Beiträge von Iunia Serrana

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    Victorius hatte nicht das geringste Problem damit, dass das Mädchen das selbe Lied nun schon zum dritten Mal sang. Die Lieder, die die Amme oder manchmal auch seine Mutter sangen waren eher langsam und sollten ihn in den Schlaf wiegen, was nach einem ereignisreichen Tag auch meistens problemlos gelang. Zum Tanzen waren sie aber eher nicht geeignet, und so gluckste und stapfte sich der kleine Germanicus auch noch durch die dritte Runde, hörte dann jedoch aufmerksam zu, als das Mädchem ihm erklärte, wie die einzelnen Teile in ihrem Gesicht hießen. Ob seine wohl die selben Namen hatten? Victorius nahm die Hände wieder von ihrem Gesicht und hielt sie an seine eigenen Ohren, bevor er ein triumphierendes "Zei!" ertönen ließ.


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    Vor ihrem Aufbruch zum Tempeldienst hatte Serrana noch schnell einen kleinen Schlenker zum Cubiculum ihrer Kinder gemacht, dort jedoch nur ihre Tochter Laevina vorgefunden, die von der Amme gerade zum dritten Mal umgezogen wurde. Da Victorius, seit er krabbeln konnte, schon häufiger die Gunst der Stunde genutzt hatte, um auf Erkundungstour zu gehen, war sie nicht wirklich beunruhigt, wollte aber natürlich auch nicht aus dem Haus gehen, bevor sie ihren Sohn nicht sicher und gesund wusste. Die ersten Türen auf dem Gang waren fest verschlossen, doch da, die Bibliothek stand offen, und aus ihrem Inneren ertönte Gesang. 'Das wird Sabina sein, die mit dem Kleinen spielt', dachte Serrana ebenso auf dem Holzweg wie ihr Sohn wenige Minuten zuvor, und betrat erleichtert die Bibliothek.


    "Oh, nanu, ich habe dich für meine Stieftochter Sabina gehalten. sagte sie dann überrascht aber nicht unfreundlich an das dunkelhaarige Mädchen gewandt, das in Begleitung von Victorius auf dem Boden saß. "Du bist doch eine Sklavin von Tiberia Septima, nicht wahr?"

    "Dass Apollo dich in irgendeiner Weise strafen will, glaub ich nicht." sagte Serrana im Brustton der Überzeugung. In dieser Hinsicht war sie sich tatsächlich sicher, und das, obwohl sie ihren neugewonnenen Verwandten im Grunde bislang kaum kannte. Strenggenommen konnte dieser durchaus bereits einige Leichen im Keller haben, aber Serrana hatte keinerlei Zweifel an seiner moralischen und charakterlichen Integrität. Das gründete zum Teil in ihrer allmählich besser werdenden Menschenkenntnis, aber auch schlichtweg in der Freude darüber, ein neues Familienmitglied gewonnen zu haben. Noch dazu eins, mit dem sie sich ernsthaft über solche Dinge wie die Götter, Vorbestimmung, oder Träume unterhalten konnte, und das nicht gleich zu schmunzeln begann oder sie insgeheim oder auch ganz offen für abergläubisch hielt. Und das darüber hinaus Narcissas Bruder war.
    "Was hältst du davon, wenn wir Morpheus, dem Gott der Träume, ein Opfer darbringen? Vielleicht genügt es ja schon, ihn uns gewogen zu machen, und er befreit dich von deinen bösen Träumen. Und falls das nicht funktionieren sollte, können wir uns immer noch über mögliche andere Gründe nachdenken und uns überlegen, wie sie zu beheben sind." Sie wandte sich zurück zu ihrer Leibsklavin Adula, die schweigend im Hintergrund wartete. "Adula, geh zum Officium meines Mannes und schau nach, ob er einen Moment Zeit hat. Ich würde ihm gern jemanden vorstellen. Wann würde es dir denn passen, die Grabstätte der Iunier zu besuchen? Morgen vielleicht? Oder wäre dir das zu kurzfristig?" fragte sie, nachdem sie sich wieder zu Priscus umgedreht hatte.

    "Aber meinst du nicht, dass es einen Grund dafür gibt, dass von Seiten der Männer bislang nichts unternommen worden ist?" wisperte Serrana zurück. "Und im Senat sitzen viele, die bereits ein Militärkommando innehatten und auch sonst über viel Unterstützung verfügen. Da hätte es doch längst einer von ihnen versucht, wenn es nicht zu gefährlich wäre." Sie schüttelte vehement den Kopf, atmete jedoch erleichtert auf, als ihr klar wurde, dass sie selbst mitnichten von Prisca und Calvena als mögliche Kandidatin ins Auge gefasst worden war. Dass sie aufgrund ihres nicht vorhandenen schauspielerischen Talents und der mangelnden weiblichen Raffinesse vermutlich ohnehin die schlechteste Wahl von ganz Rom gewesen wäre, kam Serrana dabei gar nicht in den Sinn. "Und angenommen, ihr findet die passende Frau, wobei ich keine Ahnung habe, wo ihr so jemanden hernehmen wollt...und sie schafft es, Salinator näher kennenzulernen...wie geht es dann weiter? Soll sie ihn etwa im Balneum ertränken?" Serrana schüttelte sich leicht und vergewisserte sich dann zum wiederholten Male, dass sie beide vollkommen allein im Hortus waren. "Und was für eine Art Gerüchte meinst du?"

    Es war einer der Momente, die Serrana besonders zu schätzen gelernt hatte. Nur ihre Kinder und sie selbst befanden sich gerade in deren Cubiculum, die Amme war irgendwo in der Casa unterwegs, und Adula hatte einen Botengang zu erledigen und würde erst in einigen Stunden zurück kommen. Und das bedeutete: keine der üblichen Streitereien zwischen den beiden Frauen, was sich direkt positiv auf die Stimmung im Kinderzimmer auswirkte. Serranas Sohn saß inmitten seines Spielzeugs auf dem Boden, in jeder Hand eins der bemalten Tiere, die Serrana vor vielen Jahren von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte, und mit denen nach Sabina nun auch deren jüngere Geschwister spielen konnten. Vergnügt schob Victorius erst das Pferd und danach die Kuh über den Boden, um sie dann mit glücklichem Glucksen kollidieren zu lassen.
    Seine Schwester saß einige Schritte entfernt und betrachtete das Schauspiel zunächst mit großen Augen, krabbelte dann jedoch hinüber zu einer Wäschetruhe in der Ecke des Raums und begann, sich daran hochzuziehen, bis sie schließlich auf eigenen Füßen stand, und sich dann, noch ein wenig wacklig, zu ihrer Mutter umdrehte und den stützenden Halt der Truhe wieder losließ. An der Hand konnte sie mittlerweile schon ganz gut laufen, aber im Gegensatz zu ihrem Bruder hatte Laevina es bis jetzt vermieden, ohne fremde Hilfe eigene Schritte zu machen.
    Serrana ließ sich langsam in die Hocke nieder und streckte ihre Arme in Richtung ihrer Tochter aus.


    "Komm her zu mir, Vina, ich fang dich auf, du brauchst keine Angst zu haben."
    Das kleine Mädchen schien einen Augenblick zu zögern, setzte sich dann jedoch ganz langsam in Richtung ihrer Mutter in Bewegung, einen Schritt nach dem anderen.

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    Adula


    Adula hatte keine Ahnung, in welche Richtung Baldemars Gedanken in diesem Augenblick gingen, und auch wenn es anders gewesen wäre, hätte sie diese nicht nachvollziehen können. Sie selbst hatte noch nie wirklich über eigene Kinder nachgedacht, sah man einmal von den üblichen Vorkehrungen ab, die auch Adula selbstverständlich traf, um im Anschluss an eines ihrer Abenteuer keine unerfreuliche Überraschung zu erleben. In dieser Hinsicht war sie aussgesprochen gewissenhaft, denn wenn sich Adula einer Sache wirklich sicher war, dann, dass sie mit einen kleinen Kind nichts, aber auch rein gar nichts würde anfangen können.
    Sie war in Gedanken schon halb aus der Tür, als ihr das doch ein wenig bedröppelte Gebaren ihres Gegenübers auffiel. Wo? Baldemar wusste tatsächlich nicht, wo die Trajansmärkte waren? Adula sah ihn einem Moment lang in aufrichtiger Überraschung an, dann machte sie mit dem Kopf eine Bewegung Richtung Ausgang und grinste dabei. "Komm, ich geh vor."

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    Es hatte sich definitiv gelohnt, aus dem Kinderzimmer auszubüchsen und auf Erkundungstour zu gehen. Hier war es viel spannender und machte mehr Spaß als mit der Amme, die ständig an ihm herumzupfte, damit er ein "noch hübscherer kleiner Bursche" wurde. Victorius war es vollkommen wurscht, ob er hübsch aussah, er wollte Abenteuer erleben, und da hatte die Bibliothek, zumindest am heutigen Tag, doch einiges im Angebot. Vergnügt fiel er in das Lachen des Mädchens ein und wiegte sich, durch ihre Hände sicher gehalten, erneut hin und her, und ein aufmerksamer Zuhörer konnte aus dem, was aus Victorius Munde kam, tatsächlich kurze Stücke der Melodie heraushören. "....elt.....so....fellt....tebbab.....tabb"Viel zu schnell war das Lied erneut vorbei, und Victorius blieb kurz unschlüssig stehen, bevor er einen Schritt noch näher an das Mädchen heranmachte, das immer noch vor ihm auf dem Boden saß, und beide Händchen nach ihrem Gesicht ausstreckte.

    Erleichtert, dass Prisca der kleinen Laevina ihren Beutezug offenbar nicht weiter übel nahm, nickte Serrana sofort bei deren Forderung, später den Beginn ihrer eigenen Beziehung und Ehe mit Sedulus zu erzählen und hing dann gespannt an den Lippen der Aurelia. Ob es sich bei dem Onkel, der damals geheiratet hatte, wohl um Aurelius Corvinus gehandelt hatte? Vermutlich, denn Prisca hatte schon ein oder zweimal erwähnt, dass der verstorbene Pontifex ein enger Verwandter von ihr gewesen war. Auf die Frage, ob sie die Decima, mit Priscas Ehemann damals liiert gewesen war, kannte, schüttelte Serrana sofort den Kopf. "Nein, diese Decima habe ich niemals kennengelernt. Wenn ich so richtig darüber nachdenke, dann kenne ich überhaupt keine weibliche Decima, nur Decimus Verus, Decimus Mattiacus und den ehemaligen Legaten Decimus Livianus." Die Überlegungen über besagte Gens wurden jedoch bald wieder ad acta gelegt, schließlich war Priscas Erzählung viel zu spannend. "Er hat ein Gedicht für dich geschrieben?" fragte Serrana entzückt und klatschte in die Hände. "Oh, wie überaus romantisch, ich bin ja sooo neidisch. Wie lautet es denn, oder möchtest du das lieber nicht sagen? Ich könnte mir keinen anderen Ehemann als Quintus vorstellen, aber ein Gedicht.....nein, das werde ich sicher nie von ihm bekommen, das passt einfach nicht zu ihm." Ein wehmütiges Seufzen, dann riss sich Serrana aus ihren Überlegungen los und kicherte. "Ich hab mal ein Kleid von ihm geschenkt bekommen, ein ganz unanständiges, wenn ich ehrlich bin. Und da waren wir noch gar nicht verheiratet. Aber nicht, dass ihr jetzt denkt, dass....." fuhr sie schnell fort, während ihre Ohren sich kirschrot verfärbten, und machte dann schnell an einer anderen Stelle weiter. "Also, Quintus und ich sind uns das erste mal bei den Ludi vor zwei Jahren begegnet, er war abends nämlich noch bei der Cena in der Casa Iunia dabei, ihr erinnert euch sicher. Da fand ich ihn schon nett, aber wirklich verliebt hab ich mich erst bei den Fontinalia bei den Germanicern. Könnt ihr euch noch erinnern, wie meine Großmutter ins Triclinium gestürzt ist? Quintus hat sie damals rausgezogen, und dann hat er sich ganz lieb um mich gekümmert, weil ich mich so furchtbar erschrocken habe. Er hat mir den Garten gezeigt und die Bibliothek, und naja...irgendwie ist es dann passiert." Serranas Hand streichelte sanft über Laevinas strubbeligen Babyflaum, während ihr Gesicht einen weichen Ausdruck annahm. "Quintus hat mich dann daheim besucht und ein paar Tage später waren wir gemeinsam spazieren. Und da hat er mich dann gefragt..." Dass es zum Kauf des "unanständigen" Kleides in erster Linie deshalb gekommen war, weil ihr zukünftiger Gatte ihr in der iunischen Bibliotheca im Überschwang ein anderes zerrupft hatte, ließ Serrana sicherheitshalber unter den Tisch fallen, irgendwie erschien ihr diese Episode nach Priscas Gedicht doch ein wenig arg "erdverbunden".

    Nachdem sie mit einiger Erleichterung registriert hatte, dass Calvena ganz offensichtlich keinen Anstoß an ihren kurzfristigen "Kurzurlauben" im Hortus nahm, machte sie es sich wieder ein wenig gemütlicher auf ihrer Bank und hörte der Freundin mit wachsender Aufmerksamkeit zu. Allerdings wuchsen mit der Aufmerksamkeit auch zeitgleich Irritatioin und Nervosität, und Serranas Augen weiteten sich mit jedem Wort ein bisschen mehr.
    "Salinator das Handwerk legen?" Dem Praefectus Urbi?"hörte sie, in der Hoffnung sich vielleicht verhört zu haben, nach und senkte unwillkürlich die Stimme, obwohl sich ausser ihnen niemand im Garten befand. "Prisca und du? Ihr beiden Frauen? Das ist furchtbar gefährlich, wie seid ihr nur auf so eine Idee gekommen?" Sie schüttelte ungläubig den Kopf und das Schütteln übertrug sich bei Calvenas nächstem Gedankengang auch auf den Rest ihres Körpers. "Einen Frau aus der Gesellschaft, die mit ihm ins Bett geht und ihn bespitzelt...wo wollt ihr die denn überhaupt herbekommen? Was für eine grässliche Vorstellung..." Serrana schauderte erneut, dann schoss plötzlich ein Gedanke durch ihren Kopf, und sie starrte die Freundin entgeistert an. "Du bist doch nicht etwa hergekommen, weil ihr an mich gedacht habt, oder?"

    "Ich möchte immer noch gern mal nach Germanien reisen." sagte Serrana an die anderen gewandt, die Aussagen ihrer Großmutter dabei so gut wie möglich ignorierend. "Vielleicht klappt es ja, wenn die Kinder ein bisschen größer sind, was meinst du, Quintus? Im Moment möchte ich ihnen eine solche Reise noch nicht zumuten, auch wenn euer Kleiner die Reise von Mogontiacum hierher scheinbar hervorragend überstanden hat." Da das lucanische Würstchen für den Rest des heutigen Abends jegliche Anziehungskraft auf Serrana verloren hatte, machte sie sich auf die Suche nach einer schmackhaften Alternative und entschied sich schließlich für etwas Zicklein und Käse.


    "Wirst du eigentlich wieder im Tempel der Iuno arbeiten, so wie vor eurer Abreise nach Germanien?" fragte sie, nachdem sie eine Weile genüsslich gekaut hatte, an Calvena gewandt.

    Auf Priscus' Dank hin hatte Serrana energisch den Kopf geschüttelt um ihm zu zeigen, dass es in diesem Fall keines Dankes bedurfte, um ihm dann wieder aufmerksam zuzuhören. Anfangs war ihre Miene noch unbedarft, doch mit jedem weiteren Wort stellten sich die kleinen Härchen in Serranas Nacken mehr auf und auf ihren Armen bildete sich eine unübersehbare Gänsehaut. Axilla hätte derlei Erlebnisse vermutlich kurzerhand als Superstitio verbucht und nicht weiter ernstgenommen, und in diesem Moment beneidete Serrana ihre Cousine um diese rationale Sicht der Dinge. Sie selbst dagegen spürte sofort, wie sich die Unruhe und Beklommenheit, die von ihrem Verwandten ausgingen, auf sie übertrugen, auch wenn sie sich alle Mühe gab, sich das nicht anmerken zu lassen.


    "Das ist ein schrecklicher Traum...." sagte sie leise und sah Priscus aufrichtig mitfühlend an. Sofort stiegen Erinnerungen an ihre eigenen Albträume in Serrana auf, in denen sie ihre Mutter wieder und immer wieder hatte verbluten sehen. Seit der Geburt ihrer Kinder waren sie nicht wieder aufgetaucht, und Serrana hoffte inständig, dass sie auch bei einer eventuellen erneuten Schwangerschaft endgültig vor ihnen verschont bleiben würde. "Mir fällt kein Grund ein, warum Narcissa keinen Frieden finden sollte, aber vielleicht ist ja irgendetwas mit ihr geschehen, was ich nicht weiß." Sie atmete einmal tief ein und aus, dann gelang ihr sogar so etwas wie ein aufmunterndes Lächeln. "Es gibt sicher eine Möglichkeit, ihren Geist zu besänftigen, durch ein Opfer zum Beispiel. Wir werden sicher einen Weg finden, mach dir bitte keine Sorgen. " Im Zweifel würde sicher Romana eine Lösung wissen, allerdings war die Vestalin in letzter Zeit sehr beschäftigt gewesen, und Serrana hatte sie kaum zu Gesicht bekommen. Einen Versuch war es trotzdem wert, schließlich war die Claudia ausgesprochen hilfsbereit. "Und daran, dass du vielleicht sterben musst, darfst du nicht mal denken. Nichts ist jemals unabwendbar beschlossen, und es gibt immer Möglichkeiten, sich die Götter gewogen zu machen. Ausserdem kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Narcissa sich so etwas wünschen würde, das passt einfach nicht zu ihr." Seltsam, wie einfach es war, zu rationalen Erkenntnissen zu kommen, wenn es um die Ängste eines anderen und nicht um die eigenen ging. Aber vielleicht, ja vielleicht würde Serrana das irgendwann ja auch noch lernen.
    Bei der nächsten Frage verbreitete sich deren Lächeln endlich wieder und wurde deutlich entspannter.


    "Mein Mann? Oh nein, ich glaube nicht, dass er irgendetwas dagegen haben wird. Er hat Narcissa damals auch noch kennengelernt und wird sich sicher freuen, deine Bekanntschaft zu machen."

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    Mit offensichtlichem Bedauern sah Victorius erst die Schriftrolle und danach auch noch die Haare des Mädchens aus seiner Reichweite verschwinden und wollte gerade einen Protestschrei ausstoßen, als sie ihn an den Händen nahm und vorsichtig wieder vom Boden hochzog, bis er auf seinen eigenen Beinchen stand. Er mochte das Mädchen. Sie war nett zu ihm, knuddelte dabei aber nicht ständig an ihm herum, wie das ein Großteil der sonstigen weiblichen Hausbewohner mit Ausnahme seiner Urgroßmutter taten. Und sie war auch nicht soooo furchtbar groß wie die meisten Erwachsenen und saß sogar mit ihm auf dem Boden. Als das Mädchen zu singen begann, stieß Victorius ein vergnügtes Krähen aus und begann sich im Takt des Liedes hin- und her zu wiegen, während er abwechselnd mit beiden Füßen auf den Boden tappste. Als sich die Strophe ihrem Ende näherte, sah er die Sängerin erwartungsvoll an und beschloss ihr zu zeigen, dass er sich ein bisschem vom Lied gemerkt hatte. "Tabbb!"

    "Mich verstecken?" Serrana warf einen etwas schuldbewussten Blick zum Hauseingang und zuckte dann mit den Schultern. "Ein bisschen vielleicht, wer weiß. Manchmal brauche ich einfach einen kurzen Augenblick für mich allein, und hier draussen klappt das am besten." Mit einem leisen Seufzen rollte sie die Schriftrolle auf und legte sie vorsichtig neben sich auf der Bank ab, bevor sie Calvena ein wenig irritiert aber nichtsdestotrotz mit wachsender Neugier betrachtete.


    "Gerüchte? Meinst du irgendetwas bestimmtes? Das eine oder andere hört man natürlich immer, wie die Geschichte mit Nasidia Mocilla, die angeblich von einem ihrer Sklaven schwanger sein soll. Aber das hast du ja sicher auch schon gehört, oder? Unglaublich, so was..." Serrana schüttelte empört den Kopf, denn den überzeugten Tugendbold in ihr hatten auch mehr als ein Jahr Ehe nicht aus ihr herausbekommen können.

    Seit Serrana Mutter zweier höchst stimmgewaltiger Kinder geworden war, hatte sie die relative Stille und Abgeschiedenheit des Gartens immer mehr schätzen gelernt. Allzu lang waren die kleinen Atempausen nicht, die sie sich zwischen ihren Pflichten als Frau des Hauses gönnen konnte, um so froher war sie, wenn sie es sich, so wie heute, mit einer Schriftrolle auf einer Bank in der Sonne gemütlich machen und einfach die Gedanken fliessen lassen konnte.
    Ablenkungen und Unterbrechungen waren in solchen Momenten eher unwillkommen, doch die heutige war eine Ausnahme, und Serrana sprang erfreut von ihrer Bank auf, um die Umarmung ihrer Freundin zu erwidern.


    "Calvena, das ist aber schön! Setz dich doch bitte. Und nein, du kommst nicht ungelegen, ich hab nur ein bisschen die Sonne genossen."

    Serrana war derart in ihren Erinnerungen versunken, dass ihr Priscus' Hand auf der ihren erst in dem Moment auffiel, als er sie bereits wieder wegzog. Und auch da störte es sie nicht, die Berührung fühlte sich tröstlich an und und hatte nichts an sich, das sie in Verlegenheit hätte bringen können."Ja, ich mochte sie wirklich sehr." bestätigte sie erneut und wischte sich ein wenig verlegen die letzten Tränen aus dem Gesicht. "Dabei war Narcissa ganz anders als ich, aber vielleicht lag es auch gerade daran." Als Priscus nach Narcissas Grabstätte fragte, war es nun Serranas Hand, die sich ganz kurz auf seine legte. "Wegen ihres Begräbnisses brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Deine Schwester ist mit allen Ehren ins Elysium eingegangen, es hat an nichts gefehlt, glaub mir bitte. " Serrana nickte bekräftigend. "Ihre Urne ist im Grabmal der Iunier bestattet, an der Via Appia, ganz in der Nähe von Rom. Wenn...." Serrana zögerte einen kurzen Moment und fuhr dann fort,".....wenn du magst, können wir ja vielleicht mal gemeinsam dorthin gehen, die Asche meines Vaters liegt auch dort." Und sie hatte diesen Ort in den nun fast zwei Jahren, seit sie in Rom lebte, so gut wie möglich vermieden, eine Erkenntnis, die Serrana plötzlich mit Scham und schlechtem Gewissen erfüllte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass ihr ein Besuch leichter fallen würde, wenn Priscus dabei war, aber wer wusste schon, ob der darauf überhaupt Wert legte.

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    Victorius begriff nicht wirklich, was das fremde Mädchen da vorlas, aber ihm gefielen ihre Stimme und die Art, die Wörter langsam auszusprechen. Dadurch und auch durch ihr Lächeln bestärkt robbte er noch ein wenig näher an sie heran und streckte mit einem Gurren die Hand erst nach der Schriftrolle in ihren Händen aus und dann nach ihren Haaren. "Gnaaa...." Ganz heran kam er noch nicht, aber eine winzige Haarsträhne verfing sich doch in der Faust des kleinen Germanicus. Die Haare des Mädchens waren dunkler als die seiner Mama, aber sie fühlten sich schön weich an, und Victorius machte keine Anstalten sie wieder los zu lassen. Hatte sie da gerade gefragt, ob er ein Junge oder ein Mädchen war? Victorius wedelte aufgeregt mit beiden Armen, kam für den Bruchteil einer Sekunde auch wieder mit dem Popo hoch, nur um dann wieder auf den Boden der Bibliothek zurückzuplumpsen. "Guuuuu...."

    "Oja, Essen wäre wundervoll." rutschte es Serrana sofort heraus und sie warf einen sehnsüchtigen Blick in Richtung der bereits ausgelegten Delikatessen. "Ein paar Muscheln vielleicht oder Hühnchen und ein bisschen Gemüse." Ein weiterer Blick in Richtung der zahllosen Platten und Tabletts, dann drehte sich Serrana schnell wieder zu den drei anderen um und wartete gespannt auf Priscas Antwort. Immerhin war Aurelius Ursus der Mann ihrer guten Freundin Septima, daher war es spannend zu sehen, wie die einzelnen Familienmitglieder nun genau zusammengehörten.

    Die nicht übermäßig poetische Wortwahl ihrer Großmutter setzte in Serranas Kopf etwas in Gang, dass man viele Jahrhunderte später als Kopfkino bezeichnen würde. Sich Germanica Laevina ausgerechnet DABEI vorzustellen, war in jedem Fall etwas, auf das deren Enkelin getrost verzichten konnte, vor allem, wenn dabei zwangsläufig auch ihr heißgeliebter Großvater ins Spiel kam. Nein, die Erinnerung an Marcilius Lento sollte um jeden Preis so bleiben wie sie war: ein alter Herr mit freundlichen Augen, vergraben hinter dem riesigen Berg an Schriftrollen auf seinem Schreibtisch.
    Serrana schüttelte sich unwillkürlich und schob dann das lucanische Würstchen, an dem sie noch vor wenigen Augenblicken gutgelaunt geknabbert hatte, von sich weg, bevor sie einen großen Schluck Wein aus ihrem Becher nahm und sich erneut schüttelte.


    "Wie...? Trocken...? Ähm ja, das ist mir auch schon aufgefallen." murmelte sie dann und wandte sich dann schnell wieder den Gästen zu. "Wie auch immer der Pontifex sein mag, mehr als eine gescheiterte Ehe sollte man niemandem wünschen. Aber jetzt lasst uns wieder von etwas erfreulicherem reden. Gab es irgendetwas in Germanien, das ihr hier in Rom vermissen werdet?"

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    Adula


    "Met, ja..." über Adulas normalerweise unbewegtes Gesicht glitt ein kleines Lächeln. Kurz nach ihrer Ankunft aus der Campania hatte sie sich eine Zeitlang mit einem Gladiator getroffen, der ebenso wie Baldemar aus den Weiten Germaniens stammte. Eine kurzweilige Zeit war das gewesen, und damals war auch jede Menge Met geflossen. Ein leckeres Getränk, wenn auch ganz anders als der gewohnte Wein. Irgendwann war der Germane dann nicht mehr am vereinbarten Treffpunkt erschienen, doch Adula hatte sich nicht die Mühe gemacht ihn zu suchen, genauso wenig, wie sie sich seinen Namen gemerkt hatte. Männer kamen und gingen nunmal, genau wie sie selbst es zu tun pflegte, und so würde es auch in Zukunft sein.
    Adula wischte diesen Erinnerungsfetzen wieder aus ihrem Bewusstsein und erhob sich ebenfalls. Ein wenig Bewegung würde ihr gut tun nach dieser ewig langen Rederei.


    "Und wohin? Trajansmärkte?"

    Und ob die Organisation eines größeren Festes eine Abwechslung wäre...Serrana überschlug im Kopf den Aufwand, den Planung und Durchführung eines solchen Ereignisses in Anspruch nehmen würden und stellte zu ihrer eigenen Überraschung fest, dass das Ergebnis sie nicht nur ein wenig erschreckte sondern nebenbei auch so etwas wie Ehrgeiz weckte. Immerhin war es schon fast zwei Jahre her, dass sie in der Casa Iunia die Cena nach den Ludi organisiert hatte, und die war schließlich allen Befürchtungen zum Trotz gut verlaufen.


    "Hm....vielleicht hast du Recht. Wenn wir wieder daheim sind, können wir ja mal schauen, ob sich ein besonderes Datum für ein Fest anbieten würde. Auf jeden Fall kann es sicher nicht schaden, sich wieder ein wenig in Erinnerung zu bringen, nachdem wir so lange in Mantua waren und dein Onkel in Germanien." Froh, dass ihr erster Weg auf dem tylusichen Fest sie zu ihren Freundinnen und am PU vorbeiführen würde, griff sie auf Sedulus' Vorschlag kurzerhand dessen Hand und zog ihn quer durch die anwesende Gäste, bis sie die beiden junge Frauen erreicht hatten.


    "Salvete, Calvena, Prisca, wie schön, dass ihr auch hier seid." begrüßte Serrana die beiden Angesprochenen mit aufrichtiger Freude. "Prisca, ich bin mir nicht sicher, ob du meinem Mann jemals persönlich vorgestellt worden bist, deshalb hole ich das jetzt einfach sicherheitshalber nochmal nach. "Quintus, das ist Aurelia Prisca, eine meiner besten Freundinnen und Ehefrau des Flavius Piso. Und das hier ist mein Ehemann, Quintus Germanicus Sedulus."