Beiträge von Faustus Domitius Massula

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    ... war´s das?...oder werde ich noch von den Honoratioren gebraucht?


    Ich schrieb noch ein paar Worte, legte den Griffel hin und stand auch auf.


    "Decurio, ich muss mich herzlich bedanken für deine Geduld und Bereitwilligkeit. Ich denke, dass die Fragen, die ich hatte, mehr als ausreichend beantwortet sind. Ich muss ja einen Bericht über den Ablauf des bisher Geschehen schreiben. Was künftig zu tun ist, wird der Comes entscheiden müssen. Und sollten dann doch noch weitere Fragen auftauchen, dann müssen die hohen Herren das unter sich klären".


    "Ich werde den Magister Officiorum bitten, dem Praefectus Alae eine Abschrift des Berichts zukommen zu lassen. Ob er das tun wird, werden wir sehen. Dir wünsche ich noch einen guten Tag und tu was für dein Kreuz".

    Die Antworten des Decurio hatten ja die meisten Kenntnislücken zum Ablauf der confluentinischen Chose geschlossen. Ich würde den ganzen Kram aber noch zusammenschreiben müssen. Ich kratzte mich am Kopf in der Hoffnung, dass sich das nicht allzu lange hinziehen würde.


    Ich legte meinen Schreibgriffel auf die tabula und sagte zu dem Decurio: "Im Wesentlichen bin ich durch. Noch eine Frage: Die Ala II hat dankenswerter Weise einen Vexillarius abkommandiert, der jetzt die Vigiles führt. Wie lange kann die Ala II den Mann entbehren? Und vielleicht noch: Kennt ihr hier einen brauchbaren Kerl, der das Kommando künftig übernehmen kann?"

    Ich schrieb den Satz noch fertig, dann sagte ich zu ihm, "Also, ihr habt festgestellt, dass die Verwaltung der Stadt untätig war und die Dinge schleifen ließ. Dann hat sich euer Praefectus vom Legatus Rückendeckung besorgt und versuchte, den Dingen auf den Grund zu gehen. Er ging also mit einer kleinen Truppe in die Curia und fand dort ein Gelage vor. Das hat mir schon Dexius Lucius geschildert, da brauch ich keine weiteren Einzelheiten ... Weibsbilder, Besoffene und so. Mit wieviel Mann und welcher Bewaffnung ist der Praefectus dort erschienen?"


    Ich schaute kurz in meine Notizen, "Hat die Ala II irgendwelche Hinweise auf den Aufenthaltsort des geflüchteten Duumvir und seinen Decuriones? Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Herren sich bei dem Wetter in den Wäldern verstecken und sich dort ihre verwöhnten Fingerchen abfrieren".


    Nochmal ein Blick in die Notizen, "Dann wurde ein Bote nach Mogontiacum geschickt, um den Comes zu informieren. Richtig, der ist ja für die Städte zuständig. Warum habt ihr nicht gleich auch den Magister Officiorum oder den Legatus auf den neuesten Stand gebracht? Hm, ja, aber vielleicht kann die Frage nur der Praefectus beantworten".


    Ich lehnte mich zurück und schaute den Decurio an. "Sag mal, hast du Kreuzschmerzen? Du hast dich vorhin so ganz langsam und vorsichtig hingesetzt. Ich kenn das von meinem Vater. Der hat immer gesagt: alt werden ist ja schön und gut, aber alt sein ist beschissen".

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    Marsus: " ... wir Socii pflegen untereinander zu den staatlich empfohlenen Festpreisen zu handeln, was unsere Waren insgesamt oft günstiger macht ... "


    Ich lachte: "Ja, das weiss ich schon, gerade hat mir Albin zu staatlich festgesetzten Preisen mein Tonlager ratzekahl leergekauft. Ein Haufen Zeugs, mit dem kann er den ganzen Markt durcheinander bringen".


    "Sei's drum. Mich interessiert dabei konkret etwas anderes. Ich kann Ton anbieten, da läuft das ja schon freyamercurioquemäßig, wie man an Albin sieht. Ich kann Obst und eingelegtes Obst anbieten. Gibt es da bei Freya Mercurioque Abnehmer? Und weiter: Ich brauche Honig. Der ist oft schwer zu bekommen, weil er offenbar komplett zu Honigwein verwurstet wird. Kann ich das Problem mit Freya Mercurioque lösen?"


    Ich nahm einen Schluck Bier und lehnte mich zurück.

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    ... Dein derzeitiger Lohn als Scriba ist eher karg wenn ich richtig informiert bin. Was hast du dir nun vorgestellt?


    Ich überlegte kurz. Geld ist so eine Sache, wenn man mehr hat, gewöhnt man sich schnell daran und gibt es auch schneller wieder aus. Andererseits - oder deswegen - hat man natürlich auch mehr Möglichkeiten.


    "Legatus, ich will hier nicht feilschen, indem ich einen höheren Lohn verlange als den, welchen du in das Stellenangebot geschrieben hast. Bleiben wir bei den 150 Sesterzen".

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    Decurio: "...desweiteren habe ich Vollmacht euch mit dem Ablauf der Geschehnisse vertraut zu machen.."


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    Vibulanus: "Hör dem neuen Decurio gut zu und schreibe auch seine Version nieder."


    Irgendwie schienen die Kerle von der Numidia sich doch eines Besseren besonnen zu haben und schickten jemand, der Auskunft geben konnte. Etwas erleichtert darüber, dass die confluentinische Dienstreise doch nicht ganz fruchtlos bleiben würde, griff ich nach meinen tabulae.


    "Jawohl, Magister Officiorum, ich kümmere mich darum".


    Zu dem Decurio gewandt, sagte ich, "Salve, Decurio, ich bin Valgiso, der Scriba Provincialis. Wenn du einverstanden bist, setzen wir uns an den Tisch in der Ecke und gehen die Punkte, die ich schon von Dexius Lucius habe, nochmal durch. Leider sind wir nicht ganz im Bilde über den Inhalt des Gesprächs, das Terentius Primus vor der Aktion mit dem Legatus Augusti geführt hat. Das liegt daran, dass Fabius Vibulanus erst seit kurzem im Amt ist und noch nicht über alles unterrichtet wurde. Und das bringt mich zu den ersten beiden Fragen: Welche Erkenntnisse seitens der Ala II führten dazu, dass man beschlossen hat, in Confluentes einzugreifen?. Und: Kennst den Wortlaut der Anweisung, die der Legatus Augusti eurem Praefectus gegeben hat?"

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    Fabius Vibulanus: ... werde ich dafür sorgen, dass du auch gleich mit dem Legatus Augusti pro Praetore sprechen und diese unangenehme Sache zur Zufriedenheit aller klären kannst. Der Comes, dessen Aufgabe es auch ist, kann sich dann um eine kommissarische Leitung der Stadt kümmern.


    Ich hatte die ganze Zeit versucht, möglichst alles Relevante mitzuschreiben und hatte wenigstens die wichtigsten Angaben zum Ablauf der Chose zusammengeschrieben. "Hier, Magister Officiorum, die Punkte zum Ablauf, soweit wir das dem hier Gesagten entnehmen können. Ich habe in dem Protokoll das Wort 'Kriegsrecht' durch das Wort 'Aufsicht' ersetzt". Ich bat dann einen Angestellten der Curia, eine Kopie für Maecenas aus meinen Notizen herzustellen.




    Protokoll:
    Situation in Confluentes beim Eintreffen des Magister Officiorum.



    I
    Die Ala II stellt vor einiger Zeit fest, dass die Verwaltung von Confluentes nicht ordnungsgemäß arbeitet.
    Unklar: welche Erkenntnisse der Ala II haben zu dieser Feststellung geführt?
    II
    Der Praefectus der Ala II spricht daraufhin beim Legatus Augusti vor, um die Zustände in Confluentes darzulegen. Der Legatus gibt ihm eine entsprechende Anweisung.
    Aussage von Decurio Ala II: „...ich war zugegen als der LAPP dem Praefectus eine unmißverständliche Order gab... “
    Unklar: Wortlaut der Anweisung des Legatus Augusti.
    III
    Eine kleine Truppe unter Führung des Praefectus sucht die Curia in Confluentes auf und stellt fest, dass im officium des Duumvir ein Gelage stattfindet.
    Aussage des Decurio Ala II: „Daraufhin haben wir die Curia aufgesucht, mit einer kleinen Wache als Begleitung. Im Büro des Duumvir fand gerade ein Gelage statt, mit anwesendem Weibsvolk“.
    IV
    Der Praefectus Ala II beendet die Veranstaltung und bittet den Duumvir zu einem Verhör.
    Aussage des Decurio Ala II: „Daraufhin hat der Praefect die Runde dort aufgelöst und den Duumvir gebeten sich frisch zu machen, um ihm Rede und Antwort zu stehen, für die Zustände in Curia und Civitas. Der Duumvir (kam) nicht von seinem Frischmachen zurück, ebenso verschiedene Mitglieder der Administratio“.
    Unklar: Aufenthaltsort des Duumvir und der Mitglieder der Curia.
    V
    Der Praefectus Alae II schickt einen Boten zum Comes nach Mogontiacum und stellt Confluentes vorläufig unter Aufsicht der Ala II.
    Aussage von Decurio Ala II: „Darauf hin wurde der Bote in Marsch gesetzt und die Stadt bis zum Eintreffen einer provisorischen Führung unter Aufsicht gestellt“.
    VI
    Die Vigiles von Confluentes sind mit Ausnahme ihres Kommandanten einsatzbereit und stehen unter Kommando der Ala II.
    Aussage von Decurio Ala II: „Die Vigiles stehen unter dem Kommando unseres Vexillarius, der ehemalige Kommandant befindet sich im Carcer der Ala und schläft dort seinen Rausch aus“.
    VII
    Confluentes hat derzeit keine politische Führung, die Verwaltung ist aber arbeitsfähig.
    Aussage von Decurio Ala II: „die Mitarbeiter der Curia sind alle noch in den Officien, nur eine Administratio hat diese Civitas nicht“.
    VIII
    Nach einem Wortwechsel zwischen dem Praefectus Ala II und dem Magister Officiorum verlässt der Praefectus zusammen mit seinem Decurio die Curia mit dem Ziel Mogontiacum, so dass keine weiteren Auskünfte eingeholt werden können.


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    Valgiso Scriba Provincialis

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    Das klingt alles sehr gut und ich denke aus meiner Sicht spricht nichts gegen deine Anstellung. Allerdings hast du gesagt, dass du derzeit als Scriba in der Provinzverwaltung arbeitest. Hast du deinen Vorgesetzten dort bereits über deine Pläne informiert?


    Ich wurde etwas nachdenklich. Das Gespräch war jetzt an einem Punkt angelangt, wo ich vor einer Wegegabelung stand. Ich musste mich entscheiden. Mir fiel die Szene in Confluentes ein, als ich auf dem Prahm von Pharos angeheuert hatte, um nach Mogontiacum zu kommen. Als er die Leinen los machen wollte, schaute er mich kurz an. Mogontiacum? Ja, Mogontiacum, Leinen los.


    "Ich danke dir, dass du dir die Zeit genommen hast und dass du offenbar bereit bist, mich einzustellen, Legatus. Meinem Vorgesetzten, dem Magister Officiorum Fabius Vibulanus, habe ich schon gesagt, dass ich nach einer neuen Stelle Ausschau halte. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich mich auf dein Stellenangebot bewerben will. Jetzt muss ich zu ihm gehen und ihn bitten, mich zu entlassen. Er wird das sicher mit dem Legatus Augusti absprechen müssen. Wenn sie mich laufen lassen, kann ich hier anfangen".

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    ...ich weiß nicht was hier gespielt wird, Quintus Fabius, aber sei versichert, auch als altgedienter Soldat,...hier läuft etwas schief und das nicht von unserer Seite aus.


    Ich hatte mich noch vergewissert, dass die Pferde untergebracht wurden und betrat kurz nach Vibulanus die Curia. Verwundert beobachtete ich, wie hier ein Hahnenkampf nach dem anderen ausgefochten wurde. Erst Maecenas contra Decurio, dann Maecenas contra Terentius Primus und als abschließender Höhepunkt Vibulanus contra Primus. Ich stellte mich neben Vibulanus und versuchte, soviel wie möglich von den Wortgefechten zu notieren.


    Jetzt machte Primus alle Anstalten, samt seinem Vertreter, dem Decurio, die Curia zu verlassen, um nach Mogontiacum zu reiten. Von wem sollten wir jetzt den verdammten Bericht über die Geschehnisse in Confluentes bekommen? Hing wohl wieder mal alles an mir, die Informationen zusammen zu kratzen: ein Scriba muss das können, sagte ich mir seufzend.

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    ... Auf was hast du dein Gelübde geleistet?


    Ich hob meine Augenbrauen, soweit es ging, "Ei, ei, jetzt auch noch das Gelübde. Ihr wollt mich wohl ganz in Einzelteile zerlegen. Nein, die Götter sehen es nicht gerne, wenn man darüber spricht, bevor der Wunsch erfüllt ist, den man mit einem Gelübde verbunden hat. Aber so viel: ich bin vor drei Wintern aufgebrochen, um im Imperium Fuß zu fassen. Ich habe damals meiner Norne, oder wie das hier so ist, den Matronae versprochen, einen Weihestein zu setzen, wenn sie mir dabei helfen. Im Imperium war es dann für mich eine ziemliche Schufterei. Jetzt kommt der Tag näher, an dem ich den Matronae Dank abstatten muss, dass sie ganz leise und freundlich ihre Kräfte in mein Vorhaben gelenkt haben".


    Ich klappte die Wachstafel zu. "Ich muss noch zu dem Steinmetz, bevor er seinen Stand schließt. Valete, ihr Neugierigen".

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    Mit einem gemütlichen Platz im Officium der Regia ist es also nicht unbedingt zu vergleichen, wenn du verstehst was ich meine


    Das war schon mal ein Haufen Zeugs und ich kam zu dem Schluss, dass das eine ziemlich aufregende Sache zu sein schien. Ich sortierte erst mal den Kram und versuchte, alles zu beantworten.


    "Sprachen? Germanisch und Keltisch. Griechisch nur ein paar Brocken. Rechnen? Ich habe Zimmermann gelernt, das heißt Messen, Zählen, Rechnen, das kann ich. Wenn du einen Dachstuhl oder ein Schiff bauen willst, kommst ohne das nicht aus".


    Der nächste Punkt beherbergte ein paar Stolpersteine. "Also, ich bin von der Siga den Rhein hinauf über Confluentes nach Mogontiacum gereist, um hier zu arbeiten. Nach zwei Wintern im officium tertium der Regia wäre jetzt Roma eigentlich das Richtige für meine Neugierde. Allerdings könnte es hier einen Konflikt mit meinen Plänen geben. Ich habe vor, Mitglied der Curia Mogontiaci zu werden, FALLS die neue lex municipalis den Peregrini diese Möglichkeit eröffnet. Die Sitzungen der Curia finden im September und Februar statt, dann müsste ich in Mogontiacum sein. Wohlgemerkt, FALLS ..."


    Sich gegen Höherstehende durchsetzen? Ich dachte dabei an einen Vorfall mit einem vorlauten Soldaten, der sich dabei einen jenseitsmäßigen Anschiss geholt hatte, aber sein Ziel erreicht hatte. "Höherstehenden in die Parade fahren? Ehrlich, ich weiß nicht, ob das vergleichbar ist, aber als Scriba musste ich oft manchen Großkopfeten davon abhalten, unangemeldet in das offcium des Legatus Augusti zu marschieren. Meist hilft Höflichkeit und Beharrlichkeit, gelegentlich auch Humor. Aber nicht immer. Ich hab jetzt einen alten Haudegen als Vorgesetzten. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den zum Stehen bringen könnte, wenn er so richtig in Fahrt ist".

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    Salve. Dann nimm doch bitte erst einmal Platz. Wenn du möchtest, kann ich ein zusätzliches Kohlebecken bringen lassen, an dem du dich wärmen kannst.


    Ich setzte mich und fuhr mir kurz durch die Haare, "Danke, Legatus, das ist sehr freundlich. Aber die Natur dieses Landes hat uns an Kälte und Nässe gewöhnt". Ich breitete die Arme aus. "Aber es stört mich ein bißchen, dass ich mit einem verregneten Gesicht vor dir erscheine. Im allgemeinen sieht meine Visage etwas freundlicher aus".


    "Dir ist vielleicht bekannt, dass ich als Scriba Provincialis in der Regia arbeite. Ich kenne also das Metier eines Schreibers. Genauer gesagt, das eines staatlichen Schreibers, aber ich denke, ein persönlicher Schreiber wird kaum anders arbeiten. Was ich jedoch nicht kenne, ist die Aufgabe als Verwalter, die du in dem Stellenangebot genannt hast".

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    Du hast als unrasierter Einwohner der Stadt Fragen? Na dann schieß mal los.


    Ich nahm Platz. Ein Bierchen? "Danke, Marsus, ich nehme gerne ein Bier". Ich strich mir über den Schnäuzer, "Ja, unrasiert, so sehen es die Römer, die schauen mich immer etwas schief an, aber ich kann mich nun mal nicht von diesem Schnäuzer trennen".


    Nachdem ich einen Schluck genommen hatte, wischte ich mir den Schaum mit dem Handrücken ab. "Tja, du weisst vielleicht, dass ich mir noch ein bißchen Geld nebenher mit einer Tongrube verdiene und neuerdings auch mit einer Obstplantage. Der Anfang war nicht leicht, bei den horrenden Preisen für die Sklaven. 500 Sesterzen und du kriegst vielleicht einen Friesen, der nicht mal schreiben und lesen kann. Aber ich hatte Glück, ich bekam einen Griechen, der sogar rechnen kann. Damals hat mir Duccius Rufus mit einem Kredit unter die Arme gegriffen. Das ist inzwischen aber abbezahlt. Die Betriebe laufen jetzt ganz gut, obwohl es manchmal etwas eiert".


    Ich hob kurz die Schultern, "Mir stellt sich jetzt die Frage, ob es für mich Sinn macht, Freya Mercurioque beizutreten".

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    ... Herein!


    Ich öffnete die Tür und trat ein.


    "Salve, Legatus Legionis. Mein Name ist Valgiso. Du hast eine Stelle für einen Scriba personalis und Verwalter ausgeschrieben. Ich bin an dieser Stelle interessiert und möchte erfahren, welche Aufgaben mit dieser Stelle verbunden sind".


    Sicher hatte ich mir nicht das beste Wetter für den Gang zum Legatus ausgesucht, denn meine Klamotten trieften immer noch von dem verdammten Regen.

    Als wir nebeneinander her ritten, sagte ich zu dem Magister: "Magister Officiorum, erinnerst du dich an unser Gespräch, bei dem du gesagt hast, dass du mir einen Tritt in den Hintern geben würdest und ich mir dann eine neue Stelle suchen könnte? Nun, es verhält sich so, dass ich schon einige Zeit vorher mich beim Comes um die Stelle des Agrimensors bemüht habe. Da hat mir dann aber die Provinzialreform einen Strich durch die Rechnung gemacht: Noch weiß niemand, wer künftig der Vorgesetzte des Agrimensors sein wird".


    Ich machte eine kurze Pause. "Jetzt habe ich ein neues Angebot, auf das ich mich bewerben werde. Es ist die Stelle eines Scriba personalis beim Legatus Legionis in Mogontiacum. Ich denke, dass du über diese Bewerbung informiert sein musst".


    "Wir sehen dann weiter, wenn die Chose in Confluentes erledigt ist".


    Sim-Off:

    Ich musste aus Zeitgründen diese Szene weiter schreiben

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    ... Welch bewegende Worte hast du denn in der Tabula verewigt?


    Octavia, Germanica - alles wohlbekannte gentes in Mogontiacum. Und genauso neugierig wie die Iulierin. Aber, nachdem ich mich dazu verstiegen hatte, der Neugierde zum Ruf einer erstrebenswerten Tugend zu verhelfen, konnte ich ja nicht mehr zurück. Bei Epona, diejenige, die sich Calvena nannte streckte nun sogar ihre Hand nach der Tabula aus.


    "Germanica Calvena und Octavia Catiena, ich freue mich, euch ebenfalls kennen zu lernen".


    Ich wandte mich schmunzelnd an Calvena, "Bei uns Germanen erzählt man sich, dass Wodan, unser Gott des Krieges, der Dichtkunst und der Erkenntnis - er ist mit eurem Jupiter vergleichbar - so wissensdurstig war, dass er eines seiner Augen dafür hergegeben hat, um aus der Quelle der Weisheit trinken zu dürfen. Ich kann dir versichern, dass der Inhalt meiner tabula mitnichten ein solches Opfer lohnt. Und bewegend ist es auch nicht oder nur ein bißchen".


    Ich klappte die tabula auf. "Es ist ganz einfach. Ich habe vor, bald ein Gelübde einzulösen, indem ich einen Weihestein setze. Und ich habe mir notiert, dass er aus rötlichem Sandstein sein soll, die Höhe, Breite und Dicke, die Zahl der Buchstaben und Zeilen, sowie den Wortlaut der Inschrift. Ich wollte gerade zu einem Steinmetz, um mir einen Kostenvoranschlag machen zu lassen. Schau es dir an. Und", ich machte ein ernstes Gesicht, "kannst du daraus etwa die Zukunft vorhersagen?"




    LAP ARENAC RUTIL
    CELS XXVIII D
    LAT XVI D
    CRASS VIII D
    LITT LII
    VERSI IV
    INSCR.
    MATRONIS
    ATUFRAFINEHIS
    VALGISO F MASSULAE
    PRO SE ET SUIS VSLM




    Zitat

    Witjon, Besuch. Valgiso will mit dir sprechen...


    Dieser Albin, irgendwie war er kauzig und ich fragte mich, warum ich kauzige Menschen eigentlich mochte. Mit einem leisen Schrecken vernahm ich, wie meine innere Stimme mir als tieferen Grund dafür andeutete, dass ich schon auf gutem Wege sei, selber kauzig zu werden.


    Ich wandte mich an Marsus.


    "Salve Duccius Marsus, immer noch als Scriba im Dienste des Imperiums bringe ich meinem früheren Magister die Urkunde für Sönke ... oder Marius Madarus. Ich hoffe, es wird dich freuen. Sodann, jetzt aber als unrasierter Einwohner von Mogontiacum bringe ich einige Fragen. Ich hoffe, dass du dafür Zeit aufbringen kannst. Hier erst mal die Urkunde".


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    VERLEIHE ICH
    dem Peregrinus Sönke
    alias
    Marcus Marius Madarus


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM III NON NOV DCCCLX A.U.C. (3.11.2010/107 n.Chr.).


    DAS
    BÜRGERRECHT


    Marcus Vinicius Hungaricus

    Na ja, ich konnte die Dienstränge der Militärs bei dem trüben Licht nicht treffsicher genug auseinanderhalten, aber ich sagte mir, dass es sicher nicht schlecht war, dabei mal zu hoch gegriffen zu haben.


    Ich ging im Regen die via praetoria entlang, spöttisch oder neugierig von den Soldaten beäugt. In der Principia angekommen, musste ich mich zum officium des Legatus Legionis durchfragen. Man trieb zunächst Spaß mit mir, indem man mich bei den Armen packte und damit drohte, mich zum Rekrutierungsbüro zu schleifen. Grinsend erklärte ich ihnen, dass die legio sowieso keine Verwendung für mich hätte, weil ich Peregrinus sei. Dann bugsierten sie mich mit einigen freundlichen Knüffen vor die Tür zum officium des Legatus Legionis.


    Ich schüttelte nochmal meinen triefenden Mantel aus und klopfte.

    Zitat

    Ich hoffe, du siehst mir meine Neugierde nach, Valgiso...
    Mein Name ist Iulia Cara...


    So, eine Iulierin. Eine Angehörige einer berühmten Gens. Rothaarig, neugierig. Und schien sich auch ihrer Neugierde gar nicht zu schämen, denn sie hatte die Tabula ganz ohne Hast geschlossen und sie mir dann herüber gereicht. Ich nahm die Tabula und dachte mir: Hübsch frech, erst reinschauen, das Reinschauen nicht verbergen und sich dann treuherzig dafür entschuldigen. Eigentlich ein triftiger Grund, um sich jenseitsmäßig darüber zu empören, aber mir gefiel es.


    "Es freut mich, dich kennen zu lernen und danke, dass du die tabula aufgehoben hast. Und für deine Neugierde brauchst du dich gar nicht entschuldigen. Ohne Neugierde könnten wir Menschen überhaupt nichts zustande bringen. Was wäre, wenn Pythagoras oder Herodot nicht neugierig auf die Welt gewesen wären? Wir müssten heute auf ihre Werke verzichten. Natürlich", ich deutete auf die Tabula und gab mir keine Mühe mein breites Lächeln zu verbergen, "kommt es immer darauf an, worauf man neugierig ist".


    Klar, dass Herodot über meine paar Notizen kein Werk geschrieben hätte.