Beiträge von Marei

    "Stärker als Wein?" Marei verzog das Gesicht. "Met ist ein Männergetränk, na gut, ich merk mir das. Aber, Baldemar, wieso kriegen die Besucher des Legaten dann Wein, wenn es hier auch noch Met gibt? Ich bin froh, dass ich keinen Wein mag.. Genau, ich halte mich wie Frija lieber an süßen Saft und Honigmilch. Wasser schmeckt manchmal ganz schön komisch." sprachs und trank friedlich aus ihrem Becher, um den Durst zu stillen. "Was machen wir jetzt? Gehen wir wieder raus in den Garten?" Letzteren Satz flüsterte Marei, auf der Bank knieend, ganz leise in Baldemars Ohr, damit die Köchin es nicht hörte. Bloß damit die nicht auf die Idee kam, sie marschmarsch zum Spulen abzukommadieren. Aus großen grünen Augen sah sie Baldemar fragend an... denn Erwachsene bestimmten über alles... naja.. über fast alles.

    "Oh.. entschuldige, das wusste ich nicht, dominus." beeilte sich Marei mit der Entschuldigung. Sie war in ein tiefes Fettnäpfchen getreten... wie dumm von ihr. Ursus schien es nicht einmal übel zu nehmen, belohnte sie mit dem Streicheln ihrer Haare. "Ja, klar, Lieder singe ich gerne." Der Gast winkte sie zu sich und berührte auch ihre Haare. Marei verzog innerlich das Gesicht, denn der Gast war für sie immer noch ein fremder Mann. "Der Nachtisch kommt ganz bestimmt. Die Köchin hat gesagt, sie macht einen Milchbrei mit Nüssen." verriet Marei lächelnd.



    "Ting, tang, Tellerlein!
    Wer sitzt in diesem Turm?
    Des Vaters schönes Töchterlein
    Und das sprach so:


    "Brecht einen Stein,
    Den zweiten Stein,
    Den dritten Stein,
    Damit ich kann befreiet sein."
    Ting, tang, Tellerlein ...


    "Den vierten Stein,
    Den fünften Stein,
    Den sechsten Stein,
    Damit ich kann befreiet sein."
    Ting, tang, Tellerlein ...


    "Den siebten Stein,
    Den achten Stein,
    Den neunten Stein,
    Des Vaterstochter ist jetzt frei!"

    Marei kuschelte sich dicht an Cimon und hörte zu, wie er den herbei geschafften Wasserkrug leer trank. Cimon wollte nicht, dass sie in die Küche ging. Uh.. das war gut. Sie hatte mitten dieser Nacht überhaupt keine Lust auf eine weitere Monsterbegegnung. "Ich habe keinen Durst und brauche nix mehr. Vielleicht sind die Kanten morgen früh netter zu mir..." versuchte sie einen kleinen Scherz und rieb sich das angestoßene Knie.


    "Ein Gefühl? Mhm.. ich habe keine Ahnung, warum es mir gefolgt ist. Mein Bett steht im Frauenschlafraum der aurelischen Villa. Frija schläft gar nicht bei uns. Ich glaube, sie schläft bei Baldemar in seinem Bett." Sie dachte nach wovor sie überhaupt und am meisten Angst hatte. Die Aufregung über die blauen Flecken und das Nachdenken machten das kleine Sklavenmädchen wieder ein bisschen müde. Sie dachte schliesslich nicht oft mitten in der Nacht über etwas nach.


    "Auf der Reise hierher mochte ich den Wald und die Schatten nicht... aber Frija hat dazu was gesagt und erklärt. Dann waren wir in so komischen Gasthäusern und fremden Zimmern. Bis wir hier angekommen sind, sind die Reisetage plötzlich vorbei gewesen. Es gibt hier keinen Brix, der mir sagt, wo ich was tun und helfen kann, daher habe ich mir selber die Küche ausgesucht. Ist dir schon aufgefallen, dass hier keiner mehr lacht und fröhlich ist? Alle Mann und Frau sind seltsam ernst... das ist so traurig. Ich will mich davon gar nicht anstecken lassen..."

    Baldemar war einverstanden, dass der Ball auf dem Rasen lieben und auf sie warten sollte. Seltsamerweise trat er den Ball mit dem Fuß und nicht mit der Hand weg. Nachher würde sie ausprobieren, ob das ein neues, besseres Ballspiel wäre. Der Ritt auf Baldemars starken Schultern eröffnete Marei eine völlig neue Perspektive. Zuerst einmal fühlte es sich toll an, so groß zu sein, andererseits musste man ständig aufpassen sich nicht den Kopf zu stoßen. Wieder einmal half ihr Baldemar die richtige Körperhaltung zu finden. "Jaaaa.. das ist voll toll!" stimmte sie seinen Worten zu.


    Zutiefst bedauernd, dass der Ritt so schnell vorbei ging aber auch erkleichtert, keine Beule abbekommen zu haben, fand sie sich auf der Küchenbank wieder. Die Köchin zog eine nicht gerade freundliche Miene, als sie Marei sah. Marei sah sie beim Grüßen nicht an. Baldemar kümmerte sich schnall um den Saft. "Danke, Papa!" gab Marei fröhlich kund. Sie trank noch nicht, denn der Hüne stand ein weiteres Mal auf. "Met? Wein? Was ist dazwischen denen der Unterschied? Ich wette, das Wort ist der Unterschied, hm?" Nach dieser Frage erst trank sie den Saft Schluck für Schluck aus dem Becher. "Hast du, als du klein warst, auch Saft getrunken? Was trinkt Frija immer?? Schade, dass sie nicht hier ist.."

    Er fing ihren Blick auf. was war das für eine seltsame Bewegunge? Hieß das, dass sie zu ihm kommen durfte? Langsam tapste Marei zu dominus Ursus und flüsterte so leise wie sie flüstern konnte folgende Worte in sein Ohr. "Ich kann dank deinem Gast das Lied der purpurea pfeifen. Pass auf, die dunklere Soße hat die Köchin gewürzt. Sie sagt, da hilft viel Wasser gegen die Schärfe trinken." An beide Männer gewandt fügte Marei freundlich lächelnd hinzu. "Bene vobis sapiat. (Euch guten Appetit)." Durfte sie zu ihrem freund und Helfer, dem Sklaven zurückgehen und mit ihm gemeinsam warten?!?

    Der Sklave nahm ihre Hand und nahm sie mit zu den Erwachsenen, die sich angeregt miteinander unterhielten. Leise wenige Worte flüsternd erklärte er ihr, dass der Wein üblicherweise verdünnt wurde. Aufmerksam sah Marei zu, wieviel Wein und wieviel Wasser er in die Becher nachfüllte. Nickend gab sie kund, dass sie ihn verstanden hatte und bekam daraufhin mitgeteilt, dass sie das nächste mal alleine würde alleine machen müssen, wenn sie jetzt schon verstand. Uiuiui.. das war vielleicht eine aufregende und verantwortungsvolle Aufgabe, da musste sie ab jetzt einfach noch aufmerksamer sein.


    Lächelnd zog sie sich wieder mit dem Sklaven zurück. Dieser zog sich zurück, um in der Küche nachzufragen, ob das Abendessen fertig war. Die gebrateten Hühnchen waren angerichtet, nur der Nachtisch war noch nicht fertig. Das Essen ist fertig! piepste das Sklavenmädchen den Erwachsenen zu. Marei bekam die Aufgabe, den Imbiß abzuräumen, ein zweites Eßtischchen aufzustellen sowie die Teller samt Eßbesteck aufzudecken. Zuobererst die Teller für die Gemüsesuppe, darunter die Teller für das Hauptgericht. Wie aus den Sklavenmahlzeiten gewohnt, legte sie das gesamte Besteck an die rechte Seite der Teller, die Becher an den linken oberen Tellerrand und dazwischen die Schälchen mit Gemüse und zwei verschiedenen Soßen. Die zweite Soße war laut der Köchin scharf gewürzt, doch wie das den Erwachsenen mitteilen? Marei versuchte Ursus Blick einzufangen, mit der wortlosen Bitte ihn sprechen zu dürfen. Hoffentlich schmeckte es dem Tiberier.

    Mareis Augen sprangen zwischen den Männern hin und her, um ja nichts zu verpassen. "Bin schon unterwegs und gleich wieder da." Sie verbiss sich einen Kommentar zur kleinen Rüge und nickte stattdessen eifrig und stob davon. Das kleine Sklavenmädchen war gerade dabei gewesen das gewünschte Getränk vom Besucher zu erfahren, aber Ursus war schneller dazu gekommen als sie geschätzt hatte. Die Köchin wusste sicher, was sich als Imbiss zum Getränk eignen würde.


    Zusammen mit dem Sklaven, der ihr vorher schon mit dem Benachrichtigen von Ursus ausgeholfen hatte, kehrte sie zurück. Sie trug einen kleinen Klapptisch und ein Tablett unter den Armen. Schweigend stellte Marei das Tablett auf die Beine des Klapptisches und half dem Sklaven die Bestellung darauf zu verteilen: Obstsalat, Nüsse und Weintrauben sowie einen herben oder lieblichen Weißwein. Langsam schenkte Marei die Becher für die Erwachsenen voll und trat immer noch schweigend zurück. Der Sklave war immer noch da, aufmerksam beheilt Marei ihn im Blick, schaute von ihm sein Verhalten ab. Das Abendessen würde fertig sein, wenn die Sonne auf die andere Seite des Impluviumbecken gewandert war.

    "Schön, du holst mich ab!" fand Marei und lachte. "Und schön, dass du das weisst, also auch mal was anderes sagen dürfen." Ihm schien ihr fröhhliches Geplapper zu gefallen. Vielleicht deshalb, weil er nur zuhören und antworten musste? Wenn ihm das gefiel, dann war das in Ordnung, fand Marei. "Ich bin gespannt, wie lange das 'klären' dauert. Ja... ich glaube daran, dass das irgendwann irgendwann tatsächlich kommt. Jemand, ich weiss nicht mehr wer, sagte mal folgendes: Denn was neu ist, wird alt und was gestern noch galt, stimmt schon heute oder morgen nicht mehr."



    Marei nickte zustimmend. "Genau.. mit meinen braunen Haaren und den grünen Augen habe ich meine Eltern ein bisschen bei mir." Über diesen fröhlichen Gedanken lächelnd rappelte sie sich auf die Füße und ergriff eine Hand Baldemars. "Ja.. auf, in die Küche! Der Ball bleibt hier."Huups.. was machte er denn jetzt? Plötzlich saß sie auf seinen Schultern. "Huuhuihuiiuuiuiui..." rief Marei überrascht aus, hielt sich mit dem Händen an seinem Kopf fest und umschlängelte mit den Füßen seinen Oberkörper. "Das ist toll.. ich bin größer als du. Es ist schön hier oben zu sitzen!" feixte Marei von oben und musste sich tief bücken, um sich nicht an den Türrahmen und Zimmerdecken den Kopf zu stoßen. "Ich möchte Saft haben, und du, Baldemar? Was trinkst du am liebsten?" fragte sie auf dem weg zur Küche den großen Germanen.

    Ursus lachte wieder. "Nur weil der Pfeil zwischen ihnen lebt, weiß er wie die Soldaten fühlen und denken?? Na dann, weiss er ja fast alles... über das Leben hier an diesem Ort." meinte Marei zu dem Thema. "Ich werde sicher nicht lange brauchen, bis ich ihn finde.. und gespannt bin ich auch auf ihn."


    Sie nickte zu seinem Worte über das 'lange dauern'. "Das stimmt. Manchmal trinke ich zwischendurch eine Milch und dann ist es gut, bis es Mahlzeit-Zeit ist. So lange ist es noch hin bis zu den Saturnalien? Ich muss also noch vieleviele Nächte schlafen bis es soweit ist. Ob ich auf etwas warte? Naja.. ich warte auf ein Fest, wo alle zusammen feiern. Oder im Garten Würste grillen, Salate essen und Spiele mit Groß und Klein spielen. Wobei Spiele für kleine Leute müssen wohl ausfallen, da ich hier das einzige kleine Mädchen bin. Nicht mal kleine Jungen habe ich gefunden und getroffen... was soll's!"


    Sie gingen noch einmal nach Rom zurück und sie musste mitkommen? In ein anderes Haus als die aurelische Villa?? Das war natürlich ziemlich verlockend. Hachja! "Ohh.. wie aufregend." Das Mosaikbild der gelben Sonne war fast fertig, es fehlten nur noch zwei Sonnenstrahlen. "Genau dasselbe hat mir Cimon auch schon gesagt und erklärt, als ich ihm von meinem heimlichen Ausflug erzählte. Sabinas Vater war gar nicht dabei. Nur ihr Kindermädchen und die anderen Kindermädchen von Sabinas Freunden und Freundinnen. Die haben mich mitspielen lassen. Wir haben uns gegenseitig Fragen gestellt. Alles nur, weil ich ihre Stimmen gehört haben und über die Mauer geklettert bin, um nachzuschauen. So, jetzt weisst du's. Ich war wirklich nur vor der Mauer und bin wieder rüber geklettert, als man meinen Namen rief!" Hatte sie ihn enttäuschtß Nahm er ihr jetzt das schöne Geschenk weg?

    Mannomann, der Klopfer besaß einen ziemlich langen Namen. Gut, das sie ihn nicht nach seinem Namen gefragt hatte, sie hätte ihn sicher vergessen, wenn sie selber hätte zu Ursus gehen müssen. Sie strahlte, als er sie als Prinzessin bezeichnete, kicherte hinter vorgehaltener Hand. "Du willst dominus Ursus besuchen... ihn etwa aufessen?" scherzte sie vergnügt. "Ja, er ist da... er kommt gleich irgendwann dazu." beantwortete sie immer noch übers ganze Gesicht strahlend seine Fragen. "Das muss ich noch herausfinden, ob du mit ihm Essen kannst, Ich denke schon, denn in der Küche duftet es nach Mahlzeit-Zeit." plapperte sie weiter.


    Da kam dominus Ursus auch schon zu ihnen, die Zeit schien plötzlich fliegen zu können. Marei nickte gehorsam. "Salve, dominus, ich wollte ihn gerade fragen, was er denn trinken möchte." Sonst wird sein Magen noch lauter, fügte Marei in Gedanken hinzu, bemühte sich die Schmunzelmimik zu verbergen. "Er möchte Euch auf.. ach nein, mit Euch essen, dominus Ursus." Gut, sie hatte diesen Scherz nicht lassen können, aber das war die Wahrheit. "Wo wollt ihr speisen? Ich sage der Köchin Bescheid, dass wir Gäste haben, ja?" Marei war bereit loszusausen. Hach... dieses Botschaften weitergeben lag ihr viel mehr als das dämliche Geschirr abspülen.

    "Jaaa.. genau.. ich war ein Botenmädchen!" erwiderte Marei mit stolzem Blick. "Och.. ich bemühe mich für die Köchin alles richtig zu machen. Manchmal aber merke ich, dass ihr das nicht gefällt, was ich tue und dann, naja, ich versuche dran zu bleiben. Heute hatte ich keine Lust zu, weil sie schlechte Laune hat, die sie an mir ausgelassen hat." erzählte Marei. "Wenn sie so mies drauf ist, dann mag ich nicht für sie arbeiten Ich kann nichts dafür, dass ich die jüngste bin und immer noch am Lernen bin."


    Gespannt hörte sie zu, wusste tatsächlich die Gründe nicht. "Die, die keine kleinen Kinder mögen? Dann gehe ich denen halt aus dem Weg. Mhm.. du hast recht, ich will die Soldaten nicht traurig machen, wenn sie durch mich an ihre Kinder denken müssen." gab sie kund. "Du meinst, das Trainieren vertreibt die Langeweile? Aha... Wann ist denn der nächste Festtag? Wieviel Mal schlafen bis dahin?" Marei ahmte die stramme Haltung des Soldaten nach und fand sie lustig. "Soll ich dich auch mit demselben Gruß begrüßen, wenn wir uns wieder treffen?? Möchtest du das?"


    Maultiere waren dasselbe wie Pferde? "Du veräppelst mich, nicht wahr? Pferde sind immer groß. Wie können Maultiere dann kleiner als sie sein?" erwiderte sie ernsthaft kopfschüttelnd und merkte sich die Ställe als nächstes Ausflugsziel vor. "Schön, dass du Cimon schon gesehen hast. Er ist sehr nett und er beschützt mich. Ja, bitte, tu mich bitte draufheben." fügte sie hinzu. Sie hielt sich instinktiv an Licinius fest, betrachtete alles nun von oben im Sitzen. "Mensch.. das ist sooo groß.. und hooch." staunte sie einmal mehr und verfolgte einen Trupp vorbei marschierender Soldaten mit großen Augen, die den Wall innen entlang gingen.

    Marei bemerkte zu spät, dass der Gast sich setzen wollte. Aber der namenslose Besucher schaffte es auch ohne sie, die Sitzplätze zu finden. Zudem wollte er ihr das vorhin gepfiffene Lied beibringen. Marei spitzte schon die Lippen und stockte im nächsten Moment. Zu dominus Ursus wollte er? Dann musste sie rasch ihren Herrn benachrichtigen, wollte den Gast aber auch nicht stehen lassen. Mist, was war das für eine Zwickmühle! "Einen Moment! Ich geb es weiter.. also.. ehm.. dass Ihr hier seid." stotterte sie und eilte von dannen, um nicht weit von der Eingansgtür einen der namenslosen Sklaven anzutreffen und ihn darum bitten, dominus Ursus zu holen. Jener tat das auch und war sogar bereit den Legaten zu ihnen führen. Eilig trabte sie zu dem Tiberier zurück. "Entschuldigung, Klopfer, wegen dem Warte-Päuschen." entschuldigte sie sich und überlegte sich auch für den Streich zu entschuldigen. Doch zuerst war das versprochene Lied dran. Sie musste und wollte dem Besucher gehorchen. Sofort begann das kleine Sklavenmädchen den ersten Ton nachzupfeifen. Es klang ziemlich schräg. "Naja.." brummelte Marei, die nächsten Pfeif-Töne versuchend. "Ehmm... hast du Durst oder Hunger?"

    Och, schade, nun klopfte der Besucher nicht mehr an stattdessen begann er zu singen und zu pfeifen. Verzückt hörte Marei der Melodie zu und bekam bald daruf den Anklopfer zu sehen. Er entpuppte sich als Mann, der wahrlich besser pfeifen konnte als sie. Marei versuchte die Melodie mitzupfeifen bekam kedoch nur ein klägliches Pfeifen zustande. Pfeifen konnte sie gar nicht, es war eines der Dinge, die sie nicht gut konnte. Das Klopfspiel war jedenfalls lustig gewesen. Verschmitzt lächelte sie Dolabella an. "Salve, Klopfer, was möchtest du denn bei uns?? Und was pfeifst du denn da schönes?? Bringst du es mir bei?" Ups.. sie redete und fragte wieder einmal zu viel. Ursus sowie Cimons Ermahnungen hallten in ihren Ohren wieder. Verlegen blickte sie ihn dennoch ziemlich neugierig aus ihren grünen Augen an.

    Haaa.. der Klopfer fiel auf ihren einfallsreichen Trick herein. Das war so goldig! Leider wusste das achtjährige Sklavenmädchen nichts von der spannenden Geschichte, an welche sich Dolabella auf der anderen Seite der Tür errinnert fühlte. Sonst hätte sie ihn gebeten, ihr diese wundersame Geschichte zu erzählen. Marei liebte Geschichten aller Art! Das aufsteigende Kichern in der Kehle mühsam unterdrückend, wiederholte das Mädchen sein Pochen. *poch* *POCH* *poch, setzte übermütig ein viertes *poch*-Klopfzeichen dazu. Mal schauen was jetzt geschah! Die Tür hatte keine Schliesse, denn die Wachsoldaten waren die Schliesse. Schliefen die beinden Männer neuerdings im Stehen? Man musste lediglich die Türe aufdrücken, um hineinzugelangen und einem herbeieilenden Diener oder Sklaven des Praetoriums sein Begehr vorzutragen.

    "Prima.. ich freu mich schon auf morgen!" jubelte Marei. "Ich hole dich wieder von eurem Zimmer ab oder du findest mich zuerst. Geht das so?" Baldemar drehte sich zu ihr. Jetzt konnte sie ihn besser ansehen und seine Mimik beobachten. Ihr war etwas aufgefallen und sie sagte es ihm unverblümt. "Papa.. du darfst mir auch mal was anderes sagen als 'Ja', das weisst du, ne? Verschmitzt lächelnd sah sie ihn aufmunternd an. "Yop. Ich fände es riesigtoll zu Frija 'Mama' sagen zu können und zu dürfen. 'Papa' und 'Mama' heimlich zu euch zu sagen, finde ich voll dummblöd. Ich weiss, was wir sind, Papa. Wir sind nur Sklaven und gehören Ursus und Septima, die über uns bestimmen. Ich weiss, wir können das nicht festlegen.. und müssen deshalb immerzu fragen gehen. Mhmhmmm.. weisst du was? Wenn ich groß bin, dürfen wir hoffentlich selber darüber sowas bestimmen. Seit ich aus meiner Mama rausgeflutschtbin, bin ich Sklavin. Meinen echten Papa kenne ich gar nicht. Mama sagte mir immer, von ihm habe ich die grünen Augen und von ihr die braunen Haare bekommen. Der Rest ist eine Mischung von beiden, dünne Arme von Mama, lauffreudigen Beine von Papa." Puh, da hatte sie aber ganz schön viel von sich erzählt. Die trockenen Kehle Mareis beschwerte sich. "Hast du Durst? Gehen wir gleich was trinken?"

    Es klopfte an der Türe. Marei zuckte zusammen und starrte die Tür an. Hatte es soeben geklopft? Sie fühlte sich nach Rom versetzt und sah sich nach Leone um, der sicher gleich angelaufen kam. Doch Leone tauchte nicht auf. Kein Erwachsener war in der Nähe. Marei blinzelte die Türe nachdenklich an und überlegte... was wenn die Wachsoldaten ihr einen Streich spielten? Dafür, das sie Ihnen neulich entwischt war, um den Wall auf eigene Faust zu inspizieren sowie den 'ersten Pfeil' keinnezulernen. Einer Idee folgend strich sie ihre Haare glatt, richtete die Kleidung und näherte sich der Tür. Das kleine Sklavenmädchen stellte sich auf die Zehenspitzen und ahmte mit der eigenen Faust das Klopfen von Dolabella nach. Mal schauen, was jetzt passieren würde. Sie wartete gespannt auf das kommende Geschehen und bemühte sich nicht zu lachen.

    Mit der Köchin war sie soeben auf dem Forum gewesen und hatte nach duftenden Blumen Ausschau gehalten. Doch keiner der anwesenden Händler hatte Blumen angeboten noch verkauft. Kopfschüttelnd war sie neben der Köchin wieder heimgegangen. Damit war ihr Plan hinfällig geworden, domina Septima eine Freude zu machen. Tja.. und jetzt? Grübelnd saß Marei mit Puppe Nina auf ihrem Bett und dachte angestrengt nach, wie sie ihren Plan verwirklich konnte. Ihr Blick fiel auf die schwere Truhe mit den Mosaiksteinchen... aber ja! Das war es!


    Marei warf sich das Tragetuch um, in dem sie Nina immer auf dem Rücken trug und schnappte sich die schwere Truhe. Mit viel Mühe schaffte sie es bis in den Säulengang und wählte eine Stelle aus, die von der Sonne beschienen wurde. Es war nicht sehr weit bis zu dem Eheschlafzimmer der Erwachsenen. So oder so konnte domina Septima gar nicht übersehen.


    Die Schuhe lagen neben dem kleinen Mauerstück, welche den Säulengang vom inneren Viereck abtrennten. Marei stand direkt vor dem niedrigen Mauerstück und suchte die Mosaikstück-Farben heraus, die sie für das 'Blumenbild' brauchte. Wieder lag ein Lied auf ihren Lippen, während sie emsig an ihrer Überraschung werkelte. Puppe Nina saß stumm zuschauend neben der Truhe.


    Löwenzahn, sag an, an, an, ob dein Zahn auch beißen kann.
    Fingerhut, ach je, je, je, reichst der Biene bis zum Zeh.
    Glockenblume, kling, kling, kling, Glöckner ist der Schmetterling.
    Mohn im Korn, so rot, rot, rot, kostbar ist das liebe Brot.
    Butterblume, muh, muh, muh, morgen kommt die schwarze Kuh.

    Sie warf den Ball nochmals in die Luft und fing ihn mit Baldemars Hilfe wieder ein. "Juuuhhuu..." rief sie ausgelassen, genoß einmal mehr den Moment das Fliegens und spürte, wie sie sicher von Baldemars großen Händen aufgefangen wurde. Sie sagte, wann sie runter auf den Boden wollte und rannte zudem recht gerne in Baldemars Arme hinein. Marei genoß das neu erfundene Spiel aus ganzem Herzen.


    Bald saßen sie beide auf dem Rasen. "Das hat Spaß gemacht, Baldemar. Machen wir das Ballspiel morgen nochmal?" fragte sie ihn verschmitzt lächelnd. Das kleine Sklavenmädchen liess sich auf den Rücken fallen, streckte alle vier Glieder von sich. Marei war außer Atem. Das Spiel war schön und zugleich ziemlich anstrengend gewesen. Ihre Beine kribbelten vom vielen hin- und herrennen. Außerdem war sie richtig schön erschöpft, aber dies war ein richtig gutes Gefühl.


    Was fragte Baldemar da? das kleine Sklavenmädchen drehte sich auf den Bauch, stützte sich mit den Armen auf, um ihn forschend anzusehen. "Nein... was ist das für eine komische Frage, Papa?!? Ich verstehe sie nicht. Muss ich dominus Ursus und domina Septima fragen gehen, wenn ich mit dir spielen möchte?" Sie machte sich ihre Gedanken. "Oder muss ich Frija fragen gehen, ob sie dich entbehren kann?"

    Vor ihrem inneren Auge schien der Traum wieder lebendig zu werden. Marei umklammerte die dicht an die Brust angezogenen Beine, damit das Monster sie nicht kriegen konnte. Cimons tröstende Worte katapultierten sie zurück in die Realität. Richtig.. sie war bei Ciimon. Die Aussicht, dass ihr Freund, der dunkle Löwe, in ihre Träume kommen und das böse Monster besiegen würde, klang gar nicht so schlecht. Ein Löwe war bestimmt viel stärker als ein Monster... er musste einfach stärker sein. Dieses Monster bestand aus ihrer Angst?!? "Ich komme..." piepste Marei.


    Langsam krabbelte sie wieder unterm Tisch hervor und griff sich den Wasserkrug, welchen sie mit beiden Händen trug. Auf dem Rückweg stieß sie sich nochmals das Knie, aber nur, weil sie diese Hindernisstelle vergessen hatte. "Autsch... so ein Mist! Du blöde Kante du, verzieh dich endlich und geh schlafen!" fluchte sie und biss die Zähne zusammen. Dunkelheit und drei blaue Stoßflecken waren eindeutig einer zu viel.


    "Au Mann..." seufzte Marei, weil sie spürte, dass der Krug sich plötzlich viel leichter tragen liess und ihre Hände nass waren. Schritt für Schritt bewegte sie sich in Cimons Richtung und sank aufatmend neben seinem Lager in die Knie. "Da hast du Wasser zu trinken. Ich hoffe, es ist noch was drin, sonst geh ich gleich in die Küche den Krug neu auffüllen. Und warum versteckt sich meine Angst hinter diesem Monster? Das ist so neu dieses Monster! Weisst du... ich habe von ihm in der Villa Aurelia geträumt."

    Gut, er hatte sich nicht weh getan.. der Sturz war zum Glück gut ausgegangen. Sie war erleichtert und kümmerte sich um das begonnene Ballspiel. Der Ball flog und flog, schien schneller zu sein als sie. Das kleine Sklavenmädchen würde ihn somit kaum erreichen noch auffangen können. Doch Baldemar hatte eine Idee, wie er ihr helfen konnte. Sie fand sich in seinen Armen wieder und streckte sich nach dem Ball aus. "Ich hab.. ihn.. gleeiicchhh.. ooohhhh... ich hab ihn.. juhuuu!" Marei spürte wie sie durch die Luft flog und genoß den leider viel zu kurzen Moment des Fliegens bevor sie wieder in Baldemars Arme zurück und hinein fiel. "Boah.. das war toll...." jubelte sie ausgelassen und drückte einen übermütigen Schmatzer auf seine Wange. "Machen wir es gleich noch mal?" fragte sie ihn mit Begeisterung ansehend, hielt den Ball in ihren Händen fest.