Beiträge von Iunia Serrana

    Den Göttern sei Dank kannte Serrana Sedulus mittlerweile gut genug, um zu wissen, wann er etwas ernst meinte und wann nicht, denn sonst hätte ihr Selbstbewusstsein in diesem Moment argen Schaden genommen. Da es jedoch recht offensichtlich war, dass er sie nur ein wenig auf den Arm nehmen wollte, beschloss sie, sich einfach auf das Spiel einzulassen.


    "Hm...naja...doch ja...? Das ist alles?" rief sie mit gespielter Empörung und strampelte sich mit Armen und Beinen los, bevor sie Richtung Bettrand robbte. "Dann kann ich ja wieder aufstehen und mich noch ein bisschen um die Gäste kümmern..."

    Noch vor nicht allzu langer Zeit wäre es Serrana ziemlich peinlich gewesen, dass Sedulus ihren neugierigen Blick bemerkt hatte, aber in den vergangenen Minuten waren ihre Körper einander bereits so nah gekommen, dass sie keine Scheu mehr von ihm empfand und es genoss, ihn in aller Ruhe zu betrachten. Schließlich streckte sie die Hand aus und fuhr sanft mit den Fingern über die Haut seiner Brust. Wie warm sie war...


    "Oja, das bin ich." sagte sie lächelnd und richtete sich nochmal ein Stückchen auf um ihn zu küssen. "Und was ist mit mir? Gefalle ich dir auch?"

    Achja, das Kleid...zahllose Stunden hatte Serrana damit zugebracht, es zu weben und es akribisch auf jeden noch so kleinen Fehler zu untersuchen, doch jetzt richtete sie sich halb auf, zog es sich schnell über den Kopf und warf es achtlos auf den Boden neben das Bett, wo es neben dem ebenfalls längst vergessenen Myrthenkranz liegen blieb. Dann stützte sie sich leicht auf den Ellenbogen auf und sah ihrem Ehemann gespannt dabei zu, wie dieser nun seinerseits begann seine restliche Kleidung abzustreifen.

    Noch schöner? Eigentlich war Serrana jetzt schon mehr als positiv überrascht und zufrieden, aber man lernte ja schließlich nie aus... Während Sedulus sich langsam immer höher schob, glitten ihre Hände in sein Haar, über seine Schultern und Arme und krallten sich zwischendurch immer wieder kurz im Stoff seiner Tunica fest.


    "Hauptsache, du hörst nicht auf." seufzte sie geniesserisch und erschrak einen Wimpernschlag lang über sich selbst. Noch vor wenigen Stunden hätte sie sich nicht träumen lassen, dass sie jemals so etwas sagen würde, aber da hatte sie sich auch andere Dinge kaum vorstellen können, die ihr jetzt vollkommen natürlich erschienen.

    Serranas Atmung hatte sich bereits vor einiger Zeit deutlich beschleunigt, doch jetzt keuchte sie auf sein Berührung hin auf und stemmte sich ihm unbewusst noch ein bisschen mehr entgegen.


    "Das...das ist... schön." brachte sie ein wenig stockend hervor und bemühte sich, Sedulus mit ihren Händen noch ein wenig enger an sich zu drücken.

    Da Sedulus mit seinen Zärtlichkeiten übergangslos weitermachte, bekam Serrana gar nicht bewusst mit, dass sie sich beide plötzlich auf dem Bett und nicht mehr daneben befanden. Und seltsamerweise war es ihr auch gar nicht peinlich, dass er nach und nach immer größere Teile ihres Körpers von der Tunica befreite, dafür bereiteten ihr seine Hände auf ihrer Haut viel zu viel Wohlgefühl und Genuss. Und je weiter er ging, desto stärker wurde in Serrana der Wunsch, nun auch etwas mehr von seinem Körper und seiner Haut zu sehen und vor allem zu erfühlen.


    "Kannst du das vielleicht ausziehen?" fragte sie ebenso leise wie zuvor, nachdem sie ohne größeren Erfolg an seiner Tunica herumgezogen hatte.

    Vermutlich hätte sie gar nicht sagen können, mit welcher Antwort sie am ehesten gerechnet hätte, aber diese spezielle war es ganz sicher nicht. Serrana, die in Sedulus' Augen sehen konnte, dass er die Wahrheit sagte, schmiegte sich, ohne auch nur einen weiteren Gedanken an irgendwelche Abläufe zu verschwenden, einfach an an ihn, schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn erneut.


    "Ich liebe dich auch." wisperte sie fast ebenso leise, und dann begannen ihre Hände ihrerseits über Sedulus' Körper zu wandern und erforschten nach und nach und immer weniger zögerlich Brust, Arme und Rücken, während sie zur selben Zeit seine Liebkosungen genoss. Ja, was gerade geschah, war neu und ungewohnt, aber es fühlte sich auch sehr schön an, und vor allem absolut richtig.

    Ihr Blick folgte dem kurzen Flug des wollenen Gürtels, dann sah Serrana an ihrem Körper und der Tunica recta hinunter, die nun lose ihren Körper umhüllte. Und was kam jetzt? Während sie ein wenig unschlüssig an dem Stoff herumzupfte, überlegte Serrana fieberhaft, was sie jetzt als nächstes tun sollte. Über diesen Teil der Hochzeitsnacht hatten ihr leider weder Axilla noch Septima etwas erzählt...Ob Sedulus erwartete, dass sie sich jetzt weiter auszog? Oder vielleicht ihn? Es gab so viele Möglichkeiten...


    "Ähm, soll ich die Tunica jetzt ausziehen, oder möchtest du vielleicht....?"fragte sie daher sicherheitshalber und wurde jetzt doch wieder etwas nervös.

    Für einen Moment lang war Serrana sicher, dass Sabina sie gehört hatte, denn die Kleine schien den Kopf in ihre Richtung zu drehen prallte dann jedoch gegen einen recht beleibten Passanten. Serrana erschrak kurz, doch bevor der Mann noch irgendwie reagieren konnte, tauchte ein zweites Kind auf und zog Sabina von ihm und damit auch weiter von ihr fort. Wer war denn nur dieser Junge? Pius konnte es nicht sein, den hatten sie ja schließlich daheim gelassen...
    Serrana beschleunigte ihre Schritte und folgte den Kindern in das immer dichter werdende Gewühl, wobei sie in regelmäßigen Abständen Sabinas Namen rief. Irgendwann musste das Mädchen doch mal auf sie aufmerksam werden...

    "Ist das da vorn wirklich DER Tolimedes?" fragte Serrana aufrichtig beeindruckt und musste sich sehr anstrengen, um den berühmten Wagenlenker nicht allzu offensichtlich anzustarren. Von dem erst seit einigen Minuten beendeten Rennen hatte sie ja herzlich wenig mitbekommen und auch sonst hielten sich ihre Kenntnisse über die Geheimnisse und Besonderheiten des Rennsports mehr als in Grenzen, aber Tolimedes war sogar ihr ein Begriff.


    "Wo willst du denn hin? Willst du ihn etwa ansprechen?" fragte sie doch leicht erschrocken, als ihr Verlobter unbeirrt auf den Wagenlenker zumarschierte.

    "Hm, wie?" Serrana war immer noch derart von Sedulus Aktivitäten auf der zarten Haut ihres Halses abgelenkt, dass ihr Interesse an ihrem Gürtel und dessen Knoten zur Zeit gleich null war. Das Wohlgefühl, das auf ihren Lippen begonnen hatte, breitete sich allmählich in ihrem gesamten Körper aus und verdrängte immer mehr ihre anfängliche Nervosität und Anspannung. Erst auf Sedulus' doch ein wenig unromantisches Knurren hin nahm sie den Kopf mit deutlichem Bedauern wieder nach vorn und musste ein kleines Kichern unterdrücken, als sie sah, wie hilflos ihr frischangetrauter Ehemann an dem wollenen Gürtel herumzerrte.


    "Oh, das war Großmutter, vielleicht wollte sie dich damit ärgern." sagte sie und kicherte jetzt doch. "Sie hätte bestimmt ihren Spaß, wenn sie dich jetzt so sehen könnte." Serrana nahm ihre Hand aus seinem Nacken und legte ihre Hände leicht auf die seinen, bevor sie ihn erneut küsste. "Versuch doch mal, an dem Stück da zu ziehen, das könnte klappen..."

    "Hm...ich weiß nicht genau..." antwortete Serrana fast schon ein wenig unwillig, weil er für die Frage zumindest kurz das Küssen einstellte. "Ich mag einfach, wie es sich anfühlt, es ringelt sich so schön um meine Finger..." Serrana schloss wieder die Augen und seufzte leise und wohlig auf, als Sedulus' Lippen zu ihrem Hals hinunter wanderten. Sein Genestel an ihrem von Laevina so sorgsam geknoteten Gürtel bekam sie nur am Rande mit. Überhaupt stellte sie fest, dass es viel angenehmer und entspannender war, einfach das zu geniessen, was im Moment gerade geschah, als sich Gedanken oder Sorgen darüber zu machen, was vielleicht noch geschehen würde.
    Noch ein kleiner Seufzer und Serrana legte unbewusst den Kopf ein wenig in den Nacken, um Sedulus einen besseren Zugang zu ihrem Hals zu gewähren.

    Ja, ohne den Schleier war es tatsächlich besser. Alles kam ihr auf einmal viel realer und nicht mehr so unwirklich vor wie noch vor wenigen Minuten. Und auch Sedulus war real, sie konnte seine Hände und seine Lippen spüren und beides fühlte sich gut an. Ihr Ehemann....wirklich vorstellen konnte Serrana sich das immer noch nicht, obwohl sie sich in den letzten Tagen und Wochen mit nichts anderem beschäftigt hatte als mit dieser Hochzeit. Bislang hatte sie auch noch Schwierigkeiten, sich selbst als Ehefrau zu sehen, aber Durmius Verus hatte ja deutlich gesagt, dass ihnen von Iuno eine lange Ehe zugebilligt worden war, also hatte sie noch alle Zeit dieser Welt, sich an diesen neuen Zustand zu gewöhnen. Aber all das war in diesem speziellen Moment nicht so wichtig, jetzt zählte nur, dass Sedulus und sie endlich zusammen sein konnten und sich vor niemandem mehr verstecken oder rechtfertigen mussten. Ein schönes Gefühl war das...
    Ohne lange darüber nachzudenken, rückte Serrana noch etwas enger an Sedulus heran und legte ihre Hand in seinen Nacken um mit den Fingern durch sein kurzes Haar zu fahren.


    "Ich mag dein Haar wirklich gern." murmelte sie kurz zwischen zwei Küssen, dann konzentrierte sie sich wieder darauf, ihre Gefühle auch ohne Worte auszudrücken.

    Mittlerweile hatte Serrana den Sklavenmarkt einmal umrundet, und ihre Unruhe wuchs. Sich immer wieder um die eigene Achse drehend lief sie langsam weiter und schirmte ihre Augen mit der Hand ab, um in der strahlenden Frühlingssonne besser sehen zu können. Vielleicht hatte Sedulus die Kleine ja inzwischen gefunden...Ob sie vielleicht einmal kurz zurück zur Bühne gehen sollte, wo Teutus nach wie vor stand? Kaum hatte Serrana sich in die entsprechende Richtung gedreht, da merkte sie plötzlich auf, denn durch all den Lärm um sie herum hatte sie auch deutlich vernehmbar das Juchzen eines Kindes gehört, das große Ähnlichkeit mit Sabinas Stimme hatte.
    Serrana schob sich ein wenig ungeduldig an zwei fülligen Matronen vorbei, die ihr im Weg standen und entdeckte plötzlich einen bekannten blonden Haarschopf, der durch die anwesenden Menschen flitzte. Und war da noch ein zweites Kind gewesen?


    "Sabina! Warte doch, lauf nicht schon wieder weg!" rief sie dem Mädchen hinterher, bevor sie sie versuchte diesem zu folgen, was natürlich nicht ansatzweise so schnell funktionierte wie bei dem Kind.

    "Ja, das kann er wirklich sein." nickte Serrana bestätigend. "Septima war wirklich eine wundervolle Pronuba, ich bin so froh, dass ich sie darum gebeten habe."
    Achja, der Schleier...Nach all den Stunden hatte sie sich schon fast daran gewöhnt, alles nur durch einen safranfarbenen Nebel wahrzunehmen, aber jetzt hatte dieses Hochzeitsutensil wirklich ausgedient. Vorsichtig, um weder ihre Frisur noch den Myrthenkranz auf ihrem Kopf in Unordnung zu bringen, griff Serrana mit beiden Händen nach oben und nahm langsam den durchscheinenden Stoff ab, bevor sie ihn über die Lehne eines der beiden Korbstühle legte. Dann ging sie zu Sedulus zurück und ließ zu, dass er sie an sich zog. Diese Berührung hatte bei aller Aufregung auch etwas Vertrautes, und so fiel ihr Lächeln schon ein wenig entspannter aus, als sie ihm die Hände auf die Brust legte und nach oben sah.


    "Besser so?"

    Der zuständige Beamte schien sich zwar an sie zu erinnern, wirkte aber ein wenig muffelig. Ob seine Stulle wohl diesmal nicht geschmeckt hatte? Serrana sah ihn ein wenig mitleidig an, war jedoch viel zu gut gelaunt, um sich davon lange beeindrucken zu lassen.


    "Salve. Ja, das darf man, vielen Dank." antwortete sie und lächelte erst den Beamten und dann Sedulus an. "Jetzt sind wir hier, um unsere Ehe eintragen zu lassen."

    Der heutige Tag war wirklich lang gewesen, mit all den traditionellen Riten und Zeremonien, wie den Opfern und dem Brautzug, und nicht zuletzt mit dem rauschenden Fest in der Casa Germanica, das immer noch in vollem Gange war, wenn man den lauten fröhlichen Stimmen und der Musik Glauben schenkte. Im Laufe der Stunden und durch all die angenehmen Ablenkungen waren Serranas Aufregung und Nervosität zwar ein wenig kleiner geworden, doch kaum stand sie gemeinsam mit Sedulus und ihrer Pronuba vor der halbgeöffneten Tür ihres zukünftigen Cubiculums, da kehrten sie in ungeahntem Ausmaß zurück. Kurz drückte Septima noch ihre Hand, dann war sie auch schon verschwunden, und Serrana schluckte kurz, bevor sie an Sedulus' Seite das Zimmer betrat. Wie schön der Raum doch aussah! Wäre Serrana ein wenig entspannter gewesen, dann wären ihr vermutlich noch viel mehr Details aufgefallen, doch auch so hing ihr Blick andächtig auf dem weissen Stoffbaldachin über dem Bett, den vielen Blüten und all den anderen Dingen, die im Licht der Öllampen so liebevoll dekoriert worden waren.
    "Es sieht wunderschön aus, findest du nicht?" fragte sie leise und sah kurz Sedulus an, bevor sie den Blick wieder senkte und sich selbst für ihre aufkeimende Angst verfluchte. Warum musste das denn nur so sein? Septima hatte sich schließlich alle Mühe gegeben, ihr ihre Nervosität wegen der Hochzeitsnacht zu nehmen, und auch Axilla hatte ihr bereits vor etlichen Monaten viele Dinge erklärt. Damals war ihr auch alles ganz einleuchtend vorgekommen, und trotzdem schlug ihr jetzt das Herz bis zum Hals... Wenn sie sich doch damals in der Bibliothek nicht so angestellt hätte, dann müsste sie sich jetzt nicht so viele Gedanken machen. Dann wäre es einfach passiert...
    Ob Sedulus wohl irgendetwas bestimmtes von ihr erwartete? Irgend einen Satz, eine Berührung? Was für ein Glück, dass sie immer noch den Schleier trug, auf diese Weise sah man ihr ihre Unsicherheit und Angst wenigstens nicht so an. 'Sei einfach du selbst' hatte Septima zu ihr gesagt...Im Moment war da leider nicht allzu viel, daher blieb Serrana einfach auf der Stelle stehen und sah Sedulus wieder an. Das half ein wenig, denn jetzt wurde ihr wieder klar, wie sehr sie in seiner Nähe sein wollte. Und alles andere würde sich schon irgendwie ergeben.

    Deutlich entspannter als bei ihrem ersten Besuch in der Eheregistratur stand Serrana neben Sedulus vor der geschlossenen Tür des zuständigen Officiums und wartete auf eine Reaktion aus dem Inneren des Raums.
    Natürlich war es spannend, ihre Ehe jetzt offiziell eintragen zu lassen, aber in ihren Augen waren die Hochzeit selbst und vor allem Iunos Segen viel wichtiger gewesen.


    "Ob er wohl gerade wieder Mittagspause macht?" fragte sie leise und kicherte vor sich hin.

    Überrascht starrte Serrana den grobschlächtigen Mann an, der den Zugang zum Rennstall der Veneta versperrte und sich nicht mal von dem Purpurstreifen eines Senators beeindrucken ließ.


    "Sind die immer so streng hier?" fragte sie mit halblauter Stimme und sah zwischen Sedulus und Calvena hin und her. "Da war ja der Praetorianer vor dem kaiserlichen Palast noch freundlicher."