Beiträge von Iunia Serrana

    "Ach, du wohnst in der Casa Sergia?" fragte Serrana überrascht. "Dann kennst du vielleicht auch Sergia Chaerea und Duccia Clara, die leben auch dort. Ich war erst einmal dort, als wir einen Reitausflug gemacht haben. Und stell dir vor, Chaerea und ihre Freundin Calliphana haben mir einen kleinen Hengst geschenkt, der bei meinem Besuch damals noch ganz winzig war." Serranas Gesicht leuchtete bei dem Gedanken an den kleinen Rigel wie immer auf, doch bei Vitales nächsten Worten wich der freudige sofort einem bestürzten Gesichtsausdruck.


    "Oh, das tut mir Leid." sagte sie leise und biss sich auf die Unterlippe, weil sie so unbedacht nach der Familie des Sriba gefragt hatte. "Aber ich bin froh, dass es deinen Geschwistern gut geht. Sind sie viel jünger als du?"


    Serrana verzog das Gesicht und schauderte unwillkürlich, als Vitale ihr noch einmal bestätigte, dass sie mit ihrer Vermutung über die Aufgaben der mauretanischen Priesterinnen richtig gelegen hatte.
    "Ja, ich denke, ich verstehe, was du meinst. In so einem Fall könnte ich niemals im Tempel dienen,das ist ja schrecklich..."Immer noch ein wenig ungläubig schüttelte sie den Kopf."Melden sich diese Mädchen denn freiwillig? Ich kann mir das gar nicht vorstellen..." Nein, da dachte sie doch lieber über Askulap nach, da waren die Bilder in ihrem Kopf deutlich angenehmer.


    "Das hört sich wirklich interessant an. Woher weißt du denn soviel über Heilpflanzen?"

    Sie beantwortete seine Verbeugung hoheitsvoll mit dem passenden weiblichen Gegenstück und betrat dann das Zimmer. Direkt hinter der Tür blieb sie stehen und musste schlucken, nachdem sie sich einen Moment lang umgesehen hatte. Sicher, die Möbel waren noch da und standen auch nach wie vor am selben Platz, aber all die persönlichen Gegenstände, die diese Räume zu Calvenas Räumen gemacht hatten, waren nicht mehr da, und das war irgendwie traurig.


    "Es sieht komisch aus, so ohne ihre Sachen. Hier hat immer ihre Harfe gelegen, und da vorn stand die Truhe mit ihren Kleidern." Serrana seufzte und griff nach Sedulus Hand. "Aber das ist wohl so, wenn man auszieht. Mein Zimmer in der Casa Iunia sieht jetzt vermutlich auch ein wenig kahl und leer aus."

    Da sie von Adulas doch eher resoluter Frisiertechnik schon ziemlich abgehärtet war, genoss Serrana Sedulus' vorsichtige Bürstenstriche gleich doppelt und ein zufriedenes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.


    "Du machst das wirklich gut. Gib dir lieber nicht so viel Mühe damit, sonst komme ich auf den Geschmack und lasse dich jeden Morgen und Abend meine Haare bürsten." Sie ließ ihn noch ein wenig weiter werkeln, dann steckte sie ihr jetzt seidig glänzendes Haar zu einem lockeren Knoten im Nacken zusammen und wandte sich Richtung Tür.


    "So, jetzt bin ich bereit für unseren ersten Ausflug."

    Ein komisches Gefühl war das, von den Sklaven des Hauses so ehrerbietig begrüßt zu werden. Serrana fühlte sich eigentlich noch immer wie ein Gast des Hauses und nicht wie eine Herrin, die über das Personal bestimmen konnte und beschränkte sich zunächst auf ein freundliches Lächeln, während ihr Mann sich mit einigen Sklaven ein wenig unterhielt.
    Und der Eindruck, nur auf Besuch zu sein, verstärkte sich noch, als sie vor der vertrauten Zimmertür halt machten. Wie oft hatte sie hier schon gestanden, um Calvena zu besuchen.... Doch heute würde ihre Freundin wohl nicht mehr da sein, diese hatte ihr altes Heim ebenso hinter sich zurückgelassen wie sie selbst die Casa Iunia.


    "Am Morgen nach ihrer Hochzeitsnacht? Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen." sagte Serrana kichernd.

    Da sich ihr Gesicht mittlerweile hoffentlich wieder etwas entfärbt hatte, strich Serrana ihr hüftlanges Haar wieder nach hinten und warf es zurück über ihre Schulter, bevor sie Sedulus überrascht ansah.
    "Naja, wenn du magst, kannst du mir ein bisschen beim bürsten helfen, das ist ganz schön mühsam bei so langen Haaren." Sie setzte sich kurz aufs Bett, um sich ihre Sandalen anzuziehen, sprang dann jedoch direkt wieder auf und nickte.


    "Ja, gute Idee. Dann sehe ich als erstes in diesem Haus etwas vertrautes."

    Oja, interessant war das Gespräch allerdings gewesen, auch wenn Archias und Serrana die meiste Zeit aneinander vorbei geredet hatten. Allein die Tatsache, dass sie Axilla und ihm gemeinsame Orgien mit der ehemaligen Verlobten des Aeliers zugetraut hatte, war ihr heute noch peinlich...


    "Ähm ja, schon." sagte sie schnell und begann nun selbst ihr Haar so zu bürsten, dass Sedulus die nach längerer Zeit mal wieder aufsteigende Röte nicht sehen konnte. "Er hat hauptsächlich von seiner Arbeit gesprochen und wie Axilla und er sich kennengelernt haben."


    Kannte sie noch andere Räume in diesem Stockwerk? Achja, natürlich...
    "Ich kenne noch die beiden Zimmer, in denen Calvena gewohnt hat. Aber da können wir trotzdem gern nochmal hingehen."

    "Naja, nicht direkt bei den Aeliern. Nur bei Aelius Archias." ruderte Serrana wieder ein Stück zurück, während sie sich ihre Tunika über den Kopf zog. "Ich hab erst kurz vorher erfahren, dass er und Axilla heiraten wollten, und da wollte ich ihm die Einladung lieber persönlich vorbeibringen. Eigentlich ist er ganz nett, weißt du?" Wer war nochmal gleich Sedulus' Schwager? Achja, der Bruder des Kaisers. Gute Güte...
    "Nein, keine Ahnung, ich glaube, das hat er mir nicht erzählt. Wir haben hauptsächlich über Axilla gesprochen und über....äh Ägypten." Um ein Haar wäre ihr das Wörtchen "Kind" herausgerutscht, aber es war gerade nochmal gutgegangen. Eigentlich wollte Serrana vor ihrem Mann keine Geheimnisse haben, aber Axillas voreheliche Schwangerschaft und Fehlgeburt hatten schließlich nichts mit ihrer eigenen Ehe zu tun, und daher konnte sie auch guten Gewissens den Mantel des Vergessens darüber breiten.
    Und praktischerweise wechselte Sedulus direkt wieder das Thema, auch wenn es Serrana wurmte, dass er ihr die Entscheidung überließ. Dabei war es doch so herrlich angenehm, wenn einem derartige Dinge abgenommen wurden.


    "Dann lass uns oben anfangen." sagte sie nach kurzem Hin- und Herübelegen. "Da kenne ich fast noch gar nichts."

    Oh, da ergab sich doch direkt mal die Chance sich mal ein wenig erfahrener zu präsentieren!


    "Ha, im Palast des Kaisers bin ich schon gewesen, stell dir vor. Ich hab doch dem Verlobten von Axilla seine Einladung zur Hochzeit vorbeigebracht." Serrana machte ein wichtiges Gesicht, obwohl sie während ihres kurzen Aufenthaltes natürlich nur einen winzigen Teil der Räumlichkeiten dort gesehen hatte und so schnell vermutlich auch nicht wieder dorthin kommen würde. Das Verhältnis zu ihrer Cousine war derzeit schließlich alles andere als herzlich und eng, und eine Einladung in den kaiserlichen Palast damit mehr als fraglich.


    "Hm, lass mich mal überlegen. Am besten fangen wir oben an und hören im Keller auf, oder andersherum. Was meinst du?"

    Serrana glitt mit den Fingern über den zarten Stoff der hellrosafarbenen Palla, die ihre wohlmeinende Pronuba bereits über die Lehne eines der Korbstühle gelegt hatte und suchte sich schnell eine dazu passende Tunica heraus.


    "Schau mal, diese Palla hat die selbe Farbe wie mein Kleid damals bei den Ludi Romani. Wenn das mal kein gutes Zeichen ist." Während sie sich langsam anzog, sah sie zu Sedulus hinüber und nickte erfreut auf dessen Vorschlag hin. "Oja, das ist eine gute Idee. Ich hab nämlich ziemliche Sorge, dass ich mich in diesem Haus hier ständig verlaufen werde. Es kommt mir fast doppelt so groß vor wie die Casa Iunia."

    Eine Weile gelang es ihr noch, das immer lauter werdende Rumoren vor der Cubiculumstür erfolgreich zu ignorieren, aber dann wurde das Scheppern, Geschiebe und auch Gefluche doch zu laut.
    Mit großem Bedauern nickte Serrana und löste sich dann aus der Umarmung ihres Mannes, um aufzustehen und sich anzukleiden. Ein Griff an ihren Kopf zeigte ihr deutlich, dass als erstes vermutlich Adula aktiv werden musste, um das Haar ihrer Herrin gründlich auszubürsten. Im Moment schien es kreuz und quer abzustehen, und in einem derartig zerwühlten Zustand konnte sie sich unmöglich den übrigen Hausbewohnern oder gar möglichen Gästen präsentieren.


    "Ja, leider. Aber irgendwann müssen wir ja wieder unter die Leute gehen." Auch Serrana seufzte leise auf. So wie aussah, hatte gerade wieder der Alltag begonnen.

    Sie konnte sich sogar einen eigenen Namen für das Fohlen einfallen lassen, wenn sie wollte? Serranas Augen leuchteten auf, und sofort begannen vor ihrem inneren Auge zahllose Möglichkeiten aufzutauchen. Welchen Namen gab man denn einem Pferd? Schließlich sollte es ja schon etwas besonderes sein, irgendetwas, das auch einen Bezug zu dem Tier hatte. Etwas aus der Mythologie vielleicht? Oder ein Stern? Ja, ein Stern war eine gute Idee, das passte gut zu der niedlichen weißen Blesse des Fohlens. Aber welcher? Leider kam Serrana nicht mehr dazu, ausführlich über diese Frage nachzudenken, denn da kam ihr auch schon der vorwitzige Gast vom Nachbartisch in die Quere. Dank Adula und Baldemar war der Schreck nur ein kurzer, aber dennoch war es Serrana unendlich peinlich, soviel Aufmerksamkeit auf sich gezogen zu haben und dabei auch noch Prisca angerempelt zu haben.
    Schnell stand sie wieder auf, zuppfte hektisch ihr Kleid und ihre Frisur zurecht und blickte mit einem verlegenen Lächeln in die Runde ihrer Freundinnen.


    "Macht euch bitte keine Gedanken, es ist alles in Ordnung." murmelte sie mit hochrotem Kopf und nahm dankbar und ein wenig zittrig den Weinbecher aus Septimas Hand entgegen. Nachdem sie einen Schluck getrunken hatte und ein paar mal tief ein und ausgeatmet hatte, ging es ihr schon deutlich besser, und Schreck und Verlegenheit verwandelten sich in Ärger, zumal sie sich nicht wenig darüber ärgerte, dass sie selbst so wenig souverän reagiert hatte.


    "So ein elender Blödmann, was fällt dem eigentlich ein?" fauchte sie mit einem wütenden Blick hinüber zu den jungen Männern.
    "Nein, ich kenne die nicht, Calliphana, keine Ahnung, wie die auf so eine Idee gekommen sind. Am liebsten würde ich es ihnen ja irgendwie heimzahlen, aber was können wir Mädels schon machen?"


    Sim-Off:

    den eigenen Geburtstag verpennt, seufz.... -.^

    Ganz sanft und sacht, wie schon das eine oder andere Mal zuvor, glitt Serrana mit den Fingerkuppen über die Linien in Sedulus' Gesicht und wunderte sich, dass sie jedesmal wieder etwas neues darin entdeckte. Bereits vor einigen Monaten in der Bibliotheca der Casa Iunia hatte sie ihm gesagt, dass sie ihn gern ansah, und daran hatte sich bis heut nichts geändert. Und da sie nichts von den Gedanken ihres Mannes an mögliche gemeinsame Kinder ahnte, die ihm in diesen Moment durch den Kopf gingen, gab es nichts, das diesen Augenblick absoluten Friedens und Wohlbefindens in Serranas Inneren hätte stören können.


    "Das bin ich auch." sagte sie lächelnd und küsste ihn ebenfalls.

    Auch Serrana war im ersten Moment ein wenig überrascht, als Sabina so urplötzlich das Schreien einstellte und stattdessen leise und mitleiderregend vor sich hinweinte. Bislang hatte sie Sedulus' Tochter noch nicht wirklich gut kennengelernt, und so sah sie jetzt auch keinen Grund, an der Aufrichtigkeit der Kleinen zu zweifeln, die ihr aufgrund eigener schmerzhafter Erfahrungen mit Laevina ohnehin schon leid tat. Andererseits gab es auch keinen erkennbare Erklärung, warum ihre Großmutter lügen sollte. Nicht, dass sie das nie tat, aber bei dieser Geschichte konnte sie schließlich nichts gewinnen...


    "Sie hat dir etwas an den Kopf geworfen? Bist du denn sicher, dass es Absicht war und kein Versehen?" hakte sie vorsichtig nach, denn allein schon die Vorstellung, dass jemand tollkühn genug war, um so etwas zu wagen, schien Serrana schon ungeheuerlich, ganz abgesehen davon, dass es hier um ein kleines Mädchen ging...
    Gerade wollte sie zu einer weiteren Frage ansetzen, als Sedulus mit fragendem Gesichtsausdruck das Atrium betrat. Kein Wunder, das Geschrei war vermutlich bis auf die Straße hinaus zu hören gewesen...


    "Salve, Quintus. Nein, kein Aufstand. Nur ein Missverständnis zwischen Sabina und meiner Großmutter, nicht wahr?"

    "Nein, eigentlich ist mir das egal." sagte Serrana an Calvena gewandt. "Es ist völlig in Ordnung, wenn aus Rigel nur ein ganz normaler Hengst wird. Hauptsache, er fühlt sich bei mir wohl." Apropos, da gab es ja noch etwas ganz wichtiges zu abzuklären.


    "Gibt es bei euch eigentlich überhaupt genug Platz für ein weiteres Pferd?" Diese Frage war gleichermaßen für Sedulus und ihre Freundin bestimmt. Das es in der riesigen Casa Germanica einen Stall gab, davon ging sie ganz einfach aus, schließlich gab es den sogar im wesentlich kleineren Domizil der Iunier.
    Im ersten Moment erschrak sie sich ein bisschen, als der berühmte Wagenlenker sie höchstpersönlich ansprach, dann riss Serrana sich jedoch am Riemen und ließ das ihr am nächsten stehende Pferd zunächst an ihrer Hand schnuppern, bevor sie ganz vorsichtig erst seine Nüstern und dann seine Mähne berührte.


    "Nun, es ist ein kleiner Fuchs, und er ist etwas älter als ein halbes Jahr alt. Aber ob er zu einer besonderen Rasse gehört, kann ich dir leider nicht sagen." antwortete Serrana reichlich verlegen und ärgerte sich, dass sie sich die dumme Bemerkung mit dem Rennpferd nicht verkniffen hatte.

    "Ich danke dir." lächelte Serrana dankbar. "Er war schon ziemlich alt und eines Tages ist er einfach an seinem Schreibtisch eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht. Dafür sollte ich wohl wirklich dankbar sein, auch wenn ich ihn immer noch vermisse." Sie musterte Vitale unauffällig und versuchte, sich dessen Angehörige vorzustellen, Männer, Frauen und Kinder unterschiedlichen Alters, aber alle mit dieser auffallend dunklen Haut und fast schwarzen Augen.
    "Wo ist deine Familie eigentlich, Vitale? Lebt sie noch in Mauretania oder ist sie gemeinsam mit dir nach Rom gekommen? Und wo wohnst du überhaupt?" fragte sie unbedarft, da ihr der Scriba bislang so offen und freundlich Auskunft gegeben hatte. Ob er wohl verheiratet war?


    Als das Thema jetzt auf ihre Arbeit als Aeditua kam, erhellte sich Serranas Gesicht automatisch, denn darüber sprach sie immer ausgesprochen gern. "Calvena und ich sind gemeinsam ausgebildet worden, und stell dir vor, unser Lehrer, Durmius Verus, hat auf unserer Hochzeit das Opfer an Iuno durchgeführt." Bei dem Gedanken daran, welche Angst sie vor einer möglichen Ablehnung des Opfers durch die Göttin gehabt hatte, bekam Serrana immer noch eine leichte Gänsehaut, aber erfreulicherweise war ja alles glatt gegangen, und so fuhr sie nach kurzer Pause fort. "Calvena verrichtet ihren Dienst im Tempel der Iuno und ich bin Priesterin der Minerva. Wir sehen im Tempel nach dem Rechten, leiten die Tempeldiener an, kümmern uns um die Gläubigen und führen Opfer durch." Bei Vitales kurzer Bemerkung über die Priesterinnen in seiner Heimat bekam sie kurz große Augen. Ob sie das richtig verstanden hatte?
    "Wie meinst du das, dass sie den Priestern immer und in allen Dingen zu Diensten sein müssen? Meinst du, sie müssen mit ihnen...ähm...also, du weißt schon..." Was für eine schockierende Vorstellung! Serrana dachte automatisch an ihren alten Lehrer und die Pontifices, die sie im Cultus Deorum bereits kennengelernt hatte und zum ersten Mal seit ihrer Hochzeit wurde sie wieder rot.
    "Gibt es denn eine Gottheit, der du dich besonders verbunden fühlst?" fragte sie schnell, um das Gespräch wieder in unverfänglichere Bahnen zu lenken.

    Als Sedulus sie enger an sich zog, intensivierte auch Serrana ihre Umarmung und seufzte leise auf, als er ihr wieder so nah war, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. Es war ein ungemein schöner und intimer Moment und vielleicht gerade deshalb wurde ihr plötzlich bewusst, welches ungeheure Glück sie gehabt hatte, sich ihren Ehemann selbst aussuchen zu können. Allein schon die Vorstellung jetzt und hier mit einem Mann zu liegen, der ihr nicht das geringste bedeutete oder der sie körperlich nicht anzog oder gar abstieß, war ausgesprochen abschreckend. Wie gut, dass sie sich damit nicht länger beschäftigen musste.
    Serrana hatte für ein Weilchen die Augen geschlossen, doch als sie diese jetzt wieder öffnete, fiel ihr das breite Grinsen ihres Mannes auf. Er sah ja durchaus zufrieden aus, aber etwas irritiert war sie trotzdem.


    "Was ist denn so lustig?" fragte sie ein wenig misstrauisch.

    Eigentlich hatte Serrana sich bislang überhaupt noch keine Gedanken über die Zahlungsmodalitäten in den anderen Teilen der Welt gemacht. Warum auch, schließlich hatte diese für sie ja bis vor kurzem ausschließlich aus Rom und vielleicht noch den umliegenden Gebieten bestanden. Und ihre geliebten Schriftrollen ließen sich zwar detailliert über König, Kriege und epische Schlachten aus, aber so profane und praktische Dinge wie Geld kamen kaum vor.


    "Hm, ich weiß nicht. Ist ja auch egal." murmelte sie ein wenig verlegen über ihr mangelndes Wissen und küsste Sedulus erneut, um ihn davon abzulenken. Da kam die Bemerkung über ihre Augen gerade rechtzeitig...


    "Danke, das ist lieb von dir." antwortete sie leise, und der rosige Schimmer, der sich jetzt über ihre Wangen legte, zeigte deutlich, wie sehr sie sich über dieses Kompliment freute. Warum hatte sie sich nur vor der Hochzeit so viele Sorgen gemacht, dass sie seinen Erwartungen nicht würde genügen können? Es gab ganz offensichtlich einiges an ihr, dass Sedulus gut gefiel und er fand wunderbar, was sie tat...Serrana fiel ein riesiger Stein vom Herzen und ihre Berührungen wurden jetzt ein wenig forscher und weniger abwartend.

    Serranas Blick folgte automatisch dem ihrer Großmutter zu all den Tigeln und Tüchern, mit denen Adula sich auf dem Weg hinunter ins Balneum bepackt hatte und ärgerte sich maßlos, dass sie, von Laevina zweifellos so beabsichtigt, wie in alten Zeiten direkt ein schlechtes Gewissen bekam. So ein Unsinn, schließlich hatte Laevina ihr mittlerweile nichts mehr zu sagen, auch wenn sie Serrana nach wie vor stärker einschüchterte, als diese bereit war, anderen und vor allem sich selbst gegenüber zuzugeben. Aber vielleicht war das hier ja mal eine ganz gute Gelegenheit, um sich ein wenig freizustrampeln, auch wenn sie am liebsten ihrem Fluchtinstinkt nachgegeben und ins Bad geeilt wäre.


    "Ich kann baden, wann immer ich möchte." antwortete sie ärgerlich und reckte unwilkürlich den Kopf ein wenig in die Höhe, ohne zu ahnen, dass sie damit eine Bewegung ihrer Stieftochter wiederholte. "Und als ich mich fertig gemacht habe, war im Haus noch alles still und friedlich, warum hätte ich es also lassen sollen?" Serranas Blick ging hinunter zu Sabina, die in Laevinas Griffi mmer noch schrie und zappelte, als hinge ihr Leben davon ab.


    "Was hat Sabina denn so Schlimmes getan? Gehört habe ich sie bis vor einigen Minuten nicht, und wenn ich das richtig sehe, sind auch noch alle Vasen und sonstigen Gegenstände hier im Raum vollkommen intakt."