Beiträge von Iunia Serrana

    Als Serrana Caras leise und besorgte Frage hörte,hatte sie sich schon wieder einigermaßen gefasst. Die Caecilierin musste wirklich ein guter Mensch sein, wenn sie sich Gedanken um eine im Grunde noch völlig Fremde machte.


    "Ja, es geht schon wieder, ich danke Dir" wisperte sie zurück.


    Um sich abzulenken, dachte sie über Caecilias Frage nach.


    "Ehrlich gesagt, kann ich dir das gar nicht so genau sagen. Ich bin heute morgen einfach aus dem Haus gelaufen und habe mich zum Heiligtum der Minerva und zum Forum durchgefragt ohne mir Gedanken über den Rückweg zu machen. Hoffentlich finde ich das Haus überhaupt wieder."


    Als ihr klar wurde, wie albern das vermutlich klang, musste sie lachen.

    Um sich all die wundervollen unbekannten Dinge im fernen Ägypten vorzustellen reichte Serranas Phantasie kaum aus. Und eine Schola in Griechenland...was man dort wohl alles lernen könnte..


    Plötzlich tauchten vor Serranas innerem Auge Erinnerungen an die vielen Stunden auf, die sie mit ihrem Großvater umgeben von Wachstafeln und Schriftrollen in dessen Officium oder im Garten verbracht hatte. Nie hatte er die Geduld mit ihr verloren und ihr auf all ihre neugierigen Fragen immer bereitwillig geantwortet. Serrana spürte plötzlich, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Wie konnte sie nur so entsetzlich undankbar sein! Serrana blinzelte, versuchte unauffällig ihre Augen zu trocknen und hoffte, dass Cara nichts von ihrem Gefühlsausbruch mitbekommen hatte.


    "Ich bin auch sehr froh endlich hier zu sein" sagte sie dann. "Vieles kommt mir noch sehr unwirklich vor, aber ich werde mich mit der Zeit sicher an das Leben hier gewöhnen"


    Wie gut es doch tat, endlich mit jemandem sprechen zu können. Fast war Serrana Adula jetzt schon dankbar für ihre Attacke auf den jungen Mann, durch die Cara auf sie aufmerksam geworden war.

    "Ja, sehr gern!" antwortete Serrana und die beiden jungen Frauen traten gemeinsam auf den Platz hinaus. Die beiden Sklavinnen und der Lehrer folgten ihnen mit einigen Schritten Abstand und Serrana hatte das Gefühl, dass Adula den drohenden Blick, den ihre Herrin ihr zuwarf, geflissentlich übersah.


    Ägypten, Griechenland....Serrana hatte schon Unmengen über diese Länder gelesen und stellte nun fest, dass sie ihre neue Bekannte glühend um deren Erfahrungen beneidete.
    Wie überaus langweilig ihr eigenes Leben im Vergleich dazu doch gewesen war!


    "Wo hat es dir denn am besten gefallen?" hakte sie nach und hoffte, dass sie Cara mit ihren neugierigen Fragen nicht auf die Nerven fiel.

    Nun stand doch tatsächlich endlich eine junge Frau ihres eigenen Standes vor ihr und schien darüber hinaus auch noch sehr nett zu sein.
    Serrana strahlte Cara an.


    "Ich bin sicher die Falsche für eine Entschuldigung dieser Art. Bis vor wenigen Tagen hab ich noch auf dem Land gelebt und kenne hier keine Menschenseele. Alles ist noch furchtbar neu..."


    Da Serrana ihr ganzes bisheriges Leben in Nola verbracht hatte, fand sie die Vorstellung zu reisen ungemein aufregend.


    "Wo bist du denn gewesen? "fragte sie neugierig

    Serrana überlegte noch, wie sie Adula jemals ein Mindestmaß an Umgansformen vermitteln sollte, als eine junge dunkelhaarige Frau auf sie zukam und begrüsste. Dass sie Adulas Ausrutscher offenbar amüsant fand, beruhigte Serrana und sie lächelte erleichtert zurück.


    "Adula wird Euer Lob sicher zu schätzen wissen" sagte sie.


    "Und mein Name ist Iunia Serrana."

    Serrana stand in Begleitung ihrer Sklavin Adula am Rande des Forums und konnte kaum glauben, dass sie tatsächlich endlich am Ort ihrer Träume angekommen war. Ihr erster Gang nach ihrer Ankunft in Rom hatte sie an diesem Tag zum Heiligtum der Minerva geführt, wo sie der Göttin für ihre Hilfe gedankt hatte. Jetzt stand sie im Herzen Roms und genoss den für sie noch ungewohnten Anblick all der Menschen, die hier umhereilten oder in größeren und kleineren Gruppen zusammenstanden und sich unterhielten. Hier schienen wirklich alle Bevölkerungsschichten vertreten zu sein: reiche Bürger in kostbaren Togen, Sklaven aller möglichen Nationalitäten und einige Männer in militärischer Kleidung. Serrana machte auch einige Senatoren unter den Anwesenden aus und musste lächeln, als sie sich daran erinnerte, wie sehr sie der Anblick eines Purpursaums noch gestern erschreckt hatte.
    Plötzlich wurde sie durch einen Tumult an ihrer Seite aus ihren Gedanken gerissen. Ein vorbeieilender vorwitziger Sklave hatte versucht, Adula in den Hintern zu kneifen, woraufhin diese ihm einen derartigen Schlag versetzte, dass er rücklings auf den Hosenboden fiel. Die umherstehenden Menschen begannen zu lachen, und der verdatterte junge Mann rappelte sich auf und verschwand schnell in der Menge. Mit hochrotem Kopf packte Serrana ihre Sklavin am Arm und zog sie in den Schutz der nächstegelegenen Säule, wo sie hoffentlich nicht mehr ganz so viel Aufmerksamkeit erregten.


    "Du kannst dich hier doch nicht benehmen wie auf dem Feld in der Campania" zischte sie wütend, aber Adula zuckte nur unbeeindruckt mit den Schultern.
    Serrana seuftze und beschloss noch ein Weilchen warten, bevor sie ihren Erkundungsspaziergang fortsetzte.


    Sim-Off:

    Serrana würde sich freuen :)

    Als Serrana die Cella der Göttin erreicht hatte, sank sie auf die Knie und schloss die Augen.


    "Große Göttin, ich danke dir so sehr, dass du meine Gebete erhört und mich hierher gebracht hast."


    Nach diesen Worten zog sie einen Ring von ihrem Finger und legte ihn behutsam zu Füßen der Göttin nieder. Dann stand sie auf und verließ leise den Raum.

    Mittlerweile war es Nacht geworden und schon einige Stunden seit Serranas Ankunft im Haus ihrer Familie vergangen. Schon seit einer geraumen Weile lag sie in ihrem Bett und starrte in die Dunkelheit hinauf. Im Grunde war sie totmüde, aber die Ereignisse des letzten Tages gingen ihr immer noch im Kopf herum und sie konnte einfach nicht einschlafen. Ein leises Schnarchen von dem Lager neben der Tür verriet ihr, dass Adula offenbar deutlich weniger aufgeregt gewesen war. Serrana kicherte leise, als sie sich daran erinnerte, wie der Transport ihres Gepäcks in ihr neues Zimmer verlaufen war. Araros, der freundliche Haussklave hatte sich unter großen Anstrengungen und mit hochrotem Kopf mit einer etwas schwereren Truhe abgemüht, bis Adula sie ihm entrissen und ohne erkennbare Mühen durch die Korridore getragen hatte, woraufhin ihr Araros und einige andere Sklaven ihr völlig entgeistert hinterher gestarrt hatten. Adula löste häufiger derartige Reaktionen bei anderen Menschen aus.
    Sie war sehr groß, größer als viele Männer, hatte einen kräftigen Körperbau und muskelbepackte Arme. Vor einigen Jahren hatte Serranas Großmutter eine Weile vergeblich versucht, aus ihr eine brauchbare Haussklavin zu machen, aber Adula hatte sich als vollkommen talentfrei bewiesen. Irgendwann hatte die Großmutter entnervt aufgegeben und Adula zur Strafe zur Feldarbeit abkommandiert, aber dort war sie wider Erwarten aufgeblüht und hatte hervorragende Arbeit geleistet. Am Anfang hatten einige männliche Sklaven noch versucht, sie unterzubuttern und zu piesacken, aber Adula hatte sich sehr schnell Respekt verschafft, indem sie ihnen zu dem einen oder anderen blauen Auge und in einem Fall sogar zu einem ausgeschlagenen Vorderzahn verhalf.
    Nachdem sich nun Serrana partout nicht von ihrer Reise nach Rom abbringen lassen wollte, hatte Großmutter Lavinia beschlossen, ihr Adula als Leibsklavin mitzugeben. Als Ornatrix würde sie natürlich eine Katastrophe sein, aber andererseits war sie hervorragend geeignet, um Serranas Tugend zu bewahren, und das war in Lavinias Augen entschieden wichtiger.


    Serrana seufzte und drehte sich zum wiederholten Mal auf die andere Seite. So viele Dinge waren in den letzen beiden Tagen passiert, und sie konnte vieles noch nicht wirklich einordnen. Allerdings war sie mittlerweile fest davon überzeugt, dass ihr Zusammentreffen mit Marcus Decimus Livianus vor der Casa Iunia nur ein gutes Omen gewesen sein konnte. Vielleicht wollte Fortuna ihr ja ein Zeichen geben, dass sie für Serrana etwas anderes vorgesehen hatte als ein langweiliges Leben in Nola unter der Fuchtel ihrer Großmutter und in den Armen des glitschigen Gnaeus Balbus.
    Wenn sie doch nur jemanden hätte, mit dem sie über all dies sprechen könnte. Adula war als Gesprächspartnerin für derartige Themen denkbar ungeeignet und Serrana kannte sonst niemanden in Rom. Aber vielleicht würde sie ja bald neue Freundschaften schließen können, sie musste sich nur richtig umschauen. Serrana hatte keine Ahnung, was sie in Zukunft in Rom erwarten würde, aber trotzdem freute sie sich auf all die noch unbekannten Möglichkeiten und über diesen erfreulichen Gedanken schlief sie endlich doch noch ein.

    Serrana sah dem sich entfernenden Tross hinterher, bis er hinter der nächsten Häuserecke verschwunden war. Die letzten Minuten waren für sie ein Wechselbad höchst unterschiedlicher Gefühle und Eindrücke gewesen und sie war immer noch etwas verwirrt. Ein dezentes Räuspern des Sklaven brachte sie wieder in die Wirklichkeit zurück.


    "Ähm, Herrin, möchtest du vielleicht jetzt ins Haus kommen? Deine Räumlichkeiten sind bereits vorbereitet worden."


    "Oja, das möchte ich sogar sehr gern" sagte sie strahlend. Sie gab Adula, die die ganze Zeit über schweigend beim Gepäck gewartet hatte, ein Zeichen und gemeinsam betraten sie die Casa Iunia.

    Aus irgendeinem Grund war Serrana sehr froh, dass er jetzt ihren Namen kannte und erwiderte sein Lächeln.


    "Mich hat es auch gefreut, Marcus Decimus Livianus, und ich wünsche dir noch einen schönen Tag."

    Serrana konnte kaum fassen, dass sich die Tür endlich doch noch geöffnet hatte und bekam vor Aufregung kaum den Namen des Senators mit, als dieser sich dem Ianitor vorstellte. Seit Tagen hatte sie wegen ihrer ungewissen Zukunft unter großem Druck gestanden, dazu waren die anstrengende Reise und das zermürbende Warten vor dem Haus gekommen. Als sie jetzt ihren Namen aus dem Mund des Sklaven hörte, fühlte sie wie die ganze Anspannung der letzten Zeit endlichl von ihr abfiel.


    "Ja, das bin ich." sagte sie und lächelte zum ersten Mal an diesem Tag.

    [Blockierte Grafik: http://img39.imageshack.us/img39/9646/araros.jpg]



    Als er das energische Klopfen hörte, eilte Araros zur Eingangstür und hoffte, dass er niemanden hatte warten lassen. Normalerweise gehörte das Öffnen der Tür und die Begrüssung der Gäste nicht zu seinen Aufgaben, aber der eigentliche Ianitor lag seit zwei Tagen mit Fieber im Bett und war mit derart hässlichen Pusteln übersät, dass man ihn unmöglich an die Tür stellen konnte. Und als wäre das nicht schon genug, hatte vor ein paar Minuten das Kind einer Küchensklavin einen Topf vom Holzherd gerissen und sich über und über mit der heißen Soße verbrüht. Natürlich war das Geschrei groß gewesen, und Araros hätte vermutlich auch nicht gehört, wenn eine ganze Kompanie vor dem Haus aufmarschiert wäre.
    Araros öffnete die Tür, und erblickte den Praetor Urbanus Marcus Decimus Livianus.


    "Salve, Herr," sagte er ehrfurchtsvoll, "willlkommen in der Casa Iunia".


    Erst auf den zweiten Blick bemerkte er, dass vor der Tür auch noch eine junge Frau stand. Aufgrund des Gepäcks hätte er vermutet, dass es sich dabei um die junge Herrin handelte, deren Ankunft man ihm schon vor einigen Tagen angekündigt hatte. Allerdings verwirrte ihn ihre einfache Kleidung ein wenig sowie die Tatsache, dass sie in Begleitung des Senators war und er fragte sicherheitshalber nach.


    "Salve, bist du die Herrin Iunia Serrana?

    Welche Angelegenheiten? Er interessierte sich tatsächlich für ihre Beweggründe? Unwillkürlich entrutschte ihr ein Seufzer der Erleichterung, denn das gab ihr die Chance, mit ein wenig Würde aus dieser peinlichen Situation herauszukommen. Aber wie sollte sie bloß ihre Gründe erklären? Schließlich konnte sie einem wildfremden Mann kaum erzählen, dass sie vor den Zudringlichkeiten ihres unerfreulichen Möchtegern-Verlobten geflohen war. Andererseits konnte sie den Senator auch nicht einfach anlügen, denn wenn er der Patron ihres Verwandten war, bestand immerhin die Möglichkeit, dass sie ihn noch einmal wiedersehen würde, ein Gedanke, der ihr zu ihrem eigenen Erstaunen gar nicht mal so unangenehm war. Serrana holte tief Luft und sah dem Mann in die Augen.


    "Mein Name ist Iunia Serrana und ich habe bis vor zwei Tagen auf dem Landgut meines Großvaters in Nola gelebt."


    Ohne dass sie sich dessen selber bewusst war, wurde ihre Körperhaltung jetzt selbstbewusster und ihre Stimme fester. Denn auch wenn ihr Großvater gemessen an ihrem Gegenüber vermutlich ein armer Mann gewesen war, so war sie doch stolz auf ihn und hatte ihn für all das, was er für sie getan und ihr beigebracht hatte sehr geliebt.


    "Mein Großvater ist vor ein paar Wochen gestorben, und meine Großmutter hatte Erwartungen an mich, die ich beim besten Willen nicht erfüllen konnte. Ich habe mich an Lucius Iunius Silanus gewandt, der meinen verstorbenen Vater gekannt hat, und er hat mir großzügigerweise erlaubt, nach Rom zu kommen und im Haus der Familie zu wohnen."


    Den Namen ihres Vaters zu erwähnen, hielt sie für sinnlos, denn Macro war schließlich nur ein kleines Licht bei den Cohortes Urbanae gewesen und hatte sicherlich nicht in Senatorenkreisen verkehrt.
    Serrana sah noch einmal zur Tür hinüber. Vielleicht waren die Götter ja gnädig und bescherten ihr doch noch einen würdigen Abgang.

    Serrana hatte sich allmählich von ihrer Überraschung erholt und da sie der Senator so freundlich ansah, fiel ihr diesmal auch dias Antworten leichter.


    "Ja, schon vor einer ganzen Weile. Aber bislang ist noch niemand gekommen."


    Sie sah, wie sein Blick über die paar Habseligkeiten glitt, die hinter ihr auf dem Boden aufgereiht waren und wieder überkam sie ein Gefühl der Scham. Vermutlich hielt er sie für eine Bittstellerin, die an den Türen der wohlhabenderen Familien kratzte, um irgendwelche Gefälligkeiten zu erbetteln. Da stand sie nun, die Nachfahrin des großen Marcus Iunius Brutus, und wurde nicht mal in das Haus ihrer eigenen Familie hineingelassen. Und als wäre die Situation nicht schon schlimm genug, stand ihr nun auch noch einer der wichtigsten Männer der Stadt gegenüber und wurde Zeuge dieser Demütigung.

    Serrana hatte derart angestrengt auf mögliche Geräusche auf der anderen Seite der Tür geachtet, dass sie zusammenzuckte als sie plötzlich eine männliche Stimme in ihrem Rücken hörte. Überrascht fuhr sie herum, sah auf den ersten Blick einen gutausehenden Mann mittleren Alters und auf den zweiten den Purpursaum an seiner Toga. "Oh ihr Götter, ein Senator!" schoss es ihr durch den Kopf und sie starrte ihn völlig fassungslos an. Bei der Lektüre ihrer heissgeliebten Schriftrollen war sie oft in Gedanken über das Forum gegangen und hatte versucht all den berühmten und großen Namen ein Gesicht zu geben, aber einen wirklich wichtigen Menschen hatte sie daheim in Nola nie zu Gesicht bekommen. Ihr Großvater hatte zwar auch ein paar wohlhabendere Freunde gehabt, aber die waren vom Cursus honorum weit entfernt gewesen.
    Während sie noch auf die Toga des Unbekannten starrte, wurde sie sich plötzlich ihrer eigenen wenig beeindruckenden Aufmachung bewusst. Ihre ohnehin recht schlichte und unscheinbare Reisekleidung war durch die lange Fahrt auf dem Karren staubbedeckt und unordentlich und ihre Haare zerzaust. Instinktiv versuchte sie, ein paar gelöste Strähnen die sich aus ihrem Haarknoten gelöst hatten, wieder an Ort und Stelle zu bringen, merkte aber bald, dass es dadurch nur noch schlimmer wurde. Serrana spürte, wie ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg und wäre am liebsten sofort im Boden versunken. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie den Gruß des Unbekannten immer noch nicht erwidert hatte. Wie überaus peinlich sie sich doch benahm.


    "Salve" sagte sie und hoffte, dass ihre Stimme dabei nicht allzu zittrig klang.

    Serrana starrte wieder auf die Tür und eine neue Welle der Angst überflutete sie. Was, wenn man sie einfach wieder wegschicken würde? Mittlerweile waren alle ihre Gepäckstücke vom Wagen geladen worden und der Klient ihres Großvaters verabschiedete sich und lenkte seinen Karren davon. Jetzt hatte sie keine andere Wahl mehr. Adula stuppste sanft von hinten ihren Arm an: "Warum machst du dir soviele Gedanken, Herrin? Das ist die Casa Iunia, und du bist eine Iunia, oder etwa nicht?"
    Serrana nickte, holte noch einmal tief Luft, straffte sich und klopfte an die Tür.

    Serrana stand vor dem verschlossenen Eingang zur Casa Iunia und versuchte ihre immer größer werdende Nervosität niederzukämpfen. Seit Wochen schon hatte sie von ihrer Ankunft in Rom geträumt. In ihren Gedanken war sie immer wieder in einer vornehmen Sänfte durch die Straßen Roms getragen worden und dann im Hause ihrer Familie feierlich empfangen worden.
    Die Wahrheit sah leider etwas weniger traumhaft aus. Ein Klient ihres Großvaters hatte sie mit ihrer Sklavin Adula und ihrem recht spärlichen Gepäck auf seinem Handelskarren mitgenommen. Vermutlich war das der letzte Versuch ihrer Großmutter gewesen, sie von der Reise nach Rom abzuhalten, aber Serrana wäre notfalls auch zu Fuß gelaufen. Jedes Mal wenn sie unsicher geworden war, musste sie nur für einen kurzen Moment an den Mann denken, mit dem Großmutter Lavinia hatte verheiraten wollen. Alles an dem jungen Gnaeus Balbus hatte sie an einen Fisch erinnert: seine trüben, etwas vorstehenden hellblauen Augen, das etwas schwammige Gesicht und der dazu passende Körperbau...
    Serrana hatte dank der strengen Obhut und Erziehung Lavinias nur sehr nebulöse Vorstellungen von den Details des Ehelebens, aber allein die Vorstellung mit Balbus allein in einem Raum zu sein, hatte ihr bereits Gänsehaut verursacht.