Beiträge von Titus Vibius Vespa

    Wie gewünscht, standen am nächsten Tag eine viertel Stunde vor der Zehnten vier Contubernien Infanterie sowie eine Turma Equites Singulares vor den Toren des Palatium Augusti - leider nicht in ihren Rüstungen, wie es sich die Kaiserin gewünscht hatte und die Männer der Praetorianer liebend gerne erfüllt hätten, sondern in ihren schwarzen Friedenskleidern, also in Toga für das Fußvolk und Paenulae für die Reiter. Ihre Waffen trugen sie verdeckt, Schilde hatten sie nicht dabei. Eine wahnwitzige Vorstellung, die Augusta auf diese Weise vor einem möglichen wütenden Mob zu beschützen, wenn sich ein Aufstand in Gang setzen sollte.


    Vespa war mittlerweile schon einige Wochen bei den Praetorianern und hatte sich in kleineren Mannövern sowie durch seine Führung beweisen können. Er stand immer noch unter Probe bzw. besonderer Beobachtung, bekam aber hier und heute die Chance, sich auch in größeren Einsätzen zu beweisen. Heute würde ihm die Ehre zuteil, die Augusta auf die Märkte der statt zu begleiten bzw. zu eskortieren. Als Decurio der Equites Singulares oblag ihm heute die Gesamtleitung dieses Einsatzes. Als weiterer Unteroffizier für die vier Contubernien war ein Centurio anwesend.


    "Milites. Decurio Vibius Vespa. Richtet der Augusta aus, dass ihre Leibgarde bereit steht."

    Vespa zeigte sich unberührt von den Reaktionen des Tribuns während seiner Erzählungen. Auf Gestik und Mimik legte er nicht viel Wert, da diese subjektiv immer anders ausgelegt werden konnten, was aber wenig damit zu tun hatte, dass er selbst immer den selben reglosen und kühlen Gesichtsausdruck aufsetzte.


    "Ja, Tribun." das seine Laufbahn ungewöhnlich war, wusste auch er. Niemals hätte er sich erträumen lassen, vor den 25 Jahren bei der ALA diese zu verlassen geschweige denn in der Legio aufgenommen zu werden. Wie ihm das gelungen war? Mit Hilfe von außen natürlich. Hier jetzt zu lügen oder fadenscheinige Gründe anzugeben, wäre nicht nur unratsam sondern auch ziemlich dumm. Die Praetorianer hatten Akten und somit Informationen über jeden Mann im Reich, der etwas zu sagen hatte, und natürlich von den Sloldaten, die sie rekrutierten. Vespa wurde zwar nicht persönlich rekrutiert, aber es lag wohl klar auf der Hand, dass der Tribun dennoch Informationen über seinen neuen Decurio einholen, ihn sozusagen auf Herz und Nieren prüfen würde.
    "In der Hoffnung, irgendwann meine Loyalität dem Kaiser persönlich in seiner Garde zu beweisen, suchte ich mir einen Patron. Der damalige Legatus Augusti pro Praetore in Germanien Senator Kaeso Annaeus Modestus ist seit einigen Jahren mein Förderer und verlieh mir das römische Bürgerrecht, Tribun. Er ermöglichte mir den Eintritt in die Legio II Germanica." Ungewöhnlich, ja.. aber nun stand er hier warhaftig in der Castra Praetoria, also nicht unmöglich, nein.


    "Jawohl, Tribun. Ich werde ihn würdig vertreten." versprach er mit großer Zuversicht und Ehrgeiz. Ein Decurio, der einer Trainingsverletzung erlegen war? Vespa verkniff sich eine sichtbare Reaktion. Die Männer würden ihn schon akzeptieren, denn er fuhr eine klare Linie: Disziplin, bedingungsloser Gehorsam, Eifer und Mut.. eben die Tugenden der Vibier.


    Dann warete er weiter ab, was seine nächsten Anweisungen sein würden. Er brauchte noch seine Ausrüstung und müsste vermutlich den Eid leisten.

    Auf die Anweisung des Tribuns hin, stand Vespa nun etwas breitbeiniger und mit verschränkten Händen hinter dem Rücken vor dem Schreibtisch, wo der Laetilius das Versetzungsschreiben des Griechen ausführlich studierte. Schon bald eilte der Beneficiarius herbei, der sowohl gerade dabei war, die Urkunde fertigzustellen, als auch nun alles mitzuschreiben, was der Decurio über sich erzählen würde, denn das war das, was der Tribun nun wissen wollte.


    Mit unveränderte Miene und immer noch bequem stehend skizzierte er kurz seine militärische Karriere.


    "Ich stamme aus der griechischen Hafenstadt Patrae, Tribun. Mein Vater brachte meine Mutter und uns nach Patavium, wo ich für das Exercitus Romanus rekrutiert und zur ALA II Numidia in Confluentes geschickt worden bin." fing er an. "Nachdem ich vom Eques zum Duplicarius und schließlich Vexillarius befördert wurde, erlangte ich das römische Bürgerrecht und man versetzte mich wegen meiner Dienste zur Legio II Germanica als Decurio." soweit zu seinenen Rängen, die er bekleidet hatte. "Neben der Ausbildung neuer Equites wurden mir als zuverlässiger, pflichtbewusster und bedingungslos loyaler Soldat wichtige Botenritte aufgetragen. Mein größter Kampfeinsatz war die Schlacht bei Vicetia während des Bürgerkrieges, wo ich trotz großer Unterzahl mit meinen Männern die Stellung hielt und wir fast unser Leben ließen." Das seine Narbe am Auge sowie die an seiner Schulter aus jener Schlacht stammten, lag klar auf der Hand. Er hatte also auf der Seite gestanden, die gegen die Praetorianer gekämpft hatten, welche auf der Seite des Usurpators Vescularius Salinator gestanden hatten. Doch das alles zählte jetzt nicht mehr. Es zählte nur eins: Er war bedingungslos loyal, bereit jedem Befehl zu folgen und sein Leben zu geben und zwar für den, dem er unterstellt ist. Hier war es Rängetechnisch natürlich der Praefectus Praetorio, aber die ware Loyalität der Soldaten galt dem Kaiser. Das sich das aber auch ändern konnte, zeigte die Vergangenheit. Fehlhandlungen des Kaisers in den Augen der Praetorianer oder zu geringe Donativa hatten schon den ein oder anderen Kaiser durch unzufriedene oder bestochene Soldaten in schwarz das Leben gekostet. Das war in diesem Moment aber nicht das Thema und Vespa hegte solche Gedanken als frisch zur Garde gekommener Soldat sowieso (noch) nicht.


    Der Grieche hasste es, so lange reden zu müssen, doch das das ihm hier nicht erspart bleiben würde, war ihm schon vorher klar gewesen. Allerdings wollte er innerlich auch keinen Groll deswegen hegen, da er von großer Ehre erfüllt war, hier als Decurio bei den Praetorianern sein zu dürfen.

    Nachdem Vespa sein Pferd bei den Ställen in fürsorgliche und pflegende Hände geben konnte, die es auf jeden Fall bitter nötig gehabt hatte, immerhin hatte es den Griechen von Mogontiacum bis Rom getragen, folgte er dem Miles zur Principia, wo er dem Beneficarius des Tribuns Laetilius gemeldet wurde. Nach einem kurzen Check, ob besagter Tribun gerade Zeit erübrigen konnte, wurde der Decurio der Secunda in das Officium geführt, wo er den Laetilier angemessen respektvoll und entsprechend seines Ranges grüßte, auch wenn er ob dessen doch für einen Tribun der Praetorianer sehr auffällig gepflegten Erscheinung irritiert war, da er eher einen harten Brocken voller Narben erwartet hatte. Diese Irritation merkte man dem Griechen allerdings keineswegs an, da seine Mimik - wie eigentlich immer - regungslos war und eine gewisse Kühle ausstrahlte.


    "Tribun Laetilius." salutierte er also stramm und fuhr dann fort "Decurio Titus Vibius Vespa, Turma Secunda, Legio II Germanica." - das er aus Mogonitacum kam, erwähnte er nicht, da der Tribun natürlich wusste, dass die IIte dort stationiert war. Nachdem er sich vorgestellt hatte, machte er noch Meldung, da er nicht wusste, ob sein Gegenüber über sein Kommen informiert wurde, was dieser aber bestimmt war. "Ich folge meinem Versetzungsbefehl von Legatus Legionis Manius Arennius Cavarinus." Dann streckte er dem Tribun sein Versetzungsschreiben entgegen.


    Tribunus Cohortis Praetoriae
    Nero Laetilius Blasio
    Castra Praetoria
    Roma


    Salve Tribunus Laetilius,


    der Träger dieses Schreibens ist der erfahrene Decurio Titus Vibius Vespa. Ich sende ihn dir anlässlich deines Schreibens, in dem du um Verstärkung für deine Reiterei gebeten hast. Hiermit empfehle ich dir diesen Mann zur Aufnahme in eure Reihen. Wie du selbst sagtest, trenne ich mich nur ungern von diesem pflichtbewussten Offizier. Doch die höheren Aufgaben, zu denen er bei den Cohortes Praetoriae berufen sein wird, entschädigen diesen Verlust.


    Mögen die Götter stets über unseren Princeps wachen!


    Vale bene


    M. Arennius Cavarinus



    Sim-Off:

    edit: Schreiben beigefügt.

    Auf dem Weg durch das Pomerium konnte er alles beobachten, was Rom zu bieten hatte. Von Bettlern und Kranken über schlecht und gut situierten Bürgern bis hin zur Haute vo lee, welche als Ritter oder Senatoren nicht nur an ihren Standeszeichen wie den angusus clavus bzw. den latus clavus, sondern viel mehr an ihrem sonstigen Prunk und ihrer Überheblichkeit sowie Arroganz erkennbar waren.
    Eine Sache erfreute den Decurio schon regelrecht, als er durch die Straßen Roms ritt, was aber natürlich absolut logisch war: Es war römischer als Mogontiacum. Anders formuliert, wurde dieser Punkt noch deutlicher: Rom war frei von barbarischem Gesocks und deren "kulturellen" Einflüssen. So langsam war es ihm gar nicht mehr schade drum, dass er nicht mit gegen die Chatten ziehen konnte, um ihnen seine Hasta in den Brustkorb zu rammen.


    Nach einer Weile kam ihm eine Centurie Urbaner entgegen. "Centurio." grüßte er den mit dem Helmbusch ausgestatteten Soldaten militärisch. "Ich suche die Catra Praetoria." fuhr er dann mit seinem Anliegen fort. "Decurio." erwiderte dieser den Gruß etwas verwundert darüber, hier einen Decurio einer Legion anzutreffen. "Was willstn da? Doch nicht etwa in die Garde aufgenommen werden oder? Hohoho.." fragte er nach und scherzte letzteres zu seinem Optio. "Versetzungsbefehl." entgegnete Vespa dem schneinbar zum Witz aufgelegten Mann reglos. "Wie?" sein Lachen verstummte. "Ahso.. tatsächlich? Naja.. die Straße entlang, die übernächste links und dann wieder rechts. Dann gerade aus aus dem Pomerium heraus die via tiburtina vetus entlang und dann liegt die Castra auf der linken Seite." Zu Späßen war der Mann nun nicht mehr aufgelegt, scheinbar genau wissend, dass die Praetorianer keinen Spaß verstanden. Vespa war zwar in diesem Moment noch keiner - erst, wenn er den Eid geschworen hatte, würde er Schwarz tragen - aber er würde bald einer sein. Kommentarlos ritt der Grieche nun von dannen, wobei sein Pferd kurz wierrend seine Nüstern in Richtung des Centurio bewegte und diesen anschnaubte. Vespa zog sein Pferd an den Zügeln weg von dem Mann und machte sich auf zur Castra Praetoria.


    Immerhin war die Wegbeschreibung des Centurio ziemlich genau gewesen. Es dauerte keine halbe Stunde, da erreichte der Grieche das nord-westliche Stadttor und durchquerte es auf der via tiburtina vetus, von wo aus er bereits die Türme der Castra erkennen konnte. Wenige Häuser weiter kam er nun vor seinem zukünftigen Lager zum stehen. Entschlossen ritt er auf die Porta zu und grüßte die Wachen.


    "Decurio Titus Vibius Vespa, Legio II Germanica.Versetzungsbefehl zu den Praetorianern." Den Wisch würde er erst bei Aufforderung aus der Tasche holen. Nicht dass die Wachen dachten, er hätte irgendwelche abstrusen Pläne, wie damals, als er zu Beginn des Bürgerkrieges einen Botenritt mit seinen Männern zur ALA II Numidia unternehmen musste und sie von den Wachen bedroht wurden.

    Mit einem weiteren Nicken quittierte er die Erlaubnis der Stadtwache, die Porta Salutaris zu durchschreiten. Innerhalb des Pomeriums war er damals nicht gewesen. Nach Beendigung des Bürgerkrieges war er nur bis zum Marsfeld zugunsten der Parade vorgedrungen. Ohne großartig emotionale Regungen ritt er durch die Stadt hinter der Mauer und beobachete genau, was ihn dort erwartete. Jetzt musste er sich nur noch zur Castra Praetoria durchfragen.

    Mit einem Nicken quittierte er den Gruß des Soldaten und wollte gerade an ihm vorbeireiten, als dieser sich doch noch einmal vergewissern wollte, ob er Waffen trug. Etwas verdutzt warf der Grieche einen stummen Blick auf seine Spatha - eine Hasta trug er nicht, da er in der Castra Praetoria natürlich neue Ausrüstung bekommen würde, zudem hätte der Miles die große Lanze sicher gesehen - und über seine Schulter. Hinter ihm war auf dem Rücken des Pferdes sein Hab und Gut festgebunden, da es sich ja hierbei nicht um einen Tagesausflug sondern um eine Versetzung handelte, was einen Wechsel des Wohnortes mit sich brachte. Militärisch korrekt antwortete er dem Soldaten so knapp es ging. "Eine Spatha. Ich folge meinem Versetzungsbefehl zu den Praetorianern." womit klar wurde, dass er nur auf der Durchreise im Pomerium sein würde.

    Etwas weniger als eine Woche hatte es gedauert, bis der Grieche die noch verschwommenen Umrisse der Metropole am Horizont erkennen konnte. Da er zu Pferd unterwegs war, ging es etwas schneller als mit einem Reisewagen. Da er sein Pferd allerdings nicht wechselte, dauerte es rund anderthalb Tage länger.
    Als der Decurio sich der Stadt auf der befestigten Straße von Norden her näherte, kamen einige Erinnerungen in ihm hoch. Er erinnerte sich nicht nur an die Schlacht von Vicetia, in der sich viele römische Kammeraden als Schachfiguren im Krieg zweier großer Parteien, nämlich Rebellen versus Anhänger des Vescularius, bekämpften und regelrecht abschlachteten. Der Machtanspruch über das Weltreich Rom zwang die Römer, sich gegenseitig zu bekriegen - ein Bürgerkrieg, eine Farce des Lebens.
    Dann erinnerte er sich noch an die Belgarung Roms, wo alle mobilisierten Legionen der Rebellen aufeinander trafen, um den Usurpator aus Rom herauszuquetschen, wie einen räudigen Pickel aus der Haut, sodass sie sich regenerieren konnte und ihre Unversehrtheit so schnell wie möglich wieder hergestellt war. Die Turma des Griechen zählte immer noch knapp über zwei Drittel, ein regelrechtes Wunder, wenn man bedachte, dass sie sozusagen vom "Feind" eingekreist waren. Der Witz? Zu den damaligen Feinden gehörten auch die Cohorten der Praetorianer, denen er sich heute anschließen würde. Auf dem Weg von Vicetia nach Rom, hatte sich Vespa wieder etwas aufrappeln können. Mit einem Verband über dem Auge und an der Schulter, welche nun sichtbare Narben zierten, saß er den Umständen entsprechend firm in seinem Sattel. Krankfeiern war keine Option, die Rebellen brauchten jeden Mann, auch wenn die schwierigste Schlacht geschlagen war: Es galt immer noch die Stadtmauern zu überwinden.


    Die Straße führte ihn letztendlich, nachdem er den Tiber überquert hatte, am Marsfeld vorbei, wo ebenfalls eine Erinnerung in dem Griechen hochkam. Dort hatte die Parade stattgefunden, bei der sich alle Soldaten - und das einschließlich ihm - einfach nur gewünscht hatten, endlich auszuruhen, um den Weg nach Hause anzutreten. Stattdessen standen sie mit ihren Uniformen stramm in der brüllend heißen Hitze und mussten dabei zusehen, wie die Feldherren und ihre Tribune mit diversen Auszeichnungen vom damaligen Rebellenkaiser Cornelius Palma gekürt wurden. Nicht dass die einige der Soldaten und Offiziere keine Auszeichnungen bekommen hatten, aber in Anbetracht der Umstände, was die Kommandeure geleistet und die Soldaten als Schachfiguren ertragen mussten, war einfach nur unverhältnismäßig. Hoch zu Ross entschieden sie über taktische Züge, denen die Soldaten eifrig sowie widerwillig folgten, sodass sich Menschen gleichen Blutes gegenseitig die Köpfe einschlugen. Auch Vespa war als Decurio mit seinen Männern diesen Anweisungen gefolgt und das absolut bedingungslos und loyal. Diese ganzen Gedanken hatte er sich allerdings nicht gemacht, denn dafür war er viel zu rational. Er hatte seine Befehle, es galt den Vescularier zu stürzen und so wurde es gemacht. Das einzige, was ihm auf dem Marsfeld zu schaffen machte, war wie gesagt die Hitze und der Wunsch, sich endlich von den Strapazen erholen zu können.


    Über den Bürgerkrieg dachte er aber nicht mehr nach, denn auch wenn er es nicht wirklich zeigte, freute er sich über das, was ihm hier in Rom bevor stehen würde: Er sollte Praetorianer werden, womit einem Soldaten die höchste Ehre zu Teil wurde.
    Der elende Gestank dieser Stadt vermochte seine Zuversicht ob seiner Zukunft nicht trüben. Er war Soldat und keine dieser römischen Weibsbilder, die sich am Arm ihres doch so starken und ansehnlichen Senatorweicheis voll dekoriert mit Schmuck und eingekleidet wie Aphrodite persönlich mit vorgehaltener Hand durch die Stadt kutschieren ließen.


    Schließlich kam er an der Porta Salutaris am Collis Quirinalis an, durch die er in das Pomerium gelangen würde. Ihm war bewusst, dass die Castra Praetoria außerhalb des Pomeriums lag, allerdings war die Stadt riesig und er wusste nur, dass die Castra auf der anderen Seite lag. Da ihm allerdings die Himmelsrichtung unklar war, würde er sich durchfragen müssen. So ritt er geradewegs auf die Porta zu. Da er klar als Decurio zu erkennen war, würde es hier keine Probleme mit der Stadtwache geben.

    Nachdem Vespa sein Hab und Gut gepackt, sich von seinen Männern verabschiedet und letzte Vorbereitungen für die doch lange Reise getroffen hatte, ritt er kurz vor seiner Abreise zum Castellum der ALA II Numidia. Er hatte eine kurze Nachricht für Scarpus dabei, welche er einer Wache am Tor mit der Anweisung aushändigte, diese dem Atier persönlich zuzustellen.



    Ad Decurio Paullus Atius Scarpus


    Salve Scarpus,


    bin zu den Praetorianern nach Rom berufen worden. Bin schon unterwegs. Danke für den Brief von unserem Patron, werde ihn aufsuchen. Halte mich über die Lage mit den Chatten auf dem Laufenden, wenn ich ihnen schon nicht selbst den Kopf abschlagen kann. Lass dich nicht von einem Barbaren zum Fährmann schicken.


    Vespa







    Mit der Übergabe der Nachricht war seine letzte Tat in dieser Stadt vollbracht. Die Reise in einen neuen und wichtigen Abschnitt im Leben des Vibiers konnte beginnen.

    Mit einem dankbaren und respektvollen Nicken nahm er das "Geschenk" des Legaten entgegen. Auch die letze Anweisung nahm er mit einem Nicken zur Kenntnis und verabschiedete sich von dem Arennier "Jawohl, Legat. Ich danke dir für dein Vertrauen. Fideles constans." Der gebürtige Grieche verabschiedete sich mit militärischem, starmmen Gruß und nahm vom Adjutanten des Legaten sein Versetzungsschreiben und andere Papiere entgegen, bevor er sich zu seinen Männern aufmachte, um sie von seiner Versetzung in Kenntnis zu setzen.

    Nickend nahm er die Antwort des Legatus Legionis entgegen, dachte einen Moment nach und äußerte dann seinen Vorschlag.


    "Numerius Racilius Saloninus." diesen Namen ließ er für einen Moment lang stehen, bis ihm dann klar wurde, dass er seine Wahl vielleicht kurz erläutern sollte. "Er ist seit langem mein Duplicarius, die Männer vertrauen ihm." und das ebenso bedingungslos wie Vespa selbst. Das war mit das wichtigste in der Reiterei, zumindest, wenn man als Legionsreiterei in der Schlacht eingesetzt wurde. Die Formation und vor allem der Keil musste stark sein, um den Gegner niederzureiten oder eine Bresche in die menschlichen Mauern zu schlagen. Jede Art von Unsicherheit in der Turma konnte bereits allen das Leben kosten. "Er wird sich seinen Duplicarius aussuchen und es dir mitteilen, Legat." Das der Legat selbst einen Duplicarius bestimmte, den er Saloninus beiseite stellte, war undenkbar aus genau jenen geraden erläuterten Gründen. Das wusste natürlich der Legat, weshalb er Vespa auch nach seinem Nachfolger fragte.


    Erwartungsvoll schaute er den Arennius an, gab es noch etwas wichtiges, oder würde er sich auf den Weg machen können? Da fiel ihm noch eines ein "Mein Pferd?" sollte er es mitnehmen? Durfte er das? Oder sollte er auf anderem Wege nach Rom reisen.

    Die Miene des Griechen veränderte sich nicht, auch wenn er ob der Aufzählung des Legaten über Vespas Laufbahn und Erfahrung innerlich eine Augenbraue hochzog. Wieso tat er das? Nun deutlich interessierter, lauschte er strammstehend weiter und versuchte kurz in seinem Kopf durchzurattern, was da nun kommen würde.


    Als der Legionslegat schließlich mit der Sprache herausrückte und von einem Schreiben aus Rom erzählte, in dem der Praefectus Praetorio Männer anforderte, zog der gebürtige Grieche dann doch die Augenbraue hoch, und zwar beide! Er sollte zu den Praetorianern wechseln? Vieles schoss ihm jetzt durch den Kopf. Normalerweise befolgte er einfach nur, handelte also schlichtweg, wenn ihm etwas aufgetragen wurde. Doch jetzt überlegte er tatsächlich, was er davon halten sollte. Zum einen war es die größte Ehre, die sich ein Soldat vorstellen konnte. Als Teil der kaiserlichen Garde eben jenen mit seinem Leben schützen und das in Roma! Neben der Ehre und dem Ansehen, welches einem dadurch zu Teil wurde, würde er natürlich mehr Sold erhalten und eine Praetorianeruniform tragen. Auf der anderen Seite sollte er jetzt, also gerade JETZT nach Rom gehen, wo doch vor der Tür die Chatten warteten und sich zu irgendwelchen pseudo-organisierten Verbänden zusammenschlossen, um - völlig dem Größenwahn verfallen - zu versuchen, den Limes zu überwinden? Eigentlich hasste er Germanien, also war es doch das größte Glück, nach Rom versetzt zu werden. Aber er hasste auch die Germanen, und zwar so sehr, dass er sie am liebsten alle abschlachten würde. Ja. Germanien.. eine Hass-Liebe. Allerdings würde er vermutlich eh nicht viel von den Unruhen mitbekommen, da er mit seinen Männern als Meldereiter eher dafür zuständig sein würde, die Kommunikation zu den Außenposten am Limes aufrecht zu erhlaten.


    Die Entscheidung war gefallen. Bei Aphrodites Titten, nimm an du Idiot! Ares würde ihm vermutlich mit einem Speer vom Pferd holen, wenn er dieses Angebot, was eigentlich kein Angebot sondern mehr eine Berufung war, ablehnte.


    Das sich Vespa so ungewöhnlich viele Gedanken gemacht hatte, bekam der Legatus Legionis natürlich nicht mit. Vor allem konnte er sein innerliches Abwägen noch nicht einmal erahnen, da ihm die Antwort des Decurios allen Grund dazu nahm.


    "Gut, Legat." hatte man etwa wirklich eine andere Antwort von dem Griechen erwartet? Diese Antwort strotzte nur so von fehlender Emotionalität und bedingungslosem Befolgen eines Befehls. Dennoch schob er nach, was an dieser Stelle auch ob der langen Jahre unter dem Manier wohl mehr als selbstverständlich war, "Es ehrt mich, dass du mich schicken willst, Legat. Du wirst es nicht bereuen." und nickte respektvoll. "Wann breche ich auf?"

    Mit der Erwartung, wieder mit seiner Turma in Meldereiterfunktion einen Botenritt oder eine Eskorte absolvieren zu müssen, trat der Grieche in das Officium des Legatus Legionis, dessen Sekretär ihn direkt zum Legaten durchwinkte.


    Relativ gleichgültig ob dem, was ihn hier nun erwartete, meldete er mit gewohnt nichts-sagender Mimik vor den Manier und machte stramm stehend Meldung, wie es sich für einen Soldaten der Secunda gehörte.


    "Decurio Titus Vibius Vespa meldet sich wie befohlen."

    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    Dann drehte er sich zu seinen beiden Kameraden:
    "Na was meint ihr Männer wollen wir mal kurz vor die Tür?"


    Mit einem Nicken stimmte Vespa dem Vorschlag von Corvinus zu und stand auf, wodurch er seinen Kameraden signalisierte, dass er bereit war.


    Zitat

    Original von Paullus Atius Scarpus
    Vllt ergattern wir wirklich etwas für den Magen. Vespa? Was ist mit dir?


    "Mh." entgegnete der Grieche seinem ehemaligen ALA-Kameraden in gewohnter Knappheit.


    Die Männer machten sich auf in Richtung Ausgang des Theaters, wo sich weitere Bauchladenhändler aufgereiht hatten, um diejenigen Zuschauer, die sich die Beine vertreten wollten, abzufangen, um ihren Hungerlohn durch das Verkaufen von kleineren Köstlichkeiten zu decken.
    Für ein paar Sesterzen erstand der griechisch-stämmige Decurio ein paar Snacks, lehnte sich dann gegen die Mauer seitlich des Eingangs und wartete, bis seine Kameraden sich ebenfalls mit etwas Essen versorgt hatten.


    "Und?" eröffnete Vespa das Gespräch "Werden uns die Chatten ärger machen?" jetzt wurde er langsam gesprächiger, denn jetzt folgten die deutlich aufregenderen Themen des Abends.

    http://www.bilder-hochladen.net/files/hlfb-11-19ca.jpg[/wrapIMG]Die Stadtwache:


    "Zeig her' den Kram!" motzte Antonius, ging wieder einen Schritt auf den Kerl zu, entriss ihm schon fast grob den Mantel und nahm ihm die Messer ab. Dann zeigte er sie seinem Kameraden. "Die sollen heilig sein? Für mich sehen die eher mickrig, verrostet und stumpf aus, was meinst du Antonius?" "Hehe, ja, voll stumpf!" blödelte er zurück, ging wieder zu dem Mann und drückte ihm mit einem kräftigen Ruck die Messer entgegen, sodass dieser sie mit zwei Händen entgegen nehmen musste. "Dass du uns keinen Scheiss damit machst. Und jetzt zieh ab." Marcus machte einen Schritt zur Seite, sodass der Kerl passieren konnte. "Wir haben ein Auge auf dich, Anrhyddummkopf!" beschimpfte ihn Antonius abschließend und gab ihm erneut einen Schubser, sodass der Kelte auf dem Weg durch das Tor fast das Gleichgewicht verlor. Als dieser ein paar Schritte weiter weg war, meinte Marcus noch "Was meinst du, war das son' Druide?" "Wohl eher nur ein dreckiger Hundesohn." entgegnete ihm Antonius und spuckte auf den Boden. In diesem Moment kam ein bekannter Händler mit seinem Wagen ans Tor und hielt den Soldaten seinen Passierschein hin. "Salve Balor, na alles klar? Immer rein mit dir, sofern du keine Weiber mit geilen Titten auf dem Wagen hast, die kannst du direkt hier lassen hahaha.." Na so einfach ging es also auch mit dem Passieren.











    http://www.bilder-hochladen.net/files/hlfb-11-19ca.jpg[/wrapIMG]Die Stadtwache:


    "Wir haben dir doch gesagt du sollst den Scheiss mit deinem keltischen Gefasel da lassen!" energisch machte Antonius einen Schritt auf den Kelten zu und schubste ihn kurz mit der Faust, in welcher er sein Pilum hielt, an der Schulter zurück. "Ein Gelehrter bist du also soso.. Antonius, wie ein Gelehrter sieht der mir aber nicht gerade aus, was meinst du?" "Phaha ja, ein großer Gelehrter mit zerransten Klamotten. Naja, gefährlich sieht er jedenfalls nicht aus.." platzte es aus Antonius heraus. "Apropos gefährlich, hast du Waffen dabei? Ein Schwert hast du nicht, würde mich auch wundern bei deiner Aufmachung." Schwerter waren nicht gerade billig und der Typ sah schon ziemlich ärmlich aus. "Müssen wir nachschauen, was du da unter dem Mantel hast, oder sagst du es uns freiwillig?" Falls er irgendwelche Waffen hatte, müsste er sie abgeben, aber vermutlich ließen sie ihn dann rein, wem konnte der schon was zu Leide tun.













    http://www.bilder-hochladen.net/files/hlfb-11-19ca.jpg[/wrapIMG]Die Stadtwache:


    "Haha.. he, Marcus, der will uns doch verarschen!" witztelte Antonius herum. "Jaja lass mal diesen Scheiss mit dem anrydedingsbums sein." entgegnete Marcus dem Kerl erstmal. "Geht das vielleicht noch ein bisschen genauer? Was hast du gemacht, bevor du hierher gekommen bist? Hast du einen Beruf? Was willst du hier, wenn du dich ausgeruht hast?" Der Typ sollte sich ein paar zufriedenstellendere Antworten einfallen lassen, sonst würde er morgen früh noch hier stehen und die ganze Schose nochmal erzählen dürfen, wenn der Wachwechsel kam.