Als Calvena sie beschwichtete, war Serrana unendlich erleichtert. Offenbar war ihre Freundin ihr wirklich nicht böse, dabei hätte sie selbst dafür durchaus Verständnis gehabt. Dankbar drückte auch sie Calvenas Hand und schüttelte dann abwehrend den Kopf.
"Nein, bitte, du musst es mir nicht erzählen, wenn so eine schlimme Erinnerung für dich ist. Im Grunde geht es mich doch auch gar nichts an." Das letzte, was Serrana wollte, war dass Calvena sich dazu verpflichtet fühlte, ihr etwas so wichtiges anzuvertrauen, auch wenn sie im Grunde sehr glücklich über diesen Vertrauensbeweis war.
Dann hörte sie nur noch das Wort "überfallen" und starrte ihre Freundin erschrocken an. Das Gewaltsamste, was Serrana selbst jemals gesehen hatte, war das Schlachten der Hoftiere daheim auf dem Landgut gewesen. Selbst bei diesen Gelegenheiten war sie regelmäßig in Tränen ausgebrochen und von wohlmeinenden Sklaven ausser Sichtweite gebracht worden, auch wenn ihre Großmutter die Meinung vertreten hatte, der Anblick von ein wenig Blut könne der Abhärtung nur förderlich sein.
Bei so einer entsetzlichen Einleitung konnte sie doch unmöglich wieder ihre Fragen stellen. Daher sah Serrana ihre Freundin nur immer noch schockiert und mitfühlend an, um Calvena selbst die Entscheidung zu überlassen, ob sie wirklich weitererzählen wollte oder nicht.