Beiträge von Iunia Serrana

    Die Gruppe wollte sich gerade in Richtung Triclinium in Bewegung setzen, als plötzlich Tiberia Septima auf sie zu kam. Im ersten Moment dachte Serrana, dass sie sich zu ihnen gesellen wollte und rückte automatisch ein Stückchen zur Seite, aber die junge Tiberia ging mit ungewohnt ernstem Gesichtsausdruck an ihnen vorbei.


    Serrana sah ihr ein wenig irritiert hinterher und wandte sich gerade wieder ihren Gesprächspartnern zu, als plötzlich Sedulus neben ihnen auftauchte. Eigentlich hatte sie sich ja fest vorgenommen, bei ihrem nächsten Zusammentreffen an diesem Abend etwas weniger verschreckt zu sein, aber mit einer solchen Aufforderung hatte sie auch wahrlich nicht gerechnet, auch wenn sie sich durchaus darüber freute.


    Da es ihr im Moment gleichermaßen peinlich war, Sedulus oder auch die übrigen Mitglieder ihrer Gruppe anzusehen, griff sie nach dem am ehesten verfügbaren Rettungsanker und fixierte stattdessen den überfüllten Teller in seiner Hand.


    "Ähm, ja...gern..." sagte sie dann leise.

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    Offensichtlich waren im Atrium noch die Begrüßungsgespräche in vollem Gange, kein Wunder, denn schließlich waren die beiden Herren ja erst vor kurzem angekommen.
    Araros blieb neben Axilla im Eingangsbereich stehen, räusperte sich und sagte dann:


    "Die Herrin Iunia Axilla ist soeben aus Alexandria eingetroffen."


    ~~~


    Serrana warf einen überraschten Blick zum Eingang und der dort stehenden jungen Frau und brauchte einen Moment, um den Sinn von Araros Worten richtig zu verstehen. Dann jedoch ging ein Strahlen über ihr Gesicht und sie lief ein wenig undamenhaft schnell zur Tür hinüber, um das dunkelhaarige Mädchen zu begrüßen, dass dort reglos stand und ein wenig verschreckt wirkte. Dieses Gefühl kannte Serrana selbst nur gut genug, und auch wenn sie den Grund in Axillas Fall nicht kannte, wollte sie ihr so gut wie möglich helfen.


    "Axilla, was für eine Überraschung! Ich hab gar nicht damit gerechnet, dich so bald kennenzulernen. Wenn ich unseren Familienstammbaum richtig gelesen habe, dann waren unsere Väter Brüder." sprudelte sie aufgeregt hervor und ergriff dabei Axillas Hände.

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    Noch eine Iunia? Jetzt war Araros wirklich überrascht. Monatelang war die Casa Iunia fast verwaist gewesen, und plötzlich tauchten drei Familienmitglieder an einem Tag auf...


    "Oh, dann hoffe ich, dass du eine angenehme Reise hattest." beeilte sich Araros dann an die junge Frau gewandt zu sagen.
    "Komm doch bitte herein, Herrin, der Rest der Familie ist im Moment im Atrium, ich werde dich sofort zu ihren führen."


    Mit diesen Worten öffnete er die Tür ganz und trat einen Schritt zur Seite, um die junge Herrin und ihren Diener eintreten zu lassen.

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    Als es nur einige Zeit nach Ankunft der beiden Herren zum zweiten Mal an der Tür klopfte, glaubte Araros zuerst sich verhört zu haben.
    Sicherheitshalber ging er jedoch zum Eingang, schob den Riegel zurück und öffnete die Tür. Leicht verwirrrt musterte er die junge Frau, die mit einigen Gepäcktruhen im Rücken vor ihm stand. Ob sie zu Silanus und Brutus gehörte? Aber warum hatten die beiden dann nichts davon gesagt, dass noch jemand nachkommen würde? In jedem Fall war sie gut gekleidet und gehörte ganz offensichtlich zur herrschenden Klasse.


    "Salve, Herrin." sagte er daher höflich wenn auch ein wenig zurückhaltend. "Was kann ich für dich tun?"

    Brutus war ihr mit seiner netten und offenen Art sofort sympathisch. Plötzlich fiel Serrana wieder ein, dass ihre Freundin Duccia Clara sie mal nach ihm gefragt hatte. Ob die wohl wusste, dass er jetzt in Rom war?


    "Nun, in den letzten Wochen habe ich ganz allein hier gewohnt." erklärte sie dann. "Unsere Großcousine Narcissa lebt mittlerweile auch hier in Rom, aber leider in der Casa Decima und nicht hier in der Casa Iunia." bei den letzten Worten warf sie einen kurzen Blick zu Silanus, denn so richtig verstanden hatte sie diese Geschichte zwischen den beiden immer noch nicht.


    "Und Mühe macht das ganz sicher nicht, schließlich sollst du dich ja hier erholen." fügte sie lächelnd hinzu. Schade eigentlich, dass er so bald schon wieder abreisen würde, am liebsten hätte sie das Haus voll mit Familienangehörigen gehabt.

    Kaum hatte sich Serrana auf Claras nette Aufforderung hin wieder hingesetzt und ein wenig beruhigt, betrat eine weitere junge Frau das Atrium und die junge Iunia stand automatisch wieder auf. Für einen kleinen Moment musste sie überlegen, wo sie das hübsche blonde Mädchen schon einmal gesehen hatte, aber dann fiel es ihr wieder ein.


    "Salve Chaerea, wie schön dich wiederzusehen! Damals bei den Ludi sind wir nicht mehr dazu gekommen uns miteinander zu unterhalten, weil uns der Bär dazwischen gekommen ist." erwiderte sie lächelnd die Begrüßung der jungen Sergia.


    "Und nein, dies ist mein erster Besuch hier in eurem Haus."


    Als dann Prisca den Raum betrat, strahlte sie auch diese an.


    "Salve, Prisca, ja, ich bin wirklich ganz furchtbar aufgeregt, auch wenn Clara sich wirklich alle Mühe gibt mich zu beruhigen. Aber ich freue mich auch schon sehr darauf, die Pferde zu sehen." sprudelte sie heraus und trank dann schnell etwas Honigwasser, um wieder etwas zur Ruhe zu kommen. Schließlich wollte sie sich ja nicht aufführen wie ein fünfjähriges Kind...

    Gespannt starrte Serrana auf die Schiffe der beiden verfeindeten Flotten und zuckte bei dem Lärm zusammen, den die zerberstenden Ruder machten. Immer wieder glitt ihr Blick dann auf die beiden Schiffe, die seinerzeit Kleopatra gehört hatten. Fast konnte man sich die ägyptische Königin auf einem von ihnen vorstellen.


    "Ich wüsste so gern, wie sie ausgesehen hat, Kleopatra, meine ich..." sagte die junge Iunia verträumt. "Ob sie wohl wirklich so schön gewesen ist, wie immer gesagt wird? Sie muss schon etwas ganz besonderes gewesen sein, sonst hätte Antonius doch sicher nicht alles für sie aufgegeben, meinst du nicht?" fügte sie dann an ihre Freundin gewandt hinzu.

    Auch wenn Silanus ihr schon vor etlichen Monaten in seinem Brief angeboten hatte, in der Casa Iunia zu wohnen, hatte sich Serrana in all der Zeit immer noch ein wenig wie ein Eindringling gefühlt.
    Als er jetzt jedoch so offensichtlich erfreut auf sie zu kam, fielen endlich auch die letzten Bedenken von ihr ab und sie fühlte sich zum ersten Mal wirklich daheim. Glücklich ergriff sie seine ausgestreckten Hände und strahlte ihn an.


    "Salve, Silanus. Ich bin auch sehr froh. Seit ich hier angekommen bin, hab ich mich auf diesen Moment gefreut!"


    Als Silanus auf seinen hochgewachsenen Begleiter deutete, wandte sie sich diesem zu und lächelte auch ihn an.


    "Salve, Iunius Brutus, es freut mich sehr dich kennenzulernen. Ich hoffe, du wirst dich in diesem Haus wohlfühlen."


    Hoffentlich fand Silanus diese Worte aus ihrem Mund nicht zu vermessen, schließlich war es ja immerhin sein Haus, von dem sie sprach.


    "Ihr werdet nach der langen Reise sicher sehr müde sein, Araros und die übrigen Sklaven haben eure Räumlichkeiten hergerichtet, hoffentlich seid ihr damit zufrieden. Leider hatten wir nur einen Tag für die Vorbereitungen Zeit, aber ich hoffe trotzdem, dass alles zu eurer Zufriedenheit sein wird." fügte sie aufgeregt hinzu. Ob sie bei den Planungen auch nichts vergessen hatte? Mit den Gewohnheiten junger, unverheirateter Männer kannte sie sich schließlich nicht aus, den Göttern sei Dank hatte Araros, der seinen Herrn ja schon geraume Zeit kannte, ihr mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

    Zu ihrer großen Freude sah Serrana, wie sich Arvinia in Begleitung eines unbekannten jungen Mannes ihrer Gesprächsgruppe näherte und begrüßte die junge Tiberia mit einem offenen und warmen Lächeln.


    "Salve, Arvinia, wie schön dich wiederzusehen. Wie geht es dir?"


    Die dunkle Kleidung und der bereits einige Tage alte Bart von Arviniers Begleiter ließen darauf schließen, dass dieser um jemanden trauerte, und Serrana, die immer noch unter dem plötzlichen Tod ihres Großvaters litt, fühlte dem Unbekannten gegenüber Mitgefühl. Als er ihr seinen Namen nannte, lächelte sie auch ihn freundlich an und sagte dann:


    "Salve, Aurelius Ursus, ich freue mich sehr dich kennenzulernen. Mein Name ist Iunia Serrana."

    Dass augenblicklich die allgemeine Aufmerksamkeit auf sie gerichtet war, machte Serrana schon ganz schön nervös, um so dankbarer war sie für Calvenas leise geflüsterte Aufmunterung.


    "Vielen Dank, das ist sehr lieb von dir." wisperte sie zurück und lächelte ihre Freundin an. Sie hatte zwar nicht damit gerechnet, einen Teil des Abends allein bestreiten zu müssen, aber irgendwie würde sie es schon hinbekommen. Die junge Iunia ließ den Blick über die anweisenden Gäste schweifen, die allmählich an ihr vorbei ins Triclinium gingen, um sicher zu gehen, dass alle gut versorgt waren. Dabei fiel ihr auf, dass Sermo, den sie zuvor eine ganze Weile nicht mehr gesehen hatte, ziemlich blass um die Nase aussah und auch deutlich stiller war, als sie ihn am Vormittag erlebt hatte.


    "Ist bei dir alles in Ordnung?" frage sie ihn leise. "Kann ich irgendetwas für dich tun, oder etwas kommen lassen?" Hoffentlich war ihm nicht irgendeins der ausgeschenkten Getränke schlecht bekommen.


    Im Triclinium warteten derweil Sklaven mit Schalen parfümierten Wassers voller Rosenblüten darauf, dass sich die ersten Gäste hinlegten, damit sie ihnen die Hände waschen und anschließend mit bestickten Leintüchern abtrocknen konnten. Ausserhalb des Raums, in einer Ecke des Säulengangs sorgten die Musiker mit ihren Flöten, Leiern und Tambourinen für dezente Hintergrundsmusik.


    Zur gleichen Zeit begannen weitere Bedienstete damit, die Gustatio zu servieren. Als Vorspeisen wurden leichte, und appetitanregende Speisen gereicht: sauer eingelegte Früchte und Gemüse wie Oliven, Lauch, Melonen und Zwiebeln, Hühner-, Enten- und Gänseeier, eine Auswahl an Pilzen, sowie unterschiedlich zubereitete Schnecken und Muscheln. Während die Minstratores Teller und Becher auf den Tischen verteilten, näherten sich andere Sklaven und füllten die Becher mit Mulsum, der zur Vorspeise getrunken wurde. Für die Gäste, die bereits zur Vorspeise Fleischgerichte bevorzugten, standen standen entsprechende Speisen vom Siebenschläfer und von gemästeten Drosseln bereit.
    Während die Tänzer mit ihrer Darbietung bis zum Beginn des Hauptgangs warteten, eröffnete ein sehr gut gekleideter Sklave mit weissem Bart und leicht griechischem Akzent das Programm und rezitierte, begleitet von der Musik griechische und lateinische Verse.

    Als sich Mattiacus nun auch noch als Poet und Historiker outete, musste Serrana schmunzeln.


    "Du meine Güte, ich wusste gar nicht, dass Langeweile derartig lehrreich sein kann. Hoffentlich hast du für den Rest deiner Familie auch noch das eine oder andere Fachgebiet übrig gelassen, oder sind alle Decimer so vielseitig interessiert?." hakte sie lächelnd nach.

    Bei Claras Eintreten war Serrana sofort von ihrem Stuhl aufgesprungen und ergriff erfreut deren Hand.


    "Salve Clara, und vielen Dank nochmal für deine liebe Einladung. Ich nehme gern etwas Honigwasser, aber ich bin nicht sicher, ob ich etwas trinken kann, ich bin nämlich schon furchtbar aufgeregt" entgegnete sie mit einem verlegenen Lachen.

    Für Serrana, die es in ihrem bisherigen Leben gerade mal von der Campania bis nach Rom geschafft hatte, bedeutete Venusias Erzählung einen kleinen Einblick in eine ganz neue unbekannte Welt. Fast glaubte sie die riesigen Wälder, Wiesen und Felder zu sehen, die ihr ihre Begleiterin so anschaulich beschrieb. Allerdings hatte das Leben im fernen Norden ganz offensichtlich auch Schattenseiten; dass ein Stamm von einem anderen gewaltsam vertrieben wurde, war für die überaus behütet aufgewachsene Serrana kaum vorstellbar.


    "Lebt der Rest deiner Familie denn noch gemeinsam an einem Ort?" fragte sie dann neugierig. Venusia hatte zwar einen Mann und zwei Kinder, aber sicher gab es doch irgendwo auch noch Eltern und Geschwister.


    Mittlerweile waren sie dem Tempel schon ziemlich nah gekommen, aber Serrana war so auf das Gespräch mit Venusia konzentriert, dass sie ihn kaum eines Blickes würdigte.


    "Vielleicht hast du ja nochmal die Gelegenheit etwas ähnliches zu tun, wenn deine Kinder größer sind und dich nicht mehr jeden Tag brauchen. Bei mir wird es sicher noch eine Weile dauern, bis ich überhaupt eine richtige Priesterin bin, aber ich freue mich schon sehr darauf." sagte sie dann mit leuchtenden Augen, wie immer, wenn sie von ihrer Arbeit im Tempel sprach. "Ich weiß noch gar nicht so genau, welche Ämter ich im Cultus Deorum überhaupt erreichen kann, aber es reicht mir schon, dass sie mich überhaupt aufgenommen haben."


    Ob sie selbst wohl jemals auch eine Familie haben würde? Vielleicht hatte sie ja wirklich Glück, und traf irgendwann jemanden, der netter war als der unselige und fischige Gnaeus Balbus in der Campania und mit dem sie sich auch vorstellen konnte, Kinder zu haben.


    "War es für deine Familie eigentlich kein Problem, dass du einen Römer geheiratet hast?" fragte sie dann neugierig.

    Die beiden Mädchen erreichten just in dem Moment die noch freien Plätze, als auch schon wieder die Fanfaren ertönten, die den Beginn der Schlacht ankündigten. Schnell setzten sie sich hin, um niemandem die Sicht zu versperren und schauten dann gebannt auf das Schauspiel, das ihnen geboten wurde.


    "Du glaubst gar nicht, wie aufgeregt ich bin." sagte Serrana mit leuchtenden Augen an Calvena gewandt. "So etwas Beeindruckendes wie diese Schiffe habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen."

    Serrana folgte seiner Aufforderung und setzte sich auf den angebotenen Platz. Um die Zeit ein wenig zu überbrücken, zupfte sie ihr Kleid und ihre Frisur zurecht und sah sich dann ein wenig neugierig im Atrium der Casa Sergia um.

    Sie war erst wenige Minuten zuvor aus dem Tempel nach Hause zurückgekommen, als Araros ihr die Ankunft von Silanus und Brutus meldete. Da sie noch nicht dazu gekommen war, sich umzuziehen und zu frisieren, trug sie nach wie vor das für Priesterinnen vorgesehene einfache Leinengewand und ihr Haar fiel offen den Rücken herunter.
    Wenn sie sich jetzt noch umzog, würde sie die beiden Neuankömmlinge warten lassen, und das wollte sie in keinem Fall.
    Daher fuhr sie sich nur noch kurz mit der Bürste durch die Haare und eilte dann ins Atrium, um die beiden Männer zu begrüßen.
    Endlich würde Serrana weitere Mitglieder ihrer Familie kennenlernen, seit Narcissas Ankunft vor einigen Wochen war sie nicht mehr derartig aufgeregt gewesen...

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    Araros eilte auf das Klopfen hin zur Tür, und als er hinter dem Sklaven ein bekanntes Gesicht erkannte, ging ein aufrichtiges Strahlen über sein Gesicht.


    "Oh, Dominus, wie schön, dass du endlich wieder nach Rom zurückgekehrt bist. Ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise. Herzlich Willkommen daheim." Er verbeugte sich respektvoll auch vor dem zweiten Mann, da er vermutete, dass es sich bei diesem um den jungen Herrn handelte, dessen Ankunft ihnen ebenfalls angekündigt worden war. Leider war der entsprechende Brief erst einen Tag zuvor angekommen, und seit dem hatte die Casa Iunia Kopf gestanden. Die junge Herrin Serrana hatte die Sklaven gestern sofort mit ungewohnter Strenge herumgescheucht, damit sie die Gemächer für die beiden neuen bzw alten Hausbewohner vorbereiteten und auch den Rest des Hauses auf Hochglanz brachten. So nervös hatte er sie nicht einmal während der Cena anlässlich der Ludi Romani erlebt.


    Arararos öffnete die Tür und trat dann ehrfurchtsvoll zur Seite, um die beiden jungen Herren hineinzulassen.


    "Die Herrin Iunia Serrana ist gerade vor wenigen Minuten von ihrem Dienst im Tempel zurückgekehrt, sie wird sich sicher sehr freuen, dass ihr heil und gesund angekommen seid.."

    Serrana schrak im ersten Moment zusammen, als der junge Mann neben sie trat und beruhigend auf sie einredete. Kurz kam ihr zu Bewusstsein, wie albern und kindisch ihr Benehmen wirken musste. Was konnte sie denn schon tun? Diesen widerlichen Bularchus mit ihrer Schriftrolle bedrohen?
    Sie war dem jungen Mann sehr dankbar, dass er neben ihr stehenblieb, auf diese Weise fühlte sie sich nicht mehr ganz so allein und hilflos, während sie dem stummen Machtkampf vor der Treppe zusah.


    Als sich Bularchus ganz knapp am Prätor vorbeischob, hielt sie automatisch den Atem an, aber dann war dieser schreckliche Moment vorbei und der Bandenchef verschwand ohne besondere Eile mit dem Rest seiner Gefolgschaft aus ihrem Blickfeld.
    Serrana merkte, wie ihr vor Erleichterung ganz schlecht wurde und atmete spürbar aus. Eine historische Schriftrolle auf dem Forum zu lesen, war eine Sache, aber das hier war doch etwas ganz anderes gewesen...


    Als Livianus sich schließlich an sie wandte, wunderte sie sich darüber, wie ruhig und entspannt dieser wirkte. Hatte er denn etwa gar keine Angst gehabt? Da wurde er um ein Haar erstochen und entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten?


    "Von deiner Seite aus gibt es da wohl kaum etwas zu entschuldigen, schließlich hast uns alle vor Schlimmerem bewahrt." sagte sie dann aufrichtig. "Und mir geht es gut, vielen Dank." jetzt konnte sie immerhin schon wieder lächeln.


    Sie wandte sich zu dem jungen Mann, dessen Namen sie immer noch nicht kannte und der sich gleich zu Beginn des Streits schützend neben sie gestellt hatte. Ob sie ihn wohl einfach fragen konnte, wie er hieß? Schließlich war die Situation ja schon etwas besonderes und nicht mit einem gesellschaftlichen Smalltalk auf einer Feier zu vergleichen.

    Offenbar waren sie gerade noch rechtzeitig gekommen, aufgeregt schlängelte sich Serrana in Begleitung ihrer besten Freundin Calvena durch die Reihen der Zuschauer, um einen freien Platz zu finden. Nach einigem Herumschauen entdeckte sie eine Lücke, die groß genug für die beiden Mädchen zu sein schien und zeigte mit dem Finger hinüber.


    "Was meinst du, wollen wir uns dorthin setzen?" fragte sie dann ein wenig aus der Puste. Die beiden jungen Frauen hatten erst vor einer knappen Stunde ihren heutigen Unterricht im Tempel beendet, sich dann in Windeseile umgezogen und frisiert und waren so schnell wie möglich zur Naumachia geeilt, um das große Spektakel nicht zu verpassen.