"Was? Deine Mama ist tot? Ui! Das tut mir aber leid." Letzteres sagten die Erwachsenen immer, wenn sie von dem Tod erfuhren. Sie zuckte mit den Schultern. "Was mit meiner Mama ist, weiss ich nicht. Also ob sie lebt oder gestorben ist. Sie hat mich an den Sklavenhändler verkauft. Und von da wurde ich von den Aurelii gekauft." Sie musste unwillkürlich grinsen über das was Esquilina über Rom sagte. "Weit. Groß. Laut. Alles richtig. Es ist ständig was los. Im Sommer stinkt's von überall her. Du kannst dir alles mögliche kaufen."
Ein Lehrer der extra aufs Landgut kommt? Überhaupt Landgut. Wie lebte es sich denn dort? Als Stadtkind hatte sie natürlich keine Ahnung. Neidisch dreinblickend plapperte sie weiter. "Pof! Baldemar bringt mich hin und holt mich wieder ab. Um zur Schule zu kommen müssen wir durch fast die halbe Stadt laufen. Manchmal muss ich alleine hin und zurück. Dann beeile ich mich und lasse mich nicht aufhalten. Das Alphabet übst du? Das habe ich schon durchgenommen. Wachstafeln haben die meisten. Mit Papyrus und Tinte schreiben nur die ganz reichen und die älteren Schülter. Was ist ein Bleistift?"
Marei überwand so langsam die Überraschung in Licinus Büro auf ein anderes kleines Mädchen zu treffen. Sie staunte nicht schlecht. "Ja, Fabeln sind Tiergeschichten. Ich kenne bis jetzt nur eine Fabel von einem Soldaten der nach Germanien in den Kampf reitet. Cimon wollte mir die Ilias vorlesen, das soll eine Geschichte über einen einsam auf der Welt umherirrenden Mann sein. Magst du Katzen? In Rom passe ich ganz alleine auf die drei Katerln von Cimon auf. Die durfte ich nicht mitbringen. Jetzt kümmert sich wer anders um die drei so lange ich weg bin." Ob sie sich zu ihr auf den Boden setzen sollte? Sie tat es einfach. "Manchmal erzählt Cimon mir seine selber ausgedachte Geschichten. Wenn er keine Zeit zum Erzählen hat oder in Mantua ist, dann versuche ich mir selber die Fortsetzungen auszudenken."