Beiträge von Iunia Serrana

    Also würde er wirklich kommen und ihr die Schriftrollen vorbeibringen, Serrana konnte es immer noch nicht glauben. In Gedanken schwor sie sich bereits, diese Schriften zu hüten wie ihren Augapfel, damit Sedulus seine Großzügigkeit nachträglich nicht doch noch bereuen musste.
    Und er interessierte sich tatsächlich für ihre Bibliotheca daheim!


    "Schön, dann werd ich dort lieber mal ein wenig aufräumen, im Moment sieht man vor lauter Schriftrollen die Regale nicht mehr." sagte sie dann eifrig, schließlich wollte sie ihm die Casa Iunia im bestmöglichen Zustand präsentieren, auch wenn er bei der Cena vor ein paar Wochen schon einmal dort gewesen war.


    Serrana folgte Sedulus mit ihrem Blick, als nun auch dieser anfing die Regale abzuschreiten und nickte zustimmend zu seinen Äusserungen. Nein, auf die Menge der Schriftrollen kam es wirklich nicht an, manch einer hatte Berge davon in seiner Bibliotheca gehortet und nicht nicht eine einzige Schrift davon war wirklich interessant oder lesenswert.


    Als er nach ihrer letzten Bemerkung auf sie zukam, dachte Serrana zunächst er wolle sich die Papiere auf dem Tisch hinter ihr anschauen, aber stattdessen ergriff er plötzlich ihre Hand und sah sie an.
    Diesmal machte ihr Herz keinen Satz mehr, sondern begann derart laut zu schlagen, dass sie sicher war, auch Sedulus könne es hören. Unfähig sich zu bewegen erwiderte sie seinen Blick und nach und nach begann auch Serrana zu lächeln.

    Serrana erwiderte die Umarmung ihrer Freundin dankbar, fühlte sich aber dennoch zunehmend elend. Was sollte Calvena denn jetzt nur von ihr denken? Vermutlich, dass sie ihr nicht vertraute, und diesen Eindruck wollte die junge Iunia nun auf gar keinen Fall erwecken.


    Sie löste den Blick wieder von den brennenden Schiffen und sah Calvena zerknirscht und ein wenig flehend an.


    "Bitte denk jetzt nicht, dass ich es dir nicht erzählen möchte. Ich weiß nur im Moment ganz einfach nicht, wie ich es erklären soll." sagte Serrana eindringlich und hoffte, dass ihre Freundin ihr das auch glauben würde.

    Als sie die Stimme ihrer Cousine hörte, öffnete Serrana die Augen und lächelte Axilla erfreut an.


    "Schön, dass du gekommen bist." sagte sie dann und wies auf das Tablett mit verschiedenen Getränken, die sie hatte vorbereiten lassen.


    "Falls du Durst haben solltest, ich habe Saft und etwas verdünnten Wein bringen lassen, bedien dich bitte einfach."


    Nach diesen Worten gab sie Adula ein Zeichen, mit dem Kämmen aufzuhören und steckte ihr Haar mit ein paar Handgriffen nach oben. Dann stand sie auf, wickelte sich aus dem Laken und stieg zu Axilla ins Wasserbecken, wo sie sich wohlig aufseufzend auf einer Stufe niederließ und bis zum Hals im warmen Wasser eintauchte.


    "Ich hoffe, du bist mit dem Zimmer zufrieden, dass Araros hat herrichten lassen." sagte Serrana dann an ihre Cousine gewandt. "Man hätte es sicher schöner dekorieren können, aber leider wusste ich ja nicht, dass du kommen würdest." fügte sie entschuldigend hinzu. "Geht es deinem Magen denn schon wieder etwas besser?"

    Serrana musste lachen. "Ja, in dem Alter ist das sicher immer so." Als sie selbst jünger gewesen war, hatte sie sich auch noch eingebildet, dass sie eine solche Entscheidung eines Tages selbst würde treffen können, aber da hatte Laevina sie schnell eines besseren belehrt.


    "An so einem Ort kann man sich bestimmt ganz wundervoll entspannen." sagte sie auf seine nächsten Worte und sah sich noch einmal mit leuchtenden Augen um. "Früher hab ich auch noch mehr gelesen, aber im Moment muss ich sehr viel für meine Ausbildung lernen, wenn ich nicht gerade im Tempel bin."


    Bei seinem darauf folgenden Angebot glaubte Serrana im ersten Moment sich verhört zu haben. So etwas würde er wirklich für sie tun? Die Vorstellung, diese wunderschöne Bibliotheca benutzen zu dürfen war ja schon sehr reizvoll, allerdings wirkte die Vorstellung, dass ihre Großmutter nur ein Stockwerk tiefer wie eine lauernde Spinne sitzen würde, nicht gerade einladend. Vermutlich würde Laevina sie hier gar nicht allein lassen, wenn sie mitbekäme, dass Serrana im Haus war...
    Aber wenn Sedulus ihr die eine oder andere Schriftrolle wirklich vorbeibringen würde, dann konnte sie diese wirklich in Ruhe lesen, ganz abgesehen von der Tatsache, dass sie ihn dann auch wiedersehen würde...


    "Oh, das ist aber ein nettes Angebot, würdest du das wirklich tun?" fragte sie sicherheitshalber nochmal nach. "Ich würde auch sehr vorsichtig mit den Schriften umgehen und sie dir so schnell wie möglich wieder zurückgeben." fügte sie eifrig hinzu.
    "Und wenn du magst, kann ich dir dann ja die Bibiotheca in der Casa Iunia zeigen, allerdings wirst du sicher enttäuscht sein, denn sie kann mit dieser hier beim besten Willen nicht mithalten."


    Serrana war derartig aufgeregt, dass ihr gar nicht bewusst wurde, dass eine derartige Einladung für eine allein lebende Frau vermutlich nicht nur Laevinas Augen etwas unpassend war. Im Moment zählte für sie nur der Wunsch, sich für die vielen netten Gesten von Sedulus nun auch einmal in irgendeiner Weise revanchieren zu können. Darüber hinaus waren ihre einsamen Tage in der Casa Iunia ohnehin gezählt, aber von der baldigen Ankunft weiterer Familienangehöriger hatte die junge Iunia an diesem Abend noch keinerlei Ahnung.


    Abwartend sah sie ihn an und spürte dann, wie ihr Herz bei seiner letzten Bemerkung einen kleinen Satz machte. Was war das denn jetzt gewesen? So etwas hatte sie bislang ja noch nie gespürt...


    "Ja, das finde ich auch." sagte sie dann leise und malte verlegen mit dem Finger ein paar Muster auf den Tisch, an dem sie gerade stand.

    Serrana betrat das kleine Balneum der Casa Iunia, sah sich kurz um und stellte zufrieden fest, dass die Sklaven bereits alles für das gemeinsame Bad vorbereitet hatten, zu dem sie ihre Cousine Axilla eingeladen hatte. Es war angenehm warm in dem Raum und aus dem Warmwasserbecken stieg ein leichter Lavendel und Rosenduft von den hinzugefügten Ölen auf. Ein heisses Bad würde der übermüdeten und frierenden Axilla sicher gut tun, und auch Serrana selbst freute sich nach der Arbeit im Tempel und der Aufregung des Tages auf sie zu erwartende Entspannung.


    Die junge Iunia schnupperte geniesserisch und zog dann mit Adulas Hilfe ihr Priesterinnen-Gewand aus, um sich in ein einfaches Laken zu hüllen und sich auf eine kleine Bank zu setzen. Während sie auf Axillas Ankunft wartete, begann Adula damit, ihr die hüftlangen Haare durchzukämmen, die durch den langen Tag mittlerweile ziemlich zerzaust waren. Serrana schloss die Augen, ließ ihre Gedanken einfach fließen und begann bereits jetzt, sich spürbar zu entspannen.

    Dieses Haus war wirklich um einiges größer als die Casa Iunia, und schon nach kurzer Zeit hatte Serrana in all den Gängen und Treppen vollkommen die Orientierung verloren.
    Für Sedulus' Bitte hatte sie natürlich vollstes Verständnis und nickte sofort, schließlich war seine Tochter ja noch sehr klein.


    "Ja natürlich. Deine Tochter wird sicher sehr müde sein nach so einem aufregenden Tag. Und sie scheint ja auch sehr lebhaft und aufgeweckt zu sein." antwortete sie leise und mit einem Lächeln, als sie sich an den kleinen Wirbelwind erinnerte, der so unbeschwert durch das Atrium gesaust war.


    Als die beiden dann die Bibliothek betraten, blieb Serrana direkt am Eingang stehen und warf einen bewundernden Blick durch den großen und gemütlichen Raum voller Regale und Schriften. Auch damit konnte die Casa Iunia in keinster Weise mithalten.


    "Oh, ist das schön hier!" rief sie aus und lief aufgeregt zwischen den einzelnen Regalen und Tischen hin und her, wobei sie sehr vorsichtig einen Blick auf die eine oder andere Schriftrolle warf.


    "Du meine Güte, das hier ist ja von Livius, und das da..." sie eilte wieder ein Stückchen weiter, "....scheint von Sallustius zu sein." sprudelte sie heraus und sah sich mit strahlenden Augen nach Sedulus um.


    "Ich glaube, wenn ich so eine wunderschöne Bibliotheca daheim hätte, würde ich gar nicht mehr vor die Tür gehen..."

    Eigentlich sah Sedulus gar nicht so entäuscht aus, dass er noch nicht zu den Anderen zurückkehren konnte, dachte Serrana erleichtert und durchaus auch erfreut. Auch sie war neugierig, was das Programm im Garten anging, zumal ja Calvena bei den Planungen schon einige Anspielungen gemacht hatte. Aber Sedulus hatte Recht, die Vorbereitungen würden sicher noch einen Moment in Anspruch nehmen, und in der Zeit konnte sie sich guten Gewissens die Bibliothek anschauen.


    Ausgesprochen gut gelaunt hakte sie sich erneut bei ihrem Begleiter ein und ließ sich von ihm wieder zurück ins Haus führen.

    "Das muss dir nicht leid tun, es ist ja auch schon eine ganze Weile her." antwortete Serrana auf seine erste Bemerkung. Das stimmte zwar, aber dennoch freute es sie, dass Sedulus sich Gedanken um sie machte.


    Dann lauschte sie gespannt, wie es seinerzeit zu seiner Verletzung im Dienst gekommen war und zuckte unwillkürlich zusammen, als er auf den Sturz und den anschließenden Angriff zu sprechen kam. Dass man in Blut ausrutschen konnte, war schon eine ganz schön erschreckende Vorstellung...


    "Die Geschichte ist ja furchtbar, da bin ich aber wirklich froh, dass dir nichts Schlimmeres geschehen ist." sagte sie dann erleichtert. Als Sedulus ihr zeigte, wo er damals verletzt worden war, folgte ihr Blick automatisch seinem Finger, aber dann erinnerte sie sich wieder Laevinas strenger Erziehung und sah ein wenig verlegen wieder hoch. Schließlich hatte ihre Großmutter ihr mehr als einmal eingeschärft, dass man Männer, die nicht zur Familie gehörten, nur beiläufig anzuschauen hatte, wobei alle Zonen unterhalb des Halses selbstverständlich komplett tabu waren.


    Serrana schaute sich noch einmal im Garten um und entdeckte eine weitere männliche Gestalt, die aus dem Haus getreten war und ganz in dessen Nähe befand sich offenbar auch noch eine Frau. Genauer konnte sie es wegen der Dunkelheit im Hortus nicht erkennen, aber eigentlich war es ihr im Moment auch egal, wer dort stand.


    "Von mir aus gern." lächelte sie auf seine Aufforderung, in die Bibliothek hinüberzugehen, aber dann kamen ihr doch noch ein paar letzte Bedenken.


    "Bist du denn sicher, dass du nicht lieber wieder zum Fest zurückgehen willst? Schließlich sind einige der Gäste ja wirklich furchtbar wichtig...."(und deutlich interessanter als sie selbst, aber diesen Satz verkniff sie sich lieber) Die Vorstellung, dass er aus Höflichkeit noch länger mit ihr aushielt, war Serrana ganz furchtbar, und sie wollte Sedulus zumindest eine Möglichkeit geben, wieder zu den anderen zurückzugehen ohne dass es für sie beide peinlich wurde.

    Als Sedulus sein Mitgefühl zum Tod ihres Vaters äusserte, nickte sie dankbar.


    "Ich danke dir. Aber ehrlich gesagt haben wir uns nicht besonders nah gestanden, deshalb macht es mir auch nicht mehr allzuviel aus."


    Dass er selbst im Dienst verletzt worden war, beeindruckte sie da schon weitaus mehr.


    "Oh, wie ist denn das passiert? Das hört sich ja furchtbar an! Warst du sehr schwer verletzt?"fragte sie dann besorgt aber auch ziemlich beeindruckt.


    Dass er selbst keine große Lust hatte allein sie im Garten zurückzulassen, freute Serrana doch sehr und sie lächelte nach seiner Bemerkung glücklich vor sich hin.
    Mittlerweile hatte auch sie Octavius Macer bemerkt, der völlig still und reglos neben einer verlassenen Bank stand. Ob es ihm wohl nicht gut ging? Normalerweise hätte sich Serrana vermutlich Sorgen gemacht, aber an diesem speziellen Abend waren andere Dinge auf einmal viel wichtiger, daher wandte sie ihren Blick wieder von Macer ab und Sedulus zu.


    Bei seinem Vorschlag, ihr das Haus und im besonderen die Biblioteca zu zeigen, ging ein Strahlen über das Gesicht der jungen Iunia. Mit Schriftrollen hatte man sie immer schon locken können.


    "Wenn dir das keine Umstände macht, sehr gern." sagte sie dann eifrig. Was es dort wohl alles zu finden gab?


    Jetzt fiel ihr auch auf, dass Sedulus seinen Teller bislang noch gar nicht selbst angerührt hatte.


    "Möchtest du denn gar nichts essen oder hast du gar keinen Hunger?" hakte sei erstaunt nach.

    Wie schön, dass er ihren Lesegeschmack nicht seltsam fand. Irgendwie schien ihr seine Meinung zu den verschiedensten Dingen auf einmal wichtig zu sein.


    "Ich hab nicht wirklich Ahnung von Philosophie, aber Platon lese ich auch sehr gern und vor allem Seneca." sagte sie nachdenklich.


    Als Sedulus ihr von seiner Militärzeit berichtete, hörte Serrana gespannt zu. Eigentlich hätte er ruhig ein wenig mehr erzählen können, zwar hatten sie allzu ausführliche Schilderungen des Armeelebens noch nie besonders interessiert, aber sie hörte ihm einfach gern zu.


    "Mein Vater ist auch bei den Cohortes Urbanae gewesen, aber ich weiß nicht genau, welchen Dienstgrad er hatte. Jetzt werde ich es wohl auch nicht mehr erfahren, er ist nämlich vor einigen Jahren im Dienst umgekommen." Wie immer, wenn sie von ihrem Vater sprach, klang ihre Stimme ein wenig unbeteiligt. Immerhin lag sein Tod schon einige Zeit zurück, und Serrana hatte ihn auch vorher viel zu selten gesehen um ihn wirklich zu vermissen.


    Ihre Bemerkung, dass seine Anwesenheit ihr ein Gefühl von Sicherheit vermittelte, schien Sedulus ein wenig in Verlegenheit zu bringen und sie bekam sofort ein schlechtes Gewissen.


    "Du brauchst darauf auch nicht zu antworten." sagte sie daher leise. "Ich wollte irgendwie nur, dass du es weißt." Du meine Güte, diese Bemerkung war ja genauso dämlich wie die davor, was musste er nur von ihr denken?


    Gut, dass sie sich auf den Teller konzentrieren konnte, das Thema Essen war doch deutlich weniger peinlich.


    "Oh, ich glaube, das wird nicht nötig sein." antwortete sie lachend auf sein Angebot, noch Nachschub aus dem Triclinium zu holen, und nahm sich vorsichtig ein Stück Melone.


    "Bei dem Essensvorrat auf deinem Teller könnten wir wahrscheinlich zwei Tage in diesem Garten bleiben." Ganz abgesehen davon, dass Serrana Sedulus' Anwesenheit viel zu sehr genoss, um ihn jetzt wieder gehen lassen zu wollen.

    Als Calvena sie plötzlich ganz direkt fragte, ob sie jemanden kennengelernt hatte, merkte Serrana erst, dass sich ihre eigenen Gedanken in den letzten Tagen kaum um etwas anderes gedreht hatten und so sprudelte sie ohne groß nachzudenken heraus:


    "Ja, weißt du, bei dem Fest da hat....." Serrana stockte mitten im Satz, als ihr ganz plötzlich klar wurde, WEM sie da gerade etwas über WEN erzählen wollte. Und dabei gab es doch eigentlich kaum einen anderen Menschen, mit dem sie sich in diesem Moment lieber ausgetauscht hätte.... Verlegen biss sie sich auf die Lippe und überlegte fieberhaft, wie sie aus dieser peinlichen Situation wieder herauskommen konnte.


    "Ach, ist ja auch egal, wahrscheinlich bilde ich mir ohnehin nur etwas ein." sagte sie dann schnell und starrte dann angestrengt auf die Schiffe unter ihnen, als würde sie das Schlachtengeschehen plötzlich wieder brennend interessieren.

    Serrana atmete erleichtert auf, als Silanus sich plötzlich in Bewegung setzte und Axilla begrüßte. Vielleicht hatte sie sich die komische Spannung zwischen den beiden ja auch nur eingebildet, bei ihrer Nervosität während der letzten beiden Tage wäre das ja auch kein Wunder. Lächelnd sah sie zu, wie Axilla Brutus begrüßte und überlegte dann, ob sie sich ihrer Cousine im Eifer des Gefechts überhaupt vernünftig vorgestellt hatte.


    "Entschuldige bitte, dass ich dir eben keine vernünftige Antwort gegeben habe." sagte sie dann etwas zerknirscht. "Ich bin Serrana, die Tochter von Iunius Macro."


    Als Axilla dann über ihre Magenprobleme sprach, warf Serrana ihr einen besorgten Blick zu. Ihre Cousine sah tatsächlich ein wenig blass um die Nase aus.


    "Oh, das tut mir leid. Du musst natürlich nichts essen, wenn du nicht magst. Möchtest du dich vielleicht lieber erstmal hinsetzen oder kann ich dir irgendetwas anderes holen lassen?"

    Ob wohl auch alle Gäste zufrieden waren? Serrana ließ den Blick über die Anwesenden schweifen und stellte fest, dass einige immer noch nicht im Triclinium eingetroffen waren. Wenn sie es vorhin richtig mitbekommen hatte, waren Calliphana und Centho gemeinsam im Hortus verschwunden. Die junge Iunia schmunzelte und winkte dann unauffällig einen der Sklaven heran. "Geh rüber in den Garten und richte dem jungen Paar dort aus, dass es jetzt etwas zu essen gibt. Aber mach es bitte diskret und erschreck sie nicht."raunte sie ihm so leise zu, dass es keiner der übrigen Anwesenden mitbekommen konnte.


    Bei einem weiteren Blick durch den Raum, sah sie, dass Sermo sie zu sich heranwinkte und ging sofort zu ihm und Calvena hinüber.


    "Oh, vielen Dank, das ist sehr nett von dir." dankte sie dem jungen Quintilier für sein Lob und lächelte ihn an. Bei seiner nächsten Frage wurde sie dann aber automatisch wieder besorgt, bemühte sich jedoch darum weiterhin heiter und unbeschwert auszusehen.


    "Ich weiß es nicht genau aber ich vermute, dass sie mit der Planung des weiteren Abends beschäftigt ist. Vielleicht hat sich ja bei den Tänzern oder in der Küche ein Problem ergeben. Sicherlich ist sie gleich wieder bei uns." antwortete sie dann in betont sorglosem Ton. Der Sklave, den sie auf die Suche nach Narcissa geschickt hatte, war auch noch nicht wieder aufgetaucht. Wirklich seltsam...


    Wo sie jetzt schon so nah an einer der Clinen stand, konnte sie sich genauso gut auch erst einmal hinlegen. Sowohl neben Calvena als auch neben Sermo war noch ein Platz frei, und Serrana zögerte einen kurzen Augenblick. Dann fiel ihr jedoch auf, dass Prisca immer noch stand, und da diese in Sermos Begleitung erschienen war, wollten die beiden auch sicherlich nebeneinander speisen. ;)


    Mit einem kleinen Seufzer der Erleichterung ließ sie sich neben ihrer Freundin nieder und lächelte in die Runde ihrer Gäste. Vom Verschwinden ihrer Cousine einmal abgesehen, klappte es bislang ja eigentlich ganz gut.

    Es war doch wirklich eine gute Idee von Sedulus gewesen ihr den Garten zu zeigen. Irgendwie fühlte sie sich hier viel wohler als im Haus, obwohl sie es durchaus genossen hatte, nette neue Bekanntschaften zu machen und sich mit all den Leuten zu unterhalten. Im Moment war sie allerdings wesentlich mehr daran interessiert, etwas mehr über ihren jetzigen Gesprächspartner zu erfahren. Scheinbar hatten sie sogar gemeinsame Interessen!


    "Oh, du interessierst dich auch für Geschichte? Die meisten Leute, denen ich das erzähle, schauen mich immer ein wenig mitleidig an. Scheinbar ist es in meinem Alter wohl eher üblich, Gedichte zu lesen, aber die interessieren mich eigentlich gar nicht so sehr." Dass sich Sedulus hauptsächlich für Militärgeschichte interessierte, machte Sinn und Serrana nickte lächelnd. "Ja, das kann ich mir vorstellen, du bist sicher selbst in der Armee gewesen, nicht wahr?"


    Von der Tatsache bestärkt, dass er ihre vorübergehende Verlegenheit scheinbar nicht mitbekommen hatte, wurde sie gleich ein wenig mutiger:


    "Ja, das tue ich wirklich. Ich kann nicht erklären, warum das so ist, aber es ist auf jeden Fall die Wahrheit." Jetzt wurde sie wieder ein wenig verlegen, aber diesmal wich sie seinem Blick nicht aus sondern lächelte ihn an.


    Als er ihr dann von dem reichhaltigen Essen auf seinem Teller anbot, löste sie fast ein wenig widerwillig ihren Blick von seinem Gesicht und schaute auf das vielfältige Angebot.


    "Das ist sehr nett von dir, mittlerweile habe ich doch ein wenig Hunger bekommen." sagte sie dann und stibitzte sich zum Einstieg eine Olive, die ganz oben auf dem Berg lag.

    Wie still und friedlich es plötzlich war. Kaum hatten die beiden den Hortus betreten, war der allgemeine Trubel und Lärm des Festes auf einmal wie abgeschnitten und Serrana genoss für einen Augenblick das Gefühl absoluten Wohlbefindens.


    "Natürlich darfst du fragen. Ich durfte fast alles lesen, was mein Großvater in seiner Bibioteca hatte, aber am meisten hat mich immer schon Geschichte interessiert. Es ist so ungemein spannend, sich all das vorzustellen was früher mal passiert ist." schwärmte sie dann.


    Dass man ihr ihre Angst vor Laevina ansah, betrübte Serrana ein bisschen, aber es wunderte sie nicht wirklich. Vermutlich wirkte sie unter all den schönen und selbstbewussten Menschen auf diesem Fest wie ein verschrecktes Kaninchen....Sie seufzte leise auf; ein neues Kleid allein reichte halt nicht, da würde sie noch ganz schön an sich arbeiten müssen...


    Bei Sedulus' nächster Bemerkung musste sie dann aber wieder lachen, bei seinem Auftreten konnte sie sich kaum vorstellen, dass er vor irgendetwas Angst hatte, ein klein wenig färbte seine Selbstsicherheit sogar auf sie selbst ab.


    "Oh nein, im Moment hab ich tatsächlich keine Angst. Hier ist es so schön und friedlich und ausserdem bist du ja auch noch da."rutschte es ihr ohne großes Nachdenken heraus, und sie lief mal wieder rot an. Erfreulicherweise war es hier im Garten deutlich dunkler als in der feierlich erleuchteten Casa Germanica, vielleicht würde Sedulus es gar nicht bemerken.


    "Was hast du denn da eigentlich alles auf deinem Teller?" fragte sie dann schnell und reckte sich ein wenig, um die vielen Leckereien in seiner Hand zu betrachten.

    Serrana war durch die Ankunft all der neuen Familienmitglieder derartig überdreht, dass es einen Moment dauerte, bis die Spannung, die auf einmal im Atrium lag auch zu ihr durchdrang.
    Ein wenig irritiert schaute sie zwischen Silanus und Axilla hin und her. Warum benahmen die beiden sich denn nur so seltsam?


    "Ähm, ja, das stimmt." sagte sie dann und überlegte, wie sie die peinliche Situation ein wenig überspielen konnte.


    "Ihr müsst doch alle furchtbar hungrig sein, wollt ihr nicht ins Triclinium gehen und ein wenig essen? Die Köchin hat sich sehr viel Mühe gegeben um euch auf ihre Weise willkommen zu heissen, sie wäre sicherlich beleidigt, wenn ihr das gute Essen verschmähen würdet.
    Und in der Zwischenzeit werden sich die Sklaven daran machen, ein schönes Zimmer für Axilla herzurichten, nicht wahr, Araros?"
    fügte sie mit betont munterer Stimme hinzu und sah den Rest der Familie dann einladend an.

    "Ja, da hast du vermutlich recht." nickte sie bei seiner Vermutung wegen ihr mangelnden Gartenkenntnisse.
    "Daheim in der Campania bin ich eigentlich immer sehr gern in den Garten gegangen, aber da hab ich meist gelesen, alles andere haben die Sklaven erledigt."


    Als Sedulus dann nach dem Guten fragte, das Calvena ihr schon über seine Familie erzählt hatte, musste Serrana schmunzeln.


    "Oh, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Egal was sie mir auch bislang über euch erzählt hat, man merkt einfach, wie wohl sie sich in dieser Familie fühlt und wie gut sie sich mit allen hier versteht. Naja, vielleicht mit Ausnahme von Laevina, aber das ist ja auch kein Wunder..."


    Bei seiner letzten Frage verschwand das Lächeln dann wieder von ihrem Gesicht und sie biss sich kurz auf die Lippe, als sie sich an die jahrelangen verbalen und auch körperlichen Schikanen ihrer Großmutter erinnerte.


    "Ich will mich lieber nicht beschweren, schließlich hätten sich meine Großeltern ja nicht um mich kümmern müssen, nachdem meine Mutter gestorben ist. Mein Großvater war wirklich ein ganz wundervoller Mensch, er hat mir ganz viel beigebracht und hat immer alles für mich getan. Seinetwegen war es eigentlich auch ganz schön zuhause. Und meine Großmutter....., nun ja, sie ist schon sehr streng gewesen, eigentlich hab ich immer Angst vor ihr gehabt und hab es heute auch noch."


    Nach der letzten Bemerkung warf sie wieder einen kurzen Blick zu ihm. Hoffentlich hielt er sie jetzt nicht für ein albernes Kind, weil sie sich immer noch vor ihrer Großmutter fürchtete. Aber leider war das ja nun mal die Wahrheit, auch wenn Serrana Laevina mittlerweile etwas selbstbewusster entgegen treten konnte.

    Sie starrte immer noch gebannt auf auf das Kampfgeschehen, aber die Worte ihrer Freundin lenkten sie dann doch ein wenig von der Schlacht und sogar von Antonius und Kleopatra ab. Für einen kurzen Moment lang lösten sich allem Schlachtenlärm zum Trotz die Schiffe vor Serranas Augen auf und wurden durch Büsche und Pflanzen in einem nächtlichen Garten ersetzt.


    "Hm, ja...., vielleicht hast du ja Recht." antwortete sie dann etwas geistesabwesend und lächelte dabei, ohne es zu merken, selig vor sich hin.

    "Oh, das macht nichts. Ich weiß von Gärten auch nur, dass sie grün sind und dass es dort jede Menge Pflanzen und Blumen gibt. Meine Cousine Narcissa interessiert sich sehr dafür, aber mir fehlt da wohl das richtige Händchen." erwiderte sie mit einem Lächeln.


    Auf seine zweite Bemerkung hin musste sie lachen.


    "Da brauchst du dir keine Gedanken zu machen, Calvena hat mir noch nie etwas Schlechtes über euch und eure Familie erzählt. Ich wünschte, ich hätte auch so ein Glück gehabt." fügte sie hinzu und schaute kurz zu Boden bevor sie wieder Sedulus ansah. Ein wenig seltsam fühlte es sich ja schon an, am Arm eines Mannes zu gehen, aber wider Erwarten fühlte sich Serrana in diesem Augenblick ausgesprochen wohl.

    Vermutlich hätte sie vor dem Verlassen der Gruppe jetzt etwas Geistreiches sagen sollen, um ihre Verlegenheit ein wenig zu überspielen, aber das war ja noch nie Serranas besondere Stärke gewesen. Daher warf sie den anderen nur noch ein entschuldigendes Lächeln zu und hakte sich dann bei Sedulus ein.


    "Ja gern, euer Garten soll ja sehr schön sein, zumindest hat Calvena mir das erzählt." antwortete sie ihm, diesmal schon wieder mit etwas kräftigerer Stimme und warf auch einen ersten Blick auf ihren Begleiter.