Beiträge von Marei

    "Kinder konnen sich vieles besser merken als Erwachsene? Aha.. mhm.. wenn du meinst" Dann versuche ich mich noch mehr umzuschauen." Wobei letzteres eher kaum möglich sein würde, außer wenn sie sich heimlich davon stahl, somit auf eigene Faust loszog und das Lager erkundete. "Er weiss wie die anderen denken und fühlen? verwandelt er sich etwa in einen Pfeil und guckt so in die Soldaten hinein? So wie du ihn eben beschrieben hast.. scheint er nicht zu übersehen sein." Ein komischer Satz! Egal! "dominus Ursus, wie lange dauert lange? Weißst du noch? Ich zähle in Nächten. Du sagtest mir damals, so und soviel mal noch schlafen bis zu den Saturnalien."


    Boah, sie durfte mit dem Herrn und der Herrin zurück mit nach Rom. Aber dann mussten sie wieder durch die Wälder und Schatten ziehen. Brrrr. Marei druckste etwas herum, legte sich spielend gebend einen kleinen Kreis aus gelben Steinchen. "Muss ich mit zurückkommen? Wenn ich ehrlich bin, vermisse kaum einen aus der Villa Aurelia. Ich finde es schade, dass Sabina nicht auch hier ist. Mit der könnte ich dann um Schneckenhäuschen spielen und Kästchen hüpfen. Kennst du die Germanicer? Meine Freundin lebt und wohnt bei denen. Ihr Vater ist Senator und heisst Quintus Germanicus Sedulus." Marei holte tief Luft und lobte sich selbst, dass sie das alles im Kopf behalten hatte. Nun hatte sie ihren allerersten unerlaubten Auflug über die aurelische Mauer verraten. Abwartend sah sie Ursus aufmerksam an, bevor sie die Sonnenstrahlen an den Kreis legte.

    "Nur schlechte Träume? Achso... na dann." erwiderte sie knapp. "Nein nein, ich hab mich nur an einer Kante gestoßen, das gibt krumme Zehen." plapperte sie weiter und stiess sich diesmal das Knie an. "Autsch!" entfuhr es ihr, aber sie weinte nicht. "Manno, Cimon, ich verstehe nicht, wie du in einem solchen Dunkel schlafen kannst." schimpfte sie und vergaß den ausgesprochenen Vorwurf schon wieder, denn er erklärte ihr das 'warum'. "Achso.. deshalb.."


    Marei versuchte seinen Ratschlag des Langsamgehens zu befolgen. Endlich ertastete sie etwas, was sich nach Geschirr, also einem Krug und einen Becher anfühlte. Sie steckte einen Finger in den Krug. Hmmhm, drinnen war es ziemlich nass. Marei probierte und schmeckte Wasser mit einem bitteren Hauch. "Ich hab den Wasserkrug gefunden." piepste sie.


    Die Errinnerung an das Monster war nicht schön. Marei wurde still und setzte sich unter den Tisch. "Hmm.. ich weiß nicht. Ich musste mal und hab die Latrine besucht. Dann war es plötzlich da und ich bin raus gerannt. Es hat beinahe geschafft, die Tür kaputt zu machen und in den Gang zu gelangen. Dieses Monster war ziemlich groß und wollte mich auffressen. Die Frauen haben mich für blöd gehalten und wollten, dass ich wieder ins Bett gehe. Keine hat gehört, welchen Lärm es macht.. und dann wars durch die Tür durch und ging auf uns zu. Es packte mich mit seinen Krallen und wollte mir ein Bein abreißen. Die Frauen haben sich nicht gerührt, da habe ich nach dir gerufen. Plötzlich lag ich wieder in meinem Bett und musste mal..."

    "Hmm.. du hast recht. Zum Klettern wären solche Finger an den Zehen schon toll.. aber sonst?" stimmte Marei Licinius Einwänden grübelnd zu. "So viele Meilen nur? Mir erscheint die Mauer vielvielviel länger und ich kann ganz gut lange laufen. Weil ich früher immer für meinen Herrn seine Botschaften von A nach B und weiter nach C oder zurück nach A überbringen musste. Ich kriege keinen Ärger. Ich glaube, die Köchin ist ganz froh mich mal nicht in der Küche sehen zu müssen."


    Sie wanderte mit ihm weiter und gelangte mit seiner Hilfe auf eine neuen Ebene. Diesmal widmete Marei sich der Neugier wegen der anderen Seite der Mauer, versuchte hin und wieder nach draußen aufs außen liegende Gelände zu lugen und Neues zu entdecken. "Und warum wären sie nicht einverstanden? Ist es für sie ganz schlimm, wenn sie ein kleines Mädchen sehen? Müssen die Soldaten denn ständig trainiert sein? Haben sie keine freien Tage? Wird ihnen nicht langweilig, wenn sie immer dasselbe machen?" fragte Marei außerdem. Sie richtete sich wieder auf und zeigte ihm ein verlegenes Lächeln auf ihrer Miene. "Ehmm.. na gut! Du, entschuldige, was bedeutet stramm stehen?" Maultiere? Was war denn das schon wieder? Benannte er die Pferde vielleicht anders? "Und was sind Maultiere?"


    Sie wurde verlegen über sein Lob und nahm sich vor noch ein bisschen mehr rechnen zu üben. Es machte jedenfalls Spaß mit Zahlen zu jonglieren. Marei versuchte sich ihm zu erklären. "Oh, ich meinte, sie sagt mir, welchen Auftrag ich schreien soll. Dann werden mir alle Mann und Frau in der Küche gehorchen, weil ich im Auftrag der Köchin schreie. Wenn ich das wäre, müsste jemand anders das Geschirr spülen und abtrocknen. Und ich könnte faul rumsitzen und Milch trinken." Sie lächelte. "Es ist ganz einfach meinen Freund Cimon zu erkennen, weil er eine dunkle Haut wie die Nacht hat. Er kommt aus einem Land, wo Löwen und Tiger frei herumwandern. Es jeden Tag sehr heiß ist und dort gibt es wenig Wasser, weil es wenig regnet. Seine Mama stammt auch von dort, aber er hat sie nie wieder gesehen. Genauso wie ich meine Mama nie wiedersehen werde. Cimon sagte, dass sie mich sicher lieb hatte und nur mein Bestes wollte." Marei zuckte die Schultern und zeigte auf ein gerades Mauerstück. "Darf ich mich draufsetzen und drauf langlaufen??"

    Soviele süße Rosinen zu vernaschen brauchte sein Weilchen. Marei genoß die Süße, zerkaute alles ganz langsam und beschloß mit dem Wiedereinschlafen sich reichlich Zeit zu lassen. Der Wind hörte sich spannend an und schien dem Haus eine Geschichte zu erzählen. Da regte sich Cimon und sprach komische Worte. Sie befreite sich aus den gemütlichen Fellen und rutschte über die Kante neben ihn. "Was ist, Cimon?" fragte sie ihn mit fragender Stimme. "Du hast schlecht geträumt.. das ist nur der Wind, der ums Haus heult." flüsterte sie und erhob sich, um in der Dunkelheit nach Bechern und Getränken zu tasten. Rumms.. sie war mit den Zehen gegen den Katzenkasten gestoßen. Marei biss die Zähne zusammen und tastete humpelnd am Katzenkasten weiter. "Oh mann.. ist das duster bei dir. Hast du nie ein Licht brennen? Und wenn du mal aufs Klo musst?? Weisst du nicht, dass es Monster im Bad gibt, die kleine Mädchen wie mich auffressen wollen?"

    Fein... sie hatte ihn wieder zum Lachen gebracht. Er fand das Bild der zeitgleich brüllenden Tribune wohl ebenfalls lustig. "Aha..." erwiderte Marei schmunzelnd. "Pof.. du merkst dir viel viel mehr als ich. Weil ich kenne nur meine Aufgaben, die von Cimon, von Baldemar und ein bisschen die von Frija. Das sind vier Menschen. Von mehr Personen deren Aufgaben kenne ich nicht." Marei riss die Augen auf. "primus pilus? Er hat einen schönen Namen. Mal sehen, ob ich ihn irgendwann mal draußen treffe. So ein Pfeil klingt wichtig!"


    Sie würden irgendwann in ein neues Haus in Rom zurückkehren? "Uiuiuiui.. ich komme unter ganz schön viele Dächer und Häuser hinein. Ich kenne keine umgebauten und renovierten Häuser." lachte Marei aufgeregt und freute sich schon auf das kommende Ereignis. "Moment mal.. das heißt, wir bleiben so lange hier, bis das neue Haus fertig ist.. oder etwa so lange wie du hier arbeiten tust, dominus Ursus? Dann ists ja gut, ich bleibe bei euch. dominus Ursus."


    Das kleine Sklavenmädchen nickte und dachte nach. "Ich mag noch nicht heim.. ich hab hier noch nicht alles gesehen. Darf ich für dich eine kitzekleine Sonne mosaiken??" Marei rutschte in die Knie und auf den Boden, klappte den schweren Truhendeckel auf und fischte ein paar gelbe Mosaiksteinchen.

    "Ich hab ihn.. nun du wieder.. das Ball flieegtttt..." rief Marei beim Ballspielen immer wieder aus, staunte, wie gut Baldemar den Ball fangen konnte. Bei seinem allerersten Fall lief sie sofort zu ihm, kniete sich zu ihm und sah ihn besorgt an. "Hast du dir wehgetan, Papa? Das wollte ich nicht..." entschuldigte sie sich. Es schien nicht schlimm zu sein.


    "Nein.. kann ich nicht.. zeigst du das mir.. bitte?!?" Eifrig kam sie seiner Frage nach, liess sich korrigieren und helfen. "Boah.. das war ganz schön weit." kommentierte Marei staunend über ihre ersten Würfe sowie die von Baldemar. "Ich hol ihn zurück.. versuchs dann mal so wie du es gezeigt hast." plapperte sie drauflos und rannte los zum Ball. Die Füße so stellen, die Hand so an den Ball legen. Marei brauchte ein Weilchen bis ihre Haltung sich richtig anfühlte und warf. "Baall.. koommmmt..." rief sie und rannte spontan los. Wer von beiden war schneller? Sie oder der Ball? Es machte dem kleinen Sklavenmädchen riesengroßen Spass sich auszutoben, aufgestaute sowie überschüssige Energie loszuwerden. "Ich komme.. aucch..."

    "Bis zehn Finger zählen und dann hexen, dass ein Zeh gleich zehn Finger ist und daraus die Zehner-Zehen zusammenrechnen?" Marei wollte nur wissen, ob sie es richtig verstanden hatte. "Gar nicht so schlecht deine Idee, Licinius. Findest du nicht auch?? Mit zehn Fingern an den Füßen könnte man bestimmt viel schneller den Gegnern entgegenlaufen und überrumpeln."


    Sie nickte. "Ja, er ist ein strenger Mann, den ich nie wirklich kennen gelernt habe. Weisst du was? Seine Frau hat mich auf dem Sklavenmarkt gekauft und später als Hochzeitsgeschenk an Aurelius Ursus und seine Frau Tiberia Septima weiter verschenkt. dominus Corvinus hat ganz schön verwirrt dreingeguckt, aber es schien ihm recht zu sein. Ich wusste von gar nichts und war ebenso überrascht. Es ist gar nicht so schlecht bei dominus Ursus zu sein, weil auch mein Freund Cimon ihm dient." plapperte Marei aus dem Nähkästchen.


    "Ja klar müssen wir das ausnutzen. Es ist schön oben zu sein! Können wir noch weiter laufen? Wie lange dauert es, bis man die ganze Mauer abgelaufen ist? Hast du vorhin gesehen, wie der Soldat geguckt hat, als ich auftauchte? Vielleicht hilft es denen zu wissen, dass sie auch ein kleines Mädchen beschützen müssen?" stellte Marei ihm ihre Fragen, die ihr in den Sinn kamen, liess sich von ihm und seiner Hand führen.


    "Ach da drüben? WIE? DU bist der erste Pfeil.. pof!" Höchst beeindruckt über seinen Rang in der Legion machte sie einen kleine Verbeugung vor ihm. "Entschuldigung. Ich dachte, du arbeitest im Stall, weil du irgendwie von dort kamst als ich mich an dich ran gehängt habe.."


    Ziemlich verlegen über seine vermeintlichen Arbeitsplatz, hörte sie ihm zu. "Ein legat braucht Helfer. So wie die Köchin immer wen braucht der für sie arbeitet und Essen zubereitet. Vielleicht sollte ich ihr anbieten für sie zu schreien, dann muss jemand anders Geschirr abspülen gehen." verglich sie ihre eigene Arbeitswelt mit der von ihrem Herrn. "Hundert fünfzig??! Ehhm.. das sind.. *rechnerechnegrübelrechne* alle Zehen mal zehn.. und ehm.. noch mal fünf Zehner-Zehen dazu. Och, mein Freund Cimon hat mir schon einiges erzählt. Soll ich ihn dir vorstellen?"

    Baldemar zog sich die Schuhe aus, jetzt waren sie beide ohne Schuhe. Ein kleines Mädchen und ein großer Mann. Marei und Baldemar. Tochter und frischgebackener Papa. "Hej.." rief Marei und bemühte sich den Ball zu fangen. "Ich haab ihhnhn.. guhucck.. und nunn zurück zu diiirr." fügte sie werfend hinzu und bemühte sich einen guten Wurf hinzubekommen. Sie warf ihn mit beiden Händen und sah gespannt zu, ob Baldemar ihn nun fing. Es war toll, jemanden zum Spielen zu haben, jemanden der mit ihr spielen wollte. "Ich bin mit Fangen drann.. nee?" plapperte Marei mit fröhlicher Stimme.

    "Achtzig sind vier mal Zwanzig.. aha.. so ist das!" wiederholte Marei und versuchte sich vier Menschen mit jeweils zehn Fingern und zehn Zehen vorzustellen. "Das wär auch zu lustig.. gleich sechs durcheinanderbrüllende Tribune. Ist es dann egal, welchen der Trbune du aussuchst? Oder hast du im Kopf, welcher von denen für die und die Aufgabe zugeteilt ist?" Sie kicherte über die Vorstellung, dass sechs Mäner zugleich brüllen würden, denn dann könnte niemand von den Soldaten verstehen, welcher Befehl für welche Einheit galt.


    Das Kichern verschwand nach Ursus Frage so schnell wie es gekommen war. Sie zog ihre Hand von der Obstschüssel zurück und legte sie zur anderen Hand auf den Schoß. "Och.. ich und die Köchin? Mal so und mal so, je nach ihrer täglichen Laune und Aufgaben, die sie zu verteilen hat. Entweder muß man hoppla hopp fertig werden oder man hat noch ein bisschen Zeit oder man darf sich viel Zeit lassen, weil man erst viel später beenden darf und soll." erzählte Marei.


    "Ja, richtig, die Mosaike von zu Hause kenne ich, die sind immer schön anzuschauen. Das Eingangsmosaik ist größer als ich selber.. ich glaube so groß wie Cimon lang ist. " errinnerte sich Marei. "Ja, hier gibts auch welche, aber die hab ich mir noch nicht genauer angesehen. Zu wenig Zeit und zu viel zu tun. Du sagst euer neues Haus? Hier in Italiens Fleckchen oder in Rom?"


    Die Ermahnung kam und saß. Marei klappte beschämt die Truhe zu. Ursus sagte, dass er noch einen Brief schreiben musste. Jetzt fiel Marei auf, wie lange sie schon bei ihm saß und gemeinsam Obst aß. "Ohja.. natürlich, entschuldige, dominus, ich darf eigentlich nicht so lange bleiben. sollte euch nur das Obst bringen.." entschuldigte sie sich mit hochrotem Kopf und versuchte mitsamt der schweren Truhe auf die Beine zu kommen. "Danke nochmal für das Mosaiken. Ich brauche ein Wägelchen."

    "Drei ganze Mareis und deine beiden Hände. Es gibt insgesamt sechsundsechzig Offiziere." wiederholte Marei für sich und versuchte diese Rechnung vor dem eigenen inneren Auge vorzustellen. Das war ganz schön schwer. "Du sagst sechs mal zehn und zehn Finger dazu? Drei mal zwanzig und sechs Zehen dazu?" Fragend sah sie ihn von unten herauf an. Ihre Augen streiften seine Hand, die sie an der Schulter festhielt. Insgeheim fand sie es ganz gut, diese Hand bei sich zu wissen. "Als wir noch in Rom waren, habe ich Mauern und Wände um mich herum gesehen. Die eine Gelegenheit, die römischen Dächer von oben zu beschauen, habe ich noch nicht gefunden... leider. Auf die Bäume klettern traue ich mich nicht, weil der Garten dominus Corvinus gehört. Ich bin wirklich das allererste Mal überhaupt 'oben' über allem." Mareis Blick wanderte über den Mauerwall.


    Aufmerksam hörte sie Licnius zu, versuchte sich nebenbei daran zu errinnern, was Cimon ihr bereits erzählt hatte. Wieder sah sie auf die Tafel "Drei lange Gebäude.. meinst du die Ställe? Oder die Gebäude der ersten Kohorte, über die der erste Pfeil (primus pilus) befiehlt??! Ich weiss nicht, unter welchem Dach du wohnst. Ich weiss dafür, wo du arbeitest, Licinius!" Inzwischen.. nach mehrmaligem Überlegen stellte das kleine Mädchen sich das Militär wie eine riesige Blume vor, besetzt mit unzähligen Ranken und Trieben. Sie zeigte auf die Gebäude der thermae. "Ich sehe ein Dach, welches um etwas drumherum ist.. dort sollen das große Bad für alle sein. Wenn ich groß bin, werd ich auch mal in ein großes Bad gehen. Eine Legion ist sechstausend Mann groß, darin stecken einfache Soldaten und Offiziere. Ihr habt einen Stock (Stab), der die Offiziere unterstützt. Die Reiter stehen unter dem Stock und sind dreihundert Mann dick."

    "Oh.. ich hatte es also schon fast richtig.. Centu.. rio..." kommentierte Marei und schüttelte den Kopf. "Nein.. nur bis zwanzig.. zwei mal zehn macht zwanzig. Das sind genauso viel wie zehn Finger und Zehn zehen." erklärte sie altklug. "Wieviele Finger und Zehen sind achtzig? Oder wieviel mal zwanzig macht achtzig??" wollte sie außerdem wissen. "Tribun? Hach, es habs richtig gesagt! Ohmann.. gleich sechs Männer würden für dich schreien. Die Köchin hier hat nur eine einzige Stimme... genau wie Niki zu Hause."


    Der brünette Kopf bewegte sich nickend. "Ich werde keine Wände mehr anmalen bis wir was gefunden haben, dominus. Was soll ich machen? Bilder machen?" Behutsam setzte sie die schwere Truhe auf die Knie und öffnete sie. "Ohh.. die sind klasse." rief Marei freudig aus, wühlte vorsichtig mit einer Hand durch die Steinchen und hielt mit der anderen die Truhe fest. "Hier ist blau.. und gelb.. Guck mal, das ist ja dasselbe Grün... wie die Bäume im Wald es haben. Kann ich hier und gleich was machen? Oder wie sagt man das? Ich lege bunte Steine zusammen zu einem Bild. Machst du mit, lieber Bär?" Hups! Marei lächelte ihn unschuldig an und dachte über die zuletzt gestellte Frage nach. Eigentlich eine ziemlich peinliche Frage, er war ein Mann, der sehr viele Männer befehligte und jetzt fragte sie diesen Mann, ob er auch bunte Steine legen wollte.

    "Ex... err.. zier.. plaaatz." probierte Marei und sprach das Wort mehrmals nacheinander aus, versuchte dessen Teile nicht mehr so arg auseinanderzuziehen. "Platz zum Üben und Trainieren... hmm.. vielleicht sollte ich besser da meine neuen Worte üben." scherzte sie und zog eine Grimasse. "Querstehende Helmbüsche? Haben die Centi-dingsa nicht genug Haare auf dem Kopf? Ach mensch.. Centu.. wie heisst das nochmal, bitte?"


    Sie musste so vieles noch angucken und die Menschen, denen sie begegnen würde, am besten mit Fragen löchern.. äh.. ausfragen. Das angesprochene Thema interessierte sie langsam immer mehr. Kein Wunder bei der Neugierde. "Und die Offiziere, die den anderen was zu sagen haben.. die Männer hören auf dich, stimmts, dominus? Was machst du, wenn du ganz schlimm heiser bist? Wer schreit für dich Befehle?"


    Marei nahm sich noch ein weiteres Stück Obst. Bis zur nächsten Mahlzeit würde sie pappsatt sein. Ursus lachte, sie stimmte nickend mit ein. "Genau das hat Cimon mir auch gesagt, ich soll zu Frija gehen und fragen." Sie sah Ursus aus großen grünen Augen an. "Ich? Malen? Würde ich sehr gerne machen.. aber ich habe nichts was ich dazu brauche. Kohlestücke sind zum Malen auf weissen Wänden gut. Genau wie weiße Kreide auf schwarzen Wänden."

    Poff... der Ball fiel zu Boden. Baldemar hatte ihn nicht aufgefangen und zu Boden fallen lassen. Seltsam! fand Marei und sah drüber hinweg. Es ging weiter mit der Suche nach dem Rasen. Die Suche war wesentlich spannender, sie kam an Räume und Gänge vorbei, die sie noch nicht erforscht hatte. Warum auch immer, sie hatte beinahe ständig in der Küche zu tun und zu helfen. Marei genoß die erschummelten freien Momente an Baldemars Seite.


    In einem Haus konnte man gaaannz schlecht Ball spielen.. da war ein Rasen vieeelll geeigneter. "Jaaa... wir haben ihn gefuunnddeen.. hurraaa..." freute sich Marei mit einem ausgelassenen Ruf und schlug ein Rad. Bei welchem sie kichernd mit dem Hosenboden voran auf dem Boden landete. Marei zog sich die Schuhe von den Füßen und fuhrwerkte mit nackten Sohlen durch den Rasen.


    "Herrlich.. magst du auch deine Schuhe ausziehen, Papa? Und wirfst du mir den Ball wieder zu? Du musst ihn fangen und wieder zuwerfen. Aber nicht zu hoch und zu weit.. ich komm sonst nicht dran, weil ich kleiner bin als du. Los.. du bist dran..." Nachdem das Erklären getan war, rappelte sie sich wieder auf die Füße, hüpfte etliche Schritte von Baldemar entfernt auf der Stelle, darauf wartend den Ball fangen zu können.

    "Du bist kein Wachhund.. du bist ein Mann." kommentierte Marei kopfschüttelnd seinen Vergleich. Doch davon war sie rasch wieder abgelenkt. "Stimmt, das möchte ich nicht, dass jemand meinen Schlüssel nachbaut! Ich kann bis zwei mal Zehn gleich zwanzig zählen.. weil wir alle zehn Finger und Zehn Füße.. äch quatsch zehn Zehen.. haben." verkündete sie stolz. Der Mann mit der Lanze war schon drauf und dran zu glauben, dass er eine Halluzination hatte und überlegte schon sich krankmelden zu gehen. Doch beim Anblick Licinius höchstpersönlich waren diese Gedanken wieder verschwunden. Mit einem wortlosen Nicken drehte er sich um und setzte den Kontrollgang auf dem Wall fort.


    Auch wenn der Offizier (noch) fremd war, liess das kleine Sklavenmädchen seine Hand auf ihrer Schulter zu. Er sollte und musste schliesslich auf sie aufpassen sowie vom Runterfallen bewahren. Nun sah sie eine Unmenge von Hausdächern. Zum ersten Mal von oben, nicht wie sonst von unten und von der Straße her. "Pof.. so viele Dächer!" staunte sie. Auf die Frage des Offiziers hin kramte sie die Wachstafel hervor und deutete auf den Umriss der Unterkunft des Legaten. "Guck, da wohnen ich und die anderen. Cimon hat mir alles aufgezeichnet. Er weiss, dass ich rausgehen möchte. Und wo wohnst du?" Marei sah wieder auf und über die Lagerdächern. "Wenn ich auf der Straße bin, weiss ich durch Häuser-Kennzeichen oder Straßenkarte, wo ich lang gehen muss. Doch von hier oben sieht alles gleich aus..."

    Das Einschlafen ging nicht so schnell voran, wie der Sand des Sandmännchen es wollte, denn Cimon fing an eine schöne Geschichte zu erzählen. Ab und an flatterten ihre müden Lider auf, ihre müden Augen blickten geradewegs zu Cimon. Nur dann wenn er pausierte, aber er sprach immer dann weiter, wenn sie gerade zum quengeln ansetzen wollte. Gemeinsam mit ihren großen erwachsenen Helden entschwebte Marei ins Land der Träume, merkte nicht, wie Cimon sich um ihren herabhängenden Arm kümmerte.


    Irgendwann später in der Nacht wachte Marei auf.. nicht wegen Alpträumen oder Austreten müssen. Die Lust etwas Süßes zu Essen war aufgetaucht. Sie bewegte sich leise, tastete die Umgebung nach der geliebten Dose ab. Puh.. da war sie ja. Marei holte sie zu sich. Zum Öffnen der Dose musste das kleine Sklavenmädchen sich aufsetzen. Nachdem auch das geschafft war, vernaschte sie flugs zwei getrocknete Weintrauben, genoß genüßlich kauend die Süße auf der Zunge.


    Marei angelte für sich alleine neun weitere Rosinen, stellte die Dose beiseite und legte sich wieder hin. Genüßlich kauend drehte sie sich auf den Bauch zum Fenster um, um nach dem nächtlichen Wetter auszuschauen. Ganz still war es im Haus, umso deutlicher konnte sie den Wind hören, der ums Haus strich. "Wuhhhuusscchh.. ssssaaauussss.." versuchte Marei den Wind mit ihrer Stimme nachzuahmen.

    "Sowas macht der 'krumen'.. äh frumen? So ähnliches wie ich manchmal versuche herauszufinden, was es heute abend feines in der culina zu essen gibt? Wieso darf man das Lager denn nicht ausspionieren?" Mareis grüne Augen wurden noch ein wenig größer. "Du sagst viele Offiziere.. wieviele von denen gibt es denn? Kann ich die an meinen zehn Fingern abzählen?"


    Licinius wies aufs weiter nach oben klettern hin. "Oh ja.. genau. ich zeige dir jetzt, wie gut ich es mit der Leiter schon kann. Alle Leitern bis oben rauf, ja?" Beherzt kletterte das kleine Sklavenmädchen die Leiter hinauf, stockte das eine und andere Mal, um sich nicht im Bewegungsablauf zu verheddern und um über die Schultern zu gucken, ob der Offizier ihr nachfolgte.


    Wenn sie den nächsten Boden erreichte, lugte sie vorsichtig heraus und schaute nach weiteren auf sie gerichteten Waffen. der Schreck war wirklich übel gewesen. "Was denn? Noch nie ein kleines Mädchen gesehen?" grummelte sie munter feixend einem Soldaten entgegen, der sie mit offenem Mund anstarrte und wohl gleich mitsamt seiner Lanze umkippen würde. Marei trat von der Luke beiseite und wartete unschuldig lächelnd auf Licinius vollständiges Erscheinen.

    "Exereier-Platz, also. Wie dumm, jetzt muss ich an gekochte Eier denken. Gibt es ein anderes Wort für diesen Platz?" fragte Marei treuherzig. "Wie wäre es mit 'Nicht-stören-dürfen' Platz, dominus? Pof, Bogenschiessen machen die Soldaten auch?!? Aber ja, ich höre auf die Offiziere... wie erkenne ich die bloß?" plauderte Marei munter Fragen stellend drauflos.


    "Hmm.. das wird schwierig mit Blumen pflücken. Ich darf nicht aus dem Lager gehen. Cimon sagt mir aber bald, wann er in die Stadt geht. Baldemar hat den Rasen noch nicht gefunden, darf dann auch mit meinem Ball spielen." Sie lächelte fröhlich. "Ganz sicher wäre mir die Puppenstube eingefallen. Puppe Nina möchte sicher wieder aus den winzigen Tassen süßen Wein trinken und auf den passenden Stühlen sitzen." Marei betrachtete die Obstschale, nahm sich ein weiteres Stückchen Obst.


    "Och.. ganz oft langweilig ist mir schon, weil die Erwachsenen immer ganz schön schwer mit etwas und allem beschäftigt sind, was ich noch nicht kenne und kann, was noch nicht wichtig zu wissen ist und was ich nicht hören soll. Letzteres hab ich was merkwürdiges aufgeschnappt und Cimon weitererzählt. Ich meine den Satz 'Mit vollem Bauch und heißer Frau im Bett ist gut schlafen'. Dann hab ich Cimon gesagt, die meinen wohl 'warmen Bauch und heiße Steine.' und er meinte, dass ich mir das besser merken soll, weil es nichts für mich wär." Über den noch durchzuführenden Plan, einen 'kitzekleinen Ausflug' zu machen würde sie ihm nichts sagen... ganz sicher nicht.

    "Gut.. zuerst den Ball." bestätigte Marei das Gehörte und ging mit ihm zu den Frauenschlafräumen. "Ja, ich nehme das ganz feste an, dass du auf mich wartest." erwiderte sie fröhlich lächelnd. Wieder strich er ihr über den Kopf und die Haare. Es war schade, seine große Hand wieder loslassen zu müssen, aber sie konnte das wieder tun, wenn sie den Ball gefunden hatte. "Geenau.. ich beeile mich mit dem Suchen.. bis gleich, Papa." sprach das kleine Sklavenmädchen und verschwand in dem Raum, in dem sie nachts schlief.


    Eine Ecke des Zimmers gehörte ihr, auf dem drüberliegenden 'Hoch-Brett' schlief eine Frau, die tageweise da war. Diese hatte das Brett nicht an das neugierige und vorlaute Mädchen abgeben wollen, schon allein deswegen, weil es keinen Schutz vor Herunterfallen während dem Schlafen bot. Deshalb schlief das kleine Sklavenmädchen unter dem 'Hochbrett' auf einem großen ausgestopften Sack und nutzte eine natürliche Nische in der Wand als Aufbewahrungsort für ihre Spielsachen. Eine schmucklose Truhe diente der Kleideraufbewahrung. Marei hopste auf den Sack und blickte suchend in die Nische. "Da ist er nicht.. zu groß." Sie krabbelte vom Sack und durchwühlte die Truhe nach dem Ball, vergaß den Truhendeckel zu schliessen. "Hier auch nicht... zu dick."


    Jetzt blieb nur noch das Nachtlager übrig. Marei zog Bettdecke und Kissen hinunter, fand den Federball eingeklemmt zwischen Wand und Sack. "Da is er... voll platt." rief sie aus und rannte zur Tür. "Ich hab ihn gefunden. Faaannggg..." rief sie Baldemar entgegen und warf ihm den Ball übermütig zu.

    Ihre Augen wurden groß und größer. "Ich? Das Lager ausspionieren? Das kam gar nicht in Frage! Nur ein Ausflug! Und ich eine fru.. men.. dingsda? Was ist das denn?" Mit schiefgelegtem Kopf sah sie ihn an. "Und warum nicht?" schob sie hinterher, wegen dem nicht auf dem Wall gehen dürfen und erhielt die Antwort dazu postwendend. "Aha... ich bin also ein Zivilmädchen und kann runterfallen. Pof, du bist Offizier? Das ist ein ganz schön hoch wichtiges Wort, sagt Cimon! Mhm.. ich finde, dieses dir hinterherschleichen hat großen Spaß gemacht, selbst die Wache fing an zu lächeln." Ups. Marei trat die wörtliche Flucht nach vorne an. "Ja, ich verspreche es dir. Für dieses eine Mal oben sein dürfen und über alles hinweg gucken..." sprach sie mit ernster Stimme, setzte eine ernste Miene auf. Die Neugier machte sich wieder in ihr breit. "Ich falle nicht runter, weil du bist Offizier!"

    "Mach ich glatt.. also ich meine Frija fragen gehen. Ich bin bald auch eine Frau!" erwiderte sie schmunzelnd. Sie beobachtet wie er die Dose wegstellte und sogar verschloß. Na gut, dann würde sie sich heute nacht etwas Mühe geben müssen, um heimlich von den getrockneten Weintrauben naschen zu können. Die waren nämlich genauso süß wie ihre geliebte Milch mit Honig.


    Gehorsam befolgte sie Cimons stumme Weisungen, liess sich gerne zudecken und genoß die folgenden Streicheleinheiten. "Von Prnzessinnen? Von dunklen Löwen? Hmmhm.. mal gucken." Mit sichtlich übermüdetem Blick verfolgte sie, wie er sich wieder hinlegte. Neue Gedanken kamen ihr in den Kopf, der noch ein bisschen länger aufgekratzt sein und nicht schlafen wollte.


    Sie dachte lange drüber nach, ob sie es wagen sollte zu sagen. Das Nachdenken hatte einen guten Sinn.. sie schlief darüber ein. "Eigentlich sollte ich auf dem [SIZE=7]Boden schlafen[/SIZE]..." murmelte Marei, wälzte sich auf die Seite zu Cimons Lager hin, ein zierlicher Arm hing über die Kante des Bettes.