Beiträge von Iunia Serrana

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    Araros geleitete die junge Herrin Calvena in den Hortus, während zwei andere Sklaven so schnell wie möglich zwei Sessel herbeischleppten und an einer sonnigen Stelle aufstellten.


    "Nimm doch bitte Platz, Domina, ich werde Iunia Serrana sofort über deine Besuch informieren." sagte er und wies mit einladender Geste auf die beiden Sitzgelegenheiten. "Was kann ich dir zu trinken bringen lassen?"


    Der alte Ianitor wartete geduldig ab, bis sich Calvena hingesetzt hatte und eilte dann ins Haus, um seine Herrin über den zweifellos angenehmen Besuch zu informieren.

    Die Frage war nun wirklich schwer zu beantworten...


    "Oh, ich weiß nicht...."sagte Serrana und sah ein wenig zögerlich zwischen Sedulus und dem Weg hin und her, den Adula und sie einschlagen mussten, um zur Casa Iunia zu gelangen.


    "Ich hätte dich ja gern noch ein bisschen länger bei mir, aber der Weg nach Hause wird immer belebter werden, je weiter wir Richtung Stadt kommen. Vielleicht würde dich da jemand erkennen..."


    In Sachen Schriftrolle war die Antwort schon deutlich schneller gefunden...


    "Falls ihr in eurer Bibliothek etwas von Cornelius Sisenna habt, dann würde ich das wirklich sehr gern mal ausleihen, wenn es keine Umstände macht."

    Irgendwie sagte ihr eine innere Stimme, dass Adula auch ihr nichts von ihrem Erlebnissen der letzten Minuten erzählen würde, daher schüttelte Serrana nach einem liebevollen Seitenblick auf ihre Sklavin den Kopf.


    "Nein, das glaube ich nicht. Adula ist wirklich ein wenig scheu, also...zumindest was das Sprechen angeht." antwortete sie Sedulus mit einem kleinen Kichern und sah ihn dann mit deutlichem Bedauern an.


    "Ich denke, wir sollten uns jetzt auch mal auf den Heimweg zur Casa Iunia machen. Wir werden sicher noch ein Weilchen unterwegs sein, und ich möchte nicht, dass die anderen mit der Cena auf uns warten müssen."


    Irgendwie behagte ihr der Gedanke, sich wieder von Sedulus trennen zu müssen so gar nicht. Aber dass sie sich vermutlich an einem der nächsten Tage wiedersehen würden, heiterte Serrana direkt wieder ein wenig auf.

    Irgendwie war es schon ein wenig verwirrend, sich in eine völlig ungewohnte Gesellschaftsordnung hineinzudenken. Venusia erklärte alles sehr anschaulich und mit verständlichen Worten, aber dennoch musste Serrana sich konzentrieren, um auch alle Informationen richtig aufzunehmen. Denn wenn die Duccia sich schon freundlicherweise dazu bereit fand, ihr all diese Dinge zu erzählen, wollte sie nach Möglichkeit auch nichts missverstehen.


    "Wird man als Unfreier denn geboren oder kann man auch später noch dazu werden?" hakte sie ein wenig irritiert nach. Wenn es keine Sklaven gab, was geschah denn dann zum Beispiel mit den Kriegsgefangenen? So etwas gab es bei den Germaen doch sicherlich auch.


    Die Beschreibung von einer germanischen Hochzeit hörte sich auf jeden Fall sehr spannend an und weckte Serranas romantische Ader. "Oh, da wäre ich wirklich sehr gern mal dabei." sagte sie träumerisch und versuchte sich all die ausgelassenen Menschen auf einem solchen Fest vorzustellen."Naja, also bei der Feier, meine ich. Nicht beim Zubettgehen...." fügte sie dann noch schnell und mit hochrotem Kopf hinzu.


    Mittlerweile waren die beiden Frauen vor dem Nymphäum angekommen und Serrana blieb vor dem Eingang stehen und sah Venusia abwartend an. "Wollen wir direkt hineingehen? Das Mosaik soll wirklich sehenswert sein."

    Jetzt nahm auch Serrana ihre Leibsklavin etwas genauer in Augenschein, und siehe da: Adula machte wirklich einen ungewohnt gutgelaunten Eindruck. Irgendwie wirkte sie auch ein wenig zerzaust, was eigentlich nur bedeuten konnte, dass sie sich mit irgendwem geprügelt oder aber Sedulus mit seiner Vermutung Recht hatte. Serrana unterdrückte mit Mühen ein Kichern und fragte dann, als die riesige Sklavin endgültig vor ihnen stand:


    "Ist alles mit dir Ordnung, Adula? Wo bist du denn gewesen?"


    Adulas Antwort fiel gewohnt knapp aus. "Ja. Spazieren." brummte sie, grinste aber weiterhin vergnügt vor sich hin.


    "Nun, so wie es aussieht, muss ich mir wohl keine Sorgen um sie machen." sagte Serrana an Sedulus gewandt und schmunzelte. "Was immer Adula auch getan haben mag, es hat ihr ganz offensichtlich gefallen. Und irgendwie freut es mich, dass sie genau so einen schönen Nachmittag hatte wie wir."

    "Oja, das wäre schön." stimmte sie Sedulus eifrig zu. Serrana war felsenfest davon überzeugt, dass die hübsche und so unbeschwert wirkende Axilla früher oder später den richtigen Mann zum heiraten treffen würde. Ob das nun ausgerechnet der von ihr zur Zeit so favorisierte Duccius Vala war, würde sich ja früher oder später heraustellen. Sie wünschte ihrer Cousine von ganzem Herzen alles Gute, und wenn der riesige Germane etwas dazu beitragen konnte, dann sollte es halt so sein.


    Und wo sie gerade über riesige Menschen nachdachte... Serrana warf einen prüfenden Blick auf den Weg, der noch vor ihnen lag und nachdem sie die Augen ein wenig zusammengekniffen hatte, war sie sicher, in der Ferne die imposante Silhouette ihrer Leibsklavin auszumachen, die sich Sedulus und ihr allmählich näherte.


    "Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich wissen will." antwortete sie schmunzelnd. "Aber schau, ich glaube, da vorn kommt sie schon..."

    Als Serrana an ihre lebensfrohe Cousine dachte, ging automatisch ein Lächeln über ihr Gesicht.


    "Ja, das stimmt. Ich bin wirklich sehr froh, dass sie jetzt auch in der Casa Iunia lebt. Hoffentlich kehrt sie nicht allzu schnell nach Ägypten zurück."


    Auf Sedulus' Bemerkung hin schaute auch Serrana zum ziemlich verhangenen Himmel hoch. Erstaunlich, wie schnell die Zeit vergangen war. Irgendwie kam es ihr vor, als hätten sie sich erst vor wenigen Minuten getroffen und dabei hatten sie trotz der diversen Zwischenstopps schon eine ganz schön lange Strecke zurückgelegt.


    "Ja, ich glaube, das ist eine gute Idee." antwortete sie dann mit einem Nicken. "Wenn ich nicht bald zurückkomme, wird Adula sich sicher Sorgen um mich machen."

    Irgendwie schienen die beiden Worte "liebreizend" und "Großmutter" so gar nicht zueinander zu passen, und so sah Serrana Sedulus erst überrascht an und fing dann an zu kichern.


    "Meinst du? Hoffentlich sehen das die anderen Iunier auch so, das wäre schön." antwortete sie, nachdem sie wieder ernst geworden war.
    Und obwohl das anstehende Gespräch zwischen Sedulus und Silanus sie ganz schön nervös machte, war Serrana in dieser Hinsicht ein wenig unschlüssig. Wollte sie es möglichst schnell hinter sich haben oder lieber noch einen weiteren Tag Galgenfrist geniessen? Andererseits hatte Sedulus vielleicht recht, und die Unterhaltung zwischen den beiden Männern verlief positiv. Dann würde sie zweifellos sehr glücklich sein, sich nicht mehr darüber den Kopf zerbrechen zu müssen...


    "Komm einfach dann, wenn du Zeit hast." sagte sie nach kurzem Hin- und Herüberlegen."Ich werde in den nächsten Tagen um diese Zeit auf jeden Fall auch im Haus sein. Nur für alle Fälle...." fügte sie noch mit einem kleinen Augenzwinkern hinzu.

    Der Druck seiner Hände gab Serrana gleich ein bisschen mehr Zuversicht und so nickte sie, obwohl sie nach wie vor ein wenig unruhig war und sich gegen ihren Willen weiterhin Sorgen machte.


    "Ja, wahrscheinlich hast du Recht." antwortete sie und hoffte, dass ihr Lächeln nicht allzu verzagt ausfiel. "Es ist nur so, dass ich so viele Jahre ohne meine iunische Familie auskommen musste, vielleicht habe ich deshab solche Angst davor, einen von ihnen zu verärgern."
    Da war der Gedanke an die neue Schriftrolle doch schon deutlich erfreulicher, die würde ihr so schnell keiner wieder wegnehmen...

    Serrana stieß einen hörbaren Seufzer der Erleichterung aus und ihre Hand fuhr automatisch hoch zu dem eben erwähnten Haar, als Septima ihre Bemerkung über ihr Äusseres richtig stellte. Wenn man ungefähr soviel Selbstbewusstsein besaß wie eine Spitzmaus, dann konnte einen so etwas schon ganz schön aus der Bahn werfen. Ob sie nun wirklich süß aussah, konnte die Iunia nicht beurteilen, sie war schon damit mehr als zufrieden, auf die schöne Tiberia "weiblich" zu wirken.


    Das, was Septima über ihren Cousin zu berichten hatte, hörte sich in Serranas Ohren durchaus sympathisch an, aber ihre nächste Bemerkung stürzte sie in tiefe Verlegenheit. "Ausschau halten, ich? Oh nein, natürlich nicht....So alt bin ich ja noch nicht, da habe ich noch ein wenig Zeit, denke ich..." sagte sie sofort und spürte zu ihrem Ärger, wie sich ihre Wangen wieder einmal rötlich verfärbten. Es war für Serrana schon sehr verlockend, Septima zu erzählen, dass das für sie nicht mehr nötig sein würde. Aber da sie Sedulus versprochen hatte, bis auf weiteres mit niemandem über ihre Verbindung zu sprechen, wollte sie sich auch daran halten. "Und ausserdem wird dein Cousin doch sicher eine Patrizierin heiraten wollen. Eure Familien bleiben doch meistens unter sich und wollen sich nicht mit Plebejern verbinden, oder nicht?"Eigentlich kannte Serrana sich mit patrizischen Gepflogenheiten nicht besonders gut aus, aber in diesem Punkt war sie sich doch ziemlich sicher.


    Als Septima nun wegen Brutus nachhakte, stellte die Iunia zu ihrer überaus großen Verlegenheit fest, dass sie so gut wie nichts über diesen jungen Mann wusste, der nun zu ihrer eigenen Familie gehörte. Seit seiner Ankunft in der Casa Iunia waren sie einander kaum über den Weg gelaufen und hatten nur ein paar belanglose Worte miteinander gewechselt.


    "Ich fürchte, ich kann dir gar nicht soviel über Brutus erzählen." antwortete sie daher mit einer verlegenen Röte im Gesicht. "Adoptiert ist er aber meines Wissens nach nicht, Silanus hat ihn irgendwie anders in die Gens aufgenommen." Du liebe Güte, war das peinlich.....was sollte Septima denn nur von ihr denken?


    Dankbar griff Serrana das Thema "Wagenrennen" auf, dass von ihrer peinlichen Ahnungslosigkeit in manchen Familienangelegenheiten ablenkte. Bei Septimas unbekümmerter Schilderung von den Geschehnissen riss sie dann recht schnell ungläubig die Augen auf. Von den verschiedenen Factiones hatte sie zwar herzlich wenig Ahnung, aber das hörte sich doch schon ziemlich gefährlich an.


    "Das hast du getan? Das war aber ganz schön mutig von dir." hakte Serrana so beeindruckt nach, dass ihr sogar Septimas Frage nach den Saturnalien entfiel.

    Atemlos vor Spannung hatte Serrana an Durmius Verus' Lippen gehangen, und als dann das erlösende "Litatio" ertönte fiel ein riesiger Stein von ihrem Herzen und machte unbändiger Freude und Stolz Platz. Nur mit Mühe unterdrückte sie den Impuls, wie ein kleines Kind auf und ab zu springen und sah stattdessen strahlend zwischen ihrem Lehrer und Calvena hin und her.


    "Wundervoll, ich werde da sein." sagte sie aufgeregt. Unfassbar, allmählich war die Priesterinnenwürde wirklich in greifbare Nähe gerückt...

    "Ich denke, ab dem späten Nachmittag wirst du ihn am ehesten antreffen können, tagsüber ist er fast immer im kaiserlichen Palast. Oder du versuchst es dort in seinem Büro. Silanus arbeitet im Moment auf dem Posten des Procurators ab epistulis."


    Serrana spürte, wie sie auf einmal nervös wurde. Bislang war ihr die ganze Geschichte mit Sedulus wie ein Märchen vorgekommen, was, wenn nun plötzlich doch noch etwas dazwischen kam und alles kaputtmachte? Aber die Sache noch länger vor Silanus zu verheimlichen würde es bestimmt nicht besser machen, denn irgendwann würde er es ohnehin herausfinden.


    "Ja, das müssen wir wohl." sagte sie leise und legte wieder beide Hände auf Sedulus' Brust, als hätte sie Angst er könne mit dem nächsten Windstoß davonfliegen.

    "Naja, du hast ja noch viel Zeit und musst dich nicht von heute auf morgen entscheiden."


    Schon seltsam, wie schnell sich die Dinge ändern konnte. Am Tag ihrer Ankunft in Rom hatte Serrana beim ungewohnten Anblick eines Senators einen solchen Schrecken bekommen, dass sie kaum einen Ton über die Lippen gebracht hatte. Und jetzt war sie Begriff, selbst einen zu heiraten und unterhielt sich ganz entspannt mit ihm über seine künftige politische Karriere...


    "Das wäre wirklich ganz wundervoll." ging sie erfreut auf Sedulus Angebot ein. In letzter Zeit hatte sie zwar viel Zeit mit Lernen verbracht, aber die Aussicht auf die eine oder andere Verschnaufpause mit der neuen Schriftrolle war in Serranas Augen schon sehr verlockend.


    Und was Silanus betraf...Sie runzelte die Stirn, während sie über ihren Verwandten nachdachte. "Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass er uns Steine in den Weg legen wird." überlegte sie laut. "Bislang kennen wir uns noch nicht besonders gut, aber er macht auf mich einen sehr netten und hilfsbereiten Eindruck. Ich hoffe einfach, dass er es uns nicht übel nehmen wird. Normalerweise sucht ja das Familienoberhaupt den Bräutigam für seine weiblichen Verwandten aus..."

    Serrana konnte spüren, wie unsicher Axilla trotz all ihrer Entschlossenheit war und beschloss alles zu tun, um ihrer Cousine während dieses für sie so wichtigen Opfers so gut wie möglich zur Seite zu stehen, auch wenn sie sich selbst dabei nicht allzu wohl fühlte. Nacheinander gab sie ihr während des Voropfers Weihrauch, Öl, Silbermünzen und Honig an und lächelte Axilla immer wieder beruhigend an, um ihr zu signalisieren, dass alles in Ordnung war und gut lief.
    Nachdem diese das Voropfer durch eine Rechtswendung erfolgreich abgeschlossen hatte, atmete Serrana erleichtert auf, fühlte sich aber dennoch zunehmend unwohl. Mittlerweile schien die durchdringende Kälte im Tempel nicht nur durch ihre nackten Füße in ihren Körper kriechen zu wollen, sondern hüllte sie von allen Seiten ein und legte sich wie ein Laken über ihre Haut. Serrana unterdrückte ein Frösteln und sehnte sich zunehmend nach der warmen und heimeligen Atmossphäre im Tempel der Minerva. Aber da dieses Opfer für Axilla von so großer Bedeutung war, biss Serrana kurzentschlossen die Zähne zusammen und wandte sich dann ebenfalls dem Priester zu.

    Im Gegensatz zu Axilla entging Serrana der taxierende Blick ihrer Großmutter in keinster Weise und sie straffte sich unwillkürlich noch ein bisschen, um sich vor der alten Dame keine Blöße zu geben. Zwar empfand sie nicht mehr so eine hilflose Angst vor ihr wie früher einmal, aber wirklich wohl und entspannt fühlen konnte sie sich in Laevinas Gegenwart immer noch nicht. Da kam Romana mit ihrer unbekümmerten und herzlichen Art gerade recht.


    "Salve, Romana." erwiderte sie und lächelte die Claudia aufrichtig erfreut an. "Wir sind auch erst vor ein paar Minuten eingetroffen, aber es ist wirklich alles wunderschön hier."


    Über Axillas geflüsterte Bemerkung musste Serrana gegen ihren Willen ebenfalls kichern, bekam dann aber sofort ein schlechtes Gewissen und stuppste ihre Cousine mit dem Ellenbogen leicht in die Seite. Sie wusste nur zu gut, wie es war, immer gegen die eigene Schüchternheit ankämpfen zu müssen. Und dass Antoninus offenbar genauso schnell rot wurde wie sie selbst, machte ihn der Iunia noch sympathischer. Daher lächelte sie ihn nochmal aufmunternd an, vielleicht konnte das ja dazu beitragen, dass er sich in der geballten weiblichen Gesellschaft ein wenig entspannte.


    Inzwischen war noch ein weiterer junger Mann zu ihrer Gruppe gestoßen und erkundigte sich, ob er sich ihnen anschließen durfte.


    "Ja, natürlich, bitte leiste uns Gesellschaft." forderte sie ihn lächelnd auf und deutete einladend auf ihre Gruppe. "Das hier sind Claudia Romana und meine Cousine Iunia Axilla. Ich heisse Iunia Serrana, und es freut mich dich kennenzulernen." Für einen Moment sah sie ratlos zwischen Libo und Antoninus hin und her. Ob die beiden einander kannten? Sie konnte doch nicht einen Iulier dem anderen vorstellen, oder doch?

    "Worüber bist du dir nicht sicher? Ob du Aedil werden willst oder über den Cursus?" hakte Serrana nach. Irgendwie war sie sich nicht sicher, ob sie Sedulus da richtig verstanden hatte.


    Ein paar Augenblicke sowie einen Kuss später war sie dann auch wieder in der Lage, über sein Angebot ihr weitere Schriftrollen auszuleihen vernünftig nachzudenken und nickte dann eifrig.


    "Oja, wenn ihr in eurer Bibliothek etwas von Cornelius Sisenna haben solltet, dann würde ich das sehr gern mal lesen. Er hat ein Werk über den Bundesgenossenkrieg geschrieben, und damit kenne ich mich noch nicht so gut aus. Aber da ist noch etwas..." Serrana zögerte einen Augenblick und legte dann ganz leicht ihre Hand auf Sedulus' Unterarm. "Weißt du, ich kann mir nichts schöneres vorstellen, als wieder mit dir allein in unserer Bibliothek zu sein. Aber wenn wir uns das nächste Mal in der Casa Iunia treffen, dann möchte ich das nicht mehr hinter Silanus' Rücken tun. Ich denke, er hat als Pater Gens das Recht, die Wahrheit über uns zu wissen, und darüber hinaus hätte ich Nola niemals verlassen können, wenn er mir nicht erlaubt hätte in seinem Haus zu leben." Serrana sah ein wenig besorgt zu Sedulus hoch. Hoffentlich nahm er ihr diese Bitte nicht übel, aber ihr war wirklich daran gelegen, ihren Verwandten nicht unnötig zu hintergehen.

    Serrana nickte nachdenklich. Da sie selbst erst fünfzehn Jahre erlebt hatte, schien ihr die Zeitspanne von zwei weiteren ausgesprochen lang. Und ihr ganzes Leben stand im Moment vor derartig einschneidenden und umwälzenden Veränderungen, dass auch sie sich ausser Stande sah es sich in zwei Jahren vorzustellen. Und was den Cursus anging, ergab sich ja vielleicht endlich mal eine Möglichkeit, wie sie Sedulus wirklich ein wenig helfen konnte.


    "Vielleicht solltest du dann mit dem Cursus so schnell wie möglich anfangen, damit du dich später auf andere Sachen konzentrieren kannst. Wenn du willst, dann helfe ich dir auch beim Lernen und höre dich ab." An dieser Stelle wurde Serrana wieder einmal ein wenig rot und konnte Kichern nicht unterdrücken. "Du weißt ja, dass wir in der Casa Iunia einige juristische Werke haben, die stelle ich dir gern zur Verfügung. Und in eurer Bibliotheca könnte man bestimmt auch das eine oder andere interessante Material finden..."

    Als sie Sedulus' Antwort hörte, atmete Serrana erleichtert auf und fuhr mit ihrem Zeigefinger langsam über die Haut seiner Hand und des Handgelenks. All seinen Beteuerungen zum Trotz hatte sie immer noch Komplexe wegen ihrer Unerfahrenheit und ihrem bislang wenig beeindruckenden beruflichen und gesellschaftlichen Status, und daher bedeutete ihr diese Wertschätzung besonders viel.


    Im Moment konnte sie noch nicht allzuviel tun, um ihren zukünftigen Mann bei seiner weiteren Karriere zu unterstützen, aber seine weiteren Pläne interessierten sie trotzdem sehr.


    "Weißt du denn schon, wann du als Aedil kandidieren willst? Eventuell schon bei der nächsten Wahl? Und wie lange würde ein solcher Cursus Iur denn dauern?" fragte sie so aufgeregt, als ginge es um ihre eigene berufliche Laufbahn und wippte dabei ohne es zu merken auf den Fußspitzen auf und ab wie ein Kind, das es nicht mehr erwarten kann.

    "Du brauchst dich doch dafür nicht zu entschuldigen, deine Frage war ja völlig gerechtfertigt." sagte Serrana schnell und musterte Valerian dabei unauffällig. Er war wirklich ein gutausehender Mann und dabei auch noch so nett und zuvorkommend. Calvena hatte wirklich Glück, so jemanden wie ihn gefunden zu haben, aber andererseits hatte sie in Serranas Augen auch nur das Allerbeste verdient.


    Mit militärischen Bestimmungen kannte sie sich leider so gut wie gar nicht aus, daher war ihr auch nicht wirklich klar, was es nun genau mit dieser Heiratserlaubnis auf sich hatte, von der Valerian sprach.


    "Wovon hängt es denn ab, ob du diese Erlaubnis bekommst? Musst du dafür irgendetwas besonderes vorweisen können?"

    Serrana konnte deutlich sehen, dass dieser Gedanke Sedulus zu schaffen machte und wünschte sich, sie hätte diese Frage nicht gestellt.


    Sie überlegte einen Moment lang und fuhr dabei sanft über den Stoff seiner Tunika, dann sah sie ihn wieder an.


    "Naja, sollte es mal irgendwann soweit sein, und du musst wirklich derartige Entscheidungen treffen....dann möchte, dass du weisst, dass ich immer hinter dir stehen werde, ganz egal um was es auch geht." Im Grunde waren das ja große Worte für eine kleine, unwichtige Priesterschülerin, aber in diesem Moment war es Serrana sehr ernst damit. Und vielleicht würde sie ja irgendwann auch mal wichtiger und einflussreicher sein und damit eine größere Unterstützung.


    "Ist es denn wahrscheinlich, dass du einmal Praetor wirst?" fragte sie dann nach. "In wievielen Jahren könnte das denn der Fall sein?"