Beiträge von Faustus Domitius Massula

    Ich hatte es geschafft, manchmal mit etwas Hängen und Würgen, dass meine Tongrube sich rentierte und die getätigten Investitionen wieder erwirtschaftet waren - und auch die Schulden zurückgezahlt waren. Jetzt wollte ich etwas Reklame machen. Da hätte ich auch schon früher drauf kommen können, aber wie's halt so ist, man kommt meist erst später auf den Trichter. Für mein Vorhaben brauchte ich ein Brett und ein paar Balken. Im Sägewerk hatten sie mich schief angeguckt: "Ein einziges Brett? Nö, wir verkaufen nur im Dutzend, mindestens".


    Also zu Freya Mercurioque.


    "Salve, jemand da?"

    Ich legte den Kopf zur Seite und sagte streng zu ihm, "An deiner Stelle wäre ich mir da nicht so sicher. Gerüche hängen manchmal sehr lange an den Dingen des Lebens, Laubasnius. Aber zurück zu Mogontiacum. Warum bei allen Göttern soll es denn dem Erdboden gleichgemacht werden?"


    Er schaute mich etwas mitleidig an und kratzte sich am Kopf, "Natürlich bist du so ahnungslos wie ein Weidenkorb, weil die in Rom alles geheimhalten. Aber jeder sonst in Mojentiaco weiß Bescheid und die Händler aus Rom erzählen es auch jedem, der es wissen will. Natürlich meine ich das mit dem Erdboden nicht so wörtlich, aber Tatsache ist, dass die alten Kerle in Rom beschlossen haben, die ganze Provinz umzukrempeln. Seit sie den Limes gebaut haben, ist Mojentiaco nicht mehr so interessant, die Musik spielt dann in Agrippina, verstehst du?"


    Ich schob die letzten Reste des Zanders auf einem Holzlöffel zusammen und sagte, "Nö, versteh ich nicht".


    Er holte tief Luft und streckte eine geöffnete Handfläche in meine Richtung aus. "Du solltest Wotan mit einem kleinen Opfer um Erleuchtung bitten, Valgiso. Es ist doch klar: Die Duckzier sind den Römischen zu groß geworden, den Offizieren bei der Legio trauen sie nicht über den Weg und der Legato ist ihnen zu aufmüpfig geworden. Das ganze Ungeziefer muss weg! Deswegen haben sie in Rom beschlossen, dass jetzt Agrippina Hauptstadt der Provinz wird. Das hat mir heute der Garumhändler erzählt und es passt krachlogisch zusammen". Er machte eine Pause und fiel etwas in sich zusammen: "Und was wird dann aus meinem Geschäft?"


    Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter: "Nur Mut, Laubasnius, bisher ist von deinen Vorhersagen noch keine einzige eingetroffen".

    Nach einer Weile hatte ich das Essen und einen Krug Bier auf dem Tisch. Ich machte mich darüber her und als ich zum Zander gekommen war, setzte sich Laubasnius zu mir. "Sehr gut," sagte ich, "eigentlich müssten die Leute schon wegen dem Essen bei dir Schlange stehen".


    "Tun sie aber nicht", maulte er, "seit dieser Knallkopf von Kelte hier neulich die Germanen verdroschen hat, kommen die nicht mehr - und die haben viel Zaster hier gelassen, glaub mir. Aber es ist eigentlich noch schlimmer. Überall in Mojentiaco gehen die Geschäfte von Tag zu Tag schlechter. Alle halten ihr Geld zusammen. Ich sag dir, da kommt etwas auf uns zu". Den letzten Satz hatte er fast geflüstert.


    "Hast du heute wieder einen Weltuntergang auf Lager?" Ich grinste und war gespannt, was da kommen würde.


    Er beugte sich vor, "Das Grinsen wird dir noch vergehen, Valgiso. Die Bonzen in Rom wollen Mojentiaco dem Erdboden gleichmachen und intricksieren, was das Zeug hält. Der Barbier nebenan hat mir heute erzählt, dass sie schon den Lagerkommandanten als Verbrecher angeklagt haben. Das haben ihm seine militärischen Kunden gesteckt. Euren Legato werden sie auch bald am Kanthaken haben, wie man so hört, und dann rollt auch dein Kopf, weil du dort dein Geld verdienst".


    Ich lehnte mich lachend zurück, "Geh weiter, von dem Geld bezahle ich hier mein Essen. Hast du nicht dann auch Angst um deinen wertvollen Kopf?"


    "," er hob abwehrend die Hände, "Geld ist Geld. Und du weißt doch: non olet".

    Als ich abends die Regia verließ, war es kühl und windig. Ich ging an der Taberna Silva Nigra vorbei die Via Borbetomagna hinunter. Vor drei Tagen waren die Gäste der Silva Nigra noch alle vorne im Porticus gesessen, weil es so heiß war, dass man es drinnen nicht aushalten konnte. Dann hatte Donar tagelang mit seinem Hammer gerumpelt und es hatte dermaßen geschüttet, dass das Wasser zwei Fuß hoch durch einige Straßen gurgelte.


    Ich hatte Hunger. In der Regia war heute ein solches Hin und Her gewesen, dass ich über den Tag nichts Gescheites gegesssen hatte. So betrat ich die Taberna Barbarorum.


    "Salve Laubasnius, was kannst du heute deinen verwöhnten Gästen zum Abendessen servieren?". Ich musste laut rufen, weil Laubasnius hinten in der Küche herumschepperte. Er steckte den Kopf durch die Tür. "Nichts!", knurrte er, "Nichts für verwöhnte Gäste. Für normale Werktätige habe ich Zander mit Mangoldgemüse und Emmernocken. Du kannst auch eine Grünkernsuppe vorher haben".


    In einer Ecke saßen noch drei undefinierbare Gestalten an einem Tisch, die sich konzentriert und schweigend ihrem Essen hingaben.


    "Ja, dann her damit, auch die Grünkernsuppe". Ich setzte mich.

    Zitat

    ... ich habe gehört, dass der Senat die Provinzen reformieren will. Bleibt der Posten des Regionarius dann überhaupt bestehen?


    Ich hatte mich schon halb zur Tür gedreht, da kam der Einwand von Vibulanus. Schon wieder diese nebulöse Provinzreform, die wohl über uns schwebte, aber noch keine klare Form angenommen hatte.


    "Fabius Vibulanus, wenn deine Vermutung zuträfe, dann wäre uns ein bedauerlicher Fehler unterlaufen. Mir hat gestern der Magister Officiorum auch Andeutungen über eine Provinzreform gemacht, ich kann aber im Augenblick wenig damit anfangen, zumal bei mir noch nichts Schriftliches aus Rom zu dieser Sache über den Tisch gegangen ist".


    "Ich bin aber gerne bereit, beim Magister Officiorum Genaueres in Erfahrung zu bringen und dich zu benachrichtigen. Oder möchtest du mir lieber einen Brief an den Legaten mitgeben?"

    Zitat

    Herein! Nur herein!


    Es dauerte eine kleine Weile, bis ich ein 'Herein' hörte. Ich öffnete die Tür.
    "Salve Fabius Vibulanus, der Legat hat mich gebeten, dir diesen Brief zu überbringen". Ich gab ihm den Brief. "Und lass uns bitte bald eine Antwort zukommen."




    Ad:
    Quintus Fabius Vibulanus
    Taberna Silva Nigra
    Mogontiacum - Provincia Germania


    Salve Fabius Vibulanus,


    hinsichtlich deines Anliegens kann ich dir mitteilen, dass im Augenblick der Posten des Regionarius der Regio Germania Superior unbesetzt ist. Du magst entscheiden, ob du diese Aufgabe übernehmen willst. Ich weiß, dass die Zugehörigkeit zum Ordo Equester für diesen Posten nicht erforderlich ist, aber vielleicht kommt diese Aufgabe deinem Wunsch entgegen, die nächsten Jahre nicht durch Untätigkeit zu vergeuden.


    In Erwartung deiner Antwort verbleibe ich mit freundlichem Gruß.


    M. Vinicius Hungaricus
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    M. Vinicius Hungaricus - Legatus Augusti pro Praetore - Provincia Germania

    Zitat

    Und frag bei Gelegenheit nach, wie es um die Wertkarte der Regia bestellt ist


    Nachdem ich die Briefe aufgegeben hatte, ging ich noch zum Legaten: "Das officium XXX war so freundlich, die Briefe auf den Weg nach Rom zu schicken, obwohl die Wertkarte der Regia schon überzogen ist. Sie muss also dringend aufgefüllt werden. Wer macht das?"

    Zitat

    Ich glaube es ist nur recht, wenn wir diese Briefe trotzdem auf den Weg geben und du deinem Chef davon berichtest, das die Karte aufgefüllt werden muß.


    "Dank und Segen der Götter seien mit dir. Und dem schlafenden Beamten - wer auch immer es ist - wünsche ich einen besonders guten Morgen, er hat ihn nötig. Dem Legaten werde ich ausrichten, dass die Wertkarte Hunger leidet und Geld braucht. Vale, Celeripes".

    Sim-Off:

    Wertkarte der Regia


    Ich betrat das officium des Cursus Publicus und legte die Briefe auf den Tisch.
    "Salve und einen guten Morgen, Post nach Rom, bitte. Der Legatus hat mich auch gebeten, nach dem Stand der Wertkarte der Regia zu fragen".




    Ad:
    Praefectus Urbi, Potitus Vescularius Salinator
    Rom
    Provincia Italia


    Salve Vescularius,


    Am heutigen Tage habe ich einen Brief von der Kaiserkanzlei bekommen, der jeder Beschreibung spottet und jeglichen Respekt gegenüber meiner Person und meinem Amt vermissen ließ.


    Ich würde dich nicht mit dieser Angelegenheit behelligen, allerdings gab es in den letzten Monaten schon viele Probleme mit der Zuverlässigkeit der Kanzlei. Unter anderem wurde ich nicht rechtzeitig von meiner Ablösung als Legatus Legionis der Secunda verständigt, sondern erfuhr erst direkt von meinem Nachfolger davon. Es kann ja wohl nicht angehen, daß ein Brief länger dauert als eine Reise mit Sack und Pack.


    Dann verlangt man von mir einen Bericht über die Secunda ohne Zusatzinformationen, wofür der Bericht gebraucht wird und was er genau enthalten soll. Pflichtbewusst habe ich einen Bericht verfassen lassen mit eben jener Nachfrage, wofür. Man mag es mir verzeihen, aber ich kann keine Gedanken lesen.


    Die Antwort auf meinen letzten Brief habe ich dann heute bekommen, in welchem mir Unfähigkeit vorgeworfen wird und mit einer Klage wegen Insubordination gedroht wird! Ja, seit wann bin ich denn der Kanzlei unterstellt? Das ist doch wohl die Höhe!


    Da die Gesundheit des Kaisers meinen Informationen nach noch immer nicht zum besten steht, habe ich daher dir diese Sachlage geschildert. Ich beschwere mich hiermit offiziell über den Primicerius Pompeius Imperiosus.


    Grüße aus dem sommerlichen Mogontiacum.


    M. Vinicius Hungaricus


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    M. Vinicius Hungaricus - Legatus Augusti pro Praetore - Provincia Germania



    An Titus Duccius Vala
    Casa Prudentia
    Collis Quirinalis, Roma


    Salve mein Klient,


    es freut mich zu lesen, daß du die Bekanntschaft zu meinen anderen Klienten pflegst und du dich nun bereit fühlst, auf der politischen Bühne in Rom zu reüssieren. Mir scheint jedoch, daß du einem Irrtum aufgesessen bist, denn für die Erhebung in den Ordo benötigt man kein Landbesitz. Dieser wird erst benötigt, wenn man zum Senator Roms ernannt wurde.


    Selbstverständlich kannst du dich meiner Fürsprache gewiss sein, jedoch hege ich zur Zeit eine gepflegte Feindschaft mit einigen Beamten der kaiserlichen Kanzlei, die sich durch eminente Idiotie und Respektlosigkeit ausgezeichnet haben. Du wirst daher mit einigem Gegenwind rechnen müssen. Sollte mein Einfluss nicht ausreichend sein, dann wende dich an meinen Bruder. Er hat dann schon allein aufgrund seiner Anwesenheit bessere Möglichkeiten, dir zu helfen.


    Ich rechne mit baldiger Nachricht.


    Vale bene,


    M. Vinicius Hungaricus



    An Marcus Vinicius Lucianus
    Villa Vinicia
    Roma


    Salve mein Bruder,


    lang hab ich noch nichts von mir hören lassen können, aber du weißt ja selber, wie es hier in Mogontiacum läuft. Denoch kann ich dir kaum Neuigkeiten bieten, wobei ich hoffe, daß sich dies bald ändert. Doch das ist selbstverständlich nicht der Grund meines Briefes.


    Vor etlichen Wochen habt ihr im Senat ein Gesetz beschlossen, die Lex Flavia de operositas. Ich las davon in der Acta und war gelinde gesagt bestürzt. Ich habe dann auch einen Brief an den damaligen Consul geschickt mit meinen Bedenken und Verbesserungsvorschlägen, doch habe ich bis zum heutigen Tag keine Antwort bekommen. Ich hoffe doch, daß der Brief nicht untergegangen ist.


    Ahja, es gibt doch eine Neuigkeit. In letzter Zeit häufen sich Probleme mit der kaiserlichen Kanzlei, deren Beamte agieren äußerst respektlos und präpotent mir gegenüber. Nun möchte einer meiner Klienten - Duccius Vala, du kennst ihn sicher - in die Politik einsteigen und den Ordo Senatorius erlangen. Sollte meine Fürsprache nicht reichen, möchte ich dich bitten, ihm ein wenig zu helfen.


    Ich hoffe, bald mal wieder von dir zu hören.


    Vale bene,


    M. Vinicius Hungaricus

    Wer wissen will, was einem im Leben innerhalb des Imperiums erwartet, was man tun sollte, was man lassen sollte, wie man sich das Zeugs besorgt, das man braucht, wo man hingeht oder besser nicht hingeht, wie das römische facebook funktioniert ... etc.,


    der sollte sich dieses Buch besorgen:


    Weeber, Karl-Wilhelm (2006): Alltag im Alten Rom - Das Leben in der Stadt - Ein Lexikon.
    Düsseldorf: Patmos Verlag.
    3. verbesserte Aufl., 447 S.


    Jedem Peregrinus als Pflichtlektüre empfohlen. Keine Angst! Es ist ein Vergnügen, darin zu lesen.


    Gruß Valgiso

    Zitat

    Ich würde sagen du solltest diese Veränderung abwarten und dann weitersehen.


    Provinzreform? Darunter konnte ich mir wenig bis nichts vorstellen. Ich hatte zwar gehört, dass einige alte Männer in Rom an irgendwelchen Gesetzen bastelten und manche Leute spöttelten über dieses Vorhaben, wenn sie auf den Fluren der Regia zusammenstanden. Ich hätte zu gern auch gespöttelt, aber, wenn man keine Ahnung von etwas hat, bleibt einem der Spott verwehrt.


    Es standen also Veränderungen vor der Tür. Ich hoffte, dass mein Plan von diesen Veränderungen nicht zu Staub zermahlen werden würde. Bei Epona! Ich überlegte, aber es kam nichts Gescheites dabei heraus.


    "Weiß den Maecenas Bescheid über diese 'Änderungen'? Ich meine, wenn ich ihn zu lange warten lasse, denkt er vielleicht, ich hätte das Interesse verloren. Oder kann man mit einem Vorwand - etwa: über meinen Weggang ist noch nicht entschieden - oder so etwas ...". Ich hatte den Faden verloren und schaute Marsus fragend an.

    Ich nahm den Stuhl und überlegte, mit was ich anfangen sollte. Na, erstmal ein bißchen über das schwere Los der Peregrini klagen, dann zur Sache kommen.


    "Erinnerst du dich, vor ungefähr einem Jahr, da stand ich vor eurer Tür und hatte keinen Sesterz in der Tasche. Ich bin dir zu großem Dank verpflichtet, dass du mir damals diese Stelle als Scriba verschafft hast. Das hat mich weiter gebracht. Aber, du weißt, ich bin Peregrinus

    Sim-Off:

    Mensch mit Migrationshintergrund, sozusagen Türke

    und Peregrini müssen sich halt etwas mehr umtun als Römer, wenn sie auf einen grünen Zweig kommen wollen".


    Soweit die Vorrede. Jetzt der Braten. "Nein, ich will keine Gehaltserhöhung. Ich habe kürzlich mit Maecenas darüber gesprochen, ob er bereit ist, mir die Stelle als Agrimensor zu geben. Er ist nicht abgeneigt. Mein Gehalt dort wäre doppelt so hoch wie hier und die Aufgabe juckt mich. Nicht, dass mich die Arbeit hier nicht jucken würde, im Gegenteil, ich sitze hier ja an einer Schaltstelle in der Provinz und das ist spannend".


    "Aber, wie gesagt, Peregrini müssen sich strecken, um zu was zu kommen, verstehst du? Deshalb möchte ich dich darum bitten, mir die Erlaubnis zu geben, meine jetzige Anstellung zu verlassen. Vielleicht muss dazu auch der Legatus noch ein Wort sagen".


    "Bevor du jetzt aber amtliche Abwägungen anstellst, möchte ich dich als Mensch fragen, ob du mir zu meinem Plan zu- oder abraten würdest".

    Zurück vom Legaten ging ich in das officium von Marsus, um ihm die tabula von Avarus zu bringen. Marsus war der Empfehlung von Hungaricus, zu einem Barbier zu gehen, noch nicht gefolgt. Die Spuren, die die Stürme des Schicksals bei ihm hinterlassen hatten, waren also immer noch zu sehen. Ich kam aber zu dem Schluss, dass man ein solches Problem keinem Barbier überlassen sollte: der wäre überfordert.


    Aber, die Toten ruhen und das Leben geht weiter. Der Magister musste wieder anfangen, zu funktionieren. Arbeit!


    "Ich habe hier eine Nachricht von Avarus an Hungaricus. Es geht darum, dass Avarus, er ist ja der Stadtpatron, eine Zusammenkunft der Curia von Mogontiacum wünscht. Der Legat möchte, dass du dich darum kümmerst. Hier ist die tabula".


    "Falls du dann noch Zeit und Geduld hast, möchte ich mit dir eine persönliche Sache besprechen und deinen Ratschlag hören, Marsus".



    Salve Senator Hungaricus,


    es freut mich Dir mitteilen zu können, das ich wohlbehalten in Mogontiacum angekommen bin. Mein Aufenthalt wird einige Monate sein, so das genügend Zeit für ein paar Zusammenkünfte ist. Ich bitte Dich auch die Curie darüber zu informieren. Als Stadtpatron dieser wunderbaren Siedlung möchte ich ein offenes Ohr haben, was Sorgen und Nöte anbelangt. Vielleicht ist es möglich eine Sitzung einzuberufen, um Probleme mit Lösungsansätzen zu versehen.


    Ich verbleibe mit Grüßen,


    Zitat

    Hast du alles?


    Ich klappte die Wachstafel zu und nahm die Tabula. "Alles auf meiner Wachstafel. Bis gleich, Legatus".


    Ich ging in mein officium und überlegte, ob ich den Brief von Euphorbus schreiben lassen sollte, der ja die gestochenste Schrift im ganzen Imperium hatte. Schließlich verlangten klare Worte auch nach einer deutlichen Schrift. Aber Euphorbus wehrte ab: "Mir hat gestern im Wirtshaus einer mit einer vollen Amphore auf die Pfote gehauen. Ich übe jetzt mit links, aber das ist noch nicht das Gelbe vom Ei".


    Ich wünschte ihm und seiner Hand den Segen der Götter und machte mich an die Arbeit.


    Als ich fertig war, ging ich hinüber ins officium des Legaten. "Hier ist dein Brief an Salinator. Ich hoffe, du bist nicht ungehalten, weil ich eine kleine Ergänzung eingefügt habe: In dem Satz '... wofür der Bericht gebraucht wird' habe ich eingefügt: '... und was er genau enthalten soll'. Exakt das war nämlich mein Problem, als ich unseren Bericht verfasst habe. Ich vermute, dass der liebe Kollege Pompeius selber einen Bericht verfassen muss und jetzt die Informationen dafür zusammenkratzt, aber er stellt sich dabei nicht gerade imperiosusmäßig an".




    Ad:
    Praefectus Urbi, Potitus Vescularius Salinator
    Rom
    Provincia Italia


    Salve Vescularius,


    Am heutigen Tage habe ich einen Brief von der Kaiserkanzlei bekommen, der jeder Beschreibung spottet und jeglichen Respekt gegenüber meiner Person und meinem Amt vermissen ließ.


    Ich würde dich nicht mit dieser Angelegenheit behelligen, allerdings gab es in den letzten Monaten schon viele Probleme mit der Zuverlässigkeit der Kanzlei. Unter anderem wurde ich nicht rechtzeitig von meiner Ablösung als Legatus Legionis der Secunda verständigt, sondern erfuhr erst direkt von meinem Nachfolger davon. Es kann ja wohl nicht angehen, daß ein Brief länger dauert als eine Reise mit Sack und Pack.


    Dann verlangt man von mir einen Bericht über die Secunda ohne Zusatzinformationen, wofür der Bericht gebraucht wird und was er genau enthalten soll. Pflichtbewusst habe ich einen Bericht verfassen lassen mit eben jener Nachfrage, wofür. Man mag es mir verzeihen, aber ich kann keine Gedanken lesen.


    Die Antwort auf meinen letzten Brief habe ich dann heute bekommen, in welchem mir Unfähigkeit vorgeworfen wird und mit einer Klage wegen Insubordination gedroht wird! Ja, seit wann bin ich denn der Kanzlei unterstellt? Das ist doch wohl die Höhe!


    Da die Gesundheit des Kaisers meinen Informationen nach noch immer nicht zum besten steht, habe ich daher dir diese Sachlage geschildert. Ich beschwere mich hiermit offiziell über den Primicerius Pompeius Imperiosus.


    Grüße aus dem sommerlichen Mogontiacum.


    M. Vinicius Hungaricus



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    M. Vinicius Hungaricus - Legatus Augusti pro Praetore - Provincia Germania

    Zitat

    Setz dich, ich habe einen Brief zu diktieren.


    Na ja, es war ja beruhigend, dass Donars Hufgetrampel sich nach Rom wandte und nicht gegen uns. Mir schoss dann gleich Catos Quengelei durch den Kopf, natürlich in Abwandlung: ceterum censeo, Pompeium Imperiosum esse delendum. Aber ich behielt es für mich. Ich nahm mir einen Hocker.


    "Ich höre, Legatus".

    Zitat

    Das verstehe ich nicht...


    Während der Rotschopf meinen Schnäuzer fixierte, wurde mir klar, dass dieses 'das verstehe ich nicht' als bohrende Frage anzusehen war.


    Ich hätte ihr die Frage gerne beantwortet, aber da erinnerte ich mich daran, wie meine Söhne nach dem Tod meiner Frau vor mir standen und wissen wollten, was mit ihrer Mutter geschehen war. Im ersten Augenblick hätte ich es damals gerne gehabt, wenn es mir jemand abgenommen hätte, den beiden die schmerzliche Wahrheit zu sagen. Aber ich hätte mir niemals verzeihen können, das einem anderen überlassen zu haben.


    Nein, das musste ihre Mutter machen. Indem ich hoffte, dass Duccia Elva mit einer genauso robusten Seele ausgestattet war, wie ihre Tochter, sagte ich zu Naha:


    "Das kann ich dir nicht erklären, Naha. Es gibt nur einen Menschen, der dir das erklären kann - und das ist deine Mutter. Frag sie, aber hab ein bißchen Geduld mit ihr".

    Mit dem Brief des Legaten ging ich zur Taberna Silva Nigra. Der Gang durch die Straßen von Mogontiaum war eindeutig angenehmer als das Herumsitzen im offcium, zumal der Juni sich endlich daran erinnert hatte, dass er ein Sommermonat ist. Aber er ging die Sache langsam an und brachte noch kühle Abende.


    Ich betrat die Taberna und ließ mir den Weg zu dem Zimmer von Fabius Vibulanus zeigen.


    Ich klopfte.

    Zitat

    Mhm, tu das. antwortete er auf das Angebot des Scribas.
    ... Ist er da? DUCCIUS!


    Ich hatte gerade den Brief an Vibulanus an mich genommen, als der Ruf nach Duccius Marsus wie das Hufgetrampel bei Donars wildem Ritt an mir vorbei donnerte. Ich schaute auf zu den Göttern, aber die schienen sich nicht darum zu kümmern. Sie hatten ihre Pupillen auf unendlich gestellt und pfiffen sich ein Liedchen. Meine Norne saß dabei und grinste. Das verhieß nichts Gutes. Ich wollte just dem Legatus sagen, dass Marsus nicht da sei, da kam der auch schon hereingelaufen.


    Er sah nicht gerade frisch aus, so wie er da stand mit fragendem Blick und halb ausgebreiteten Armen. Meine innere Stimme riet mir zu einer augenblicklichen Flucht. Aber ich sagte mir, wenn jetzt ein Donnerwetter kommt, dann würden die Kaltfronten eh bis ins officium III schwappen. Da konnte ich auch gleich hier bleiben.

    Zitat

    Schicke ein Schreiben an Fabius Vibulanus ...


    Da ich mir heute noch das Archiv näher ansehen wollte, machte ich erst mal das Schreiben an Vibulanus fertig. Man sollte arbeitswillige Ritter nicht lange warten lassen. Als ich fertig war, kam Euphorbus mit einem Brief aus Rom und einer Nachricht von Avarus. Die nahm ich gleich mit zum Legatus.


    "Wenn du willst, kann ich den Brief an Vibulanus nachher in die Taberna Silva Nigra bringen. Ich denke, dass man ihn dort noch antreffen kann".




    Ad:
    Quintus Fabius Vibulanus
    Taberna Silva Nigra
    Mogontiacum - Provincia Germania


    Salve Fabius Vibulanus,


    hinsichtlich deines Anliegens kann ich dir mitteilen, dass im Augenblick der Posten des Regionarius der Regio Germania Superior unbesetzt ist. Du magst entscheiden, ob du diese Aufgabe übernehmen willst. Ich weiß, dass die Zugehörigkeit zum Ordo Equester für diesen Posten nicht erforderlich ist, aber vielleicht kommt diese Aufgabe deinem Wunsch entgegen, die nächsten Jahre nicht durch Untätigkeit zu vergeuden.


    In Erwartung deiner Antwort verbleibe ich mit freundlichem Gruß.


    M. Vinicius Hungaricus



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    M. Vinicius Hungaricus - Legatus Augusti pro Praetore - Provincia Germania


    Ich gab dem Legatus den Brief aus Rom. "Dann ist hier noch ein etwas unfreundliches Schreiben von Imperiosus".



    Legati Augusti
    pro Praetore - Germania
    Marcus Vinicius Hungaricus

    Regia Legati Augusti
    Mogontiacum
    Provincia Germania


    Salve Legatus, ich antworte hiermit auf den Brief den einer deiner Schreiber augenscheinlich in deinem Auftrag verfasst hat und der in der kaiserlichen Kanzlei und somit auch beim Stellvertreter des Kaisers für Empörung gesorgt hat.
    Zuallererst hält den Oberbefehl über die römischen Legionen immernoch der Kaiser persöhnlich und niemand sonst, weswegen die Verantwortlichkeit für die Besetzung dieser Legionen nicht bei Provinzbeamten liegt, sondern bei der Kanzlei des Kaisers! Des weiteren steht es weder dir noch irgendwelchen deiner Angestellten zu die Beweggründe der Kanzlei zu hinterfragen, zumal sie stets auf direkten Befehl des Kaisers und in seinem Interesse handelt und somit sein Wort repräsentiert. Solltest du oder dein Stab also mit den von der Kanzlei aufgetragenen Aufgaben überfordert sein, errinnert dich der Praefectus Urbi gern daran das dein Amt jederzeit neu besetzt werden kann!
    Desweiteren informiere ich dich hiermit darüber das dir, bzw. den Verantwortlichen, im Falle eines weiteren dermaßen unverschämten Briefes, an die Kanzlei des Kaisers, eine Klage wegen Insubordination droht!
    Auch ist der beiliegende Bericht zwar durchaus interessant, aber absolut unzureichend für die Zwecke der Kanzlei! Daher fordere ich dich hiermit auf einen neuen Bericht aufsetzen zu lassen, der sich ausschließlich mit den Namen der Offiziere beschäftigt die einen Rang ab dem Centurio oder Decurio bekleiden.


    Sim-Off:

    Nur von der II. natürlich ;)


    Im Auftrag der kaiserlichen Kanzlei


    Gaius Pompeius Imperiosus
    ~~Primicerius ab Epistulis der Admistratio Imperatoris~~


    [Blockierte Grafik: http://pages.imperiumromanum.net/wiki/images/5/5d/Siegel_Administratio_Impera.gif]



    "... und ein etwas freundlicherer Brief von Avarus".



    Salve Senator Hungaricus,


    es freut mich Dir mitteilen zu können, das ich wohlbehalten in Mogontiacum angekommen bin. Mein Aufenthalt wird einige Monate sein, so das genügend Zeit für ein paar Zusammenkünfte ist. Ich bitte Dich auch die Curie darüber zu informieren. Als Stadtpatron dieser wunderbaren Siedlung möchte ich ein offenes Ohr haben, was Sorgen und Nöte anbelangt. Vielleicht ist es möglich eine Sitzung einzuberufen, um Probleme mit Lösungsansätzen zu versehen.


    Ich verbleibe mit Grüßen,