Beiträge von Iunia Serrana

    Noch bevor Libo wieder antworten konnte, war Sedulus an ihre Gruppe herangetreten und hatte Serranas Wange geküsst, was in Verbindung mit dem Kompliment dazu führte, dass sich sowohl diese, als auch ihr Gegenstück auf der anderen Seite rosig verfärbte. Und dieser Farbton vertiefte sich sogar noch deutlich, nachdem die Bedeutung seiner geflüsterten Worte richtig bei ihr angekommen war.


    "Salve, Sedulus, und vielen Dank." antwortete sie vermutlich ein wenig zu leise, aber dafür mit leuchtenden Augen. Täuschte sie sich, oder hatte Romana sie gerade ein wenig seltsam gemustert? Die junge Iunia warf einen scheuen Blick zu der viel größeren Vestalin hinauf und war dann sicher sich geirrt zu haben. Libo sprach immer noch nicht, aber dafür machte Antoninus einen zunehmend unglücklichen Eindruck. Konnte es denn tatsächlich sein, dass ein Mann in Gesellschaft ebenso schüchtern und unsicher sein konnte wie sie?


    Serrana beschloss, ihren Teil dazu beizutragen, dass der Iulier sich ein bisschen wohler fühlte und lächelte ihn aufmunternd an, nachdem er sich Sedulus vorgestellt hatte.

    Als Sedulus für einen Moment lang einen beleidigten Flunsch zug, wurde Serrana unsicher, ob sie es nicht vielleicht übertrieben hätte. Allerdings erlöste sie das breite Grinsen dann recht schnell wieder und sie stuppste ihn aus reiner Erleichterung gleich noch ein weiteres Mal. Sie musste sich wirklich angewöhnen, nicht jedes seiner Worte toternst zu nehmen, sonst würde sie aus dem erschrecken vermutlich gar nicht mehr herauskommen...


    Das Thema Haare war allerdings wirklich ein ernstes Problem. Als Sedulus darüber sprach, dass bei einem möglichen Regenguss vermutlich auch der Rest ihrer Frisur sprichwörtlich den Bach runtergehen würde, griff sich Serrana automatisch wieder an den Kopf, erreichte damit jedoch nur, dass zwei weitere Haarnadeln mit einem leisen pling zu Boden und weitere lange Haarsträhnen in ihr Gesicht und über ihre Schultern fielen. Und so genügsam Serrana normalerweise auch zu sein pflegte, machte sie diese für ihr Äusseres wenig vorteilhafte Situation derart wütend, dass sie die Hände zusammenballte und mit dem Fuß aufstampfte wie ein kleines Kind.


    "So ein elender Mist." schimpfte sie wie ein Rohrspatz. "Ich sehe ja sicher unmöglich aus, was sollen denn nur die Leute von mir denken?"

    Der warme Wein schien ein wenig dazu beizutragen, dass Calvena etwas zur Ruhe kam, denn sie wirkte nach und nach nicht mehr ganz so hibbelig, auch wenn das glückliche Strahlen weiterhin über ihrem Gesicht lag. Planen hörte sich auf jeden Fall schonmal gut an, und wenn man dabei für Großmutter Laevina auch noch eine Fußangel auslegen konnte, ohne dass die etwas davon merkte, umso besser...
    Serrana wollte gerade schon die ersten Vorschläge machen, als Calvenas Gegenfrage schlagartig dafür sorgte, dass ihr trotz der kühlen Luft wohlig warm wurde und ihre Wangen eine rosige Färbung annahmen. Oja, auch im Leben der Iunia gab es eine wichtige Neuigkeit, aber wie fasste sie die am Besten in Worte? Da Calvena mittlerweile über Sedulus und sie Bescheid wusste, war es ihr nicht mehr ganz so peinlich darüber zu reden, aber sie war trotzdem noch ein wenig befangen, Calvena über den Heiratsantrag ihres Onkels zu erzählen.


    "Nun,...ähm...du weißt ja, dass Sedulus und ich...ähm...nunja,...vor ein paar Tagen haben wir uns wieder getroffen und da hat er....also...er hat mich gefragt...ob ich ihn heiraten will." Mittlerweile fühlten sich ihre Wangen an, als würden sie glühen und Serrana warf einen etwas unsicheren Blick zu ihrer Freundin. Seit jenem Nachmittag bei der Naumachia war sie wie auf Wolken geschwebt, aber trotzdem war ihr wichtig, Calvenas völliges Einverständnis zu haben.

    "Was für ein Exemplar ich meine?" fragte Serrana nun ihrerseits und stuppste Sedulus leicht in die Seite. "Ich geb dir mal einen Tipp, es steht direkt vor mir..."


    Sein Geständnis, ein wenig verlegen zu sein, machte nun Serrana selbst nervös und sie suchte fieberhaft nach einer geistreichen Antwort, während ihr Blick ein wenig hilfesuchend umherirrte. Es gab doch bestimmt dutzende von witzigen und schlagfertigen Antworten, die man in so einer Situation von sich geben konnte, warum zum Henker, fielen ihr denn nie welche davon ein? Da Sedulus gerade eine ihrer Haarsträhnen zwischen den Fingern hielt, ergriff Serrana schnell diesen Strohhalm. "Ist von meiner Frisur überhaupt noch etwas übrig? Adula stellt sich beim Haaremachen immer ein wenig ungeschickt an, wahrscheinlich sehe ich schon aus wie ein zerrupftes Huhn..."


    Aus Richtung des ebenfalls zerupften Busches ertönte ein ärgerliches Schnauben, was Serrana jedoch geflissentlich überhörte.

    "Wir sollten uns beeilen, wir sind ohnehin schon spät dran." sagte Serrana über die Schulter zu Adula und eilte, so schnell es auf der überfüllten Straße möglich war in Richtung Mercatus, wo sie sich mit Calvena verabredet hatte. Die beiden Mädchen würden am kommenden Tag ihre Opferprüfung abhalten und wollten daher gemeinsam die verschiedenen Gaben für das Voropfer und vor allem ein geeignetes Opfertier kaufen. Schon bei dem Gedanken an morgen wurde der Iunia ganz mulmig zumute, aber irgendwie freute sie sich auch auf ihren großen Tag.
    Sie war noch ein ein paar Querstraßen vom Markt entfernt, als sie zu ihrer Überraschung plötzlich ihre Freundin entdeckte, die gerade in ein Gespräch mit einem Mann verwickelt war. Da dieser Serrana den Rücken zukehrte, hielt sie ihn im ersten Moment aufgrund seiner Größe und der braunen Haare für Valerian und eilte freudestrahlend auf die beiden zu.


    "Na, haltet ihr es mal wieder nicht ohne einander aus?" fragte sie fröhlich, nachdem sie die letzten Meter zurückgelegt hatte und erschrak dann ganz furchtbar, als sie feststellen musste, dass es sich bei dem hübschen jungen Mann gar nicht um Calvenas Verlobten handelte.


    "Oh, Verzeihung, da war ich wohl ein bisschen vorschnell." murmelte sie verlegen und spürte, wie sie wieder einmal rot wurde. Serrana schaute Calvena hilfesuchend an, vielleicht konnte ihre Freundin diese peinliche Situation ja ein wenig auflösen

    "Oh, vielen Dank, das ist sehr nett von dir." Die Aussicht, bei der geplanten Feier neben all den wichtigen Persönlichkeiten auch ein paar vertraute Gesichter um sich zu haben, freute Serrana sichtlich und trug nicht unerheblich zu ihrer Erleichterung bei.


    "Gibt es denn irgendetwas, das dich in Rom besonders interessiert? Dann könnten wir da ja vielleicht mal hingehen, wenn du nicht ganz so viel zu tun hast. Das heisst, natürlich nur, wenn du Lust dazu hast." fügte sie hastig hinzu, schließlich wollte Silanus ihre Gesellschaft und die ihrer Freunde ja nicht aufdrängen. Trotzdem hatte Serrana das Gefühl, dass es ihrem Verwandten gut tun würde, etwas mehr unter die Leute zu kommen, denn obwohl sie ihn eigentlich kaum kannte, wirkte er auf sie ein wenig traurig und einsam.


    "Es ist nett, dass du das sagst, aber es war doch selbstverständlich, dass ich mich hier ein wenig um alles gekümmert habe. Ich konnte doch schließlich nicht einfach einziehen und die Hände in den Schoß legen. Und was das Leben angeht: jetzt seid ihr ja auch hier, Axilla und du, meine ich. Und Brutus wird hoffentlich auch häufiger vorbeischauen. Weisst du, ich durfte jahrelang kaum von meiner iunischen Familie sprechen, geschweige denn einen von ihnen sehen. Deshalb bin ich auch so froh, dass wir jetzt endlich unter einem Dach leben."

    Jetzt war die Reihe an Serrana ein wenig verwirrt zu sein. Natürlich war die Aussicht auf eine interessante Schriftrolle mehr als reizvoll für sie, aber wenn man sie jetzt und hier vor die Wahl zwischen einer prallvoll gefüllten Bibliotheca nur für sie allein und Sedulus (ebenfalls für sie allein) stellte, dann wäre ihre Entscheidung schnell gefällt. Und das wollte für einen so lesebegeisterten Menschen wie Serrana schon einiges heissen.


    "Das interessanteste Exemplar habe ich doch ohnehin schon bei mir." konnte sie gerade noch antworten, bevor Sedulus sie an sich zog und küsste. Für ein paar Sekunden blendete sie alle weiteren Gedanken aus und nahm nur am Rande wahr, dass sie sich gerade mitten auf der Via Aurelia befanden, was natürlich ziemlich gewagt aber gerade deshalb auch furchtbar romantisch war.


    "Es war nur die Wahrheit." sagte Serrana dann ein wenig verlegen und atemlos und schmiegte sich ihrerseits kurz an ihn.


    Adula verhielt sich derweil totenstill und begutachtete mit scheinbar unglaublichen Interesse einen ziemlich zerpflückt wirkenden Busch am Straßenrand.

    Während Calvena erzählte, nahm Serrana ihren Blick wieder von deren Ring und sah stattdessen ihre Freundin an. Die strahlte wie ein Honigkuchenpferd und war scheinbar derart überdreht, dass sie sogar Serranas Frage überhört hatte. Diese konnte gar nicht anders als mitlächeln, so sehr freute sie sich für Calvena. Nach Calvena nahm auch sie sich einen Becher mit Wein, schüttete ein paar Tropfen für die Götter auf den Boden und hob ihn dann um einen Trinkspruch auszusprechen.


    "Auf dich und Valerian. Mögen die Götter euch ein langes und glückliches Leben miteinander gewähren!"

    Serrana schmunzelte leise vor sich hin, als sie die abwägenden Blicke bemerkte, die zwischen Sedulus und Adula hin und her gingen. So wirklich warm schienen die beiden miteinander noch nicht geworden zu sein, aber das dauerte bei Adula ohnehin immer eine ganze Weile und selbst ihrer Herrin gegenüber hatte sie sich zu Anfang mehr als zurückhaltend verhalten.
    Wie schön, dass er noch einen Teil des Heimwegs bei ihr blieb, denn es fühlte sich nach wie vor gut und richtig an, wie sie so nebeneinander herliefen.


    "Falls du nichts von Sisenna findest, dann ist das auch nicht schlimm." antwortete sie ihm und lächelte ihn fröhlich an. "Eigentlich brauchst du mir auch gar nichts mitzubringen, hauptsache, du kommst überhaupt."

    Serrana sah Silanus erstaunt an, als dieser ihr völlige finanzielle Freiheit bei der Planung des anstehenden Festes einräumte. Natürlich fühlte sie sich durch sein offensichtliches Vertrauen geschmeichelt und hatte auch nicht vor dieses durch maßlose oder unnötige Ausgaben zu missbrauchen, aber manch andere Frau hätte das vermutlich als willkommene Einladung gesehen.


    "Nun, das ist gut zu wissen. Ich werde mich aber trotzdem genau umhören, schließlich ist das Teuerste nicht notwendigerweise auch immer das Beste..."


    Anfangsschwierigkeiten in einem neuen Posten lagen im Grunde in der Natur der Sache, aber dass sich Silanus in Rom nach wie vor ein wenig fremd fühlte, weckte Serranas Mitgefühl, schließlich war es ihr kurz nach ihrer Ankunft auch nicht anders ergangen.


    "Oh, das tut mir leid, dann sollten wir daran aber ganz schnell etwas ändern und möglichst schon vor dem Fest." sagte sie dann eifrig und begann in Gedanken bereits Pläne zu schmieden. "Hier in Rom gibt es wirklich sehr viele nette Menschen. Wenn du nach deiner Arbeit im Palast mal nicht in deinem Officium verschwinden willst, dann gehen wir in die Stadt und ich stelle dich meinen Freunden und Bekannten vor. Allerdings sind die meisten von denen Frauen, aber vielleicht stört dich das ja nicht." fügte sie mit einem verschmitzten Lächeln hinzu. Wenn sie richtig darüber nachdachte, dann kannte sie durchaus auch einige Männer, von denen der eine oder andere vermutlich sogar in Silanus' Alter war. Und dann war da natürlich Sedulus... Serrana rang einem Moment lang mit sich und überlegte, ob sie Silanus von ihm erzählen sollte. Als Pater Gens hatte er schließlich einen Anspruch darauf es zu erfahren, aber wie sollte sie es nur erklären, ohne dass es allzu peinlich wurde? Serrana spürte, wie sie vor Verlegenheit allmählich rot wurde und suchte fieberhaft nach einem weniger verfänglichen Thema.
    Und da gab es tatsächlich etwas, über das sie unbedingt noch mit ihrem Verwandten sprechen musste.


    "Lucius, ich bin noch gar nicht dazu gekommen, mich bei dir dafür zu bedanken, dass ich nach Rom in dieses Haus kommen durfte. Du glaubst gar nicht, wie wichtig das für mich war und immer noch ist, denn schließlich hat es mein ganzes Leben verändert."

    Serrana nahm Calvenas Hand in die ihre und zog sie näher zu sich heran, damit sie sich den Ring aus der Nähe anschauen konnte. "Der ist wirklich wunderschön, und er passt zu dir." sagte sie dann lächelnd ohne eine Spur von Neid in der Stimme, denn sie wusste ja, wie lange Calvena und Valerian auf ihre offizielle Verlobung hatte warten müssen.


    "Was ist denn genau passiert? Erzähl doch mal!" hakte sie aufgeregt nach. "Und steht schon fest, wann die Hochzeit sein wird?"


    Serrana war so von den spannenden Neuigkeiten ihrer Freundin in Beschlag genommen, dass sie die Sklavin mit dem Tablett erst bemerkte, als diese bereits neben ihrem Sessel stand. Der warme Wein dampfte einladend in seiner Karaffe, und die Iunia goss erst und dann ihrer Freundin etwas ein und machte der Sklavin dann ein Zeichen, dass sie sich wieder entfernen konnte.

    Irgendwie schien die Gesprächsrunde um sie herum immer größer zu werden. Bevor sie Libo noch antworten konnte, hatte bereits ein älterer Herr ebenfalls das Wort an ihn gerichtet, und die Iunia wartete geduldig, bis dieser zu Ende gesprochen hatte. Wer er wohl war? Er strahlte eine derart große natürliche Autorität und Würde aus, dass er sicher furchtbar wichtig war. Ob man sich dem einfach vorstellen konnte? Nein, lieber nicht, das erschien Serrana dann doch ein wenig zu übermütig, daher wandte sie sich lieber wieder dem jungen Libo zu, zumal sie dieser auch so nett anlächelte.


    "Oh, du kommst gerade aus Ägypten?" fragte sie ihn beeindruckt. "Wie aufregend, davon musst du uns unbedingt erzählen. Stell dir vor, meine Cousine Axilla hat da ganz lange gelebt..." Während sie noch sprach, stellte Serrana plötzlich fest, dass Axilla sich von ihrer Seite entfernt hatte und in Richtung Kuchen ging. Ein wenig überrascht sah sie dieser hinterher, und ihr Herz machte einen kleinen Satz, als sich jetzt plötzlich Sedulus ihrer Gruppe näherte. Wie sollte sie den denn nur begrüßen mit all den Menschen um sich herum? Serrana beschränkte sich für's erste darauf, ihn glücklich anzulächeln und blieb abwartend an Ort und Stelle stehen.

    "Oh fein, dann setze ich mich gleich zu dir." entgegnete Serrana erfreut und ließ sich in dem zweiten Sessel nieder. "So oft hat man im Winter ja nicht die Gelegenheit, ein paar Sonnenstrahlen geniessen zu können, da sollten wir das lieber ausnutzen".


    Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass einer der Sklaven bereits auf dem Weg zur Küche war, um warmen Wein für die beiden jungen Frauen zu holen, entspannte sie sich ein wenig und ließ ihren Blick kurz über Calvena gleiten, wobei ihr direkt das goldene Funkeln an deren Finger ins Auge stach.
    Einen Augenblick betrachtete sie überrascht den ihr bislang gänzlich unbekannten Ring, dann erhellte sich ihr Gesicht in plötzlichem Verstehen und sie sah ihre Freundin aufgeregt an.


    "Oh, ist das etwa....., ich meine, bedeutet das etwa, dass...?" sprudelte sie dann heraus.

    "Na, wenn das so ist, dann nehme ich dein Angebot natürlich gern an." antwortete Serrana mit einem Lächeln und wandte sich dann in Richtung auf den Teil der Stadt, in dem sich sowohl die Casa Iunia als auch die Casa Germanica befanden.


    "Und vielleicht kannst du dir ja eine Eselsbrücke bauen, um dir Sisennas Namen zu merken. Immerhin beginnt und endet er ja mit den selben Buchstaben wie meiner. Und so viele Historiker, auf die das auch zutrifft, gibt es sicher nicht..."


    Da die Iunia ihre Sklavin mittlerweile ziemlich gut kannte, merkte sie ganz genau, dass diese Sedulus und sie immer wieder ein wenig prüfend musterte, beschloss aber, das schlichtweg zu ignorieren. Wenn Adula irgendwelche Fragen hatte, konnte sie diese später daheim ja stellen, aber irgendwie war Serrana sich sicher, dass sie das nicht tun würde.


    "Naja, und solltest du den Namen trotzdem vergessen, dann bring mir doch einfach irgendeine andere Schriftrolle mit. Ich werde sie in jedem Fall lesen, auch wenn ich sie vielleicht schon kenne."

    Mittlerweile hatte Serrana sich von ihrem ersten Schreck erholt und begann, sich in Gedanken Notizen zu machen um später bei der Planung keine wichtigen Punkte zu übersehen.


    "Nun, es ist ja immer ganz vorteilhaft, wenn man ein Fest unter ein bestimmtes Motto stellt. Wenn wir in unserem Fall Ägypten ein wenig in den Vordergrund bringen wollen, ergeben sich eine Menge Möglichkeiten, nicht nur in Bezug auf Essen und Getränke, sondern auch bei der Dekoration und dem Unterhaltungsprogramm." überlegte sie laut. "Ich werde mich in den nächsten Tagen mal umhören und dir dann berichten, welche Möglichkeiten es gibt. Ein klein wenig hängt die Gestaltung des Abends natürlich auch von dem finanziellen Rahmen ab, in dem sich das Ganze bewegen soll." fügte sie dann noch ein wenig zögerlicher hinzu. Schließlich hatte sie keine Ahnung, über welche Möglichkeiten Silanus in dieser Hinsicht verfügte, und einfach nachzufragen erschien ihr ein bisschen zu indiskret.


    Während ihr Verwandter ihr von seinen Vorstellungen erzählte, betrachtete Serrana ihn aufmerksam und es wurde ihr bewusst, wie wenig sie doch im Grunde von ihm wusste. Ob sich wohl noch die Gelegenheit ergeben würde, das ein wenig zu ändern?


    "Du hast ja schon gesagt, dass die Arbeit im Palast zur Zeit noch ein wenig schwierig und anstrengend ist. Hast du dich denn trotzdem schon wieder ein wenig in Rom eingelebt und fühlst dich wohl hier?" fragte Serrana vorsichtig nach. Einen Versuch war es immerhin wert, wenn Silanus sich nicht mit ihr darüber unterhalten wollte, konnte er das Gespräch ja ohne Probleme wieder auf das Thema "Fest" zurücklenken.

    Allmählich wurden von allen Seiten so viele Gesprächsfäden geknüpft, dass Serrana Schwierigkeiten hatte, allen mit der nötigen Aufmerksamkeit zu folgen. Da es ihr jedoch am wichtigsten erschien, zunächst einmal die beiden neuen Frauen in ihrer Runde zu begrüßen, begann sie damit zuerst.


    "Salve, Decima Valeria und salve, Aelia Paulina." sagte sie nacheinander mit einem Lächeln an die blonde und die dunkelhaarige Frau gewandt. "Es freut mich sehr eure Bekanntschaft zu machen."


    Die Aelia war also die Ehefrau von Senator Vinicius Lucianus. Serrana konnte sich nur noch wage an diesen erinnern, da sie nur kurz zusammen in einer Gruppe gestanden hatten, bevor sie selbst mit Septima ins Haus gegangen war. Das mit den Zwillingen hörte sich da schon deutlich spannender an, zumal ihr eigenes Interesse an Themen wie Ehe und Kinder in der letzten Zeit spürbar angestiegen war.


    "Das hört sich aber schön an. Sind es zwei Jungen oder zwei Mädchen? Und wie alt sind die beiden denn?" sprudelten die Fragen nur so aus ihr heraus. Hoffentlich fand Paulina das nicht zu indiskret...


    Und die Frage nach den Fontinalia ließ sich zumindest aus Serranas Sicht wirklich leicht beantworten..."Oh ja, das Fest war wirklich wunderschön." schwärmte sie mit träumerischem Gesichtsausdruck und schloss für einen Moment die Augen, um sich an die eine oder andere besonders schöne Szene im Garten oder der Bibliothek besser erinnern zu können. Leider fiel ihr dabei auch noch etwas anderes wieder ein. "Naja, wenn man davon absieht, dass Großmutter an dem Abend gestürzt ist, aber sie hat es , den Göttern sei Dank, ja gut überstanden..." fügte sie schnell hinzu, um bei den anwesenden Damen nicht völlig unsensibel und gefühllos zu wirken.



    Die blonde Decima war nach der kurzen Vorstellungsrunde wieder in Schweigen verfallen. Serrana überlegte einen Augenblick, dann gab sie sich erneut einen Ruck und wandte sich direkt an die noch relativ Unbekannte.


    "Bist du neu hier in Rom, Valeria?" fragte sie vorsichtig nach. An der Frage war ja hoffentlich nichts auszusetzen, schließlich lebte sie selbst auch erst seit einigen Monaten in dieser Stadt.

    Serranas Blick ging zwischen den beiden Männern hin und her und bei den Worten "gewaltsame Auseinandersetzung" und "Opfer" fröstelte es sie trotz der noch warmen Herbstsonne und sie zog ihre Palla unwillkürlich ein wenig enger um sich.
    Wie behütet und friedlich ihr eigenes Leben trotz des einen oder anderen Schicksalschlages im Vergleich zu dem der beiden Soldaten in ihrer Gesellschaft doch vermutlich verlaufen war...


    "Ich bin wirklich sehr froh, dass ihr beiden noch dazu gekommen seid." sagte sie mit einem dankbaren Lächeln, dem man den gerade überstandenen Schrecken jedoch noch deutlich ansah. "Wobei ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, dass die Männer mir etwas getan hätten. Dafür bin ich doch viel zu unwichtig und für solche Leute wohl auch kaum eine Gefahr." Bei Labeo, dem Optio und vor allem Livianus, dem noch amtierenden Praetor Urbanus, sah die Sache da schon anders aus, zumal Bularchos diesen ja bereits kannte.


    "Kann es denn nicht sein, dass sich dieser Mensch jetzt rächen will, weil du ihn in seine Schranken gewiesen hast?" fragte sie Livianus mit neu aufkommender Unruhe.

    Araros brauchte eine gewissen Zeit, bis er Serrana in der kleinen Bibliotheca des Hauses gefunden hatte, in der sie sich seit einiger Zeit so oft wie möglich aufhielt um zu lernen oder einfach in Erinnerungen zu schwelgen. Als ihr der Besuch ihrer besten Freundin gemeldet wurde, riss sich die Iunia jedoch schnell von ihren Schriftrollen los und eilte in den Garten, wo sie Calvena schnell entdeckte.


    "Salve, Calvena, wie schön, dass du mich besuchst." rief sie erfreut, eilte auf diese zu und ergriff ihre Hände. "Was meinst du, ist es für dich in Ordnung hier draussen im Hortus, oder sollen wir lieber ins Haus gehen?" Heute war ein für Januar ungewöhnlich warmer und sonniger Tag, aber sie wollte auf keine Fall riskieren, dass ihre Freundin in der Casa Iunia frieren musste.

    [Blockierte Grafik: http://img39.imageshack.us/img39/9646/araros.jpg]



    Simplex, der Leibwächter, war Araros bislang noch unbekannt, aber als sein Blick auf dessen Herrin fiel, erhellte sich sein Gesicht und er öffnete direkt die Tür ein Stückchen weiter und machte eine einladende Geste.


    "Germanica Calvena, natürlich." sagte er aufrichtig erfreut. "Meine Herrin ist daheim und wird sich sicher sehr über diesen Besuch freuen. Folgt mir doch bitte in den Hortus, ich werde Iunia Serrana sofort Bescheid geben.