Beiträge von Iunia Serrana

    "Ich denke, Tolimedes hat schon genug von seiner Zeit für uns geopfert." antwortete Serrana mit einem Lächeln in Richtung des Wagenlenkers."Und er möchte sich jetzt sicher in Ruhe um seine Pferde kümmern und sich ein wenig von dem Rennen erholen." Natürlich hätte sie noch etliche Fragen gehabt, aber die waren so allgemeiner Natur, dass sie diese genauso gut einem der Sklaven daheim im Stall stellen konnte. Zumal es ihr in dem Fall auch nicht ganz so peinlich sein würde, dass sie im Grunde gar keine Ahnung hatte.

    Verweichlicht? Nein, das war sie vermutlich wirklich nicht, dafür hatte schon ihre nicht gerade zimperliche Erziehung gesorgt. Dummerweise bedeutete körperliche Abhärtung noch lange nicht automatisch auch innere Stärke, und um die machte Serrana sich zur Zeit wesentlich mehr Gedanken. Aber dieses ohnehin unerfreuliche Thema konnte warten, jetzt galt es erstmal das unerwartete Zusammentreffen mit Axilla ohne erneute Zusammenstöße zu überstehen. In Gedanken bereits auf der Suche nach der nächsten unverbindlichen Floskel ließ sie sich wieder neben ihrer Cousine auf der Bank nieder, um dann dankbar deren Frage aufzugreifen.


    "Ja, das Haus ist wirklich schön. Es ist schon ungewohnt, in einer so großen Casa zu wohnen, aber ich fühle mich wirklich wohl hier. Nur an das Essen hier kann ich mich irgendwie nicht gewöhnen, das hat mir daheim in der Casa Iunia besser geschmeckt. Aber ich will das lieber nicht so laut sagen, sonst ist der Koch noch gekränkt." Sie musterte ihre Cousine unauffällig. Axilla sah deutlich gesünder aus als noch vor knapp sechs Wochen bei ihrer Hochzeit, offenbar hatte sie sich inzwischen einigermaßen von ihrer Fehlgeburt erholt. Ob sie mal nachfragen sollte? Nein, lieber nicht. Schließlich hatte dieses Thema und vor allem dessen Vorgeschichte schon einmal zu üblen Verstimmungen zwischen ihnen geführt. Und auch wenn sie es sich selbst ungern eingestand, so hatte Serrana mit ihren unermüdlichen Moralpredigten vermutlich nicht unerheblich dazu beigetragen.
    "Aber das wird bei dir ja sicher nicht anders sein. Immerhin wohnst du ja jetzt im kaiserlichen Palast, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist dort zu leben."

    "Hat Großmutter denn noch gar nichts unternommen? Das wundert mich aber..." Serrana ließ den Blick über das unübersehbare Chaos in dem liebevoll eingerichteten aber völlig durcheinandergeratenen Cubiculum gleiten und sah dann wieder ihren Mann an.
    "Wenn du willst, kann ich es ja mal versuchen, aber ich weiß nicht, ob die Kleine auf mich hören wird." Gemeinsames Spielen war eine Sache, aber ob der wacklige Friede auch weiter anhalten würde, wenn sie Sabina irgendwelche Anweisungen gab?

    Nachdem Valerian und Melina verkündet hatten, dass die junge Quintilia ebenfalls mit nach Germanien reisen würde, kämpfte Serrana kurz mit einem nicht nur unsinnigen sondern auch für sie wenig schmeichelhaften Gefühl der Eifersucht, riss sich dann jedoch wieder am Riemen und lächelte, als Melina so offensichtlich erfreut durchs Zimmer schwebte. Schließlich war die Entscheidung des Mädchens, ihre Verwanadten zu begleiten, nur zu gut nachvollziehbar, sie selbst würde es am liebsten nicht anders machen, und sie war jetzt immerhin eine verheiratete Frau, die hier in Rom mehr als genug neue Aufgaben zu bewältigen hatte.


    "Ich werde dann mal lieber wieder gehen." Im Augenblick hatte Serrana sogar den Drang zu Weinen einigermaßen unter Kontrolle, vielleicht würde sie es ja sogar einigermaßen souverän wieder aus dem Haus hinaus schaffen. "Wenn ihr noch packen müsst, habt ihr noch jede Menge zu tun, da würde ich nur im Weg herum stehen." Mit etwas Glück war Sedulus noch gar nicht aufgestanden, und sie konnte sich wieder zurück an seine Seite stehlen, um noch ein wenig zu schlafen. Müde genug war sie auf jeden Fall, vielleicht war es doch zu früh am Tag gewesen um aufzustehen und ohne Frühstück durch die halbe Stadt zu laufen.

    "Oh." war das einzige, das Serrana zu Tolimedes' Erklärung einfiel. Wie peinlich, dass sie nichts geistreicheres hatte sagen können, aber ihr Wissen über Pferde bewegte sich nun leider wirklich knapp über dem Nullpunkt. Ein wenig verlegen blieb sie von jetzt an still und streichelte in Ermangelung von geistreichen Kommentaren lieber noch ein wenig das wunderschöne Pferd, während sich der Wagenlenker wieder an Sedulus wandte.

    "Oh, du kennst Sergia Chaerea? Dann grüß sie doch bitte mal von mir, wenn du sie das nächste mal siehst." Serrana musste bei dem Gedanken an die symphatische Sergia unwillkürlich lächeln. "Stell dir vor, sie und Furia Calliphana haben mir ein Hengstfohlen zum Geburtstag geschenkt, das steht jetzt hier im Stall. Ich hab ihn Rigel genannt, nach dem Stern im Bild des Orion. Er ist wirklich unglaublich schön, du musst ihn dir unbedingt mal anschauen."Serrana, die wie immer, wenn es um ihren neuen kleinen Liebling ging, automatisch ins Schwärmen geraten war, hielt ein wenig verlegen inne, schließlich hatte sie ja keine Ahnung, ob sich Vitale auch nur ansatzweise für Pferde interessierte. Und seine Bemerkung über die Heilpflanzen bot durchaus auch noch weitere Anknüpfungspunkte.


    "Du hast also viel von deiner Großmutter gelernt? So war es bei mir auch, allerdings waren das ganz andere Dinge." erzählte sie ohne die übliche Bitterkeit, wenn sie von ihrer Kindheit sprach, denn seit ihrer Hochzeit hatte Laevina sie weitgehend in Ruhe gelassen.
    "Du müsstest sie eigentlich kennen, sie lebt nämlich auch hier in diesem Haus. Ihr Name ist Germanica Laevina."

    Serrana sah überrascht von der Schriftrolle auf, die sich sich vor dem Gang in den Garten mehr oder weniger blind aus der Bibliotheca mitgenommen hatte, und legte diese dann neben sich auf der Bank ab. Ihr erster, noch recht ungläubiger Blick traf den jungen Sklaven, der ihr die Ankunft ihrer Cousine gemeldet hatte, doch nach dem zweiten, auf Axilla selbst, war kein Zweifel mehr möglich. Mit diesem Besuch hatte sie wirklich nicht gerechnet, schließlich hatte ihr letztes wirklich persönliches Gespräch in einem Streit geendet, und auf ihrer Hochzeit im April hatten die beiden Mädchen nicht mehr als die bei einem solchen Ereignis unverzichtbaren Belanglosigkeiten miteinander gewechselt. Sie brauchte ein paar Sekunden bis sich von der Überraschung erholt hatte, dann setzte sich Laevinas Benimm-Unterricht durch und Serrana stand auf, um ihrer Cousine ein paar Schritte entgegen zu gehen. "Salve, Axilla. Das ist aber eine Überraschung. Möchtest du dich nicht setzen?" Dieser Teil war einigermaßen einfach, denn es gab genug Gesprächsregeln, an denen man sich entlang hangeln konnte. Leider würden sie sich kaum allzu lange mit den belanglosen Begrüßungsfloskeln aufhalten können, aber darüber dachte Serrana jetzt lieber noch nicht nach. Stattdessen machte sie einem in der Nähe wartenden Sklaven ein Zeichen, ein paar Getränke und Knabbereien aus der Küche zu holen und machte eine einladende Handbewegung auf den Platz neben sich.


    "Ich kann aber auch ein paar Korbstühle holen lassen, das ist vielleicht bequemer."

    "Die anderen Sklaven aufmischen? "Oh nein, das wird sie ganz sicher nicht." Serrana sah Sedulus mit einer Mischung aus Überraschung und leichter Gekränktheit an und schüttelte dann vehement den Kopf. "Adula kann durchaus unangenehm werden, aber das passiert eigentlich nur, wenn man ihr ungefragt zu nahe kommt, oder mir..." Adula mochte als Ornatrix ja eine absolute Katastrophe sein und auch ihre sonstigen häuslichen Fähigkeiten hielten sich massiv in Grenzen, aber sonst ließ ihre Herrin nichts auf sie kommen.
    Bei dem Wort "Kinderzimmer" wurde Serrana ganz kurz flau im Magen, bis ihr klar wurde, dass Sedulus von Sabina und dem kleinen Pius sprach, der auch zur Zeit in der Casa Germanica lebte. Und da er offenbar ohnehin keine Antwort von ihr erwartete, ließ sich sich von Sedulus an der Hand zum nächsten Zimmer ziehen und sah sich, darin angekommen, neugierig um. Sowohl auf dem Bett als auch auf dem Boden war jede Menge Spielzeug verstreut, und da sie neben buntbemalten Schneckenhäusern und Steinen auch die eine oder andere Puppe ausmachen konnte, war es eigentlich klar, um wessen Cubiculum es sich hier handelte.


    "Das ist Sabinas Zimmer, oder?"

    "Vielen Dank, das ist sehr nett von dir." schaffte es Serrana gerade noch Valerian zu antworten, dann schossen auch ihr die Tränen in die Augen, und sie war froh, sich für einen kurzen Moment in der Umarmung ihrer Freundin zu verbergen. Im Grunde ging es immer noch über ihren Horizont, dass Calvena bald nicht mehr in Rom sein würde. Sie war einer der ersten Menschen gewesen, die Serrana nach ihrer Ankunft aus Nola kennengelernt hatte und war nach kurzer Zeit nicht nur ihre beste Freundin sondern auch ihre wichtigste Bezugsperson geworden. Neben Sedulus natürlich, aber das war etwas ganz anderes.


    "Versprich mir, dass ihr sofort zurückkommt, wenn es möglich ist, ja?" flüsterte sie leise bevor sie sich so unauffällig wie möglich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht wischte und sich mit einem etwas bemühten Lächeln zu Calvenas Schwägerin umdrehte.


    "Ich glaube, auf der Hochzeit hatten wir gar keine Gelegenheit, uns richtig kennenzulernen. Ich bin Iunia Serrana, und du heisst Melina nicht wahr?"

    "Ah, dann ist es ja gut." nickte Serrana zufrieden. Die letzte Nacht war zwar in mancherlei Hinsicht sehr erhellend gewesen und hatte höchst vielversprechende Perspektiven für die Zukunft eröffnet, aber so schnell ließ sich kleine campanische Tugendbold doch nicht abstreifen.
    Sie sah sich in dem Raum um, musterte die schlichte Einrichtung die hauptsächlich aus einfachen schmalen Betten und ein paar Regalen und Truhen bestand und nickte dann erneut. "Nun, ich denke, für Adula wird das völllig in Ordnung sein.Sie braucht nicht sehr viel und hat in Nola in den Unterkünften der Feldsklaven geschlafen." Erst jetzt wurde Serrana bewusst, dass ihre Leibsklavin damals vermutlich eine von wenigen wenn nicht sogar die einzige Frau unter den männlichen Sklaven gewesen war. Diesen Gedanken zu Ende zu denken, verkniff sie sich dann aber doch lieber, da dachte sie wesentlich lieber über die eventuellen nächtlichen Aktivitäten ihres Ehemannes nach.


    "Ich denke, ich bin nachts auch lieber mit dir allein." sagte sie mit einem verliebten Lächeln und sah dann wieder zur Tür. "Und was schauen wir uns als nächstes an?"

    Oja, der Gedanke an eine mögliche Schwangerschaft noch dazu eventuell in naher Zukunft machte Serrana in der Tat nervös. Und dass sie mit dieser Angst über dem normalen Maß lag, vermutete sie doch sehr stark, denn bei keiner ihrer Freundinnen, von denen einige in absehbarer Zeit heiraten würden, hatte sie ähnliche Anzeichen entdecken können. Darüber nachzudenken hielt Serrana allerdings für keine gute Idee, denn dann würde sie sich unweigerlich wieder mit ihren uralten Ängsten auseinandersetzen müssen, und das hieß es nach Möglichkeit zu vermeiden, weil es viel zu schmerzhaft war. Und wer wusste es schon, vielleicht würde sich das ganze Problem ohnehin von allein in Luft auflösen,wenn sie endlich wieder ein paar Nächte lang vernünftig hatte schlafen können...


    "Das werde ich machen, vielen Dank." sagte sie schnell und bemühte sich, Crios die ersehnte Amphore nicht allzu gierig aus der Hand zu reissen. Ob sie mit diesem Satz seine erste Empfehlung, seine Dosierungsanleitung oder auch beides beantworten wollte, ließ sie unbewusst offen. Einem unbeteiligten und neutralen Zuhörer von ihren Sorgen und Nöten zu erzählen, hatte Serrana durchaus geholfen, aber jetzt, wo das vermeintliche Wundermittel in greifbarer Nähe war, wollte sie nur noch weg und vergessen, wieviele verachtenswerte Schwächen sie gerade einem nahezu Fremden gegenüber preisgegeben hatte.


    "Wieviel bin ich dir für den Trank schuldig?"

    Ihr schwirrrte schon bald der Kopf von all den vielen Namen und Beschreibungen. Wie sollte sie sich die nur jemals merken können, noch dazu mit den jeweils passenden Gesichtern und Aufgaben?


    "Und die Sklaven schlafen alle hier oben? Aber doch nicht Frauen und Männer gemeinsam in einem Raum, oder?" Da Serrana jetzt einen ersten Eindruck gewonnen hatte, was man so alles anstelle konnte, wenn man gemeinsam die Nacht verbrachte, hatte diese Vorstellung doch etwas ziemlich anrüchiges...Apropos, da war doch noch etwas, das im Eifer der letzten Stunden völlig an ihr vorbeigangen war...


    "Wo wird Adula denn von jetzt an schlafen? Hier oben bei den anderen?" Bislang hatte ihre Leibsklavin ja auf einem zusätzlichen Bett in Serranas Cubiculum geschlafen, aber irgendwie hatte diese das Gefühl, dass das Sedulus für die Zukunft nicht ganz so recht wäre.

    Eigentlich hatten sich die beiden Mädchen ja schon voneinander verabschiedet und sich gegenseitig versichert, dass die Trennung wegen Valerians und Calvenas Umzug nach Germanien nur vorübergehend sein würde. Und obwohl Sedulus ihre gemeinsame Reise in den hohen Norden bereits am Tag nach ihrer Hochzeit angekündigt hatte, hielt es Serrana an diesem Morgen nicht in der Casa Germanica aus und schlich sich in aller Frühe von der Seite ihres schlafeneden Ehemannes und aus dem Haus, um ihre Freundin vor deren Abreise noch ein letztes mal zu sehen. Schon seit einigen Tagen war sie seltsam überdreht und fühlte sich nicht wirklich wohl, aber wenn sie noch einmal mit Calvena die Köpfe zusammenstecken konnte, würde es ihr sicher direkt wieder besser gehen.
    Ausser Atem und ein wenig flau im Magen traf sie schließlich in der Casa Quintilia ein und ließ sich von dem Ianitor direkt ins Atrium führen. Als sie ihre Freundin dort entdeckte, erhellte sich Serranas Gesicht, aber dann sah sie, dass auch Valerian und dessen Schwester anwesend waren, und bekam direkt ein schlechtes Gewissen, weil sie die Familie so kurz vor der Abreise noch störte.
    Ein wenig unschlüssig blieb sie im Eingang zum Atrium stehen und sah zu den dreien hinüber und ihr Gruß fiel dementsprechend leise und zögerlich aus.


    "Salvete euch allen. Ich komme sicher furchtbar ungelegen, tut mir leid."

    Serranas erleichtertes Lächeln fror nur wenige Sekunden später wieder ein und machte Platz für die nächste Verwirrtheit. Kaum hatte sie dank Septimas anschaulicher Erklärweise das Möhrenprinzip einigermaßen verinnerlicht, da ging es schon wieder weiter.


    "Wünsche? Was denn für Wünsche? Muss ich dafür irgendetwas besonderes können?" fragte sie mit neuaufkommender Unsicherheit nach.

    "Bei Strafe befragen? Oh, das wird sicher nicht nötig sein." sagte Serrana schnell, um ihren Mann von dieser Idee wieder abzubringen. "Sicher sind die Sachen irgendwo, wir müssen uns nur richtig umschauen."
    Nein, ihre Truhe musste sie unbedingt wiederfinden, schon allein, um Sedulus' Gesichtsausdruck zu sehen, wenn sie das durchsichtige Kleid wieder anzog. Bei der Gelegenheit konnte sie auch wunderbar die neuen Kosmetika ausprobieren, die Septima ihr geschenkt hatte und die wundervollen Düfte von Prisca...
    Serrana spürte, wie ihre Haut bei dem Gedanken daran leicht zu kribbeln begann. Die letzte Nacht hatte ihr einiges von ihrer Unsicherheit und ihren Komplexen genommen, und die Vorstellung, sich ihrem Ehemann nackt bzw in dem blauen Kleid (was im Grunde auf das selbe hinauslief) zu zeigen, machte ihr keine Angst mehr.


    Und wohin als nächstes? Vielleicht zuerst die praktischen Dinge und die angenehmen dann am Schluss...


    "Wie wäre es mit den Unterkünften für die Sklaven? Bei der Gelegenheit kannst du mir auch gleich erzählen, wofür die einzelnen Sklaven in diesem Haus zuständig sind. Bislang kenne ich ja nur Quadrata und den riesigen Germanen unten an der Tür."

    Jetzt war sie allmählich wirklich verwirrt. Sie hatte doch selbst gesehen, wie am gestrigen Morgen einige Sklaven ihre wenigen Besitztümer aus ihrem Cubiculum in der Casa Iunia getragen hatte...


    "Nun, wenn ich mich recht erinnere, sind die selben Sklaven, die Calvenas Sachen in die Casa Quintilia gebracht haben, auf dem Rückweg zur Casa Iunia gekommen, um meine Truhen hierher zu bringen. Habt ihr denn keinen Maiordomus, den wir fragen könnten?" Allzu kostbar waren diese Dinge zwar nicht, aber Serrana wurde bei dem Gedanken, dass sie eventuell verschwunden sein könnten, doch ein wenig flau. Immerhin lag die Kette ihrer Mutter mit dem Sonnenanhänger in einer dieser Truhe, die Börse ihres Vaters und der Brief ihres Großvaters. Auch all die Geschenke zu ihrem Geburtstag und natürlich auch die wunderschönen Kleider, die Sedulus ihr an dem Tag gekauft hattte, nachdem er bei Silanus um ihre Hand angehalten hatte.


    "Ja, das wäre mir sehr lieb." Am liebsten wäre sie jetzt direkt losgelaufen um weiter zu suchen. "Und dir vielleicht auch, das hellblaue Kleid von der Ägypterin ist nämlich auch bei diesen Sachen." Serrana zwinkerte Sedulus zu und streckte sich in die Höhe, um ihm einen kleinen Kuss zu geben, bevor sie sich wieder Richtung Tür wandte. "Wollen wir uns direkt auf die Suche machen?"

    "Ja, ich weiß genau, was du damit meinst." Serrana sah sich noch ein wenig in dem halbleeren Raum um und nickte. Komisch, dass es ihr soviel ausmachte, schließlich war ihre Freundin doch nur ein paar Häuser weitergezogen und lebte nach wie vor in der selben Stadt.
    Die Frage nach ihrem eigenen Gepäck brachte sie ein wenig in Verlegenheit, um das hatte sie sich seit dem vergangenen Morgen überhaupt keine Gedanken mehr gemacht.


    "Ähm ja, das dachte ich eigentlich schon." Serrana runzelte die Stirn und versuchte sich daran zu erinnern, ob sie ihre Sachen in den vergangenen Stunden irgendwo gesehen hatte. In ihrem neuen Cubiculum waren sie auf jeden Fall nicht, das wäre ihr trotz der Ablenkungen der letzten Nacht aufgefallen. "Irgendwo in diesem Haus müssen sie sein, aber ich habe keine Ahnung wo. Sie zuckte ein wenig verlegen die Schultern. "So furchtbar viel besitze ich ja eigentlich auch nicht, aber es sind schon zwei große Truhen und ein paar Kisten und Körbe..."