Beiträge von Marei

    Die Krux mit den Fragen stellen und Antworten bekommen aus dem Munde von Cimon würde ziemlich schwierig stellen, da er ja bald wieder auf Reisen gehen würde. Aber vielleicht.. vielleicht freute er sich ebenso über Briefe? Dazu aber würde sie jemanden Neuen suchen und finden müssen, der beim Wörter korrigieren und Geschriebenes verbessern sowie beim Abschicken half. Ob ihre Zieheltern dafür Zeit erübrigen konnte? Oder sie machte demnächst eine neue Bekanntschaft, aus welcher dann eine Freundschaft wachsen würde.


    Marei kicherte, wie sie im Geiste versuchte sich vorzustellen, dass ihre Fragen größer als der Lehrer waren und womöglich über seinem Kopf schwebten. "Ich komme doch fast immer zu dir, Cimon." Marei lachte sich kringelig. "Ich glaube nicht, dass ausgerechnet die Herrin mir meine Haare kämmt." Sie fuhrwerkte sich selber durchs Haar und piepste mit empörter Stimme. "Löwenmähne? Icchh? Nee also sowas... meine Haare wachsen.. und werden gaanz lang und schwer... uunndd dann kann ich flechten lernen. Noch später dann.. hmn.. dann brauche ich jemanden, der meine Haare trägt.. damit sie nicht über die Böden rutschen." phantasierte das kleine Sklavenmädchen feixend ein amüsantes Bild zusammen. Nur für den dunklen Löwen.


    "Ich springe gleich auf.. nur noch ein bißchen liegen bleiben.. heee.." Cimon hatte die warme Bettdecke zu sich genommen. "Klar, mag ich Licinus. Er ist mein Freund!" Sie staunte wie ernst Cimon immer plötzlich werden konnte, wenn es ernste Dinge zu besprechen gab. "Was redest du da? Germanen waren voller Hinterhalt und Grausamkeit?!? Papa ist nicht so wie die in der Geschichte." Was ihr großer Bruder jetzt schon wieder an ihren Worten auszusetzen hatte? Sie rutschte aus dem Bett und lief zur Tür. "Ganz genau.. wir haben Ball gespielt.. also Victorius und ich. Seine Mutter hat gesessen und meistens über ihre Tochter geredet. Du bist schon fertig und ich muss los... anziehen und meine Haare kämmen. Bis nachher.. hoffentlich, lieber Löwe..." Doch kurz nachdem die Tür zugeschlagen worden war, kehrte Marei mit schnellen Schritten zurück. "Huiuiui.. ich habe meine Puppe vergessen." schämte sie sich. "Oh, wie schön, sie ist mir nicht böse. Nina sagt, dass sie bald deine Geschichte über die Ilias hören möchte." Nun verliess sie endgültig das Zimmer und eilte zum Zimmer, wo sie zusammen mit ihren Eltern nächtigte.

    Nada


    Ihre Mitschülerin lernte tatsächlich Gärtnerin. Was für eine Aufgabe! Und das neben und nach der Schule! Nada erwiderte den Blick des Germanen. "Ich freue mich, dass ich es gut gemacht habe und du dich kümmern wirst. Morgen bin ich ganz bestimmt für Marei da." Sie spielte mit dem Zopf in ihrer Hand, aufmerksam beobachtend wie der Vater von Marei beim Händler einkaufte und davon ging. Ob sie Marei erzählen sollte, dass sie ihren Vater getroffen hatte? Nein, diese Begegnung würde das Mädchen am besten rasch vergessen. Sie hatte Marei helfen wollen. Und sie würde ihre Freundin werden. Fröhlich lächelnd hüpfte sie zu ihren Freunden zurück und genoß den Rest vom Tag.

    Nada


    Und jetzt fing der ihr nicht unbekannte Mann eine Unterhaltung mit dem Händler an. Wie lange die wohl noch miteinander reden wollte? So konnte sie unmöglich ihren Entschluß in die Tat umsetzen. Ein kleines unscheinbares Mädchen in Mareis Alter beobachtete den Germanen schon länger und löste sich aus einer Gruppe gleichaltriger Kinder, die dem Germanen neugierig gefolgt waren. Die Gruppe Kinder, die 'Schule aus' hatte, zog weiter zu einem Brunnen. Nada trug ihre Schulsachen bei sich in einem Beutel über der Schulter. "Salve Baldemar, du kennst mich vom Sehen. Ich bin in Mareis Klasse und heiße Nada." plapperte die Kleine los und schüttelte die geflochtenen Zöpfe. "Wenn du Marei suchst, die ist schon nach Hause geflitzt. Lernt die neben der Schule wirklich noch Gärtnerin? Heute hat sie sich in den Schlamassel geritten, sie konnte die Zahlwörter nicht auswendig. Der Lehrer war sehr erbost und hat sie auf den Hof geschickt, damit sie die Blätter zusammenkehrt. Ich konnte von meinem Platz aus dem Fenster sehen. Da hab ich gesehen, wie sie gezittert und geweint hat. Das macht sie immer, wenn jemand böse zu ihr ist... und naja.. die ganze Klasse spricht schon darüber." Nada griff sich einen ihrer Zöpfe, drehte ihn zwischen den Fingern ihrer Hand hin und her. "Weil ich gerne ihre Freundin sein möchte.. habe ich beschlossen es dir zu erzählen..."

    "Wusste ich doch, dass du mir die Geschichte erzählen wirst. Du weißt, daß ich Geschichten mag." feixte sie jubelnd. Der dunkle Löwe begann sich für den neuen Tag fertig zu machen. Sie krabbelte aus dem Bett und suchte nach einem Kamm. Doch sowas besaß er nicht oder fand sie nicht auf dem Tisch: das war doch total klar, weil er keine Haare auf dem Kopf trug. Ziemlich bedröppelt, dass sie zuvor nicht nachgedacht hatte, goß sie Wasser in einen Becher und trank ihn Schluck für Schluck leer. "Ich liebe es Fragen zu stellen. Der Lehrer sagt, ich sei für manche Antworten zu klein und solle die Frage für später, wenn ich groß bin, aufheben." gab sie kund. "Hoffentlich ist 'bald' noch ganz lange weg.. also noch viele Nächte schlafen entfernt." wünschte sie sich. Marei schüttelte den Kopf. "Ich mag Reisen nicht.. zuerst ist es ganz spannend und dann ist es langweilig, weil es so lange dauert zu Hause anzukommen. Finde ich aber gut, dass Ursus es dir leicht macht."


    Cimon kümmerte sich um die Katerln und gab weitere Weisheiten über das Verhalten gegenüber der Herren und Herrinnen von sich. Marei konnte es nicht lassen die Augen zu verdrehen und artig zu nicken. "Dann bleibe ich eben bei dir." beschloß sie. Da ihre Anziehsachen in Frijas und Baldemars Kammer waren, konnte sie sich nicht umziehen. Es war ohnehin ein Wunder, dass weder Frija noch Baldemar hier auftauchten und sie abholten. Marei meinte sich zu errinnern, dass heute keine Schule und kein Unterricht stattfand. Sie leerte den Becher und ging zum Bett zurück, um mit einem Sprung hineinzuplumpsen und sich noch einmal unter die Decke zu kuscheln. "Ja doch, Cimon, ich habe auf ihn geachtet. Victorius tauchte in der Bibliothek auf, wo ich das Lesen geübt habe. Ich habe eine spannende Fabel gefunden, willst du hören? Als die Römer frech geworden zogen sie nach Norden. Vorne beim Fanfarenschall ritt der Truppenanführer Herr Quinctilius Varus. Der Name gefiel mir nicht, also hab ich ihn flugs in Licinus umbenannt. Und so geht es weiter. Doch im Walde, huh, wie pfiff der Wind so kalte. Raben flogen durch die Luft." erzählte sie. "Weiterlesen konnte ich nicht, da dann Victorius auftauchte und kurz danach seine Mama dazu kam. Sie war wirklich erstaunt, ihn bei mir zu finden und dann sind wir zum Ballspielen in den Garten runter gegangen."

    "Bunte Steine sollen Ersatz für Schmuck sein? Sowas blödsinniges habe ich noch nicht gehört." gab Marei unumwunden zu, ohne dass ihr in der Sinn danach stand, die Mutter zu beleidigen. "Ich darf nicht mal den Schmuck von Tiberia Septima anfassen oder sonst wie in die Hand nehmen. Das darf nur meine Mama, die Frija, weil sie die Leibsklavin der Herrin ist."


    Wie Serrrana gesagt hatte, pflückte sie die Blumen, die am Beetrand erreichbar waren und bekam einen kleinen Strauß zusammen. "Fertig.. jetzt ich komme zu dir, Vic." Sie hüpfte fröhlich zurück und überreichte Serrana den Strauß. "Bitte schön... für deine Tochter Vina." Sie eilte zu Vic, half ihm an ihrer Hand gehend, den Ball zu erreichen. "Ja, gutes Spiel, gell?" kommentierte sie seine Worte. "Nochmal? Dann wirf du den Ball .. ich werfe ihn zu dir zurück." Wie gesagt, sprang sie dem wegfliegenden Ball nach und warf ihn zu dem kleinen Jungen zurück. Wie lange wohl ihr Glück spielen zu dürfen anhalten würde? Keine Mama Frija oder Papa Baldemar in Sicht, die sie zurück zur Arbeit schickten. "Uiuiui. du kannst ganz schön weit werfen, Vic! Prima!" rief sie Victorius zu.

    Sie schüttelte sich bei dem Wort 'Entführung'. Ihr Peiniger Lux lebte nicht mehr, hatten Frija und Baldemar gesagt. Er hatte schlimme Dnge getan, zuweilen litt sie unter den Wellen der Errinnerungen. "Ilias? Homer?" fragte Marei zurück und gab ihre Unwissenheit kund. "Nein, ich kenne die Geschichte nicht. Erzählst du sie mir?" Mann, war das schön, mit Cimon zusammenzusitzen und über allerlei zu schwätzen und zu reden sowie Neuigkeiten und Geschichten hören. "Dann schreibe ich das so dazu und dann bin ich fertig. So viel schreibe ich normalerweise gar nicht.. nicht mal in der Schule. Dafür müssen wir arg viel auswendig lernen" Sie legte die Utensilien weg und sah Cimon an. "Hoffentlich müsst ihr nicht so bald wieder weg.. du bist doch gerade wieder zurück gekommen. Macht dir das Reisen nix aus?" hoffte sie und rückte die Daumen, dass sie Cimons Gesellschaft mehrere Tage lang geniessen konnte.


    "Ja, bitte, nimm meinen Brief mit. Ob Licinus ganz schnell zurück schreiben wird?" Sie versuchte sich Licinus Gesicht in Errinnerung zu rufen und lächelte. "Cimon, das sagst du ganz schon oft, dass wir die Herren nicht stören dürfen. Serrana, die Mutter der Zwillinge war froh, dass ich mich um ihren Sohn gekümmert habe, weil er der Amme ausgebüchst und zu mir gekrabbelt ist. Ich liess ihn mit dem Ball spielen... und er hat sich riesig gefreut. Für seine Schwester durfte ich im Garten Blumen pflücken." Da gab es noch einiges an Erlebnissen zu erzählen. Marei spähte zum Fenster. "Wollen wir schnell raus in den Garten rennen und Ball spielen? Ich glaube, es ist noch keiner wach..."

    "Obwohl sie ziemlich fremdländisch klingen, hast du wunderschöne Namen ausgesucht, Cimon." lobte sie ihren Freund anerkennend. "Wer ist denn Lias? Ein Freund von dir?" Sie angelte nach den noch unbeschriebenen Tafel und setzte sich schliessich in eine sitzende Position um. "Hmm.. ob alle Worte drauf passen? Was soll ich denn noch hinzufügen? Ich habe doch schon so viel zu erzählen niedergeschrieben." Den Rücken ans Kopfkissen lehnend schrieb sie Buchstabe für Buchstabe ab. "Das sieht dir gar nicht ähnlich jemanden zu übersehen, aber voll schön, dass die Jungs alle zusammen sind." fand Marei und schrieb nebenbei an der Verbesserung ihres Briefes.


    "Ich weiss gar nicht mehr, ob Septima es schon weiss.. also wegen den Katzen und Katerln. Dass die Katzen bei den Blümchen bleiben durften, das weiß ich noch. Ich habe Blümchen Flora, seit wir wieder in Rom sind, nicht mehr gesehen. Ihre Schwester überhaupt nicht. Mama hat gesagt, dass sie irgendwann gestorben ist. Was hat sie noch gesagt? Hachja, es soll ein Unfall gewesen sein. Irgendetwas war mit den Pferden! Weisst du, Narcissa hat mich mal auf ihrer Stute reiten lassen, aber das habe ich dir sicher schon erzählt. Epicharis hiess die Stute, vier Jahre alt und riesengroß mit total laangen Beinen."


    Die Tafel war voll und sie nahm eine weitere Tafel, um die Verbesserungen zum Abschluß zubringen. "Weisst du schon, wann du wieder mit dem Bär.. ach nein, mit dominus Ursus zurück nach Mantua reist? Kannst du Licinus den Brief übergeben? Ansonsten gehe ich zur Casa Germanica und suche den Postmenschen, der sich um die Post kümmert. Von dort habe ich übrigens den Brief an dich abgeschickt. Hihihi, der Postmensch wollte mich sogar adoptieren, aber ich wollte nicht weg von Frija und Baldemar. Die wären dann total traurig gewesen. Was ich dich fragen wollte, können wir mal zusammen rüber gehen?!? Dann stelle ich dir Sabina, die Brüllbären und Iunia Serrana vor."

    Sie war der älteren Frau über die gestellte Frage nicht böse. Marei schüttelte vehement den Kopf. "Keine Bausteine. Bis heute hab ich noch nie gehört, dass es ein solches Spielzeug für Kinder gibt." Sie strahlte über das Angebot mit dem unbekannten Spielzeug spielen zu dürfen. "Oh, das wird bestimtm toll!! Danke!". Wegen der bunten Steinchen nickte Marei zustimmend. "Gut, dann halte ich von den Brüllbär.. äh Zwillingen die Steinchen fern. Sabina fand die ganz nett." Dass die Götter über Kinder entschieden war Marei ziemlich neu. "Aha.. die Götter also entscheiden über weitere Kinder." wiederholte sie das soeben gehörte. Der Iunierin darüber weitere Fragen zu stellen, war ihr etwas ungeheuer. Sie würde nachher Baldemar oder Frija ausfragen. Die Aussicht Blumen pflücken zu dürfen, begeisterte Marei ebenso, wie später mit den Bauklötzen spielen zu dürfen. "Mensch, das ist echt fein von dir! Ich komme gleich wieder.." gab sie kund und erhob sich von ihrem Platz auf dem Rasen. Während der Unterhaltung hatte sie stets Victorius beobachtet und ging ihm entgegen. "He Vic! Will der Ball nicht so wie du es willst? Ich zeige es dir..." Sie hob den Ball, warf ihn und holte ihn zurück, ein Mal, zwei Mal, drei Mal. Schließlich stellte sie sich hinter Victorius, drückte ihm den Ball in die kleine Hand und half ihm beim Ball werfen. "Komm mit mir, den holen wir uns zusammen und werfen ihn wieder. Ball werfen und holen nennt man das Spiel..." Marei reichte ihm ihre leeren Hände mit der Absicht ihn zum Balllandeplatz zu tragen. Oder er griff nach ihren Händen und lief mit ihrer Unterstützung rüber, um den Ball zu holen. Es machte Spaß mit ihm zu spielen, da es für sie ein Spiel und keine Arbeit war. Ihr fiel etwas ein. "Wo darf ich Blumen pflücken? Und welche sind erlaubt oder verboten... Herrin??" rief sie zur neuen Bekanntschaft und Mutter rüber. das letzte Wort kam mit deutlicher Verzögerung.. denn beinahe hätte sie 'Mama' gesagt. Dabei war doch Frija ihre Mama!

    Was sollte sie denn mit den Tafeln, die unter dem wegspringenden Kater weggerutscht waren? Marei legte sie auf ihren Knien ab und nickte Cimon zu. "Malacus?" echotete sie und legte den Kopf schief. "Hmm... der Name klingt sehr ungewöhnlich. Hast du ihn dir selber ausgedacht?" fragte sie ihren dunklen Freund, der mit dem Übeltäter kuschelte. "Du hast mein Geschriebenes verbessert? Ich gucke gleich mal drüber." Sie legte die Tafeln auf das Kopfkissen und drehte sich auf den Bauch, um in dieser Lage zu lesen. Während sie las, kam Katze Nummer drei dazu und legte sich auf Mareis Rücken nieder, um sogleich eifrig ihr Fell zu putzen.


    "Du hast mehr Buchstaben in meine Worte eingefügt. Schreibt man die so richtig? Soll ich alles noch mal neu schreiben? Ich möchte, dass Licinus die Tafeln bald bekommt, damit er weiß, was es Neues gibt und er sich keine Sorgen zu machen braucht."
    Marei blickte über die Schulter zu Paris. Noch wusste sie nicht, ob es ein 'er' oder 'sie' war. "Woher ist der da auf meinem Rücken her? Haben Malacus oder Krümel schon beste Freunde gefunden? Ich wundere mich grade sehr." Bisher hatte Marei gedacht, dass Cimon vier Kater aufgezogen hatte und dann zwei nach Mantua mitgenommen und zwei in Rom zurückgelassen hatte. Deshalb wunderte sie sich über die Anzahl der anwesenden Vierbeiner. "Zwei plus zwei macht vier. Vier minus zwei macht zwei. Wie wird dann aus zwei dann drei?" rechnete sie mit Hilfe ihrer Rechenkünste aus und sah Cimon aus großen Augen an.

    "Ganz genau! Das ist ein Ball!" lobte Marei den Kleinen und kicherte über sein wildes Schlenkern. Dann kam er zu ihr gelaufen und hielt das neue Spielzeug ihr entgegen. "Soll ich ihn nehmen? Schau.. man kann den Ball werfen..." Sie warf den Ball nicht sehr weit weg, nun lag er höchstens zehn Schritte von ihnen entfernt. "...und jetzt musst du ihn herholen... oder du wirfst ihn zu mir zurück." Wenn ihm dieses Spiel nicht gefiel, würde sie ihm sagen, dass er sich hinsetzen sollte. Dann würde sie ihm das Rollen über den Rasen zeigen und ihm den Ball entgegenrollen.


    "Cimon ist überhaupt und immer nett." behauptete Marei stolz über ihren dunklen Freund. "Bausteine aus Holz und Ton! Menschenskinder.. dieses Spielzeug kenne ich gar nicht! Das ist bestimmt total aufregend Häuser und Brücken nachzubauen. Ich habe eine kleine Truhe bunte Steine und lege damit bunte Bilder. Meiner Herrin Septima hat mein letztes Legebild gut gefallen. Türme? Meinst du Wachtürme? Wo die Soldaten weit übers Land schauen können und aufpassen, dass unwillkommmene Gegner nahe rankommen?" erzählte und fragte das kleine Sklavenmädchen munter plappernd drauflos. "Die arme Puppe..." bedauerte sie das bemitleidenswerte Spielzeug von Vina. Was die Amme betraf so war sie darüber nun schlauer geworden. "Aha. Wieviele Kinder wünschst du dir und dein Mann? Ich hätte gerne einen kleinen Bruder gehabt, aber meine Mama hat mich ja weggegeben. Hoffentlich wird Vina nicht krank! Sollen wir ihr was aus dem Garten mitbringen? Eine Handvoll Blumen?"

    Marei erwachte noch vor Cimon und blieb ganz still liegen. Sie entdeckte ihren dunklen Freund vor dem Bett liegend und schüttelte darüber den kopf. Warum hatte er sich nicht zu ihr gesellt? Er war doch ihr bester Freund! Vielleicht aber hatte er sie nicht wecken wollen? Ihr Blick wanderte zu den Tafeln. Ob er ihren Brief schon gelesen hatte? Sie war gespannt auf seine Meinung. Der größere ehemals kleine Kater war wach, sprang auf ihre Bettdecke und bekann zu 'köpfeln'. Leise über das seltsame Verhalten kichernd, begann sie den Kater zu streicheln und zugleich zu bewundern, wie groß er inzwischen geworden war.


    An der Wandseite des Bettes fand sie eine einsame Feder und nutzte diese als Spielzeug für den Kater. Dieser war ganz begeistert und fuhr oftmals seine Krallen danach aus. Mehrere leise geflüsterten "Aua!" fanden den Weg über ihre Lippen. Dabei gab das kleine Sklavenkind sich redliche Mühe leise zu sein und Cimon's Schlaf nicht zu stören. Der Bruder des Katers wurde auf das Spiel aufmerksam und gesellte sich dazu. Da das Spiel der Kater allmählich wild wurde, überliess sie ihnen deshalb gerne die weiße Feder. Marei setzte sich im Bett auf und steckte drei Finger der linken Hand in den Mund, um das Blut abzusaugen. Die rechte Hand hatte einen einzigen Kratzer abbekommen, der jedoch nicht blutete. Plötzlich sprang der größere Kater mitten im Spiel direkt vom Bett auf die Tafeln. Er hatte eine vorbeisummende Fliege erhaschen wollen. Die Tafeln rutschten laut klappernd unter ihm weg. Erschrocken aufmaunzend flüchtete der Kater zu seinem Schlafplatz. "Menno... das war sicher keine Absicht von Semmel gewesen. Entschuldige, Cimon..." regte sich Marei über das Verhalten des Katers auf. Semmels Bruder Krümel dagegen blieb auf der Bettdecke hocken und sah seinem Bruder nach. "Guten Morgen."

    "B-A-L-L... Ball!!!" wiederholte Marei geduldig. Sie hockte sich extra für Victorius auf den Rasen und klopfte auf ihre Oberschenkel, um ihm mit dieser Geste zu zeigen, dass er sich wieder auf ihren Schoß hocken durfte. Außerdem übergab sie ihm dem Ball ganz. Nun konnte er damit anfangen was er wollte. Serrana beantwortete ihre Fragen. Marei staunte momentelang darüber, dass die fremde Frau so viel Geduld besaß. Sie kannte bis jetzt noch niemanden, der irritiert oder gar böse über ihren Wasserfall an Fragen war oder sich weigerte ihr zu antworten. "Bauklötzchen? Wie spielt er denn damit?" fragte Marei über diese Art von Spielzeug rätselnd.


    "Ich habe auch eine Puppe. Sie heißt Nina. Nina hat echte blonde Haare. Nina hat mir der Cimon gebastelt und weil sie ein Geschenk von ihm ist, passe ich gut auf die Puppe auf. Normalerweise trage ich sie mit mir rum, wenn ich mal frei habe. Wie sieht Vinas Puppe aus?" Die arme Amme, die musste sich ganz schön viel um die Kinder kümmern. Naja, die waren auch noch recht klein. Sie streichelte Victorius Haare. "Menschenskinder.. so viel zu tun! Kriegt die Amme auch mal Kinder-frei? Und was macht sie, wenn deine Kinder sie nicht mehr brauchen? Ah, ich weiß, sie kriegen genau wie Sabina einen Lehrer, oder?! Und was machst du? Du gehst mit Victorius in den Garten. Darf Vina nicht in den Garten?" stellte Marei prompt die erstbesten Fragen, die ihr einfielen.

    Sie hatte in der Küche zu Abendbrot gegessen und anschliessend gebadet, doch schlafen gehen wollte das kleine Sklavenmädchen noch nicht. Fein säuberlich aufgereiht lagen die Schreibutensilien neben ihr auf dem Boden. Marei lehnte mit dem Rücken gegen Cimons Bett und strich Puppe Ninas Haare glatt, bevor sie zum Griffel griff.



    Ad primopilo
    Marcus Iulius Licinus
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
    Mantua
    Italia


    Liber Licinus. wie get es dir? Wir sind seit langm zurück in Rom und zogn in die Vila Germanica ein. Die Vila Ursus war nämlih noh nicht fertig und es dauert viel Tag und Nacht, bis wir ins neu Haus einziehn konten. Ich weis gar nicht, warum wir nicht bei den Aureliern wohnn gingn, aber als Gast bei Freunden der Herin Septima war es ganz schön! In der Vila Germanica war vieleicht was los! Sabina, meine Freundin (die ist so alt wie ich) und ich konten seltn zusamn spieln, weil sie imer weg mus, um zu lernn wie aus ihr eine feine Dame wird. Die Hausherin Serrana hat mit ihrm Man Zwilinge bekomn, sie heisn Victorius und Laevina minor. Ich nene sie insgeheim die Brülbären-Zwilinge. Ihr kleinr Sohn mag mich, er kan ganz tol tanzen und spricht mir nach. Ich darf sie besuchn kommn, wenn ich meine Pflichten nicht vernachläsige. Weist due, Herin Septima hat beschlosn, das ich in die Schule gehen darf. Auserdem sol ich ales wichtig über Garten vom Gärtner lernn, damit ich später eine gute Gärtnerin werd. Papa Baldemar erzählt mir aufregende Geschichtn über seine Heimat. Ich bin ein Stückchen gewachsn und kann nun ein Holzschwert hebn. Damit kämpfen wir zum Spas gegneinander. Mama Frija hat nicht viel Zeit für mich, weil sie Septima mit ihrm klein Sohn helfen mus. Er ist manchmal ganz schön laut, Dan nene ich ihn den Schreivogel. Keiner weiß von den Spitznamn für meine neuestn Freunde, die kleinen Kinder. Du bist der Erste! Ursus und Cimon sind zu Besuch gekomen, weil Blümchen Flora einen Tiberia-Mann (der ist Pontifex!) geheiratet hat. Bei der Hochzeit war ich nicht dabei, weil ich von der Schule und vom Lernen so müde war. Jedn Tag geh ich in aler Frühe hin. Papa Baldemar bringt mich und/oder holt mich ab. Seltn mus ich aleine durch die Stadt laufn. Und wen doch, dann lase ich ale Leute stehen und rene ganz schnel heim. Cimon hat viele Plichtn bekomen und ist mit Ursus ständig unterweg. Er hat gesagt, das er das tun mus, weil Ursus die Soldaten nicht lang alein lassn darf. Deshalb versucht der Her so viel Aufgabn wie möglich zu erledign. Versteh ich gar nicht! Ihr seid doch gros und tapfere Mäner!
    Dies schreibt dir deine Marei.


    Marei
    Villa Ursus
    Roma


    Sie hatte richtig viel geschrieben und dazu mehrere Tafeln verbraucht. Ob sie Cimon bitten sollte, dass er alles mit Tinte auf Pergamentpapier abschrieb, sodass ihr Freund Licinus eine dicke Rolle bekam?!? Sie würde ihn danach fragen, sobald er in dieses Zimmer kam. Herzhaft gähnend krabbelte Marei in Cimons Bett und machte es sich unter der Bettdecke gemütlich. Hier roch alles ganz vertraut nach dem dunklen Löwen. Mit Nina im Arm schlief sie ruckzuck ein. Die Tafeln lagen vor dem Bett herum, somit konnte sie jeder lesen.


    Sim-Off:

    Wer mag beim abschreiben und abschicken helfen?

    Kaum aus der Schule zurück und das Mittagessen verzehrt sauste Marei durch die Villa. Für die Schule musste sie Wichtiges auswendig lernen und setzte sich dafür in den Garten unter einen blühenden Quittenbaum. Sie bemühte sich die Zahlen in einem Rutsch aufsagen zu können, doch das war gar nicht so leicht. Immer wieder musste sie auf die Wachstafeln zurückgreifen und nachschauen. Es war ihr nicht leicht gefallen in die Schule zu gehen und von einem nahezu fremden Mann diktiert zu bekommen, was sie zu lernen hatte. Im Unterricht sagte sie kaum etwas oder meldete sich sehr selten. Doch mit der Zeit veränderte sich ihr zurückhaltendes Wesen ein bisschen mehr. Der Lehrer schaffte es langsam aber sicher sie mit seinem umfangreichen Wissen zu beeindrucken. Mit gerunzelter Stirn blickte sie auf die Tabelle der Zahlwörter und suchte die Zahl 'L'. "Fünfzig - quinquaginta, quinquagesimus, quinquageni, quinquagies! " murmelte sie und blickte kopfschüttelnd auf. "Wie klingt denn das? Ich bin kein Frosch."


    Der Gärtner war immer noch nicht zum Treffpunkt gekommen. Dass er noch abwesend war war ganz gut so. Im Gegensatz zum strengen Lehrer misstraute sie dem fremden Sklaven. Der Gärtner gehörte zur Gruppe fremder Sklaven. Immer wenn er einen Fehler entdeckte, sei es beim Unkraut jäten oder beim Anpflanzen von Stauden, verengte er die Augen. Sie schaffte es nicht ihm zu sagen, dass sie dann Angst vor ihm bekam und schliesslich große Mühe hatte ohne Gestotter weiter zu sprechen. Wenn sie wegen dem Stottern gar nichts mehr rausbrachte, dann floh sie in die Villa zu den Sklavenquartieren und suchte auf ihrem Bett bei Puppe Nina Trost und Zuflucht. Bestimmt hatte sich der Gärtner schon längst bei Frija und Baldemar beschwert. Doch was konnte sie tun? Marei hatte den Eindruck, sie musste dieses Problem selber lösen... nur wie? Sie traute sich nicht ihr Verhalten ihren Eltern zu erklären und schwieg. "Verstoßen sei auf ewig, verlassen sei auf ewig, zertrümmert sei auf ewig..." murmelte sie einen selbst erfundenen Satz, um den ewigen Alptraum der tastenden Männerhände zurückzuweisen. Leider war der Satz nicht stark genug, um die quälenden Errinnerungen zu löschen..

    Sie kehrte mit ihrem Ball zur Bibliothek zurück und suchte von dort die Zimmer nach dem Kinderzimmer der Brüllbären ab. Sie musste nur leise sein und lauschen, dann würde sie das Zimmer finden. "Da bin ich wieder! Kuckuck Victorius!" Marei war nicht stark genug, als dass sie hätte Victorius den ganzen Weg von Kinderzimmer bis Garten tragen können. Deshalb überliess sie die Beförderung des kleinen Jungen seiner Mama und trieb den leichten Ball mit den Füßen voran. Es war nicht weit zu bis zum Ziel. Sie warf einen Blick zum gerade ergrauenden Himmel und drehte sich um. "Hoffentlich bleibt der Regen noch etwas weg, das wäre voll schade, wenn wir schon wieder rein gehen müssten, finde ich." kommentierte sie. Dann müsste sie auch wohl wieder was von den Aufgaben des Tages abarbeiten. Gerade jetzt hatte sie große Lust zum Spielen und würde sich partout nicht weglocken lassen. Den Gänsefederball hielt sie in ihren Händen und reichte ihn Victorius. "Ein schöner Ball, stimmts?" fragte sie den kleinen Jungen. "Mit was für dein Spielzeug spielt dein Sohn denn am liebsten? Hat Laevina eine Puppe? Warum habt ihr eine Amme? Was macht die Frau mit deinen Kindern?" fügte Marei nicht gerade wenige Fragen für die Mama hintendran.

    "Der Cimon hat sich um mich gekümmert, als ich in der Villa Aurelia noch niemanden gekannt habe. Auf dem Sklavenmarkt wurde ich von Flavia Celerina gekauft. Die Herrin hat mich weiter verschenkt, weil es eine Hochzeit in der Villa gab. Da hat der Bär, ach nein, ich meine, Aurelii Ursus die Tiberia Septima geheiratet." Nicht nur von ihrer eigenen Mama verkauft zu werden war ganz schön blöd gewesen, weil sie sich unfreiwillig von ihr hatte trennen müssen. Ein lebendes Geschenk an ein verliebtes Ehepaar zu sein war auch nicht lustig gewesen, da sie davon nichts gewusst hatte. Doch eben letztere Handlung der jüngst unselig verstorbenen ehemaligen Herrin hatte ein gutes Ende sowie Ersatzeltern für sie gefunden.


    Unbewusst streichelte sie, während sie plauderte über Victorius Rücken auf und ab und überliess ihm weiterhin mit gutem Willen ihre Haarsträhnen. Solange sie den Kopf nicht bewegte, ziepte es auch nicht. "Ach, das ist aber schade, dass Sabinas Mama gestorben ist. Ja, genau. Das ist er, der Papa Baldemar! Adula? Hmm.. kann sein, dass ich sie mal gesehen habe. Vielleicht sehe ich sie nachher in der Küche? Weisst du waaas? Ich will auch groß und stark werden!" Aufmerksam lauschte sie Serranas Vorschlag und nickte begeistert. "Also schön, dann machen wir es so rum." stimmte sie zu und wandte sich Victorius zu. "Du musst von mir runter und zu deiner Mama krabbeln, kleiner Mann. Du und ich müssen was erledigen und dann treffen wir uns vor deinem Zimmer wieder. Ich bringe dir mein Spielzeug mit und dann gehen wir in den Garten! Deine Mama zeigt mir, wo hier der Ort ist, an dem barfuß über den Rasen laufen kann." Behutsam setzte sie den Jungen auf den Boden zurück und kümmerte sich um die Rolle, indem sie diese wieder zurücklegte. "Bis gleich!" sprach Marei und lief los, um ihren Ball zu holen und dann vor dem Kinderzimmer der Zwillinge aufzutauchen.

    Sie dachte für einen Moment, es wäre Lux, dessen Hände sich an ihrem Körper zu schaffen machten und machte sich deshalb als erstem Impuls steif wie ein Brett. Allerdings belehrte Frijas sanfte Stimme und der Geruch ihrer Haare, dass alles ganz anders war als zuerst gedacht. Sie war bei Frija und bei ihr in Sicherheit. "Er soll weg... Mama!" Immer noch heftig weinend, legte sie die Arme um Frijas Schultern und umklammerte mit den Beinen ihre Taille. Laufen wollte Marei nicht, weil ihre Knie weich wie Pudding waren. Sie wollte gehalten und getragen werden. Die wadenlange Tunika rutschte hoch und zeigte die grünen und blauen Flecken entlang ihrer Beine. Ihr verweintes Gesicht verbarg sie bei Frijas Hals und weinte dort ihre Ersatzmutter nass. Das Weinen machte Marei ziemlich müde... irgendwann war nur noch ein leises Schniefen zu hören. Aus sehr stark rot verquollenen Augen blinzelte Marei in die verschwommene Umgebung, nahm aber kaum etwas davon wahr, zu erschöpft und müde war sie inzwischen. Septimas Worte hatte sie nicht gehört und von Baldemars Vorhaben ahnte sie kein bisschen. "Ich habe nicht auf den dunklen Löwen gehört... keiner war da." flüsterte sie leise.

    Was dachte Aculeo denn? Sie und einen Freund haben? Das war doch ganz normal, fand sie und lächelte stolz zurück. Aculeo zersauste wieder einmal ihre Haare während er sprach und sie liess ihn nur machen. Die Männer redeten über was ganz schön kompliziertes. Geduldig wartete sie auf Aculeos Hinweis wer nun den Brief überbringen würde und freute sich mit einem leisen Juchzer. "Danke, Postmensch! Ich werde auf der Stelle aufhörenr um den Brief nach Mantua Sorgen zu machen." Er persönlich würde den Brief Cimon überbringen, das war fein! Mit einem dankbaren Nicken in Richtung Hausherrn verabschiedete sie sich nun und verliess das Büro. Mann, das Brief schreiben war ganz schön aufregend gewesen. Darauf musste sie jetzt etwas leckeres trinken und rannte zur Küche.

    Sie liess das kleine Kind näher heran kommen und hielt Victorius, etwas unbeholfen, da es ihr erster Kontakt mit so jungen Kindern war, unter den Achseln mit beiden Händen sachte fest. Es war sehr ungewohnt, dennoch genoß sie die Situation und freute sich, dass er immer noch Gefallen an ihren braunen Haaren fand. Ihm immer wieder einen freundlichen Blick schenkend, erwiderte sie ungeniert, was ihr auf die Worte von Serrana einfiel. "Ich bemühe mich sehr auf Cimon zu hören, doch jetzt ist das ganz schwer, weil er nicht hier ist. Dafür bemühe ich mich daran zu erinnern, was er zu dies und das gesagt hat. Ich war vorhin bei Sabina und habe sie besucht. Ich habe ihr meine Steinchen zum Mosaiken gezeigt. Wir konnten miteinander reden. Sie hat erwähnt, dass ihre Mama nicht mehr da ist. Dann musste sie weg. Sie hat mir noch schnell erlaubt mit ihren Pferden zu spielen." Ein bisschen neidisch konnte und wollte sie auf Sabina sein, da sie einen Ersatz für ihre Mutter gefunden hatte. Aber war das nicht bei ihr genauso geschehen? Frija kümmerte sich um sie und das war gut so. "Meine eigene Mama hat mich verkauft. Frija, die Frau von Papa Baldemar hat mich angenommen. Sie hat wegen domina Septima und ihrem Sohn nicht sehr viel Zeit für mich übrig. Dafür gehe ich Papa Baldemar oder Cimons Bauch löchern." erklärte sie die eigene Situation in Sachen Mama. Spontan stimmte sie in Serranas Lachen ein. "Ball werfen ist eine großartige Idee. Die Köchin in der Villa Aurelia hat mit mir zusammen einen Ball aus Gänsefedern angefertigt. Das war ihr Geschenk für mich bevor wir nach Mantua aufgebrochen sind. Mit Papa Baldemar spiele ich so oft es geht Ballwerfen. Der Ball liegt aber in unseren Schlafräumen. Darf ich Vic mitnehmen?" fragte Marei und kürzte unbewusst den Namen von Serranas Sohn ab. "Ohjemine.. ich weiß gar nicht wo der hortus ist. Kannst du mir den Weg zeigen?" Die neben ihr liegende Rolle musste sie außerdem noch wieder zurück ins Regal legen.

    Irgendwo in den Gewindungen ihres Gehirns klingelte ein Glöckchen, denn irgendwo hatte sie den Namen des Postamt-Mannes schon einmal gehört. Doch sie ignorierte das Glöckchen geflissentlich und machte sich mehrere Gedanken wie der weitere Weg der Tafel aussehen könnte. Ihren Brief einem der Sklaven geben? Der ihn dann hoffentlich weitergeben würde! Nunja... die Tafel irgendwo rumliegen zu wissen war nicht so ihres. Deshalb war sie mehr als überrascht auf ein doch bekanntes einmal gesehenes Gesicht zu treffen und ging ihm verschmitzt lächelnd entgegen. "Ohweiweiwei! DU bist der Postamt-Mann? Oder wie der Hausherr sagte, der Postmensch?!?" neckte sie ihn überaus fröhlich und machte einen kleinen Knicks vor ihm. Sie wartete bis die Männer ausgeredet hatten. "Ja, bitte, wenn du tatsächlich so nett wärest: die Tafel möchte ganz eilig zu meinem Freund, Cimon in Mantua verreisen." Mit diesen Worten überreichte sie ihm die Tafel und zupfte an seiner Tunika mit einem kleinem Wink, sich mal eben zu ihr runterzubeugen. "Du brauchst mich nicht mehr zu adoptieren: ich habe einen Papa und eine Mama gefunden!" Marei verriet ihm das Geheimnis mit einem abschließenden Nicken und sah die beiden Männer fragend an, ob sie entlassen wäre oder beziehungsweise gehen könnte. Allerdings war sie ein kitzekleines bißchen neugierig wer Germanicus Avarus war.