Beiträge von Iunia Serrana

    Eigentlich war es ohnehin erstaunlich gewesen, wie lange Serranas Selbstbeherrschung trotz Nervosität und leichtem Zittern funktioniert hatte, doch als die ersten Glückwünsche begannen, war es damit endgültig vorbei. Kaum hatte Septima sie in die Arme geschlossen, da schossen Serrana bereits die Tränen in die Augen und kullerten ungebremst ihre Wangen hinab. Nicht zum ersten Mal am heutigen Tag war sie froh einen fast undurchsichtigen Schleier zu tragen, die Götter wussten, was gerade mit ihrer sorgfältig aufgetragenen Schminke geschah...


    "Vielen Dank" wisperte sie zurück. "Und Danke auch für all die anderen Sachen, die du für mich getan hast, du weißt schon." Wie gut, dass Sedulus sie gerade an sich zog, Serrana rückte bereitwillig an ihn heran und lehnte kurz ihren Kopf an seine Schulter, um sich wieder ein wenig zu erden und etwas von seiner beneidenswerten Ruhe in sich aufnehmen zu können.
    Ein paar Augenblicke und einen kleinen Schniefer später ging es schon wieder besser und Serrana schenkte dem nächsten Gratulanten, Septimas Ehemann Aurelius Ursus, ein dankbares Lächeln, bevor sie auf Sedulus' Vorstellung antwortete.


    "Wir haben uns ganz kurz auf den Fontinalia kennengelernt." erklärte sie und musste bei dem Gedanken daran, wie Sedulus sie damals ihren Gesprächspartnern entführt und ihr dann den Garten gezeigt hatte, schmunzeln. "Vielen Dank, Aurelius Ursus. Ich hoffe, Septima und du seid auch noch in vielen Jahren miteinander glücklich."

    Da Teutus vorn an der Bühne die Stellung hielt, machte sich nun auch Serrana auf die Suche nach ihrer Stieftochter. Solange sie nicht sicher sein konnte, dass es Sabina gut ging, würde sie ohnehin keine Ruhe haben, da konnte sie sich auch genauso gut ein wenig umsehen. Wo die Kleine nur geblieben war? Wohl am ehesten in der Nähe von etwas, das für Kinder interessanter war als eine Sklavenauktion. Serrana ließ ihren Blick über die anliegenden Marktstände gleiten und steuerte dann auf die Auslage eines Händlers zu, der kleine Holztiere verkaufte, die Sabina eigentlich gefallen müssten. Hoffnungsvoll sah sie sich erneut um, aber auch hier keine Spur von der kleinen Germanica. Serrana drehte sich ein paar mal um die eigene Achse und spürte, wie sie allmählich wirklich nervös wurde, schließlich gab es auf so einem belebten Platz mehr als genug Gefahren für ein fünfjähriges Mädchen..


    "Sabina, hörst du mich?" rief sie mit wenig Hoffnung in das laute Gewimmel um sie herum. "Dein Vater sucht dich schon überall, wo bist du denn nur?"

    Beim Rennstall vorbeischauen? Und ob sie das wollte! Schließlich war Serrana seit einigen Tagen selbst stolze Pferdebesitzerin, und auch wenn das Kleine noch lange nicht ausgewachsen war, so hatte sie es doch schon sehr ins Herz geschlossen und interessierte sich auch deutlich mehr für seine großen Artgenossen.


    "Also ich würde sehr gern mitkommen, was meinst du?" fragte sie aufgeregt an Calvena gewandt. Ein Blick auf Archias und Axilla zeigte ihr, dass die beiden jetzt vermutlich ganz andere Dinge im Kopf hatten und sie vermutlich nicht weiter vermissen würden. Logisch eigentlich, wo sie gerade mal seit fünf Minuten verheiratet waren...

    Sedulus' Hand fühlte sich gut an, stark, beruhigend und warm, und Serrana schämte sich ein wenig für ihre eigene, die nach wie vor ziemlich zittrig und vor lauter Aufregung vermutlich auch kalt war. Aber dann lächelte er sie an, Septima umwickelte ihrer beide Hände mit dem Band, und Serrana vergaß alles andere und war einfach nur noch glücklich. War sie jetzt wirklich eine verheiratete Frau, und Sedulus ihr Ehemann? Unglaublich...

    Serrana warf noch einen letzten bedauernden Blick zur Bühne und seufzte leise. "Schade, er wäre sicher ein guter Lehrer gewesen, aber da haben wir wohl Pech gehabt. Und vermutlich hat dieser Sklave jetzt ein ruhigeres Leben, wo er sich nicht mit Sabina und Pius herumschlagen muss. Aber es eilt ja auch nicht so, die beiden sind ja noch sehr jung." Sie legte leicht die Hand auf Sedulus' Unterarm und ließ den Blick über den Marktplatz und die vielen Stände schweifen. "Mit den Sklaven hatten wir ja heute nicht allzu viel Glück, wollen wir uns noch ein bisschen so umsehen?"

    Serrana hörte aufmerksam zu, während Perisander sprach und nickte zufrieden, als er seine diversen Sprachkenntnisse aufzählte. Sehr gebildet schien er auf jeden Fall zu sein, aber ob er auch mit den Aufgaben eines Hauslehrers zufrieden sein würde? Schließlich war ja nicht jeder für den Umgang mit Kindern geschaffen.
    Ein kurzes Zaudern,ob sie das nicht einfach an Sedulus weitergeben sollte, dann raffte Serrana sich zu einer eigenen Frage an den Sklaven auf der Bühne auf.


    "Hast du denn schon mal Kinder unterrichtet, oder würdest es dir zutrauen?"

    Serranas Entäuschung darüber, dass die Sklavin in letzter Sekund von jemand anderem ersteigert worden war, wurde schnell von Neugier überlagert, als sich der siegreiche Käufer jetzt nach vorn zur Bühne schob.


    "Komisch, der sieht gar nicht so aus, als könne er sich eine Sklavin leisten."sagte sie überrascht und runzelte dann die Stirn. "Und irgendwie habe ich das Gefühl, als hätte ich den schon mal gesehen, aber wahrscheinlich irre ich mich." Etwas in den Gesichtszügen dieses abgerissen wirkenden Mannes kam ihr bekannt vor, doch auf Decimus Verus, mit dem sie sich an dem Tag im letzten Spätsommer , an dem sie Calvena auf den Trajansmärkten kennengelernt hatte, kurz unterhalten hatte, kam sie nicht.


    "Und wer hat die 2000 Sesterze geboten? Hast du den gesehen?" fragte sie mit einem Blick zu Sedulus. Wer auch immer der späte Bieter gewesen war, war offenbar schnell vom Ort des Geschehens verschwunden, denn Serrana konnte niemanden mehr entdecken. Viel Zeit darüber nachzudenken, blieb ihr jedoch nicht, denn plötzlich fiel ihr etwas ganz anderes und wesentlich wichtigeres auf. "Wo ist überhaupt Sabina? Ich kann sie gar nicht sehen, sie war doch eben noch an deiner Seite..."

    Entschlussfreudigkeit war war nun wirklich nicht die hervorstechendste von Serranas Eigenschaften, und so sah sie reichlich hilflos ein paar mal zwischen dem jungen Mädchen auf der Bühne und Sedulus hin und her, bevor sie sich schließlich einen Ruck gab und nickte. "Ja, biete bitte mit. Dieses Mädchen sieht vertrauenswürdig aus, und wenn ich in Zukunft endlich vernünftig frisiert werde, dann nehme ich dafür notfalls auch noch ein bisschen mehr Stille in Kauf. Ich bin ja mittlerweile daran gewöhnt." Serrana hatte auch diesmal nicht besonders laut gesprochen, trotzdem ertönte ein unüberhörbar empörtes Schnauben in ihrem Rücken.

    Serrana fing das kurze schüchterne Lächeln der jungen Sklavin auf und erwiderte es automatisch, bevor sie Sedulus antwortete. "Ich kenne mich mit Sklavenauktionen ja überhaupt nicht aus, aber das Mädchen macht einen netten Eindruck. Schade, dass sie gar nichts sagt..." Adula bekam auch kaum Wort über die Lippen, und das obwohl sie durchaus Latein verstand und sprach. Und ob ihr eigenes Redevolumen noch für eine weitere schweigsame Sklavin in ihrer Gesellschaft reichen würde, war sich Serrana nicht sicher.

    Serrana schnappte überrascht nach Luft, als Sedulus sie plötzlich küsste, denn immerhin befanden sie sich ja schließlich in einem Tempel! Aber siehe da, es fühlte sich gut an. Sehr gut sogar, und so ließ Serrana Tempel Tempel sein und legte in diesen Kuss all die schönen Dinge, die an diesem Tag bereits geschehen waren. Und das waren ja eine ganze Meng gewesen...
    Komischerweise hatte sie jetzt auch gar kein schlechtes Gewissen mehr, vielleicht hatte die Göttin der Liebe ja kein Problem damit, wenn sich ihre Gläubigen vor ihrem Kultbild küssten.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit, die trotzdem leider viel zu schnell wieder verging, lösten sich die beiden wieder voneinander und Serrana lächelte Sedulus vergnügt an.


    "Und was machen wir jetzt? Ich bin gar nicht mehr müde, und wie sieht es bei dir aus?"

    Als Sedulus, Sabina und Serrana mit den beiden Sklaven im Gefolge auf dem Sklavenmarkt eintrafen, schien gerade eine Versteigerung begonnen zu haben, und Serrana wurde sofort hellhörig, als sie das Wörtchen "Kosmetik" aus dem Mund des Händlers hörte. Neugierig warf sie einen Blick auf das Mädchen auf der Bühne, das kaum älter aussah als sie selbst und zupfte Sedulus dann am Ärmel seiner Tunika.


    "Schau mal, das Mädchen. Was meinst du, ob die wohl auch frisieren kann?" Den letzten Satz hatte sie relativ leise hinterhergeschickt, schließlich wusste sie ja, wie empfindlich Adula auf dieses delikate Thema reagierte.

    Zwar lebte Serrana mittlerweile bereits einige Tage in der Casa Germanica, aber trotzdem war ihr dieses immer noch ein wenig fremd, und alles kam ihr irgendwie viel größer und verwinkelter vor als daheim im Stammhaus der Iunier.
    So war sie auch ein wenig ausser Atem, als sie ein paar Minuten nach ihrem Ehemann das Atrium betrat und lächelnd auf ihn zueilte. Adula, die ihr wie üblich wie ein Schatten folgte, war selbstverständlich entspannt und ruhig wie eh und je, und nichts deutete darauf hin, dass der erst vor kurzem vollzogene Umzug sie in irgendeiner Weise beeindruckt hätte.


    "Oh, da bist du ja schon, Quintus. Ich hoffe, du musstest nicht allzulange auf mich warten." Mittlerweile war sie bei Sedulus angekommen und stellte sich leicht auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss zu geben. Ein wenig ungewohnt war es ja schon, ihn jetzt mit seinem Vornamen anzusprechen, aber vor den Sklaven ging ihr das immer noch leichter von den Lippen als das eine oder andere Kosewort, das sie sich bislang für ihre gemeinsamen Stunden zu zweit aufgespart hatte.

    Sabina schien tatsächlich nicht ansatzweise so ängstlich zu sein wie sie selbst in diesem Alter, und das, obwohl sie bereits ganz ähnliches durchgemacht hatte. Ob das einfach nur ein Zeichen dafür war, dass sie, Serrana, von Natur aus schwach war, wie ihre Großmutter es immer mal wieder behauptet hatte? Besonders mutig war sie wirklich nie gewesen, aber war das gleichbedeutend mit schwach?
    Serrana schob diesen Gedanken nach kurzem Grübeln zur Seite und lächelte auf Sabinas und auch Sedulus' Beteuerungen hin.


    "Ja, das mag sein. Ich hab bislang leider erst einmal reiten können, aber ich fand es auch sehr spannnend. Vielleicht können wir ja irgendwann später mal zusammen ausreiten, wenn wir es beide richtig gelernt haben."


    Die kleinen Holztierchen waren eigentlich nur ein Schuss ins Blaue gewesen, und Serrana war selbst erstaunt, wie gut sie bei Sedulus' Tochter ankamen. Eigentlich würde sie sie mit dem Rest ihres Spielzeugs am Vorabend ihrer Hochzeit opfern müssen, aber schon bei dem Gedanken daran krampfte sich Serranas Magen zusammen. Es gab ohnehin nur noch so wenig, was sie mit ihrem Vater verband, und diese Tiere hatte er mit seinen eigenen Händen geschnitzt und das für sie! Vielleicht war das ja ein Wink des Schicksals, wie sie Sabina eine Freude machen und sich selbst vor einem schmerzhaften Verlust bewahren konnte.


    "Ja, natürlich kannst du sie dir ausleihen. Ich würde mich freuen, wenn endlich mal wieder ein Kind mit ihnen spielt. Du musst mir nur versprechen, dass der Esel nie von der Kuh getrennt wird, das würde ihm nämlich gar nicht gefallen."

    Auf Sedulus' Frage hin sah Serrana sich automatisch um, als könne sie auf diese Weise einen heimlichen Beobachter entdecken und lächelte dann. "Ja, mag sein, aber schließlich ist das hier der Tempel einer Göttin, da ist es ja eigentlich logisch, dass sie ihre Besucher genau begutachtet. Aber wir zwei haben ja nichts zu verbergen, nicht wahr?" Bei diesen Worten stupste sie Sedulus leicht in die Seite, bevor sie ein wenig nachdenklicher wurde.


    "Natürlich kann man da bei einem unblutigen Opfer nicht sicher sein, weil ja kein "Litatio" verkündet wird. Aber ich habe auf jeden Fall ein gutes Gefühl, und das ist doch schon besser als nichts, meinst du nicht?"


    Inzwischen hatte sich ein etwas verzweifelt aussehender junger Mann dem Kultbild genähert, der ganz offensichtlich etwas auf dem Herzen hatte und der nun seinerseits Anstalten machte, der Göttin der Liebe etwas zu opfern.


    "Wir sollten ihn lieber allein lassen, er möchte sicher in Ruhe beten." flüsterte sie an Sedulus gewandt. "Sollen wir wieder nach draussen in die Sonne gehen?"

    Ein klein wenig zitterte ihre Hand schon, als Serrana Sedulus zu dem Tisch mit den bereitgelegten Urkunden folgte und diese ihrerseits unterzeichnete. Nachdem sie das erfolgreich hinter sich gebracht hatte, atmete sie erleichtert auf, zwinkerte kurz Calvena zu, die nun ihrerseits mit Valerian an der Reihe war, und ging dann mit Sedulus zu dem unbekannten jungen Mann zurück, der ihnen bereits gratuliert hatte.


    "Vielen Dank." lächelte Serrana ihn an und schaute sich dann unwillkürlich nach Septima um. "Unsere Pronuba ist Tiberia Septima, vielleicht kennst du sie ja." Sie selbst kannte den jungen Mann leider nicht, aber vermutlich würde Sedulus ihn ihr bald vorstellen.

    Besonders überzeugend schienen ihre Worte ja nicht gewesen zu sein, denn Archias sah immer noch reichlich grimmig drein, als sie über Crios sprach. Ob sie nochmal nachhaken sollte? Nein, lieber nicht, die Götter wussten, was sie dann lostreten würde. Und abgesehen davon war Archias Wut auf den Medicus ja auch ein Zeichen dafür, dass ihm wirklich etwas an Axilla und ihrem gemeinsamen Kind lag, und das musste erstmal reichen, zumal beide ja schließlich überlebt hatten.
    Nein, da sprach sie lieber über Sedulus und ihre Großmutter, wobei ihr Fast-Ehemann da eindeutig der angenehmere Gesprächsgegenstand war.


    "Oh, das Fest war wirklich toll, auch wenn ich am Anfang furchtbar nervös war, weil ich sowas noch nie mitgemacht habe." erzählte Serrana mit leuchtenden Augen und entspannte sich jetzt wieder zusehends, bevor sie beim Gedanken an den Unfall ihrer Großmutter unweigerlich kichern musste. "Ja, ich glaube, sie wurde wirklich in einem Artikel über die Fontinalia erwähnt, obwohl ihr das sicher nicht angenehm war. Meine Großmutter legt nämlich sehr großen Wert auf würdevolles und respektables Auftreten, und das ist an dem Abend ziemlich baden gegangen." Das durchaus schadenfrohe Kichern verstärkte sich noch ein bisschen. "Ich bin nur froh, dass irgendjemand den Sklaven, der sie damals versehentlich gestoßen hat, in Sicherheit gebracht hat. Den hätte Großmutter sicher eigenhändig an die Porta genagelt, wenn sie ihn in die Finger bekommen hätte. In solchen Sachen ist sie ziemlich rigoros."
    Bei den Worten "kennengelernt" und "unterhalten" hatte Serrana noch automatisch genickt, aber bei "geschnackelt" wanderte dann doch wieder die Augenbraue misstrauisch nach oben. Ob das schon wieder so ein Schweinskram-Wort war?


    "Nun, ...ähm..., ich bin mir nicht ganz sicher, was du damit meinst, aber auf jeden Fall hab ich mich an dem Abend in ihn verliebt. Wobei ich gar nicht sagen könnte, wann es genau passiert ist." Serrana zuckte ein wenig entschuldigend die Schultern und sah dann neugierig zu Archias hinüber. "Wie war das denn bei dir und Axilla? Wann hast du denn gemerkt, dass ihr mehr als Freunde seid?" Du liebe Güte, was für eine Frage, und die auch noch an einen unverheirateten Mann! Aber schließlich hatten Archias und sie sich in den letzten Minuten über derart skurille Dinge unterhalten, dass es darauf jetzt auch nicht mehr ankam.

    Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Sklaven alles taten, um dem alten Aedituus jeden Wunsch von den Augen abzulesen, während dieser sich erholte, richtete Serrana wieder ihre Aufmerksamkeit auf die Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung. Der unerfreuliche Wortwechsel zwischen Calvena und Valerian auf der einen und dem Praefecten auf der anderen war ihr vor lauter Aufregung entgangen und so sah sie einen Moment lang leicht irritiert von einem zum anderen. Konnte es sein, dass die Stimmung auf einmal etwas abgekühlt war? Aber nein, das machte doch keinen Sinn, schließlich waren doch beide Opfer angenommen worden, und Serrana kam nicht einmal auf die Idee, dass es für irgendjemanden in diesem Raum auch wichtigere Dinge geben konnte als das. Und jetzt gratulierte ihr auch noch einer der wichtigsten Männer der Stadt, was für ein Glück, dass Sedulus neben ihr stand, sonst hätte Serrana vor lauter Schreck vermutlich keinen Ton herausbekommen.


    "Vielen Dank, Praefectus, das ist sehr nett von dir. Es hat ganz den Anschein, als hättest du Recht. Was für ein Glück für uns vier."

    Es dauerte nicht länger als einen winzigen Augenblick, doch nachdem Sedulus und Serrana eine Weile Hand in Hand vor dem Kultbild der Göttin verbracht hatten, da spürte diese plötzlich ein leichtes und ausgesprochen angenehmes Kribbeln , das einmal kurz über ihren ganzen Körper huschte und dann wieder verschwand. Natürlich konnte der Wind die Ursache dafür sein, oder ihre zunehmende Müdigkeit, aber Serrana war sich trotzdem sicher, etwas anderes gespürt zu haben und lächelte zu ihren gemeinsamen Opfergaben hinüber, die immer noch in trauter Eintracht nebeneinander auf dem Altar standen.



    "Ich glaube, die Göttin hat unser Opfer angenommen, meinst du nicht auch?"wisperte sie leise und drückte leicht Sedulus' Hand. Natürlich konnte sie ihn auch einfach fragen, ob er etwas ähnliches gespürt hatte, aber irgendwie schien es ihr nicht richtig zu sein, darüber zu reden. Sedulus war schließlich nicht allzu gläubig, und wer wusste schon, ob er sich nicht irgendwelche überzeugenden Erklärungen für dieses Kribbeln einfallen lassen würde.

    [Blockierte Grafik: http://img503.imageshack.us/img503/1383/adula.jpg]


    Ein fröhliches Liedchen pfeifend gab Adula ein Schreiben ihrer Herrin am kaiserlichen Palast ab und machte sich dann auf den Heimweg zur Casa Germanica.



    Administratio Imperatoris
    Roma


    Salve,


    Mich erreichte heute die dringende Nachricht, dass mein Verwandter Lucius Iunius Silanus, während eines Aufenthaltes in seinem Landgut in Oberitalien schwer erkrankt ist. In diesem Zustand sieht er sich außer Stande zurück nach Rom zu kehren und auch sein Medicus rät von dieser Reise oder sonstigen Anstrengungen ab. Ich bitte diese Nachricht an die zuständigen Stellen der Administratio weiterzuleiten, da mit einer Rückkehr von Silanus in nächster Zeit nicht zu rechnen ist.


    vale bene,


    Iunia Serrana