Ehrfürchtig stand sie davor und sah hinauf. Der Tempel war so prachtvoll wie alle anderen. Und da sollte sie diesmal alleine hinein? Wenigstens bis zum Eingang kam Aretas mit, dann wartete er wie versprochen draussen.
Chio trat ein und blieb erst einmal stehen. Heiligtümer waren immer etwas beeindruckendes, und doch furchteinflößend. Man fühlte sich so klein und unscheinbar in der Welt der Götter. Die Statue der Venus war nicht zu übersehen. Langsam ging sie darauf zu, noch immer bepackt mit den Gaben, die ihr Aretas in die Hand gedrückt hatte. Vorsichtig stellte sie den Wein ab und legte den Strauß Frühlingsblumen zu ihren Füßen. Und nun? Worum sollte sie bitten?
Seufzend sah sie zur Venus hoch. "Große Göttin, ich weiß ja nicht, ob du überhaupt für mich zuständig bist, aber wenn doch... ich meine.. ich weiß ja noch nicht soviel von der Liebe, aber ich glaube, ich bin verliebt. Du bist eine Göttin, du weißt sicher, in wen." Chio drehte sich zum Eingang, um sicherzugehen, dass Aretas ihr nicht doch gefolgt war, aber er war nicht zu sehen. Dann sah sie wieder hoch zu der allmächtigen Venus. "Jedenfalls, eigentlich darf ich nicht in ihn verliebt sein. Aber kannst du da nicht irgendetwas tun? Ich meine, dass ich ihn doch lieben kann? " Chio dachte nach. Sie wußte ja nicht einmal, ob er sie auch ein bisschen gern hatte. Was, wenn Venus ihr alle Hindernisse aus dem Weg räumen würde und er wollte sie gar nicht? Nun kam sie sich noch kleiner und hilfloser vor. "Es tut mir leid.. große Göttin ... mein Wunsch war zu egoistisch, darum bitte ich dich nur, jemanden zu finden, den ich liebe und der auch mich so liebt, wie ich ihn." Ja, das war besser. Chio neigte ihr Haupt ehrfürchtig vor der großen Göttin und ging dann eilig zum Ausgang. Sie kam sich unheimlich dumm vor, wie ein kleines, bettelndes Kind. Aber jetzt war es zu spät.
Draussen mußte sie sich erst einmal wieder an die Helligkeit gewöhnen. Sie holte tief Luft. Aretas war noch da. Sie gab ihm die letzten Rosen und deutete mit einem Nicken zum Eingang. "Jetzt du.. "