Beiträge von Marei

    "Bravo.. bravoo... klasse... prima Cimon." beklatschte sie kichernd Cimons Leistung der Pfützenüberquerung. Hach, sie hatte richtig gute Laune, war richtig gut gelaunt. Sie verbeugte sich ihrerseits vor Cimon, fügte einen Knicks hinzu.


    So.. und jetzt zu der fegenden Frau. Höflich bleiben wollte sie üben.. weil Narcissa gesagt hatte, dass man das üben konnte. Und wenn sie schon so wenig Gelegenheiten hatte, dann konnte sie erst recht Höflichkeit üben, diesmal aber an einer ihr ziemlich fremden Person. "Salve gute Frau. Ihr schwingt den Besen auf und ab. Bestimmt seid ihr noch ganz schön sauer auf den Übeltäter. Wir suchen die Frau zu der.. ehm... das da gehört weswegen ihr den Besen schwingt..." Ein kurzer hilfesuchender Blick zu Cimon folgte den Worten. "Sie hat ganz helle Haare und wir vermissen sie.. nur ein einziges Bild haben wir von ihr."

    Von der Villa Aurelia erforschten sie die Straßen und Wege. Marei kannte keine dieser Wege, da sie früher höchst selten im noblen Villenviertel gewesen war. Ihr Herr hatte sie meist zu mittelständigen oder einfachen Häusern geschickt, die nicht solchen Pomp und Gloria wie die Villa Aurelia besaßen.


    Inzwischen näherten sie sich der Stelle wo Caelyn das letzte MaLgesehen worden war und sah sich aufmerksam um. "Hmm.. Cimoonn.. sollen wir die Frau fragen die da vorne vor dem schiefen Haus fegt..." Das Haus war natürlich nicht schief, schief waren die Fensterläden. "Ihr gefiel es bestimmt nicht, dass Caelyn sich übergeben hat, weil sie alles wegmachen muss und nicht Caelyn selber." plapperte Marei drauflos. "Vielleicht ärgert sie sich immer noch und erinnert sich deshalb an Caelyn." Die Riemen der einfachen Kinderschuhe knirschten beim Anlauf nehmen, um über eine Pfütze zu springen. "Zeig mal wie groß deine größten Schritte sind... bitteee." rief Marei von der anderen Pfützenseite. Mareis Blick wanderte zu der fegenden Frau... "Soll ich sie zuerst fragen?"

    Sie genoß das Streicheln über ihre inzwischen etwas längeren Haare. Wann wurden endlich Haarspangen für Kinder erfunden? "Na gut... ich sage was, wenn es Unrecht ist." erwiderte Marei zaghaft. Vieleicht nicht den Herren und Herrinnen, vielleicht eher den Menschen, die sie in der Sklavengemeinschaft am ehesten kannte und ihnen vertraute.


    "dominus Corvinus.. dominus Prisca.. ja, das wäre gut. Langsam habe ich die Nase voll von den Geistern, die ich nicht kenne und nicht
    unnötig rufen möchte."
    Hm, eigentlich war es umgekehrt... die Geister durften sie rufen und kannten sie noch nicht einmal. Marei schnitt eine weitere Grimasse, drehte eine lange Nase für Cimons Spiegelbild. "Sonst noch was zu sagen oder war es das für heute, Cimon?" fragte sie ihn neckend und hüpfte spontan von ihm weg, um sich auf sein Lager und die vielen Decken zu werfen. Sie war immer noch barfuß.. also rasch mit den Füßen unter die Decke. "Wie findest du die Zwillinge? Die kann man nur durch ihre Armbänder unterscheiden..."

    "In Ordnung.. du kriegst deinen Saft und du Kriegst ein Butterbrot mit Honig." bestimmte Marei und machte sich an die Arbeit,den Erwachsenen das Gewünschte herzustellen und darzureichen. "Achwo... das nächste Mal kitzeln wir uns ohne zu lachen. Und wer zuerst lacht.. hmmmmmhmmm.. der hat gewonnen." erwiderte Marei zu Cimon und probierte ihm zurück zu zwinkern, wobei sie ihm mit beiden Augen zublinzelte. Ihr dunkler Freund war halt schon älter und größer, der konnte schon alles was sie noch nicht konnte. Marei war nicht traurig.. sie lernte gerne dazu.


    "Sind das Tiere von denen du sprichst? Ihr habt die GEGESSEN?" fragte sie Frija ganz erstaunt. "Ich überlege gerade.. Ziegen hab ich bestimmt schon einmal gesehen... aber Wildschweine.. und Rinder? Was sind denn das für Vierbeiner?" Das mussten einfach Vierbeiner sein, denn bisherige Tiere, die sie kannte, hatten allesamt vier Beine.. nur die Vögel nicht. "Was für Vögel leben bei dir in den Marschen? Hast du die Tiere vvon daheim hier wieder gesehen? Manchmal sagt Niki, dass wir Gänsebrust mit gefüllten Eiern essen werden."

    "Mal schauen.. so oft bin ich auch nicht bei den Herren und Herrinnen, als dass ich mich in Höflichkeit üben kann. Bei den Mahlzeiten In der Küche von Köchin Niki ist eine andere Höflichkeit da." Kichernd verfolgte Marei Marcissas sich umschauen nach Mithörern. "Das hab ich die beiden noch gar nicht gefragt, also wie lange sie schon hier sind. Sie waren auf einmal da und haben sich bemerkbar gemacht. Kennen tue ich sie erst seit ich meine Ecke bekommen hab. Immer dann, wenn ich nichts zu tun hab und mich schrecklich langeweile, besuche ich die beiden."


    Aufmerksam chaute sie sich die Buchstaben an, die sie von Narcissa gezeigt bekam. Mit gerunzelter Stirn betrachtete sie die vielen seltsamen Striche und deutete auf das 'F'. "Das da hat Beine und einen Kopf wenn man es nach rechts dreht. Dann schaut es aus wie ein Fuchs der ganz still steht und auf etwas lauert." Ihr Finger wanderte zu dem Buchstaben 'A'. "Es gibt so viele davon in der Fabel. Ich habe keine Ahnung wo der Rabe sich versteckt."


    Abermals überlegte sie über das was die Geschichte sagen wollte.."Der Fuchs redet ganz schön viel mit dem Raben. Vielleicht ist es für den Vogel nett schönes Lob zu bekommen, aber so viel Lob auf einmal? Dann stimmt doch was nicht! Und dann hätte er zum Ohr rein und zum anderen wieder raus tun müssen. Vielleicht hätte der Rabe besser noch wegfliegen sollen, um den Käse in Ruhe zu essen. Oder besser noch mit anderen Raben teilen sollen..." mutmaßte Msrei, sah Narcissa fragend an.

    Nach dem Mustern der Menschen aus der Sklavengemeinschaft tauchte Brix auf Augenhöhe vor ihr hockend auf und hielt ihr zwei verlorene Murmeln entgegen. Marei fuhr zusammen, weil sie ihn so direkt vor sich erwartet hatte und machte sich auf die kommende Standpauke gefasst. Doch nichts davon geschah, stattdessen stellte er ihr eine Frage. "Ja... danke, Brix." murmelte Marei ziemlich verdutzt und sackte die Murmeln ein.


    Frija rief nach ihr, rief ihren Namen. Marei gehorchte und ging zur ihr, wurde von ihr in die Arme genommen. Ups... soviel Herzlichkeit erwiderte Marei gerne und umarmte Frija ebenfalls. Der Mann, der bei Frija stand war ganz schön groß.. und er war Frijas Ehemann. "Hej.." grüßte Marei ihn zugleich schüchtern lächelnd. Der Satz Sie gehört nun zu unserer kleinen Familie. blieb in Mareis kopf hängen. Sie würde später drüber nachdenken, denn Brix fing an zu sprechen.


    Er sprach viel und lange. Marei konnte sich kaum vorstellen, was sie von alledem machen sollte. Hausputz hörte sich grauselig an, hörte sich irgendwie nach ständigem Geschirr spülen oder Wäsche aufhängen an. Dann würden ihre Hände wieder drunter leiden und die Finger dick werden. "Ich kann Laub aufsammeln.." rief sie zum Thema Garten aus. "Beim Blumenstecken möchte ich mitmachen..." Was noch? "und zum Blumen einkaufen können wir meinen Karren nehmen."

    Flora sprach mit ihr. Die meinte, sie sollte wirklich nicht alleine die Truhen einräumen. "Achja.. ja, ich mag mich nicht verletzen." murmelte sie beeindruckt, dass jemand so weit dachte oder gar vermutete, dass das Füllen der Truhen gar nicht so einfach war mit ihren kurzen Armen.


    Er war nicht ihr Vater. Gut, er war es nicht. Auch in Ordnung. Warum sah er sie jetzt so an? Marei erwiderte seinen Blick und fühlte sich plötzlich mit den Füßen vom Boden losgelöst. "Oho.." stutzte sie. Der Gast hatte sie auf seinen Arm hochgenommen und trug sie nun bei sich auf seinem Arm. "Aha, bist nicht mein Papa." erwiderte sie leise, hielt sich mit den Händen an seinen Schultern fest.


    Flora sprach mit ihm und abermals mit ihr. Wie erklärte sie jetzt den Zwillingen ihre spontane Frage an den Besucher? "Ach nein.. meinen Popo probieren ist nicht möglich." Wieder einmal sprach sie etwas falsch aus oder hatte es nicht richtig gehört. Oder der Mann hatte absichtlich ein schweres Wort genommen, wie es manchmal Cimon tat.


    Sie kaute etliche Momente lang auf den Lippen. "Nein, ich will nicht weg von euch und hier. Ich habe es wirklich gut getroffen. Ärger.. ehm.. den werde ich kriegen, wenn die anderen Sklaven Obersklaven Brix petzen, dass ich bei Euch sitze anstatt die Truhen zu füllen." platzte sie letztendlich ganz ehrlich mit ihrer Sorge heraus.


    "dominus? Lässt du mich wieder runter?" Sie mochte auf der Bank, am besten zwischen den Zwillingen, sitzen. "Ich mag mir nicht wehtun.. ich möchte keinen Ärger haben... aber.. aber.. ich mag bei Euch sitzen. Ihr seid verflixt nett zu mir." Ein paar eilig fortgewischte Tränen verdeutlichten Mareis Zwiespalt zwischen Pflicht zur Arbeit aber auch zum Gehorsam den eineiigen Zwillingen und dem ehrlichen Besucher gegenüber.

    "Jeder kann zu einer Dame werden.. Vernunft, Fleiß, Höflichkeit." wiederholte Mafei versonnen und lauschte dem davon huschenden Klang dieser angenehm klingenden Worte. "Gut, dann halt keine Dame. Über die Vernunft kriege ich von Cimon vorgesagt, Fleiß muss ich immer noch üben und Höflichkeit.. ehm.. keine Ahnung, wann ich das zuletzt gemacht habe, ehm... zu wenig Gelegenheiten..." gestand Marei.



    Sollte sie über die zwei Unsichtbaren erzählen? Hm, Narcissa würde ihr ja gleich etwas vorlesen.. dafür wollte sie bestimmt etwas zurück haben. Das kleine Mädchen senkte die Stimme und flüsterte Narcissa ins Ohr. "Nein nein nein, die zwei sind keine Haustiere. Das Haustier ist die Katze Saba vondomina Celerina. Herkula, die Schildkröte und Mäuschen Aulus wohnen in einer leeren Ecke in einem Seitenräume zum atrium hin. Die kann nur ich alleine sehen und nur ich allein kann mit denen reden." Mit funkelnden Augen sah sie die Ältere an und hoffte, dass diese ihr Worte für in Ordnung befand. Cimon hatte zuerst auch ein bisschen komisch dreingeschaut, dann aber schön mitgemacht.


    "Ich kenne keine lesenden und schreibenden Sklaven. Mehrmals abgeschrieben haben sie die Fabeln? Pof..." Aufmerksam hörte sie zu, folgte mit den Augen dem Finger von Narcissa. Marei dachte nach dem Ende der Fabel über Narcissa Frage nach. "Manchmal waren über deinem Finger komische Striche mit Pünktchen zu sehen, die sehen lustig aus. Der Fuchs lacht über den Raben. Au Backe, du hast gesagt, klug nennt man auch stolz auf sich sein. Bestimmt ist der Rabe todtraurig und nicht mehr klug oder stolz auf sich selber." Sie deutete mit dem eigenen Finger auf die komischen Striche: Ä und Ö. "Und der Strich da.. der sieht aus wie eine Schlange..."

    Mit leisen Schritten verliess Marei ihre 'Ecke' und zog den Vorhang so leise wie möglich zu. "Gute Nacht, Nina." flüsterte sie noch schnell.


    Sie drehte sich um und schluckte. Ohjeh.. es waren schon alle da.. sie war die Letzte. Wieder einmal hatte sie nach dem Abendbrot und beim anschliessenden Spielen mit Nina und Herkula die Zeit vergessen. Dabei hatte sie sich noch schnell auf die Suche nach Katze Saba begeben wollen, um deren wunderbar weiches Fell zu kämmen. Natürlich war ausgiebiges Kuscheln mit vorgesehen, aber dazu schien sie an diesem Abend nicht mehr zu kommen.


    Marei suchte eilig ihr keckes Selbstbewusstsein zusammen, atmete tief durch und trat schliesslich in den Halbkreis. Aus grünen Augen betrachtete die Anwesenden. Nun endlich, konnte sie sie mal in Ruhe mustern und zugleich versuchen an deren Namen zu errinnern. Caecus war ihr umheimlich.. wieso bloß hatte er nur ein Auge? Darüber wusste Cimon sicherlich etwas zu erzählen, oder? Hach, was hatte der dunkle Löwe nochmal gesagt, wieso sie zu Brix und die anderen treffen sollte? Das junge Sklavenmädchen hatte es vergessen und überlegte, ob die anderen schon wegen ihr gepetzt hatten... ohjeh!

    "Aber.. aber.. ich kann doch vor den Zwillingen nicht sagen was oder wenn ich etwas nicht möchte. Bestimmt haben die anderen Sklaven zugehört und Brix gepetzt, dass ich nicht arbeiten musste, weil Narcissa mich an die Hand und zum Gast mitgenommen hat. Noch haben sie nichts zu mir gesagt oder was aufgebrummt." erwiderte Marei verwirrt.


    "Ja, ich hab schon lange verstanden, dass Celerina meine Herrin ist. Manchmal glaube ich sie braucht mich überhaupt nicht mehr, weil ich so selten zu ihr kommen soll. Ich war eher bei Ursus oder den Zwillingen." Ein unbequemes Thema.. eben weil sie nicht wusste, was sie davon halten sollte oder vielleicht, weil sie Tag für Tag ohne Beschäftigung war. Sie legte den Kopf schief, erkannte ihr Spiegelbild und zog eine Grimasse. "Weisst du was, Cimon? Es gibt noch jemanden hier, den ich nicht kenne. Die Frau heisst so ähnlich wie Brix.. mit a' am Ende. Die soll außerdem die Schwester, dü-weisst-schon-von wem, also dem Geist sein, den ich noch nie gesehen habe."

    Cimon gefiel es, dass sie etwas über die Münzen wusste. Sie musste doch noch einmal auf das unangenehme Thema zurück kommen, dass sie vorhin abgehakt hatte. "Und dann hat domina Flora gesagt, domina Narcissa soll aufhören mir zu helfen. domina Narcissa hat mich an der Hand mit zu ihrer Schwester genommen. Der Mann hat mich gefragt wie Nina und ich heißen und dann... dann hab ich ihn gefragt, ob er mein Papa ist. Ganz plötzlich hat er mich auf seinen Arm hoch genommen und getragen. Er hat gesagt, er ist nicht mein Papa, würde aber adpopo---portionen (Adoption) machen." Ein schwieriges Wort.


    Sie nickte eifrig zu seinen Worten. "Ganz bestimmt werden wir uns bald in Rom umschauen können." Noch ahnte sie nichts davon, dass ihr zweiter Ausflug auf die Straßen Roms trauriger Natur sein würde. "Brix muss bestimmt zuerst mit Köchin Niki sprechen, ob ich raus gehen darf. Celerina braucht mich nicht oft." Sie rutschte spontan vom Bett und schlenderte gemeinsam mit Nina zur blitzblanken Rüstung rüber. "Sie ist seltsam geworden.... und sie plant etwas, aber ich weiss nicht was."

    "Ja... domina." erwiderte Marei leise zu Septimas Worten. Schließlich sprach dominus Ursus sie an. Marei musste überlegen, was er mit Bruder und Schwester meinte.. aber ja.. es war so logisch! "Oh.. stimmt.. ja, ich muss das ihm erzählen! Am besten mache ich das gleich. Dann ist er der Erste, der es erfährt!" plapperte sie ziemlich aufgeregt über die aufregende Erkenntnis drauflos, verbeugte sich rasch vor ihm und seiner Frau. Marei lief mit schnellen Schritten aus dem triclinium maior. Natürlich um Cimon zu suchen. Als letztes sah man von Marei die wehenden Bänder ihres Kittels, hörte man ihre rennenden Füße, die sie Richtung Sklaventrakt trugen.

    "Ja, dann... dann hat sie wohl recht." meinte Marei und bemerkte endlich die grünen Augen ihres Gegenübers. Wunderschöne Augen waren das.. hach! Marei nickte stolz über ihr Alter und die vielen Jahre die sie mit den Fingern anzeigen konnte. "Nein, das weiss ich eben nicht. ich werde nie eine junge Dame sein. ich bin ein Sklavenmädchen, manchmal auch Sklavenkind. Außer dem Jungen, der Leone bei der Tür und den Besuchern hilft, bin ich die einzige Kleine hier. Nicht mal den kenne ich.. der hüpft immerzu dahin und dorthin. Ich wette, Minus war früher mal ein Hase." plapperte sie kichernd daher und strahlte Narcissa an, sobald die hörte, dass ihre Vermutung was zahm bedeuten konnte richtig war. "Pof.. kann man klug sein fühlen?"


    Dasselbe Wort wurde wiederholt, je mehr Narcissa über den Geschichtenschreiber erzählte. "Woher habt ihr seine Geschichten, wenn er schon so lange tot ist?!? Wie konnte er schreiben lernen, wenn er ein Sklave war?" Tja, Fragen über Fragen die gestellt werden wollten. Und es war nicht schlimm, wenn sie keine Antworten bekam, sie konnte immer noch zu Cumon gehen und ihn mit denselben Fragen löchern. "Herkula, die Schildkröte kann auch sprechen. Aulus, das Mäuschen auch!" verkündete sie stolz, liess die anderen Tiere weg, die sie in ihrer Phantasie außerdem noch kannte. "Gerne... ich mag gerne hören, was der Rabe und der Fuchs sagen wollen." Marei zog sich vorsichtig auf Narcissas Schoß und liess die bloßen Füße herabhängen. "Wie meinst du das mit dem Finger den Zeilen folgen? Ich kann nicht lesen!" Mit gerunzelter Stirn blickte sie auf die seltsamen Striche, wagte es nicht die Schriftrolle zu berühren.

    Das Kettchen war ganz schön kalt, aber je länger sie es durch ihre Haut 'mit'berührte wurde es seltsamerweise etwas wärmer. Sie glaubte, dass die Frage, die ihr auf der Zunge lag besser runterschlucken und vergessen sollte.


    Jetzt sprach er sie ganz direkt an. Marei stutzte und überlegte mit Blick auf die Fußspitzen ganz angestrengt, was denn nun richtig war. Durfte sie ihm antworten oder sollte sie es besser nicht tun? Sie entschied sich fürs zweite und erwiderte schüchtern seinen freundlichen Blick, solange ihre Lippen sich bewegten. "Äh, dominus, sie heisst Nina und ich heisse Marei." Was sagte man zu Gästen, die nicht ihre Beistzer waren? Und was meinte er bloß mit fleissiger als andere? Marei zuckte mit den Schultern. "Ich muss halt arbeiten... für.. für meine Herrin. Ach nein, das ist falsch. Jetzt gehöre ich dem Herrn mit Frau, dominus Aurelius Ursus und domina Tiberia Septima." War gar nicht so einfach den Überblick zu haben, wenn das verschenkt werden immer noch weh tat. Hoffentlich hatte sie nicht schon wieder zu viel geredet. Die Sklaven, die jetzt für sie die Truhen füllten, hörten auch noch zu und petzten Sklavenaufseher Brix bestimmt weiter, dass der Besucher sie und nicht die Zwillinge angesprochen hatte. Eigentlich beachtete der Besucher die Zwillinge kaum noch, seit sie mit Karren und Nina hier war. "Bist du mein Papa?" fragte sie ihn spontan.

    Seltsamerweise hustete dominus Ursus. Sie sah ihn fragend an und hoffte, dass sein Husten bald aufhören würde. Und das tat es auch bald und er sprach gut über sie. Sie schenkte ihm ein schüchternes, aufmunterndes Lächeln und hielt den Kopf erhoben, solange er über ihre Haare streichelte. Plopp, nach der verbeugung hingen die Stirnhaare wieder in den Augen. Marei pustete diese wie immer mit einem Atemstoß zur Seite. Celerinas Worte verpassten ihr einen kleinen Stich im jungen Herzen. Was nur hatte sie falsch gemacht, dass sie verschenkt wurde? Tapfer hielt sie die aufsteigenden Tränen zurück und suchte nach etwas worauf sie ihre Augen richten konnte zum sich ablenken von den Tränen. Ach, die Zwillinge waren auch anwesend. Marei versuchte für Flora und Narcissa ein kitzekleines Lächeln zustande zu bringen und zugleich Ursus und Septima nicht vom Lächeln auszuschliessen.

    "Jaha.. den Weg über die Mauer..." Marei verstand nicht, wieso Narcissa nachfragte. "..und du stehst auf der Straße." Dann sprach Flora. Marei hörte ihr zu und wurde puterrot im Gesicht. Herrjeh.. der herbeigerufene Sklave sah sie grummelnd an und führte ihre angefangene Arbeit fort. Hoffentlich ging er nachher nicht zu Brix und petzte wegen ihr und den Zwillingen. Ein zweiter Sklave ging dem anderen helfen. Ohohoh... sie konnte nur noch hoffen, dass sie keinen Ärger und Strafarbeit aufgebrummt bekam.


    Fest umschloß sie die Hand von Narcissa, folgte ihr zu ihrer Schwester. Der Besucher sah aus der Nähe ganz anders aus, irgendwie freundlicher, das lag wohl an seinem steten Lächeln. Als ziemlich großer Mann schaute er auf sie herab. Puppe Nina erwiderte seinen Blick. Marei dagegen suchte ihre Fußspitzen und dachte daran, was Cimon gesagt hatte: sie hatte den Herrschaften zu gehorchen und zu tun was sie ihr auftrugen. Etwas kaltes berührte plötzlich ihren Handknöchel. Marei sah auf und erkannte das silberne Namenskettchen, welches sie erst einmal bestaunt hatte. Warum war das Kettchen bloß so kalt? Marei verbiss sich die Worte die ihr auf der Zunge lagen. Fror Aurelia Narcissa nicht?

    "Aha..." So was das also.. die Sklavin der Frau seines Herrn. Puh, ganz schön kompliziert, wiederholte Marei in Gedanken und beobachtete Frija mit höchst aufmerksamen Blicken. Frija nahm ihr Nina sogar aus den Händen und bewunderte die Puppe ausgiebig.


    "Danke." piepste sie in Ninas Stimmlage und nahm Nina wieder an sich. Den gut gemeinten Rat nahm sie nickend an. "Och, weißt du was, Frija?! Nina ist schon in meinem Karren mitgefahren, ihr macht Rumpeln und Pumpeln nichts aus." Sie blickte zu den imaginären Tieren und holte sich von Aulus die wortlose Erlaubnis ein Brot für Frija nehmen zu dürfen. "Hier, bitte schön. Ich weiss gar nicht, was du gerne ißt, aber du kannst auswählen zwischen Brot mit Honig, mit Speck oder nur Butterbrot. Kennst du Schildkröten? Die müssen nur den Kopf einziehen und die Pfoten in die Ohren stecken, dann kriegen sie nichts mehr mit. Man kann sie nicht beissen, weil ihr Dingens auf dem Rücken ist gaaannz dick, nicht mal an den Bauch kann man ran."


    Sie wandte sich an Cimon. "Schildkröten sind nicht genauso kitzelig wie du und ich, ne? Willst du auch was trinken? Was möchtest du denn zu deinem Brot?" fragte sie ihn eifrig, fühlte sich in der Rolle der Versorgerin ganz wohl. Puppe Nina musste neben ihrem Scjoß Platz nehmen, damit Marei die Becher füllen und an die Großen weiterreichen konnte. "Ich nehm Apfel.. und ein Prösterchen auf euch." Marei musste spontan kichern, denn das hatte Mam immer gesagt, wenn sie anfing zu trinken.

    "Ist gut." Ob sie das mit der Geschichte tatsächlich machte oder nicht, das würde sie sich noch überlegen, wenn sie Trinken gehen und Austreten erledigt hatte. Langsam wurde es dringend. Das Sklavenmädchen hütete sich redlich davor die schöne Zeichnung in der Hand zu zerknittern. "Achso.. ist in Ordnung. Danke und gute Nacht dominus Ursus. Schlaft auch gut ohne Cimon."


    Marei sprachs und eilte durch die Tür, um vorgenommenes zu erledigen, wobei das Austreten den Vorrang vor das Trinken gehen einnahm. Ziemlich erleichtert schleppte sie sich in die Küche, aß mit den anderen Sklaven Abendbrot. Anschliessend ging sie sich waschen, bevor sie die Tunika für die Nacht anzog und unter die Bettdecke schlüpfte. Marei hatte gar keine Chance sich eine Geschichte für Cimon auszudenken, denn die Suche nach der Verschwundenen war doch ziemlich aufregend und zugleich anstrengend gewesen. Die kostbare Münze ruhte unter Ninas Kleidung. Die Puppe selbst in Mareis angewinkeltem Arm.

    Puh, großes Glück gehabt. Sie musste sich echt mal darin üben vorher nachdenken was sie sagen wollte und was sie nicht sagen durfte. "Ich habe wirklich überall nachgeschaut. Keine Caelyn hier. Ja, ich schaffe das Schlafen ohne Cimons Geschichte. Ich trinke wie immer eine warme Milch und kuschele mit Puppe Nina. Und morgen früh sitzt sie auf Caelyns Bett auf und wartet auf sie." beschloß Marei. Sie schielte zur Tür, wartete darauf entlassen zu werden. Außerdem hatte sie schon wieder Durst und musste für kleine Mädchen austreten gehen. "Wie merke ich es, wenn ich gehen darf? Danach habe ich Cimon noch nicht gefragt..." fragte sie kleinlaut.

    "Ja." erwiderte Marei und nickte eifrig. "Bestimmt war er ein prachtvoller Bursche, dann musst du das Caelyn noch mal sagen, dass er das war. Ich kenne ihn nicht." Ups. "Oh, danke schön. Ja, das werd ich machen, ist in Ordnung. Bestimmt finde ich etwas zum einkaufen.. ach nein, erstehen." Sie musste plötzlich gähnen und tat dies brav hinter vorgehaltener Hand. Rasch wischte sie die müde Augen-Tränen weg, die zum Gähnen gehörten. "Tut mir wirklich leid, dass ich Caelyn in diesem Haus nicht gefunden habe." wiederholte Marei und seufzte verhalten.