"Zu bedeutungslos? Das glaub ich nicht." Serrana schüttelte den Kopf und sah ihren Mann zwefelnd an. "Es mag ja vielleicht Männer mit mehr politischer Macht und wichtigeren Klienten geben, aber du bist ebenso wie dein Onkel eine feste gesellschaftliche Größe hier in Rom, und das weiß Salinator auch und wird sich darüber Gedanken machen." War da gerade ein Geräusch an der Tür gewesen? Serrana richtete sich im Bett auf, doch draussen auf dem Gang war jetzt wieder alles still und friedlich. Vermutlich hatte sie sich einfach verhört, und da Sedulus' Bemerkung über ihre Großmutter wieder ihre komplette Aufmerksamkeit auf sích zog, war die kleine Störung schnell wieder vergessen. "Großmutter und kein Druckmittel? Wie meinst du das, Quintus? Soll das bedeuten, man könnte mit ihr anstellen, was man wollte, und es würde dich nicht in irgendeiner Weise beeinflussen? Das wird Großmutter aber gar nicht gern hören, die hält sich nämlich für den Nabel der Welt." Die schadenfrohe Enkelin kicherte recht unverblümt.
Beiträge von Iunia Serrana
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"Meinst du wirklich? Ich hoffe, du hast recht." Keine dahergesagte Floskel, denn Serrana wünschte sich tatsächlich nichts mehr, als dass alle Dinge wieder ihren normalen Gang gingen, und das sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Casa Germanica. Große Ambitionen und Pläne hatte sie noch nie gehegt, der Großteil ihres Denkens drehte sich um das Wohlergehen ihrer Kinder, ihres Mannes und ihrer Freunde, und mögliches Ungemach, gleichgültig aus welcher Ecke, zehrte doch arg an ihrem Seelenfrieden. Der von Sedulus vor ihrem inneren Auge beschworene Brand zum Beispiel.
"In Brand stecken? Unser Haus?"hakte sie entsetzt nach. "Können wir nicht zusätzliche Wachen vor der Casa aufstellen? Und selbst wenn die Kinder und ich nicht hier sein sollten, wenn so etwas passiert...was ist mit Avarus, Aculeo und dir?" Serrana war kaum mit ihrer Aufzählung durch, als ihr auffiel, dass der Name eines weiteren Familienmitglieds noch fehlte und runzelte die Stirn. "Und was ist überhaupt mit Großmutter? Du erwartest doch nicht ernsthaft, dass ich mit ihr tausende von Meilen bis nach Germanien reise und mir wochenlang ihr Gemecker anhöre? Das mache ich nicht, niemals, ganz sicher nicht, hörst du? Da lass ich mich lieber von den Praetorianern verhaften, das wäre sicher noch angenehmer..." -
"Der arme Mann, es muss furchtbar sein, seine Familie auf diese Weise zu verlieren." murmelte Serrana, und allein bei der Vorstellung, etwas ähnliches selbst erleben zu müssen, bildete sich bereits eine Gänsehaut auf ihren Armen. "Aber ich weiß, was du meinst, mir würde es ebenso gehen. Hoffen wir nur, dass wir niemals in eine ähnliche Situation kommen." Den Göttern sei Dank ein Szenario, das nicht ganz so wahrscheinlich war, allerdings schmeckte das, was Sedulus ihr gleich im Anschluss aufzeichnete ebenso wenig. Natürlich hatte er Recht, in Mogontiacum würden die Kinder und sie sicherer sein als in Rom, wo jeden Tag neue Unruhen ausbrechen konnten. Aber war es das wirklich wert? Sicherheit bedeutete in dem Fall auch, auf unbestimmte Zeit von ihrem Mann getrennt zu sein, ebenso wie von ihrem gewohnten Leben, ihrer Arbeit im Tempel und ihren Freundinnen. Und es bedeutete auch, dass sie vermutlich allein sein würde, wenn das Baby kam... Serrana hatte das Gefühl, als würde eine eiskalte Hand ihren Magen zusammenpressen und brauchte einiges an Selbstbeherrschung, um nicht direkt loszuheulen.
"Ich weiß nicht, wie ich es in Germanien aushalten soll, Quintus, wenn ich keine Ahnung habe, ob es dir und dem Rest der Familie gut geht. Da lebe ich lieber mit der Ungewissheit hier in Rom, und habe euch in meiner Nähe." sagte sie schließlich so ruhig wie möglich und rieb sich die Arme, auf denen sich die Gänsehaut verstärkt hatte. "Ich meine, hier im Haus kann uns doch nichts passieren, und was ist, wenn das Reiseverbot für Senatoren jahrelang nicht aufgehoben wird? Oder man nicht mehr ohne weiteres von Germanien nach Rom reisen kann? Dann....dann sehen wir uns vielleicht ewig nicht wieder, möchtest du das etwa?" -
"Glaubst du denn, dass Quarto das will? Die Macht übernehmen, meine ich?" fragte Serrana gespannt. "Ich meine, er ist ja nicht mehr gerade der Jüngste, aber ich glaube, viele würden ihn trotzdem unterstützen, weil er für das alte Kaiserhaus steht." Natürlich war sie noch weit von der Begeisterung entfernt, die ihre Großmutter angesichts der aktuellen Situation emfpand, doch auch Serrana wurde allmählich von der Spannung angesteckt, in welche Richtung sich nun alles weiter entwickeln würde, immerhin schien zur Zeit alles möglich zu sein, im Guten wie im Schlechten. Und ausgerechnet jetzt sollte sie fortgehen aus Rom....Sie, wohlgemerkt, und die Kinder, vom Rest der kleinen Familie war bislang nicht die Rede gewesen.
"Quintus....," begann Serrana ein wenig zögerlich."Du weißt, ich hab nichts gegen Mogontiacum und wollte dort immer schonmal hin. Aber wenn du von einem Umzug nach Germanien sprichst, dann meinst du doch die Zwillinge, Sabina und mich, oder etwa nicht? Du kannst doch gar nicht mitkommen, weil ihr Senatoren zur Zeit Rom gar nicht verlassen dürft." -
"Eine Liebeshochzeit? Oja, das war es wohl." Serrana seufzte wohlig bei der Erinnerung an die aufregende Anfangszeit ihrer Beziehung zu Sedulus. Wie spannend und aufregend alles damals gewesen war, die heimlichen Treffen, die ersten Berührungen und Küsse...
"Ich hatte nie damit gerechnet, mich in den Onkel einer Freundin zu verlieben, aber es ist einfach passiert. Naja, und jetzt haben wir schon zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen, und das dritte ist unterwegs. Allerdings dauert es noch ein Weilchen..." Serrana legte unwillkürlich die Hand kurz auf ihren Bauch und lächelte. "Calvena und ich haben damals übrigens am gleichen Tag geheiratet, und ihr Sohn ist im gleichen Alter wie meine Zwillinge. Und stell dir vor, ihr Kindermädchen ist auch eine Duccia, vielleicht kennst du sie ja sogar, Duccia Vera heißt sie."
Serranas erwartungsvoller und neugieriger Blick wurde plötzlich besorgt. "Du warst krank, Clara? Was hat dir denn gefehlt? Und geht es dir jetzt wirklich wieder gut?" -
"Ich könnte mir vorstellen, dass er sehr vorsichtig sein wird, mit allem, was er tut und erst einmal abwartet, wie die einzelnen Leute hier in Rom auf den Tod seines Bruders reagieren. Wahrscheinlich weiß er gar nicht mehr, wem er trauen kann und wem nicht." mutmaßte Serrana und seufzte. "Wie schnell die Gunst der Götter doch verfliegen kann. An einem Tag ist man noch der Bruder des mächtigsten Mannes der Erde und am nächsten ist auf einmal nichts mehr sicher, und man muss sich fragen, ob das eigene Leben einem anderen ebenfalls im Wege steht. Ich hoffe, wir werden niemals so wichtig sein, dass sich jemand ernsthaft mit unserer Ermordung beschäftigt..." Passend zum Thema begann Sedulus nun wieder die Vorteile Mogontiacums zu preisen, und Serrana beschlich das ungute Gefühl, dass in diesem Punkt längst eine Entscheidung gefallen war, die ihr persönlich nun so gar nicht behagte. "Mag sein, dass das so ist, aber es wird ein riesiger Aufwand sein, mit allen Kindern bis nach Germanien zu reisen. Und was ist mit dem Baby? Wenn wir jetzt nach Mogontiacum ziehen, wird es ganz sicher nicht in Rom geboren werden, auch wenn es noch etliche Monate bis zur Geburt sind."
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"Nun, das mit dem großen Krieger hat ja noch ein paar Jahre Zeit, aber vielleicht fällt dir das Warten ja leichter, jetzt wo du weißt, dass Aulus dich für einen fähigen Anwärter auf den Militärdienst oder sogar für die Praetorianer hält." lächelte Serrana ihren gerade ungemein niedlich aussehenden Sohn an, doch mischte sich in den Stolz ungebetenerweise auch eine kleine Portion Unbehagen. Ja, jetzt war es noch ein Spiel, ein viel zu großer Helm für einen kleinen Möchtegern-Soldaten, aber in nicht allzu ferner Zukunft würde ihr Sohn vielleicht wirklich diesen Weg einschlagen, von dem er bereits jetzt so begeistert schwärmte. Und dann würde er weit weg sein von ihr, seiner Mutter, und sie würde keinerlei Möglichkeit mehr haben auf ihn aufzupassen und vor jeder Art von Unheil zu bewahren, wie sie es vom ersten Tag seines Lebens an mit der größten Selbstverständlichkeit getan hatte. So viele Iunii und auch Germanici waren bereits im Dienst am Imperium gefallen, und allein die Vorstellung, dass Victorius sein Leben ebenfalls viel zu früh opfern würde, war schier unerträglich und zog ihr den Magen zusammen.
"Jaja, natürlich, Aulus, nimm bitte Platz und entschuldige meine Unaufmerksamkeit!" Serrana riss sich dankbar für diese Ablenkung von ihren düsteren Gedanken los und folgte ihrem Cousin hinüber zu der Sitzgruppe, wo sie sich ebenfalls niederließ und Sohn und Ehemann ein Zeichen machte, es ihnen nachzutun. "Was kann ich dir zu trinken bringen lassen? Und dann erzähl erstmal, wie es dir in den letzten Wochen ergangen ist. Du musst doch unheimlich viel um die Ohren gehabt haben." -
Bin bis Sonntag abend abwesend.
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hab wieder Platz gemacht
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"Gar nicht, leider." stimmte Serrana mit aufrichtigem Bedauern in der Stimme zu. "Ich hätte ihn gern mal gesehen, und wenn es nur von weitem im Circus gewesen wäre. Großmutter schwärmt heute noch von dem Triumphzug, bei dem sie damals dabei war, und das ist schon dreissig Jahre her...naja, mal schauen, vielleicht krieg ich den nächsten Kaiser ja mal zu Gesicht, oder hab es sogar schon....Ist dein Patron eigentlich zur Zeit in Rom? Vielleicht solltest du ihn mal aufsuchen, was meinst du? Er wird sich sicher freuen, wenn seine Klienten ihm beistehen, jetzt wo sein Bruder so heimtückisch ermordet worden ist." Während sie sprach, hatte Serranas Hand wie schon so häufig zuvor gedankenverloren kleine Muster auf Sedulus' Brust gemalt, doch plötzlich hielt ihr Finger mitten in der Bewegung inne. "Nach Mogontiacum? Jetzt? Aber warum denn? Die Ausgangssperre ist doch wieder aufgehoben worden."
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Serrana, die bislang mit unverkennbarem Mutterstolz die Bemühungen ihres Sohnes beobachtet hatte, riss den Blick nur höchst ungern von diesem los und schüttelte bei den Worten ihres Mannes mit unverkennbarer Resignation den Kopf. "Großmutter war immer schon so, glaub mir. Nur ist es bis heute noch nie derart aufgefallen, weil es bislang nie jemand gewagt hat, sie öffentlich zu maßregeln und sie dann auch noch zu etwas zu zwingen, das sie nicht will. Und auch das könnt ihr mir glauben: es macht für sie keinerlei Unterschied, dass Valerian und seine Männer in ihrer Eigenschaft als Mitglieder der Cohortes Urbanae und auf ausdrücklichen Befehl gehandelt haben, das interessiert sie einfach nicht...Ich möchte mich ausdrücklich entschuldigen, falls Großmutter euch gegenüber in irgendeiner Form ausfallend geworden sein sollte, vielleicht kann Quintus ihr nochmal ins Gewissen reden..." Serrana warf einen fragenden Blick zu Sedulus hinüber und trat dann hinter ihren Sohn, um diesem zärtlich durch die Haare zu wuscheln. "Das hast du übrigens ganz wundervoll gemacht, du wirst sicher einmal ein großartiger Gastgeber werden, da bin ich mir sicher."
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Als ihr Sohn so da stand, mit vor Verlegenheit rot leuchtenden Ohren, aber dafür auch mit vor Aufregung leuchtenden Augen, da wäre Serrana am liebsten zu ihm hingelaufen, hätte ihn in die Arme genommen und geknuddelt. Aber das ließ sie dann doch lieber sein, denn so eine Liebesbekundung, die durchaus noch angenehm war, wenn sie unter sich waren, war es ganz und gar nicht in der Anwesenheit anderer Leute, vor allem nicht, wenn es sich dabei auch noch um Männer oder noch besser, Soldaten, handelte.
"Ich hab Aulus erzählt, wie sehr du dich für Soldaten interessierst, Quintus." erklärte sie stattdessen so ernsthaft wie möglich. "Und vielleicht könnt ihr euch ja ein wenig über seine Aufgaben als Praetorianer unterhalten, was meinst du?" Serrana wollte ihren Cousin gerade bitten, Platz zu nehmen und es sich gemütlich zu machen, als Sedulus das Atrium betrat und den ihm den Rücken zudrehenden Seneca offenbar nicht auf Anhieb erkannte.
"Quintus, ich hab Aulus auf Axillas Hochzeit zu uns eingeladen, und jetzt hat es endlich geklappt. Er wird sicher auch zur Cena bleiben, und vielleicht kann er vorher ein wenig die Kinder kennenlernen." -
Zuerst hatte sich Serrana unsicher, ja beinahe unwohl bei dem Gedanken gefühlt, Prisca nach all der Zeit wieder zu treffen. Eine seltsame Scheu hatte sie angesichts des furchtbaren Unglücks der Freundin erfasst, doch kaum hatte sie diese in der Taberna entdeckt, da fiel sämtliches Zögern und Unbehagen von ihr ab und sie umarmte Prisca so innig wie vermutlich noch niemals zu.
"Es tut mir so unendlich leid, Prisca. Du musst eine furchtbare Zeit durchgemacht haben." sagte sie leise. "Ich habe deinen Mann ja leider nie persönlich kennengelernt, aber sogar meine Großmutter war sehr von ihm angetan, und die mag sonst fast niemanden." Dankbar für die Ablenkung ließ Serrana sich neben Prisca und Calvena am Tisch nieder, doch bereits bei der nächsten Frage ballte sich ein eisiger kleiner Ball in ihrem Magen zusammen. Am liebsten hätte sie Calvena die Antwort überlassen, aber das wäre feige und darüber hinaus auch sinnlos gewesen, denn an den Tatsachen ließ sich durch totschweigen ohnehin nichts mehr ändern.
"Nun, Septima geht es gut, aber das weißt du sicher selbst, schließlich bist du ja mit ihrem Mann verwandt. Über die Octavia weiß ich, ehrlich gesagt, nichts, ich glaub ich hab sie seit meinem Geburtstag damals hier in der Taverne nicht mehr gesehen. Und Calliphana...nun....Calliphana ist tot...sie...ähm ist gestorben im...Kindbett." Götter, wie sie dieses Thema hasste....Für Serrana war der ganze Bereich Niederkunft und Kindbett etwas, mit dem sie sich nur befasste, wenn es sich gar nicht anders einrichten ließ. Nach der glücklich überstandenen Geburt ihrer Zwillinge hatte ihre alten Ängste weitgehend zurückgedrängt, doch der unerwartete Tod der Freundin hatte diese wieder hervorgeholt, wenn auch nicht mehr so schlimm wie zu Beginn ihrer ersten Schwangerschaft. Fast automatisch glitt Serranas Hand hinunter zu ihrem bislang noch kaum wahrnehmbaren Babybauch, doch dann betrat mit Duccia Clara plötzlich eine mehr als willkommene Ablenkung den Raum und kam auf ihren Tisch zu. "Clara, wie schön, dass du auch gekommen bist." begrüßte sie die Duccia erfreut, hielt sich dann jedoch erstmal ein wenig im Hintergrund, immerhin hatte sie ja schon die Gelegenheit gehabt, sich mit Clara in aller Ruhe zu unterhalten. -
da schließe ich mich doch direkt mal bei den nachträglichen Glückwünschen an. Alles Gute
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Serrana atmete erleichtert auf, als Seneca ihre Sorgen um seine Sicherheit prompt beschwichtigte, aber voll und ganz ließen sich diese dann doch nicht vertreiben. "Das ist gut zu wissen, aber versprich mir, dass du auch weiterhin so gut wie möglich auf dich aufpassen wirst, ja? Unsere Familie hat schon genug Mitglieder im Dienst des Imperiums verloren, und ich möchte nicht, dass dein Name irgendwann auch auf dieser Liste auftaucht, hörst du?" Sie drohte ihrem Cousin spielerisch mit dem Finger, um ihre Bitte nicht ganz so finster klingen zu lassen, doch war es ihr damit vollkommen ernst, schließlich hatte ihr eigener Vater damals sein Leben im Dienst der Cohortes Urbanae gelassen.
"Uns hier in der Casa Germanica geht es allen gut." beschwichtigte sie daraufhin nun ihrerseits."Die Nichte meines Mannes ist mit ihrem Sohn vorübergehend bei uns eingezogen, weil ihr Ehemann Centurio bei den Cohortes Urbanae ist und sich in letzter Zeit kaum um die beiden kümmern konnte. Sedulus und sein Onkel stehen dem Praefectus Urbi von jeher neutral gegenüber, daher sind die beiden den Göttern sei Dank bislang vollkommen unbehelligt geblieben. Und die Kinder...." Serrana warf einen Blick an Seneca vorbei und schmunzelte plötzlich, als sie einen brauen Haarschopf blitzschnell hinter einer Säule verschwinden sah."...denen geht es auch gut, wenn ich mich nicht irre, ist eins davon schon ganz in unserer Nähe. Quintus, komm raus da, du brauchst dich nicht zu verstecken. Ich möchte dich meinem Cousin vorstellen, Aulus Iunius Seneca. Er ist Optio bei den Praetorianern, stell dir das mal vor." -
"Ich danke dir, Clara, aber das Kompliment kann ich problemlos zurückgeben." lächelte Serrana geschmeichelt und auch etwas verlegen. Aber ein wenig verändert hatte sie sich in den Jahren, in denen sie einander nicht gesehen hatten, vermutlich wirklich. Clara und sie hatten sich kennengelernt, kurz nachdem Serrana seinerzeit in Rom angekommen war, überbehütet von ihrer strengen Großmutter, vollkommen verschüchtert und vermutlich auch ziemlich linkisch. Nicht dass sie sich mittlerweile zu einer in jeder Sitution souveränen und vor Selbstbewusstsein strotzenden Frau verwandelt hätte, aber ein doch recht beeindruckender Teil vom verschreckten Mausdasein war inzwischen weitgehend verschwunden.
"Ein Geschenk? Aber das wäre doch nicht nötig gewesen...." hob Serrana im ersten Moment abwehrend die Hand, griff dann jedoch entzückt nach dem Schmuckstück und drehte es im Licht der Öllampe immer wieder hin und her, um das Farbenspiel auf der Oberfläche zu bewundern. "Die ist wunderschön, Clara, und ich hab gar nichts, um mich dafür zu revanchieren....vielen Dank dafür, wenn wir uns das nächste mal treffen, werde ich sie tragen, dann kannst du überprüfen, ob sie mir auch steht."
Serrana legte die Haarspange in ihren Schoß und wandte ihre volle Aufmerksamkeit jetzt wieder ihrer Besucherin zu.
"Wann ich geheiratet habe? Oh, das ist jetzt schon eine Weile her. Erinnerst du dich an die Ludi Romani, als dieser Bär ausgebrochen ist und es abends noch eine Cena in der Casa Iunia gab? Einer von den Gästen war Senator Germanicus Sedulus, vielleicht erinnerst du dich noch. Naja, und einige Wochen später gab es dann eine Feier hier in der Casa Germanica, da haben wir uns etwas besser kennengelernt. Im Frühjahr drauf haben wir dann geheiratet..." Serranas Gesichtszüge waren bei der Erinnerung an diese doch schon einige Jahre zurückliegenden Ereignisse weich geworden, und ihr Blick glitt unwillkürlich durch die Bibliothek, in der sie an den Fontinalia Sedulus zum ersten Mal ein wenig näher gekommen war, oder besser gesagt, er ihr. "Aber nun zu dir, Clara. Ich bin furchtbar neugierig, wo bist du denn nur die ganze Zeit gewesen?" -
[Blockierte Grafik: http://img503.imageshack.us/img503/1383/adula.jpg]
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AdulaAdula hatte erwartet, dass die Verfolgung wesentlich länger dauern würde, doch plötzlich waren sie da wieder, alle drei, mitten in der Gasse stehend und Baldemar und sie unverwandt musternd. Baldemar und Adula stoppten nun ihrerseits und letztere erwiderte den Blick des Anführers, der bislang zwar unverkennbar misstrauisch aber noch nicht wirklich feindselig war, während es in ihrem Kopf erneut zu rattern begann. Wie von selbst öffnete sich plötzlich ihr Mund und heraus kamen ein wenig krächzend und undeutlich ein oder zwei Worte, von denen sie mit einem mal sicher war, dass sie sie schon häufig in ihrem Leben gesagt hatte, wenn auch eindeutig nicht mehr, seit sie vor etwa zwanzig Jahren auf einem Karren voller Sklaven italischen Boden betreten hatte.
Für einen Moment schienen die Worte fast körperlich zwischen Adula und Baldemar auf der einen und den drei Fremden auf der anderen Seite zu schweben, dann wurden sie auch von diesen ausgesprochen, vom zweiten Mann und der Frau zuerst und schließlich auch von dem Anführer, in dessen Gesichtsausdruck sich nun auch Überraschung und Neugier widerspiegelten, auch wenn das Misstrauen nicht vollkommen aus seinen Zügen verschwand. -
Alles Gute zum Geburtstag
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Das war nun wirklich mal ein Thema, das sogar die Familienplanung ein wenig in den Hintergrund drängen konnte, und Serrana, die eigentlich wieder in wohliger Einschlafstimmung gewesen war, fühlte sich nun endgültig hellwach. "Ein besserer Kaiser als Valerianus? Wie meinst du das, Quintus?" Serranas Kenntnisse über den Praefectus Urbi und seine besonderen Gaben und Fähigkeiten waren sehr limitiert, doch die wenigen persönlichen Zusammentreffen mit ihm hatten sie nicht allzu sehr von ihm überzeugen können. "Ich frag mich wirklich, wie es nun weitergeht. Ich meine, der Kaiser hatte doch sicher seinen Sohn als Erben eingesetzt, und der steht nicht mehr zur Verfügung. Was ist denn mit deinem Patron, Aelius Quarto? Der ist doch immerhin Bruder des Kaisers...."
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Serrana hörte dem Bericht ihres Mannes mit wachsendem Unbehagen zu. "Am längeren Hebel, ja, da sitzt er wohl, und jetzt erst recht, wo der Kaiser tot ist." Von diesem Gedanken zu einem anderen war der Weg jetzt nicht mehr allzu weit, und das Unbehagen in Serrana wuchs sich zu einer deutlich spürbaren Besorgnis aus. "Sag mal, glaubst du, dass Salinator eventuell selbst Kaiser werden will? Das würde er doch wohl hoffentlich nicht schaffen, oder?"