Beiträge von Iunia Serrana

    Allmählich legte sich ihre Nervosität ein wenig, da es ihr bislang erstaunlicherweise gelungen war, ihren Teil an der Unterhaltung ohne Stottern oder peinliche Äusserungen irgendeiner Art zu bestreiten. Erfreulicherweise schien ihr Narcissa wegen ihrer Einladung an Vala auch nicht böse zu sein und so atmete Serrana erst einmal erleichtert auf.


    Als plötzlich eine Schriftrolle ins Zimmer rollte und Verus den Kopf ins Triclinium steckte, wollte sie automatisch aufspringen um ihm zu helfen, aber der Germane war schneller als sie, gab die Rolle zurück und sperrte dann den Decimer aus.
    Serrana beobachtete diese Aktion vollkommen fassungslos und schlug ungläubig die Hand vor den Mund. Sie hatte ihr eigenes Verhalten ja schon mehr als ungehörig gefunden, weil sie Narcissa der eigentlichen Gastgeberin vorgegriffen hatte, aber der junge Germane, der ja schließlich auch nur Gast war, schlug einem der Bewohner des Hauses einfach die Tür vor dem Kopf zu....und es war ihm ganz offensichtlich nicht einmal peinlich... Wenn sie selbst nur die Hälfte von Valas offensichtlichem Selbstbewusstsein hätte, würde ihr bestimmt manches leichter fallen...


    "Ob er wohl nochmal wiederkommt?" fragte sie dann mit einem Blick auf die nun geschlossene Tür. Vor dem Zusammentreffen mit Verus hatte sie nämlich die wenigste Angst gehabt. Immerhin hatte sie ihn auf den Trajanischen Märkten schon einmal kurz gesprochen, und er war ihr trotz seines etwas seltsamen Verhaltens ganz nett erschienen, vor allem weil er so liebevoll mit seinem kleinen Welpen umgegangen war.


    Dann machte sie sich Gedanken, mit welchem Thema man die Unterhaltung wieder in unverfänglichere Bahnen lenken konnte. Und da dies ein wunderbarer Moment war, um etwas praktisches mit etwas schönem zu verbinden, wandte sie sich wieder an Venusia.


    "Hättest du denn wirklich Lust und Zeit, dich mal mit mir über deine Heimat zu unterhalten? Ich würde sehr gern mehr darüber erfahren und vielleicht könnten wir uns dabei ja zusammen ein paar Sachen in Rom anschauen, die wir beide noch nicht kennen. Ich verbringe im Moment viel Zeit im Tempel wegen meiner Ausbildung, aber ich könnte mich bestimmt ein paar Stunden loseisen."


    Mit einem gespannten Blick auf Venusia wartete Serrana auf deren Antwort. Hoffentlich empfand die Duccierin ihren Vorschlag nicht als lästig oder aufdringlich...

    "Ego, Iunia Serrana, deos deasque imperatoremque romae in omnibus meae vitae publicae temporibus me culturum, et virtutes romanas publica privataque vita me persecutorum esse iuro.


    Ego, Iunia Serrana, religioni romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius statum publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat iuro."

    Ich finde die Idee mit der Damen-Cena immer noch ganz gut, ausserdem hat sich Narcissa dazu schon ziemlich viele Gedanken gemacht, da wäre es doch blöd, wenn sie alles wieder umwerfen müsste. Und auf den Ludi vorher gibt es ja noch massenhaft Gelegenheiten für regen Austausch zwischen den Geschlechtern, so dieser denn gewünscht wird ;)

    "Oh wie schön, ich danke dir jetzt schon sehr" sagte Serrana erfreut. Die Aussicht, mehr über Venusias Heimat zu erfahren, war wirklich sehr verlockend und am liebsten hätte sie gleich weiter gefragt, aber das würde sicher einen schlechten Eindruck machen.


    Nur einen Moment später betrat wieder jemand das Triclinium, und Serrana ging davon aus, dass es sich jetzt um einen der Decimer handeln musste. Sie sah auf und starrte den Unbekannten dann ohne es zu merken überrascht an. Er schien wirklich unglaublich groß zu sein, soweit sie das von ihrer Position auf der Kline beurteilen konnte, die durchschnittlichen römischen Männer waren in jedem Fall deutlich kleiner. Darüber hinaus trug er zwar die allgemein übliche Tunika, hatte aber dennoch irgendetwas an sich, was ihn von den normalen Römern unterschied. Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb, war er ausgeprochen attraktiv und Serrana ließ ihren Blick gern noch ein wenig länger auf ihm ruhen.
    Dann stellte er sich vor und damit war auch klar, dass er mit den Decimern im Grunde gar nichts zu tun hatte, sondern ein Verwandter Venusias war. Das erklärte natürlich so einiges.


    Nun war es wirklich an der Zeit, auch irgendetwas zur Begrüßung zu sagen und Serrana kämpfte gegen ihre altbekannte Schüchternheit an. Narcissa hatte zweifellos Recht damit, dass sie sich dringend im Führen von Unterhaltungen üben musste, da konnte sie auch genauso gut jetzt damit anfangen. Eine ältere Matrone wäre sicher eine geringere Herausforderung gewesen als ein baumlanger Germane, aber schließlich war Narcissa ja auch noch da, und damit war das Gespräch sicherlich schon so gut wie gerettet.


    Also nahm sie all ihren Mut zusammen und lächelte den Neuankömmling freundlich an.


    "Es freut mich sehr dich kennenzulernen, Duccius Vala, und du störst wirklich nicht. Setz dich doch bitte zu uns." Nach ihrer letzten Bemerkung erschrak sie sofort über sich selbst. Hatte sie da etwa wirklich gerade in einem fremden Haus einfach die Rolle der Gastgeberin an sich gerissen? Entsetzt sah sie erst zu Narcissa und dann zu Venusia hinüber. Hoffentlich nahmen ihr die beiden dieses ungehörige Verhalten nicht übel...

    Sie sah immer noch besorgt Cara an, als sie hinter sich plötzlich eine bekannte und schon seit geraumer Zeit vermisste Stimme hörte.
    Serrana fuhr schnell herum und fiel ihrer Cousine Narcissa dann spontan um den Hals.


    "Oh, Narcissa, den Göttern sei Dank....wo warst du denn nur?....Ich konnte dich nirgendwo finden....."


    Sie warf einen Blick auf die anderen Frauen, jetzt schienen sie endlich alle komplett zu sein, und offenbar war keine von ihnen wirklich zu Schaden gekommen.


    "Es war so furchtbar....ich konnte mich vor lauter Schreck gar nicht mehr bewegen, und Calvena hat mich dann mit in das Haus dort drüben gezogen." Sie wies hinüber zu dem Haus, in dem sie zwischenzeitlich Zuflucht gesucht hatten.


    "Aber ich habe furchtbare Angst um dich und Adula gehabt, deshalb bin ich wieder rausgelaufen. Wo bist du denn nur die ganze Zeit gewesen? Ich hab mir furchtbare Sorgen gemacht! "

    das nenne ich aber mal ein tapferes Wort.... :D Warte mal ganz entspannt ab, was die Zukunft dir noch bringen wird, die Götter sollte man sich nämlich nie zum Feinde machen ;)

    Ganz offensichtlich hatte sich Cara noch nicht von dem Schreck erholt, sie sah ziemlich blass aus und schien auch wacklig auf den Beine zu sein. Serrana eilte zu ihrer Freundin, nahm sie in den Arm und fragte dann besorgt:


    "Ist alles in Ordnung mit dir? Willst du dich vielleicht lieber hinsetzen?"


    Dann folgte sie Caras Blick zu Calvena und dem unbekannten Mann. "Ich vermute schon, aber ich bin mir nicht sicher. Ich habe den Senator Sedulus bislang noch nicht kennengelernt. Sie hat ja auch noch einen anderen Onkel, der könnte es auch sein."

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    Noch so ein dämlicher Spruch von diesem Hornochsen....Am liebsten hätte Adula Simplex den angebotenen Weinkrug über den Kopf gehauen und ihm die geprellten Rippen eigenhändig aus dem Brustkorb gepflückt, aber ein strenger Blick ihrer Herrin hielt sie davon ab.
    Also ließ sie sich mit einem resignierten Seufzer neben Simplex auf dem Boden nieder, griff nach dem noch fast vollen Weinkrug und leerte ihn in einem Zug. Wenn sie sich schon dieses blöde Gerede noch länger anhören musste, dann wollte sie wenigstens gewappnet sein...


    Serrana beobachtete derweil, wie ein ihr unbekannter Mann mittleren Alters auf den Platz stürmte, Calvenas Namen rief und diese dann umarmte. Das musste wohl einer von ihren beiden Onkeln sein. Serrana freute sich für ihre Freundin, aber ihr dann wurde ihr klar, dass ihretwegen niemand hier auftauchen würde, der sich über ihr Überleben freute, und das tat schon ziemlich weh.
    Nach einem kurzen wehmütigen Moment verscheuchte sie diesen trüben Gedanken wieder. Immerhin waren Adula und sie noch am Leben und auch die anderen schienen ausser ein paar Blessuren nicht allzu viel abbekommen zu haben.

    oja, Verleihnix ist cool. Obwohl mein persönlicher Favorit ja ein anderer Gallier ist:


    "Du kennst mich doch, ich hab nichts gegen Fremde. Einige meiner besten Freunde sind Fremde. Aber diese Fremden da sind nicht von hier!" (Zitat Methusalix)

    meinethalben können die Damen auch gern zwei Tage später zum Abendessen kommen.


    Aber nicht, dass sich dann jemand über eine Fischvergiftung beklagt, weil die Muscheln nicht mehr frisch sind :D

    Mit wachsendem Entsetzen hatte Serrana das Ende des Kampfes beobachtet und laut aufgeschrien, als Adula und Simplex unter dem zusammenbrechenden Tier zermalmt zu werden schienen.
    Sie brauchte einige Sekunden, bis sie registriert hatte, dass die beiden Sklaven durch die schnelle Reaktion des Leibwächters gerade noch gerettet worden waren und jetzt hielt sie nichts mehr.


    Sie rannte so schnell sie konnte auf Adula zu, die sich gerade erhoben hatte und umarmte ihre Sklavin ganz fest. Sollte irgendwer an diesem Verhalten Anstoß nehmen, so war das Serrana zum ersten Mal in ihrem Leben tatsächlich vollkommen egal, denn sie war unendlich glücklich, dass Adula noch am Leben war.


    "Ich bin so froh, dass es dir gut geht" sagte sie strahlend und legte den Kopf in den Nacken, um Adula besser ansehen zu können.


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    Adula wusste gar nicht, wie sie auf diese offensichtliche Zuneigungsbezeugung reagieren sollte, obwohl sie sich unglaublich darüber freute.


    "Herrin, du solltest lieber aufpassen, sonst wird dein Kleid schmutzig" brummte sie verlegen und mit einem Blick auf das Blut des Bären, das überall auf ihrem Körper klebte.


    "Das ist mir vollkommen egal" sagte Serrana aufrichtig, so stolz sie auch auf ihr neues Kleid war, es gab doch wichtigere Dinge im Leben.


    Dann warf sie einen Blick auf Simplex, der ziemlich lädiert und ganz offensichtlich missmutig auf dem Boden saß.


    "Du solltest wirklich mal hingehen und dich bei ihm bedanken, immerhin hat er dir das Leben gerettet...."


    Adula sah zu Simplex hinüber und rollte mit den Augen, aber dann trottete sie gehorsam zu ihm hinüber und blieb neben ihm stehen.


    "Kann ich dir helfen? Du bist verletzt." brummte sie und sah Simplex abwartend an. Vermutlich hatte sie ihn den letzten beiden Minuten bereits mehr gesprochen als in den vergangenen drei Tagen.


    In der Zwischenzeit sah sich Serrana wieder nach Narcissa um. Wo war ihre Cousine denn nur?

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    Zum ersten Mal in ihrem Leben war Adula wirklich erschöpft, ein Zustand der sie im höchsten Maße irritierte. Deshalb brauchte sie auch einen Moment, bis ihr klar wurde, dass der Bär tot war und sie selbst Nasenspitze an Nasenspitze auf Calvenas Leibwächter lag.
    Seine Bemerkung belebte sie jedoch ganz schnell wieder, hurtig sprang sie auf, wobei sie Simplex mit dem rechten Fuß ordentlich in den Magen trat, ließ noch ein verächtliches Schnauben erklingen und marschierte dann würdevoll davon, um sich nach ihrer Herrin umzusehen.

    Kurz vor dem Haus, in das sich die Frauen gerettet hatten blieb Serrana stehen und sah sich verzweifelt nach Narcissa um. Wo um der Götter Willen, war sie denn bloß? Die meisten Menschen im Umkreis des Brunnens hatten sich mittlerweile irgendwo in Sicherheit gebracht, und auch Narcissa war nirgendwo zu sehen. Serrana hatte furchtbare Angst um ihre Cousine, das Schicksal konnte es doch nicht so grausam mit ihr meinen, dass es ihr die gerade erst gefundene Verwandte gleich wieder wegnahm...


    In einiger Entfernung sah sie die Männer mit dem Bären kämpfen und entdeckte plötzlich auch Adula in dieser Gruppe. Immerhin lebte sie noch und schien ganz in ihrem Element zu sein...


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    Kaum hatte Simplex, Calvenas schon etwas angeschlagener Leibwächter, die Kette des Bären ergriffen, kam Adula ihm zur Hilfe und mit vereinten Kräften gelang es den beiden, den Bären an Ort und Stelle zu halten. Serrana sah, wie sich der muskulöse Körper ihrer Sklavin vor Anstrengung anspannte und diese scheinbar zum ersten Mal in ihrem Leben an ihre körperlichen Grenzen stieß, und war trotz ihrer Sorge um Narcissa plötzlich von einem unglaublichen Stolz auf Adula erfüllt. Sollten die Sklavinnen der anderen Frauen ruhig weiter wunderschöne Frisuren legen oder musizieren, in die Nähe eines wilden Bären hätte sich sicherlich keine gewagt...

    Es dauerte eine ganze Weile, bis sich die Starre wieder zu lösen begann, in der Serrana sich befand. Wie durch einen Nebel hatte sie sich von Calvena rüber zu einem der Häuser ziehen und von Calliphana eine Leiter heraufscheuchen lassen. Immer noch verwirrt blickte sie sich unter den anwesenden Frauen um und sah nur verstörte und verängstigte Gesichter. Dann erst fiel ihr auf, dass Narcissa nicht unter den Anwesenden war, und auch Adula war ganz offensichtlich immer noch da draussen.
    Ohne auch nur ein einziges Mal nachzudenken, und bevor irgendjemand sie hätte aufhalten können, kletterte Serrana die rettende Leiter wieder hinab und rannte aus dem Haus, um ihre Cousine und ihre Sklavin zu suchen.

    Als Venusia mit ihrer Erzählung begann, hing Serrana mit Begeisterung und wachsender Faszination an ihren Lippen und ließ sich auf deren und Narcissas Aufforderung eher automatisch wieder auf der Kline nieder.
    Natürlich wusste sie ein wenig über die Stämme jenseits des Rhenus, ihr Großvater hatte sie immer ein wenig auf dem Laufenden gehalten, aber es war doch ganz etwas anderes, einen Menschen zu treffen, der dort tatsächlich aufgewachsen war. Nicht zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Rom wurde Serrana bewußt, dass ein aus Schriftrollen geschöpftes Wissen zwar wundervoll war, aber das wahre Leben in keinster Weise ersetzen konnte.
    Alexandria, Germanien und Britannien...wie furchtbar klein und beengt war doch ihre eigene Welt bislang gewesen...


    "Das klingt alles furchtbar interessant" sagte sie aufrichtig. "Ich würde wirklich mehr über deine Heimat erfahren, natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht. Ich kenne leider niemanden, der aus Germanien stammt, und der kein.........äh, der zur römischen Gesellschaft gehört."
    Innerlich atmete Serrana erleichtert auf, denn es war ihr gerade noch geglückt, das unschöne Wort "Sklave" auszusprechen. Vielleicht war es ihr ja zur Abwechslung mal gelungen, einem Fettnapf aus dem Weg zu gehen....

    Serrana spürte, wie langsam Bewegung in die Gruppe um sie kam. Die Männer schienen sich mit dem zu bewaffnen, was sie gerade dabei oder in Griffweite hatten und sammelten sich vor den Frauen. Angeführt von Calliphana begannen einige von denen nun sich langsam vom Brunnen wegzubewegen, und sie erhaschte noch einen besorgten Blick von Cara, die sich in dieser Gruppe befand.
    Sie selbst war nach wie vor unfähig sich zu bewegen und blieb wie angewurzelt an der selben Stelle stehen. Und selbst wenn sie es gekonnt hätte, hätte sie unmöglich Adula den Rücken kehren können, die sich weiter vorne bei den Männern aus Loyalität zu ihr gerade in tödliche Gefahr brachte.


    Sie zitterte nach wie vor wie Espenlaub, aber aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, dass auch die hochgewachsene Vestalin neben ihr noch stehengeblieben war und das gab ihr ein kleines bisschen Mut.


    "Große Vesta, bitte beschütze deine Priesterin vor dieser Gefahr, und wenn es irgendwie möglich ist, uns andere auch...." flüsterte sie tonlos.