Beiträge von Iunia Serrana

    Narcissa....seltsam fern war diese Erinnerung schon, dabei waren seit ihrem Tod noch keine zwei Jahre vergangen. Für Serrana würde sie vermutlich immer eng mit ihrer eigenen ersten Zeit in Rom verknüpft bleiben. Zwei etwa gleichaltrige junge Mädchen, die sich in dem zu dieser Zeit verlassenen Casa Iunia kennengelernt hatten, und deren Gemeinsamkeiten sich auf das gleiche Blut beschränkten. Die auf dem Land abgeschottet aufgewachsene Serrana war damals extrem schüchtern und leicht zu ängstigen gewesen und hatte ihre selbstbewusste und weltgewandte Cousine förmlich angebetet. Wie eine unscheinbare kleine Maus hatte sie sich manches mal neben der schönen Narcissa gefühlt, und dennoch: sie lebte noch, hatte mittlerweile einen Mann und zwei Kinder, während die Asche ihrer Cousine schon lange erkaltet war. Seltsam, in welche Richtung das Schicksal manchmal ging.


    "Narcissa und ich haben uns nur wenige Monate gekannt, aber ich denke schon, dass wir befreundet waren." begann Serrana schließlich und ließ sich neben Priscus nieder. Der Schmerz in den Augen des jungen Mannes war unübersehbar und ließ auch sie schlucken, obwohl sie, wenn sie ehrlich war, nur noch ab und zu an ihre verstorbene Cousine dachte. Zu kurz war die gemeinsame Zeit gewesen, und zuviel anderes war in der Zwischenzeit geschehen. "Sie wurde plötzlich krank, weißt du, von einem Tag auf den anderen, und wir haben niemals herausgefunden, woran es lag. Zum ersten Mal unwohl hat sie sich auf einem Fest gefühlt, das wir gemeinsam in der Casa Iunia für einige Freunde gegeben haben. Mitten während der Cena ist sie verschwunden, vermutlich weil sie niemanden beunruhigen wollte, und als sie im Laufe der Tage immer schwächer wurde, hat sie sich schließlich auf ein Landgut zurückgezogen, das unserem Verwandten Silanus gehört." Serrana seufzte und starrte angestrengt auf ihre im Schoß gefalteten Hände, als es ihr jetzt doch ein wenig den Hals zuschnürte. "Eine zeitlang sah es so aus, als würde ihr die Luft dort gut tun, aber dann bekam sie plötzlich einen Rückfall und starb. Ich war nicht dort als....als es passierte, aber der Verwalter hat uns geschrieben, dass Narcissa friedlich eingeschlafen ist." Serrana biss sich auf die Unterlippe und spürte, wie ihr jetzt doch die Tränen kamen. Sie wischte sie mit dem Handrücken weg und zwang sich, Priscus wieder anzusehen. "Es tut mir wirklich leid, dass ich dir nicht mehr sagen kann. Ich hatte Narcissa wirklich sehr gern. Sie war so voller Leben und konnte unglaublich mitreissend sein. Am Anfang konnte ich kaum glauben, dass sie wirklich tot war."

    "Ein solches Fest organisieren? Oh, du liebe Güte, damit wäre ich sicher wochenlang Tag und Nacht beschäftigt...." Serrana warf einen Blick auf all den Prunk und die zahllosen Gäste um sie herum und pfiff leise durch die Zähne. "Das müsste aber dann schon ein verdammt wichtiger Anlass sein. Wenn dein Onkel oder du wieder einmal zur Wahl antretet vielleicht..." Als Sedulus ihr ein Kompliment wegen ihres Kleides machte, legte sich ein leicht rosiger Schimmer über Serranas Gesicht und sie knuffte ihren Mann liebevoll in die Seite. "Vielen Dank, du siehst aber auch sehr fesch aus in deiner festlichen Toga. Was meinst du, Quintus, wollen wir zu Calvena und Prisca hinübergehen, oder möchtest du zuerst einen deiner Freunde oder Senatskollegen begrüßen?"

    "Ja, das sollten wir tun." stimmte Serrana Sedulus' Vorschlag zu, denn aus irgendeinem Grund zog es sie in diesem Moment noch stärker zu ihren Kindern hin als es ohnehin der Fall war. "Und danach...vielleicht könnten wir uns ja gemeinsam etwas ansehen, was meinst du? Jetzt bin ich schon fast zwei Jahre in Rom, und es gibt immer noch so viel, was ich mir noch nicht näher angeschaut habe."

    Keine Kinder. Natürlich nicht, das wäre ja auch zu einfach gewesen. Nein, keine Kinder, und damit noch ein Thema weniger im Angebot. Und warum schaute er sie auf einmal so an? Das hatte er doch vorher nicht, oder doch? Nein, ganz sicher nicht, da hatte er ja das Pferd abgerieben. Konnte er damit nicht einfach weitermachen? Ihn darum zu bitten, wäre zumindest originell, aber die Unterhaltung voranbringen würde es vermutlich eher nicht. Also ein neues Thema, aber was nur? Was war weder zu belanglos noch zu indiskret und bot ihnen beiden die Möglichkeit, etwas dazu zu sagen? Pferde? Nette Idee, zumal man sich gerade in einem Stall befand, aber leider beschränkten sich Serranas diesbezügliche Kenntnisse darauf, dass Pferde vier Hufe, eine Mähne und einen Schweif besaßen und man auf ihnen reiten konnte. Die Armee? Noch schlimmer. Germanien vielleicht? Ein paar Anekdötchen aus den Briefen ihrer Freundin aber mehr auch nicht. Aber was dann? Der Cultus Deorum? Nein, der interessierte ihn als geborenen Germanen vermutlich nicht, was schade war, denn darüber hätte Serrana stundenlang und mit unverstellter Begeisterung sprechen können. Etwas anderes musste her, aber was? Während sie sich alle Mühe gab, dem Blick des viel größeren Mannes nicht auszuweichen und die beschämende Hitze auf ihren Wangen zu ignorieren, ging Serrana fieberhaft mögliche Alternativen durch, nur um diese direkt wieder als unpassend zu verwerfen. Und dann, plötzlich, kam ihr doch noch eine Idee in den Sinn und sprudelte voller Erleichterung über ihre Lippen, bevor sich die Erkenntnis, dass dies das denkbar ungeeignetste Thema von allen war, in Serranas Bewusstsein schmerzhaft bemerkbar machen konnte.


    „Ich glaube, du kennst meine Cousine, Axilla.“

    [Blockierte Grafik: http://i839.photobucket.com/albums/zz312/Inpa67/baby-crawling.jpg]


    ______
    Victorius



    Auf eigene Faust das Haus zu erkunden machte großen Spaß. Vor allem, wenn es einem gelang, die Amme für ein paar Augenblicke abzuschütteln, und das glückte Victorius in letzter Zeit immer öfter. Er war nämlich schnell. Sehr schnell sogar, zumindest solange er krabbelte. Auf zwei Beinen dauerte es dann schonmal etwas länger, denn zu seinem großen Ärger verlor der kleine Germanicus doch noch häufiger das Gleichgewicht und landete nach ein paar Schritten auf dem Hosenboden. Aber egal, Hauptsache, er war schnell. In jedem Fall schneller als seine Schwester, denn Laevina ließ sich viel zu schnell von bunten und vor allem glitzernden Dingen ablenken und blieb dann mit leuchtenden Augen an Ort und Stelle sitzen.
    Noch lieber ließ sie sich allerdings von der Amme verwöhnen und einen solchen unbewachten Moment hatte Victorius genutzt, um aus dem offen stehenden Kinderzimmer zu entwischen und im oberen Stockwerk des Hauses auf Erkundungstour zu gehen. Behende krabbelte er den Gang entlang und stieß ein erfreutes Glucksen aus, als er endlich eine weitere offene Tür entdeckte. Aus dem Raum dahinter hörte Victorius eine leise Mädchenstimme, die sich im ersten Moment anhörte wie seine große Schwester Sabina. Ein zweites Glucksen, Victorius beschleunigte noch einmal sein Tempo und krabbelte so schnell wie er nur konnte hinein, nur um festzustellen, dass er das Mädchen dort doch nicht kannte. Überrascht blieb er einfach an Ort und Stelle hocken und beobachtete sie aus großen Augen.

    "Oh, das hoffe ich auch. Sollte es nämlich so weitergehen, bis die Zwillinge erwachsen sind, dann werde ich die nächsten fünfzehn Jahre nicht allzu viel Schlaf bekommen." Serrana reckte sich ein Stückchen in die Höhe, um den Kuss ihres Mannes zu erwidern und versank dann erneut in den Laken. "Ich danke dir, nur noch ein paar Minuten, dann stehe ich auch auf...." Noch während sie sprach, wurde Serranas Stimme zunehmend undeutlicher, und Sedulus hatte kaum die Tür hinter sich zu gezogen, da war sie bereits wieder eingeschlafen.

    "Götter, bin ich aufgeregt! Quintus, ich glaube, das hier ist das erste richtige Fest seit unserer Hochzeit..."An der Seite ihres Mannes hatte nun auch Serrana das Peristyl betreten und ließ den Blick andächtig durch den aufwendig dekorierten Raum gleiten, bevor sie zum vermutlich hundertsten Mal den Faltenwurf ihrer taubenblauen Palla überprüfte. Der Stoff der Palla war wundervoll leicht und luftig und nur einen Hauch dunkler als Serranas ebenfalls hellblaues Kleid. Wie hatte sie es genossen, endlich mal wieder ein elegantes und figurbetonteres Gewand anzuziehen und sich das lange, karamellfarbene Haar so aufstecken zu lassen, dass nur einzelne Strähnen in sanften Ringellocken ihren Nacken herunterfielen. Erfreulicherweise brachte es das Leben an der Seite eines Senators auch mit sich, dass man sich eine talentierte Sklavin für die Schönheitspflege leisten konnte, und so waren die extrem schlichten Aufmachungen von Serranas ersten Monaten in Rom nun schon eine ganze Weile Geschichte.


    "Schau mal, da drüben..." sie zupfte Sedulus kurz am Stoff seiner Toga. "Sind das nicht Calvena und Prisca?" Im ersten Augenblick war Serrana sicher, die beiden Freundinnen erkannt zu haben, aber es schoben sich immer wieder andere Gäste des Empfangs in ihr Sichtfeld. "Siehst du noch mehr Leute, die wir kennen und begrüßen sollten?"

    Habe RL-bedingt einiges an Arbeit auf dem Tisch liegen und mir nebenbei auch noch eine Erkältung eingefangen. Entsprechend zäh geht es deshalb mit der Posterei voran. Spätestens ab Mittwoch sollte es aber wieder besser werden.

    "Zu laut? Nein, mach dir keine Gedanken." Serrana schüttelte den Kopf und gähnte herzhaft. "Seit die Kinder auf der Welt sind, schlafe ich irgendwie nur nicht mehr so fest und schrecke immer sofort hoch, weil ich denke, es könnte irgendwas mit ihnen sein." Sie ließ sich zurück auf das Bett sinken und kuschelte sich wohlig in die weichen Laken. "Dein Onkel ist im Garten? Um diese Uhrzeit?" Ein erneutes Gähnen. "Er wird sich sicher freuen, dich zu sehen, Quintus, deshalb solltest du vielleicht wirklich direkt hinübergehen. Ich kann ja mit den Zwillingen etwas später nachkommen, aber sicher will er zuerst einmal mit dir allein sprechen."

    "Seine erste Frau hat ihn VERLASSEN? Einen PONTIFEX? Und sie war SCHWANGER von einem ANDEREN Mann? Das kann doch unmöglich wahr sein...." Serrana war aufrichtig fassungslos, als sie Calvenas Schilderung vom Ende der ersten tiberischen Ehe lauschte. Für einen Menschen, der sich derart mit dem Cultus Deorum verwachsen fühlte wie sie, kam es schon einer Gotteslästerung gleich, etwas so wundervolles wie eine Ehe mit dem Pontifex pro Magistro persönlich auf derartige Weise zu vergelten. Nein, das musste schlichtweg ein Gerücht sein!

    Sowohl Sedulus als auch der Sklave waren ausgesprochen leise, dennoch weckte die für diese sehr frühe Stunde ungewohnte Betriebsamkeit im Cubiculum schließlich auch Serrana. Schlaftrunken richtete sie sich Bett auf die Ellenbogen auf und strich sich einige zerzauste Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Quintus? Warum stehst du denn schon so früh auf? Ist irgendetwas besonderes?"

    Priscus...Priscus....Irgendwie kam ihr der Name bekannt vor, doch erst als ihr Besucher einen weiteren Namen nannte, setzten sich in Serranas Kopf einige Puzzlestücke zusammen. Narcissa...Götter, war es lange her, dass sie ihrer so stolzen und schönen Cousine zum letzten Mal begegnet war, beinahe schon zwei Jahre. Die Zeit hatte einige Erinnerungen verschwommener gemacht, und doch tauchte vor ihrem Auge jetzt die hochgewachsene Gestalt einer jungen Frau mit blitzenden blauen Augen und schwarzen Haaren auf. Priscus' Haar war etwas heller und seine Augen nicht blau sondern braun, trotzdem meinte Serrana in seinem Gesicht einige von Narcissas Zügen wieder zu erkennen.


    "Oh, setz dich doch bitte wieder." sagte sie schnell, auch um ihre eigene Überraschung ein wenig zu überspielen und nahm dann ebenfalls Platz. "Und mach dir keine Gedanken, Narcissas Bruder ist mir immer willkommen. Was genau möchtest du denn von mir wissen?"

    Jetzt war es an Serrana, bei Roxanes Frage kurz die Stirn zu runzeln. "Ein Werk über die Virtudes? Lass mich mal nachdenken...Nun, vielleicht solltest du mit "De Officiis" von Cicero beginnen. Es besteht insgesamt aus drei Büchern, musst du wissen. Das erste behandelt das ehrenhafte Verhalten, das zweite die für den Menschen nützlichen Pflichten und das dritte Buch nennt Situationen, in denen diese miteinander in Konflikt geraten können. Cicero spricht auch von den vier sogenannten Kardinaltugenden: Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung und dass die Pflichten der Gemeinschaft gegenüber wichtiger sind, als die dem einzelnen Menschen gegenüber. In jedem Fall muss die harmonische, gerechte Persönlichkeit im Vordergrund stehen." Serrana drehte sich ein wenig zur Seite und wies auf ein Regal ganz in der Nähe der Sessel, auf denen die beiden Frauen sich niedergelassen hatten. "Dort drübem in dem zweiten Regal von rechts müsste ein Exemplar von "De Officiis" liegen. Du kannst es dir gern ausleihen, ich kann mir nicht vorstellen, das jemand etwas dagegen haben wird, wenn du sorgsam damit umgehst." Serranas Blick ging hinüber zu den historischen Werken, die in der Bibliotheca der Germanici gesammelt waren und wurde weich und ein wenig abwesend. " Weißt du, als mein Mann mich damals das erste Mal im Haus meiner Familie besucht hat, da hat er mir auch eine Schriftrolle aus dieser Bibliothek ausgeliehen. Als ich sie nach der Hochzeit und dem Umzug hierher zurückgelegt habe, war sie schon ein wenig zerfleddert, weil ich sie ständig mit mir herumgetragen habe..." Serrana seufzte leise auf und räusperte sich dann verlegen. "Oh, entschuldige bitte, Roxane, dass ich so vom Thema abgekommen bin, in diesem Raum werde ich recht schnell sentimental. Wo waren wir? Oja, die Christen...Ich muss gestehen, dass ich es beeindruckend finde, wie viel du über diese Sekte weißt. Ich selbst könnte dir darüber kaum etwas erzählen, gerade mal das, was man auf der Straße oder im Tempel so aufschnappt. Was genau muss ich mir denn unter dem Messias vorstellen? Ist das eine Art Priester der Juden? Oder ein eine Art König?" Offenbar schien die Person dieses Jesus eng mit diesem Begriff zusammenzuhängen, doch Serrana konnte damit nichts anfangen, und so sah sie ihre Gesprächspartnerin ein wenig ratlos an.

    "Ja, ich staune auch jeden Tag aufs Neue, was sie alles zustande bringt. Manchmal kommt es mir vor, als lägen Victorius und sie in einem ständigen Wettstreit, wer etwas zuerst lernt. Wobei das natürlich Unsinn ist, schließlich sind die beiden noch viel zu klein für so etwas." Serrana sah mit liebevollem Blick zwischen ihren beiden Kindern hin und her, um dann jedoch überrascht erst Prisca und dann den goldenen Anhänger in ihrer Hand zu betrachten, dem die kleine Laevina nach wie vor gebannt mit den Augen folgte. "Oh, Prisca, das ist aber ein sehr kostbares Geschenk, ich weiß gar nicht, ob ich das annehmen kann..." Die kleine Germanica nutzte den kurzen Augenblick, in dem Serrana abgelenkt war und rupfte ihr den golden glitzernden Adler wieder aus der Hand, nur um danach direkt in ein höchst gutgelauntes Gurren auszubrechen und mit den Ärmchen in der Luft zu wedeln, eine recht getreue Kopie ihrer Mutter, wenn diese besonders aufgeregt war. "Nun es sieht aus, als hätte Vina mir die Entscheidung abgenommen." sagte Serrana mit einem schuldbewussten Lächeln. "Aber ich werde mich für deine Großzügigkeit revanchieren, sobald dein erstes Kind auf der Welt ist. Und das wird sicher nicht lange dauern, warte es nur ab. Und jetzt erzähl mir bitte was über deinen Mann. Ich weiß überhaupt nichts über ihn, ausser dass er Flavier ist, und ich bin doch so furchtbar neugierig. Wie habt ihr euch denn kennengelernt?"

    "Nun, die Farbe ist in jedem Fall die selbe, und du kannst ja schließlich gar nicht wissen, wie deine Haare dort aussehen." entgegnete Serrana ein wenig beleidigt, weil Sedulus so offensichtlich wenig von ihrem Vergleich hielt und lieferte damit, ohne es zu ahnen, eine weitere Kostprobe ihrer streckenweise doch noch etwas naiven Art. Hätte sie geahnt, dass ihr Mann sie in diesem Moment für kindisch hielt, wäre sie vermutlich noch wesentlich beleidigter gewesen, schließlich hatte sie gerade eine höchst strapaziöse Geburt erfolgreich überstunden und war jetzt Mutter von zwei Kindern. Das bedeutete natürlich nicht, dass man automatisch auch schlagartig viel reifer wurde, aber das blendete Serrana lieber aus. Stattdessen hob sie nacheinander die Arme mit ihren Kindern ein wenig an und drückte ganz leicht ihr Gesicht in deren weichen Babyflaum. Wie wundervoll die beiden rochen... Stundenlang hätte sie so verharren können, doch dann brachte eine Bemerkung von Sedulus sie dazu, den Kopf recht ruckartig wieder zu heben und ihn überrascht anzusehen. "Natürlich sind das deine Kinder, was hast du denn nur für Gedanken?" Serrana schüttelte energisch den Kopf. "Ich glaube, die Zeiten, in denen die Götter in Menschengestalt unter uns Sterblichen gewandelt sind, sind lange vorbei. Ich meinte ja nur, dass die Götter vielleicht ein Zeichen senden wollen, in dem sie so viele Zwillinge zulassen. Aber vermutlich ist es dumm, überhaupt darüber nachzudenken und führt auch zu nichts, seien wir einfach froh, dass uns die beiden geschenkt wurden und beten wir, dass sie gesund bleiben." Offenbar hatte Serrana ihrem Mann mit ein wenig die Laune verdorben und bereute jetzt, das Gespräch überhaupt auf dieses Thema gebracht zu haben.

    Kaum hatte Aculeo ihr Bescheid gesagt, dass ihm Atrium ein Iunier auf sie warte, hatte Serrana sich bereits auf den Weg gemacht. Dort angekommen, blieb sie jedoch einen Augenblick überrascht im Eingang stehen, denn der junge Mann im Atrium war nicht, wie erwartet, ihr Vetter Seneca sondern ein Fremder. Ob es wider Erwarten doch noch weiter lebende Familienangehörige ausser Seneca und Axilla gab? Eigentlich kaum zu hoffen...


    Mit einem ein klein wenig unsicheren Lächeln näherte sich Serrana dem jungen Mann. "Salve, und willkommen in der Casa Germanica. Ich bin Iunia Serrana."

    Serrana ließ ihren Mann sein Dankgebet in Ruhe sprechen und blieb danach noch ein Weilchen still neben ihm stehen, um die plötzliche Stille im Heiligtum zu genießen. Im Nachhinein betrachtet konnte sie gar nicht mehr nachvollziehen, wie sie all die Monate ihrer Schwangerschaft so voller Unruhe und Angst hatte sein können, denn jedesmal, wenn sie in die Gesichter eines ihrer Kinder sah, wurde ihr bewusst, dass deren Existenz jedes nur denkbare Risiko wert gewesen war.


    "Jetzt geht es mir besser." sagte sie daher mit einem fröhlichen Strahlen an Sedulus gewandt und ergriff erneut dessen Hand. "Ich bin so froh, dass wir hergekommen sind und dass du mich begleitet hast. Wollen wir noch irgendetwas unternehmen, bevor wir wieder heim gehen?" Irgendwie sagte ihr eine innere Stimme, dass es für einen Tag genug Tempel- und Götterdienst für ihren Mann gewesen war.