Beiträge von Iunia Serrana

    Serrana stand vor dem Eingang der Casa Caecilia und überprüfte ein letztes mal schnell, ob ihre Kleidung und auch sonst alles an ihrer Erscheinung in Ordnung war.
    Heute war der Tag ihrer ersten Einladung in das Haus einer anderen römischen Familie und sie war furchtbar aufgeregt und freute sich sehr, ihre neue Freundin Cara wiederzusehen und deren Familie kennenzulernen. Caras Sklave Tiro hatte sie vor einigen Minuten in der Casa Iunia abgeholt und hergebracht, so dass auch die Gefahr sich zu verlaufen nicht bestanden hatte.
    Serrana wollte gerade klopfen, als ihr noch etwas einfiel. Sie drehte sich zu ihrer Sklavin Adula um und sah diese mit einem, wie sie hoffte strengen Blick an.


    "Und was immer auch geschehen mag, lass dir bloß nicht einfallen, irgendjemanden in diesem Haus zu schlagen, hast du das verstanden?"


    Wie sonst auch, fiel Adulas Reaktion ausgesprochen spärlich aus, aber Serrana bildete sich zumindest ein, ein kleines Kopfnicken erkannt zu haben. Seufzend drehte sie sich um und klopfte dann an die Tür.

    "Ja, ich glaube, du hast recht. Im Augenblick fehlt mir sicher noch die Gewandtheit, um die Leute um mich herum richtig einzuschätzen, aber Rom ist sicherlich der richtige Ort um es zu lernen."


    Serrana ließ den Blick noch einmal zum Stand des Buchhändlers schweifen, den man in einiger Entfernung erkennen konnte und sah dann wieder den Armreif an. Sie spürte, dass sie plötzlich zu einem Entschluss gekommen war, und das nicht nur in Bezug auf den Kauf irgendeines Erinnerungsstückes.


    "Ich denke, ich habe mich entschieden" sagte sie dann leise. "Gleichgültig, was Adula mir auch berichtet, wenn sie aus unserer Bibliotheca zurückkommt, ich werde diese Schriftrolle nicht kaufen. Mir ist gerade klar geworden, dass ich seit Jahren in einer Traumwelt gelebt habe, weil ich das, was in all diesen Schriften beschrieben wird, immer soviel spannender gefunden habe als mein eigenes Leben."


    Obwohl sie einander noch kaum kannten, hatte Serrana das Gefühl, dass Calvena sie irgendwie verstehen würde, und fuhr deshalb fort:


    "Weisst du, ich war oft unglücklich, weil vieles in meinem Leben anders verlaufen ist, als ich es mir erträumt hatte, und auch jetzt könnte sicherlich einiges anders und schöner sein. Aber das ist nunmal mein Leben und ich denke, es wird Zeit, dass ich es einfach annehme, wie es ist und versuche das Beste daraus zu machen. Meine Vorfahren können mir dabei nicht helfen, aber dieser Armreif wird sicher dazu beitragen mich zu erfreuen "
    Serrrana fühlte sich plötzlich, als wäre eine alte Last von ihr genommen worden und sie lächelte Calvena erleichtert an.

    Serrana blickte Adula hinterher, die in der Menschenmenge bereits eine beachtliche Strecke zurückgelegt hatte.


    "Ich weiss, Adula wirkt sehr ruppig auf Fremde, aber eigentlich ist sie sehr lieb und vor allem sehr loyal. Sie spricht nur nicht sehr gern..."
    Dass die so schöne und selbstsicher wirkende Calvena ihr jetzt gestand, unter ähnlichen Ängsten zu leiden wie sie selbst, überraschte Serrana und eine Welle der Zuneigung überflutete sie.


    "Es wäre wundervoll, wenn wir mal etwas gemeinsam unternehmen könnten" sagte sie und strahlte ihr Gegenüber an.
    "Mit jemandem an meiner Seite würde ich mich in der Öffentlichkeit viel wohl fühlen, vor allem, wenn er so nett und hilfsbereit ist wie du" fügte sie mit leichter Verlegenheit hinzu.


    Von ihrem Großvater einmal abgesehen, hatte es bislang kaum einen Menschen gegeben, dem sie sich wirklich zugetan gefühlt hatte, und deshalb tat sie sich mit dem Äußern von Gefühlen ein wenig schwer.

    "Ja, das ist eine gute Idee" sagte Serrana erfreut und sah ihre Sklavin Adula an. Die nickte wortlos und machte sofort kehrt, wobei sie den einen oder anderen Passanten, der ihr im Weg stand unbekümmert zur Seite schuppste.


    "Im Grunde frage ich mich, wozu ich mir überhaupt Schmuck kaufen soll" seuftze Serrana dann. "Vor den Sklaven daheim brauche ich nicht damit anzugeben und andere Leute sehen mich ohnehin nicht damit.
    Eigentlich kenne ich hier so gut wie niemanden und bin noch auf keiner gesellschaftlichen Veranstaltung gewesen, ich könnte den Armreif vermutlich eh nur auf dem Forum und in den Straßen spazierentragen."


    Sie betrachtete ihre neue Bekannte und war beeindruckt, wie selbstbewusst und weltgewandt diese wirkte.


    "Bei dir ist das sicher anders, du wirkst so, als wäre das alles hier dir schon sehr vertraut"

    Auf die Idee, in der Casa Iunia nach besagter Abhandlung zu suchen, war Serrana überhaupt nicht gekommen und ihr Gesicht hellte sich auf.


    "Dass ich nicht von allein auf die Idee gekommen bin, erst einmal zuhause nachzuschauen! Ich weiss, dass in unserer Bilbiotheca etliche Schriften liegen, aber ich bin noch gar nicht dazu gekommen, sie mir näher anzuschauen."


    Sie sah Calvena dankbar an. "Vielleicht sollte ich einfach schnell nach Hause gehen und nachschauen, aber was mache ich, wenn in der Zwischenzeit ein anderer den Armreif kauft?"
    Serrana seufzte und warf erneut einen sehnsüchtigen Blick auf das Schmuckstück.

    "Das ist sehr lieb von dir, ich danke dir sehr" freute Serrana sich und führte ihre neue Bekannte zuerst zu dem Schmuckstand, wo der Armreif immer noch einladend glitzerte.


    "Da ist einmal dieser Armreif, ich hab ihn gesehen und fand ihn sofort wunderschön. Ich besitze nicht besonders viel Schmuck und gestern habe ich einen meiner Ringe Minerva als Dankopfer dargebracht. Deshalb könnte ich etwas neues gut gebrauchen."


    Serrana wandte den Blick von dem Schmuck ab und zeigte hinüber zu dem Stand, an dem der Buchhändler noch immer seine Schriftrollen anpries.


    "Naja, und dort gibt es eine Schriftrolle, die mich sehr interessiert, weil sie meine Familie betrifft. Ich hab immer schon viel gelesen und bin furchtbar neugierig, was in dieser Abhandlung steht. Ich hab schon einiges darüber gehört, aber ich hatte noch nie die Gelegenheit sie zu lesen..."


    Ob irgendein anderer ihr Dilemma überhaupt verstehen würde? Vielleicht fand Calvena ihr Problem einfach nur albern, aber es bestand immerhin die Möglichkeit, dass sie ihr die Entscheidung einfacher machen konnte.


    Serrana sah Calvena gespannt an: "Was meinst du?"

    "Mich freut es auch" antwortete Serrana und lächelte.


    "Im Grunde ist es eine ganz alberne Geschichte. Ich würde mir gern etwas besonderes kaufen, aber es gibt zwei Dinge, die mir gut gefallen und ich weiss einfach nicht, was ich nehmen soll."


    Sie hatte keine Ahnung, wie sie ihre Geldknappheit schmeichelhaft umschreiben sollte und entschied sich deshalb für die Wahrheit.


    "Mein Geld reicht leider nicht für beides, und deshalb muss ich mich irgendwie entscheiden."Da Calvenas Interesse aufrichtig schien, wagte Serrana einen kleinen Vorstoß.


    "Ich möchte dich nicht mit langen Erklärungen langweilen, aber vielleicht hast du ja kurz Zeit und könntest mit mir einen Blick auf die Sachen werfen. Ich wäre dir wirklich dankbar für deinen Rat."

    Serrana war überrascht, als sie plötzlich angesprochen wurde, doch dann wurde ihr klar, was wohl die Aufmerksamkeit der jungen Frau geweckt hatte, die jetzt lächelnd vor ihr stand.


    "Oh ihr Götter", dachte sie, als sie wieder einmal spürte, wie ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg. "Ich schaffe es doch immer wieder peinlich aufzufallen, wie soll das denn nur weitergehen?"


    Jetzt blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als Haltung zu bewahren und zu versuchen, den schlechten Eindruck den ihr kindisches Verhalten zweifellos hinterlassen hatte, irgendwie wieder gut zu machen.


    "Salve" sagte sie dann und lächelte etwas verlegen zurück. "Nein, unglücklich bin ich eigentlich nicht. Ich bin nur furchtbar wütend, weil ich mich einfach nicht entscheiden kann.
    Ich bin Iunia Serrana, und wenn ich's mir recht überlege,könnte ich wirklich deine Hilfe gebrauchen. Sonst stehe ich heute nacht vermutlich immer noch hier."

    Serrana schlenderte langsam über die Trajansmärkte und war wie berauscht von all der geschäftigen Unruhe um sie herum. Zwar hatte Großmutter Lavinia sie ab und zu mal mit zum Markt nach Nola genommen, aber das war kein Vergleich zu der Vielfalt an Menschen, Farben, Klängen und Gerüchen gewesen, von der sie hier umgeben war. Serrana wusste gar nicht, die Auslagen welcher Händler sie sich zuerst anschauen sollte, die Auswahl war einfach zu groß.
    Da ihr neues Leben in Rom bislang so vielversprechend verlaufen war, hatte sie beschlossen, sich zur Feier des Tages etwas besonderes zu kaufen, was sie vielleicht auch in späteren Zeiten immer an ihre ersten Tage in dieser Stadt erinnern würde.
    Vor ein paar Minuten hatte sie schon etwas vielversprechendes entdeckt: in den Auslagen eines Buchhändlers war sie auf eine Schriftrolle gestoßen, die eine historische Abhandlung über die lang vergangene Zeit der Republik und die wichtigsten Familien dieser Epoche enthielt. Serrana war sich sicher, dass dort auch von den Iuniern die Rede sein würde, denn schliesslich hatte ihre Gens schon deutlich bessere Zeiten gesehen und einst große und unvergessene Namen hervorgebracht.
    Am liebsten hätte Serrana direkt mit dem Lesen begonnen, aber dann entschied sie, sich noch ein paar weitere Stände anzusehen.
    Sie ging an Händlern vorbei, die Kosmetik, kostbare Stoffe und Schmuck anboten, als ihr Blick plötzlich von einem goldenen Armreif angezogen wurde, der in der Sonne funkelte. Serrana trat näher an den Stand heran und nahm auf ein zustimmendes Nicken des Händlers hin, den Armreif in die Hand um ihn näher zu begutachten. Der Reif war mit einem Blütenmuster verziert und so filigran, dass er gut zu ihren schmalen Handgelenken und kleinen Händen passte.
    Nachdem sie den Händler nach dem Preis gefragt hatte, warf Serrana einen Blick in ihre nicht übermässig gut gefüllte Börse und seufzte auf. Sowohl die Schriftrolle als auch der Armreif waren ziemlich teuer, und sie würde sich definitiv nur eins von beiden leisten können. Aber wofür sollte sie sich entscheiden?
    Serrana legte den Armreif fürs erste zurück und begann ratlos zwischen den beiden Ständen hin und herzulaufen. Irgendwann war sie so frustriert, dass sie mitten auf dem Platz stehen blieb und ärgerlich mit dem Fuß aufstapfte. Vielleicht sollte sie es ganz aufgeben und einfach wieder nach Hause gehen.

    "Mach dir keine Sorgen, ich werde den Weg schon finden. Und ich freue mich schon sehr darauf dich wiederzusehen und deine Familie kennenzulernen. Aber jetzt solltest du wirklich gehen und deinen Bruder nicht länger warten lassen."


    Die beiden jungen Frauen verabschiedeten sich sehr herzlich voneinander und Serrana sah Cara lächelnd hinterher, als diese mit ihrem Lehrer und ihrer kleinen zierlichen Leibsklavin davonging. Sie merkte, dass sie sich jetzt schon nicht mehr ganz so fremd und verloren in Rom fühlte und genoss noch einmal für einen Augenblick den Trubel all der Leute um sie herum. Dann schaute sie zu Adula hoch und lächelte:


    "Komm Adula, wir gehen jetzt auch heim. Irgendjemand auf diesem Platz wird uns sicher den Weg zur Casa Iunia beschreiben können."

    ich komme leider seit über zwei Wochen nicht ins Privatforum rein X(, deshalb antworte ich so:


    super Idee, Serrana ist bestimmt gern dabei, die hat als Land-Ei einiges an Nachholbedarf =)


    liebe Grüße,
    Iunia Serrana

    "Nun es scheint, als würden sich Helia und Adula perfekt ergänzen" sagte Serrana mit einem Schmunzeln.


    Bei dem Wort Schandtaten war sie plötzlich hellhörig geworden. Sie selbst konnte auf diesem Gebiet wenig beisteuern, und war deshalb ausgesprochen neugierig auf Caras Unternehmungen.


    "Was habt ihr beiden denn angestellt?" fragte sie gespannt.

    "Sie ist schon vor einige Jahre vor meiner Geburt zu meiner Familie gekommen. Mein Großvater hat mir erzählt, dass er sie vor zwanzig Jahren als eine Art Sonderangebot gekauft hat.
    Damals war sie ungefähr sechs, sah aber aus wie zwölf, und der Händler wollte sie unbedingt loswerden, weil sie einem der Aufseher den halben Daumen abgebissen hat."
    Serrana musste bei der Erinnerung an diese lang vergangene Geschichte kichern.


    "Eigentlich ist sie ganz friedlich, man muss sie nur in Ruhe ihre Arbeit machen lassen. Auf dem Feld hat sie mit dem Pflug wohl wahre Wunderwerke vollbracht."


    Serrana schaute sich noch einmal nach den beiden Sklavinnen um.


    "Naja, und meine Großmutter Lavinia konnte Adula noch nie leiden, deshalb hat sie sie mir vermutlich auch als Leibsklavin mitgegeben."
    Dein Mädchen sieht aber sehr hübsch und lieb aus, sie sorgt bestimmt gut für dich, oder?"

    "Wer hätte gedacht, dass Adulas Schlagfertigkeit so ein nettes Ergebnis haben würde" sagte Serrana schmunzelnd und warf einen liebevollen Blick zurück auf ihre Sklavin, die gemeinsam mit Caras Dienerin und ihrem Lehrer friedlich hinter ihnen hertrottete.


    "Allerdings hoffe ich sehr, dass sie nicht jedesmal erst jemanden zusammenschlagen muss, damit ich einen nettten Menschen kennenlerne"


    Adula mochte mit ihrer hünenhaften Gestalt nicht besonders repräsentativ sein und eine anständige Frisur würde sie wohl auch niemals legen können, aber Serrana spürte instinktiv, dass Adula sich für sie in Stücke reissen lassen würde, auch wenn das vermutlich kaum jemand schaffen würde.


    "Ich danke dir sehr, liebe Großmutter" dachte sie mit einem feinen Lächeln, " auch wenn es wohl kaum deine Absicht gewesen ist, mir mit Adula einen Gefallen zu tun."

    Caras Reaktion auf ihre Geschichte bestärkten Serrana wieder darin, dass ihre Flucht aus Nola die einzige richtige Möglichkeit gewesen war, einer höchst unerfreulichen Zukunft zu entgehen und sie fiel in ihr Lachen ein.


    "Ich bin wirklich sehr froh, dass wir uns kennengelernt haben. Es tut wirklich gut, mal mit jemandem richtig sprechen zu können und nicht nur Floskeln auszutauschen."

    "Ich denke, ich werde mir erstmal alles eine Weile anschauen und dann entscheiden wie es weitergehen soll. Hier ist ohnehin alles spannender als daheim"


    Als Cara ihr lachend den Vorschlag machte, eine eigene Familie zu gründen, spürte Serrana, wie sie vor Verlegenheit rote Wangen bekam. Die Vorstellung war ja eigentlich sehr schön, aber dafür müsste sie ja erstmal einen passenden Mann finden, und mit Männerbekanntschaften sah es nun wirklich noch sehr mau aus. Der einzige, den sie aus reinem Zufall bislang kennengelernt hatte, stand gesellschaftlich weit über ihr und hatte vermutlich längst vergessen, dass es sie überhaupt gab.
    Jetzt musste Serrana an ihren ehemaligen Verehrer in Nola denken und schüttelte sich unwillkürlich.


    "Wenn es nach meiner Großmutter ginge, wäre ich jetzt schon verheiratet. Sie wollte mich unbedingt mit einem Nachbarn verkuppeln, aber der ist wirklich schrecklich. Alles an ihm sieht irgendwie weiß und weich aus...."
    Serrana verzog unwillkürlich das Gesicht, als hätte man ihr eine dicke haarige Spinne vor die Nase gehalten.


    "Bist du denn schon verlobt?" fragte sie, und hoffte, dass Cara diese Frage nicht zu persönlich fand.

    Caras Gesicht schien regelrecht aufzuleuchten, während sie von ihrem älteren Bruder erzählte und Serrana musste unwillkürlich mitlächeln. Ihre neue Bekannte wurde ihr von Minute zu Minute sympathischer.


    "Das klingt schön", sagte sie. "Ich freue mich wirklich für dich, dass ihr euch so gut versteht. Irgendwann werde ich vielleicht auch wieder eine richtige Familie haben, zumindest wünsche ich mir das sehr."

    Serrana lächelte traurig.
    "Oja, er war ein guter und sehr liebevoller Mann und ich ich hatte ihn furchtbar gern. Ohne ihn habe ich es dort einfach nicht mehr ausgehalten, und ich bin mir sicher, dass er meinen Umzug nach Rom gutgeheissen hätte.
    Verstehst du dich gut mit deinem Bruder? Ist er euer Familienoberhaupt?"

    Die Aussicht neue Bekanntschaften zu schliessen war in Serranas Augen sehr verlockend, vor allem, wenn die übrigen Caecilier genauso nett waren wie Cara.
    Und dass ihr momentan recht einsames Leben in der Casa Iunia auch Freiheiten mit sich brachte, war ihr noch gar nicht zu Bewusstsein gekommen. Serrana hatte so lange unter der Fuchtel ihrer strengen Großmutter gelebt, dass sie an den Zustand ständiger Überwachung gewöhnt war und diese nie in Frage gestellt hatte.
    Dank Caras Worten wurde ihr langsam klar, dass sie zumindest für die nächste Zeit nur ihrem eigenen Gewissen Rede und Antwort würde stehen müssen, und ihre Stimmung wurde immer besser.


    "Ich würde deine Familie sehr gern einmal kennenlernen, und wenn es dir Recht ist, komme ich in den nächsten Tagen mal auf einen Besuch vorbei.
    Und um deine vielen Geschwister beneide ich dich sehr. Ich hatte einen kleinen Bruder, aber der ist kurz nach seiner Geburt gestorben...
    Und meine Mutter auch"
    , fügte sie nach kurzem Stocken hinzu.


    "Ich kann mich leider kaum noch an sie erinnern, weil ich damals noch sehr klein war. Mein Vater hat mich dann zu meinen Großeltern in Nola gebracht und ist nach Rom gegangen. Vor ein paar Jahren ist er auch gestorben."
    Von ihrem Vater zu sprechen, machte Serrana zu ihrem eigenen Erstaunen nicht besonders viel aus, denn er hatte sich in den letzten Jahren nur sehr selten bei ihr blicken lassen und war inzwischen zu einer verblassten Erinnerung in Uniform geworden.


    "Naja, und in Nola hab ich dann gelebt, bis mein Großvater vor kurzem gestorben ist"
    Für einen kurzen Moment drohten ihr wieder die Tränen zu kommen, aber diesmal hatte sie sich besser unter Kontrolle.

    Serrana kicherte. "Ja, vermutlich bin ich die einzige auf diesem Forum, die nicht weiß wo die Casa Iunia genau liegt. Ich werde sicher einen Weg finden, um wieder heimzukommen, aber ich danke dir sehr für dein Angebot."


    Sie schaute auf die vielen Menschen um sie herum, die alle einen sehr zielstrebigen Eindruck machten.


    "Ich habe es ohnehin nicht besonders eilig nach Hause zu kommen, denn im Moment bin ich mit den Sklaven dort ganz allein. Alle Verwandten die ich noch habe, leben zur Zeit in Germanien und Ägypten, aber ich hoffe doch sehr, dass ich sie irgendwann einmal kennenlernen werde."


    Über die Gens der Caecilier wusste sie im Grunde nur sehr wenig, aber nun, da sie Cara kannte, wollte sie gern mehr über sie erfahren.


    "Und du, hast du eine große Familie?" fragte sie.