Beiträge von Iunia Serrana

    Duccia Clara war im Haus? Die Duccia Clara, die Serrana damals in ihren ersten Wochen in Rom kennen- und sehr schätzen gelernt hatte? Es musste mittlerweile Jahre her sein, dass sie einander zum letzten Mal gesehen hatten, bei der Cena in der Casa Iunia nach den Ludi Romani, wenn sie sich richtig erinnerte...
    Ob Gundrabhan sich vielleicht doch geirrt hatte? Neugierig warf Serrana einen ersten Blick auf die Besucherin, die in der Bibliothek auf sie wartete und ja, es war tatsächlich Clara, unschwer zu erkennen an den seidigen schwarzen Haaren, um die Serrana sie seinerzeit immer ein wenig beneidet hatte.


    "Clara? Du bist es ja wirklich, wie schön, dich nach all der Zeit wohlauf wiederzusehen." begrüßte Serrana ihre Besucherin aufrichtig erfreut und schloss sie kurzerhand in die Arme. "Du musst mir unbedingt erzählen, wo du die ganze Zeit gewesen bist, aber jetzt setz dich erstmal und mach es dir bequem. Ich lass sofort etwas zu trinken kommen." Nachdem sie eine auf Anweisungen wartende Sklavin fortgeschickt hatte, zog sie Clara hinüber zu einer kleinen Sitzgruppe und nahm selbst auf einem der beiden Korbsessel Platz.

    Kaum hatte man Serrana darüber informiert, dass ihr Cousin ihre Einladung angenommen und in der Casa Germanica eingetroffen war, da eilte sie bereits hinüber ins Atrium um ihn zu begrüßen. Wie gut und beeindruckend er in seiner Uniform aussah, die Kinder, vor allem ihr Sohn, würden sicher entzückt sein, und auch sie selbst fühlte Stolz und eine gewissen Genugtuung in sich aufsteigen, als sie ihren Verwandten so sah.
    "Aulus, wie schön, dass du kommen konntest." ging sie auch gleich auf ihn zu und ergriff seine beiden Hände, bevor sie ihn unverkennbar besorgt musterte. "Geht es dir auch gut? Ihr Prätorianer müsst euch doch im Moment ständig in Gefahr bringen..."

    "Du hast mit Salinator über Valerian gesprochen?" Serrana, die davon bislang noch nichts gewusst hatte, richtete sich wieder ein wenig auf und stützte sich auf einen Ellbogen, während sie Sedulus gespannt ansah. "Was hat er denn gesagt? Hat er irgendeinen vernünftigen Grund genannt, warum er ihn immer noch schikaniert?" In ihren Tonfall mischte sich jetzt auch unüberhörbare Besorgnis. "Das hat er dir mit Sicherheit übel genommen, Quintus, sei bitte vorsichtig, wenn du künftig mit ihm zu tun hast, ja? Obwohl ich sehr froh bin, dass du für Valerian eingetreten bist, Calvena und er haben wirklich ein besseres Leben verdient als das, was sie zur Zeit führen." Die Frage nach einem möglichen weiteren weiblichen Kind war Serrana nicht leicht gefallen, und sie atmete spürbar erleichtert auf, als sie die Antwort ihres Mannes hörte. Zwar wirkte er alles andere als begeistert, würde sich aber im Fall der Fälle vermutlich recht schnell mit einer weiteren Tochter abfinden und diese genauso verwöhnen wie die beiden älteren Mädchen. "Nein, das können wir wohl nicht." seufzte sie und warf einen prüfenden Blick auf die Hand auf ihrem Bauch, als könnte sie auf diese Weise das Geschlecht ihres dritten Kindes irgendwie erahnen. "Ein Opfer kann ich natürlich nicht durchführen, solange ich schwanger bin, aber vielleicht sind die Götter uns ja trotzdem gnädig."

    Aus dem Sedulus' Officium kommend waren Serrana und Calvena zunächst ins Atrium hinübergegangen, wo sie auch tatsächlich ihre gesammelte Kinderschar ausfindig machten: Sabina, die Zwillinge und auch Rufus, den Serrana allerdings erst auf den zweiten Blick entdeckte, da er mit seinem Vater auf einer der Bänke dort saß. Mit seinem Vater? Was machte denn Valerian hier in der Casa Germanica, noch dazu in Uniform und in Begleitung eines weiteren Urbaners?
    "Salvete und willkommen in der Casa Germanica." erinnerte sie sich dann doch noch an ihre Pflichten als Dame des Hauses und nickte den beiden Männern zu, bevor sie Valerian einen fragenden Blick zuwarf. "Versteh mich nicht falsch, ich freue mich immer dich zu sehen, aber warum seid ihr mitten in der Ausgangssperre hier? Ist irgendetwas passiert?"

    "Schlimm? Oja, das ist es..." Calvena hatte ihr in der Zwischenzeit genug erzählt, um einfach nur froh zu sein, dass ihr eigener Mann nichts mehr mit den Cohortes Urbanae zu tun hatte. "Valerian ist von Salinator auch schon vor der Ausgangssperre schikaniert worden, im Grunde seit unserer Hochzeit, als er dem Praefectus Urbi die Meinung wegen dessen Zudringlichkeiten Calvena gegenüber gesagt hat. Ich fand das damals sehr mutig, aber seitdem lässt Salinator immer wieder seinen Ärger an ihm aus. Dass er kaum zu Frau und Sohn nach hause kommt, gehört auch dazu." Ja, der Mann ihrer besten Freundin zahlte nach wie vor einen hohen Preis für seinen Mut, und auch wenn Serrana ihn dafür bewunderte, so war sie insgeheim doch mehr als froh, dass sie selbst, ihre Ehe und ihre Kinder von den Folgen nicht wirklich betroffen waren. Natürlich war auch Sedulus häufig unterwegs und manchmal ganze Tage mit anderen Dingen beschäftigt, aber zumindest wusste dessen Ehefrau immer, wie und wo sie ihm im Notfall erreichen konnte, und das war für die sehr auf Sicherheit bedachte Serrana und deren Seelenfrieden ausgesprochen wichtig. Wobei letzterer just in diesem Moment ein wenig ins Wanken geriet. "Ein zweiter Sohn, ja, natürlich, den hätte ich auch gern." nickte Serrana und tastete unwillkürlich wieder nach ihrem Bauch. "Aber was ist, falls es doch wieder ein Mädchen wird, wärst du dann sehr ärgerlich?"

    "Ausgezogen? Nein, natürlich nicht, wie kommst du denn darauf?" Serrana schüttelte energisch den Kopf und machte eine abwehrende Handbewegung. "Du hast doch hoffentlich nichts dagegen, dass sie noch eine Weile hier bleibt, zumindest bis es wieder etwas ruhiger wird und Valerian nicht mehr ständig im Dienst ist und sich mehr um Calvena und Rufus kümmern kann. Sie wohnt übrigens in ihrem alten Zimmer, falls du mal suchen solltest..." Jetzt, wo sie ihre Neuigkeit endlich, wenn auch leider nicht zum optimalen Zeitpunkt, an den Mann gebracht hatte, wich Serranas Aufregung wohliger Entspannung und sie ließ ein kleines zufriedenes Gähnen hören, während sie neben Sedulus lag und zur Zimmerdecke hinaufsah. "Naja, es hätte ja sein können, dass du deinen zweiten Sohn oder deine dritte Tochter immer schon nach irgendeiner bestimmten Person nennen wolltest, aber so können wir wenigstens ganz in Ruhe abwarten, was es denn nun werden wird." Ihr fiel auf, dass ihr Mann ihr auf die eine Frage noch gar nicht geantwortet hatte, und so richtete sich Serrana soweit auf, dass sie sich mit dem Ellenbogen abstützen konnte und legte Sedulus die Hand des anderen Arms auf die Brust. "Manchmal glaube ich, Sabina weiß in mancherlei Hinsicht mehr als ich, der Mann der sie später mal heiraten wird, sollte wohl besser nicht allzu weltfremd und zartbesaitet sein. Aber sag, Quintus, willst du mit ihr erst allein sprechen, oder sollen wir alle drei Kinder zusammen informieren?"

    Serrana nahm den leicht ungehaltenen Tonfall in Sedulus' Stimme wahr und sah überrascht auf. "Das war eigentlich reiner Zufall. An dem Tag, als Calvena hier eingezogen ist, hatte ich zum ersten Mal ernsthaft die Vermutung wieder schwanger zu sein, und da konnte ich es einfach nicht für mich behalten." Ihr Blick maß ein wenig unsicher die Gesichtszüge ihres Mannes. "Du bist doch deshalb nicht etwa verärgert, Quintus, oder? Ich hätte es dir ja früher erzählt, aber ich wollte erst ganz sicher sein, und das war ich an dem Tag noch nicht. Und Calvena, naja, sie ist halt eine Frau, und mit einer Frau kann man über bestimmte Dinge nunmal leichter sprechen, das ist einfach so..." Sie knuffte Sedulus noch einmal leicht in die Seite und hoffte, dass sich seine Miene wieder erhellen würde. Ob ausgerechnet ihre Großmutter dafür allerdings das passende Stichwort war, war fraglich, trug diese allgemein nicht unbedingt zur Steigerung der Laune bei...
    "Ich bin froh, wenn Großmutter auch informiert ist. Seit ewigen Zeiten stichelt sie jetzt schon herum, warum wir noch nicht mehr Kinder haben. Wenn dieses Kind gesund zur Welt kommt, dann hab ich mit ihr und ihren drei Kindern gleichgezogen, vielleicht hält sie dann endlich den Mund. Und einen Namen...." Serrana zögerte, schüttelte dann jedoch den Kopf"....ich denke, damit sollten wir noch ein wenig warten, sonst hab ich das Gefühl, dass wir Fortuna zu sehr versuchen. Oder schwebt dir schon ein bestimmter Name vor?" Serrana ließ sich zurück aufs Bett sinken und zog Sedulus mit sich hinunter, bevor sie sich an seine Seite kuschelte. "Was hältst du davon, wenn wir es den Kindern zusammen erzählen, oder möchtest du mit Sabina lieber allein sprechen? Und auf den Markt gehe ich gern mit ihr, ich könnte auch noch das eine oder andere gebrauchen, wenn ich ehrlich bin..."

    "Bislang hab ich es nur Calvena erzählt, ansonsten weiß es von der Familie noch niemand." Serrana genoss die Berührung von Sedulus' Hand auf ihrem Bauch und versuchte, sich das winzige Wesen vorzustellen, das dort gerade heranwuchs und das in absehbarer Zeit, wenn die Götter mit ihnen waren, dafür sorgen würde, dass die Casa Germanica noch ein wenig belebter wurde, als sie es im Moment ohnehin schon war. "Ich denke, die Kinder sollten es auch bald erfahren, wie ich Sabina kenne, wird sie ohnehin bald genug eins und eins zusammen zählen können, sie ist in dieser Hinsicht ja wesentlich mehr auf Zack als ich damals in ihrem Alter. Mal schauen, wie sie auf die Neuigkeit reagiert, immerhin ist sie bald selbst soweit, um Kinder zu bekommen."

    Warum war er denn nur so erstaunt? Nun ja, ihre letzte Schwangerschaft lag zugegebenermaßen schon eine Weile zurück, aber schließlich teilten sie ihrer mittlerweile mehrjährigen Ehe auch weiterhin regemäßig das Bett miteinander, und da war es im Grunde nur eine Frage der Zeit gewesen, wann Serrana wieder schwanger werden würde. Ob er vielleicht gar keine Kinder mehr haben wollte? Kaum vorstellbar, schließlich war doch jeder Römer bestrebt möglichst mehrere Kinder, vorzugsweise Söhne in die Welt zu setzen, um Erbe und Dynastie bestmöglich abzusichern.


    "Nun, der Moment wird noch gute sieben Monate dauern, meinst du das reicht, damit du dich an den Gedanken gewöhnen kannst?" fragte Serrana und knuffte ihren Mann in die Seite. "Überhaupt bin ich doch diejenige, die demnächst wieder wochenlang wie ein Mehlsack herumlaufen muss, du brauchst mir nur dabei zuzusehen."

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    Adula


    "Hinterher, gut." Noch immer hatte das Rauschen in ihrem Kopf nicht wirklich nachgelassen, doch Adula ließ sich nun von Baldemar von ihrem Sitz in die Höhe ziehen, warf eher automatisch als bewusst ein paar Münzen auf den Tisch und bewegte sich dann ein wenig hölzern aber schon wieder deutlich lebendiger Richtung Ausgang. Vor der Tür angekommen kniff sie die Augen wegen der plötzlichen Helligkeit zusammen, machte einen Schritt nach vorn und zuckte leicht zusammen, als ein vorbeihastender Passant gegen sie prallte. Eine Berührung, die sich wider Erwarten als eine Art Segen herausstellte, denn jetzt endlich hatte Adula das Gefühl, wieder Herin ihrer Sinne zu sein. Fast beiläufig schob sie den zeternden Mann von sich und drehte den Kopf erst nach links und dann nach rechts. In der Gasse um sie herum ging es zu wie in einem Bienenkorb, doch von ihren unbekannten Tischnachbarn war nichts mehr zu sehen, kein Wunder, schließlich hatten die die Taverne bereits vor einigen Minuten verlassen. Und nun? Einfach losstürmen? Das wäre Adula durchaus entgegen gekommen, aber was, wenn sie in die falsche Richtung liefen? Ein wenig unschlüssig blieb sie an Ort und Stelle stehen und konzentrierte sich voll und ganz auf die Unmengen an Stimmen und sonstigen Geräuschen um sie herum. Da! Dieses Lachen, ein ganzes Stück weit von ihnen entfernt, das hatte sie vor wenigen Augenblicken doch noch in der Taverna gehört, oder nicht? Adula fasste den Germanen, der mittlerweile an ihre Seite getreten war, kurz an den Oberarm und wies dann in die entsprechende Richtung, bevor sie sich in Bewegung setzte. "Die Frau.... da lang." Ach, wie gut es tat, sich wieder zu bewegen und dabei störende Passanten einfach aus dem Weg zu schieben...Das war etwas klares, einfach durchzuführendes, ohne irritierende Gedanken und Erinnerungen, deren Wirkung Adula bislang noch nicht wirklich abschätze konnte.

    "Ja, das meinte ich." Jetzt, wo ihr Ehemann sie gerade ansah, als wäre ihr plötzlich ein drittes Auge auf der Stirn gewachsen, musste Serrana wider Willen lachen, hielt seine Hand jedoch weiterhin an Ort und Stelle. "Vermutet hab ich es schon eine ganze Weile, aber ich wollte erst ganz sicher sein, bevor ich dir davon erzähle. Immerhin ist es ja schon eine ganze Weile her, seit ich mit den Zwillingen schwanger war, und ich hatte Angst, ich könnte mich vielleicht irren." Serranas Blick wurde wieder etwas ernster. "Was sagst du denn dazu, Quintus? Du freust dich doch, oder?"

    Serrana runzelte leicht die Stirn, als ihr Mann ihr mitten in ihre nun nicht vollkommen unwichtige Eröffnung hineingähnte und auch sonst noch keinen allzu aufnahmebereiten Eindruck machte. Eindeutig ein schlechtes Timing ihrerseits, zumal Sedulus jetzt auch noch Anstalten machte, aus dem Bett zu springen, da er sie offensichtlich missverstanden hatte. "He, bleib hier, niemandem fehlt irgendwas, es ist alles in Ordnung." rief sie schnell und hielt ihren Mann an der Schulter fest, bevor er wirklich aus dem Zimmer stürmen konnte. "Es geht überhaupt nicht um Sabina oder einen der Zwillinge sondern um dieses Kind hier..."Mittlerweile hatte sie Sedulus recht resolut an ihre Seite zurückgezogen und legte dann seine Hand auf ihren Bauch, dem man von der Schwangerschaft bislang noch nicht wirklich allzu viel ansehen konnte. Das musste er doch nun wirklich verstehen.

    "Ja, du hast recht, ich muss immer noch aufpassen, dass ich mich nicht so schnell verschrecken lasse, auch wenn das längst schon viel seltener und auch nicht mehr so heftig passiert wie damals, als ich nach Rom gekommen bin. Aber wenn demnächst wirklich vier Kinder im Haus leben, werde ich für düstere Gedanken ohnehin keine Zeit mehr haben, und das ist auch ganz gut so." Serrana zwinkerte ihrer Freundin zu, wurde dann jedoch wieder ernst. "Immerhin geht es uns ja wirklich gut, viel besser als den meisten anderen Frauen in Rom. Wir konnten die Männer heiraten, die wir wollten, haben gesunde Kinder, und unsere Familien sind wohlhabend. Fortuna war uns bislang sehr wohlgesonnen, stell dir nur vor, es wäre uns wie Prisca gegangen, die ihren Mann schon so früh verloren hat und sicher auch gern eine Familie hätte." Im Becher befand sich noch ein letzter Rest verdünnter Wein, den Serrana nun austrank, bevor sie sich von ihrem Stuhl erhob und zur Tür des Officiums hinübersah. "Ich bin sicher, Großmutter hat längst alle in Frage kommenden Kandidaten genaustens auf Vermögen, Familieneinfluss und sonstiges überprüft und wird uns in Bälde mit ersten Vorschlägen überfallen. Falls Sabina Glück hat, wird Großmutter aber nun erstmal abwarten wollen, wie sich jeder Einzelne jetzt nach der Ermordung des Kaisers positioniert, das kann die Hackordnung hier in Rom ja unter Umständen vollkommen durcheinander werfen. Was meinst du, wollen wir mal schauen, wo die Kinder sind und was sie gerade machen? Irgendwie ist es immer ein wenig verdächtig, wenn es hier im Haus derart ruhig ist."

    "Das mit dem Opfer ist eine gute Idee, und es wäre wundervoll, wenn du mich in den Tempel begleiten würdest." griff Serrana erfreut den Vorschlag der Freundin auf. "Dann wäre es fast wie früher, als wir gemeinsam mit Durmius Verus geopfert haben, erinnerst du dich noch?." Ja, Serrana liebte das Opfern, ihrer Meinung nach konnte man sich gar nicht genug um göttlichen Beistand bemühen, schon gar nicht, wenn es um so wichtige Dinge wie den Fortbestand der Familie ging. "Weisst du...." begann sie jetzt etwas zögerlich und spielte verlegen an ihren Fingern herum "...ich hatte ja schon befürchtet, dass ich keine Kinder mehr bekommen werde, weil ich damals bei der Geburt gesagt hab, dass unter gar keinen Umständen jemals wieder schwanger werden will. Vielleicht haben die Götter mir das übel genommen und mich deshalb fünf Jahre warten lassen..." Serrana hielt eine Weile den Kopf gesenkt, hob ihn dann jedoch wieder und lächelte Calvena dankbar an. "Ich weiss, das ist auch ein Grund, warum ich diesmal nicht ansatzweise so nervös bin wie damals. Ich bin auch gespannt, wie die Kinder reagieren werden, immerhin wären die Zwilliinge dann nicht mehr die Nesthäkchen im Haus. Und Sabina ist schon eine richtige kleine Dame, wenn auch ganz schön stur dann und wann. Ich glaube ja, dass sie das von Großmutter geerbt hat, aber das würden sie sicher beide ganz vehement abstreiten."

    Offenbar hatte sie ihren Mann nicht gerade in seiner allerbesten Stimmung erwischt, vielleicht hätte sie ihn doch besser weiterschlafen lassen und ihm die Neuigkeiten später am Tag erzählen sollen. Überhaupt tat Serrana sich mit dieser Nachricht ein wenig schwer, immerhin war es das erste Mal, dass sie Sedulus von sich aus von einer Schwangerschaft berichten wollte.
    Bei ihrer ersten und bislang einzigen Schwangerschaft hatte sie sich seinerzeit nämlich eher unfreiwillig offenbart, als sie sich bei einer Cena hatte übergeben müssen, den Göttern sei Dank immerhin nicht vor Augen der anderen Gäste.
    Ein wenig unschlüssig zog Serrana ihre Hand ein Stück zurück, zögerte ein Weilchen, legte die Hand wieder zurück auf seinen Arm und entschloss sich dann, die Katze aus dem Sack zu lassen. "Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, Quintus, es ist nur so, dass ich dir etwas wichtiges sagen muss. Ich bekomme wieder ein Kind."

    Seit dem Gespräch mit Calvena war bereits eine Weile vergangen, und jeder neue Tag, der kam und wieder ging, bestärkte Serrana in ihrer Vermutung schwanger zu sein. Mittlerweile war sie bereits einige Wochen überfällig, und auch andere bereits vertraute Symptome hatten sich wieder eingestellt. Solange sie sich nicht hunderprozentig sicher gewesen war, hatte Serrana sich gescheut, ihrem Mann davon zu erzählen, doch an diesem Morgen hatte sie plötzlich das Gefühl, ihr Geheimnis nicht einen einzigen Tag länger für sich behalten zu können. Sie richtete sich im Bett auf, beugte sich zu den neben ihr liegenden Sedulus hinüber und strich ihm leicht über den Arm.
    "Quintus, schläfst du noch?"


    Ad
    Aulus Iunius Seneca
    Castra Praetoria
    Roma



    Salve lieber Cousin,


    erinnerst du dich noch daran, dass wir vor einiger Zeit auf Axillas Hochzeit beschlossen haben, uns künftig etwas häuifiger zu sehen? Vermutlich hast du wegen des abscheulichen Mordes an unserem Kaiser dieser Tage furchtbar viel um die Ohren, trotzdem würde es meinen Mann, meine Kinder und vor allem mich sehr freuen, wenn du uns mal wieder in der Casa Germanica besuchen kämest. Du bist jederzeit dort willkommen, mach dir also keine Gedanken um einen Termin, sondern komm, wann immer du Lust hast und es einrichten kannst.
    Mögen die unsterblichen Götter bis dahin ihre schützende Hand über dich halten,


    Serrana