Beiträge von Faustus Domitius Massula

    Zitat

    Unter diesen Umständen ist es wohl am besten, wir sprechen noch einmal über diese Situation. Richte ihm das aus.


    Der Legatus hatte also auch keine Ahnung, wie es mit der Provinz weiterging. Da konnte ich ja meine Bewerbung als Agrimensor erst mal an den nächsten Ast hängen und warten, bis diese verdammte Provinzialreform ausfermentiert hatte. Vielleicht würde ein Opfer helfen oder ein Gelübde bei den Matronae? Nein, ich musste mir halt einfach etwas Neues einfallen lassen.


    "Du willst noch einmal mit Vibulanus sprechen? Soll ich einen Termin machen? Und wann?"


    Dann fiel mir ein, dass ich ja noch Post hatte. "Ach so, damit ich's nicht vergesse, hier ist noch Post aus Rom".



    Ad:
    Legatus Augusti Pro Praetore
    Marcus Vinicius Hungaricus
    Regia Legati
    Mogontiacum | Germania Superior


    Mein Patron!


    Es gibt gute Neuigkeiten zu berichten! Ich habe die Senatoren der Stadt Rom anscheinend überzeugen können, mich in das Amt eines Vigintivirs zu wählen, und nun büffle ich schon seit einigen Tagen Gesetzestexte und Erlässe um dem Prätor der Stadt bei der Regelung von Erbfällen zur Hand zu gehen.
    Anscheinend hat sich meine leere Kasse und die taube Hand nach dem Wahlkampf gelohnt, denn ich schnitt mit dem besten Ergebnis dieser Wahl ab. Ich sollte den Göttern opfern für derartige Großzügigkeit mir gegenüber. Und dir natürlich für deine Unterstützung danken, ohne die ich es sicherlich nicht so weit gebracht hatte.


    Bei der Wahl kam es übrigens zu einem Eklat zwischen dem Praefectus Urbi und dem Konsul Flavius Furianus, nachdem erster das Ende einer Diskussion verfügt hatte und zweiterer aggressiv dagegen angegangen ist.


    Das Wetter ist übrigens still. Sehr still. Ein paar belanglose Wolken hie und da, die Stadt erstarrt quasi unter der Windlosigkeit. Manche wünschen sich schon einen richtigen Sturm herbei, hauptsache etwas passiert. Und ich denke ebenfalls, dass dies die benannte Ruhe vor demselben ist. Keine Wolke wagt einen falschen Schritt, doch wenn eine diesen tut, dann knallt es.


    Apropos Knall: einer meiner Vorgänger hat bei der Betreuung der Erbschaften dezent schlampig gearbeitet. Durch die Archive konnte ich wenigstens seinen Namen herausfinden: Lucius Iulius Centho.
    Ich habe einen vollen Monat gebraucht, um ihm hinterher zu arbeiten, letztendlich hat der Mann wohl ein Drittel seiner Arbeit einfach liegen lassen.
    Ich spiele mit dem Gedanken, ihn zu verklagen. Was hälst du von der Sache?


    Bevor ich es vergesse, sollte ich noch etwas an dich in deiner Funktion als mein Patron herantragen: ein Günstling meiner Familie wäre ein guter Kandidat für die Verleihung des Bürgerrechts. Die Verleihung wäre auch ein Gewinn für die Provinz, falls du verstehst, was ich meine. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du dich für entsprechendes erwärmen könntest. Man wird sicherlich in den nächsten Tagen in der Sache auf dich zukommen.


    Dir in Treue Ergeben,


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    ANTE DIEM IX KAL SEP DCCCLX A.U.C. (24.8.2010/107 n.Chr.)
    _________________________________________________________
    Titus Duccius Vala
    Casa Prudentia | Collis Quirinalis | Roma | Italia
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelgruen.png]


    Ich gab ihm den Brief.

    Nach zwei Tagen ging ich wieder hinunter zum Hafen und betrat Hoimars Schreinerei. Das Wetter hatte inzwischen gezeigt, dass der Sommer sich dem Ende zuneigte. Gestern hatte es wie aus Kübeln geschüttet, aber heute war klare Luft, einige Quellwolken und etwas böiger Wind. Es war kühl geworden.


    "Salve, Hoimar."

    Nachdem ich mir das dumpfe Herein mit Bedacht angehört hatte, ging ich hinein.


    "Salve Legatus. Ich komme in der Sache Fabius Vibulanus, dem du in einem Brief den Posten des Regionarius angeboten hattest. Er sagte mir, dass er eigentlich den Posten gerne annähme, wenn dieser nicht wegen der bevorstehenden Provinzialreform bald abgeschafft werden würde".


    Ich runzelte die Stirn: schon wieder Konjunktive. Aber man kommt halt ohne sie nicht aus,


    "Ich wusste nicht, was ich ihm darauf antworten sollte, weil ich von dieser ominösen Provinzialreform nur das weiß, was die Spatzen in Mogontiacum von den Dächern pfeifen. Und das sind, bei allen Göttern, mitnichten brauchbare Fakten. Was also können wir dem Vibulanus sagen?"

    Immer wieder (etwa in drei von zehn Fällen) bekomme ich beim Betreten des Forums die Worte "Zugriff verweigert!" :dagegen: an den Kopf geworfen. Selbst bei sorgfältigstem Eintippen des Passworts. Ich habe jetzt ein kürzeres Passwort genommen, um eventuell meinen dicken Wurstfingern geschuldete doch noch auftretende Tippfehler zu verringern. Ich habe auch die Verschlüsselung abgeschaltet. Es hilft nichts.


    Bisher hilft nur eines: Das Forum durch die Hintertür der Küche betreten.


    Das geht so: suum cuique anklicken, Name und Passwort eingeben (geht immer! :D ) und dann ins Forum wechseln, dort erneut Name und Passwort eingeben (klappt dann immer! :D ) und schon ist man mitten im Leben.


    Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?


    Oder weiß jemand, mit welchen Leckerchen man den Zerberus bestechen kann?


    Gruß, Valgiso

    Eigentlich (1) war ja mein Zörnle verraucht, nachdem ich mich bei dem Magister weitläufig ausgesprochen hatte. Aber der hatte mir aus Gründen irgendeiner Hektik, die ihn offenbar im Genick gepackt hatte, gar nicht zugehört. Und eigentlich (2) ging die Sache ja doch den Legaten etwas an, denn der hatte schließlich dem Vibulanus einen Posten angeboten, den es eventuell bald nicht mehr geben würde.


    Ich ging zur Tür zum offcium des Legaten und klopfte.

    Sim-Off:

    Just in dem Moment, als ich den letzten Beitrag schrieb, hat sich Marsus in den Urlaub verabschiedet. Trotzdem, the show must go on.


    Während ich auf Marsus einredete, griff er sich hastig verschiedene Schreibtäfelchen aus den Regalen und von seinem Tisch, wedelte dann abwehrend mit den Händen, um mir zu verstehen zu geben, dass er in gewaltiger Eile sei. Als ich dann bei meinem letzten Fragezeichen angekommen war, verschwand er im Eilschritt durch die Tür. Wotan wird wissen, wohin er lief.


    Irgendwie musste ich die causa Vibulani aber doch zu einem Ende bringen. Ich ging zum Legaten.

    Zitat

    ... du kannst es dir morgen früh abholen.


    "Is jut, Hoimar. Ich komme es in zwei Tagen abholen". Mir war gerade eingefallen, dass mein Skalve Panphilos noch den Karren reparieren musste und den Esel hatte ich meinem Vermieter geliehen. Da musste ich erst mal schauen, ob der schon aus Bingium zurück war.


    "Also, du brauchst dich nicht unnötig beeilen, und überhaupt: jede Arbeit braucht ihre Zeit. Vale".


    Ich machte mich auf den Weg nach Hause.

    Zitat

    Also die Balken mit je 10, dann das Brett gehobelt... 40 Sesterzen.


    Ich überlegte. 40 Sesterzen? Jeder Römer hätte jetzt laut aufgeschrieen. Aber die Römer verachten ja das Handwerk, aus welchen unerfindlichen Gründen auch immer. Da ich selber ein Handwerk gelernt hatte, dachte ich anders darüber.


    "Du kannst die Balken auch pultförmig abdachen, das reicht auch. Mit dem Preis bin ich einverstanden. Sag mir noch, wie lange du brauchst".

    Als ich von Fabius Vibulanus zurück kam, ging ich gleich ins officium von Marsus. Die ganze Chose war nun schon ein paar mal hin und her gegangen und zog sich für meinen Geschmack jetzt schon arg in die Länge.


    "Salve, Duccius Marsus. Also ich hab da eine Angelegenheit, die mir nicht ganz schmeckt. Es handelt sich um den Eques Quintus Fabius Vibulanus. Der hat sich kürzlich beim Legatus um einen Posten beworben. Der Legatus hat ihm darufhin den zur Zeit freien Posten des Regionarius angeboten. Ich war heute bei Vibulanus und habe ihm den Brief des Legaten mit dem Angebot überreicht." Ich kratzte mich am Kopf, "Vibulanus hat mir darauf hin gesagt, dass er den Posten gerne annähme, falls es diesen Posten in der Zeit nach der Provinzialreform noch gäbe".


    Ich konnte Vibulanus gut verstehen. Wer nimmt schon einen Posten an, der im Reich der Konjunktive herumgeistert. Ich kratzte mich nochmal am Kopf. Das brachte mich auf den Punkt: "Was mich nun wirklich stört, ist nicht so sehr das Schicksal des Eques Vibulanus, sondern die Tatsache, dass wir hier in der Regia noch nicht die kleinste Silbe Schriftliches über diese Provinzialreform haben, obwohl ich gehört habe, dass die neue Lex Provincialis längst in Roma im Forum veröffentlicht wurde".


    "Weißt du, als Vibulanus das sagte, stand ich ziemlich dumm und dämlich da. Ich habe ihm daraufhin versprochen, dass ich das klären werde". Meine innere Stimme sagte mir, ich solle vorsichtig sein, weil das mit der Provinzialreform vielleicht oder möglicherweise eventuell ein Staatsgeheimnis wäre. Ich machte meine innere Stimme darauf aufmerksam, dass ich heute keine Lust mehr hätte, mich mit Konjunktiven herumzuärgern.


    "Duccius Marsus, welche belastbaren Informationen haben wir im Moment über diese Provinzialreform, von der jeder weiß, dass sie kommen wird, aber keiner weiß, wie sie ausehen wird?"

    Zitat

    Was für ein Holz solls sein? Brauchst du das Brett gehobelt, aufgerauht oder glatt geschliffen?


    "Nimm Kiefer, wenn du hast, sonst Pappel, es muss ja nicht bis zum nächsten Weltuntergang halten. Das Brett auf einer Seite gehobelt". Mir fielen noch ein paar Details ein, aber dazu musste ich ihm sagen, wozu der ganze Krempel gut sein sollte.


    "Also es wird ein Schild, das ich am Eingang zu meiner Tongrube aufstellen will. Das Brett wird mit Holznägeln an den Balken befestigt, dazu bräuchte ich jeweils zwei Bohrungen an beiden Enden des Bretts, etwa einen halben Fuß vom Rand entfernt. Die Bohrungen auch passgenau am oberen Ende der Balken. Das obere Ende der Balken bitte dachförmig abschrägen. Ich glaub, das wär's".


    "Kannst du schon mal grob schätzen, was das kosten wird?"

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    Was kann ich für dich machen?


    "Salve, Hoimar. Ich bin Valgiso", antwortete ich. "Der Alte bei Freya Mercurioque, ich glaube er heißt Amon, hat mich hierher geschickt. Ich bräuchte ein Brett und zwei Balken. Das Brett 14 Fuß lang, zwei Fuß breit und zwei digiti dick. Die Balken auch 14 Fuß lang und zehn mal zehn digiti dick". Ich überlegte, ob er mit den römischen Maßen vertraut war, aber ich sagte mir, dass es für ihn geschäftsschädigend wäre, wenn er sie nicht kannte.


    "Kannst du mir das zurechtschneiden?"

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    An sich nehme ich den Posten gerne an, wenn er nicht in einer Woche wieder abgeschaft wird.


    "Ich werde das dem Legatus ausrichten, Fabius Vibulanus, und ich werde wegen dieser Reform nachfragen". Ich war etwas verlegen, weil ich in dieser Geschichte, die die hohen Herrn mir wohl vorenthalten hatten, nicht drin steckte. Aber ich gedachte, bohrend nachzufragen. Einen guten Grund hatte ich ja: Vibulanus.


    "Es tut mir leid, dass das schief gelaufen ist. Sobald ich näheres weiß, bekommst du Nachricht von mir. Vale".

    Ich ging hinunter zum Hafen und erinnerte mich, wie ich vor ungefähr einem Jahr hier mit einem Lastkahn aus Confluentes angekommen war. Ich hatte keinen Sesterz in der Tasche, aber der Schiffer, mit dem ich gekommen war, hatte mir eine Unterkunft bei Freunden besorgt. Als ich unten an der Mole angekommen war, schaute ich unwillkürlich über die Prähme, die dort vertäut waren, ob auch der Kahn von Pharos dabei war. Man hätte ihn nicht übersehen können: ein langer Kerl mit einem leuchtend roten Haarschopf. Natürlich war er nicht da, wer weiß, wo der gerade herumstakte.


    Ich drehte mich um und suchte eine kurze Weile, bis ich den Schuppen bemerkte, an dem ein Schild angebracht war, auf dem ein Tisch aufgemalt war. Keine schlechte Idee. So konnte auch ein bloßfüßiger, des Lesens unkundiger Chatte den Schreiner finden. Ich überlegte, ob ich auch mein Schild so gestalten sollte, aber wie bei allen Göttern soll man Ton bildlich darstellen?


    Ich ging in den Schuppen hinein. Niemand war zu sehen, nur aus einem weiter hinten liegenden Raum hörte ich jemand mit Holz herumhantieren.


    "Hoimar! Kundschaft!"

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    Unser Schreiner fertigt für gewöhnlich zwar komplette Möbelstücke an, aber er wird dir gewiss auch deine Einzelteile zurechtmachen. Klingt das gut?


    Ich hatte mir schon gedacht, dass das nicht so auf Anhieb klappen würde, aber wie das so ist, man ist ja schon weiter, wenn man jemand trifft, der jemand kennt, der Bescheid weiß.


    "Ja, Meister", sagte ich, "Es soll ein Schild werden. Für meine Tongrube. Da kommt drauf 'Argilla Valgisi', dunkelrot auf weißem Grund. Halt, da fällt mir ein, ich brauche ja auch noch Farbe. Aber erstmal Brett und Balken. Du sagst mir, und das klingt wirklich gut, dass euer Schreiner das anfertigen könnte. Wo find ich den?"

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    Wie kann ich helfen?


    "Ungefähr vor einem Jahr war ich hier gestanden und habe nach Arbeit gesucht. Heute ist es etwas komplizierter. Ich bräuchte ein Brett, 14 pedes lang, 2 pedes breit und 2 digiti dick. Und zwei Balken, ebenfalls 14 pedes lang und 10 mal 10 digiti".


    Ich wedelte mit den Armen, um die Maße der gewünschten Stücke anzudeuten. "Im Sägewerk verkaufen sie keine Einzelstücke, weißt du. Kann man bei euch so etwas bekommen?"