Beiträge von Iunia Serrana

    "Duccius Vala, ich bin ihm mal begegnet." entgegnete Serrana und stellte zu ihrer eigenen leichten Verblueffung fest, dass mit diesen wenigen Worten im Grunde schon alles gesagt war, was aus ihrer Sicht ueber ihre Bekanntschaft mit Sontjes Verwandtem zu sagen gab. Ein, nein zwei kurze Zusammentreffen, der Austausch von ein paar Hoeflichkeitsfloskeln und Belanglosigkeiten, das war der ganze Kontakt gewesen, nach wie vor war es nur Serranas eigenes schlechtes Gewissen wegen einer lang zurueckliegenden Gedankenlosigkeit ihrerseits, durch das sie sich bei dem Namen dieses ihr im Grunde vollkommen fremden Mannes immer noch ein wenig unwohl fuehlte.


    "Das mit deinem Bruder tut mir Leid, vielleicht sind die Goetter gnaedig und fuehren dich und ihn irgendwann einmal wieder zusammen." wechselte sie daher sehr bereitwillig das Thema und bedeutete einer wartenden Sklavin, ihrer Besucherin das Gewuenschte zu bringen. "Aber dafuer hast du mit den Quintiliern einen wirklichen Gluecksgriff getan, in Quintilius Valerians Haus wirst du sicher gut aufgehoben sein, da bin ich mir sicher. Arbeit gibt es auf jeden Fall genug, schliesslich ist Calvenas Sohn noch klein, und es wird sicher nicht bei dem einen Kind bleiben, zumindest kann ich mir das nicht vorstellen." Serrana liess sich nun ebenfalls einen Becher mit verduenntem Saft reichen und nahm einen kleinen Schluck, bevor sie weitersprach. "Das mit der kleineren Stadt verstehe ich schon ganz gut, schliesslich bin ich auch in der Provinz aufgewachsen, und Rom erschlaegt mich auch nach mehreren Jahren manchmal noch ein bisschen. Aber warum zieht es dich gerade in eine Garnisonsstadt? Wuerden dich all diese Soldaten nicht stoeren?"

    Als Sedulus' Lippen ihren Hals fanden, seufzte Serrana geniesserisch auf, und waehrend ihr Koerper sich dem seinen entgegenbog, fiel auch das letzte bisschen Unsicherheit und Spannung von ihr ab, und Serrana liess sich von nun an nur noch von ihren Empfindungen tragen und leiten.
    Im neckischen Spiel mit Worten war sie noch nie besonders versiert oder erfindungsreich gewesen, aber dieses Spiel war ungleich einfacher: ein gegenseitiges Geben und Nehmen aus dem Wunsch heraus, dem anderen Erfuellung zu schenken und, wie so haeufig zuvor, auch zurueckzubekommen.
    Serranas Haende wuehlten sich unter die Tunika ihres Mannes, glitten ueber Brust, Ruecken, Bauch und Lenden, waehrend ihre Lippen die unbedeckten Teile seiner ihr mittlerweile so vertrauten Haut erforschten, um diese nicht nur beruehren sondern auch schmecken zu koennen.

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    Adula


    Es war bezeichnend fuer den Grad der Irritation, die ueber Adula hereingebrochen war, dass diese nicht einmal bewusst mitbekam wie ihre Hand in der des Germanen landete; eine Art der Vertraulichkeit, die sie ihres Wissens nach noch nie jemandem gestattet hatte. Unter normalen Umstaenden haette sie die eigene im freundlichsten Fall zurueckgezogen oder die andere Hand weggeschlagen, aber in diesem speziellen Moment blieb Adulas Hand da wo sie war, waehrend ihre Besitzerin verzweifelt versuchte mit dem Chaos in einen Kopf fertig zu werden, in dem normalerweise beneidenswerte Klarheit und Ruhe herrschten. Die drei Neuankoemmlinge betraten lautstark die Schenke und nahmen am Nachbartisch Platz, doch Adulas Blick blieb wie festgeklebt an der Tuer haengen, nur ihre Lippen, die lautlos irgendwelche Woerter zu wiederholen schienen, bewiesen, dass die sonst so unerschuetterliche Huenin nicht von einem auf den anderen Moment zu Stein erstarrt war.
    Am Nebentisch waren kaum zum ersten Mal die Becher gehoben worden, als ein weiterer Mann den Kopf zum Eingang hineinsteckte und Baldemars und Adulas Nachbarn etwas zurief, diesmal allerdings in einem nicht sehr schoenen oder gar vornehmen, nichtsdestotrotz aber verstaendlichen Latein, woraufhin alle drei, wenn auch unuebersehbar unwillig, wieder aufsprangen. Einer der Maenner warf beim Herausgehen ein paar kleine Muenzen auf den Tisch, die junge Frau laechelte Baldemar unuebersehbar angetan erneut zu, und dann waren die drei auch schon wieder verschwunden.
    Erst jetzt schien auch Adula langsam wieder zu sich zu kommen, sie rieb sich mit der freien Hand die Augen, schuettelte energisch den Kopf, als habe sie Wasser in die Ohren bekommen und wandte sich dann dem Germanen zu, als habe sie erst jetzt seine Frage gehoert.


    "Ich versteh das. Lange her..."

    Ohne weitere Umwege hatte Serrana ihre unerwartete und klatschnasse Besucherin quer durch die Casa Germanica bis hinab zum Balneum gefuehrt, wo ihnen eine wohltemperierte feuchte Waerme entgegenschlug. Vor dem Warmwasserbecken blieb sie stehen und wies zurueck zu einer Steinbank, die sich hinter dem Eingang an der Wand entlangzog. "Hier kannst du deine Sachen ausziehen, eine der Sklavinnen wird sie gleich abholen und versuchen, sie halbwegs trocken zu bekommen." Nur eine knappe Minute nach Serrana und der kleinen Sklavin hatte auch Adula das Warmbadebereich betreten, auf jedem ihrer muskuloesen Arme einer der beiden Zwillinge und mit einem leicht erstaunten und fragenden Gesichtsausdruck, als sie Marei erblickte. "Marei!" ertoente es da auch schon lauststark von ihrem rechten Arm und Victorius streckte vergnuegt seine kurzen Arme nach der Besucherin aus. "Marei, das ist meine Leibsklavin Adula, du hast sie sicher waehrend deiner Zeit in der Casa Germanica schonmal gesehen. " erklaerte Serrana mit einem Blick auf die huenenhafte Traegerin ihrer Kinder. "Und das ist Laevina, Victorius' Schwester." Das kleine Maedchen warf dem Sklavenkind einen neugierigen Blick zu, machte vorerst aber keine Anstalten, Adulas sicheren Halt zu verlassen, sondern zog es vor, zunaechst einmal alles in Ruhe zu begutachten.

    "Dass du das kannst, habe ich gerade laut und deutlich gehoert." Serrana uebte sich mal wieder in einem ihrer strengsten Gesichtsausdruecke und seufzte leise, als das Maedchen wieder einmal ohne Punkt und Komma wie ein Wasserfall zu sprechen begann, ein Bild, das angesichts ihres momentanes Zustands besonders gut passte. "Der Blumenstrauss stand einige Tage im Zimmer der Zwillinge, und ja, Vina geht es wieder gut, das Fieber ist, den Goettern sei Dank, sehr schnell wieder verschwunden. Und Victorius kannst du am besten selbst fragen, ich denke, Adula hat die beiden bereits runter ins Balneum gebracht. Komm mit." antwortete sie, waehrend sie Marei an der Schulter mit sanfter Gewalt aus der Bibliotheca hinaus auf den Gang schob.

    Serrana musste sich selbst eingestehen, dass ihre Verfuehrungskuenste am eigenen Ehemann bislang nicht gerade ekstatischen Erfolg gezeigt hatten, und war gerade auf dem besten Wege selbst angespannt zu werden, als Sedulus' ploetzliches Lachen den Bann brach und sie selbst unwillkuerlich miteinfiel. Obwohl das in roemischen Haushalten durchaus nicht ungewoehnlich war, haette sie nicht ernsthaft angenommen, ihr Mann koennte mit ihrer Sklavin ins Bett gehen oder das auch nur in Erwaegung ziehen, dennoch war Serranas weibliches Selbstbewusstsein auch nach mehrjaehriger Ehe noch nicht gefestigt genug, um gegen Unsicherheit und Eifersucht vollkommen gefeit zu sein. Sedulus Finger in ihrem Haar machten derartigen Ueberlegungen jedoch voerst den Garaus und liessen das leise Prickeln zurueckkehren, das sich unter den richtigen Umstaenden sehr bald sehr schnell deutlich verstaerken wuerde, und Serrana hob nun ihrerseits die Hand, um die verbleibenen Haarnadeln und Spangen aus der bereits ohnehin ein wenig ramponierten Frisur zu ziehen, sodass das lange hellbraune Haar ueber ihren Ruecken bis ueber die Huefte hinaus fiel.


    "Ja, du hast Recht." antwortete sie deutlich leiser und legte sanft eine Hand auf Sedulus' Brust, waehrend sie mit der anderen die Linien seines Gesichts nachfuhr und dabei seinen Blick erwiderte. "Ich denke, wir beide kommen vorerst auch ganz gut allein klar, meinst du nicht auch?"

    "Ja, danken wir den Goettern, das sie uns alle vor einem schlimmeren Schicksal bewahrt haben." bemuehte sich Serrana ein Thema zu beenden, dass ihr seinerzeit eine Heidenangst eingejagt hatte und statt dessen noch etwas mehr ueber die junge Frau zu erfahren, die sich angeboten hatte, zumindest zeitweise die beiden kleinsten Germanici zu behueten. "Darf ich dich fragen, warum es dich nach Mantua zieht, Sontje? Hast du vielleicht Familie oder Freunde dort? Und warum du bei den Quintiliern lebst, wenn es hier in der Stadt auch Duccii gibt? Oder bist du mit denen nicht naeher verwandt?" Serrana spuerte foermlich, wie eine Frage nach der anderen aus ihr heraussprudelte und zog ein wenig entschuldigend die Schultern hoch. "Entschuldige bitte, wenn ich zu neugierig bin, aber ich moechte schon gern genau wissen, mit wem ich es zu tun habe, wenn es um das Wohlergehen meiner Kinder geht." Sie hoerte der jungen Germanin ein wenig weiter zu und nickte dann und wann, bis ein bestimmtes Wort ihre besondere Aufmerksamkeit weckte und sie sich automatisch ein Stueck vorbeugte. "Du bist also ein Zwilling, genau wie meine Kinder? Ist dein Bruder auch hier in Rom? Falls nicht, musst du ihn doch sicher furchtbar vermissen. Meine beiden Kleinen streiten sich wirklich haeufig, und dennoch halten sie es kaum ohne einander aus. Und was genau findest du seltsam? Vielleicht kann ich dir ja etwas erklaeren, schliesslich bin ich ja unter Roemern aufgewachsen." Serranas Blick fiel auf das leere Tischchen neben Sontjes Sessel. "Moechtest du uebrigens etwas trinken? Etwas Wein, Wasser oder Saft?"

    "Vielleicht sollten wir Iuno und Venus sicherheitshalber ein Opfer darbringen, damit wir vor solchen Problemen noch moeglichst lange verschont bleiben, was meinst du?" erwiderte Serrana das Laecheln ihrer Freundin und legte ihr dann leicht den Hand auf den Unterarm. "Es wird ein bisschen kuehl hier draussen, findest du nicht? Was haeltst du davon, wenn wir hineingehen und noch eine Kleinigkeit essen, bevor du wieder nach Hause zurueckgehen musst?"

    "Noch angespannter, sieh an...Wo denn genau? Hier? Oder eher hier?" Serranas Tonfall verlor nichts von seiner betonten Arglosigkeit, waehrend ihre Hand erneut sanft ueber den Koerper des Gatten glitt und ihn an der einen oder anderen Stelle leicht anstuppste. Bei Sedulus' naechster Bemerkung erstarrte die Hand jedoch mitten in der Bewegung und wurde dann ruckartig wieder zurueckgezogen, waehrend sich auf dem Gesicht seiner Besitzerin erst Ueberraschung und dann wachsendes Misstrauen ausbreiteten. "Adula? Du moechtest, dass ich Adula kommen lasse? Ge...gefaellt sie dir etwa?"

    Versunken in eine Schriftrolle hatte Serrana zunaechst gar nicht mitbekommen, dass der Sklave die Bibliotheca betreten hatte und zuckte leicht zusammen, als der zwar mit Kinderstimme aber dennoch recht lautstark vorgetragene Fluch die Meldung des Sklaven muehelos ueberschallte. Ein wenig verwirrt sah sie hinueber zur Tuer, musste dann jedoch wider Willen schmunzeln, als sie erkannte wer sich hinter dem tropfenden und vollkommen zerrupft aussehenden kleinen Etwas verbarg.


    "Salve Marei, und danke der Nachfrage, den Kindern und mir geht es gut, wobei ich dich doch sehr bitten moechte, derartige Kraftausdruecke nicht in ihrer Gegenwart zu benutzen." erwiderte sie den Gruss der kleinen Sklaven, bevor ihr Blick zu deren Fuessen hinunter wanderte, wo sich bereits eine kleine Wasserpfuetze gebildet hatte. "Das Balneum wird gerade fuer das Bad der Zwillinge hergerichtet, was haeltst du davon, wenn du die beiden dorthin begleitest? So, wie du aussiehst, kannst du etwas warmes Wasser gebrauchen, und in der Zwischenzeit kann deine Kleidung trocknen, oder wir besorgen dir etwas von den Kindern der Sklaven hier im Haus.In diesem Zustand kann ich dich unmoeglich zu deiner Herrin zurueckschicken."

    Serrana hatte bereits ungeduldig darauf gewartet, dass ihr die Ankunft ihrer Freundin gemeldet wurde und eilte, nur Sekunden nachdem Quadrata an die Tuer ihres Cubiculums geklopft hatte, hinueber ins Atrium, wo sich ihr Gesicht sofort erhellte.


    "Septima, wie schoen, dass du es einrichten konntest mich zu besuchen. Du siehst wundervoll aus." rief sie und ging mit ausgestreckten Armen auf die liebgewonnene Tiberia zu. Natuerlich war es ein Gebot der Hoeflichkeit, Gaesten Komplimente zu machen, aber in Septimas Fall konnte Serrana es sich erlauben ehrlich zu sein. Seit sie die schoene Tiberia vor einigen Jahren kennengelernt hatte, hatte sie diese nie anders als perfekt hergerichtet erlebt, nicht einmal in den letzten Monaten ihrer Schwangerschaft, in denen die Iunia sich selbst als hoechst unattraktiv und eher wie ein wandelndes Weinfass wahrgenommen hatte.
    "Hast du den kleinen Titus mitgebracht? Die Zwillinge waeren sicher begeistert."

    Mittlerweile kannte Serrana ihren Mann gut genug, um nicht mit einem beleidigten Flunsch aus dem Bett zu springen, sondern sich auf das kleine Spiel einzulassen.
    "Angespannt und kaputt, oje..." sagte sie mit besorgtem Tonfall, mit dem sie vermutlich gute Chancen bei der Wahl zur Matrone des Monats gehabt hätte. Sie stützte sich auf einen Ellenbogen auf, wobei die bereits gelöste Tunika endgültig von ihrer Schulter rutschte und legte ihre Hand prüfend auf Sedulus' Stirn. "Hm....vielleicht solltest du dich dann wirklich ein wenig schonen und nicht mehr so viel bewegen, laut Großmutter werden Männer in deinem Alter allmählich etwas anfälliger, wenn man nicht gut auf sie aufpasst. Ich könnte auch Teutus rufen, damit er dich massiert, vielleicht hilft das gegen deine Angespanntheit."

    "Nun, dann schlage ich vor, dass ich Calvena wegen dieser Sache eine Nachricht schicke, und wenn sie zustimmt, überlegen wir, wann und wo du auf alle Kinder gemeinsam aufpassen könntest." Serrana war immer noch nicht klar, wie Sontje längerfristig drei Kinder aus verschiedenen Haushalten hüten wollte. Aber ihre Arbeit schien ihr offensichtlich Freude zu bereiten, warum sollte sie also keine Chance bekommen, sich in kleinerem Rahmen auch bei einer größeren Kindergruppe zu bewähren?
    Als Sontje die unselige Seuche in Mantua erwähnte, überzogen sich Serranas Arme schlagartig mit einer Gänsehaut, die Erinnerung an die damalige Panik und die überhastete Flucht auf das Landgut ihrer Freundin beschäftigte sie für einen Moment derart, dass Sontjes Gensname erst nach einigen Sekunden zu ihr durchdrang.
    "Oh, ich weiß, wovon du sprichst. Mein Mann und ich waren zu dieser Zeit Gäste des dortigen Legaten und mussten Mantua Hals über Kopf verlassen. Den Göttern sei Dank, dass wir alle mit heiler Haut davongekommen sind..." Serrana schüttelte sich leicht, dann hob sie überrascht den Kopf. "Die Duccii? Du gehörst zur Gens der Duccii? Aber warum führst du deinen Gensnamen dann nicht und nennst dich Sontje?"

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    Adula



    Die Schankstube war kaum mehr als ein Verschlag: klein, dunkel, mit einer niedrigen Decke und noch dazu nicht wirklich sauber. Adula störte das alles herzlich wenig, solange man sie in Ruhe ließ, fühlte sie sich hier genauso wohl wie in der luxuriösen Casa Germanica, daran änderten auch der Krach und die Vielzahl an nicht immer angenehmen Gerüchen und Ausdünstungen der Speisen und übrigen Gäste nicht das Geringste. Mit einem zufriedenen Seufzer ließ sie sich auf einer der grob gehauenen Holzbänke nieder und ließ dabei noch Platz genug für Baldemar, bevor sie der Schankmagd, einer kleinen verschreckt wirkenden Maus, bedeutete ihnen Met zu bringen. Kaum war diese mit dem Gewünschten zurück, leerte Adula ihren Becher in einem Zug und sah das Mädchen erwartungsvoll an, das eilig zur Theke huschte und kurz darauf mit Nachschub zurückkam, diesmal in einem großen Krug, den sie vor den beiden Besuchern abstellte. Adula grinste zufrieden und stieß Baldemar leicht ihren Ellenbogen in die Seite. "Jetzt sind wir hier. Trink." Sie wartete nicht, bis er seinen Becher erhoben hatte, sondern griff direkt wieder nach dem ihren und leerte ihn erneut, wenn auch diesmal ein wenig langsamer und mit mit mehr Genuss. Adula liebte Momente wie diese, in denen sie sich einfach nur wohl in ihrer Haut fühlte, in denen niemand etwas von ihr erwartete und in denen sie einfach nur da war.
    Und dann bahnte sich plötzlich etwas zu ihrem Bewusstsein durch, das dieses Gefühl des Wohlbefindens und der Entspannung störte, ohne dass Adula hätte sagen können, wie und warum das so war. Es war ein laut gesprochener Satz gewesen, nein, eigentlich nicht mal das, nur Wortfetzen, die von draussen in die Schankstube hineindrangen. Zwei oder drei Silben nur, und doch irritierten sie Adula in einer Weise, die ihr gänzlich unbekannt war. Der bereits leere Becher verharrte in der Luft, doch sie schien es nicht zu merken und drehte stattdessen langsam den Kopf Richtung Eingang.

    Serrana kicherte, als sie Sedulus' verwirrten Gesichtsausdruck sah, dann beugte sie sich zu ihm hinunter und küsste ihn erneut. "Glaub mir, Quintus, im Augenblick dürfte es fast unmöglich sein mich einzuschläfern, ganz gleich was auch immer du tust. Was hältst du davon, wenn wir jetzt einfach gar nicht mehr reden? Wir werden uns sicherlich auch so ganz gut verstehen, meinst du nicht?"

    "Schneller fertig? Ich bin mir nicht sicher, ob ich das unbedingt will..." Serrana, die mittlerweile auf Sedulus zu liegen gekommen war, richtete sich nach einem besonders innigen Kuss ein bisschen auf und fuhr mit einer Hand sanft die Konturen seines Gesichts entlang während sie ihn herausfordernd ansah. "Hast du es etwa eilig? Das wäre im Moment ziemlich schade, finde ich..."

    Serrana lächelte, als sie merkte, dass bei ihrem Gatten nun scheinbar doch der Sesterz in Bezug auf ihre momentanen Absichten gefallen war und ließ sich widerstandslos von ihm Richtung Bett ziehen. Dort angekommen sah sie mit ihrem arglosesten Gesichtsausdruck, um den sie vermutlich selbst die eine oder andere Vestalin beneidet hätte, zu ihm hoch, während sich ihre Hände derweil an seinem Gürtel zu schaffen machten und diesen anschließend zu Boden fallen ließen. Serrana schob den Gürtel kurzerhand mit dem Fuß aus dem Weg und drückte Sedulus dann rückwärts Richtung Bett, bis er rücklings darauf zu liegen kam.
    "Nun, wenn du ohnehin schon wunschlos glücklich bist, dann können wir uns natürlich gern eine Weile ausruhen." Sie löste eine der Spangen, mit denen ihr Kleid an der Schulter zusammengehalten wurde und beugte sich dann zu Sedulus hinunter um ihn zu küssen. "Und es gibt nichts, was du nicht schon hast? Was hast du denn alles so, erzähl doch mal." murmelte sie, während ihre Hand langsam auf Wanderschaft ging.

    "Die Beschreibung passt auch ganz gut auf meine Kinder, obwohl Vina bislang noch nicht ganz so viel läuft wie ihr Bruder. Ja, ich habe einen Sohn und eine Tochter, wie du schon gesagt hast, und die beiden wurden kurz nach Calvenas Rufus geboren." Irgendwie fand Serrana Sontjes Planspiele, wie sich die Betreuung von drei Kindern aus unterschiedlichen Elternhäusern durch ein und das selbe Kindermädchen bewerkstelligen ließen, ein klein wenig abenteuerlich, hörte der jungen Frau aber dennoch bis zum Schluss aufmerksam zu.
    "Nun, ich muss dir ganz ehrlich sagen, dass ich die Kinder über Nacht keinesfalls aus dem Haus lassen werde, nicht mal zu Calvena und ihrem Mann, die mein vollstes Vertrauen haben. Dafür sind die beiden einfach noch zu klein, finde ich. Falls Calvena dem zustimmt, können wir aber gern einmal ausprobieren, die drei für einen Nachmittag gemeinsam von dir betreuen zu lassen, um zu schauen, wie reibungslos das funktioniert und ob die drei es überhaupt solange miteinander aushalten." Serrana sah ihr Gegenüber abwartend und auch ein wenig neugierig an. "Darf ich dich fragen, wie es dich überhaupt in den Haushalt von Quintilius Valerian verschlagen hat, Sontje? Du bist doch ganz offensichtlich eine Freigeborene."