Beiträge von Marei

    In der Villa Aurelia war es total still.. keiner war anzutreffen. Niemand war daheim. Also hatte Marei kurzerhand beschlossen ebenfalls 'auszugehen'. Natürlich ohne jemanden zu fragen, ob sie das tun durfte. Es war keiner da, den sie hätte fragen können. Zu Köchin Niki wollte sie nicht. Frija und Baldemar waren auch nicht da.. selbst Brix war nicht anzutreffen. Dann konnte sie eigentlich auch so rausgehen. Marei liess Puppe Nina auf ihrem Bett zurück und rannte in den Garten, um wieder über die Mauer zu klettern. Es war total einfach auf die andere Seite zu gelangen. Noch einige Momente lauschte sie, ob man ihre Kletterei bemerkt hatte... scheinbar nicht. Mit einem Hüpfer drehte sich Marei um und rannte die Straße hinunter.


    In einem Beutel an ihrem Gürtel klimperten die wenigen Münzen, die dominus Ursus ihr einmal gegeben hatte. Genau! Sie würde sich jetzt etwas kaufen. Hmm.. was wollte sie denn haben? In ihrer einfachen Kleidung war sie als Sklavin zu erkennen. Marei aber verhielt sich so, wie sie es früher asl 'wandelnde Straßenkarte' auch schon gemacht hatte. Sie gab sich höchst beschäftigt, war scheinbar dabei einen Auftrag zu erledigen. Auf kurzen Beinen streifte sie hierhin und dorthin, guckte sich die Auslagen der Händler an. Hach.. es gab viele Dinge. Sie entdeckte ganz viele Spangen und Klammern, die für die Haare sein sollten. Richtig, sie brauchte etwas für die Stirnhaare, die ihr ständig in die Augen fielen.


    Je mehr sie umherstreifte, desto näher kam sie dem Sklavenmarkt und betrat die Gegend. Die Stimme des Sklavenhändlers war nicht zu überhören. Diese rief Errinnerungen in ihr wach. Marei war zu klein, um über die Köpfe der Großen Menschen hinwegschauen zu können. Dann musste sie sich eben bis nach vorne ans Podest drängeln, um zu sehen, wer da soeben versteigert werden sollte. "Tschuldigung.. tschuldigung.. tschuldigung.." brummelte Marei, wenn sie sich an einem Körper vorbeischob.


    Sie hatte keine Ahnung, dass beinahe sämtliche Bewohner der aurelianischen Villa sich hier versammelt hatten. Sie dachte nicht daran, dass sie von ihnen entdeckt werden konnte. War das nicht eben Brix Gesicht gewesen? Die Figur da ähnelte der von Frijas Mann Baldemar, aber es konnte auch jemand anders sein.. nicht? Bald hatte sie es geschafft, sie konnte schon das Podest sehen. Plötzlich hob sie jemand hoch und setzte sie auf seine Schulter. "So, Mädchen.. jetzt kannst du gucken." brummelte der Unbekannte. Marei lief knallrot an und blickte starr geradeaus zu Aedan. Uiuiui.. was der Mann für dicke Arme hatte! Marei riss staunend die Augen auf...

    Immer noch ziemlich betrübt darüber, dass sie sich vom pickligen Jungen hatte einschüchtern lassen, zog sich Marei zu den Leckereien in den Körben zurück, die sie alle mitgebracht hatten und schnappte sich einen Apfel. Vielleicht half die Süße und der Saft des Apfels über den aktuellen Kummer hinweg?!? Sie saß ganz dicht an der Mauer und bemühte sich, nicht aufzufallen. Als Cimon die Hand nach etwas ausstreckte, legte sie ihm aufs Geratewohl einen Apfel in die hand. War es das, was er brauchte?


    Oder einen mit einem Getränk gefüllten Becher? Marei rutschte zu den Körben, wo die Krüge und Bechern waren, hinauf. Erst einmal erkunden, was überhaupt in den Krügen drin war. Hmm.. das war Saft.. und das war Zitronenwasser.. und das war Wein.. puh.. das roch so komisch. Marei verzog das Gesicht und schüttelte sich.. wie konnte man nur sowas trinken? Den Erwachsenen um sie herum schien das Getränk auf jeden Fall zu schmecken.


    Herrjeh.. was war denn das? Eine Biene...?!? "Hee.... nix da... du darfst da nicht rein.. kscchtkscchht.. weg da.. neimn.. nicht hinein klettern... oh backe.. komm ganz schnell wieder raus, du..." schimpfte Marei los und tunkte die geballte Faust in den Weinkrug, um die Biene zu schnappen und auf diese Weise aus dem Krug heraus zu angeln. "He... hensch.. komm schon.. raus da... du darfst nicht getrunken werden.." Warum eigentlich nicht? Konnten Bienen schwimmen? Scheinbar schon. Marei zog die Hand heraus und versuchte einen Blick ins Kruginnere zu ergattern. "Kuckuck.. wo bist du hin?"

    Sie nickte stumm, ihrer Schuld und ihres vorlauten Mundwerks bewusst. Was sollte sie sagen? Die Männer gingen schon weiter... offenbar wollten sie zur exedra. Zu dem Feuer, wo man sich die Füße wärmen konnte. Marei würde und wollte gerne mit den Männern mitgehen, aber sie hatte schon zwei Fehler gemacht, die ihr Herr Ursus nicht gerne sah beziehunsgweise hörte. Seufzend sah sie den davon gehenden Personen nach und harrte der Dinge. Das Sklavenmädchen hatte überhaupt nichts zu tun und langeweilte sich zu Tode.


    "Und was machen wir jetzt, Nina? Willst du mit mir fangen spielen?" fragte sie die stumme Puppe und bekam keine Antwort. Nina wusste auch nicht, was sie machen wollte. Marei sah zu Boden, betrachtete den Marmorboden. "Mhm.. dann spielen wir eben 'Kästchen hüpfen'... bis zu der Säule da vorne, ja?" bestimmte Marei spontan, stellte sich auf ein Bein und hüpfte auf die Säule los. Ihre und Ninas Haare flogen lustig durch die Luft.


    "Uuupppsssss....uiuiui..." rief Marei überrascht mit lauter Stimme aus und bremste den Schwung des letzten Hüpfers mit wirbelnden Armen. "Was macht ihr denn da, domina?" Heute war ein schlechter Tag, ihre Klappe im Zaum halten zu können. Auweia.. sie hatte die Herrin gefragt! Am besten ganz schnell vom neuen Fauxpas ablenken... und die aurelische Dame betrachten. " Salve.. ehm domina..?!? Prise..? Brise?.. Prisa?.. Prisca? Ich bin die Marei und das ist meine Puppe Nina." Schwungvoll wiederholte sie die Verbeugung.

    Der fremde Mann hockte sich zu ihr runter, legte sogar seine Hand auf ihr Haar. Ohne Scheu erwiderte sie Pegasus Blick gand direkt, sah ihm geradewegs in die Augen. "Ehm, ich weiss nur soviel, wie der Geschichtenerzähler auf dem Markt erzüählt hat. Also, dass Pegasus fliegen konnte und wundersame Abenteuer erlebte. Pegasus traf wilde Tiere und konnte sich mit ihnen ohne Probleme unterhalten, weil er und die Tiere eine gemeinsame Sprache sprachen, die wir, die Menschen nicht verstehen können..."


    Ursus meldete sich mit einer gewissen Ermahnung. Schuldbewusst riss Marei den Blick von Pegasus Augen los und trat ein, zwei Schritte zurück. "Entschuldigung und Salve, dominus. Ich bin die Marei und das ist meine Puppe Nina." sprach Marei und verbeugte sich hastig vor den Männern. Es war diesselbe Verbeugung, die sie auch vor Tiberia Septima gemacht hatte, als sie an eben jene und dominus Ursus verschenkt worden war. "Mhm.. du hast recht, dominus." Bärenfell steht dir gewiß nicht. plapperte Marei letzteres in ungesagten Gedanken aus, welche Ursus Worte bei ihr auslösten. Sie kicherte leise, genoß die zärtliche Zuwendung von Ursus. Sollte sie bei den beiden Männern bleiben? Gerade war keine Sklaven in der Nähe. Marei sah Frija davongehen, aber sie schaffte es nicht ihren Namen zu rufen. Eben weil sie dies auch nicht machen sollte, nicht einmal wagen durfte. Nur die Herren und Herrinnen allein durften die Sklaven zu sich rufen... "In der exedra kann man gut sitzen und es wurde dort gerade das für-warme-Füße-Feuer angezündet." Marei senkte den Kopf und sah schuldbewusst auf Ninas helle Haare herab. "Entschuldigung.."

    "Hier lang, Lysandra... pass auf.. da steht ein Getränk. Ohohoh..." Eilig hielt Marei ihren Mund, als sie die Miene der entnervten Sklavin sah. "Jajaja... ich seh selbst wie voll es ist. Wir haben nicht mehr weit, schau, ich seh Cimon schon." versuchte sie die ältere Frau aufzumuntern und gab sich redlich Mühe, die bis oben hin gefüllte Obstschale gerade zu halten. Ein Korb wäre viel einfacher gewesen, den konnte man mit einer Hand tragen.. aber eine Schale? Neeee.. sowas konnte man nicht mit einer Hand tragen, schon gar nicht so kleine Hände wie die ihren. "Jetzt ist Cimon verdeckt.. von anderen.. ich kann ihn nicht mehr sehen!!" Seufzend sah sie einer davonkullernden Frucht nach und sah mit an, wie diese von Füßen zerquetscht wurde. "Och mennoo.. bleibt doch einfach mal drinnen..." schimpfte sie die zerquetschte Frucht aus und folgte Lysandra, die einen Durchschlupf gefunden hatte. Mehrere Schritte musste Marei aufholen, bis sie den Anschluß zu der Sklavin der Zwillinge fand. "Warte auf mich.." rief sie aus. Die Schale vor sich hertragend überholte sie Lysandra und eilte der aurelischen Loge entgegen. "Cimon.. Cimoooonn.. hier bin ich..." rief Marei freudig aus, ihre Mädchenstimme wurde von den Anfeuerungsanrufen übertönt. Marei zuckte mit den Schultern.. dann musste sie zusehen, dass sie näher kam bis er sie hören konnte.


    Eine unbekannte Sklaventunika setzte sich vor Marei und die Gestalt in dieser Tunika bremste Mareis Schritt abrupt. "Hey Gürkchen.. wohin den Weges?!? Oh.. sieh an, genau dasselbe sollte ich holen. Danke für das Bringen.. Gib her, das gehört jetzt mir!!" sprach der pickelige Junge sie mit fieser Stimme an. Marei biss sich auf die Lippen und übergab ihm die Schale. Sie wusste, das man solchen Jungen besser gehorchte. Wenige Augenblicke später stand sie mit leeren Händen da, wurde von Lysandra eingeholt. Diese fragte sie nach der Schale aus. Marei brachte kein Wort über die Lippen, zuckte hilflos mit den Schultern. Sie konnte den opickligen Jungen sehen, wie er seine Herren bediente, die lachend in die Obstschale griffen und die Früchte verspeisten. Mit gesenkitem Kopf folgte sie der Sklavin bis zu den Zwillingen und versuchte die Tränen in den Augen vor den Herren und Herrinnen zu verbergen. Jeden Moment jedoch konnten die Tränen fließen. Alle um sie herum waren frühlich und guter Laune. Das Leben war in diesen Momenten so ungerecht. Die Augen des traurigen Mädchens füllten sich immer mehr. Marei hatte eine Obstschale bringen wollte und brachte letztendlich nichts mit.

    "Ich mag nicht spielen gehen..." beschloß Marei mit einem dazugehörigen Kopfschütteln und beschäftigte sich damit Nina die haare mit den Fingern zu kämmen. Sie machte das ganz ganz vorsichtig, damit die handgefertigte Puppe kein Haar verlor. Dem Gespräch um sie herum hörte sie kaum zu, schnappte hier und da ein Wort auf, aber ohne den Zusammenhang zu erfassen.


    Mit dem Kämmen der Haare von Nina beinahe ganz fertig, spähte sie in den Raum. "Oh.. die anderen sind mit den Truhen ertig." stellte sie leise fest. Hmm... es fehlte jemand. "Wollte Lysandra nicht wieder kommen? Die gehört doch zu euch..." fragte sie eineiigen Schwestern ganz leise und hütete sich an deren Ärmel zu zupfen, stattdessen schaute sie die Zwillinge aus ihren grünen Augen aufmerksam an. "Braucht ihr sie? Soll ich sie holen?" Auch der Gast bekam ein schüchternes Lächeln von Marei ab, hatte er sie doch vorhin spontan auf seinen Arm hochgehoben. Und freundlich war er auch gewesen.. er war immer noch freundlich. Sie hörte, wie Flora gestand, sich nicht in Rom auszukennen. "Aber ich kenne mich in Rom aus... zu Fuß auf jeden Fall." gab sie mit einem stolzem Lächeln kund.

    "Toootaaalll lecker!!" Marei bestätigte, versuchte mit dem rechten Augen ein Zwinkern, welches ihr gerade so gelang. Dann musste sie dieses weiter üben, merkte Marei sich, oder das linke Auge nehmen. "Pof.. du warst zu Hause überall dabei.. ne? Du musstest nicht schlafen gehen, wenn was los war oder Besuch kam, ne?" stellte Marei neidisch fest und fragte sich, wie es war Narcissa zu sein. Sie konnte es sich kaum vorstellen, da sie Narcissas Leben gar nicht kannte und die andere erst jetzt kennenlernte.


    Außerdem versuchte sie sich die Fohlengeburt vorzustellen, was ihr kaum gelang. "Mhm.. hat es kurz oder lang gedauert? Hat Epicharis Mutter sich über ihr Kind gefreut? Weil sie Mama geworden ist..." Marei überlegte, wann der Herbst kommen würde. "Der Herbst ist erst nach der großen Hitze da, stimmts? Er bringt Stürme, dicke Regentropfen, gelbe Zacken und ganz viel Wind mit."


    Sie sah Narcissa mit großen Augen an. "Wann ich ihn gerne hätte? Am liebsten dann, wenn die weißen Blumen mit den Stengeln auf dem Rasen spriessen und aussehen wie winzige Glocken. Weisst du, das duftet richtig gut! Oder wenn die riesigen lila Blumen mit ganz ganz vielen Blüten an einer Stange auf den Märkten verkauft werden. Hya-Tinte sollen die heißen." gab Marei mit fröhlicher Stimme preis und spürte, wie die Stute sie anstupste. Ein Lächeln umspielte den unentwegt plappernden Kindermund. "Sti.. himmt.. sie ist ganz vorsichtig mit mir. Narcissa, schau, Epicharis will noch einen Apfel von mir... darf ich sie noch mal füttern?"

    Alos.. das war ja wirklich was Neues für Marei. "ZU viele Leckereien machen rund? Und unbeweglich? Weißt du... ich esse auch gerne Leckereien... besonders die Küchlein von Köchin Niki... aber die backt diese nicht mehr so oft. Hmm.. wie sollen die denn unbeweglich machen? Ich merke nur Bauchschmerzen, wenn ich zuviele Küchlein oder Butterbrote mit Honig genascht habe." plapperte Marei drauflos und lachte. "Keinen Hafer bekommen.. achwas... sie sieht doch schon rund genug aus." Marei konnte nur vermuten, dass Nada rund war, da sie nur ihren Kopf und den Hals sah.


    "Poooff.. du hast gesehen, wie sie rauskam?? Und wie war das? Wo kam sie raus? Weisst du, wann sie geboren wurde? Ich weiss nicht, wann ich Ehrentag habe. Mam hat es mir nie gesagt." erzählte das kleine Mädchen, während sie den Umgang Narcissas mit Epicharis aufmerksam beobachtete. Es schien ganz enfach zu sein mit so einem großen vierbeinigen Tier umzugehen. Hmm.. sollte sie sich zu ihr hineintrauen? Marei atmete erleichtert auf, als Narcissa zu ihr zurück kam und einen Apfel klein schnitt.


    Marei bekam die Schnitze und die Aufforderung der Stute die Schnitze zu geben. "Ehm.. ja.. die Hand flach halten..." Vorsichtig hob sie die flache Hand an und Epicharis entgegen. Ein bisschen zuckte sie zurück, als das weiche Pferdemaul ihre Handfläche berührte... aber nur weil es kitzelte. "Huiuiuiui...." brummelte Marei überrascht und legte den zweiten Schnitze drauf. "Deine Stute ist total vorsichtig.. woher weiss sie bloß, dass sie so vorsichtig sein muss?" fragte sie Narcissa und legte die restlichen Schnitze auf ihre Hand. "Salve, Epicharis.. ich bin Marei, die Kleene.. und wandelnde Straßenkarte auf zwei Beinen. Ja, guck nicht so.. den Namen hat mir der Sklavenhändler gegebn."

    Wieder war das so ein Tag an den sie nichts, wirklich gar nichts zu tun hatte. Voller Langeweile streifte Marei durch die große Villa Aurelia und mied die Gemächer des Hausherrn und seiner Frau. Selbst Katze Saba liess sich nicht blicken.. bestimmt war sie schon wieder im hortus.. oder im equile... oder in der exedra.. überlegte Marei und ob sie die Katze suchen sollte, bevor es wieder Geschrei gab, dass diese weg war. Sie bog mit einem Hüpfer um die Ecke und setzte Puppe Nina auf ihrer Schulter ab. Sie meinte zu spüren, dass es Nina Spass machte, da oben zu sitzen Sie konnte nicht zu ihr aufschauen.. aber sie gönnte Nina den Spass, größer zu sein als sie.


    Mit weiteren Hüpfern strebte Marei voran und musste abrupt bremsen. Uiuiui.. da waren ja zwei Männer... der eine war der Bär Ursus.. und der andere war wer? Sie hörte Pegasus namentliche Vorstellung und starrte ihn verdutzt an. Er war wer? Das berühmte geflügelte Pferd?!? Aber... aber... er hatte keine Flügel auf dem Rücken. "Aber .. aber.. dominus.. du hast zwei Beine... und nicht vier wie Narcissas Pferd Epicharis.." platzte es aus ihrem Mund heraus. Upsala... sie hätte lieber die Klappe halten sollen! Marei setzte Nina auf den Arm und verharrte mit entschuldigendem Blick auf der Stelle...

    An Narcissas Hand gelangte Marei zum Stall. Es roch ziemlich seltsam, sobald sie drinnen waren. Es war jedoch ein seltsam angenehmer Geruch, den Marei mit der Nase erschnupperte. "Ich komme.." meldete Marei sich. Stetig folgte sie Narcissa an der Hand hinterher, bemühte sich den anwesenden Sklaven nicht allzusehr aufzufallen. Mit ziemlichem Respekt beobachtete sie den liebevollen Umgang Narcissas mit der Stute, die mir nichts, dir nichts einen Apfel verdrückte. Der Apfel wurde sehr schnell verspeist. Marei war beeindruckt. Nicht nur vom Appetit der Stute, sondern auch von ihrem großen Kopf, den schön geformten Ohren, die sanften Augen, der wallenden Mähne. "Ich sehs." erwiderte sie gehorsam und lächelte über den Hunger der Stute. "Warum möchte deine Schwester nicht, dass Nada viele Äpfel essen darf?" fragte sie neugierig nach, einfach weil sie es wissen wollte.


    Es ging weiter und tiefer in den Stall hinein. Diesmal blieb Narcissa nicht vor der Boxentür stehen.. sie ging sogar in eine Box hinein. Zu einer schwarzem Pferd. Marei riss die Augen auf. "Pof.. die ist ja total dunkel.. ich meine schwarz... wie die Nacht." gab das kleine Sklavenmädchen mit großem Erstaunen kund. Trotz Narcissas Angebot blieb sie vor dem Törchen stehen und nahm sich die Zeit die fremde Stute eingehend zu betrachten. "Mhm.. ich traue mich nicht, domina, enttschuldigung. Dein Pferd hat total lange Beine... und sie ist total groß. Ehm.. wie lange schon gehört sie dir? Und wie alt ist sie?" Vielleicht halfen mehr Informationen über ihre Scheu den beiden Freundinnen näher zu kommen hinweg. "Ißt sie auch so gerne Äpfel wie die andere.. die Nada?" Apropos Äpfel. "Hast du noch einen Apfel für sie?" Marei zeigte schnell ihre leeren Hände vor.

    "Hmm.. wenn du meinst..." brummelte Marei skeptisch und bemühte sich die Blicke der entgegenkommenden Passanten zu ignorieren. Cimons Knuff erwiderte sie mit einem Auf- und ab Hüpfer ohne an seinem Arm zu zerren.


    Sie liefen schon ziemlich lange kreuz und quer durch die Straßen ohne irgendeinen Hinweis auf Caelyn eingeholt zu haben. Die Sklavin schien ganz und gar verschwunden zu sein.. aber das konnte doch nicht sein. "Cimon.. ich hab Durst und Hunger.. können wir was Trinken und Essen? Eine Pause machen?!? Bitteee..." machte Marei sich an seiner Seite bemerkbar und pustete die Stirnhaare aus der Stirn. "Vielleicht hat Caelyn keine hellen Haare mehr, wenn sie schon so lange weg ist." fügte Marei seufzend hinzu, liess Erschöpfung vom vielen Laufen durchklingen.

    Brix hatte nichts gegen das Laub sammeln und lobte sie sogar über ihr freiwilliges Angebot. Mensch, aus diesem Mann wurde sie überhaupt nicht schlau. Immer befürchtete sie das schlimmste und was kam heraus.. gar nichts schlimmes. Oder steckte etwas dahinter? Wortlos nickend nahm sie sein Lob entgegen.


    „Bei den Blumengestecken helfe ich gerne mit und auch der Hausputz macht mir nicht viel aus, so dass ich da auch helfen kann. Wenn ich darf… also wenn Domina Septima es erlaubt… dann würd ich auch ganz gern mit Marei zusammen mit auf den Markt kommen und die Blumen aussuchen?“ Wieder hatte sie etwas aus Frijas Munde gehöärt, worüber sie zuerst einmal kräftig nachdenken musste, bis sie dahinter kam, was Frija meinte. Was mussten die Erwachsenen auch so lange Sätze bauen?!? Auf den Lippen kauend zog sie die Aussage aus dem Satz heraus und nickte. "Auja.. das wär fein, wenn ich mitkommen darf.. mit Frija." Sie patschte sich an die Stirn. "Achja.. richtig.. hm.. dann nehmen wir dich eben mit. Du darfst alle Blumen für uns tragen.." witzelte sie spontan, hoffte auf Brix und seinen Humor.


    Da stiess die neue Sklavin des Geistes, ach nein von dominus Corvinus zur Zusammenkunft. Auch diese junge Frau hatte sie noch gar nicht gesehen, geschweige denn näher kennengelernt. Neugierig musterte sie Vilja von Kopf bis Fuß. Sie schien noch jung zu sein. Marei fiel auf, dass Köchin Niki die älteste Frau in diesem Hause war. Komisch, warum das wohl so war?!? "Salve, Vilja." begrüßte sie die Neue artig.


    Das Gespräch Frijas mit Brix über die Nutzung des Gartens hatte sie verpasst... aber das Cimons Stimme erklang, hatte sie nicht verpasst. "Aber Cimon, wenn du plötzlich rein fällst.. kannst du überhaupt schwimmen?" fragte Marei ein klein wenig besorgt ihren dunklen Freund. Das immerzu mit Wasser gefüllte Becken sah ziemlich tief aus. Sollte sie sich eher gegen den Marktbesuch entscheiden und lieber auf Cimon aufpassen?

    "Ja, das sind sie... sie wissen bestimmt noch sehr viel mehr über diejenigen Sklaven, die vor meiner Zeit hier waren und den Herren und Herrinnen dienten." bestätigte Marei nickend und schüttelte anschliessend schon wieder mit dem Kopf. "Wer ist Silvia Rea?" fragte sie geduldig.


    "Pof.. das 'I' ist ja voll einfach... runterziehen und fertig. Aber das 'M'? Es sieht aus wie eine leere Badewanne... Schreibtafel? Au fein... das wäre toll!" Wieder hörte das Sklavenmädchen Narcissa zu. "Mhhhmmm, da hat der Fuchs aber gutes Glück gehabt und kriegt auch noch Käse obendrauf..." Vorsichtig lehnte sie sich an Narcssa an, genoß die sanfte Streichelei über ihre Haare. "Hmmhm.. wenn du das sagst. Dann gehen wir zusammen rüber zu den verflixt großen Pferden..."


    Marei mochte noch ein bisschen länger auf Narcissas Schoß sitzen bleiben und deren Nähe geniessen. Sie vermisste es zwischendurch liebevoll berührt oder in den Arm genommen zu werden. Aber sie durfte und sollte so etwas seltenes nicht überziehen. Mit einem lautlosen Seufzer rutschte sie vorsichtig von Narcissas Schoß. "Hm, was mache ich mit meinem Kissen und Ball?" Marei packte beides und schob es unter den Stuhl. "Euch hole ich nachher ab..." versprach sie den Dingen und setzte Puppe Nina auf ihre Taille ab. Zufrieden lächelnd hielt sie Narcissa ihre kleine Hand entgegen. Einen Zwilling kennen lernen war schön und sie konten so gut miteinander reden.

    "Tztztz.. mit offenen Augen träumt man nicht.. sagt Köchin Niki immer wieder." schimpfte Marei gepielt empört, stemmte die Arme in die Taille und schüttelte den Kopf. Sie ahmte Köchin Niki spielerisch nach, versuchte sogar deren Stimme zu imitieren. Lachend beendete Marei das spontane Theater. "Dann geh du zu Bett.. ich troll mich von dannen. Ich hol mir ein Butterbrot von Niki."


    Marei rutschte von der Bettkante, sammelte Puppe Nina sowie ihre Schuhe ein. Auf dem Boden sitzend zog sie ihre Schuhe an, stopfte die Senkel unter die innere Schuhsohle. "Keine Lust zum zubinden..." Viel eher hatte sie das Schleifen binden immer noch nicht erfasst. Im Aufstehen setzte sie Nina auf ihre Taille und ging zur Tür. "Gute Nacht, Cimon. Liegend darfst du auf jeden Fall träumen." Mit sachtem Klick fiel die Tür hinter Marei zu. Cimon war wieder alleine.

    Die Frau machte eine Geste, die Marei durchaus kannte. Nur gegen Münzen wollte sie helfen? "Dann gehen wir eben wen anders fragen." brummte Marei, zuckte mit den Schultern und bemerkte Cimons Hände auf ihren Schultern. Sie sah zu ihm auf und hörte gut zu. "Nun gut, dann gucken wir drüber hinweg." erwiderte sie großzügig und erfasste seine Hand.


    "Gehen wir weiter? Jetzt bist du dran, jemanden auszusuchen und nach Caelyn zu fragen." plapperte sie munter drauflos und gab eine zufällige Idee preis, wie sie die Suche für sie beide unterhaltsamer machen konnte. Vielleicht hatte Cimon Erfolg? Da hinten waren mehrere Buden zum Essen und Trinken gehen.


    Sie sah die vorbeigehenden Passanten kritisch an... wieder bemerkte sie etwas, was ihr bisher noch nie aufgefallen war. Sie mussten ein komisches Paar abgeben. "Meinst du die Leute sagen etwas zu dir und mir, wenn wir zusammen zu ihnen gehen? Vielleicht ist einzeln fragen gehen besser?"

    Langsam öffnete Marei ihre Augen, blinzelte schlaftrunken zum Fenster. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, also konnte sie sich umdrehen und weiter schlafen. Ich muß Pipi, dachte Marei düster. Vielleicht kann ich es noch unterdrücken? Bis morgen früh warten, wenn es nicht mehr so dunkel ist? Oder nach Frija rufen? Eigentlich bin ich ja schon alt genug um alleine Pipi zu gehen, schließlich bin ich ja schon acht! grübelte Marei. Auch wenn es nachts und dunkel ist! Unruhig wand sie sich im Bett, schlug die Bettdecke zurück und streckte vorsichtig den rechten Fuß nach draußen. Schnell zog sie ihn wieder zurück unter die Decke. Kalt! Marei ärgerte sich. Was bin ich doch für eine Memme? Es war ja nicht nur die Kühle, die sie daran hinderte das Bett zu verlassen. Nein, es war mitten in der Nacht. Zu dieser Zeit wird aus jeder Schatten an der Wand ein Monster oder sogar Dämon.


    Marei streckte wieder ihren Fuß hinaus und kniff ihre Augen zusammen, hielt die Luft an und wartete. Wartete, daß vielleicht eine Hand ihren großen Zeh packte und nach unten zog oder ein Zwerg unterm Bett hervorspringt und seine spitzen Zähne in ihren Fuß schlug und mit einem Bissen abbiß. Nichts von alledem geschah. Marei wackelte mit den Zehen und wartete wieder. Es geschah immer noch nichts, also war keine eiskalte Hand oder ein Zwerg in der Nähe. Erleichtert atmete sie auf. Kein noch so hinterlistiges Monster kann so einen auffordernden Zehenwackeln wiederstehen. Ihre Blase meldete sich wieder. Dann gehe ich eben aufs Klo, dachte sie und schwang die Füße aus dem Bett. Ach ja! Das hieß ja nicht Klo, sondern Plumpsklo! Marei tastete im Dunkeln nach der Zimmertür. Langsam drückte sie die Klinke nach unten und öffnete sie. Ich könnte ja eine Kerze anzünden, dachte Marei, aber dann wecke ich alle Frauen auf. Die Männer auch. Leise und auf Zehenspitzen schlich sie den Flur entlang. Die Toilette lag ganz am Ende. Endlich war sie da, drückte die Tür auf, drehte die Öllampe auf und schloß schnell die Tür, damit der Lichtschein nicht in den Flur fiel, und die anderen aufweckte. Marei's Füße spürten die Kälte der Fliesen. Das Plumpsklo stand am Ende des Badezimmers, direkt unter dem Fenster, was ihr logisch erschien. Wegen den Düften. Marei tippelte über die kalten Fliesen in Richtung Schüssel und schaute dabei flüchtig in den übergroßen Spiegel an der Badezimmerwand.


    Mitten in der Bewegung erstarrte sie. Wie vom Blitz getroffen, unfähig die Luft, die sie eingeatmet hatte, wieder auszuatmen. Sie starrte auf die Hände, nein Klauen, die behaarten Klauen, die sich langsam durch das Glas des Spiegels schoben. Den Gang zur Schüssl konnte er sich sparen. Ihre Blase entleerte sich in dem Augenblick, indem ihr Gehirn realisierte, was ihre Augen sahen. Marei riss die Augen auf und starrte auf die Klauen die sich ihr langsam entgegenstreckten. Kein Laut drang über ihre Lippen. Sie keuchte und sah das Ungetüm, das sich langsam von hinten dem Spiegel näherte. Als ob eine Welt jenseits des Glases lag, eine Welt die Ungeheuer gebar. Eine milchige Dimension, aus der sich langsam eine scheußliche Fratze näherte. Gelbe Augen ohne Pupillen inmitten einem fast menschlichen Gesichts. Aber nur fast menschlich. Entstellende Narben verunstalteten die Gesichtszüge, die eine vergangene Schönheit vermuten ließ. Alles war irgendwie vergrößert, verzerrt und unwirklich. Die Haare hatten ein schmutziges Braun und wirbelten um seinen Kopf, als würde auf der anderen Seite ein kräftiger Wind blasen.


    Das Wesen schien Marei's Angst zu spüren, zu riechen, denn es verzog seinen Mund zu einem teuflischen Grinsen. Es fletschte regelrecht die Zähne und Sam roch den verfaulten Atem. Das tiefe Grollen das dumpf und drohend, wie durch Watte an ihr Ohr drang, jagte ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken. Es schüttelte sie regelrecht durch. Sie zitterte, sie schluckte und sah die Klauen immer näher an ihr Gesicht kommen, das selbst zu einer angstvollen Fratze entstellt war. Ich muß weg, muß schreien! Los ihr verfluchten Beine! Bewegt euch! dachte Marei verzweifelt während ihre sie Angst noch immer in der lähmenden kalten Faust umklammert hielt. Die Klauen kamen immer näher, sie konnte sie regelrecht riechen und der entstellte Kopf gebar sich vollständig durch den Spiegel. Da, in dem Moment, als die schmutzigen Nägel ihr Gesicht zerkratzen wollte, ließ sich Marei nach hinten fallen. Endlich, endlich konnte sie sich bewegen. Sie fiel gegen die gegenüberliegende Wand, rutschte an ihr herunter, weil ihre Beine sie nicht mehr tragen wollten. Hauptsache nicht mehr in der Reichweite dieser Krallen, zuckte es durch Marei's Gedanken. Auf Knien kroch sie Richtung Tür. Hinter ihr erklang ein dumpfes Beben. Das Wesen hatte den Siegel verlassen. Marei wollte sich nicht umdrehen, wollte nicht hinschauen und tat es doch!


    Ihre kindlichen Gedanken konnten nicht realisieren was sie sahen. Kein Werwolf, kein Zwerg, erst recht kein Dämon. Ein Etwas. Schwarze zerrissene Kleidung schlotterten an dem Körper des Wesens. Eigentlich schien er ein Mensch zu sein, wenn da nicht die außergewöhnlichen riesigen Hände und Füße gewesen wären. Obwohl Marei diese Hände mehr als Klauen bezeichnen würde. Die Finger überlang und globig, behaart und mit dunkler hornigen Nägeln. Klauen eben. Marei kroch weiter, sie war schon kurz vor der Badezimmertür. Das Menschtier kam immer näher. Sie spürte schon den warmen übelriechenden Atem in ihrem Nacken und ihr war, als würde es kichern. Kichern, weil es seine Beute sicher war. Marei krallte sich an die Türklinke, drückte sie runter und riss die Tür auf. Dann endlich schrie sie. Schrie und warf sich auf den Flur. Warf die Tür zu. Stemmte die Füße dagegen, im Irrglauben so das Untier aufhalten zu können. Marei schrie immer noch. "Mami, Mami! Ein Ungeheuer! Im Plumpsklo!"

    "Ich... komm aus Rom." erwiderte Marei verunsichert darüber, dass Frija über ihre tierische Unkenntnisse gelacht hatte. "Ich kenne diese Tiere wirklich nicht!" fügte sie beteuernd hinzu. "Keine Ahnung, ob wir schon mal deren Fleisch gegessen haben. Irgendwie schmeckt Fleisch immer gleich... und was sind Weiden?"


    Neugierig beobachtete sie Frijas Andeutungen, wie groß die unbekannten Tiere waren und stellte mit Erstaunen folgendes fest. "Die sind ja nicht größer als die verflixt großen langbeinigen Pferde im Stall." Jetzt war sie neugierig geworden. "Wo ist denn dieses Germanien? Warum jagt ihr diese Tiere? Wegen dem Fleisch? Weisst du, einige von uns kommen von diesem fernen Land. Kennst du Siv und Caelyn schon?" Ob Cimon das alles genauso spannend fand wie sie? Auffordend blickte sie ihn an, damit er auch etwas von seinem Senf dazu gab. "Magst du auch was dazu sagen? Du weisst doch so viel."

    Marei musste nicht lange überlegen. "Sie berichten viel. Eine stumme Sklavin diente nur kurz Aurelia Laevina. Die serva war plötzlich verschwunden und kehrte mit einer Frau und einem kleinen Jungen zurück, angeblich sollen das ihre leibliche Mutter und ein kleiner Bruder sein. Der Leibwächter von dominus, ach nein, domina Prisca soll alle drei in Ägypten gefunden haben. Die stumme Sklavin hat nach einem Gespräch mit domina Prisca ihre Sachen geräumt, um ihrer inzwischen verheirateten Herrin ins neue Heim zu folgen. Die Aurelia soll jetzt eine Tiberia sein. Die Mutter und der Junge leben jetzt irgendwo in der Stadt." Marei war stolz diese merkwürdige Geschichte im Kopf behalten zu haben.


    "F und dann das U und das CH, S..." wiederholte sie leise. "R-A-B-E" Marei schüttelte den Kopf. "Nein, ich weiss nicht wie man meinen Namen schreibt, aber 'R', 'E' und 'A' sehen wohl genauso aus wie die Buchstaben da drin. 'R-E-A' klingt gar nicht so übel.." feixte Marei zum Schluß.


    "Aber Narcissa, woher weiss der Fuchs denn, dass der Rabe sich schön findet? Hat er das von anderen Tieren gehört und dies sich für das Käse klauen gemerkt?" fragte Marei grübelnd nach, musterte nachdenklich die neuen Buchstaben auf der Rolle. "Hmm, ich kann mich nicht entscheiden. Ins equile traue ich mich nicht rein.. nicht mal zusammen mit meiner Puppe. Die Pferde sind ganz schön groß und haben verflixt lange Beine." gestand Marei.

    Nina saß auf ihrem Schoß. Marei drückte die von Cimon handgefertigte Puppe fest an den eigenen Bauch, während sie auf die Antworten von Narcissa und Flora wartete. Narcissa sagte, sie würde keinen Ärger bekommen und schickte ihre Sklavin Lysandra los. Marei biss sich auf die Lippen. Auch Flora sagte, das sie keinen Ärger bekommen würde. Jetzt konnte Marei ihre Lippen loslassen und ein klein wenig aufatmen. Sie hatte alles richtig gemacht.


    domina Flora rügte abermals die anderen anwesenden Sklaven, weil sie ihr nicht geholfen hatten. Was sollte sie den Zwillingen nun sagen? "Nun gut." Mehr fiel ihr nicht ein. Marei schielte nach dem Sklaven, der an ihrer Stelle die Truhen füllen sollte, entdeckte, dass dieser bei der dritten Truhe angekommen war. Ihren Karren hatte er mitgenommen. "Der andere ist gleich mit den Truhen fertig... ich hab keine weitere Aufgabe von Brix bekommen." merkte Marei leise in einer Gesprächspause der Zwillinge mit dem Gast an. Ihre Hande streichelten Ninas helle Haare.

    "Hmm.. hoffentlich ist das bald, dieses Kennenlernen von domina Prisca und ihren Bruder." murmelte Marei. Sie spitzte die Ohren, da Cimon noch etwas zu sagen hatte. "Aha... warum guckst du auf ihre Mimik? Wer wer ist.. hm.. das sehe ich am glänzenden Armband und manchmal an ihrer Kleidung. Deren serva kenne ich auch noch nicht... aber Köchin Niki und Oberaufseher Brix sagen, sie heisst Lysandra. Ich mag den Namen. Und hm.. und manchmal träume ich davon ein abgelegtes Kleid von den Zwillingen anziehen zu dürfen... aber ich bin noch nicht genauso groß wie Flora und Narcissa." Sie setzte sich auf und betrachtete Cimons Profil. Mit dem rechten großen Zeh stupste sie ganz sachte Cimons Taille an. "Sag maall... was ist mit dir? Träumst du mit offenen Augen? Sitzend auf dem Bett?? Soll ich dich ins Bett bringen?"