius heraus und schloss die Tür.


    Den Göttern sei Dank, er hatte mich nicht gesehen. Er hätte es mir wahrscheinlich nicht verziehen, dass ich bei seiner schnieken Konkurrenz gewesen war.

    Ich wollte gerade hinter Marsus her, da fiel mir ein, dass es besser wäre, wenn ich etwas zum Schreiben mitnähme. Ich griff mir noch drei tabulae und einen Griffel.


    Als ich durch die Tür ging, wäre ich beinahe über die Katze pro Praetore gestolpert, die offenbar auf der Suche nach einem Schlafplatz zwischen den älteren Akten war. "Auch du dienst dem Imperium, Felix", murmelte ich und folgte Marsus zum officium des Legaten.

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    Ich geh jetzt rüber und sage, dass du da bist


    Ich kam zurück in mein officium und sagte zu Marsus: "Diesmal ging es schnell. Du kannst gleich zum Legatus hinüber gehen". Ich grinste, "Die Warteschlange befindet sich im officium des Legatus. Maecenas ist schon dort. Du sollst gleich dazukommen".

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    Calvena: " ... Komm doch ruhig die nächsten Tage vorbei. Dann machen wir uns Gedanken zu dem Weihestein!"


    "Gerne", sagte ich, "und danke für deine Einladung, Calvena. Ich wünsche dir eine gute Nacht, vale".


    Während ich nach Hause ging, hörte ich noch den leiser werdenden Lärm des Julfestes. In einigen Stunden würde die Menge der Teilnehmer bis auf ein kleines Häuflein zusammengeschmolzen sein, das in wilder Entschlossenheit bis zum anbrechenden Morgen durchfeiern wollte, aber die meiste Zeit einzig und allein damit beschäftigt war, noch etwas Trinkbares aufzutreiben. Ich hatte das früher genau so gemacht, aber in den letzten Jahren war mir die Lust vergangen, dem ersten Morgenlicht mit verquollenen Augen entgegen zu blinzeln.


    Morgen würde es in Mogontiacum eine Menge müder Leute geben.

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    Marsus: " ... Der Legatus Augusti hat mich herbestellt. Wo darf ich mich anstellen?"


    Ich wollte gerade mein Gespräch mit Euphorbus über klecksende und nichtklecksende Tinte wieder in Gang setzen, als Duccius Marsus eintrat.


    "Salve, Marsus. Du brauchst dich nicht an der Warteschlange anstellen. Für dich haben wir immer einen Sitzplatz. Nimm erst mal Platz. Der Legatus hat gerade einen Besucher. Du kennst ja die Prozedur. Ich geh jetzt rüber und sage, dass du da bist".

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    Annaeus Modestus: " ... Verstehen wir uns?"


    Während Modestus sprach, legte ich eine Dattel und etwas Schafskäse auf meinen Teller. Was er da sagte, war jetzt einleuchtend. Dass er auf meine Bewerbung bei Livianus einging, war verständlich. Ich wusste ja gerüchteweise, dass es zwischen beiden etwas qualmte. Aber schon Vibulanus hatte mir mit dem ihm eigenen Gepolter klargemacht, dass ich in der Regia zu bleiben hatte.


    "Es ist gut so", sagte ich, "Ich habe verstanden. Und ich bin mit unserem Gespräch sehr zufrieden. Bei einem guten Essen kommt man gemeinhin auch zu brauchbaren Ergebnissen. Ich danke dir für alles".

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    Elissa: „Na gut ich werde vielleicht noch ein oder zwei Met trinken und dann auch kommen.” Sagte sie und zwinkerte Calvena zu und küsste sie kurz auf die Wange. Dann war sie auch schon verschwunden.


    Ich blickte Elissa nach und sagte zu Calvena: "Ich glaube, dass die Germanen noch gar nicht ahnen, was da auf sie zukommt. Meinst du nicht auch, dass man den armen Kerlen eine Warnung zukommen lassen sollte?" Ich griff mir ein Bratenstück und zeigte damit nach oben: "Ach was soll's, jeder von den Burschen hat ja schließlich eine Norne".

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    Modestus: "Was sagst du nun?"


    Jetzt war ich baff. Erst hü, dann hott. Hilfeheischend schaute ich zu meiner Norne auf. Sie lächelte und meinte: 'Ich hab gerade keinen Bock, Schicksal zu spielen. Mach's mal selber'. So, selbermachen also. Ein Blick zu Annaeus Modestus half da auch nicht weiter, denn der versteckte sich hinter seinem Becher.


    Ich hob die Schultern und sagte: "Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass du mich hinters Licht führen willst. Erst sagst du, es sei dir wichtig, dass dein Princeps Praetorii ein Klient von dir sein sollte, dann ist das auf einmal nicht so wichtig. Ich kann diesen logischen Knoten jetzt nicht aufpfriemeln. Damit wir weiterkommen, gehe ich mal nach dem Prinzip 'in dubio pro Valgiso' vor und nehme einfach an, dass dein Vertrauen in mich groß genug ist, um auch ohne meine Klientschaft auszukommen. Ich nehme dich also beim Wort, was dein letztes Angebot betrifft".


    Jetzt bemerkte ich, dass meine Schultern immer noch in der Höhe waren. Ich ließ sie sinken, nahm noch ein Schlückchen Wein, wischte meinen Schnäuzer ab und fügte hinzu: "Den Punkt Patronat können wir ja jederzeit wieder auf die Tagesordnung setzen. Ich habe mich jedenfalls darüber gefreut, dass du mir das angeboten hast".


    Jetzt wartete ich darauf, dass Annaeus Modestus wieder hinter seinem Becher hervorkam.

    Ich nahm einen Schluck Wein, um Zeit zum Nachdenken über dieses neue Thema zu gewinnen. Eine Klientel? Das war mir noch nicht in den Sinn gekommen.


    "Weißt du, ich habe bisher als freier Peregrinus vor mich hingeackert und habe an eine Klientel noch keinen Gedanken verschwendet. Aber ich begreife, dass es dir wichtig sein muss, einen Mitarbeiter zu haben, der an dich gebunden ist. Da hätte ich eigentlich auch selber drauf kommen können".


    Ich setzte den Krug ab und wischte mir mit dem Handrücken über den Schnäuzer. "Nein, ich bin niemandes Klient. Von daher gibt es für mich kein Problem damit". Und mit einem leisen Lachen: "Du hast mir gerade dein Patronat angeboten. Ich dachte eigentlich, dass man - im Gegenteil - den Patron darum bitten muss. Wenn das so ist, dann ist es mir eine Ehre, dich zu bitten, mein Patron zu werden".

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    Annaeus Modestus: "... aber ich möchte auch jemand, der sich mit den lokalen Gegebenheiten auskennt. Kennst du einen solchen Mann?"


    Ich dachte kurz nach und runzelte die Stirn. "Ich kenne einige Leute, die mit den lokalen Dingen gut vertraut sind. Auch ich gehöre dazu. Und mich kenne ich am besten". Ich setzte ein Lächeln auf. "Nimm es mir nicht übel, dass ich bei dieser Frage so schnurstracks auf mich selber zu sprechen komme".
    Als der Wirt das Essen brachte, lehnte ich mich etwas zurück. "Ich arbeite jetzt fast drei Jahre in der Regia und über mein Schreibpult geht die gesamte Post. Und die muss gelesen, geschrieben und kopiert werden. Man darf also annehmen, dass ich über die Angelegenheiten der Provinz bestens unterrichtet bin. Manchmal hätte ich dann meinen Vorgesetzten gerne gesagt, was sie tun sollen. Aber als kleiner Scriba hat man nur dann etwas zu sagen, wenn man gefragt wird. Du verstehst jetzt vielleicht, dass mich die Aufgaben eines Magister Officiorum doch ziemlich reizen, zumal ich den Magister Duccius Marsus gelegentlich ohne viel Aufhebens vertreten habe, wenn es nötig war".


    Hier machte ich erst mal Pause, weil ich aus meiner spontanen Bewerbung nicht gleich ein Zirkusplakat machen wollte und wandte mich dem Essen zu.

    Als ich die Taberna Silva Nigra betrat, waren nur wenige Leute in der Gaststube. Ich sah mich um. Annaeus Modestus hatte ich ja schon kurz im officium des Magisters gesehen. Er saß in einer ruhigen Ecke und am Nebentisch konnte ich auch seinen Bediensteten erkennen, der mir die Nachricht überbracht hatte. Ich ging auf den Tisch des Legaten zu, blieb einige Schritte davor stehen und hob meine Hand zum Gruß.


    "Salve, Legatus. Ich bin Valgiso, der Scriba, den du sprechen willst. Doch zuvor wünsche ich dir einen guten Appetit. Ich will hoffen, dass die germanische Küche einem Senator aus Roma nicht allzu abschreckend vorkommt".

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    Calvena: "... Ich wollt nach Hause gehen“, erklärte sie der Keltin. „Du kannst dich ja noch amüsieren".


    Während die Keltin mich über den Platz zu Calvena zerrte, wäre ich fast über einen rothaarigen Bengel gestolpert, der mir flink wie ein Eichhörnchen vor den Füßen vorbeirannte. Das musste einer von den kleinen Ducciern sein. Wahrscheinlich auf dem Kriegspfad.


    Von dem Brauch, nackt um das Feuer zu tanzen, hatte ich noch nichts gehört und ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass Calvena eine solche Aktion ernsthaft in Erwägung ziehen würde. Immerhin konnte ich bei dem Gedanken daran ein Grinsen nicht unterdrücken und sah dann, dass Elissa sogar ein recht strahlendes Grinsen im Gesicht stehen hatte. Bei Epona, sie schien ziemlich frech zu sein.


    Ich wies mit dem Kopf in die Richtung, wo sich die Menge um die Rauferei drängte, "Calvena, wegen der Klopperei dort brauchst du dich nicht beunruhigen. Die Kerle sind so sternhagelvoll, dass sie nach ein oder zwei Schlägen wie Säcke umfallen und dann auch liegen bleiben. Außerdem hört man ja, dass sich die Chose wieder beruhigt".


    "Wenn du wirklich nach Hause gehen willst, dann kommt es aber auf keinen Fall in Frage, dass du alleine gehst. Ich schlage vor, wir schnappen uns noch einen Becher heißen Met und einen Happen zu Essen. Dann gehen wir gemeinsam in aller Ruhe nach Hause".

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    Alvitus: "Er lädt dich daher ein mit ihm in der Taberna Silvia Nigra heute Abend zu Essen".


    Während ich staunend diese Nachricht vernahm, sah ich im Augenwinkel, wie der Kopf von Euphorbus, der sich beim Eintreten des Mannes wieder über seine Schreibarbeit gesenkt hatte, recht rasch in die Höhe fuhr. Ich sah auch, dass Alvitus, während er sprach, mit unbewegter Miene die Tintenflecken auf meiner Tunika begutachtete. Mag er denken, was er will, sagte ich mir, wo geschrieben wird, wird auch gekleckst, verdammt noch mal.


    Ja, beim Hercules Magusanus und allen sonst noch zuständigen Göttern, da kommt ein neuer Legat und lädt so mir nichts dir nichts einen Scriba zum Abendessen ein. Ich entschied mich, die Sache auf mich zukommen zu lassen. Keine Erwartungen, keine Befürchtungen.


    "Alvitus, ich danke dir sehr für das Überbringen dieser Nachricht. Und sag deinem Herrn, dass ich mich sehr auf das Zusammentreffen freue und gerne kommen werde". Ich schaute an mir herunter und lächelte, "... selbstverständlich werde ich dafür sorgen, dass diese Tintenkleckse hier nicht mitkommen".

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    Bist du der Scriba Provincialis Valgiso? Falls ja so habe ich eine Nachricht von meinem Herrn für dich.


    Wütend zerknüllte ich ein Papyrus, weil die Tinte tückischerweise wie wild um sich gekleckst hatte. Als ich über die miese Qualität der Amtstinte zu nörgeln anfing, meinte Euphorbus, dass es keine 'garantiert nicht klecksende Tinte' gäbe, auch wenn die Händler das immer wieder behaupteten. Er hätte schon alles versucht, aber selbst die feinste treverische Qualitätstinte würde sich unverschämter Weise genauso verhalten wie die billigste friesische Eichengallensoße.


    Ehe Euphorbus seine Forschungsergebnisse weiter ausbreiten konnte, öffnete sich die Tür und ein uns unbekannter Mensch trat ein, der sich Alvitus nannte. Er käme vom neuen Legatus und hätte eine Nachricht für mich.


    Als ich mich ihm zuwandte, sah ich noch, dass einige Tropfen der Tinte sich auch auf meiner Tunika häuslich niedergelassen hatten.


    "Salve, Avitus. Ja, ich bin der Scriba Valgiso. Welche Nachricht bringst du von deinem Herrn?"