Beiträge von Iunia Serrana

    Das Cubiculum der Kinder war nur wenige Schritte von ihrem eigenen entfernt, dennoch war Serrana ein wenig ausser Atem, als sie, ihren Mann hinter sich herziehend, ein wenig später im ehelichen Schlafgemach ankam, in der Mitte des Raums stehen blieb und sich ihm, seine Hand noch immer in der ihren, zuwandte. "So, jetzt kannst du dich in Ruhe umschauen, ob dir irgendetwas fehlt. Und dann überlegen wir gemeinsam, wie und wo wir das bekommen können."

    "Nun, ich kann natürlich nicht für dich sprechen, aber ich brauche auf jeden Fall etwas." murmelte Serrana, ohne sich dabei allzu weit vom Hals ihres Gatten zu entfernen. Als Mensch, der nur höchst selten die Initiative in welcher Hinsicht auch immer ergriff, staunte sie für einen Augenblick selbst über diesen für sie doch recht ungewöhnlichen Vorstoß, dann jedoch setzte sich ein aufgeregtes und ungeduldiges Kribbeln gegen alle vielleicht noch nicht zu Ende gedachten Überlegungen und Vorbehalte durch. "Lass uns rübergehen und nachschauen, wie es mit dir aussieht, wir bekommen ja mit, falls eins der Kinder wach werden sollte..." Serranas Mund beendete seine Wanderschaft auf den Lippen ihres Mannes, dann zog sie ihn, unbemerkt von den beiden mittlerweile tief und fest schlafenden Kleinkindern energisch zur Tür und aus dem Kinderzimmer hinaus.

    "Du brauchst mir nicht zu danken, ich sollte ohnehin viel hierher kommen." sprach Serrana unüberhörbar zerknirscht einen Gedanken aus, der ihr schon seit geraumer Zeit zusetzte, den sie bislang jedoch immer wieder recht erfolgreich verdrängt hatte. Wie konnte es auch sein, dass sie sich sofort bereit erklärt hatte, mit ihrem Cousin das Grab seiner verstorbene Schwester zu besuchen, wenn sie andererseits den selben Gang bereits seit ihrer Ankunft in Rom so weit wie möglich vermieden hatte, und das, obwohl ihr eigener Vater am selben Ort beigesetzt worden war? Sich mit Priscus' Sorgen und Nöten ausseinanderzusetzen half ein wenig, ihr eigenes schlechtes Gewissen zu besänftigen, und so schüttelte Serrana das immer wieder kehrende Unwohlsein angesichts der näherkommenden Grabstelle für einen Moment ab, indem sie sich ganz auf seine Frage konzentrierte.


    "Ich bin Priesterin der Minerva, dieser Göttin zu dienen, war immer schon mein Wunsch, seit ich ein kleines Kind war." erklärte sie stolz, und ihre Stimmung hob sich fast automatisch wieder."Ich habe Rosen für Narcissa dabei, die haben ihr immer besonders gut gefallen, und wir können Lampen für sie entzünden. Wer weiß, Priscus, vielleicht reicht es ja schon, wenn du dort in Ruhe Zwiesprache mit ihr hältst und sie um ihren Schutz und Segen bittest, damit dieser dunkle Schatten wieder von dir ablässt. Wir sollten auf alle Fälle auch an Narcissas Todestag im Aprilis wieder herkommen und ebenso an ihrem Geburtstag, aber leider weiß ich nicht das genaue Datum. Wir haben nie darüber gesprochen, fürchte ich..."
    Inzwischen hatten sie die letzten Meter zum Grabmal zurückgelegt, und Serrana verstummte automatisch, als sie gemeinsam mit Priscus das Innere betrat. Es dauerte einen kleinen Moment, bis sie die Kohlenpfannen entzündet hatte, dann seufzte sie leise und ließ den Blick über all die Urnen und Namensplaketten, die bereits ihren Weg in dieses Grabmal gefunden hatten, gleiten. "Dort...siehst du? Dort steht ihr Name." sagte sie schließlich leise und berührte ganz sacht die entsprechende Inschrift, bevor sie einen Schritt zurück tat, um Priscus Platz zu machen.

    "Eins von den Kindern hat so laut geschrien, dass man es auf der Straße hören konnte?" fragte Serrana entsetzt. Ja, die Zwillinge besaßen beide nicht gerade wenig Temperament und waren sich manchmal nicht grün, aber dass ihr Gebrüll sogar Passanten herbeilockte, war einigermaßen alarmierend. Bevor sich die besorgte Mutter richtig aufregen konnte, sorgte ein Name dann doch für ein wenig Ablenkung zur rechten Zeit. "Du arbeitest für Germanica Calvena? Sie ist die Nicht meines Mannes, musst du wissen, und eine sehr gute Freundin. Geht es dem kleinen Rufus gut? Setz dich doch bitte und danke für deine Glückwünsche." Serrana wies auf einen der Sessel im Atrium und nahm dann auf einen daneben stehenden Platz, allerdings erst, nachdem sie ihrer wie immer im Hintergrund wartenden Leibsklavin Adula ein Zeichen gemacht hatte. "Adula, geh bitte und schau nach, ob mit den Kindern wirklich alles in Ordnung ist. Und bleib bis zur Cena bei ihnen, die beiden sind immer viel friedlicher, wenn du in ihrer Nähe bist." Ein kurzes Nicken, dann verschwand Adula aus dem Atrium, und Serrana wandte sich wieder ihrer Besucherin zu. "Zur Zeit sind mein Mann und ich tatsächlich auf der Suche nach einer Kinderfrau, da wir uns von der letzten wieder trennen mussten. Eine erfahrene Hilfe wäre mir daher mehr als willkommen,Sontje, allerdings sehe ich nicht ganz, wie du auf die Kinder zweier Familien gleichzeitig richtig aufpassen willst. Sicherlich könntest du sie zeitweise gemeinsam betreuen, aber wie stellst du dir zum Beispiel die Nächte vor? Die Zwillinge wachen mittlerweile zwar nicht mehr ganz so oft auf, trotzdem wäre es mir lieb, wenn für den Notfall immer jemand in ihrer Nähe wäre."

    "Ach, tust du das? Hm...." Serranas Finger glitten durch das kurze Haar in Sedulus' Nacken, während sie sich auf die Zehenspitzen stellte und mit ihren Lippen langsam seinen Hals hinauf Richtung Ohr wanderte. "Dann schlage ich vor, dass wir uns erst einmal ganz gründlich in unserem Zimmer umsehen, welche Dinge wir überhaupt brauchen könnten." Ein kurzes Verweilen beim Ohrläppchen, dann machten Serranas Lippen wieder kehrt und schlugen den Weg zum anderen Ohr an. "Danach könnten wir vielleicht ein Bad nehmen, wo die gute Hirpina sich doch gerade soviel Mühe dabei gibt, das Balneum vorzubereiten. Und danach können wir von mir aus in die Stadt gehen, wäre dir das so recht?"

    Zu behaupten, Serrana hätte nach der rätselhaften Ankündigung des germanischen Ianitors nicht die Neugier auf die ominöse Besucherin gepackt, wäre sicherlich gelogen gewesen. Dementsprechend aufmerksam musterte sie daher auch die junge blonde Frau, die wartend im Atrium stand.


    "Salve, ich bin Iunia Serrana. Was kann ich für dich tun? Der Ianitor sagte mir, es gehe um die Kinder..." fragte sie freundlich aber mit zwar nur leichter aber unüberhörbar vorhandener Besorgnis in der Stimme. Lieber hätte sie die Besucherin mit ihrem Namen angesprochen, aber den hatte der Sklave ihr komischerweise nicht genannt.

    Eine Fremde im Atrium? Wegen der Kinder? Was war denn das für eine seltsame Geschichte? Serranas Blick folgte dem Sklaven mit einiger Verwirrung, als dieser ihr Zimmer so schnell wieder verließ, wie er es betreten hatte, und stand dann mit einem Kopfschütteln von ihrem Schminktisch auf, wo sie sich von einer Sklavin des Hauses hatte frisieren lassen.


    "Ich bin gleich zurück, dann kannst du mich schminken. Ich würde gern diie neue Wimpernfarbe ausprobieren, die wir bei dem persischen Händler auf dem Markt gefunden haben, du weißt schon." wies Serrana die Sklavin an und machte sich dann auf den Weg hinüber zum Atrium.

    Die Geschichte von den sieben Söhnen war tatsächlich derartig langweilig, dass nicht nur Victorius widerstandslos einschlief, sondern auch Serrana das Gefühl hatte stehenden Fußes allmählich wegzudämmern.
    Als Sedulus sich ihr endlich wieder zuwandte, schüttelte sie sich leicht um wieder richtig wach zu werden und überlegte dann einen Augenblick lang.


    "Nun ja, Möglichkeiten gäbe es da so einige." begann sie schließlich erfreut, dass es ihren Mann offensichtlich noch nicht direkt wieder fortzuziehen schien. "Wir könnten zusammen in die Stadt gehen und es uns dort schön machen, etwas besonderes anschauen oder kaufen vielleicht...oder...." Serrana ging zu Sedulus hinüber und legte ihm die Arme um den Hals, während sie zum ihm hochlächelte ".....wir könnten daheim bleiben und es uns hier schön machen, was meinst du?"

    "Hm? Ja." antwortete Adula auf Baldemars Frage, drehte sich dabei jedoch nicht um sondern hielt unbeirrt auf den Eingang der Taverne zu. Warum es ihm wohl wichtig war, ob sie den Laden kannte? Eine Schankstube war eine Schankstube, wenn sie einem zusagte blieb man dort, wenn nicht, dann ging man eben woanders hin. Da ihr Blick weiterhin die Gasse hinunter gerichtet blieb, bekam Adula vorerst nicht mit, was sich in ihrem Rücken abspielte. Erst am Eingang zur Schankstube registrierte sie, dass Baldemar sich nicht mehr direkt hinter ihr befand und drehte sich suchend nach ihm um. Als sie sah, dass der große Germane nur ein Haus weiter wie ein Kaninchen vor der Schlange erstarrt stehengeblieben war und hilflos zu ihr herüberblickte, stieß Adula ein kleines Seufzen aus. Es war doch immer wieder erstaunlich, wie leicht Männer auf die einfachsten Kniffe und Tricks hereinfielen, selbst solche wie Baldemar, den sie durchaus für diszipliniert und wachsam hielt. Mit zwei großen Schritten legte Adula den Weg bis zum Lupanar zurück, riss die Lupa am Oberarm von Baldemar weg, nur um sie mit den Worten "Hau ab." recht unsanft durch den Eingang des Lupanars zu stoßen. Ein dumpfer Plumpslaut machte deutlich, dass die Frau im Innern offenbar auf ihrem Hintern gelandet war, dann drangen einige schrille Schimpfworte nach draussen, von denen Adula nur "Bastarde" und "verdammte Mistgeburt" aufschnappte. Nachdem sie sich kurz die Hände an der Tunika abgewischt hatte, drehte sich Adula völlig ungerührt zu ihrem Begleiter um und deutete erneut Richtung Schankstube. "Können wir jetzt?"

    Serrana warf einen kurzen prüfenden Blick auf ihren Sohn, dessen Augen tatsächlich immer kleiner zu werden schienen und nickte dann. "Ja, ich denke du hast Recht. Eigentlich sollten die beiden ja noch baden, aber ich möchte Vina deshalb nicht extra wieder wecken. Normalerweise schläft sie viel schlechter ein als Victorius, daher sollten wir die Gelegenheit nutzen." Nur ein paar Schritte, dann stand sie bereits vor dem Bett ihrer Tochter, schlug mit einer Hand die Laken zurück und legte Vina dann vorsichtig ab um sie schließlich sorgfältig zuzudecken. Das kleine Mädchen bekam von all dem offenbar nicht das geringste mit sondern ließ nur ein kleines Schnaufen hören, bevor es sich die gewohnten beiden Finger der rechten Hand in den Mund steckte und sich dann auf die Seite drehte, um friedlich weiterzuschlafen.


    "Und was machen wir beide jetzt? Oder hast du einen wichtigen Termin?" fragte Serrana, nachdem sie sich wieder aufgerichtet hatte und darauf wartete, dass Sedulus ihr den gemeinsamen Sohn entweder herüberreichte oder selbst in dessen Bett legte.


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    Tiberia Septima
    Villa Aurelius Ursus
    Roma



    Salve liebe Freundin,


    wie lange haben wir uns eigentlich schon nicht mehr gesehen, und das, obwohl wir beide hier in Rom so nahe bei einander leben? Ich für meinen Teil vermisse dich und unsere gemeinsamen Gespräche auf jeden Fall sehr, liebe Septima, und würde mich sehr freuen, wenn du mal wieder auf einen Besuch in der Casa Germanica vorbeischauen würdest. Und wo wir gerade beim Thema Besuchen sind: könntest du dir unter Umständen vorstellen, deiner Sklavin Marei zu erlauben, ab und zu mal zu uns zu kommen, wenn es ihre sonstigen Pflichten erlauben? Während du nach der Rückkehr von deinem Landgut Gast bei uns warst, hat sie sich nämlich mit den Zwillingen angefreundet und scheint mir ein wirklich gutes Händchen mit kleinen Kindern zu haben. Victorius fühlt sich in ihrer Gesellschaft besonders wohl und hat schon einiges von ihr gelernt. Und unsere Amme..., nein, das erzähle ich dir lieber persönlich, wenn du bei uns bist, sonst weiß ich gar nicht wo ich anfangen soll.
    In der Hoffnung, dass wir uns bald wiedersehen und dass die Götter über dich und deine Familie eine schützende Hand halten,


    Serrana

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    Adula



    Es war vermutlich ganz gut, dass Adula nichts von dem Dilemma ahnte, in dem ihr Begleiter gerade steckte, denn das Bedürfnis nach Schutz war eine Empfindung, die ihr gänzlich fremd war. Nicht einmal in den frühesten Momenten ihrer Kindheit, in der Zeit, in die ihre ersten bewussten Erinnerungen zurückreichten, hatte Adula auch nur einen Gedanken daran verschwendet bei anderen Menschen so etwas wie Schutz zu suchen. Sie war etwa fünf Jahre alt gewesen, als sie seinerzeit von den Sklavenhändlern verschleppt worden war, war jedoch für eine zurückgebliebene Zehnjährige gehalten worden, da sie schon damals alle Gleichaltrigen deutlich überragte und viel kräftiger war . Es hatte eine Weile gedauert, bis Adula begriffen hatte, dass und aus welchem Grund die neuen Menschen um sie herum sie für beschränkt hielten, die Erkenntnis, dass dieser Umstand gar nicht so unpraktisch war, kam dafür umso schneller. Kaum jemand machte sich die Mühe, Adula etwas lang und breit zu erklären oder sie zu irgendetwas überreden zu wollen, und spätestens seit sie kurz nach ihrer Gefangennahme einem der Wärter den Daumen abgebissen und die darauf folgende Strafe klaglos ertragen hatte, brachten ihr ihre Mitsklaven ein gehöriges Maß an Respekt entgegen, etwas was sich bis in die Gegenwart hinein nicht wirklich geändert hatte.


    "Met?" fragte sie einem Augenblick lang verwirrt, dann erhellte sich Adulas Gesicht jedoch und sie grinste Baldemar an. "Ja, dort." sie wies die kleine Gasse entlang, an deren Ende hinter zwei schäbigen Läden und einem noch schäbigerem Lupanar mit gutem Willen eine kleine Taverne erkennbar war. Adula war hier hin und wieder mit der einen oder anderen Bekanntschaft eingekehrt und erinnerte sich dunkel, dass der Besitzer, ein freigelassener Germane auch Met im Angebot hatte. "Komm mit."

    "Wenn sie kein Fieber mehr hat, kannst du sie gern besuchen, wenn du magst." stimmte Serrana zu und schmunzelte über den erneuten Redeschwall des kleinen Mädchens. "Ich muss deiner Herrin ohnehin dringend einen Brief schreiben, da kann ich sie auch gleich darum bitten, dass sie dir ab und zu mal frei gibt, damit du zu Besuch kommen und mit den Zwillingen spielen kannst. Was hältst du davon?"


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    Der Ehrgeiz des kleinen Germanicus war erst jetzt richtig geweckt worden, unermüdlich und begleitet von fröhlichen "weit!....weit!" Rufen eilte er eins ums andere Mal dem Ball entgegen und warf diesen dann umgehend zurück. Als Marei schließlich das Ende des schönen Spiels einläutete, sah er sie für einen Augenblick betrübt an, nickte dann aber, um die kleine weiche Kugel in Empfang zu nehmen. Diese fest an seine Brust gepresst, schaute er hinüber zu seiner Mutter, die ihm zunickte und sich gerade von ihrer Bank erhob und stolperte dann durch den Hortus Richtung Eingang. "Marei rein. Komm."
    Einige Augenblicke später folgte auch Serrana den beiden Kindern, nachdem sie eine der diskret im Hintergrund wartenden Sklavinnen angewiesen hatte, eine kleine Vase für die frisch gepflückten Blumen zu suchen. Sie hatte viel mehr Zeit im Garten verbracht, als sie eigentlich vorgehabt hatte, und würde sich sputen müssen, um alle bis zur Cena noch ausstehenden Besorgungen des Tages rechtzeitig zu erledigen.

    Im ersten Moment war sie sich nicht sicher, ob sie wegen der Antwort ihres Mannes enttäuscht oder erleichtert sein sollte. Enttäuscht, weil er auf ihre Bedenken hin so schnell nachgab und die gemeinsame Reise zumindest ad acta legte und erleichtert, weil es ihr auf diese Weise erspart bleiben würde, sich bei jedem Hüsteln und Frösteln der Kinder unendliche Sorgen machen zu müssen. Schließlich setzte sich in Serrana dann jedoch die Vernunft durch und sie erwiderte das Lächeln ihres Mannes. "Darauf bestehen wir auch, nicht wahr, Vina?" fragte sie ebenso an Sedulus wie an ihre Tochter gewandt, die jedoch friedlich weiterschlief. Ihr Bruder hingegen verstand zwar nicht wirklich, um was es bei der Unterhaltung zwischen seinen Eltern eigentlich ging, bekam dafür aber genau mit, mit welcher Wärme sein Vater ein ganz bestimmtes Wort aussprach. Ein ganz schön schweres Wort, aber Victorius gab sich alle Mühe es richtig nachzusprechen und strahlte dabei triumphierend in die Runde, denn Vina würde das garantiert nicht hinkriegen! "Mogomaum"

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    Adula



    Adula liebte es zu laufen. Untätiges Herumstehen oder Warten schlug ihr früher oder später aufs Gemüt und auf die Laune, doch solange sie sich einfach nur bewegen konnte, war die Welt für sie in Ordnung. Die gleichförmige Bewegung, ihre eigenen rhytmischen Schritte auf dem Pflastersteinen der Stadt sorgten dafür, dass ihr Kopf frei blieb von störenden Gedanken und Problemen. Dabei war es für Adulas Seelenfrieden vollkommen unerheblich, in welchem Teil Roms sie sich gerade bewegte, das einfache schlichte Laufen wirkte in den dreckigen engen Gassen der Armenviertel ebenso gut wie auf den reichen Prachtstraßen, auf denen sie häufiger ihre Herrschaften begleitete, zumindest so lange, wie ihr niemand zu nah auf die Pelle rückte. Das geschah zu Adulas eigener Überraschung in regelmäßigen Abständen immer mal wieder, obwohl sie mit ihrer hühnenhaften Gestalt, mit der sie sogar die meisten Männer überragte, und den unübersehbar muskulösen Gliedern in keinster Weise irgendeinem gängigen weiblichen Schönheitsideal entsprach.
    Von Baldemar ging in dieser Hinsicht allerdings keinerlei Gefahr aus, der große Germane folgte ihr einfach schweigend, und Adula genoss seine unaufdringliche Gesellschaft während sie am Quirinus Tempel vorbei Richtung Richtung Süden liefen. Da sie gerade vollkommen entspannt war, dauerte es eine kleine Weile bis Baldemars Frage bei Adula ankam. Überrascht blieb sie stehen und warf erst einen Blick weiter die Gasse entlang um dann ihn anzusehen. "In der Subura. Bald. In Ordnung?" Sie selbst fühlte sich in diesem Teil der Stadt durchaus wohler als zwischen all den parfümierten und schmuckbehangenen Vertretern der feineren Viertel, würde aber auch ohne Federlesens eine andere Richtung einschlagen, falls Baldemar aus irgendeinem Grund Bedenken haben sollte.

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    Pedania Iunor



    Ein wenig Leidenschaft also...In den Augen der jungen Frau war bei näherem Hinsehen nichts zu erkennen, das auf unerwiderte Liebe schließen ließ, also war ihr Problem offensichtlich etwas "handfesterer" Natur und Pedania hatte wie schon so häufig zuvor eine der Leidtragenden der in der römischen Oberschicht üblichen Heiratspolitik vor sich. Ob sie nun selbst für den für sie Auserwählten keine körperliche Leidenschaft aufbringen konnte, oder dieser an den praktischen Anforderungen des Ehelebens scheiterte, war der alten Priesterin im Grunde allerlei, in beiden Fällen würde Venus zweifellos Abhilfe schaffen können, falls ihr das Opfer der jungen Frau zusagte.


    "Die Göttin wird dir sicher helfen, falls ihr dein Opfer wohlgefällig ist." nickte sie ihrem Gegenüber aufmunternd zu. "Hast du die für ein Opfer notwendigen Reinigungsrituale bereits durchgeführt? Falls ja, dann folge mir zum Altar der Göttin, ich werde dir während des Opfers zur Seite stehen, falls du irgendwelche Fragen haben oder Hilfe benötigen solltest." Pedania machte eine einladende Handbewegung und führte die Besucherin dann weiter in den Tempel hinein. Irgendwas an dem jungen Mädchen kam ihr bekannt vor, dabei war sie sicher, dieses niemals zuvor hier im Heiligtum gesehen zu haben.