Beiträge von Faustus Domitius Massula

Als ich durch das offcium von Marsus hinüber zum Legaten ging, sah ich dass sich die diensthabende Katze ganz unauffällig im Sessel des Magister Officiorum niedergelassen hatte, um sich von ihrer Nachtschicht auszuschlafen. Na gut, sie diente ja schließlich auch dem Imperium.

"Salve Legatus, die Post von heute."

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... und prostete zu. "Heil den Toten. Heil Lando".

Ich nahm den Becher und sagte zu Marsus: "Heil, Lando. Und Heil eurer Sippe". Gerade als ich den Becher wieder abgestellt hatte, kam ein kleines Kind auf uns beide zugelaufen und stellte sich mit einer kindlichen, ernsten Entschlossenheit vor mich hin:

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"Du da, warum bist du hier? Willst du helfen, Papa aufzuwecken?"

Ich ging in die Hocke, um nicht auf das Kind herabschauen zu müssen. "Duda? So hat mich noch keiner gerufen. Alle sagen Valgiso zu mir, aber von mir aus kannst du auch Duda zu mir sagen. Warum ich gekommen bin? Weil alle hier traurig sind und ich helfen will, sie zu trösten".

Ich schaute zu Marsus. Man hatte dem Kind - offenbar Landos Tochter Naha - wohl noch nicht gesagt, dass ihr Vater tot war. "Sie sind traurig, weil dein Vater sehr erschöpft ist und lange, lange schlafen muss. Deshalb dürfen wir ihn auch jetzt nicht aufwecken, Naha".

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Eine Blindbewerbung also. Haben wir derzeit überhaupt einen Posten frei, der dem Herrn hier... sagen wir gerecht kommt?

Vom Castellum ging ich zur Casa Germanica, um den Brief des Legatus abzugeben.

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Valgiso, sei mir gegrüßt an diesem Tag der Trauer.

Duccius Marsus kam auf mich zu und begrüßte mich. Er war blass. Das Schicksal hatte die Duccier in der letzten Zeit schwer getroffen. Aber Lando, das war ein harter Schlag.

"Salve Marsus, in der Tat, es ist ein Tag der Trauer. Du kannst meiner aufrichtigen Anteilnahme sicher sein. Sei aber auch sicher, dass sich in jedem Schicksalsschlag ein neuer Anfang verbirgt. Urd und Verdandi haben ihr Werk getan und Trauer über euer Haus gebracht. Skuld hält den neuen Anfang in ihren Händen, ihr müsst ihn nur ergreifen und euren Weg weiter gehen. Ich wünsche dir und einer Sippe dabei ein gutes Gelingen mit Skulds Hilfe".

"Der Legatus hat mich beauftragt, dir auch seine Anteilnahme zu übermitteln. Er richtet dir aus, dass er bald selbst hier erscheinen wird und er ist natürlich damit einverstanden, dass du deine Amtsgeschäfte einstweilen ruhen lässt".

Ich bedankte mich bei Albin und betrat das Atrium. Es waren schon viele Leute eingetroffen, die von Lando Abschied nehmen wollten. Die allerwenigsten kannte ich und grüßte sie mit einem Kopfnicken oder Handaufheben. Ich ging zu Lando.

Leise sagte ich zu ihm, "Lando, ich habe dich leider nie kennengelernt, aber wenn man in Mogontiacum lebt, dann kennt man dich. Und so kann ich mich von dir auch schweren Herzens verabschieden. Lass es dir gut gehen in der Anderswelt".

Ich sah mich um. Einigen, es waren wohl die engsten Angehörigen und Freunde, stand der reine Schmerz ins Gesicht geschrieben. Den anderen Anwesenden war eher eine Betroffenheit und ein stiller Schrecken über Landos Weggang anzusehen. Und ich meinte aus dem halblauten Gemurmel die Frage herauszuhören: 'Wie geht es jetzt weiter?'

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Schau an, Avarus besucht Mogontiacum. Schick ihm einen Brief an sein hiesiges Anwesen, daß ich mich freue und daß wir sicher einen Termin finden werden.

Ich legte dem Legatus die Nachricht an Avarus auf den Tisch. "Ich nehme an, dass du das unterschreiben willst. Ich kann das ja dann gleich in die Casa Germanica bringen".

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sei willkommen im Haus der Söhne Wolfriks, das in diesen Tagen Trauer trägt. Was ist dein Begehr?

Der alte Albin öffnete die Tür und grüßte in seiner üblichen abweisend wirkenden Art, doch diesmal bemerkte man, dass ihm eine offenbar unsichtbare Last auf den Schultern lag.

"Salve, Albin. Der Legatus Augusti hat mich beauftragt, Duccius Marsus eine Nachricht zu überbringen. Der Legatus ist damit einverstanden, dass Marsus in den nächsten Tagen seinem Amt als Magister Officiorum fernbleiben kann. Er übermittelt seine Anteilnahme und wird auch bald selbst hier her kommen. Wenn du einverstanden bist, würde ich diese Nachricht gerne selbst an Marsus weiter geben und ihm auch meine persönliche Anteilnahme ausdrücken".

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Nun,...dann gib´in mir, ich lasse ihn zustellen!

Der Centurio blickte mich so vertrauenerweckend an wie ein Wachhund, den man unbefugterweise beim Nachmittagsschlaf gestört hat.

Ich sagte deshalb zu ihm: "Weisst du, ich vertraue dir, aber wenn diese epistula nicht beim Legatus Legionis ankommt, dann wird mich der Legatus Augusti erstmal im garum und Olivenöl marinieren, anschließend auf Holzkohle rösten und dann den Wölfen in der Silva Arduinna zum Abendessen servieren. Und dich auch. Aber ich vertraue dir".

Ich gab ihm den Brief.

"Vale, Centurio".

Von der Casa Duccia lief ich zum Castellum, um den Brief an den Legionskommandanten abzuliefern. Als ich zur Porta Praetoria kam, ging ich auf die Torwache zu.

"Salve, Centurio. Ich bin Valgiso, der Scriba provincialis und ich habe den Auftrag, beim Legatus Legionis ein Schreiben des Legatus Augusti pro Praetore zu überbringen".

Als ich zur Casa Duccia ging, dachte ich daran, wie ich letzten Sommer auf Arbeitssuche durch die selbe Straße gelaufen war, um bei den Ducciern eine Stelle zu bekommen. Jetzt geschah es aus einem traurigen Anlass. Ich hätte Lando gerne kennengelernt, aber dazu war es nicht gekommen.

Ich klopfte an die Tür und wartete.

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Aber ich denke, es klappt heute

Ich kam zurück in mein officium.

"Geht in Ordnung Fabius Vibulanus, der Legat hat Zeit für dich. Geh einfach durch das officium von Duccius Marsus. Die Tür zum offcium des Legaten ist offen".

Ich wies ihm den Weg.

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Schick ihn rein

"Mach ich."

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...ein dumpfes Herein!

Ich ging hinein.

"Salve, Legatus. Der Eques Q. Fabius Vibulanus hat um einen Gesprächstermin gebeten. Ich weiß nicht, ob du ihn kennst. Er möchte sich, nachdem er im Ruhestand ist, wohl in Mogontiacum niederlassen. Er wartet in meinem officium. Hast du Zeit für ihn?"

Ich hoffte, dass der Legatus sich schon durch den Packen Post gewühlt hatte und dass er trotz der Post bei guter Laune war. Ich konnte nicht einschätzen, wie wichtig Fabius Vibulanus war. Na, vielleicht kannte ihn der Legatus.

Ich klopfte.

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Vibulanus klopfte an die Tür des Officium III und wartete einen Moment. Dann öffnete er die Tür und trat herein.

Es war gestern etwas turbulent im officium von Marsus zugegangen. Ein Haufen Post für den Legatus und dann noch ein frisch ernannter Praefectus Alae, der an Marsus vorbei zum Legaten gestürmt war, ohne die übliche Liturgie der Anmeldung einzuhalten. Und heute morgen dann eine Nachricht von Marsus, dass Duccius Lando gestorben sei und er deshalb einige Zeit nicht in seinem officium erscheinen könne.

Lando tot. Das war für Mogontiacum ein Ereignis, das Erdbeben auslösen könnte. Ich versuchte, mir vorzustellen, was nun geschehen würde, aber dann fiel mir ein, dass durch die Abwesenheit von Marsus der eine oder andere Vorgang vielleicht liegen geblieben war. Ich griff nach meinen Notizen, als es klopfte. Ehe ich etwas sagen konnte, stand auch schon ein Ritter im Raum, der sich als Fabius Vibulanus vorstellte.

"Salve, Fabius Vibulanus", sagte ich und hatte gleich das dumme Gefühl, dass da etwas schief gelaufen war. Dann fiel es mir ein. Wie er richtig sagte, hatte ich ihn benachrichtigt. Aber der Gesprächstermin war vorüber gegangen, ohne dass er erschienen war.

"Nimm bitte Platz, ich erinnere mich. Aber dein Termin war schon vor einigen Tagen. Es kann sein, dass meine Nachricht dich vielleicht zu spät erreicht hat. Bitte entschuldige das. Ich gehe gleich zum Legaten und melde dich an. Es kann einige Augenblicke dauern, weil er noch einen Packen Post zu lesen hat. Aber ich denke, es klappt heute".

Ich ging hinüber in das offcium I.

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Am besten du kommst in mein Officium, wir besprechen alles in Ruhe

Ich merkte, dass er schon in Gedanken bei seiner Arbeit war und wollte ihn nicht länger aufhalten. "Sehr gut, das vereinfacht die Sache merklich. Dann will ich dich nicht länger von deiner Arbeit abhalten, ich muss auch noch beim Cursus Publicus reinschauen, ob Post da ist. Wenn du einverstanden bist, dann komme ich in ein paar Tagen in dein Officium in der Schola. Bis dahin mache ich mir noch ein paar Gedanken, wie ich mein Thema gliedern kann und spreche mit Duccius Marsus darüber, ob er mit meinem Weggang aus dem Officium III einverstanden ist".

"Vielen Dank und vale, Maecenas".

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..., richte Duccius Marsus Grüße von mir aus!

"Die Grüße werde ich gerne überbringen, Maecenas. Ich danke dir, dass du mit so viel Geduld meine Fragen beantwortet hast".

Ich wollte mich gerade schon verabschieden, als mir einfiel, dass ich ihn eigentlich noch etwas anderes fragen wollte. Obwohl ich seine Zeit schon ziemlich in Anspruch genommen hatte, dachte ich mir, dass gute Gelegenheiten ausgenutzt werden sollten.

"Verzeih, Maecenas, wenn ich dann doch noch eine Frage habe. Du bist doch auch der Curator der Schola Atheniensis. Ich möchte eventuell eine Dissertatio schreiben und habe gehört dass man sich dafür an den Rector der Schola wenden muss. Kann ich das Thema der Dissertatio auch mit dir als Curator abstimmen oder müsste ich vielleicht sogar nach Rom reisen?"

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Das Flurarchiv gibt es in der Tat, mehr oder weniger gut erhalten

Na, also, da gab es in diesem Drunter und Drüber ja doch einen festen Punkt, auf dem man aufbauen konnte.

"Gut, Purgitius Maecenas, du wirst verstehen, dass ich erst noch mit meinem Vorgesetzten, dem Magister Officiorum über einen Wechsel meines Arbeitsplatzes sprechen muss". Ich grinste ein bischen, "Kann ja sein, dass der mich gar nicht laufen lässt. Wenn er mich laufen lässt, dann wird er sicher darauf bestehen, dass ich angefangene Arbeiten beende und mein officium in funktionsfähigem Zustand zurücklasse".

"Wenn du bereit bist, mich hier einzustellen, werde ich das natürlich sofort in die Gänge bringen und dir Bescheid geben".

Als ich am nächsten Morgen bei der Poststelle vorbeikam, war schon wieder Post da. Diesmal war es eine Nachricht aus Rom, welche die Ankunft eines neuen Legatus Legioni ankündigte.

Ich stutzte. Hatte mir nicht gestern Abend Laubasnius, der Wirt der Taberna Barbarorum, brühwarm erzählt, dass dieser Legatus Legionis zur größten Überraschung der Offiziere der Legio und zur noch größeren Überraschung des Legatus Augusti schon gestern eingetroffen war? Einige Optiones hatten sich in seiner Taberna gestern besoffen, weil sie wegen des neuen Legionskommandanten entweder das Ende oder einen neuen Anfang ihrer Karriere befürchteten respektive erwarteten. Die hatten es ihm erzählt.

Die epistula war also gemütlich hinter dem Legatus Legionis von Rom bis Mogontiacum hergetrödelt. Na, aber jetzt musste sie aber schleunigst ins officium primum.

Ich ging zu Marsus, "Salve, Marsus, ich habe hier ziemlich späte Post, die darum aber sehr eilig ist. Der Legatus wird sich freuen".

Ich legte ihm den Brief auf den Tisch.