Beiträge von Faustus Domitius Massula

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    Elissa: "... Aber es klingt schön"


    Sie schien etwas wortkarg zu sein, die Keltin. Meine Frau hätte mir in solch einer Stuation mit einer mindestens zweistündigen Rede klargemacht, dass mein Gerede nichts als eine inhaltslose Dampfplauderei gewesen sei. Ferner hätte sie daraus messerscharf abgeleitet, dass ich ein geistiger Zwerg wäre, weshalb es für die Familie ein unerwartet großes Glück sei, dass ich überhaupt noch genug Geld ins Haus brächte. Sie hätte diese Schlussfolgerungen wenigstens vier oder fünf Mal in wunderbaren, wechselnden Formulierungen wiederholt, um dann zu dem Schluss zu kommen, dass ich wegen meiner gallischen Vorfahren im Gegensatz zu ihr ein ziemlicher Schwätzer sei. Und, um die Sache abzuschließen, hätte sie mir gesagt, dass ich mich deswegen nicht zu grämen bräuchte, die Dinge seien nun einmal so wie sie sind und ich hätte mich damit abzufinden.


    Insofern ist Wortkargheit natürlich eine ganz angenehme Eigenschaft. Als ich mir überlegte, ob ich Elissa das sagen sollte, bemerkte ich, dass Calvena verschwunden war.


    "Elissa, hast du gesehen, wo Calvena hingegangen ist?"

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    Elissa: "Die Frau kommt aus Gallien und der Name aus Achaia".


    Dass ich da nicht gleich drauf gekommen war. "Ja, jetzt fällt es mir ein, dein Name ist wohl von der berühmten Stadt Elis in Griechenland hergeleitet. Aber in germanischen Ohren klingt der Name etwas anders. Man kann ihn deuten als 'von guter Herkunft' oder so ähnlich".


    Ich dachte an meinen Namen. Namen hängen einem ja ein Leben lang an und wenn sie einem nicht gefallen, dann wird man sie nicht so einfach los. Ich breitete meine Arme aus und hob die Schultern. "Mein Name ist zwar germanisch, aber er bedeutet eigentlich, dass ich gar kein richtiger Germane bin. Denn die Vorfahren meines Vaters sind Eburonen. Caesar hat die zwar vor ungefähr 150 Jahren mit Stumpf und Stiel ausgerottet, wie er behauptet. Einige davon hat er wohl übersehen, weil die sich in der Silva Arduinna versteckt hatten. Ich bin bei den Germanen aufgewachsen, beim Stamm der Sugambrer, wo meine Mutter her stammt. Weil mein Vater aber Eburone war, haben die sugambrischen Kinder mich immer und ewig Valgiso gerufen. Das heißt 'welscher Kerl' oder 'Keltenmann', was mir damals ziemlich auf den Geist ging".


    "Inzwischen habe ich mich mit dem Namen angefreundet. Er ist nämlich ein lustiger Geselle. Mein Dienstherr, der Legatus Augusti kann sich den Namen ums Verrecken nicht merken. Mein Vorgesetzter, der Magister Officiorum spricht ihn ständig falsch aus. Und die Römer im allgemeinen wissen nicht, was er bedeutet".

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    Na DAS ist doch mal eine Ansage wie ich sie mag!


    Ich nahm die Urkunde entgegen und überlegte einen kleinen Augenblick. "Dann würde also meine Tongrube jetzt heißen 'Freya Mercurioque - Argilla Valgisi' und den Matsch würde ich unter 'Der gute Ton aus Germanien - Freya Mercurioque' feilbieten. Und mein Obst würde ich unter 'Ex hortibus Rheni Bicornis - Freya Mercurioque' auf den Markt werfen. Hm. Klingt gar nicht übel".


    Ich rollte die Urkunde zusammen. "Ich danke dir, Duccius Marsus und freue mich, dass das geklappt hat. Ja sicher, ich habe noch ein paar Fragen, aber nicht jetzt. Das Julfest ruft und ich muss noch mal in der Regia vorbei, sonst kriegt mein Magister Officiorum einen Wutanfall. Und das schadet seiner Gesundheit".

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    Calvena:
    Salve Valgiso. So ein Fest kann ich mir doch nicht entgehen lassen. Ich bin mir sicher, dass es ein gutes Jahr werden wird!
    Elissa:
    Salve Valgiso. Ich freu mich dich kennen zu lernen.


    Jetzt erst sah ich, dass Calvena eine Begleiterin dabei hatte. Eine Begleiterin mit einem ziemlich aufgeweckten Blick. Die würde, sagte ich mir, mindestens genau so viel Neugierde an den Tag legen, wie neulich alle drei Damen auf dem Markt zusammen. Aber - den Göttern sei Dank, dass solche Laster nicht alle Tage virulent zu sein pflegen. Hoffte ich.


    Die Gelegenheit des Zusammentreffens nutzend, wandte ich mich an Calvena: "Ich möchte gerne mit dir etwas besprechen, Calvena. Bei unserer kleinen Diskussion neulich auf dem Markt über Tugend und Untugend der Neugierde waren wir ja auf meinen Weihestein zu sprechen gekommen. Ich weiß nicht, an welchem Platz ich ihn setzen kann. Dazu bräuchte ich deinen Rat. Nein, das sollten wir jetzt nicht hier auf dem Julfest besprechen, sondern in aller Ruhe anderswo".


    Inzwischen hatte Calvena mich mit ihrer Begleiterin bekannt gemacht. Elissa. Elissa? Wohl eine Peregrina oder eine Sklavin. Aber ich konnte mit dem Namen nichts anfangen.


    "Salve, Elissa, schön, dich kennen zu lernen". Ich war erstaunt, feststellen zu müssen, dass ich auch - aber ehrlich, nur ganz gelegentlich - der Neugierde ergeben bin. "In welchem Land gibt man Frauen diesen wohlklingenden Namen Elissa?"

    Germächlich war ich an dem Stand von Laubasnius, dem Wirt der Taberna Barbarorum vorbeigekommen, wo ich mir einen Becher heißen Met griff. Meinen Gruß erwiderte Laubasnius nur kurz, weil er gerade damit beschäftigt war, auf den Weinhändler aus unserer Straße einzureden, der ihn mit entsetzt aufgerissenen Augen anschaute. Wahrscheinlich bombardierte er den armen Kerl jetzt gerade mit seiner neuesten Version des bevorstehenden Weltuntergangs. Ich beschloss, demnächst wieder mal seine Kneipe aufzusuchen, denn Laubasnius, ein eingefleischter Pessimist, war im Erfinden von Weltuntergängen einsame Spitze im ganzen Imperium.


    Ich schaute mich um, wo ich vielleicht einen guten Happen zu essen finden konnte, da sah ich Germanica Calvena auf mich zu kommen.


    "Salve, Germanica Calvena, es freut mich, dass auch die Römer - oder noch besser, die Römerinnen - das Julfest mitfeiern. Dann wird es ja wohl ein gutes Jahr werden, dieses Mal".

    Nachdem ich in der Regia endlich den Schreibgriffel abgelegt hatte, ging ich durch das Stadttor hinaus zum Julfeuer. Der Wachtposten am Tor war derselbe, der mich damals durchgewunken hatte, als ich zum ersten Mal Mogontiacum betrat. Er grinste und sagte: "Scheint, dass Mogontiacum dich fest im Griff hat, ne?"


    "Ist ja auch nicht das Schlechteste, in den Armen von Mama Mogontiacum, oder?"


    Ich ging hinaus in den Schneeregen und zog die Kapuze über den Kopf. Kaltes Germanien! Den Römern gefiel sowas nicht, aber sie hatten ja unbedingt herkommen wollen, dann sollten sie auch bibbern. Aber ich ertappte mich dann doch dabei, dass ich mich auf die Wärme des Julfeuers freute.


    Ich sah schon einige bekannte Gesichter im Schein des Feuers und bemerkte, dass sie ziemlich beschäftigt waren, mit anderen zu reden und sich dann und wann einen Happen zu Essen oder einen Becher mit einem Trunk zu holen. Ich nutzte das erst mal und trat gleich so nah wie möglich ans Feuer, um mir die Pfoten zu wärmen.


    Dann ging ich auf Duccius Marsus zu. Weil er gerade mit jemand sprach, ließ ich mir Zeit dafür.



    Ad:
    Marcus Decimus Livianus
    Legatus Legionis - Legio II

    Mogontiacum - Provincia Germania


    Verehrter Legatus Legionis,
    ich erlaube mir, auf unser kürzlich geführtes Gespräch bezüglich meiner Bewerbung um die von dir ausgeschriebene Stelle eines Scriba Personalis zurückzukommen. Hier war noch zu klären, ob ich meine Stelle als Scriba Provincialis in der Regia verlassen kann.


    Ich bedaure, dir mitteilen zu müssen, dass mein Vorgesetzter, der Magister Officiorum, damit nicht einverstanden ist. Wesentlicher, aber nicht alleiniger Grund ist die anstehende Provinzreform.


    Mit freundlichem Gruß.


    Valgiso


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    Valgiso, Scriba Provincialis,
    Mogontiacum - Provincia Germania

    Sim-Off:

    Wertkarte Regia




    Ad:
    Ordinem Decurionum Confluentis
    Confluentes - Germania Superior - Provincia Germania


    Der Magister Officiorum hat mich beauftragt, euch mitzuteilen, dass der Legatus Augusti M. Vinicius Hungaricus folgende Entscheidungen getroffen hat:


    I
    Die bisherigen Duumviri von Confluentes sind hiermit ihrer Ämter enthoben.


    II
    Die beiden dienstältesten Decuriones übernehmen einstweilen die Amtsausübung der Duumviri.


    III
    Innerhalb von zehn Tagen sind in Confluentes Wahlen zum Amt der Duumviri auszurufen.


    IV
    Der Legatus Augusti erwartet sofortige Vollzugsmeldung.


    Mit freundlichem Gruß.
    Mögen die Götter euch gewogen sein.


    Valgiso


    _________________________________________________________


    Valgiso, Scriba Provincialis,
    Mogontiacum - Provincia Germania

    Ich ging zur Poststelle und gab das Schreiben an Purgitius Maecenas ab.




    Ad:
    Lucius Purgitius Maecenas
    Comes Germania Superior

    Mogontiacum - Provincia Germania


    Der Magister Officiorum hat mich beauftragt, dir mitzuteilen, dass der Legatus Augusti M. Vinicius Hungaricus folgende Entscheidungen getroffen hat:


    I
    Die bisherigen Duumviri von Confluentes sind hiermit ihrer Ämter enthoben.


    II
    Die beiden dienstältesten Decuriones übernehmen einstweilen die Amtsausübung der Duumviri.


    III
    Innerhalb von zehn Tagen sind in Confluentes Wahlen zum Amt der Duumviri auszurufen.


    IV
    Der Legatus Augusti erwartet aus Confluentes sofortige Vollzugsmeldung und bittet dich, die dafür notwendigen Maßnahmen einzuleiten.


    Mit freundlichem Gruß.


    Valgiso



    _________________________________________________________


    Valgiso, Scriba Provincialis,
    Mogontiacum - Provincia Germania

    Zitat

    Ja, so kannst du das machen. Im Grunde ist die Sache sowieso nicht so wichtig. Irgendein Raffzahn wird schon die Möglichkeit wittern sich an die Spitze von Confluentes zu setzen. Schlecht ist das ja nichtmal.


    Ich schnappte mir meine tabulae und sagte: "Wird gemacht, Magister Officiorum":

    Zitat

    Vibulanus:
    Aber Confluentes und den Comes müssen wir natürlich anschreiben. Das kannst ruhig du übernehmen. Erwähne ein zwei Mal den Legatus Augusti, das wird sie genug beeindrucken.


    Ich machte mir ein paar Notizen. "Wenn ich das richtig verstanden habe, Magister Officiorum, dann setze ich einen Brief an die Curia Confluentis auf, in dem erstens steht, dass der Legatus die flüchtigen Duumviri abgesetzt hat, zweitens, dass die beiden dienstältesten Decuriones bis auf weiteres die Geschäfte zu führen haben und drittens, dass innerhalb von zehn Tagen in Confluentes Wahlen auszurufen sind. Ich füge noch hinzu, dass der Legatus großen Wert auf eine sofortige Vollzugsmeldung legt".


    Ich fürchtete, dass dieser Brief in dem confluentinischen Chaos versinken könnte, ohne dass dort jemand auch nur eine Hand rühren würde. Ich hätte lieber ad personam geschrieben, aber ich wusste nicht, ob nicht auch eventuell einige Mitglieder der Curia von dem morbus confluentis befallen waren. Man musste also auf jeden Fall den Comes an den Kanthaken kriegen.


    "Jetzt der Brief an den Comes: wie oben, erstens ... , zweitens ... , drittens. Hier füge ich noch hinzu, dass der Legatus hierbei den vollen Einsatz vom Comes erwartet und ... natürlich sofortige Vollzugsmeldung. Allerdings weiß ich nicht, wo der Comes gerade steckt. Zuletzt habe ich ihn in Confluentes gesehen. Vielleicht sollten wir den Brief in sein officium und in Abschrift auch nach Confluentes schicken".


    Schon damals, als ich in das Imperium einwanderte - ausgerechnet nach Confluentes - war mir klar geworden, dass Confluentes ein ziemlich schlimmes Kaff war.

    Zitat

    Vibulanus:
    Auf jeden Fall müssen wir uns jetzt erst nocheimal um Confluentes kümmern. Der Legatus möchte, dass binnen 10 Tagen dort Wahlen stattfinden, um die alten Duumviri zu ersetzen. Die hat er übrigens selbst für abgesetzt erklärt. Bis dahin sollen die beiden ältesten der Decurionen übernehmen. Wir müssen also einen Brief aufsetzen.


    Ein Donnerwetter, ein Lob, ein Bonus. Dreimal um die Achse gedreht und rumms, der Gang der Geschäfte ruft. Valgiso schnapp deine Tabula!


    "Hab Dank für Lob und Bonus, Magister Officiorum. Alsdann, der Brief nach Confluentes ... Halt, da fällt mir ein, ich müsste auch eine Absage an den Legatus Legionis schreiben. Was meinst du, soll ich es selber machen oder willst du ... wegen des größeren amtsmäßigen Nachdrucks?"

    Zitat

    Niemals!


    Wenn das Imperium Romanum jemals einen verdatterten Germanen zu Gesicht bekommen hat, dann war ich es, wie ich da stand. Da nimmt man mal sein Schicksal selbst in die Hand und dann ... Ich hob meinen Blick zu meiner Norne. Die machte ein schnippisches Gesicht. War sie beleidigt, weil ich mich in ihr Metier eingemischt hatte? Dann erst nahm ich wahr, dass in dem vibulanischen Donnerwetter einige glitzernde Sternchen eingebettet waren, was mich etwas verwirrte.


    Ich brachte gerade mal ein "Jawoll, Magister Officiorum" heraus, während mein Kopf in fieberhafter Eile versuchte, eine brauchbare Ordnung in die Neuigkeiten zu bringen, die mir Vibulanus da aufgetischt hatte. Erst mal was gegen das Donnerwetter vorbringen.


    "Du musst verstehen, Magister Officiorum, dass man als Peregrinus nicht auf seinem Hintern sitzen bleiben kann, sondern sich immer nach etwas Nahrhaftem umtun sollte. Aber da hab ich wohl zur falschen Zeit an der falschen Stelle gegraben, zugegeben".


    Was die Provinzialreform angeht, hatte ich nicht erwartet, dass sich da von heute auf morgen und holterdipolter Entscheidendes tun würde. Aber ein neuer Statthalter? Neue Besen kehren gut, weil sie etwas zu beweisen haben. Mit einem neuen Statthalter hatte ich nicht gerechnet. Und ... Magister Officiorum, ich? Das schmeckte mir, obwohl es klar wie Grünkernsuppe war, dass ich mich auf viel Drecksarbeit einzustellen hatte. Ich kratzte mich am Kopf und lächelte.


    "So, wie du mir das gerade erläutert hast, begreife ich jetzt, dass ich hier zu bleiben habe".

    Aus Confluentes zurück nahm mich wieder der normale Bürotrott unter seine staubigen Fittiche. Ich ging morgens bei der Poststelle vorbei und nahm die eingetroffene Post mit. Etwas militärisches vom Procurator ab Epistulis aus Rom. Ich ging zum Magister.


    "Salve, Magister Officiorum, ich habe frische Post und auch ein persönliches Anliegen. Hier erst mal die Post".


    Ich wollte vermeiden, mit der Sache allzu lange herumzudrucksen. Also begann ich gleich mit meinem Anliegen. "Ich habe dir ja schon gesagt, dass ich mich gerade um eine andere Stelle bemühe und dass ich mich für die Stelle eines Scriba personalis beim Legatus Legionis interssiere. Nun, ich bin mir mit Livianus einig, dass ich dort die Stelle antreten kann. Ich möchte dich deshalb bitten, meinem Wechsel zuzustimmen und - wenn nötig mit der Erlaubnis des Legatus Augusti - mich aus dem Dienst in der Regia zu entlassen".


    Derweil legte ich ihm das Schreiben aus Rom auf den Tisch.



    Legatus Augusti pro Praetore
    Marcus Vinicius Hungaricus

    Regia Legati Augusti pro Praetore
    Mogontiacum
    Regio Germania Superior



    PROCURATOR AB EPISTULIS
    LEGATO AUGUSTI PRO PRAETORE SENATORI M. VINICIO HUNGARICO SALUTEM DICIT



    Salve Legatus Augusti pro Praetore,
    nach eingehender Beratung wurden mehrere Truppenverlegungen beschlossen. Die Provinz Germania ist von diesen betroffen. Die Legio IX Hispana wird von ihrem bisherigen Standort Colonia Claudia Ara Agrippinensium nach Legio in Hispania Tarraconensis verlegt.
    Die Legio XXVIII Alaudae wird von ihrem bisherigen Standort Novaesium in Germania nach Potaissa in Dacia verlegt. Die Kommandere der beiden Einheiten wurden ebenfalls benachrichtigt. Die Verlegung müssen so bald als Möglich umgesetzt werden.


    gez. Procurator ab epistulis



    Im Auftrag des Praefectus Urbi


    ~~Procurator ab epistulis der Admistratio Imperatoris~~


    [Blockierte Grafik: http://pages.imperiumromanum.net/wiki/images/5/5d/Siegel_Administratio_Impera.gif]


    ROMA ANTE DIEM IV NON DEC DCCCLX A.U.C.
    (2.12.2010/107 n.Chr.)


    Zitat

    Man könnte natürlich darüber nachdenken, eine weitere Imkerei zu eröffnen. Wenn du dann sowieso Socius wärst..


    Ich schob den Bierbecher etwas auf die Seite und beugte mich vor. "Ich denke darüber nach. Aber es gibt schon einen ganzen Haufen Imkereien und der Honig versickert trotzdem wie Wasser im Sand. Verstehst du das? Wenn ich eine Imkerei aufmache, dann wäre die praktisch in erster Linie für meinen Eigenbedarf. Das muss ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen".


    Ich wischte mit einer Hand über den Tisch, um das Thema abzuschließen.


    "Hat Freya Mercurioque denn ein Interesse daran, mich mit meinem, äh, Produktsortiment als Socius aufzunehmen?"

    Ich hatte mich in ein leeres officium zurückgezogen, um den Bericht zu schreiben. Manches Kopfschütteln begleitete meine Schreibarbeit, aber ich vermied es möglichst, irgendwelche Bewertungen in den Text hineinrutschen zu lassen. Das wollte ich den Bonzen überlassen.


    Als ich fertig war, ging ich hinüber zu Vibulanus. "Hier mein Bericht, Magister Officiorum. Ich habe Abschriften für den Comes und für den Praefectus der Ala Numidia vorbereitet. Wenn du einverstanden bist, können wir die losschicken".


    Ich gab ihm den Papyrus.




    Bericht:
    Zur Situation in Confluentes.



    I
    Die Ala II stellt fest, dass die Verwaltung von Confluentes nicht ordnungsgemäß arbeitet. Sachverhalte, die zu dieser Feststellung führten: Zunehmender Verfall der Stadt, keine Reaktion der Administratio auf einen Aufruf der Ala II, Reparaturarbeiten bei den städtischen Einrichtungen und am Castellum auszuführen, keine Reaktion der Administratio auf zunehmende Überfälle auf Gehöfte in der Gegend.


    II
    Der Praefectus der Ala II spricht beim Legatus Augusti vor, um die unhaltbaren Zustände in Confluentes darzulegen. Der Legatus gab folgende Anweisung: "... wenn du willst, daß sich in der dortigen Verwaltung etwas ändert, mußt du dich an die Personen dort wenden. Wenn du also der Meinung bist, daß etwas geändert werden muß, dann kümmere dich darum. ... Agiere dann wie ein Politiker, nicht wie ein Soldat".


    III
    Der Praefectus der Ala II begibt sich zur Curia von Confluentes. Er wird begleitet von zwei Decuriones, einem Vexillarius, zwei Duplicarii und sechs Equites mit leichter Bewaffnung. Als die Truppe in der Curia eintrifft, findet im officium des Duumvir gerade ein Gelage statt.


    IV
    Der Praefectus Ala II beendet die Veranstaltung und bittet den Duumvir zu einer Aussprache. Zu dieser Aussprache erscheint der Duumvir nicht. Er ist, wie auch die anderen Teilnehmer der Veranstaltung (meist Mitglieder der Administratio) flüchtig. Ein ausgeschickter Spähtrupp der Ala II konnte die Flüchtigen im Umkreis von zehn Meilen bis dato nicht ausfindig machen.


    V
    Der Praefectus Alae II schickt einen Boten zum Comes nach Mogontiacum und stellt Confluentes provisorisch unter die Aufsicht der Ala II. Der Comes als zuständiger Beamter für die Kommunen von Germania Superior begibt sich daraufhin nach Confluentes, um sich mit der Situation vertraut zu machen.


    VI
    Vorrangig war es, die Vigiles einsatzfähig zu halten. Der Kommandant der Vigiles wurde jedoch in einem nicht dienstfähigen Zustand angetroffen und von der Ala II in den Carcer verbracht. Als Ersatzlösung hat die Ala II bis auf weiteres einem Vexillarius das Kommando über die Vigiles übertragen. Die Ala II ist bereit diese Abkommandierung bis zu einer endgültigen Lösung dieses Problems durch den Comes aufrecht zu erhalten.


    VII
    Confluentes hat derzeit keine politische Führung, die Verwaltungsangehörigen sind aber dienstbereit und am Arbeitsplatz anwesend. Zum Zeitpunkt, als dieser Bericht abgefasst wurde, war nicht bekannt, welche Maßnahmen der Comes ergriffen hat oder ergreifen wird.



    Der Bericht stützt sich im Wesentlichen auf die bereitwilligen Auskünfte der Decuriones Dexius Lucius und Servius Livius Ocellus von der Ala Numidia.




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    Valgiso Scriba Provincialis

    Ja, es gibt sie, man muss nur hinschauen (in die Rubrik 'Unser neuestes Mitglied heißt: ...' ).


    Nein sie zeigen keine Leuchterscheinungen. Und ob sie bemannt sind, weiss keiner. Und wenn sie bemannt sind, kann man nicht sagen, woher sie kommen. Skythen? Technikbegabte Germanen, die den Untergang des Imperiums vorbereiten? Oder kommen sie aus Drangianam? Oder von der Insula Taprobana. Oder vielleicht aus noch ferneren Ländern, die wir nicht kennen?


    Sie tragen solch seltsame Namen wie: upollyfitzgeraldn, gevettewilcoxu, zjosephbennettj, zbeatricegriffithz, wveroniquedicksonp, xbeckiclaytonr oder fhueykirbyv.


    Die römischen Militärdiensstellen geben dazu keinen Kommentar. Ob sie etwas geheimhalten?


    :hmm:


    Valgiso