Beiträge von Faustus Domitius Massula

    Zitat

    Sermo:
    "Und dich hat der Annaeus jetzt also zum Magister Officiorum gemacht, ja? Wie kommt's? Und was hast du vorher so getrieben?"


    Als die Becher auf dem Tisch standen, nahm Restitutus sofort einen ordentlichen Schluck, der seine heftigen Oszillationen in kürzester Zeit auf ein normales Maß zurücksetzte. Jetzt schaffte er es auch, ein Lächeln aufzusetzen und seine Umwelt wahrzunehmen. So konnte ich auf die Frage von Sermo eingehen.


    "Ja, der Legatus hat mich zum Magister Officiorum gemacht. Du kannst aber deinen Kopf verwetten, dass er mich vorher genauestens beäugt hat. Unter Vinicius Hungaricus war ich Scriba Provincialis. Das sind die Kerlchen, die wütende Beschwerdeführer abfangen müssen, bevor sie dem Legaten auf den Pelz rücken können. Ansonsten werden Scribae gewöhnlich nur rumgekickt und müssen zwischendurch den ganzen Schreibkram machen".


    Ich widmete mich kurz meinem heißen Met und wischte mir den Schnäuzer ab. "Weißt, du, ich bin Germane, hab sozusagen einen Migrantenhintergrund, und Modestus wird sich gedacht haben, dass solche Leute sich ein bißchen mehr anstrengen müssen, wenn sie zu Potte kommen wollen. Außerdem geht alles Wichtige über den Schreibpult des Scriba, er kennt sich also in der Provinz aus".


    Ich grinste, "Das mit dem Germanen kannst du auf die leichte Schulter nehmen. Hier geht man damit ziemlich locker um".

    Ich ließ meine tabulae und mein noch nicht in Besitz genommenes officium hinter mir und ging zu Annaeus Modestus.


    "Salve Legatus Augusti, ich vermute, du rufst mich zur Arbeit".


    Gleich hinter mir kam Calvus herein und brachte die Post.


    [Blockierte Grafik: http://img710.imageshack.us/img710/4316/calvuskl.jpgScriba Furnius Calvus


    "Tach, Post."



    An den
    Legatus Augusti Germaniae
    Kaeso Annaeus Modestus
    Regia Germania
    Mogontiacum


    Sextus Aurelius Lupus Annaeo Modesto s.d.


    Leider muss ich dir mitteilen, dass mich dein Schreiben erst nach Ende meiner Amtszeit als Decemvir litibus iucandis erreicht hat. Auch muss ich dir mitteilen, dass das Vermögen bereits an die Staatskasse geleitet wurde, da weder du noch deine Verwandten, die ebenfalls erbberechtigt waren und welche in Rom sesshaft sind, sich innerhalb der Frist gemeldet haben.
    Trotz meiner in diesem Fall eingeschränkten Möglichkeiten habe ich beim Prätor meiner Amtszeit eine Anfrage eingereicht, wie in deinem Fall zu verfahren sei. Dieser teilte mir mit, dass das Erbe wie zugewiesen verteilt wurde. Natürlich steht es dir frei, dich mit dem Prätor diesbezüglich zu beraten, allerdings ist dieser auch nun neu gewählt und ich weiß nicht, ob er sich mit Altlasten seines Vorgängers beschäftigen möchte.


    Allerdings verwundert mich dein Einwand bezüglich des Paragraphen 35, Absatz 4. Dieser bestimmt, dass höherrangige Magistrate niederrangigeren Anweisungen erteilen dürfen, sofern sie nicht ausserhalb des Kompetenzbereiches des höherrangigen Vertreters liegen. Ich mag aufgrund mangelnder Rechtskenntnis nun im Irrtum sein, doch würde es mich wundern, wenn es im Kompetenzbereich des LAPP von Germania läge, wie die Erbschaftsangelegenheiten in Rom geregelt werden.
    Auch verwundert mich, dass gerade du diese Amtsgewalt gebrauchen möchtest. Immerhin warst du der Prätor, der Decimus Livianus dafür verurteilt hat, in eigener Sache mit der Adoption von Decimus Serapio sein Amt ausgeübt zu haben. Ist es nicht derselbe Akt von eigennütziger Machtausübung, wenn ein Mann in der eigenen Erbschaftsangelegenheit eine Entscheidung über die Fristlänge erwirken möchte?


    Dennoch möchte ich dir viel Erfolg in deinem Amt wünschen.


    Vale bene

    [Blockierte Grafik: http://img41.imageshack.us/img41/9149/salq.gif]


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    ANTE DIEM IX KAL MAR DCCCLXI A.U.C. (21.2.2011/108 n.Chr.)


    Zitat

    Er möchte dich sehen.


    Ich packte meine tabulae in ein leeres Regal. Jetzt sah ich, dass Fabius Vibulanus penibel aufgräumt hatte. Nichts, aber auch gar nichts hatte er zurückgelassen ... Doch dahinten lag noch ein Fetzen Papyrus. Neugierig ging ich hin und schaute drauf. Ein paar Worte zur leidigen causa Confluentis, sonst nichts.


    Da kam Alvitus rein und sagte, dass ich zum Legaten kommen solle.

    [Blockierte Grafik: http://img690.imageshack.us/img690/1979/leubo1.jpgLaubasnius


    Laubasnius stellte die Becher vor die Gäste hin: "Zum Wohl, meine Herrschaften". Er schüttelte den Kopf, deutete auf mich und sagte: "Glaubt nur ja nicht an den optimistischen Kuhmist, den Valgiso gerade verzapft hat. Wenn ihr mich fragt, kriegen wir noch einen langen harten Winter, dass die Knochen klappern. Aber keine Angst, ihr wisst ja, wo man einen ordentlichen Glühwein bekommt".

    Der Begleiter von Quintilius Sermo schlotterte tatsächlich wie ein Tuch im Wind. "Salve Restitutus, gleich kannst du dich an einem Schluck vom wilden Glühwein des Laubasnius aufwärmen. Dann wirst du augenblicklich wieder deinem Namen* gerecht werden".


    Ich konnte mir gut vorstellen, dass die beiden, die ja schließlich aus Roma kamen, von dem mogontinischen Winter einen handfesten Schock abbekommen hatten. Dabei waren die Winter am Rhenus, verglichen mit anderen Gegenden noch einigermaßen mild. Vielleicht sollte man den Römern ein bißchen Mut machen.


    "Man sagt hier, dass der Frühling nicht mehr weit ist, wenn es zwischen den Terminalia und den Equirria** kalt ist. Wenn es dagegen mild ist, kommt noch ein Märzwinter hinterher. Ich habe vor ein paar Tagen die ersten Kraniche zurückkommen sehen, ich denke also, dass die erste Variante wahrscheinlicher ist".


    Da kam Laubasnius mit den Bechern Glühwein zurück. Freundlicherweise hatte er daran gedacht, mir auch einen Becher heißen Met mit zu bringen.


    Sim-Off:

    * restitutus = wiederhergestellt
    ** ungefähr zwischen dem 24. und 26. Februar

    Furnius Calvus: "Tach, Post nach Roma bitte".




    Ad:
    Decemvir Sextus Aurelius Lupus
    Basilica Ulpia | Officii Decimv. Lit. Iud. | Roma | Italia


    K. Annaeus Modestus Aurelio Lupo s. d.


    ich danke dir für deine Anteilnahme und möchte das Erbe meines verstorbenen Verwandten Publius Annaeus Domitianus annehmen. Dein Brief erreichte mich allerdings nicht rechtzeitig, da der Postverkehr durch die winterlichen Verhältnisse stark behindert wird. Ein Faktum, das du bei Fristsetzung hättest bedenken müssen. Ich gehe deshalb davon aus, dass du hierfür Vertständnis hast. Anderenfalls empfehle ich dir, den Paragraphen 35, Absatz 4 des Codex Universalis, Pars quinta mit Sorgfalt nachzulesen.


    Mit winterlichen Grüßen


    KAESO ANNAEUS MODESTUS

    ________________________________________________________


    K. Annaeus Modestus - Legatus Augusti pro Praetore - Provincia Germania


    Sim-Off:

    Wertkarte Regia

    [Blockierte Grafik: http://img689.imageshack.us/img689/4253/calvusvf3.jpg]
    Scriba Furnius Calvus


    "Salve Legatus Augusti, Valgiso hat mich gebeten, dir diesen Brief zur Unterschrift vorzulegen".




    Ad:
    Decemvir Sextus Aurelius Lupus
    Basilica Ulpia | Officii Decimv. Lit. Iud. | Roma | Italia


    K. Annaeus Modestus Aurelio Lupo s. d.


    ich danke dir für deine Anteilnahme und möchte das Erbe meines verstorbenen Verwandten Publius Annaeus Domitianus annehmen. Dein Brief erreichte mich allerdings nicht rechtzeitig, da der Postverkehr durch die winterlichen Verhältnisse stark behindert wird. Ein Faktum, das du bei Fristsetzung hättest bedenken müssen. Ich gehe deshalb davon aus, dass du hierfür Vertständnis hast. Anderenfalls empfehle ich dir, den Paragraphen 35, Absatz 4 des Codex Universalis, Pars quinta mit Sorgfalt nachzulesen.


    Mit winterlichen Grüßen


    K. Annaeus Modestus



    ________________________________________________________


    K. Annaeus Modestus - Legatus Augusti pro Praetore - Provincia Germania

    Der Gewohnheit folgend ging ich in mein altes officium. Ich merkte es erst, als Ovius Rectus rief: 'Achtung, der Magister!' und alle von ihren Schemeln aufsprangen. Die Witzbolde nahmen Habtacht-Stellung ein, wie wir es spaßeshalber geübt hatten, nachdem Fabius Vibulanus Magister Officiorum geworden war. "Ihr könnt euch aber auch keinen Jux verkneifen, ihr Krähen!", brummte ich und Euphorbus antwortete fröhlich: 'Crocio ergo sum*'.


    "Ich bin zwar aus Versehen hier hereingekommen, aber so ganz falsch war das doch nicht, weil Fabius Vibulanus noch nicht dazu gekommen ist, sein officium zu räumen. So gewährt mir die Bitte, mein altes Schreibpult vorläufig noch weiter zu benutzen".


    Sie gewährten mir die Bitte und gratulierten mir zum neuen Posten. Ich sagte etwas gerührt: "Ich danke euch und in dem Wissen, dass ich ohne euch nicht so weit gekommen wäre, lade ich alle anwesenden Krähen heute abend zu einem heißen Met ein".


    Ich diktierte dann Furnius Calvus noch den Brief wegen der Erbschaftsangelegenheit: "Bring ihn danach zum Legatus zur Unterschrift".



    Sim-Off:

    * Ich krächze, also bin ich

    Zitat

    Modestus: "Würdest du für ein kleines Späßchen so viel riskieren?"


    "Nein. Oder, wenn ich unbedingt ein Späßchen machen wollte, dann würde ich wenigstens dafür sorgen, dass Roma mitlachen kann".


    Ich bemerkte, dass ich immer noch meine Wachstafel aufgeklappt in der Hand hielt. Ich schloss sie und deutete mit dem Griffel einen Schwerthieb an. "Nehmen wir aber mal an, dass er tatsächlich mehr vorhatte als nur einen Spaß zu machen. Könnte es dann nicht sein, dass er einfach davon ausgegangen ist, Erfolg zu haben? Dann müsste er eigentlich starke Verbündete haben. Und kriegst du es dann nicht mit denen zu tun, wenn du ihm eins reinwürgst? Das kann ich aber nicht beurteilen, dazu fehlen mir Informationen".


    Zitat

    Modestus: "Aber wie ließe sich diese Sache doch nutzen, um ihn loszuwerden?"


    Ich ließ den Griffel sinken und zeigte auf ein Aktenregal. "Ob man sein Späßchen anderweitig gegen ihn verwenden kann? Ja, natürlich. Wir haben seinen ganzen Schriftverkehr zu dem Manöver in den Akten. Daraus geht eindeutig hervor, dass er das Ding geplant hat. Genug für einen Prozess. Allerdings hat die Chose einige Widerhaken: Leider hat der vorige Statthalter das Manöver schriftlich genehmigt. Der hinge also mit drin. Ebenso die Kommandeure der beiden anderen Legionen, die da mitmarschieren wollten. Man würde also damit die Führung von insgesamt drei Legionen enthaupten. Kein guter Beitrag zur Sicherheitslage in der Provinz Germanien".


    Ich schaute an die Decke, aber die Götter hatten keine Eingebung für mich. Also selber machen. "Andererseits ist er schon ziemlich alt. Mit etwas gutem Zureden und ein bißchen freundlichem Druck aus der Aktenlage wird er vielleicht einsehen, dass ein ehrenhafter Ruhestand auch keine schlechte Sache ist. Und mit einer Laudatio, etwas Tschingbum und Tätärä könnte man sich recht entspannt von dem Problem trennen".

    Sim-Off:

    Es muss heißen:
    ... einem wandelnden Schnäuzer ... :D


    Ich sagte noch zu Laubasnius: "Siehst du, die Menschheit ist doch nicht ausgestorben!"


    Als der Gast mit seinem Begleiter näherkam, bemerkte ich, dass es Quintilius Sermo war. "Ja, setzt euch zu uns. Ich güße dich, Quintilius Sermo, willkommen. Ich bin Valgiso, der Magister Officiorum. Du wirst dich vielleicht nicht mehr erinnern, aber als du zum ersten Mal zum Legaten wolltest, bist du in mein officium gekommen. Ich war damals noch Scriba".


    Ich deutete auf Laubasnius, "Das ist Laubasnius, der Wirt. Uns verbindet eine merkwürdige Freundschaft. Er ist (in meinen Augen) der hartnäckigste Pessimist im ganzen Imperium und er schimpft mich immer einen notorischen Optimisten. Wir haben uns gerade darüber unterhalten, ob in den letzten Tagen vielleicht die Menschheit - bis auf uns zwei - ausgestorben sein könnte, weil die Straßen in Mogontiacum wie leergefegt sind. Dann seid ihr hereingekommen und habt unsere Theorie zum Einsturz gebracht".

    Zitat

    Modestus:
    "Was schließt du daraus und was sollte ich nun mit ihm anfangen?"


    Ich kratzte mich am Kopf. Das hilft beim Nachdenken. "Wenn der Legatus Augusti und der Legatus Legionis kein Vertrauen zueinander haben, dann ist das eine ziemlich ungemütliche Situation. Übrigens auch für Mogontiacum. Ich würde ja empfehlen, dass du ihn für dich gewinnen solltest, das würde die Chose entschärfen. Wenn aber dein Mißtrauen ihm gegenüber unüberwindlich ist, dann musst du ihn schnellstens loswerden. Du solltest, sofern du die Möglichkeit hast, darauf hinwirken, dass das Legionskommando neu besetzt wird".


    Die Sache mit dem Manöver war für mich etwas undurchschaubar - ich war ja kein Militär. Aber die politischen Auswirkungen dieses Spektakels waren mir klar. "Das mit dem Manöver an der Grenze zur Provinz Italia ist eine ausgesucht unausgeschlafene Idee. Man muss ja schon die Geisteskraft eines Weidenkorbs haben, um zu übersehen, dass so etwas in Roma Nervosität aufkommen lässt. Schlauer wäre es gewesen, wenn man die Manöver in der Ebene des Rhenus auf der gegenüberliegenden Seite von Borbetomagus geplant hätte. Dann könnte man gleich auch einige germanische Fürsten dazu einladen, damit die sehen können, was sie erwartet, wenn sie auf dumme Gedanken kommen".


    Ich grinste, "Eigentlich wäre es ja auch eine gute Möglichkeit, Livianus loszuwerden, wenn man ihn einfach mit seinen Legionen an die Grenze zu Italia marschieren lässt. Aber, ich denke, die äh, ... Kollateralschäden wären zu groß, nur um den Preis eines freiwerdenden Kommandeurspostens".

    Sim-Off:

    Wer mag ...


    Laubasnius beugte sich vor: "Mag ja sein, aber dir habe ich eines voraus: Ich bemerke Dinge, die du nicht siehst. Während du ahnungslos vor dich hin trottest, spüre ich schon am leisesten Windhauch, dass ein Sturm kommen wird. Ich merke immer, was sich in der Welt so stickum zusammenbraut".


    Ich versuchte, ein paar Möhren aus der Graupensuppe zu fischen, gab es aber dann auf und sagte: "Und?"


    Laubasnius machte eine Pause, dann sagte er laut: "Es ist in letzter Zeit sehr still geworden in Mojentiaco. Unheimlich still". Er sagte es ziemlich laut, so als wollte er die Stille damit hervorheben.


    "Tatsächlich", antwortete ich, "du hast recht. Seit dem Julfest sieht man niemanden mehr auf der Straße und in der Regia habe ich auch keinen Menschen auf den Korridoren getroffen. Meinen Chef habe ich schon drei Tage nicht mehr gesehen". Ich kratzte mich am Kopf, "Aber die Händlergruppe vorhin ..? ".


    "Die?" Er schüttelte den Kopf. "Denen war das hier unheimlich. Die sind hastig reingekommen, haben hastig gegessen und sind wieder hastig rausgegangen". Er hob die Hände und flüsterte: "Stell dir mal vor, das wären die letzten Menschen gewesen, die wir gesehen haben. Vielleicht gibt es außer uns beiden in Mojentiaco oder in der ganzen Welt jetzt niemanden mehr .."


    Da ging die Tür auf.

    Zitat

    Annaeus Modestus:
    "Valgiso du bleibst noch."


    Der Legatus war überhaupt nicht glücklich mit dem Brief. Ich konnte zwar nicht erkennen, ob er sich ärgerte, aber es war deutlich, dass er sich mächtig beherrschen musste. Briefe aus Roma waren aber auch meistens irgendwie fies, das wusste ich. Selbst Hungaricus, der laut Acta Diurna ein weltbekannter Kaltblüter war, explodierte ungefähr bei jedem dritten Brief aus der Hauptstadt. Roma war offenbar eine schöne, aber überaus schlecht gelaunte Xanthippe. Es gehörte anscheinend zum festen Bestandteil des Arbeitsplatzes eines Legatus Augusti, dass er sich mit dieser Dame herumschlagen musste, ob er wollte oder nicht.


    Als er sagte, dass ich noch bleiben sollte, klappte ich aus alter Scriba-Gewohnheit meine Wachstafel auf.


    "Ich höre, Legatus Augusti".

    Sim-Off:

    Wer mag ...


    Aus alter Gewohnheit suchte ich die Taberna Barbarorum auf, um etwas Warmes zu essen. Der Wirt räumte gerade Schüsseln und allerlei Essbestecke von den Tischen. Etwas mürrisch drehte er sich zu mir um. als er die Türe gehen hörte.


    "Salve Laubasnius", sagte ich und schüttelte meinen regennassen Mantel aus. "Salve Valgiso, du bist leider etwas zu spät dran. Ich habe bloß noch Graupensuppe da. Da ist vorhin eine Gruppe Händler und Schiffer aus Trajana hier eingefallen, die haben alles weggefressen". Er verstaute das Geschirr mit einigem Geschepper in der Küche und rief von hinten: "Ich kann dir aber ein paar Möhren und etwas Rindfleisch zu den Graupen tun".


    "Mach das", rief ich erleichtert und setzte mich. "Deine Kneipe scheint ja gut zu laufen, oder seh ich das falsch?"


    Er kam mit der Suppe zurück. "Nö, ich trau dem Frieden nicht, du weißt ja, wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Aber du bist halt ein unverbesserlicher Optimist, Valgiso. Ich jedoch weiß, wenn die Sonne scheint, dann kann's auch gleich regnen".


    Ich schob die Graupensuppe vor mich, "Optimisten und Pessimisten haben gleich oft recht mit ihrer Sicht der Dinge, aber Optimisten haben mehr vom Leben, Laubasnius".

    Zitat

    Annaeus Modestus:
    "Handhabt das im Zweifelsfall bei den Aquarii und den anderen auch so".


    "Gut". Ich notierte mir den Punkt.


    Da kam der Scriba Calvus herein und reichte mir einen Brief.

    Legatus Augusti pro Praetore
    Regia Legati Augusti pro Praetore
    Germania Superior
    Mogontiacum


    Betreff: Provinzverkleinerungen


    Wie die Inquisitio des Senats festgestellt hat, empfielt sich eine Verkleinerung der Provinzen. Aus diesem Grund werden alle Statthalter angewiesen, Unterteilungen ihrer Provinzen vorzuschlagen. Dabei soll jede Provinz nach Größe in zwei bis vier neue Provinzen geteilt werden. Dies ist eine kaiserliche Weisung und ist umzusetzen. Bei Kritik oder Nachfragen ist sich an die kaiserliche Kanzlei zu wenden.


    In Vertretung,


    T. Decimus Verus



    Ich las ihn mir durch und reichte ihn an den Legatus weiter. "Rom will, dass wir über eine Verkleinerung der Provinz nachdenken. Ich weiß nicht, ob du, nachdem du gerade eine Provinz zugewiesen bekommen hast, über eine Verkleinerung besonders glücklich sein wirst. Aber, vielleicht erleichtert uns das etwas die Arbeit".

    Man kann ja über Mogontiacum lästern so viel man will, aber wenn man ehrlich ist, muss man zugeben, dass es sich hier ganz gut lebt. Natürlich ist Roma unübertroffen, ist es aber unbedingt nötig, dass man zum Frühstück mit Austern gefüllte Wachteleier essen muss? Abgesehen davon, dass man so etwas noch nicht mal in der Taberna Silva Nigra bekommt, ist mir ein frischer Zander bei Laubasnius sowieso lieber.


    Ich sagte mir also, dass es sicher sinnvoller wäre, wenn ich dem bodenständigeren mogontinischen Erfolgsmodell einen Teil meiner Kräfte zukommen ließe und schrieb folgenden Brief:





    An die
    Duumviri S. Turius Simplex und A. Paccius Perolla
    Curia Mogontiaci
    Mogontiacum - Provincia Germania


    Verehrte Duumviri,


    seit mehreren Jahren bin ich Einwohner von Mogontiacum und verfolge mit Interesse die Entwicklung der Stadt. Ich habe mich nun entschlossen, künftig auch meinen Beitrag zum Wohlergehen von Mogontiacum zu leisten. Daher lege ich jetzt in aller Bescheidenheit meinen Antrag auf die Aufnahme in den Ordo Decurionum in eure Hände und bitte euch, dieses Anliegen dem ehrenwerten Ordo bei der nächsten Gelegenheit zur Entscheidung vorzulegen.


    Mit Dank im Voraus für eure Mühe


    Valgiso



    _________________________________________________________


    Valgiso - Magister Officiorum - Mogontiacum - Provincia Germania

    Zitat

    Annaeus Modestus:
    ... Habt ihr soweit Fragen? Sonst fahre ich ersteinmal fort.


    Mir fuhr es durch den Kopf, dass die Chose kompliziert zu werden drohte. "Ja, Legatus Augusti, da gibt es sicher einige Fragen. Eine fällt mir jetzt gerade ein: Wir haben zur Zeit vier Regiones und 29 Civitates. Die Scribae Regionales wird man sicher irgendwo unterbringen können. Aber bei den Agrimensores sehe ich ein Problem. Wir haben demnach nur vier Agrimensores bei den Regiones angestellt. Wenn jede Civitas jetzt einen Agrimensor bekommen soll, dann fürchte ich, dass wir nicht genügend ausgebildete Landvermesser haben werden."